Prison

 
  • Deutscher Titel: Prison
  • Original-Titel: Prison
  •  
  • Regie: Renny Harlin
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Burke/Charlie Forsythe (Viggo Mortensen)
    Katherine Walker (Chelsea Field)
    Direktor Eaton Sharpe (Lane Smith)
    Cresus (Lincoln Kilpatrick)
    Rabbitt (Tom Everett)
    Lasagne (Ivan Kane)
    Tiny (Tommy „Tiny“ Lister)
    Rhino Reynolds (Stephen E. Little)
    Hershey (Larry Flash Jenkins)
    Captain Horton (Arlen Dean Snyder)


Vorwort

Ursprünglich hätte das heutige Review bloss ein Bit werden sollen, doch dann ist die Inhaltsbeschreibung etwas aus dem Ruder gelaufen und ich hab mir gedacht, scheisss drauf, dann mach ich halt ein Kurzreview draus à la BURNING MOON oder CLASS OF NUKE ’EM HIGH 2. Die Filmbesprechung ist also etwas weniger ausführlich als sonst, aber dafür müsst ihr euch diesmal nicht wieder durch einen halben Roman kämpfen. Hat doch auch was.

Aber genug davon, kommen wir zum Thema: PRISON ist so ein Film, von dem ich noch nie was gehört hatte, bevor ich beim Stöbern in meinem liebsten DVD-Fachgeschäft von Welt (der Laserzone in der Zürcher Bäckerstrasse) auf die Silberscheibe gestossen bin. Das blutrünstige Cover sprach mich sofort an, zudem hatte ich von Regisseur Renny Harlin ja durchaus auch schon mal was gehört (A NIGHTMARE ON ELM STREET 4, DIE HARD 2, DEEP BLUE SEA, EXORCIST: THE BEGINNING), gleiches gilt für Hauptdarsteller Viggo Mortensen (LEATHERFACE: TEXAS CHAINSAW MASSACRE III, LORD OF THE RINGS, A HISTORY OF VIOLENCE). Zudem wurde der Film produziert bei (damals noch) Charles und Albert Bands Produktionsfirma Empire Pictures (GHOULIES, RE-ANIMATOR, FROM BEYOND)! Wenn das mal nicht vielversprechend ist.

Dafür, dass diese Besprechung hier überhaupt zustande gekommen ist, könnt ihr übrigens Forumskollege G danken, der mich so lieb darum gebeten hat. Aber legen wir los…


Inhalt

Der Film beginnt mit einer hübschen POV-Sequenz (erinnert mich an LADY IN THE LAKE oder DR. JEKYLL AND MR. HYDE) aus der Sicht eines Todeskandidaten, der von seiner Zelle zum elektrischen Stuhl geführt und durchgebraten wird. Die Szene erweist sich als Albtraum von Eaton Sharpe, damals als Wächter dabei, heute als Gefängnisdirektor unterwegs.

Als solcher soll er das alte, eigentlich schon seit 1968 stillgelegte Staatsgefängnis von Wyoming übernehmen, das just reaktiviert wurde, weil der Gouverneur keine Kohle für eine neue, humanere Strafanstalt auszugeben gedenkt. Sehr zum Verdruss von Katherine Walker, designierte Gutmenschin und fortschrittlich eingestelltes Mitglied der Strafvollzugsbehörde. Die muss sich nun also mit Sharpe herumschlagen, der nicht nur ein Chauvi alter Schule ist, sondern auch wenig bis gar nichts von modernen Resozialisierungsmassnahmen wie Therapie oder Handwerksausbildung hält, sondern es mit „Auge um Auge“ hält (ach ja, Rassist ist er auch noch. Sympathischer Bursche).

