Prison Dancing

 
  • Deutscher Titel: Prison Dancing
  • Original-Titel: Jailbird Rock
  • Alternative Titel: Can't Shake the Beat | Prison Dancer |
  • Regie: Phillip Schuman
  • Land: USA/Argentinien/Panama
  • Jahr: 1985
  • Darsteller:

    Jessie Harris (Robin Antin)
    Peggy Birch (Valerie Gene Richards)
    Echo (Robin Cleaver)
    Max (Rhonda Aldrich)
    Samantha (Jacquelyn Houston)
    Mouse (Annie Livingstone)
    Lisa (Debra Laws)
    Judy (Erica Jordan)
    Danny (Perry Lang)
    Warden Bauman (Ronald Lacey)
    Dr Lunde (Victoria Lustig)
    Mary (Maria Noel)
    Lamont (Sebestian Larreta)


Vorwort

Wieder mal aus aus der Abteilung „Wer zum Geier hielt das mal für eine gute Idee?“ (actually würden mir mehr als drei Namen einfallen, aber das tut hier nicht wirklich viel zur Sache)… Gut, es muss Mitte der 80er Jahre (so schön, schön war die Zeit…) verlockend gewesen zu sein, nach dem Erfolg von Flashdance die scheinbar notwendigen Rip-off´s herunterzukurbeln – besonders für B-Film-Produzenten: Solche Filme brauchten kein nennenswertes Budget, als, hüstel, Schauspieler reichte eine Handvoll gut aussehender Mädchen, die im Zweifelsfall bereit sind, auch mal die Bluse zu lupfen, und, naja, die Tanzszenen – was weiss der durchschnittliche Kino- bzw. Videokonsument schon, wie eine vernünftige Tanzszene aussieht? Wer sich einen Streifen wie Jailbird Rock oder die Variante des unvermeidlichen Joe D´Amato, „Dirty Love“, ausleiht, dürfte eher selten zu den Besuchern von A Chorus Line oder Chicago gehören (wiederum, actually, I´ve seen Chicago), also kann man einn paar halbwegs rhtymische Bewegungen auch als modernen Ausdruckstanz verkaufen (abgesehen davon: ob man Jazz Dance nun wirklich für eine Form musikalisch orientierter Bewegung halten soll oder nur den verzweifelten Versuch am Hungertuch nagender Fitnesslehrer, Aerobic mit anderen Mittel zu verkaufen, ist m.E. noch nicht zweifelsfrei geklärt).

Wenn man dann noch davon ausgeht, dass wir sabbernden Kerle uns immer wieder gern den Frauenknastfilm der Woche ankucken, müsste ein „Flashdance goes to prison“ doch theoretisch die Lizenz zum Geldscheffeln sein. Gut, dass das nicht so total funktioniert hat, dürfte bekannt sein, denn ansonsten hätte DJ Bobo sicherlich schon das Titellied gecovert und das Video wäre nicht etliche Jahre nach dem Abkurbeln des Streifens in Deutschland bei Pacific Video, einem der arriviertesten Schundfilmvermarkter in diesem unserem Lande erschienen. Naja, was will man auch von einer Ko-Produktion amerikanischer, panamesischer und argentinischer Koryphäen erwarten? Meine Antwort könnte man erraten: einen halbwegs unterhaltsamen Trashfilmabend?


