Project Wolf Hunting

 
  • Deutscher Titel: Project Wolf Hunting
  • Original-Titel: Neukdaesanyang
  • Alternative Titel: Wilcze stado | Navă la Busan | Корабль в Пусан |
  • Regie: Kim Hong-sun
  • Land: Südkorea
  • Jahr: 2022
  • Darsteller:

    Seo In-guk (Park Jong-doo), Jang Dong-yoon (Lee Do-il), Choi Gwi-hwa (Alpha), Park Ho-san (Lee Seok-woo), Jung So-min (Lee Da-yeon), Ko Chang-seok (Go Kun-bae), Jang Young-nam (Choi Myeong-ju), Sung Dong-il (Oh Dae-woong), Son Jong-hak (Soo-cheol), Lee Sung-wook (Kyung-ho), Hong Ji-yoon (Song Ji-eun), Jung Moon-sung (Kyu-tae), Lim Ju-hwan (Representative director), Kwon Soo-hyun (Jin Kang-woo), Jung Sung-il (Detective Jung Pil-sung), Kim Kang-hoon (Lee Do-il’s son), Lee Hong-nae (Piercing), Shin Seung-hwan (Mantis)


Vorwort

Abt. Gib dem Affen Zucker, blutigen Zucker

Nachdem sich 2021 schon der auf Taiwan gedrehte Infizierten-Schocker THE SADNESS per Fantasy Filmfest den Ruf einer wahren Orgie sexualisierter Gewalt „erkämpfen“ konnte, war es irgendwie nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Asia-Splatter in den Startlöchern stehen würde, um es ihm gleichzutun. PROJECT WOLF HUNTING ist nun ein Vertreter des koreanischen Kinos, der bei den Fantasy Filmfest White Nights Januar/Februar 2023 diesbezüglich hohe Wellen schlug. THE SADNESS konnte letztes Jahr meine hohen (zu hohen?) Erwartungen nicht erfüllen, aber ich war schon gespannt, wie das ausufernde Blutbad, das zu erwarten war (und das THE SADNESS seinerseits auch schon fraglos bot), bei eben PROJECT WOLF HUNTING ausfallen würde.


Inhalt

Dem südkoreanischen Außenministerium ist ein diplomatischer Coup gelungen: Sie handelten mit den philippinischen Strafverfolgungsbehörden eine Auslieferung von mehreren flüchtigen Koreanern aus, teils Wirtschaftskriminelle, aber richtig übelst harte Kundschaft. Nachdem die Rückführung per Flugzeug durch einen Selbstmord-Anschlag eines Opfers, der vornehmlich koreanische Beamte das Leben kostet, scheitert, entscheidet man sich, doch lieber den gemächlichen, aber besser zu kontrollierenden Seeweg einzuschlagen. 47 Straftäter werden hier von Sonderermittlern streng bewacht. Doch einem der Gefangenen ist es gelungen, einen Schlüssel für seine Ketten mit einzuschmuggeln. Schnell sind nun auch die anderen Mithäftlinge befreit und fallen über ihre Bewacher her. Ein wahres Gemetzel beginnt. Nur der Gefangene Lee Do-il hält sich im Hintergrund und vermeidet Kontakt mit jeglicher Seite.

Und was keiner weiß: Tiefer im Bauch des Tankers befindet sich ein geheimes Labor, in dem verbotene Experimente durchgeführt werden, deren Ergebnisse sich in dem menschlichen Versuchsobjekt Alpha manifestieren, der hier unter größten Sicherheitsvorkehrungen unter Verschluss gehalten wird. Während das Massaker voranschreitet, in dem nun auch die Sicherheitskräfte des Labors munter mitmischen, wird die Einsatzzentrale der Rückführungsoperation in Südkorea, die verzweifelt versucht, mit dem Schiff Kontakt aufzunehmen, kurzerhand von einer geheimen, aber übergeordneten militärischen Organisation übernommen. An Bord wartet seinerseits der geheimnisvolle Alpha nur darauf, auch seine Ketten endlich abstreifen zu können…

Besprechung:

Bei solch einer Art Film, wie es PROJECT WOLF HUNTING nun mal ist, steht die Logik natürlich nicht an allererster (oder zweiter, oder dritter) Stelle, doch anfangs musste ich doch erst einmal ob der Ausgangssituation die Stirn runzeln. Ein Auslieferungsabkommen zwischen Südkorea und den Philippinen, schön und gut. Aber es stellt sich da eine wichtige Frage: Wie sind die philippinischen Strafverfolgungsbehörden den Schwerverbrechern habhaft geworden? Zum einen ist es bekannt, dass die Korruption dort ein ernsthaftes Problem ist, zum anderen sind die Straftäter schließlich nicht dorthin geflohen, um in den hiesigen Gefängnissen zu verrotten. Vor allem, da man von Präsident Duterte weiß, dasser mit solchen eher unbürokratisch kurzen Prozess zu machen pflegt. In dem Zusammenhang sollte die Sorge der Flüchtigen, in Südkorea vor Gericht gestellt zu werden, eher zweitrangig sein. Aber egal, diese Bedenken hat man, so sie einem überhaupt aufkommen, schnell beiseitegeschoben, denn darum geht es hier nun wahrlich nicht. Der Hintergrund ist ehedem schnell abgearbeitet, die wichtigsten Figuren werden kurz eingeführt – besonders viel Charakterdrama ist hier auch nicht zu befürchten – und die Prämisse ist nach kurzer Zeit etabliert. Das Gemetzel kann also beginnen.

Und man muss schon sagen – holla, die Waldfee! Hingegen zu THE SADNESS, wo die wirklich hässlichen Dinge zumeist im Off geschehen, nimmt sich PROJECT WOLF HUNTING weitgehend nicht die Höflichkeit, bei den gröbsten Gewaltakten mal geschmeidig weg zu schwenken, nur die generelle Dunkelheit des Schiffsinnern mildert das hier und da ein wenig ab. Doch allgemein wird voll draufgehalten, dem Gorehound in uns damit ordentlich Zucker gegeben. Zumal das dann auch noch mehr als nur passabel getrickst ist – Hier geben sich altmodische Bodyprops und digitales Blut die Klinke in die Hand, wobei man beides kaum noch zu unterscheiden vermag. Es werden Köpfe weggeschossen, Torsos aufgeschlitzt, Innereien rausgeholt, Extremitäten ausgerissen – Einfallslosigkeit in der Darstellung menschlicher Verstümmelungen und Ableben kann man den Machern definitiv nicht vorwerfen. Allerdings nutzt sich das Blutbad nach einiger Zeit dann doch ab, nimmt einen nach einer halben Stunde Nabelschau nicht mehr so mit, wie noch zu Beginn. Man stumpft gemeinsam mit dem Film ein wenig mehr ab. Zum Glück gibt es dann noch Alpha und Do-il, die in der zweiten Hälfte des Films in den Mittelpunkt rücken und mit ihren Handlungssträngen SF- und Horror-Elemente mit in die dünne Plotte (die Idee zum Film passt ja wahrlich ganz bequem auf einen Untersetzer) einbringen. Das wirkt zwar bisweilen ziemlich trashy, hilft aber dabei, die während des Gesplatters leicht vernachlässigte Spannungsschraube nochmals ein wenig anzuziehen und den Zuschauer über die immerhin gut zwei Stunden bei der Stange zu halten. Darüber hinaus gestalten sich die nun etwas sparsamer verteilten Kills wesentlich effektiver in ihrer Wirkung. Und das Ende hält dann sogar noch die Möglichkeit einer Fortsetzung parat.