Da sich das Gefängnis nach zwanzig Jahren Stilllegung in einem eher desolaten Zustand befindet, werden so ungefähr dreihundert Häftlinge in Bussen angekarrt, auf dass sie die Bude in Ordnung bringen (hoffen wir mal, der alte Knast ist trotz Erosion und so immer noch ausbruchssicher). Gleich am Ankunftstag verscherzen es sich zwei von denen heftig mit Sharpe, indem sie einen Fluchtversuch mit dem Bus unternehmen (bzw. der eine, Rabbitt, unternimmt den Versuch, der andere, Hershey, gerät da eher zufällig mit rein) und wandern sogleich ins „Loch“ (kennt man ja aus unzähligen Gefängnisfilmen); den anderen Sträflingen wird (Kollektivstrafe) vorläufig die Post einbehalten und das Besucherrecht beschnitten.

Der Neuzugang wird zunächst mal in den Zelltrakt verfrachtet. Autoknacker Burke (eben unser Viggo) freundet sich an mit Mordbube Joe Lazaro (oder so ähnlich), genannt „Lasagne“ und lernt später seinen Zellengenossen Cresus kennen, ein alter, gesundheitlich angeschlagener Schwarzer. Joe indes sitzt zusammen mit Tiny ein, der, seinem Namen entsprechend, ungefähr so gross wie ein Haus ist.

Des Nachts hat Sharpe wieder einen Albtraum und schiesst beim Aufwachen beinahe Captain Horton, den Chefaufseher, über den Haufen (an dessen Stelle würde ich meine Versetzung beantragen).

Tags wird noch schnell etabliert, dass Burke sich als Autoknacker naturgemäss mit Schlössern auskennt (hmmm, wofür könnte das noch gut sein?), dann kriegen die Zuchthäusler Arbeitsgeräte ausgehändigt (Spitzhacken, Vorschlaghämmer, etc.) und werden zum Reinemachen geschickt; Burke und ein spiritistisch veranlagter Schwarzer, dessen Namen ich nicht mitbekommen habe und den ich deshalb einfach mal „Voodo-Kalle“ nenne, müssen im Keller eine zugemauerte Türe aufbrechen, hinter der sich der ehemalige Hinrichtungsraum befindet. Tja, und damit fängt die ganze Scheisse überhaupt erst an, denn hinter der Mauer hat eine unheimliche Entität, die Voodoo-Kalle sogleich als „bösen Geist“ identifiziert und die sich als blendender Lichtstrahl in Verbindung mit starken elektrischen Entladungen manifestiert, nur darauf gewartet, loszubrechen und ordentlich Budenzauber zu veranstalten. Burke wird durch einen starken Sog beinahe durch das Loch in den Hinrichtungsraum gezogen, kann aber gerettet werden, ansonsten bebt die Erde ordentlich und gehen jede Menge Fensterscheiben zu Bruch.

Nachdem sich der Geist fürs erste ausgetobt hat (wobei man den Vorfall zunächst so interpretiert, dass man bei den Arbeiten wohl aus Versehen eine Gasleitung oder so was erwischt hat), finden sich Burke und Voodoo-Kalle mit leichten Verletzungen auf der Krankenstation ein, wo sich gerade auch Katherine Walker verarzten lässt. Bevor Autoknacker und Strafvollzugsbeamte das eine oder andere Auge zuviel aufeinander werfen können, meldet sich der Geist zurück: Erinnert ihr euch noch an Rabbitt und Hershey, die beiden Nulpen, die versucht haben, mit dem Bus aus dem Gefängnis zu flüchten? Die hocken immer noch in ihren Einzelzellen im Keller. Leichte Opfer. Das Gespenst macht ihnen Feuer unterm Arsch, soll heissen, heizt ihre Zellen auf Backofentemperatur auf. Hershey verbrennt (schön deftiger Effekt!), aber Rabbitt kann von Burke befreit werden. Etwas später kriegt der Autoknacker von Sharpe ob seiner Aktion eine Standpauke (oder so ähnlich. Jedenfalls scheint der Direx was gegen Selbstlosigkeit unter Knastbrüdern zu haben).

