Prime Evil – Im Namen des Satans

 
  • Deutscher Titel: Prime Evil - Im Namen des Satans
  • Original-Titel: Prime Evil
  •  
  • Regie: Roberta Findlay
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    William Beckwith (Thomas Seaton), Christine Moore (Alexandra Parkman), Mavis Harris (Sister Angela), Max Jacobs (George Parkham), Tim Gail (Bill King), George Krauss (Ben), Ruth Collins (Cathy), Amy Brentano (Brett), Jeanne Marie (Judy), Gary Warner (Det. Dann Carr), Roseanna Peterson (Allison), Cameron Kell (Frances Parkman), Phil Murphy (Bishop McCabe)


Vorwort

Im 14. Jahrhundert schwören aufgrund der Pest eine Gruppe von Mönchen unter der Führung von Thomas Seaton Gott ab und schlagen sich auf die Seite des Satans, der ihnen dafür, solange sie regelmäßig Blutsverwandte opfern, Unsterblichkeit und allerlei andere Vorzüge gewährt.
In der relativen Gegenwart erfreut sich Seaton ebenso wie sein Satanskult bester Gesundheit. Sein tumber Henchman Ben führt ihm regelmäßig junge, attraktive Gespielinnen zu. Doch das Treiben der Satansbraten bleibt nicht unbemerkt und die junge Nonne Angela, die in ihrer Kindheit beinahe selbst von ihrer satanischen Mutter dem Luzifer geopfert wurde, meldet sich freiwillig für eine Undercover-Operation. Sie soll als vermeitnlich Glaubensabtrünninge Seatons Kult infiltrieren und dort an seiner Vernichtung arbeiten.
Dieweil steht das nächste Opfer-Ritual für George Parkman an – der hätte sich vorgestellt, seine hübsche Enkelin Alexandra (die abgesehen von einem geringfügigen Kindesmissbrauch im Alter von 6 Jahren noch unberührt ist und ihren Verlobten Bill King am ausgestreckten Arm verhungern lässt) gegen dreizehn weitere Jahre Macht, Einfluss und Jugend auszutauschen – Zeit, die er dazu nutzen möchte, um seinen Coup gegen Seaton vorzubereiten, denn der gute George hängt der Ansicht nach, dass man, wenn man schon dem Satan seine Seele geweiht hat, dann schon am besten der Chef der ganzen Truppe sein sollte. Alex verfällt schnell dem Einfluss des charismatischen Seaton und ihre Mutter, die die Parkhams schon immer für ’ne böse Sippe hielt und ganz gewiss nicht unterstützen würde, sollte Alex in Georges Villa umziehen, wird unbürokratisch und unfall-aussehend abgemurkst.

Während Alex zunehmend dem Satanspriester verfällt, ohne auch nur zu ahnen, was genau der im Schilde führt, und der seinen Stall an willigen Sklavinnen u.a. um Alex‘ beste Freundin Brett ergänzt, ist Bill der einzige, dem die ganze Sache extrem verdächtig vorkommt, auch wenn er sich der Wahrheit von der Eifersuchts-Seite her annähert. Aber Alex ist längst über das Stadium hinaus, in dem sie für Argumente noch empfänglich wäre. Die Zeit drängt – denn pünktlich zur Wintersonnenwende soll das Opferritual starten. Ob’s am Ende tatsächlich an Police Detective Carr hängen bleibt, den Tag zu retten?


Inhalt

Zu Roberta Findlay hab ich mich an anderer Stelle ja schon ausgelassen – die weibliche Hälfte des berüchtigen „Flesh“-Trilogie-(S)Exploitation-Paares Findlay entschied sich nach ihrem Ausflug in die Porno-Branche ja für die Fortsetzung ihrer Regiekarriere im Horrorfach und obschon man ihre Werke wie den hier ausführlich besprochenen Das Orakel nicht für große Filmkunst halten muss, so besteht doch eine gewisse Aussicht, dass ich mit ihrem Spätwerk „Prime Evil“ mehr Spaß haben könnte als am gerade gesehenen Splatter University.