Regisseur Kim Hong-sun, der auch das Drehbuch verfasste, gilt hier im Westen noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, konnte sich in seiner Heimat wohl seine Meriten, u.a. mit der Mystery-Miniserie LIAR GAME (2014) und dem Besessenheitshorror BYEONSHIN (2019), schon verdienen. PROJECT WOLF HUNTING ist nun von einem anspruchsvollen Meisterwerk nun so weit entfernt, wie die Philippinen von einer menschenrechtskonformen Demokratie, aber straight ahead durchkonzipiert und verfilmt. Technisch gesehen, befindet sich das Gore’n’Guts-Spektakel voll auf der Höhe der Zeit. Der Schnitt ist schnell, aber nicht unübersichtlich, auch als reiner Actionfilm gibt sich PROJECT WOLF HUNTING keine Blöße. Gerade das Effekt-Team hat wohl einige Überstunden geschoben, um den Erwartungen des Genre-Publikums gerecht zu werden. Und auch wenn hingegen THE SADNESS – man möge mir den wiederholten Vergleich verzeihen – zu weiten Teilen im Tageslicht und hell erleuchteten Räumen seine unangenehm sexuell aufgeladene Gewaltszenen zelebriert, geht es in PROJECT WOLF HUNTING eben um ein Mehr aus derberen Effekten, die einem immens rasant zur krachenden Action um die Ohren geklatscht werden, um dann auch noch mit einigen, zur, wie schon erwähnt, eigentlich absurden Prämisse passenden, unglaublichen Wendungen (bei einer davon musste ich laut loslachen) gleich mal einen Kurzschluss im Gehirn des Rezipienten anzuvisieren. Schauspielerisch hingegen ist hier nicht viel zu erwarten, zu eindimensional sind die Charaktere ausgefallen, auch wenn mit eben Alpha und Lee Do-il noch zwei gegensätzliche Typen (sofern man Alpha so nennen mag) eingeführt werden, deren Hintergrundstory aber letztlich nur dazu dient, den Titel, die ausufernde Laufzeit und ein etwaiges Sequel zu rechtfertigen.

Fassung:

PROJECT WOLF HUNTING lief ohne Prüfung auf dem Fantasy Filmfest White Nights und mit 18er-Freigabe später ungeschnitten in den deutschen Kinos. Verleiher Capelight Pictures hat sich, wie schon im Falle von THE SADNESS im letzten Jahr, bei der Heimkino-Veröffentlichung löblicherweise dazu entschieden, keine geschnittene Fassung für die Sicherung einer FSK-Freigabe anzufertigen, sondern ließ den Film mit Spio/JK-Gutachten in seiner ganzen, blutrot gesprenkelten Pracht auf die deutschen Kunden los. Bild und Ton kommen in der erwartbar hervorragenden Qualität eines zeitgenössischen Films daher, das Gemetzel präsentiert sich knackenscharf und der Sound rummst ordentlich. Erhältlich ist das schon üblich zu nennende Mediabook mit Blu-ray und DVD, sowie eine Einzel-DVD. Die Unsitte des Labels, für solche Titel keine Einzel-BDs mehr anzubieten, setzt sich hier aber leider fort. Daneben ist der Film, da nicht indiziert, derzeit natürlich auch ungeschnitten bei den gängigen Streaminganbietern zur Leihe und zum Kauf erhältlich (ich selbst habe ihn bei Amazon Prime Video geliehen, da mir ein Blindkauf nicht behagte).

Fazit:

PROJECT WOLF HUNTING schaut gut aus und kracht ordentlich, tatsächlich ist er technisch für die große Leinwand wie gemacht, ein Genrefilm mit Triple-A-Flair. Doch auch im Heimkino kann man natürlich ordentlich Spaß damit haben, sofern die eigene Ekelgrenze ob des gezeigten Gekröses auch mitmacht. Es geht schnell zur Sache und geizt dann auch nicht mit Reizen, Gorehounds, die auch auf hyper-aktive Action stehen, sei der Film auf jeden Fall ans aus der Brust gerissene Herz gelegt. Für den Ottonormalverbraucher hingegen dürfte das doch zu explizit und blutig sein. So schön die Effekt-Show am Anfang des Massakers auch ist und wie hoch das Tempo das blutige Treiben voran-, äh, treibt, mir hat doch die zweite Hälfte am besten gefallen. Die Wendungen und die ins Groteske übersteigerten Genre-Motive versprühen hier angenehme B-Movie-Vibes, sie sind das Tüpfelchen auf dem „i“ für Trash-Aficionados. Und meinetwegen kann deshalb auch ein Sequel gerne kommen.

© 2023 Capelight Pictures


BOMBEN-Skala: 2

BIER-Skala: 7


mm
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Danji
Danji
6. Juni 2023 23:41

Das Mediabook lohnt sich wirklich nicht. Dem Film fehlt das gewisse „Extra“ um ihn immer wieder in den Player zu legen.
Und das Bonus-Material ist, mit 7 Min. behind the scenes und einer Trailershow, sehr mager.

Danji
Danji
25. Juni 2023 19:59
Reply to  Thomas Hortian

Am 30. Juni erscheint eine Amaray.