Die Knackis haben Freigang im Gefängnishof, Gelegenheit für Burke, Rhino kennen zu lernen, ein etwas ungepflegt wirkender, bärtiger Schrank von einem Mann, der sich in der kurzen Zeit, in der die Knastologen hier sind, bereits als Alphatier herauskristallisiert hat (er hat sich sogar bereits einen Jüngling als Bitch zugelegt). Burkes Heldentat hat sich rumgesprochen und Rhino hätte ihn gern in seiner Clique, doch mit ein wenig Klötenquetschgriff stellt dieser klar, dass er Einzelgänger ist und zu bleiben gedenkt (Rhino scheint sich das zu Herzen zu nehmen, zumindest hält er sich von nun an fern von Burke. Oder vielleicht hat Drehbuchautor den Plotpoint einfach vergessen). Der nächste in der Reihe ist Rabbitt, der bedankt sich bei Burke für seine Rettung, indem er diesen und Kumpel Lasagne über den Fluchtversuch unterrichtet, den er noch in der gleichen Nacht unternehmen will (müsste der nicht eigentlich erst noch seine Zeit im Loch fertig absitzen?).

Abends hat Walker eine unerfreuliche Begegnung mit Sharpe und Horton (die beiden nehmen ihr den Bericht über den Todesfall Hershey ab, den sie eigentlich an die Strafvollzugsbehörde hätte schicken wollen. Es würde sie allerdings niemand dran hindern, Zuhause einen neuen zu schreiben…), während die Knastologen einen drauf machen und musizieren, Tattoos stechen, sich die Haare schneiden lassen, jonglieren, etc.

Direktor Sharpe schleicht sich nach dem kleinen Intermezzo mit Walker zum Hinrichtungsraum und platziert auf dem alten elektrischen Stuhl ein Kettchen, das er damals dem Todeskandidaten (ihr erinnert euch?) vom Hals gerissen hat. Exakt in diesem Moment fällt der Strom aus. Der Direx lässt die Gefangenen in ihre Zellen sperren, wobei es Rabbitt in dem Durcheinander gelingt, heimlich und vorerst unentdeckt zu türmen. Auf dem Weg nach draussen gerät er aber an den Geist, der ihn mittels Stahlseilen und –stangen perforiert. Da ist’s wohl Essig mit der Flucht.

Sobald es wieder hell wird, ist Rabbitt, bzw. seine Flucht, das Tagesgespräch. Beim Mittagstisch tropft dann aber plötzlich Blut durch die Decke (argh, GLOCKENSEIL-Flashback!), gefolgt von Rabbitt selber, oder, besser gesagt, von seiner verunstalteten Leiche, die durch die Decke bricht und auf den Tellern der Mitgefangenen landet. Bon appétit!

Sharpe ist etwas stinkig, weil so ‘n elender Mörder in seinem schönen Gefängnis einfach so unentdeckt zu Werke gehen kann und nun also schon zwei von seinen „Schützlingen“ auf dem Gewissen hat (an seiner Stelle würde ich mich aber schon darüber wundern, wie einer der Häftlinge solch aufwändige Morde bewerkstelligen soll). Er komplimentiert Katherine raus aus der Strafanstalt, um freie Hand zu haben bei seinen „Ermittlungen“: Erst werden sämtliche Gefängniszellen durchsucht (und dabei die Habseligkeiten der Insassen so gut wie’s geht zerstört), als das nichts bringt, werden die Matratzen der Häftlinge im Hof verbrannt, während sich die Besitzer derselben zwecks Leibesvisitation ausziehen und dann in Unterwäsche dort stehen bleiben müssen, bis sich der Täter selbst stellt (als ob DAS funktionieren würde).

Katherine, die alte Petze, hat inzwischen Kontakt aufgenommen mit dem Leiter der Strafvollzugsbehörde und ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie Sharpe nicht mehr für vertrauenswürdig hält und sich um die Sicherheit der Häftlinge sorgt, doch der Bürohengst will nichts unternehmen ohne Beweise (vielleicht sollte man mal jemanden hinschicken, um solche zu sammeln? Allein die Tatsache, dass Sharpe keine Berichte mehr sendet, sollte doch eigentlich als Grund genügen, um ein paar sachte Nachforschungen anzustellen).

