Psychokill – Der Tod der Schmetterlinge

 
  • Deutscher Titel: Psychokill - Der Tod der Schmetterlinge
  • Original-Titel: Psychokill - Der Tod der Schmetterlinge
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  • Regie: Jochen Taubert
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Timo Rose (Sprecher)
    Silvia Kippert
    Melanie Kiesfeld
    Vera von Griesven
    Adriane Sondermann
    Karin Assing
    Ramona Roberts
    Rita Schröer
    Stefan Assing
    Dr. Egbert Böing
    Erwin Feldkamp
    Christian Bütterhof
    Frank Reglinski
    Jochen Taubert


Vorwort

Achtung, FSK18-Review. Nicht geeignet für Kinder, Jugendliche und kleine Hunde.

Mensch, wieso tu ich mir das an? Nach „Maniac Killer 2“ und „Piratenmassaker“ sollte mir doch eigentlich klar sein, dass die, äh, „Filme“ von Jochen Taubert („Pudelmützenrambos“, „Sheeba“) nicht einfach nur sehr schlecht, sondern nachgerade unerträglich sind. Aber wie bei einem Verkehrsunfall oder Rotten.com übermannt die Neugier immer wieder das Grauen und hier sind wir nun wieder einmal, um dem Wahnsinn ins Angesicht zu schauen. Wäre jetzt aber auch nicht der Fall, hätte mir der Doc nicht die DVD zukommen lassen (ob jetzt aus Freundlichkeit oder aus purem Sadismus, sei dahingestellt), dafür herzlichen Dank!

Ursächlich schuld an der ganzen Misere ist, wie schon im „Piratenmassaker“-Review erwähnt, Oliver Krekel, welcher Taubert im Rahmen der Astro Newcomer Edition förderte; für „Psychokill“ stellte sich Taubert dann erstmals in die Dienste einer anderen Legende des Video- und DVD-Marktes: Andreas Bethmann (der umtriebige X-Rated-Labelchef und Teilzeit-Produzent, den wir hier mit „Insel der Dämonen“, „Dämonenbrut“ oder „Frauengefängnis 4“ auch als Regisseur kennen gelernt haben).

Taubert und Bethmann, was für ein Gespann! Schauen wir uns an, was diese unheiligen Verbindung gebar…


Inhalt

Beginnen tut der Film mit Aufnahmen eines Gebäudes, das wohl eine Irrenanstalt darstellen soll. Dazu hören wir einen hübsch pathetischen Off-Kommentar, den niemand geringeres als Timo „ich bin auch Rapper“ Rose spricht. Da sich die Genialität dieses einführenden Vortags nur in seiner Gesamtheit offenbart, gebe ich ihn hier ungekürzt und vollständig wieder:

„Das Gehirn, eines der grössten Rätsel der Medizin. Tausendfach erforscht und doch bei Krankheit so gut wie nicht reparabel. Allein in Deutschland sind über dreihunderttausend Menschen geistesgestört oder psychisch labil. [Wie gross ist der Anteil an Amateurfilmern?] Sie werden in so genannte Heilanstalten gesteckt, damit sie von der übrigen, gesunden Menschenmenge abgeschirmt werden. Dabei wird weniger an eine mögliche Heilung gedacht, vielmehr will man die übrigen Menschen vor solchen Geisteskranken schützen, denn in jedem zweiten Irren steckt ein potentieller Verbrecher. Vergewaltigung, Mord und Folter sind die häufigsten Folgen solcher frei herumlaufender Menschen. Die folgende Geschichte ist wirklich passiert, bei ihr weiss man nicht, ob man lachen oder weinen soll. [Ich glaub’s. Also, das mit dem Lachen oder Weinen.] Auf jeden Fall zeigt sie uns einen massiven Fall von Korruption und Fehlentscheidungen höherer Instanzen, wodurch viele Menschenleben in Gefahr gebracht wurden. Aufgrund von Augenzeugenberichten und einem Polizeibericht wurde dieser Fall zusammengetragen und gelangt nun, zum ersten Mal, an die Öffentlichkeit.“

Nachdem wir noch den Vorspann hinter uns gebracht haben, lernen wir unseren, äh, Helden kennen, nämlich einen Typen, der Hornbrille sowie eine gelbe Regenjacke trägt und den Ober-Behindi spielt. (Er streckt ständig die Zunge raus, nölt wie ein Kleinkind, etc. Sehr politisch korrekt, wie der Darsteller das macht.) Einen richtigen Namen kriegt er vom Film nicht mitgeliefert, aber da er später von seinen Eltern Bubi genannt wird (okay, könnte gegebenenfalls auch sein richtiger Name sein, was weiss ich denn), bleib ich auch dabei. Bubi entert die nächste evangelisch-lutherische Diakonissenanstalt und sabbelt dem Arzt was vor von tanzenden Mädels, die er für Sommervögel hält, was für sich genommen schon etwas besorgniserregend wäre, aber noch schlimmer wird: „Ich will alle Schmetterlinge umbringen.“ (Womit wir die viertelseidene Motivation für den Killer hätten.) Der Arzt: „Ihr Vater hat mich über das Problem schon informiert. Ihr Vater bezahlt mich ja überdurchschnittlich gut. Es ist ein Millionär wie im Bilderbuch.“ (Schön, dass wir darüber gesprochen haben.) Zum Thema selbst fällt ihm nicht viel Sinnvolles ein: „Das ist ein Problem ihrer geistigen Vorstellung.“ Aha. Bubi antwortet mit einem kleinen Gedicht: „Hannibal der Hunnenkönig fickte viel und kämpfte wenig, drum starb er nicht im Kampfe, sondern an nem Pimmelkrampfe.“ Der Arzt lacht herzlich und verabschiedet seinen Patienten: „Wir sehen uns dann zur nächsten Sitzung in einer Woche.“ Das ging ja schnell… Bubi rotzt noch auf den Boden, um sich dann davon zu machen.