Inhalt

Eins kann man dem Film jedenfalls nicht vorwerfen, nämlich, dass er nicht umgehend zu Potte kommen würde. Für das notwendige Set-up und Character Establishment nimmt er sich ungefähr fünf Minuten Zeit, und der grösste Teil davon wird unter den Opening Titles durchgeführt. Also, unsere Heldin heisst Jessie Harris, ist jung und hübsch, hat neben ihrem Boyfriend Denny (Typ trübe Schnarchtasse) hauptsächlich und ausschliesslich die Tanzerei im Kopf, wird von ihrem Tanzlehrer der versammelten Tanzklasse als Musterexemplar für Leidenschaft vorgeführt (auch wenn mir, wie so oft, die präsentierte Tanzerei eher wie ein Musterbeispiel von epileptischen Zuckungen vorkommt) und ist mit einem ekeligen Stiefpapa gestraft. Als selbiger mal wieder zum Gürtel greift, um die liebe Mama ordentlich zu verdreschen, greift Jessie sowohl zum Gewehr als auch zur Selbstjustiz und ballert den verhassten Ersatzvater über den sprichwörtlichen Haufen. Für ´nen ordentlichen Anwalt reicht, so scheint´s, die Kohle nicht, denn Jessie wird postwendend (und off-screen, die Miete für einen Gerichtssaal gab das Budget wohl nicht her) wegen Mordes zu fünf Jahren Kerker im Frauengefängnis Seward verknackt (ist mir immer wieder schleierhaft, dass unsere „unschuldigen“ Heldinnen immer wegen ganz offensichtlich in Notwehr begangenen oder zumindest mildernde Umstände rechtfertigenden Handlungen so übel bestraft werden, siehe Vendetta). Noch während der Überführung in die Strafanstalt freundet sich Jessie mit der wegen unwissentlicher Komplizenschaft bei einem Raubmord (same pattern here) verurteilten Peggy Birch, Typ unattraktive Brillenschlange, an.

Knastdirektor Bauman und Knastpsychoklempnerin Lunde unterhalten sich über Neuankömmling Jessie. Lunde würde es ob des Tanzbackgrounds derselben für eine knorke Idee halten, Tanzkurse für die Gefangenen zu veranstalten, Bauman allerdings entgegnet, dass er vorher lieber eine Sauna installieren und Men Stripper einladen würde.

Jessie muss währenddessen die üblichen demütigenden Prozeduren bei der Einknastung erfahren – Entlausung und gynäkologische Untersuchung, aber – für die Schmutzfinken unter Euch da draussen (also solche Typen wie mich, höhö) – absolutely unexploitative, speak, nix zu sehen. Lunde unterbreitet Jessie, kaum ist sie ordentlich eingefahren, ihren Tanzvorschlag, aber Jessie will davon nix wissen. Auch Bauman gewährt Jessie eine Sofortaudienz, erbittet sich erst mal ein ordentliches „Sir!“ als Anrede und hält ihr dann die übliche Rede, wonach sie sich die Tanzerei abschminken könne, hier stehe schlichte Umerziehung auf gesetzestreue Bahnen auf dem Programm und nichts weiteres (aber sicher doch, „Sir!“). Zeit, unsere weiteren principal characters vorzustellen… nachdem man uns Aufseherin Mary (Typ lesbische Schlampe) vorgestellt hat, lernen wir (nachdem wir erstaunt feststellen, dass der Freizeitraum der Anstalt mit mindestens drei Billardtischen vollgestellt ist… wem von Euch kommt es wie eine gute Idee vor, kriminelle Subjekte im Knast mit Queues zu bewaffnen?) die wesentlichen Co-Inhaftierten kennen – in einer halbwegs originellen Idee per eingeblendeter Textkarte zu einem Close-up, der uns Namen, Verbrechen und Haftdauer nahebringt. Da hätten wir erst mal Echo (2 Jahre, Typ „afro-amerikanische Schurkin mit dem guten Herzen“) und Max (6 Jahre – Typ „Linda Blair war die Woche nicht verfügbar“ und nebenbei örtliche Queen Bee), die zunächst mal die Fieslingsfraktion repräsentieren, indem sie ohne weiteres die Neuankömmlinge provizieren (interessanterweise dürfen die Gefangenen vollkommen ordinäre Streetwear tragen und müssen sich nicht mit den unmodischen Kitteln behängen, die uns Filme dieser Art normalerweise zeigen). Jessie lässt sich erst mal auf nichts ein, aber als Echo der leicht verstörten Peggy eine scheuert, greift unsere Heldin an und rettet die neue Freundin vor dem Zugriff der Bösen Frau (for the record: das ist ein ausgesprochen jugendlicher Knast und sieht mehr wie eben ein Jugendgefängnis bzw. eine „Besserungsanstalt“ aus als ein echtes Gefängnis mit Gütesiegel, wenn man von den recht bedrohlichen Wachtürmen absieht). Das freut Sam (Typ: Queen-Bee-Rivalin, afro-amerikanisch, 5 Jahre) und ihre Gespielin Judy (Typ unauffällig, 2 Jahre wg. Brandstiftung) persönlich. Dann werden die neuen Fische auf die (ausgesprochen hellen und gemütlichen) Zellen verteilt. Peggy kann sich bei der verständnisvollen Mouse (Typ von niemandem ganz ernst genommener Scherzkeks, 1 Jahr wg. Autodiebstahl) ausheulen, während Jessie der afro-amerikanischen Möchtegern-Whitney-Houston Linda (1 Jahr) zugeteilt wird und von dieser erst mal die üblichen Überlebenstips erhält, vor allen Dingen den, sich nach Möglichkeit nicht bei Max und Echo unbeliebt zu machen – ´n bissl zu spät, diese Warnung.