Nach stundenlangem Herumstehen in der heissen Sonne klappt Cresus, Burkes alter Zellenkamerad, zusammen. Eine der Wachen tritt ihm ein bisschen auf den Fuss, wird aber von Burke weggestossen und dann – bevor die Situation eskalieren kann – von Captain Horton Kaffee trinken geschickt. Nun sitzt der Wächter also alleine da im improvisierten Pausenraum, süffelt seinen Kaffee und guckt sich Männermagazine an. Wie aufs Stichwort erscheint der Geist, ergreift Besitz von ein bis zwei Kordeln Stacheldraht, den er um der Wache Gewehr wickelt, um den nicht besonders aufmerksamen Deppen abzuknallen. Der Schuss geht daneben, lockt dafür aber Horton an. Der kann gerade noch mit ansehen, wie der Draht sich um den unglücklichen Wächter wickelt, ihn anhebt, mit voller Wucht durch die Decke krachen lässt und so Direktor Sharpe erschreckt, dessen Büro sich gleich oberhalb befindet. Der sieht sich nun mit dem grossen Loch konfrontiert, dass die Leiche in seinen Fussboden geschlagen hat. Der Direktor erschrickt gleich nochmals, als er in der Hand des Toten das (vorhin erwähnte) Kettchen findet.

Und als ob das nicht schon genug Aufregung wäre für einen Tag, hat es Cresus draussen geschafft, einer der Wachen deren Gewehr abzunehmen und dieser damit zu drohen. Er will mit Sharpe reden, der auch prompt angetanzt bekommt. Wir sind überrascht und schockiert, als wir erfahren, dass die beiden sich von früher kennen. Da Cresus es trotz seiner Wut nicht fertig bringt, auf Sharpe zu schiessen, durchlöchert er stattdessen seinen eigenen Fuss und wird in die Krankenstation verfrachtet, wobei er Sharpe beim Abtransport als Mörder beschimpft. Burke herrscht den Direx an und rät ihm, den Alten bloss gut zu behandeln. Diese Frechheit bringt dem Autoknacker einen Freifahrtschein ins Loch ein. Sharpe verhängt überdies den Ausnahmezustand und lässt das Gefängnis hermetisch abriegeln. Die Häftlinge werden gerade zurück in die Zellen geschickt, da fällt wieder der Strom aus. Diesmal kennen die Insassen kein Halten mehr und zetteln einen Aufstand an, der erst mit dem Einsatz von Tränengas zurückgeschlagen werden kann. Die Aufsässigen werden mit Handschellen in ihren Zellen festgebunden.

Katherine indes muss Zuhause irritiert feststellen, dass ihr Radio sich plötzlich von selbst einstellt, ebenso der Fernseher und der Computer, schliesslich auch der Drucker. Letzterer druckt immer wieder die Zahl 1964 aus, welche auch auf der Anzeige des Radioweckers und auf dem Computerbildschirm erschienen ist (der Geist beeindruckt mich: Die letzten zwanzig Jahre eingesperrt gewesen, und doch weiss er, wie man einen „modernen“ Rechner bedient).

Katherines Synapsen ringen sich tatsächlich zu der Erkenntnis durch, dass mit 1964 eine Jahreszahl gemeint sein könnte und so entert sie das örtliche Zeitungsarchiv, um die entsprechenden Jahrgänge durchzuarbeiten. Tatsächlich wird sie fündig: In erwähntem Jahr wurde Häftling Charles Forsythe (dessen Foto Burke verdammt ähnlich sieht) aufgrund der Zeugenaussage von Mitinsasse Burton Cresus (!) und Gefängniswächter Eaton Sharpe (!) bezüglich eines Mordes an einem weiteren Knasti zum Tode verurteilt und auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet (wobei Charles stets seine Unschuld beteuerte).