Wenig später zertrampelt Bubi, nachdem er ein weiteres Sprüchlein aufgesagt hat („Schmetterling, du kleines Ding, such dir doch deine Tänzerin!“) in irgendeinem Garten einen der Flattermänner (der offensichtlich irgendwann mal im Sommer aufgenommen wurde, während der Restfilm eher im Herbst zu spielen scheint, jedenfalls aber bei einem Scheisswetter). Mit einer Axt in der Hand (hm, die hatte er vorher aber noch nicht dabei) nähert er sich einem Haus, guckt durchs Fenster und beobachtet eine ahnungslose Magd, die sich wie eine osteuropäische Nutte aufgebrezelt hat, beim Abwasch. Nach weiteren Reimen („Ein wilder Mann geht durch die Stadt und tötet alles, was ne Muschi hat“) dringt er durch die Gartentür ein, schleicht sich an die Abwaschende an, holt mit der Axt aus… Da dreht sich das Mädel um, schreit panisch (und in Zeitlupe) und schüttet dem Eindringling eine Tasse heissen Kaffee ins Gesicht, welche sie sich grad vorhin eingeschenkt hat. Während Bubi ob der Verbrühung seine bis anhin gute Laune verliert, flüchtet sie, versteckt sich dann aber blöderweise in einer Ecke, in welcher der Killer sie wenig später stellen kann. Zu den Klängen von Meddl-Mucke hackt er ihr die Axt in die Mittelsektion; sie sinkt sterbend zu Boden (und muss dabei unauffällig die Axt festhalten – typischer Taubert-Effekt). Er grabbelt an der Toten rum, doch ein Polizist (der dem Anschein nach aus Archivmaterial reingeschnitten wurde) kommt ihm dazwischen.

Eine schnieke schwarze Karre fährt auf einen Parkplatz, wo bereits ein anderes Auto wartet. Allgemeines Aussteigen. Ein etwas rundlicher Herr mit Sonnenbrille (den wir als fetten Piratenkapitän aus „Piratenmassaker“ wieder erkennen) erweist sich als Bubis Vater. Er ist äusserst ungehalten darüber, dass sein Sohnemann verhaftet wurde, und das bloss, weil seine Männer nicht richtig auf ihn aufgepasst haben. Unter der Führung seiner Nummer Eins, eines schnauzbärtigen Klotzes mit heiserer Stimme, schickt er sie aus, ihn zu befreien.

Bubi wird derweil per Polizeilaster durch die Gegend kutschiert, wobei ich bemerkenswert finde, dass er nicht etwa gefesselt im Laderaum, sondern ganz ungebunden auf dem Beifahrersitz hockt. (Tolle Sicherheitsvorkehrungen.) Okay, wie befreien die Schergen seines Vaters ihn nun? Indem einer von ihnen (Nummer Eins persönlich) sich eine Skimaske überzieht und sich an einer günstigen Stelle mit der Waffe auf die Strasse stellt. Der Fahrer des Polizeilasters nimmt sofort die Hände hoch und weil keine bewaffneten Wachen oder so was in der Art mitgefahren wären, ist Bubi ruckzuck befreit. (In „Con Air“ war das etwas komplizierter…)

Nummer Eins stösst Bubi ins Auto, unsere Gangster (welche übrigens mit zwei Karren unterwegs sind) geben Gummi. Dumm nur, das plötzlich zwei weitere Wagen in der Fahrbahn stehen und Nummer Eins zu doof ist, einfach drum herum zu fahren, weshalb er drüber fährt. Wir kriegen in der Folge einen halbseidenen Autostunt zu sehen; drei blöd in der Gegend rumstehende Soldaten können gerade noch aus der Fluglinie springen. Wider Erwarten ist die Karre nach der Landung immer noch fahrtüchtig, doch dann setzt Nummer Eins, der seinen Fahrschein auf dem Jahrmarkt gewonnen hat, diese gegen einen Baumstumpf. Die Soldaten eilen zur Ersten Hilfe, der Gangster zweiter Wagen kommt nach. In dem Trubel versucht Bubi, wegzulaufen, doch Nummer Eins packt ihn und will ihm das mit handfesten Argumenten ausreden. Die Soldaten wähnen in Bubi ein unschuldiges Opfer und sind mit Fäusten helfend zur Stelle, worauf eine allseitige Schlägerei entbrennt. (Beeindruckende Kampfchoreographie.) Die Gangster behalten die Oberhand (sind ja auch in der Überzahlt), entscheiden sich dann aber unvermittelt dazu, abzuhauen. (Ja, macht Sinn.) Bubi ist so dankbar für seine Rettung, dass er ein Messer aus seinem Stiefel holt (Leibesvisitationen bei der Polizei gibt’s wohl nicht mehr) und es dem einen Soldaten zuerst in den Bauch und dann in die Hand jagt (für Taubert sind die Effekte geradezu spektakulär gut, aber nicht gut im eigentlichen Sinne), während die Soldatenkollegen erst tatenlos daneben stehen, um daraufhin die Beine in die Hand nehmen. Der eine holt sich zumindest eine Spitzhacke und geht damit auf Bubi los, lässt sie sich von diesem aber abnehmen und wird selber aufgespiesst.

