Prevenge

 
  • Original-Titel: Prevenge
  •  
  • Regie: Alice Lowe
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    Alice Lowe (Ruth), Gemma Whelan (Len), Jo Hartley (Midwife), Kate Dickie (Ella), Kayvan Novak (Tom), Tom Davis (DJ Dan), Eileen Davies (Jill)


Vorwort

Ruth ist hochschwanger und bringt Männer um. Nicht aus Jux und Dollerei, und auch nicht x-beliebige. Nein, erstens befiehlt ihr das ihre ungeborene Tochter auf telepathischem Wege und zweitens handelt es sich bei den Opfern um eine ganz spezielle Gruppe – die Mitglieder einer Klettergruppe, die sich bei einem Kletterunfall dafür entschieden, Ruths Freund (und Vater des Babys) abzuschneiden, um nicht gemeinsam draufzugehen. Aber das Spektrum erweitert sich, weil Töchterleins Blutdurst Ausmaße annimmt, mit denen selbst Ruth ihre Probleme hat. Sei’s eine Personalchefin, die Ruth zu einem sinnlosen Vorstellungsgespräch bestellt hat, sei’s ein eigentlich netter Kerl, der nur unglückseligerweise Zeuge eines ihrer Morde geworden ist, immer mehr Leute beißen ins Gras…


Inhalt

Nur weil heutzutage jedermann bzw. -frau Filme machen kann, heißt das noch lange nicht, dass jedermann bzw. -frau das auch tun sollte. Und wenn sie es schon tun, dass sie ihre Erzeugnisse einem unschuldigen Festivalpublikum, dass kaum flüchten kann, vorsetzen dürfen. „Prevenge“ ist ein wunderbares Beispiel für selbsttherapeutisches Egogewichse, dessen Zielgruppe bei Writer/Director/Star Alice Lowe beginnt und endet (klar, es gibt noch diese Hipster-Arthouse-Klientel, die alles toll findet, was irgendwie kacke ist…). Alice Lowe („The Sightseers“) wurde also schwanger und beschloss, ihre eigene Schwangerschaft filmisch zu thematisieren (Miss Lowe schleppt also hier tatsächlich kein Kissen und keine Prothese, sondern ihren eigenen Bauch spazieren). Was dabei raus kommt, ist „Schwangerschaftspsychose – Der Film“. Ja, es ist bekannt, dass Frauen von einer Schwangerschaft psychisch völlig aus der Bahn geworfen werden können, und das dass um so einfacher ist, wenn sich unmittelbar zuvor ein traumatisierendes Ereignis ergeben hat, leuchtet ein. Dafür brauche ich keine 88 Minuten Film, in denen Ruth, angeblich kommandiert von ihrer ungeborenen Tochter (aber selbstredend hat der Film kein echtes paranormales Element, sondern Ruth hat einfach nur einen anner Waffel) ihre Opfer kastriert, ihnen die Augen aussticht oder die Schädel einschlägt. Es gibt da und dort ganz drollige (oder zumindest fremdschämtaugliche) Episödchen (zuvorderst die um den 70er-Party-DJ Dan), aber nichts, was einer echten Dramaturgie ähnelt. Es gibt auch keinen echten Fight zwischen Ruths Persönlichkeiten und nicht den geringsten Anlaß, warum wir mit Ruth sympathisieren sollten (ich weiß nicht, ob wir das wirklich sollen, aber wenn nicht, wäre der Film vollkommen sinnlos).

Das ist alles halbwegs ordentlich auf dem Level aktuellen Briten-Indiekinos gefilmt, und Alice Lowes Performance ist mit „mutig“ sicherlich passabel umschrieben, aber mein erster Gedanke, als die ersten Zeilen Abspann von der Leinwand flimmerten war, „warum zum Teufel musste ich das jetzt sehen?“. Welchen persönlichen Erkenntnisgewinn brauchte mir „Prevenge“, außer, dass das cleverste am Film sein Titel ist? Hatte das etwas mit beabsichtigtem Entertainment zu tun oder ist es doch nur Alice Lowes Versuch, ihre eigenen Neurosen, Psychosen und Paranoias, die ihr im Verlauf ihrer Schwangerschaft kamen, zu verarbeiten? Und wenn ja, was hat das mit mir zu tun?

Es gibt Filme, die sollten die Macher bei sich daheim im Schrank deponieren und nicht auf die arglose Welt loslassen. „Prevenge“ gehört dazu.

1,5/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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