Zurück im Gefängnis, wo Voodoo-Kalle es schafft, den Geist zu beschwören und dafür von diesem per Lichtstrahl ein Loch durch die Mitte verpasst bekommt (autsch!). Dann grillt das Gespenst per Elektrik ein paar der Wachen, öffnet daraufhin die Handschellen und Zellen der Insassen. Auch Burke ist frei, nachdem er das Schloss seiner Einzelzelle geknackt hat, und hat eine Begegnung mit einem leuchtenden Computer, der vor seiner Nase explodiert. In der gleichen Sekunde explodiert auch der Computer von Katherine, nachdem ihr Drucker ein Blatt mit der Nachricht „the prison dies tonight“ gedruckt hat.

Die Knackis nehmen einer der Wachen deren Gewehr ab (wobei sich Tiny, der Gigant, eine Kugel mittschiffs einfängt) und schiessen das Tor auf, das den Zellentrakt versperrt. Inzwischen ist Direktor Sharpe zur Krankenstation gepilgert, wo immer noch Cresus liegt. Wir kriegen bestätigt, was wir geahnt haben: Der Mord an dem Häftling, für den Charlie Forsythe auf den elektrischen Stuhl wanderte, hatte in Wirklichkeit Sharpe begangen, Cresus half ihm mit einer falschen Aussage, damit durchzukommen. Und nun ist Charlie zurück, um sich dafür zu rächen. Sharpe hat mit dem Alten unerfreuliches vor, doch da kommt Burke hinzu und überwältigt den Gefängnisdirektor.

Rhino und Lasagne gehen checken, ob die Luft rein, bzw. die Tower besetzt seien. Um die Wächter auf den Türmen hat sich Charlies Geist bereits gekümmert, aber genau der ergreift jetzt auch Besitzt von den Maschinengewehren, feuert auf die Häftlinge und mäht Lasagne nieder. Rhino indes erwischt es mit der Spitzhacke. (Wieso hat der Geist sie nicht einfach in den Zellen umgebracht, statt sie erst aufwändig nach draussen zu locken?)

Inzwischen erreicht Katherine das Gefängnis mit dem Auto und kommt gerade recht, um Burke und Cresus aufpicken, die Sharpe als Geisel bei sich (und vorhin auf dem Weg nach draussen noch schnell Captain Horton abgeknallt) haben. Charlie nimmt sie unter Beschuss und versperrt sogar das grosse Tor, das aber für Burke selbst mit seiner Schusswunde im Bein kein Hindernis darstellt: Er klettert auf den Turm oberhalb des Tores und öffnet dieses manuell. Katherine steuert den Wagen hindurch und nach draussen, steigt dann aus, um Burke zu helfen. Cresus wird dazu abgestellt, Sharpe mit einer Pistole zu bewachen, erliegt aber einer Schussverletzung, die Horton ihm vorhin beigebracht hat. Sharpe nimmt das Auto an sich und will damit vom Hof fahren, doch da bricht die Erde auf und Charlie taucht auf als Zombie in seinem elektrischen Stuhl, grillt den bösen Gefängnisdirektor und lässt alles in einer grossen Explosion enden. Burke und Katherine schleichen sich davon, mitgenommen, aber am Leben…

Was der spätere Starregisseur Renny Harlin da gedreht hat, kann sich wirklich sehen lassen, auch wenn der Zuschauer drehbuchtechnisch dann doch die eine oder andere Kröte schlucken muss: Am meisten fällt auf, dass wir über den Mord von 1964, welcher immerhin der ganzen Chose zugrunde liegt, so gut wie gar nichts erfahren. Dass Eaton Sharpe das Mordopfer (dessen Namen ungenannt bleibt, aber zugegeben, der tut eh nichts zur Sache) wohl in einem Fall von Polizeibrutalität zur Strecke gebracht hat, können wir uns noch zusammenreimen, aber die genauen Umstände der Tat bleiben im Dunkeln (hatte er zum Beispiel ein spezielles Verhältnis zum Opfer, oder war dieses eher zufällig an der Reihe?), ebenso, wie Charles Forsythe in der Sache mit drin hing (bzw. weshalb er sich als Sündenbock anbot) und wieso genau Cresus für Sharp die Falschaussage getätigt hat.