1989 mit klassischem Satansbraten-Okkult-Horror, der sicher 10-15 Jahre aus der Mode ist, zu kommen, ist natürlich schon ein Wagnis, aber okay – um die Zeit konnte man ja froh sein, wenn ein Horrorfilm mal zur Abwechslung kein schnell hingerotzter Slasher war (den hatte Mrs. Findlay mit „Blood Sisters“ eh zwei Jahre früher abgehakt). Die Plotte erdachten Ed Kelleher (der schon „Invasion der Blutfarmer“ geschrieben hatte und für Michael Findley dessen Bigfoot-„Klassiker“ „Shriek of the Mutilated“ verfasste) und Harriette Vidal (ich vermute fast, dass Vidal, die nur im Tandem mit Kelleher auffällig wurde, dessen Ehefrau o.ä. war), doch so gern ich, obwohl bekanntlich dem Atheismus frönend, religiösen Horror durchaus gern sehe (sofern er nicht krampfhaft zu missionieren versucht) und der Satanismus-Angle bei mir durchaus offene Türen einrennt, muss ich konstatieren, dass sich Film und Buch etwas zu viel zutrauen.

Nach dem durchaus recht stimmungsvollen mittelalterlichen Auftakt (der übrigens auch bis zum Finale die einzigen nennenswerten Splatter-/Goreeffekte beinhaltet) vertändelt sich „Prime Evil“, sobald in der Gegenwart angekommen, in seinen drei mehr oder minder als gleich wichtig vorgestellten Plotlines – wir haben Schwester Angela als Undercover-Agentin in kirchlichem Auftrag, wir haben den tumben Ben, der dem Satanspriester Thomas in regelmäßigen Abstänen irgendwelche Junkienutten o.ä. für weitere sexuelle Verwendung zuführt (das scheint wirklich hauptsächlich so ’ne Art Freizeithobby für den Kultchef zu sein. Aber ich verstehe schon, wer 700 Jahre alt ist, braucht Abwechslung zwischen den Laken) und der Alex-soll-das-GROSSE-Opfer-werden-Geschichte. Das ist nur alles etwas zu viel des Bösen für einen kleinen B-Holzer – speziell die potentiell interessante Angela-Undercover-Story verliert das Script nach ’ner halben Stunde völlig aus den Augen – als Angela im Showdown dann tatsächlich eingreift, haben wir sie fast schon völlig vergessen.
Im Endeffekt wirkt, da ein Großteil der Handlung eben um die Parkham-Familie kreist, „Prime Evil“ weniger wie ein echter, „meatiger“ Horrorfilm als vielmehr wie eine okkult angehauchte Soap Opera – kommt sicherlich eben auch daher, weil Bill King (übrigens offensichtlich krass fehlbesetzt – der jungsche Schnösel, der nicht so aussieht, als hätte er schon ein Studium fertig, soll „Honorarprofessor“ sein?) seine Ermittlungen nicht etwa aufnimmt, weil er Seaton für einen satansanbetenden Fiesowatz, sondern vielmehr einen potentiell sein Mädel poppenden Pfaffen hält (wenn er den Film überleben würde, wäre Bill vermutlich beruhigt, dass Thomas die Kleine nur opfern und nicht etwa flachlegen will).

