Prestige, The

 
  • Original-Titel: The Prestige
  •  
  • Regie: Christopher Nolan
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Buch: Jonathan Nolan, Christopher Nolan (nach einem Roman von Christopher Priest)
    Darsteller: Christian Bale (Alfred Borden), Hugh Jackman (Robert Angier), Scarlett Johansson (Olivia Wenscombe), Michael Caine (Cutter), David Bowie (Nikola Tesla), Andy Serkis (Alley), Piper Perabo (Julia Angier), Rebecca Hall (Sarah Borden) u.a.


Vorwort

THE PRESTIGE verläuft über weite Strecken in drei Zeitebenen: Das Ganze spielt am Ende des 19. Jahrhunderts und beginnt mit dem Tod des grossen Danton (bürgerlicher Name: Robert Angier); dieser ertrinkt während eines Aufsehen erregenden Teleportations-Tricks in einem Wassertank. Sein Kollege und langjähriger Rivale Alfred Borden, der sich zum Zeitpunkt am Ort des Geschehens befand, wird des Mordes angeklagt und für schuldig befunden. Im Gefängnis erhält er, als Gunstbezeugung eines reichen Lords, der Angiers Besitztümer aufgekauft hat und Bordens Tricks erwerben will (als Gegenleistung verspricht er, auf dessen Tochter aufzupassen), das Tagebuch des toten Zauberers.

In diesem Tagebuch berichtet Angier, wie er versucht, besagten Teleportations-Trick von Borden, der eigentlich als erster damit aufgetreten ist, zu klauen, womit wir in der zweiten Zeitebene angelangt wären. In dieser hat Angier es geschafft, sich Bordens Notizbuch zu beschaffen und dieses, welches in einer Geheimschrift verfasst ist, zu entziffern. Die Spuren führen ihn zu einem Wissenschaftler und Erfinder, der zurückgezogen in den Bergen lebt und anscheinend ein wahrer Magier der Technik ist. Es handelt sich dabei um Nikola Tesla…

Bordens Notizbuch erzählt aber auch die Vorgeschichte, wir betreten also die letzte Zeitebene: Angier und Borden arbeiten als angehende Zauberer für einen bereits etablierten Magier und dessen Trickerfinder Cutter. Bei einem misslungenen Entfesslungstrick stirbt Angiers Frau, die Assistentin des Magiers (in einem Wassertank!). Angier macht Borden dafür verantwortlich, weil dieser einen falschen Knoten, den die Unglückliche nicht lösen konnte, geknüpft haben soll. Die beiden werden zu erbitterten Feinden, trachten einander nach dem Leben, sabotieren die Show des anderen und versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Was es Borden dabei vorerst an Showman-Qualitäten mangelt, macht er durch seinen genialen Teleportations-Trick wett. Angier setzt alles daran, ihm diesen abzujagen…


Inhalt

Zu Anfang, wenn man als ahnungsloser Dumm-Zuschauer mitten in die Geschichte hineingeworfen wird, verwirrt diese Erzählstruktur, die ständig zwischen den drei Ebenen hin und her pendelt, doch ordentlich. Die zahlreichen Rückblenden in jeder davon (womit wir in letzter Konsequenz teilweise eine Rückblende mit einer Rückblende in einer Rückblende haben) machen die Sache auch nicht gerade leichter und zudem dreht sich der Plot ja ständig um unvorhersehbare Tricks und Überraschungen. Erst mit der Zeit gehen die verschiedenen Ebenen ineinander auf, bis sich das Puzzle schlussendlich doch noch zusammensetzt und das Publikum alles aufgedröselt bekommt. Der eine oder andere Twist kommt dabei nicht allzu überraschend (dass Angier beispielsweise bei dem Unfall nicht wirklich umgekommen sein kann, ist sehr schnell einmal klar), dennoch ist THE PRESTIGE alles in allem ein Film, der zu verblüffen weiss und sich dank Christopher Nolan – der ja bereits mit MEMENTO Erfahrungen mit ungewöhnlichen Erzählweisen gemacht hat – auch nicht in seinen zahlreich ausgelegten Fäden verheddert, sondern logisch aufgelöst wird.