Eine blonde Tussi hockt auf dem heimischen Sofa und blättert in einer Zeitschrift, als das Telefon läutet. Es meldet sich unser Bubi: „Heute ist es so verzwickt, dass alles durcheinanderfickt.“ Weitere Obszönitäten folgen, dann wird es der Blondine zu blöd und sie hängt auf. Als der Hörapparat kurz darauf von Neuem klingelt, meldet sie sich mit einem herzlichen „Lass mich in Ruhe mit deinen Schweinereien!“, aber, wie gewitzt und unvorhergesehen, am Apparat ist diesmal gar nicht Bubi, sondern eine Freundin der Blonden. Sylvia, so heisst sie, hat was ganz Dringendes zu erzählen und will gleich vorbeikommen; in der Zwischenzeit geht sich Blondie vor dem Spiegel kämmen. In diesem erscheint plötzlich, nachdem sie sich nach der heruntergefallenen Bürste gebückt hat, Bubi, doch ist er nirgends zu sehen, als sie sich nach ihm umdreht. (Uuunheimlich.) Völlig verängstigt schaut sie sich in ihrer Wohnung um, findet den Eindringling aber nicht und hockt sich unverrichteter Dinge wieder aufs Sofa. (Statt zum Beispiel die Polizei zu holen oder so.) Da packt sie plötzlich jemand an der Schulter, doch es ist nur Sylvia, die sich inzwischen Einlass verschafft hat. (Gnarf.) Okay, was ist denn nun so dringend? Sylvia erzählt, sie habe einen furchtbar süssen Typen kennen gelernt, ist ja ganz toll. Da klingelt es an der Türe. Sylvia: „Weisst du, wer das ist? Das ist Marty, mein neuer Freund!“ Blondie geht aufmachen, doch draussen steht, tada, Bubi. Weil’s so überaus witzig ist, hält Blondie ihn vorerst für Marty und wundert sich lautstark über den Männergeschmack ihrer Freundin (wieso erkennt sie Bubi nicht als den Typen, den sie grad vorhin in ihrem Spiegel gesehen hat?); gerade als sich das Missverständnis auflöst, ist Bubi wieder wie vom Erdboden verschluckt. Die beiden Weiber fürchten sich gar fürchterlich, da geht wieder die Klingel. Mit einem Messer bewaffnet schleichen sie zum Eingang, aber natürlich steht nicht der Perverse im Regenschutz, sondern Marty vor der Tür. (Schnarch.) Sylvia hat ihren Freund übrigens nicht nur kommen lassen, weil sie vor der Freundin mit ihm angeben will, sondern auch aus praktischen Erwägungen der Triebbefriedigung, weil, Zuhause geht nicht und im Auto isses auch doof, könnte man da nicht… Blondie ist ne gute Freundin und stellt ihr Schlafzimmer zur Verfügung, „aber macht mir keine Flecken ins Laken!“ (An den Eindringling denkt keine Sau mehr.)

Während Sylvia sich im Badzimmer frisch macht, zieht sich Marty das Hemd aus (örks) und legt sich bäuchlings aufs Bett, da betritt Bubi das Zimmer und begrabbelt des Typen Rücken. Marty hält ihn für Sylvia und freut sich über die Massage, doch kehrt sich seine Freude in Todesangst, als Bubi ihn plötzlich zu würgen anfängt. Der entstehende Lärm weckt sogar die Aufmerksamkeit der Blonden ein Stockwerk weiter unten („Mein Gott, was muss das für eine Sexmaschine sein.“), schliesslich bricht Bubi dem Unglücklichen das Genick. Als nächstes killt er Sylvia, die bisher selbstverfreilich nicht wirklich was mitbekommen hat, mit der Axt. (Hm, woher hat er die jetzt eigentlich wieder?) Das Opfer hat Schwierigkeiten, sich das Lachen zu verkneifen… (Das wird in diesem Film noch mehrmals der Fall sein.)

Blondie geht, aus welchen Gründen auch immer (Voyeurin?), nach oben, wo der Anblick der toten Sylvia sie in Angst und Schrecken versetzt, doch dann ist sie auch schon selber drann. Bubi zerhackstückt sie in der Badewanne.

Nach getaner Tat begibt sich Bubi ins Freie, wo er urplötzlich von Nummer Eins eingesackt wird (woher wusste der, wo sich der Knallkopf befindet?). Bubi wird in eine Abrissbude gebracht und eingesperrt; einer der Männer bleibt bei ihm im Zimmer, während ein anderer vor der Türe Wache schiebt, unsere schnauzbärige Nummer Eins will den Chef benachrichtigen gehen.