Max kann den Knast nach Gutdünken tyrannisieren, da Aufseherin Mary ihr (selbstredend) sexuell verfallen ist (und den sonstigen Wärtern und Funktionsträgern recht gleichgültig ist, was Max treibt). Als Ausgleich für sexuelle Dienstleistungen (streng nach Plan: 1 x die Woche, mehr billigt Max ihr nicht zu) verschafft Mary der Gefangenen auch die üblichen, von Max weiterverbreiteten Drogen. Max hätte auch gern, dass Mary ihr Sam vom Hals schafft, aber da sind Mary „die Hände gebunden“. Im übrigen ist Max stinkig auf Jessie ob des Vorfalls mit Echo und Peggy und hat daher eine „Duschüberraschung“ für Peggy vorbereitet.

Die spielt sich dann auch umgehend ab – Peggy, von Max und Echo korrekt als schwächstes Glied der Zweier-Kette ausgemacht, wird von den fiesen Damen in der Dusche abgepasst, an die Wasserleitung gekettet und kalt abgeduscht. Bevor weitere Bösartigkeiten verabreicht werden können, stürzt Jessie schlimmes ahnend in die Dusche und versucht, Max im Catfight zu besiegen, zieht aber den Kürzeren. Max haut Jessie zu Boden und schickt Echo los, einen Besenstiel zu organsieren, mit dem sie unsere Heldin zu vergewaltigen gedenkt. Diese potentiell, ähm, interessante Szene wird uns aber durch die glückliche Fügung des Schicksals vorenthalten, dass Sam ihr Herz noch weiter für die Neuankömmlinge öffnet und mit einem Messer auf Max losgeht. Dieser erwiesene Vorteil in Sachen Offensivbewaffnung erweist sich recht schnell als kampfentscheidend. Sam ritzt ein bissel in Max´ Hals und kettet dann die Queen Bee (für eine solche eine reichliche Lusche, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf) unter den Duschkopf. Schätzungsweise sammelt man auf diese Weise nicht wirklich Pluspunkte bei der Oberknastologin.

Lunde versucht nochmals, Jessie zur Tanzerei zu bewegen, aber die verlässt einfach wortlos das Büro der Psychologin. Später bringt Sam einen Cassettenrecorder mit in den Freizeitraum und lässt diesen Black Dance Music zum besten geben, was erwartungsgemäss Max auf die Palme bringt, die, obwohl sie sich selbst ein black chick als love interest hält, natürlich auch leicht rassistisch veranlagt ist und umgehende Abstellung der „Urwaldmusik“ wünscht. Als Sam nicht hören will, geht Max mit einem abgebrochenen Queue auf Sam los (ich wusste doch, dass ist keine gute Idee mit dem Billard). Lamont, der good-hearted Wärter, geht dazwischen, brabbelt eine halbherzige Warnung vor der „Isolationshaft“ und lässt die Kontrahentinnen dann mehr oder minder tun, was sie wollen. Max fordert Sam zu einem Dance-Off heraus. Sollte Echo (natürlich ebenfalls begnadete Tänzerin) Jessie im fairen Tanzduell schlagen, darf zukünftig Max alleine das Programm im Freizeitraum bestimmen, gewinnt Jessie, hat Sam das Sagen. Echo legt sofort eine fetzige Nummer auf den Billardtischen hin, aber Jessie, obwohl von allen Mitgefangenen herzlich aufgefordert, verweigert jegliche tänzerische Aktivität: „Ich muss niemandem etwas beweisen!“