Etwas seltsam auch, dass Charlies Geist für nötig hält, Katherine Walker zum einen den Hinweis auf das Jahr 1964 und zum anderen die Nachricht bezüglich der Katastrophe zu schicken (mal abgesehen davon, wie er sie wohl überhaupt gefunden hat). Macht nicht wirklich Sinn, aber es ist halt eine halbseidene Möglichkeit, nötige Exposition, bzw. den Helden im Finale ein Fluchtauto zur Verfügung zu stellen.

Ferner kapiere auch nicht so ganz, was der Geist denn eigentlich gegen die Sträflinge hat. Dass er die Wächter killt, klar, das kann ich nachvollziehen, aber warum tötet er auch seine „Leidensgenossen“? Und es irritiert, dass die Strafvollzugsbehörde auch dann nicht eingreift, als im Gefängnis schon längst eindeutig etwas nicht mehr stimmt (ich meine, spätestens wenn Sharpe die Strafanstalt abriegeln lässt, würde es doch eigentlich nahe liegen, wenigstens mal etwas nach dem Rechten zu sehen). Ausserdem ein lustiger Zufall, dass Cresus ausgerechnet in das Gefängnis von Sharpe verlegt wird. Auf weitere kleine Unstimmigkeiten hab ich in der Inhaltsangabe hingewiesen.

Nicht, das dies dem Film wirklich ernsthaft schaden würde, alles in allem ist die Plotte (auch trotz ihrer Vorhersehbarkeit und den Gefängnisfilmklischees, die noch dazu kommen) doch relativ stimmig geworden und zumindest muss man sich nicht ständig an den Kopf langen. Es hätte *viel* schlimmer kommen könne bei Drehbuchautor C. Courtney Joyner, ist der doch sonst einer der untalentiertesten Schreiberlinge, die je für Charles Band gearbeitet haben (PRISON war übrigens seine erste Arbeit für den umtriebigen Badmovie-Produzenten) und hat zum Beispiel die Skripts verbrochen zu DR. MORDRID, dem völlig verblödeten LURKING FEAR, oder TRANCERS 3 (bei den letzten beiden war er auch Regisseur).

Den grössten Anteil am Gelingen des Filmes dürfte aber Renny Harlin gehabt haben. Inzwischen ein routinierter Action- und Horrorregisseur, lieferte der Finne mit seinem dritten Werk seinen ersten Hollywoodfilm ab, hatte aber damals schon ein todsicheres Gespür für tolle Bilder (der geniale, düstere Look von PRISON ergibt sich ja bereits aus der trostlosen Lokalität, wird aber verstärkt durch die dämmrige, teils fast schon expressionistische Lichtführung), gute Kameraführung und Bildkompositionen sowie gelungene Actionsequenzen. Langweilig wird die Sache auch zu keiner Sekunde, dafür ist der Film hübsch ernsthaft.

Der Score von Richard Band (Bruder von Charles Band und Komponist bei RE-ANIMATOR oder CASTLE FREAK) und Christopher L. Stone (PHANTASM 3, TERMINAL FORCE) besteht zum grössten Teil aus Synthie-Klängen, die sich etwas billig anhören, aber ein schönes 80er-Jahre-Feeling verbreiten.

Zu den Effekten: PRISON ist nun keine nonstop Splatterorgie, enthält aber doch ein paar hübsch deftige, gut über die Laufzeit verteilte Goreschmoddereien auf hohem qualitativem Niveau, die „grossen“ Kills sind zudem schön abwechslungs- und einfallsreich; kommen einige blutige Einschüsse und dergleichen hinzu, die das Brutalitätslevel auf einem ansehnlichen Level halten. Auch die vereinzelten pyrotechnischen Spielereien und die Darstellung des Geistes (Lichtstrahlen, elektrische Entladungen) sind mehr als zufrieden stellend.