Ich würde ja verstehen, wenn das Script den Horror-Aspekt flach halten würde, um ihn im Schlussakt als große Überraschung aus dem Hut zu zaubern, aber wir wissen von Anfang an, wer was warum und mit wem vor hat, es besteht also kein Anlass für Zurückhaltung. Suspense und Wissensvorsprung des Publikums schön und gut, aber irgendwo ist nun auch mal Schluss – wie gesagt, wenn uns der Film nicht alle zehn Minuten krampfhaft daran erinnern würde, dass der Luzifer himself die Fäden zieht bzw. ziehen lässt, wäre es evtl. ganz spaßig, mit dabei zu sein, wenn Bill langsam aufdröselt, dass der vermeintlich schlichte Rivale für die finsteren Mächte (und nicht die von der Wall Street) spielt, doch in der Form ist’s Zeitverschwendung. Zumal jetzt auch nicht speziell das Ende der Welt o.ä. an der großen Opferzeremonie hängt – es geht schlicht um weitere 13 Jahre Macht, Einfluss und Alterungsstopp für George und dieweil’s für Alex natürlich unerfreulich wäre, ob solch schnöden Anlasses einen Ritualdolch zwischen die Möpse gedengelt zu bekommen, so ist es doch im Großen und Ganzen nichts, was mir herzlosem Unhold pausenlos schlaflose Nächte bereiten würde. Okay, George plant seinen Coup gegen Seaton, aber da ist a) keinerlei praktische Drohung dahinter (er selbst sagt, dass es „vielleicht nicht in diesem Jahrhundert“ sein wird) und b) selbst wenn – schlimmstenfalls tauscht das Seaton gegen George als Oberkultist aus, mit Plänen, die über „mehr Macht für mich selbst“ hinausgehen, befasst George sich nicht.

Pluspunkte gibt’s für die nette Idee, dass Seaton und sein Satanskult sich bewusst in geweihten Kirchen einmieten, da Satans Kräfte – him being a fallen angel – auf heiligem Grund *besser* funktionieren (das entbehrt, wenn man religiöse Dogmatik mit „Logik“ analysieren will, nicht einer gewissen solchen, also Logik), Minuspunkte für das extrem konfuse Ende, in dem der Gottseibeiuns ersichtlich in Form einer vielleicht 1,20 m hohen gehörnten Kreatur persönlich auftritt (SPOILER, ähm), von Angela gekillt wird (?), was aber Seaton, der entkommt, im Kicker nicht daran hindert, eine neue Satansgemeinde zu eröffnen (dass zwischen seinem an seine Betthäschen gerichteten „Tötet sie!“-Kommando und deren augenscheinlich friedlicher Kapitulation irgendwie was zu fehlen scheint, hilft nicht weiter…).
Das Thema „Kindesmißbrauch“ über Bande ins Spiel zu bringen (Alex verweigert sich den körperlichen Freuden, weil der Papa mit ihr unzüchtige Dinge trieb. Hm. Ob Satanas – den die Satansjünger komischerweise konsequent „Satanus“ nennen – das als „rein“ durchgehen lässt?) ist auch nicht die allergrandioseste Idee, um ein Horrorscript aufzupeppen (nicht, dass das nicht möglich wäre, aber als nonchalant hingeworfener Neben-Plotpunkt deucht es mir geschmacklos. Wenn ich das schon einbringe, muss ich damit auch arbeiten).

Schade, dass das Script letztlich ziemlich langweilig ist, denn von den technischen Aspekten her ist das wohl der kompetenteste bislang von mir gesichtete Findlay-Film (beiderlei Geschlechts, äh), sogar noch etwas „glatter“ als „Das Orakel“. Obschon sicherlich finanziell nicht auf Rosen gebettet, bekommt Findlay, in Personalunion Regisseurin, Kamerafrau und Editorin, einen richtig slicken, ansprechenden Look hin; das ist kein rauher Grindhouse-Trash mehr, das ist optisch ein hochanständiger B-Film, sauber gefilmt, sicher ohne große herausragende Einfälle, aber – bis auf einen hochnotpeinlichen Dummy, der von einem Kirchendach geworfen wird – auch ohne echte handwerkliche Ausfälle.
Dafür ist der Streifen halt leider relativ langsam und arm an Höhepunkten. Es wird nie wirklich so schlimm langweilig, dass man das Interesse komplett verliert (und sei’s, weil in regelmäßigen Abständen irgendeins der nebenrollenden Girls die Brüste freilegt), ’ne Sequenz, die aber wirklich mal an den Bildschirm fesselt, will sich nach der Eröffnungsszene nicht mehr einstellen.
Die Make-up-FX von Ed French, der bevor er ins respektable Fach wechselte und z.B. für die Prosthetics in „Dr. House“ einen Emmy gewann, so manchen Null- bis Low-Budget-Horrorheuler mit Gore veredelte (so „Exterminator 2“, „C.H.U.D.“, Breeders, „Mutant Hunt“ oder „Rejuvenatrix“) beschränkten sich daher auf die bewusste Einsteigsszene und das Finale – für erste steuert er zumindest einen ansehnlichen Kopp-ab-Effekt bei (aber das kriegt ja sogar der durchschnittliche Amateurprolet hin), für’s Finale gibt’s so eine Art Körperschmelz-Alterungs-Verwesungs-Make-up. Nicht der Stoff, aus dem Alpträume sind, aber der FSK für’n rotes Papperl genug. Die Satans-Kreatur überzeugt weder von Design noch von Ausführung her.