Bubi spielt mit seinem Aufpasser Karten, als der aber seine Fertigkeiten in Zweifel zieht („Du Spasti weisst nicht einmal, wie das Spiel geht, ey!“), nimmt unser Killer das übel und plättet den unhöflichen Burschen mit einem günstig herumstehenden Holzbalken. Der Typ vor der Türe will eingreifen, Bubi schlitzt ihm aber mit einem Bastelmesser (welcher Idiot hat das überhaupt dort liegen lassen?) die Kehle auf. Mit dem Messer in der Hand macht er sich von dannen und bringt damit nach kurzem Kampf einen weiteren Wächter um die Ecke. Im Fuhrpark findet er ein weiteres Opfer, dessen Kopf er in eine Presse steckt, um diese dann mit Verve zuzudrehen, bis die Birne des Erbarmungswürdigen der rohen Gewalt nachgibt. (Nicht, dass das spektakulär anzusehen wäre, mehr als die Nahaufnahme eines Gesichts, über das Kunstblut läuft, gibt’s nicht.)

Als Nummer Eins seinem Boss die schlechte Nachricht überbringen will, ist dieser bereits auf dem Laufenden: „Nehmt alle unsere Leute und sucht ihn!“

Bubi verbringt währenddessen etwas Zeit in einem Haushaltswarenladen und erfreut sich an Bohrmaschinen, Sägen, Äxten und Vorschlaghämmern, erschreckt einen hilfsbereiten Angestellten und streichelt dann die Motorsägen, während er sich gleichzeitig einen runterholt. (Nicht jeder kann sich für elektrische Arbeitsgeräte derart begeistern.) Nach einer gefühlten Ewigkeit kauft er endlich einen Hammer (woher hat der Brieftasche plus Geld?), verlässt damit den Laden…

…und geht zu seinem Arzt (ist schon eine Woche um?). Auf des Doktors Nachfrage nach dem werten Befinden gibt er zum Besten: „Ganz schlecht, ich hab immer nur die Schmetterlinge im Kopf.“ „Sie müssen an viel Liebe in ihrer Vergangenheit denken.“ „Meine Mama habe ich ganz doll lieb.“ „Dann rufen sie ihre Mutter mal an!“ Der Doc wählt auch gleich die Nummer und reicht Bubi den Hörer, der palavert ein bisschen mit seiner Mutter. Auf den ärztlichen Rat hin, das von nun an öfters mal zu machen, schlägt Bubi dem Arzt mit dem Hammer den Schädel ein.

Irgendwo in der Nähe deckt ein Kindermädchen in einem etwas offenherzigen Outfit das Töchterchen des Hauses zu und bringt auch den Baby-Bruder ins Bettchen. Verantwortungsvoll, wie sie ist, hat sie ihren Freund eingeschmuggelt, mit dem sie nun eine Schmusestunde einlegt, springt dann aber plötzlich wieder auf, um zu kontrollieren, ob die Kleinen auch wirklich tief und fest schlummern. („Ich bin das Kindermädchen, ich werde schliesslich dafür bezahlt.“) Obwohl sie sich mit „Warte hier, ich bin gleich wieder da“ verabschiedet, ist sie wenig später, nachdem sie sich ob des Schlafes der Bälger vergewissert hat, tatsächlich heil zurück, um das Schäferstündchen fortzusetzen, indem sie am Finger ihres Lovers rumlutscht. (He, Mädel, falsche Stelle…) Besonders interessant anzuschauen ist das nicht, doch da fängt das Baby an zu weinen (mir ist auch langsam danach), weshalb das Kindermädchen erneut nachschauen geht. Den Killer im gelben Regenschutz, der sich Einlass in die Hütte verschafft hat, bemerkt sie nicht. Während die beiden Turteltäubchen weitermachen, wo sie vorhin aufgehört haben, schleicht sich Bubi mit der Axt (woher hat er die nun wieder?) ins Kinderzimmer, wo er das Baby vorfindet. „Du bist ja noch gar kein Schmetterling, du bist ja nur eine Raupe“, sagte er und zerhackt das Kind (offscreen, aber versinnbildlicht durch einen Blutspritzer an die Wand). Ganz toll, Herr Taubert, wir sind äusserst beeindruckt. Das Kindermädchen vermeint, was gehört zu haben, kriegt Angst und bringt ihren Stecher dazu, nachzusehen. Kaum ist er weg, malt sie sich vor lauter Nervosität und Angst die Fingernägel an. Pffzzz. Als der Typ zurückkehrt, röchelt er gar komisch und spuckt Blut; kein Wunder, er hat ja eine Axt im Rücken stecken. Bubi folgt ihm ins Zimmer, stürzt sich würgenderweise auf das Mädel und lässt sich auch durch einen Tritt in die Eier nicht davon abhalten, ihr beim vorzeitigen Übergang in die nächste Welt zu helfen.

Nachdem sein Opfer auf hochgradig überzeugende Weise gestorben ist (was auch wieder lang genug gedauert hat), verlässt Bubi den Tatort und fällt schon nach kurzer Strecke Nummer Eins in die Hände (der seinen derzeitigen Aufenthaltsort wieder mal hellsichtig vorausgesehen hat; er hätte mal bei dieser Uri-Geller-Show anstelle des kackenden Raben mitmachen sollen).

Der Chef freut sich, dass seine Männer endlich mal was auf die Reihe gekriegt haben. „Behandelt meinen Sohn aber gut, gebt ihm das Beste zu essen und pflegt ihn auch sonst gut, okay? Bringt ihn in unser Kloster, zu unseren Mönchen. Dort hat er es gut.“ (Der Typ besitzt ein Kloster samt Besetzung?)