Es folgt ein wenig vollkommen irrelevante Charakter-Exposition für Peggy, der in einer Sitzung bei Lunde der handelsübliche tragische Familienbackground (Mami gestorben, Paps vor Gram selbst gemordet) verpasst, weswegen Peggy sich verzweifelt an das Lieblingsbuch ihres Vaters klammert (sprichwörtlich STÄNDIG – er hat´s angeblich auch geschrieben, was einen genuinely funny moment inspiriert, als Mouse sie darauf anspricht: „Mein Vater war auch Schriftsteller!“ – „Was hat er geschrieben?“ – „Lösegeldforderungen!“). Danny besucht Jessie und versucht, sie zum Tanzen zu bewegen, weil es doch ein echter Jammer wäre, usw. usf., aber Jessie bleibt hart: „Ich muss meinen Platz finden und mich unterordnen.“ Geht mit Tanzen nicht? Hm.

Wir bewundern kurz die lesbischen Liebespaare Sam/Judy und Max/Echo. Letztere planen wieder gar üble Dinge, nämlich eine „Überraschung“ für Jessie. Die äussert sich darin, dass Max nach eigenem Gusto den Arbeitsplan für die Gefangenen einteilt und der guten Jessie fällt die Aufgabe zu, eine Woche lang die Klos zu schrubben, und klar, dass Max dafür sorgt, dass die Schüsseln sich im angemessenen Zustand für diese lecker Arbeit befinden. Als Max ihrem Opfer dann auch noch ein paar blöde Sprüche einschenkt, platzt Jessie der Kragen und sie haut ihrer Peinigerin eine aufs Maul. Max zieht daraufhin ein Rasiermesser und ein kurzer Fight bricht aus – Jessie wird angekratzt, besinnt sich dann aber darauf, dass man in der Tanzschule auch High Kicks lernt und drischt der Gegnerin die Klinge aus der Hand. Der flgende Free-For-All-Brawl wird von Wärtern getrennt und alle hauptsächlich Beteiligten (Max, Echo, Sam, Mouse, Linda und Jessie) werden zu einer Woche Isolationshaft verdonnert. Aufseherin Mary gelingt es, durch Auftischen einer gar lustigen Lügengeschichte Max´ Kopf aus der Iso-Schlinge zu ziehen („sie wollte nur schlichten“) – Bauman mag das nicht so recht glauben, macht aber gute Miene zum bösen Spiel und erlässt Max die Strafe. Der Rest wandert also in die Einzelhaft, Sam nutzt den gemeinschaftlichen Gang in den Einzelzellentrakt für ein paar Horrorstories über den Schrecken der Isolation. Die Isolationszellen sind sprichwörtlich leere Räume mit einer Isomatte und ohne Klo (hm… eine Woche, das wird hart), aber mit dem erfreulichen Begleitumstand, dass man sich ohne Probleme über vier Zellen miteinander unterhalten kann (die Wände sind also vermutlich so dünn, dass man ohne gesteigerten Kraftaufwand ein Loch reinhauen könnte). Jessie ist besorgt, was Max während ihrer Abwesenheit Peggy antun könnte.

Max hat aber erst andere, wenn auch kleine Sorgen, denn sie wird von Lunde mit Fragen wie „Was geschah wirklich?“ und „Schämst du dich gar nicht?“ belästigt. Selbstredend nicht.

Von den fünf Isolierten sind vier relativ guter Stimmung. Mouse spielt Alleinunterhalterin, Linda plant ihre Sangeskarriere und Echo und Sam streiten sich über Jessies tänzerische Begabung, nur letztere ist am Zerbrechen. Als Sam ihr dann aber eine bildhübsche motivational speech hält („Sie wollen, dass wir uns nicht vertragen. Hier kommen Menschen an und gehen als Tiere wieder raus. Gib deinen Traum nicht auf!“), bekehrt sich unsere Jessie zum Besseren, fängt an, in ihrer Zelle rumzutanzen und gibt schliesslich ihren Traum bekannt, einmal eine Broadway-Show zu choreographieren. Erwarterweise führt das zur sofortigen Idee, eine Gefängnis-Show auf die Beine zu stellen.