In der Hauptrolle haben wir ja Viggo „Aragorn“ Mortensen, der den Burke (eine seiner ersten Rollen und seine erste Hauptrolle überhaupt, so wie ich das überblicke) sympathisch, aber auch ziemlich verschlossen, einzelgängerisch und James-Dean-mässig gibt. Er spielt übrigens auch den Charles Forsythe, was eigentlich irgendeine Verbindung zwischen den beiden Charakteren nahe legt, ohne aber dass aus dem Punkt was gemacht würde. Komisch.

Eher etwas gutmenschelnd, aber schlagfertig wirkt Chelsea Field (bekannt aus MASTERS OF THE UNIVERSE, siehe Ridcullys Review, THE LAST BOY SCOUT, oder A PASSION TO KILL) als Katherine Walker. Die dient vor allem als halbangedeuteter Love Interest für Burke und ansonsten, wie weiter oben gesagt, als personifiziertes Plot Device.

Wer Lane Smith vor allem als leicht vertrottelten Chefredakteur Perry White aus LOUIS & CLARK kennt (so wie ich), wird überrascht sein, wie überzeugend er den bösartigen, sadistischen und zunehmend wahnsinnigeren Gefängnisdirektor Sharpe gibt (wobei der Charakter beileibe nicht zu einer eindimensionalen Figur verkommen würde, nein, er zeigt durchaus Schuldgefühle und Angst). Ansonsten kennt man ihn aus KILLER INSTINCT, THE MIGHTY DUCKS und aus so mancher Nebenrolle in Filmen der A- oder B-Abteilung. Ferner sehen wir Lincoln Kilpatrick (THE OMEGA MAN, SOYLENT GREEN, FORTRESS) als erbarmenswerter alter Cresus und den ehemaligen Wrestlingstar Tom Lister (wieder aus vielen Nebenrollen bekannt) als Tiny. Den Rest vom Cast gehen wir jetzt nicht durch, aber zufrieden stellend bis gut sind sie alle. Anmerken möchte ich noch, dass da auch Kane „Jason Vorhees“ Hodder als Stuntman herumläuft.

Die DVD von Dragon Film Entertainment (Code 0 steht auf der Packung, obwohl diverse Internetseite von Code 2 sprechen) ist in Ordnung: Die Bildqualität kann zufrieden stellen, Farben und Kontrast stimmen, Verschmutzungen und Rauschen gibt es kaum, Schärfe geht auch in Ordnung. Aber: Obwohl auf der Hülle „Originalkinoformat“ steht, kommt der Film nicht in 1,85:1 daher, sondern in 1,66:1. Das fällt allerdings nur im Vor- und Abspann auf. Der Ton liegt in Deutsch und in Englisch vor (jeweils Dolby Digital 2.0). Beide Tonspuren weisen ein leichtes Rauschen auf, das beim englischen Ton etwas stärker ausfällt. Untertitel gibt es keine.

Das Bonusmaterial besteht aus dem deutschen Trailer und vier Filmographien (zu Renny Harlin, Viggo Mortensen, Chelsea Field und, komischerweise, den der hat nur eine kleine Rolle und ist nicht unbedingt ein Superstar, Tom Everett), damit hat es sich. Grösster Pluspunkt der Silberscheibe ist natürlich, dass der Film hiermit zum ersten Mal ungeschnitten in einer offiziellen deutschen Fassung vorliegt. Sehr zu empfehlen also.

Zeit für ein Fazit: PRISON ist ein wirklich gelungener kleiner Horrorschocker mit einer sehr guten Inszenierung, einigen (heute) berühmten Stars in den Hauptrollen und schön deftigen, sehenswerten Splattereffekten. Die paar kleinen Schwächen im Drehbuch sind leicht zu verzeihen und tun dem Vergnügen keinerlei Abbruch. Schaut euch den Film an, ihr werdet es nicht bereuen. (Und zum Abschluss noch einen zum nachdenken mit auf den Weg: Stellt euch mal vor, was in den USA los wäre, wenn jeder zu Unrecht hingerichtete Straftäter wieder auferstehen würde…)

(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 8


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