Nummer Eins fährt Bubi zum Kloster, wo wir den beiden beim Weg vom Auto zur Türe in Echtzeit miterleben dürfen. Sehr kinematisch. Im Keller des Klosters sitzt später eine Nonne an der Nähmaschine (war vorhin nicht von Mönchen die Rede?), neben ihr hockt Bubi, an den Händen gefesselt (das bringt sicher sehr viel) und übrigens immer noch in seine modische gelbe Regenjacke gekleidet. Da taucht doch noch ein Ordensbruder auf (gemischte Kloster? Ei der Daus!), um Bubi mit einem nicht so leckeren Süppchen zu füttern; „das Beste zu essen“ am Arsch. Doch der Mönch (übrigens Jochen Taubert höchstpersönlich, heftig overactend) kennt nichts: „Das wird gegessen! Denn das ist nach dem Rezept Zacharias 1805.“ „Was, so alt ist das schon?“ Statt seine Suppe brav aufzuessen, rezitiert Bubi ein weiteres Gedicht: „Jesus sprach zu seinen Jüngern, vögelt nicht mit den jungen Dingern. Auf dass sie wachsen und gedeihen, bis sie selbst nach Schwänzen schreien.“ Diese Blasphemie nicht durchgehen lassen wollend, holt der Mönch Gerät zur Bestrafung hervor: „Dein Fleisch ist schwach, aber die Peitsche macht es stark!“ Nach einem viertelherzigen Peitschenschlag hat Bubi bereits dergestalt die Nase voll, dass er den Klosterbruder blutig erwürgt. Hernach beisst er sich die Fesseln auf und stürzt sich auf die kreischende Nonne (welche bisher paralysiert herumstand), die er mit dem Seil am Nähmaschinen-Tisch festbindet und dann vergewaltigt. (Ehrlich jetzt, wer hat das nicht kommen sehen? Immerhin hat Bethmann seine Finger mit im Spiel…) Kaum hat er abgespritzt, bricht er ihr das Genick und macht sich aus dem Staub.

Nummer Eins fällt die mehr als undankbare Aufgabe zu, den Boss von den neusten Entwicklungen zu unterrichten. Der nimmt die Info eher verhalten auf, steckt seine Pistole ins Maul des Schlechte-Nachrichten-Überbringers und drückt ab. Einen weiteren seiner Männer veranlasst dies zu der Bemerkung: „Sie sind genau so verrückt wie ihr Sohn“. Dafür bekommt der Anmassende selbst eine Kugel in den Bauch verpasst. Bevor er aber verröchelt, schiesst er zurück und trifft den Chef tödlich. Dieser verscheidet nach den bemerkenswerten letzten Worten: „Ein Loch!“ (Schnellmerker.)

Anderswo bügelt ein kraushaariges Mädel ihre Wäsche, ohne zu ahnen, dass Bubi sich in ihrem Haus befindet und eine Spitzhacke mitgebracht hat, mit der er nun hinterrücks auf sie zielt… Doch im letzten Moment dreht sie sich um und vermag auszuweichen, der Killer trifft bloss die Mikrowelle. Daraufhin knallt ihm die Kraushaarige eine Pfanne auf den eh schon derangierten Hohlkopf, Bubi ist vorübergehend ausser Gefecht gesetzt. Dies nutzt sie aus, um im Wohnzimmer die Polizei zu informieren: „Sie müssen mir helfen, ich hab hier den verrückten Mörder in meiner Wohnung!“ „Bitte? Sie haben den Mörder gesehen?“ „Ja, es ist der Serienmörder, der schon so viele Frauen umgebracht hat.“ (Dialoge der Sonder[müll]klasse!) Während der Bulle die gesamte örtliche Polzeischaft alarmiert und auf den Weg schickt, ist Bubi wieder zu sich gekommen und greift die Kraushaarige an, was vorerst bloss einem Fernsehapparat das Leben kostet. Mörder und potentielles Opfer ringen miteinander, schliesslich kriegt sie einen Schraubenzieher zu fassen, den sie ihm in die Schulter rammt. Das hält den Killer aber nur vorübergehend auf, so dass er sie schliesslich hinter dem Sofa finden und in den Würgegriff nehmen kann. Da kommt der Ehemann der Bedrängten nach Hause („Hey, du Vogel, lass sofort meine Frau los!“) und liefert sich einen Kampf mit dem Eindringling. Bubi haut ihm schliesslich die Spitzhacke ins Knie, aber in der Zwischenzeit hat die Kraushaarige die Armbrust von der Theke holen können (bekanntlich gehört in jede Wohnung für alle Fälle eine offen herumliegende Armbrust) und schiesst Bubi einen Pfeil in die Plauze. Er stakst röchelnd in den Flur, wo er auf dem Boden zusammenbricht. Die Kraushaarige kümmert sich um ihren Mann, dessen Knie übler mitgenommen ist, als es auf den erste Blick scheint: „Ich fühle mein ganzes Bein nicht mehr!“ Tatsächlich verhält es sich so, dass die Laufstelze durch den Treffer mit der Spitzhacke am Knie durchtrennt worden ist – was unser Ehepaar feststellen muss, als die Frau das Schienbein ihres Mannes plötzlich in den Händen hält. Besonders gefasst nehmen die beiden das ja nicht gerade auf… Bubi kommt erneut zu Bewusstsein und killt den rumheulenden Typen mit der Hacke.