An den Score von Walter E. Sear hab ich zwei Tage nach Filmansicht keinerlei Erinnerung mehr. Kann ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein…

Auf Darstellerseite ist das Hauptproblem, dass Thomas Seatons „Erfolg“ von seinem angeblich unglaublichen Charisma, das es ihm erlaubt, praktisch jeden für sich einzunehmen, ausgeht. Gut wäre es da natürlich, wenn man einen entsprechend charismatischen Akteur hätte, aber bei allem sichtlichen Bemühugen von William Beckwith („Escape from Safehaven“, „Tromeo & Julia“), er ist nicht dieser charismatische Akteur. Weder in seinem charmanten Dinnerparty-Self noch als oberböser Dämonenanbeter strahlt er die notwendige Präsenz aus.
Christina Moore („Lurkers“) ist sehr hübsch anzusehen (bleibt aber angezogen) und wird schauspielerisch nicht vor Großaufgaben gestellt, Mavis Harris („Video Violence 2“) hat als Schwester Angela auch nicht wirklich was zu tun, Max Jacobs („Fat Guy Goes Nutzoid“) ist als Schurke Nummer 2 ebenfalls eindruckslos (ich glaube, die Produzenten wollten so eine Art Richard-Lynch-Typen und mussten sich mit der Sparausgabe zufrieden geben). Tim Gail ist, wie ich bereits erwähnte, gruslig fehlbesetzt.
In Nebenrollen findet sich noch Genre-Semi-Demi-Hemiprominenz: Ruth Collins trat in „Psychos in Love“, „Galactic Gigolo“, „Elf Tage, elf Nächte 2“ und „Witch Academy“ auf, Amy Brentano war in Tim Kincaids „Robot Holocaust“ und „Breeders“ mit von der Partie.

Bildqualität: Auf DVD legt uns Marketing den Streifen nahe. Der 1.85.1-Widescreen-Print (anamorph) ist okay, bis auf ein-zwei Masteringfehler. Gut durchschnittliche Schärfe-, Kontrast- und Farbwerte.

Tonqualität: Deutscher Ton in Dolby 5.1 (upmix) und 2.0, englischer O-Ton in Dolby 2.0. Die Synchro ist brauchbar, auch wenn die englische Tonspur wie üblich in Sachen Nebengeräusche lebhafter ist.

Extras: Artwork-Galerie, Filmografien und eine Slideshow.

Fazit: Handwerklich wirklich solider Okkult-Horror, der sein Thema dummerweise von der falschen Seite her aufzäumt. Es ist die alte Krux: ich mache *entweder* ein Mystery, in dem ich Zuschauer und Protagonisten langsam an das hoffentlich schockierende Geheimnis heranführe *oder* einen geradlinigen Horrorfilm. Von Anfang an alle Horror-Karten auf den Tisch legen und dann so tun, als gäb’s noch ein Mystery zu enträtseln, ist eine ausgesprochen dumme, da für den Zuschauer gepflegt langweilig anzusehende Idee… So kann man sich zwischen Minute 5 und Minute 75 eigentlich alles sparen. Da der Film aber rein von der technischen Kompetenz Lichtjahre von hingestümpertem Schrott wie „Splatter University“ entfernt ist, gibt’s einen zweiten Gnaden-Kürbispunkt…

2/5
(c) 2012 Dr. Acula


mm
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