Kaum aus der Iso-Haft entlassen, erklärt Jessie ihren Gesinnungswandel prompt einer begeisterten Dr. Lunde und stellt in ihrer Zelle fest, dass Peggy nicht nur die Zeit gut überstanden hat, sondern sich auch als begabte Malerin entpuppt, die als Überraschung für Jessie ein Tanz-Motiv an ihre Zellenwand gepinselt hat, was wiederum umgehend zur Anheuerung Peggys als Stage Manager für die geplante Show führt.

Bauman ist zunächst von dem Gedanken der Show nicht begeistert („Ich möchte nicht, dass das hier ein Club Med für gefallene Mädchen wird“ – zu spät, Meister, das isses doch schon lang!), aber als Lunde ihm verklickert, dass eine solche Aktion verdammt gute Publicity verspricht, ist auch der Direktor dabei. Mouse und Peggy sind inzwischen beste Freundinnen, und Mouse präsentiert bei der spontanen Feier des Tages selbstgepanschten Wein (naja, gegorenen Fruchtsaft) aus Parfümfläschchen (Chanel No. 5 ist der Duft der Stunde in gepflegten Frauenknästen). Jessie hat sechs Wochen Zeit, aus dem Haufen tanzungebildeter Knastinsassinen eine bühnenreife Showtruppe zu formen, was ihr zunächst recht schwerfällt, da ihr der rechte Knastslang fehlt. Dafür springt Mouse als Motivatorin der Truppe ein.

Danny kommt mal wieder zu Besuch, berichtet der erfreuten Jessie, dass ihre Mama zur Show kommen wird, und dann lässt der oberverständnisvolle Wärter Lamont, der sich auch heftigst mit seinem Zauberwürfel auseinandersetzt, die beiden Jungspunde für das Na-Sie-Wissen-Schon mal kurz alleine im Besuchsraum.

Ob der letzten zehn Minuten Film könnte man meinen, wir hätten den Böse-Max-Storyangle aus den Augen verloren, und deswegen müssen wir den gleich mal wieder einfiedeln. Max hat die fixe Idee, Jessie und ihre geplante Aufführung würde ihr den knastinternen Drogenhandel versauen, also müsse man sie stoppen, aber Echo scheint schon nicht mehr ganz 100-pro hinter ihrer Lesbian Loverin zu stehen. Hindert sie zunächst nicht an weiterer Bettgemeinschaft, was für Max insofern schlecht ist, als Mary sich justament einen intimen Moment der beiden aussucht, um ihrer geliebten Max ein kleines Präsent zu überreichen und erwartungsgemäss nicht in Begeisterung ausbricht, ihre grosse Liebe in den Armen einer anderen zu sehen.

Nun gut, Max hat eh andere Pläne – unter dem Vorwand, zukünftig friedvoll, lieb & nett sein zu wollen, bequatscht sie Jesse, sie und Echo in die Show-Truppe aufzunehmen. Jessie ist nicht recht von der Ehrenhaftigkeit der Absichten überzeugt, willigt aber ein. Sam gibt Max den freundlichen Rat, sich von den Proben fernzuhalten. Es gibt noch eine Rechnung zu begleichen, nämlich den nicht aufgeklärten Dance Contest zwischen Jessie und Echo, der jetzt im Rahmen der Proben nachgeholt wird. Beide Mädels holen alles aus sich raus, geben eine unerwartete Capoeira-Einlage und einigen sich schliesslich auf ein sportliches Unentschieden. Echo geht sogar soweit, Jessie respektvoll-freundschaftlich abzuklatschen, was Max mittelschwer frustriert – ebenso die dummen Sprüche, die Sam ihr ob dieser Tatsache noch reinreicht. Diese Demütigung muss natürlich schlimme Konsequenzen haben, und diese ereilen Sam umgehend in der Gefängniswäscherei, wo sich Max ein Bügeleisen schnappt und der armen Sam volle Kanne an die Birne knallt, mit tödlicher Präzision, no less. Sams Geliebter Judy bleibt es – welch grauenvolle Ironie des Schicksals – überlassen, die in eine Grossraum-Waschmaschine gestopfte Leiche zu entdecken. Die Trauerfeier, bei der Linda erste Kostproben ihres sängerischen Talents gibt (es gibt schlimmeres) wird mit einer gar ergreifenden, snüff, Sequenz cross-geschnitten, in der Judy die persönlichen Gegenstände Sams in einen Umzugskarton packt.