Wer auch immer die Frau ist, die jetzt die Treppe hoch kommt, in der Küche trifft sie auf Bubi, der versucht, die Kraushaarige zu tilten. Mit dem Überraschungsgast konfrontiert, lässt der Killer von seinem derzeitigen Opfer ab und schlachtet die Neue sogleich mit der Spitzhacke. (Lebe wohl, wir haben dich kaum gekannt.) Danach schlägt er die Kraushaarige mit einem Fausthieb bewusstlos, breitet sie auf dem Küchentisch aus und bohrt ihr mit einem Handmixer (!) den Bauch auf, bis die Innereien herausquellen (*mit der flachen Hand auf die Stirn klatsch*). Er entledigt sich noch des Schraubenziehers und des Pfeils, dann verlässt er den neusten Tatort. (Und wo blieb in all der Zeit die Polizei?)

Wenig später pisst er in irgendeinem Lagerhaus an eine Palette. Seine Mutter, welche über die gleichen hellseherischen Fähigkeiten wie Nummer Eins (Gott habe ihn selig) verfügt, lässt sich von ihrem Chauffeur/Bodyguard hinbringen: „Da ist ja mein kleiner Bubi!“ Besagter Bubi dreht sich um, ohne die Entleerung abgeschlossen zu haben, und verunreinigt dementsprechend seiner Mutter Hose, was die mit einem entsprechenden Gesichtsausdruck quittiert. „Tut mir leid, Mama.“ Mutter sieht es glücklicherweise nicht so schlimm, grosse Umarmung! Bubi geht dabei allerdings derart stürmisch zu Werke, dass der Bodyguard sich genötigt sieht, ihm mit der Waffe zu drohen, worauf sich ein Gerangel zwischen den beiden Männern um die Pistole ergibt. Wir sind sehr überrascht und erschüttert, als sich dabei versehentlich ein Schuss löst und Bubis Mutter plättet.

Während der Bodyguard Morgenluft wittert („Scheisse, ich hau ab!“), tapst Bubi heulend herum und macht sich schwere Vorwürfe: „Alles, was ich anfasse, mach ich kaputt!“ Und: „Ich bin ein ganz böser Junge!“ Am Boden zerstört, bindet er sich ein Band zu einer Schlinge und hängst sich mithilfe einer Leiter an einem Balken auf. „Mama, ich komme zu dir!“, sagt er noch, bevor er die Leiter umstürzt und sein Leben aushaucht.

Filmkritiker, vor allem, wenn sie das Objekt der Kritik verreissen, statt es in den Himmel zu loben, sehen sich ja öfters mal dem Vorwurf ausgesetzt, bloss neidisch auf die Filmemacher zu sein. Tja, ist eigentlich gar nicht so falsch: Hallo, ich bin der Gregor und ich bin neidisch auf Jochen Taubert. Ich möchte auch gern mit einem Team Film um Film machen und dreiviertelprofessionel vertreiben lassen können. Ich beneide ihn um die Möglichkeiten, die er hat, und ich bin fassungslos darüber, wie verdammt wenig er daraus macht, sei’s aus einem eklatanten Mangel an Talent gleich welcher Art (in Verbindung mit einer grandiosen Selbstüberschätzung), sei’s aus einer radikalen „Scheissegal“-Attitüde heraus.

Wenigstens eins muss ich aber zugeben: „Psychokill“ stellt eine sichtliche Verbesserung gegenüber einem Werk wie „Piratenmassaker“ dar. Natürlich ist das so eine Beinbruch-oder-Fussverstauchung-Frage, aber man nimmt halt, was man kriegt… Mit einer Laufzeit von 65 Minuten (zum Vergleich: die Piratengrütze dauerte noch dero 80) geht der Streifen alles in allem relativ schnell vorbei und frisst nicht allzu viel wertvolle Lebenszeit, wobei ein paar Längen weniger ganz schön gewesen wären – des Irrsinnigen Ausflug in den Haushaltswarenladen oder des Kindermädels Liebesspiel mit ihrem Freund strapazieren die Geduld dann doch etwas, und sämtliche Splatterszenen sind bedeutend breiter ausgewalzt, als es angebracht wäre… das geht einem ja schon bei Fulci oder Ittenbach auf den Sack, aber dort sind die Effekte wenigstens gut.

Der Plot ist ja auch nicht übermässig spannend und beschränkt sich, wie man der Inhaltsangabe entnehmen kann, darauf, dass die Tranfunzel im Regenmantel Leute umbringt, von des Vaters Männern eingefangen wird, ihnen wieder entkommt und weitere Leute umbringt; nach der dritten Runde hat man’s dann langsam mal gesehen – eine Spannungskurve sucht man da lange, stattdessen herrscht die Wiederkehr des Immergleichen. Ein paar Ermittler auf den Fersen des Mörders oder so was in der Art hätte das Ganze sicher auch interessanter gemacht, aber seien wir froh, dass man zumindest der Handlung (sofern man dieses grosse Wort hier anbringen will) folgen kann, ohne sich dabei das Hirn zu verstauchen. Wobei hier wiederum die zahlreichen Logikfehler mentale Stolpersteine darstellen, bei denen die Hirnwindungen des Zuschauers immer wieder ächzen, wenn zum Beispiel ein maskierter Heini ganz alleine erfolgreich einen Gefangenentransporter hochnimmt, die Leute regelmässig nur blöd in der Gegend rumstehen, während der Killer wen abmurkst, Nummer Eins oder die Mutter immer wissen, wo sich Bubi gerade aufhält, oder unser Verrückter ständig irgendwoher Äxte, Spitzhacken oder Brieftaschen hervorzaubert. Aber man hat, so traurig das auch ist, im deutschen Amateurfilm schon Schlimmeres erlebt. Die Dialoge sind dann allerdings wieder bemerkenswert miserabel, wie man den oben aufgeführten Beispielen entnehmen kann.