Natürlich kann man sich fragen, ob dieses Spiel mit der Struktur wirklich unbedingt nötig ist, oder ob es den Streifen unnötigerweise zu einem Gimmick-Film macht. Ich bin aber der Meinung, dass THE PRESTIGE auf die Art zum einen aus den Parallelen zwischen den verschiedenen Handlungssträngen und zum anderen aus den sich immer wieder aufdrängenden Fragen „Wie ist es dazu gekommen?“, resp. „Wie wird das dazu führen?“ eine Menge Spannung zieht. Und nicht zuletzt gibt es dem Film etwas ungeheuer Dynamisches und lässt einen nicht zur Ruhe kommen.

Die historische Positionierung der Geschichte gegen Ende des Viktorianischen Zeitalters und somit an der Schwelle zum 20. Jahrhundert entspricht dem Spannungsfeld zwischen Magie und Technik, in dem sich die Story bewegt: Hinter einem das Zeitalter des Aberglaubens, vor einem das Zeitalter der Technik, in welchem eben diese dem Aberglauben den Rang abläuft, bestens versinnbildlicht in der Person des Nikola Tesla und seiner „Wundermaschinen“. Die teilweise geheimnisumwitterten Experimente und Erfindungen des genialen Elektrotechnikers liefern hier die Grundlage für einige reizvolle Spekulationen und somit für einen hübschen Dreher in die Gefilde der Science Fiction. (Seine Feindschaft zu Edison sorgt für ein paar zusätzliche Spannungsmomente.)

Das historische Umfeld wird in den Kulissen, Kostümen, etc. bis ins letzte Detail liebevoll ausgestaltet, die Bauten sind doch recht umfangreich und beeindruckend, so dass allein schon die Ausstattung einen Blick wert ist. Einen besonderen Reiz haben natürlich die Apparaturen, mittels derer die Zauberer ihre Tricks vollführen (und bei den von Tesla gebauten Geräten würde selbst Frankenstein neidisch). Überhaupt bietet der Film einen äusserst interessanten und faszinierenden Blick hinter die Kulissen.

Christian Bale (VELVET GOLDMINE, AMERICAN PSYCHO, THE MACHINIST, BATMAN BEGINS) als Borden begeistert mit seiner derben Underdog-Art (sein aggressiver Ton und sein Akzent sind schlichtweg grandios); der Hugh Jackmann (PAPERBACK HERO, X-MEN, VAN HELSING) macht in der Rolle des Angier ein bisschen weniger Eindruck, aber er überzeugt dennoch in der Darstellung seiner schier grenzenlosen Besessenheit, die ihn bis an den Rand des Wahnsinns treibt. Aber sie sind beide getriebene Charaktere: Während Angier auf Rache versessen ist (insbesondere, als Borden heiratet, eine Familie gründet und sogar als Zauberer erfolgreicher ist), gibt es für Borden nichts anderes im Leben als die Magie. Was für Opfer sie für ihre Passion bringen müssen, ist erschreckend…

Die Liste der Nebendarsteller kann sich sehen lassen: Als Cutter haben wir einen inzwischen heftig gealterten, aber hervorragenden Michael Caine (ALFIE, DRESSED TO KILL, THE HAND, JACK THE RIPPER, BATMAN BEGINS), der eine Art ruhigen, (erfolglos) beschwichtigenden Gegenpol zu Angier (dessen Mentor er ist) darstellt. Hin und her gerissen zwischen den beiden Zauberern ist Scarlett Johansson als Olivia; Johansson ist allerdings wenig mehr als eine optische Zugabe, die als Plot Device fungiert und verschwindet relativ still und leise aus der Handlung. Noch weitaus schneller aus der Handlung verschwunden (allerdings alles andere als still und leise) ist Piper Perabo (COYOTE UGLY, THE CAVE) als Julia Angier. In einer Nebenrolle als Nikola Tesla finden wir Musiker (CAT PEOPLE) und Gelegenheitsschauspieler (THE MAN WHO FELL TO EARTH, THE HUNGER, TWIN PEAKS: FIRE WALK WITH ME) David Bowie vor, der seinen Auftritt (trotz Schnauzbart) äusserst charismatisch absolviert und bleibenden Eindruck hinterlässt. Als sein Assistent Alley ist Andy Serkis (HERR DER RINGE, KING KONG) zu sehen.

Fazit: THE PRESTIGE ist den Kinoeintritt auf jeden Fall wert: Die Geschichte ist, nicht zuletzt dank der ungewöhnlichen Erzählstruktur, ungeheuer spannend, die Ausstattung beeindruckend, die Schauspieler sind schlicht und einfach exzellent (allen voran Christian Bale). Acht von zehn pürierten Tauben.

(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)


mm
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