Alas, wie schon andere grosse Geister sagten, the show must go on. Während Jessie und ihre Troupe´ weiterproben, geht eine recht halbherzige Mordermittlung von statten. Max ist mittelmässig besorgt und versucht sich deswegen, bei Mary zu vergewissern, dass die sie weiterhin deckt. Mary meint, da nix machen zu können, von wegen offizielle Untersuchung, so dass sich Max zu Drohungen bemüssigt fühlt: wenn Max auffliege, werde sie Mary mit in die Sache reinreissen, das volle Programm, Drogenvertrieb, sexueller Missbrauch, etc. Mary ist wenig impressed.

Die Proben gehen weiter, Jessie straft Max mit diversen bösen Blicken, aber schlussendlich bricht der Tag der Aufführung an, und dafür hat Bauman nicht nur ein Theater in der Stadt gemietet, sondern auch diverse Honoratioren eingeladen, vom Kongressabgeordneten bis hin zum Gouverneur himself. Max verklickert Echo, dass sie diese günstige Gelegenheit zum Ausbruch nutzen werden, vor der letzten Nummer. Echo macht nicht den Eindruck, als wäre sie sonderlich begeistert.

Das erwartungsvolle Auditorium füllt sich für die Show „Prison of the Performing Arts“ (tonite only!) und Jessie ist backstage die Nervosität pur. Linda ahnt, warum und beruhigt: „Sam ist im Geiste hier!“.

Das Aufwärmprogramm bestreitet Mouse als EmCee mit ein paar lahmen Stand-up-Routinen, die unerklärlicherweise dazu führen, dass sich das Publikum halb tot lacht, bevor eine All-Inmates-Girl-Band namens Jail Bait einen relativ unerträglichen Rocker namens „It´s lust“ spielt. Max verschafft sich dieweil ein vorher von ihrem Freund auf dem Klo deponiertes Bleispritzchen und versteckt selbiges in ihrem Stiefel. Als der Zeitpunkt zur Flucht naht, verkündet Echo ihrer verblüfften Bettgenossin, dass sie nicht mitfliehen wird (bei lächerlichen zwei Jahren Knast würde ich mir das auch schwer überlegen, aber das Gör denkt vermutlich weniger daran als an die anstehende Rumhüpferei). Max schleudert Echo daraufhin ein recht unmotiviertes „Ich hab´ dich geliebt“ entgegen und verpisst sich alleine. Während sich auf der Bühne die grosse finale Tanznummer abspielt, mit Jessie und Echo als Solo-Tänzerinnen, kraucht Mary, von finsteren Ahnungen geplagt, der flüchtigen Max hinterher und stellt sie schliesslich, als die sich gerade durch ein Kellerfenster in die Freiheit hangeln will. Max schiesst auf Mary, hätte aber wohl besser zielen sollen, denn die Wärterin ist zwar tödlich verwundet, kann aber noch drei besser gezielte Retourschüsse abgeben. Mary und Max verröcheln synchron, während unsere Hupfdohlen Standing Ovations für ihre Performance abräumen…

Womit wir dann auch schon am Ende wären. Der Film gönnt seinen Hauptprotagonisten noch ein paar leidlich witzige „Was-wurde-dann-aus-ihnen“-Epiloge (alle konnten ihre Träume erfüllen, nur bei Mouse und Bauman wurde nix draus…), und dann ist der Spass auch schon vorbei.
Bewertung

Ich weiss immer noch nicht, wer diese Idee mal für wirklich töfte hielt, aber nach diesen eineinhalb Stunden kann ich immerhin feststellen, dass ich mich ganz gut amüsiert habe.