Noch was zum herzallerliebsten Einführungstext, den der berüchtigte Timo Rose („Mutation“, „Space Wolf“, „Barricade“) hier vom Blatt abliest: Wo die von ihm angekündigten Beispiele von Korruption und „Fehlentscheidungen höherer Instanzen“ im Film tatsächlich auftauchen sollen, frage ich mich heute noch (mehr als entfernte Andeutungen, die man mit ganz viel Fantasie und gutem Willen vielleicht in die Richtung auslegen kann, gibt’s nämlich nicht – da erwähnt zum Beispiel der Arzt, von des Verrückten Vater bezahlt zu werden, aber irgendwie weiter mit irgendwas in Verbindung gebracht wird dies nicht), die Wahrheitsbetreuungen sind nichts als lachhaft (und sowieso eher als lahmes, klischiertes Genreelement zu verstehen), aber das alles ist ja noch akzeptabel, allerdings stösst es mir dann wirklich sauer auf, wenn die Hälfte aller psychisch Kranken zu einer Gefahr für die Allgemeinheit hochstilisiert und ein völlig überkommenes Verständnis von der Psychiatrie an den Tag gelegt wird. Man mag sich fragen, wie ernst das gemeint ist, ein schales Gefühl bleibt. Naja, intellektuelle Ergüsse deutscher Spläddaprolls…

Und wenn wir schon bei Verrückten sind: Die Darstellung des Killers entspricht so ziemlich dem, was Kinder von sich geben, die sich über geistig Behinderte lustig machen (überhaupt: ist der nun eigentlich behindert oder psychisch krank?). Politisch korrekt ist das nicht, was auch nicht unbedingt schlimm ist, aber es spricht Bände über das infantile Gemüt der Verantwortlichen und geht einem als Zuschauer schnell einmal heftig auf den Wecker. Der Arsch ist kaum auszuhalten, seine grenzdebilen Ballermann-Sprüchlein machen die Sache auch nicht besser. Bäh. Aber der, äh, Darsteller spielt den Vollpansenspacko durchaus überzeugend…

Ansonsten sieht es an der Schauspielerfront relativ düster aus: Die meisten liefern eine sehr hölzerne Vorstellung ab und kriegen ihre halbwegs auswendig gelernten Sätzchen mehr schlecht als recht über die Lippen (was bei der erwähnten Qualität der Dialoge eh schwer genug gewesen sein dürfte) und können sich immer wieder gerade dann, wenn es ihnen im Rahmen der Filmhandlung an den Kragen geht, offensichtlich das Lachen nicht verkneifen. Ein paar wenige ergehen sich in hemmungslosem Over-Acting, wie Jochen Taubert selbst als Mönch oder Taubert-Film-Veteran Frank Reglinski (zumindest denk ich, ausgehend von meinen Überlegungen bei „Piratenmassaker“, dass der Schauspieler so heisst) als der Typ, welcher die Spitzhacke ins Knie bekommt. Die Namen der Mitspielenden lassen sich den Gesichtern ansonsten kaum zuteilen, die Credit-Situation ist doch sehr unübersichtlich – was auch damit zusammenhängen dürfte, dass hier so gut wie kein Schwein einen Rollennamen zugeteilt bekommt (was für den Reviewer immer sehr lästig ist), mal abgesehen von Sylvia und Marty – wie deren Darsteller heissen, lässt sich wiederum nicht ermitteln. Immerhin kann ich noch die Vermutung anstellen, dass Bubis Mama von Christina Taubert gespielt wird – aufgrund einer gewissen Familienähnlichkeit bin ich mir nämlich ziemlich sicher, dass sie Tauberts Mutter ist. Und Dr. Egbert Böing wird wohl den Arzt gegeben haben.

Okay, was hatten wir noch nicht… ah ja, die Effekte. „Psychokill“ ist ja nominell als Splatterfilm unterwegs und tatsächlich spritzt eine Menge Kunstblut durch die Gegend, aber nicht unbedingt auf einer sehr glaubwürdige Art und Weise. Mal abgesehen davon, dass die Sosse nur entfernt an den roten Lebenssaft erinnert, spielen sich die meisten Splatterszenen so ab, dass offscreen das Messer/die Axt/die Spitzhacke irgendwohin gerammt wird und irgendwer von ausserhalb des Bildes das Kunstblut auf das Opfer spritzt. Etwas aufwändiger sind die durchstochene Hand oder das abgetrennte Bein (dargestellt durch äusserst offensichtliche Plastik-Props), am sploddrigsten ist der Mord per Handmixer. Doof isses wiederum, wenn das Opfer die Axt, mit der es gerade erschlagen worden ist, noch festhalten muss. Alles in allem bietet der Film nicht wirklich viel für den Gorehound (selbst an dem Kindermord kann man sich aufgrund fehlender Explizitheit kaum aufgeilen), aber wenigstens sind die Effekte nicht so überaus erbärmlich wie das, was man schon in andren Taubertfilmen gesehen hat. Bemerkenswert ist noch der Auto-Stunt, denn so etwas kriegt man im deutschen Amateurfilm tatsächlich fast nur bei Taubert geboten. Schade nur, dass die Szene relativ sinnlos eingepfrimmelt wurde und den Rotzfilm auch nicht viel besser macht.

Sehr positiv nehm ich übrigens das weitgehende oder gar völlige Fehlen eines lästigen Taubert-Trademarks auf: Das Recycling einzelner Einstellungen beschränkt sich vor allem auf kurze Blutspritzer in Splatterszenen und andere Kleinigkeiten, ist zwar immer noch nicht besonders schön, aber aushaltbar. Etwas nervig sind zahlreiche Achsensprünge und ein oft unbeholfener Schnitt; es irritiert halt doch ein wenig, wenn mitten in einer laufenden Szene Freeze Frame plus Überblendung eingesetzt wird (und das passiert in dem Film mehrmals), und öfters mal werden solch „originelle“ Szenenübergänge verwendet, wie man sie in diversen Filmschneideprogrammen findet – das Bild zieht sich einem Vorhang gleich zu und wieder auf, geht strahlenförmig von einer Einstellung zur nächsten über, etc. An die Amateurfilmer dieser Welt: Lasst den Blödsinn! Schwarzblende reicht vollkommen aus, alles andere könnt ihr euch sparen. Und innerhalb von Szenen bitte nur scharfe Schnitte! Ausserdem empfiehlt es sich nicht, zu jedem unmöglichen Zeitpunkt mit der Zeitlupe zu kommen, wie Taubert das hier macht, auch wenn man auf den komischen Effekt aus sein mag. Die Kamera wird entweder per Hand geführt (was öfters mal etwas chaotisch wirkt, und verwackelt isses sowieso, aber zumindest ein bisschen Dynamik reinbringt) oder einfach mal hingestellt (was entsprechend statisch aussieht). Ohne Videolook geht’s natürlich nicht, aber es hat anderswo schon mal billiger ausgesehen.

Grösster Vorteil des Films dürfte sein, dass sich der typische, grenzdebile und kaum auszuhaltende Taubert-Humor auf ein Minimum beschränkt. Als ich auf dem Cover das Wort „Splatterkomödie“ las, hatte ich bereits schlimmste Befürchtungen, aber in der Tat hält man sich in „Psychokill“ mit Gags wohltuend zurück. Die Darstellung des irrsinnigen Protagonisten mag schwer erträglich sein, hätte aber weitaus pansenhumoriger sein können; selbst die Wichseinlage im Haushaltswarenlager ist durchstehbar (wenngleich ich auch durchaus darauf verzichten hätte können). Der Typ, der sein Bein verliert, oder der Mord per Handmixer sind sogar ein kleines bisschen lustig, wenn auch eher auf trashige Art und Weise (= so unlustig doof, dass man bereits wieder darüber lachen kann).

Das Beste am Film ist aber die Musik von einem gewissen Harry Morgenmuffel. Keine Ahnung, wer hinter dem launigen Pseudonym steckt, oder ob tatsächlich jemand mit einem solchen Künstlernamen unterwegs ist (Google weiss dazu nicht viel zu sagen), jedenfalls ist der Score ganz gut gelungen – die Synthie-Herkunft ist zwar nicht zu verhehlen, aber die Mucke hört sich einigermassen lässig an und ist manchmal ganz stimmungsvoll; teils erinnern die Töne an Italo-Grütze der Achtziger. Grosse Loblieder drüber singen muss man aber auch nicht, vor allem, da die Unterlegung der Splatterszenen mit Meddl zumindest mir doch ziemlich auf den Senkel geht. Der Song zum Abspann von der Truppe „Materialschlacht“ kann sich hören lassen.

Auf Silberscheibe gepresst hat den Streifen X-Rated Kult DVD, welche die erwartbaren Qualitätsstandards in Sachen Bild und Ton für ein Amateurprodukt wohl erfüllt. Im Bonusmaterial findet sich eine Vorschau auf „Rossa Venezia“ (sehr offenherzig), ein Materialschlacht-Live-Video (gesungen wird „Das Tier in dir“, nicht „Sie ist kalt“, wie’s auf dem Cover vermerkt ist), sowie der Kurzfilm „Der Balken“ über einen Krebspatienten mit Hirntumor. Das Filmchen ist auf Video gedreht, aber digital auf altes Filmmaterial getrimmt, was ich irgendwie nervig finde; die Pointe ist vorhersehbar. Eine Kapiteleinteilung wäre noch schön gewesen.

Fazit: „Psychokill“ ist eine durch und durch spannende, durchdachte und so blutrünstige wie witzige Psychothriller-Komödie mit beeindruckenden Splattereffekten und hervorragenden Schauspielern, die einem sofort sympathisch sind. Jochen Taubert hat wieder einmal bewiesen, dass er der grösste lebende deutsche Independent-Filmemacher ist und sich selbst Leute wie Sam Raimi oder Peter Jackson noch was von ihm abgucken können.

Und wenn ihr jetzt die Aussage des letzten Abschnitts ins Gegenteil verkehrt, dann wisst ihr, was ich wirklich von dem Gülle-Streifen halte. Selbst wenn man bedenkt, dass auch der hiesige Regisseur Unerträglicheres abgeliefert hat, und die halbwegs gelungene musikalische Untermalung einrechnet, ist „Psychokill“ immer noch ein sehr unerfreuliches Erlebnis, dem man besser aus dem Weg geht.

Nie wieder Taubert! Wir sehen uns beim nächsten Taubert-Review!

(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


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