Ob des Sujets drängen sich Vergleiche zu dem erwähnten Dirty Love förmlich auf, einem anderen Versuch, Flashdance in ein sleaziges exploitation-trächtiges Genre zu exportieren. Klarer Fall, Jailbird Rock schlägt Dirty Love in jeder Hinsicht mühelos in Runde 1 k.o. Nicht, dass Jailbird Rock irgendwie inspiriert oder originell wäre (wenn man davon absieht, dass man zwei eigentlich nicht zusammenpassende Genres halbwegs erfolgreich verschmilzt), aber wo D´Amatos Dirty Love in jeder Sekunde die (auch an anderer Stelle ausgiebig gewürdigte) erwiesene Inkompetenz seines Schöpfers ausstrahlt, versprüht Jailbird Rock ein solides Mass an Professionalität. Das allein mag schon ausreichen, um die in verschiedenen Internet-Quellen kolportierte Legende, Joe D´Amato himself sei zumindest Kameramann und Co-Regisseur von Jailbird Rock gewesen, zu widerlegen. Das Thema selbst würde sicher bestens zum schmuddelköpfigen Italo-Sleazer passen, aber der Film selbst hat kein einziges Merkmal eines typischen D´Amato-Films. Nicht nur, dass er handwerklich durchweg ansehnlich ist, es gibt auch nichts von dem, was der geneigte D´Amato-Kenner warten würde – keine unappetitlichen Sexszenen mit hässlichen Männern, keine Darstellerinnen, die beim geringstmöglichen Anlass sämtliche Hüllen fallen lassen und keine absolut debilen Dialoge.

Eher im Gegenteil – wie erwähnt geizt der Streifen absolut mit Exploitaition-Elementen. Gäb´s nicht die insgesamt vier Toten im Filmverlauf (wobei allerdings nur drei on-screen stattfinden), würde ich mich noch ernstlicher fragen, wieso die FSK diesen Streifen erst ab 18 freigegeben hat (ja, ich kenn die Antwort: Pacific Video hat nie eine andere Freigabe beantragt, weil das rote Papperl auf der Box gewohnheitsmässig einen grösseren Reibach verspricht als das harmlose blaue 16er-Markerl). Dialoge und Drehbuch gewinnen wenig überraschenderweise keine Preise, aber sind nicht so schwachmatig, wie das, was Meister Massaccessi uns gewohnheitsmässig vorsetzte – man höre und staune, die wenigen Gags, die der Film, der sich verhältnismässig ernst nimmt, einbaut, sind grösstenteils sogar richtig lustig. Das Script spult zwar alle vorgeschriebenen Pflichtelemente des typischen Frauenknastfilms ab (bis auf die grosse Ausbruchs-/Aufstand-Szene, aber die sparen sich ja einige Vertreter des Genres), bleibt dabei aber ziemlich zahm, was nackte Tatsachen angeht, und in Verbindung mit dem (handlungstechnisch eher unterrepräsentierten) Tanz-Aspekt ist das für Genre-Verhältnisse unspektakulär, aber ganz okay.

Wie auch schon erwähnt, gibt sich der Film rein handwerklich wenig Blössen, Kameraführung, Schnitt und Ausstattung sind annehmbar. Und was die Tanzszenen angeht, die sind ansprechend choreographiert (wenn wir uns vor Augen halten, dass wir es hier mit einem ziemlich billigen Low-Budget-Streifen zu tun haben) und auch recht fetzig inszeniert – fast schade, dass die grosse finale Shownummer durch die Schnitte auf Max und Mary ständig unterbrochen wird – auch hier im Vergleich zu Dirty Love eindeutig zwei bis drei Klassen besser.

Regisseur Phillip Schuman, dessen grösster inszenatorischer Verdienst bis dato das Making of Raiders of the Lost Ark darstellt, zieht sich jedenfalls ordentlich aus der Affäre… Das Tempo ist angemessen, es wird nicht langweilig, auch wenn ihm ab und zu mal ein Handlungsfaden vorübergehend entgleitet und nicht alles hundertprozentig durchdacht wirkt. Für Genre und Handelsklasse des Streifens ist das eine recht reife inszenatorische Leistung.

Wenn man rumnörgeln will, kann man das (Ihr wusstet doch, dass da noch was kommt…) allerdings an den Darstellern. Robin Antin und Robin Cleaver sind recht begabte Tänzerinnen, aber besonders Antin ist schauspielerisch eine rechte Niete – Antins emotionale Bandbreite reicht von „Ausdruckslosigkeit“ bis „Niederstierender Böser Blick“, dummerweise ohne jegliche Zwischentöne. Cleaver bemüht sich zumindest. Valerie Gene Richards als Peggy ist schlichtweg das, was man annoying nennt und Rhonda Aldrich… yech, auch hier liegen Anspruch und Wirklichkeit weit weit auseinander (und wenn man bedenkt, dass es mit „Anspruch“ bei einem billigen Frauenknaststreifen so weit her auch wieder nicht ist, stimmt das doch nachdenklich).

Nominell grösstes Licht im Cast ist Ronald Lacey, der immerhin Nebenrollen in Klassikern wie The Fearless Vampire Killers („Tanz der Vampire“), Raiders of the Lost Ark und auch Buckaroo_Banzai (dort als Präsident Widmark) in seiner Vita stehen hat. Bei seiner hiesigen Performance möchte man allerdings meinen, dass Lacey unter irgendwelchen Drogen stand, denn das ist eine schlafgewandelte bis chargierte Leistung. Ansonsten noch erwähnenswert, dass Jessies Boyfriend Danny von Perry Lang gemimt wird, der später Karriere als Regisseur machen sollte. Neben diversen Episoden prominenter TV-Kost wie ER oder NYPD Blue geht auf sein Konto einer der in Fankreisen beliebtesten Dolph-Lundgren-Reisser, Men of War. Ohne sein Werk weiter zu kennen (hab leider auch den Lundgren-Film bislang nicht gesehen), kann man durchaus sicher sein, dass die Regie-Begabung deutlich höher anzusiedeln ist als die schauspielerische.

Bevor ich´s vergesse, in einem Tanzfilm ist die Musik ja auch nicht ganz unwichtig. Sensationell ist sie nicht, generic 80er-Soul-Dance-Pop ist angesagt. Nicht aufregend, aber auch nicht ohrenbeleidigend. Musikalischer Tiefpunkt ist eindeutig der lasche Rocksong, den „Jailbait“ von sich geben dürfen (und der aus handgezählten eineinhalb Riffs besteht).

Insgesamt ist Jailbird Rock einer der charmanteren Vertreter des Genres. Wer bei seinem Women-in-Prison-Streifen durchaus mal auf die eigentlich angeborene Sleazigkeit verzichten kann und (aber davon ist ja auszugehen) keinen besonders grossen Wert auf besonderes glaubhafte darstellerische Leistungen legt, dürfte mit dem Film schon seinen Spass haben. Die gefeatureten Mädchen sind allesamt ansehnlich (das stimmt nun allerdings wieder etwas traurig, da ja keine die Hüllen fallen lässt…), die Story ist nicht hochkreativ, beleidigt aber den Intellekt nicht stärker als nötig und die Handlung spielt sich recht flockig-flott ab. Sicher kein Klassiker für die Ewigkeit, aber ein unterhaltsamer Zwischendurch-Film, oder auch das ideale Futter für den Fall, wenn man sich nicht zwischen Flashdance und Chained Heat entscheiden kann (den Moment mag´s ja geben…).

Das bundesrepublikanische Verleihtape glänzt als „Bonus“ mit ein paar herrlich beknackten Videotrailern auf filmhistorische Meilensteine wie Jungle Wolf II oder Hot Splash (von denen man als denkender Mensch mit Sicherheit nichts gehört haben muss).

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 7


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