Predators Hell’s Tomb

 
  • Deutscher Titel: Predators Hell's Tomb
  • Original-Titel: Hell's Tomb
  •  
  • Regie: Neil A. Wentworth
  • Land: USA
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Eric Chisholm (Kai Novak), Sara Rabey (Morgan Sinclair), Matt Brown (Dalton), Natalie Frantze (Alex), Brock Andrews (Trip), Daniel Paul Jones


Vorwort

Vor elftausend Jahren gelang es einer nichtmenschlichen Spezies, den Dämon Hadean zu bannen und in ein Grabmal (naja, eine Steinkiste) einzuschließen…

Gegenwart – im Auftrag der Industriellen Evelyn Novak buddelt Archäologe Maxwell Sinclair auf Grundlage einiger von seinen Eltern (unter Einsatz und Preis ihres Lebens) aufgespürten Schriftrollen irgendwo in der Pampa nach Hadeans letzter Ruhestätte. Gerade, als er daran geht, das Grab zu öffnen, bricht die Kommunikation mit dem Team ab.

Evelyn Novak rekrutiert Maxens Schwester Morgan, die seit dem Ableben der Eltern der Archäologie abgeschworen hat, um mit einem Team von Söldnern, dem Waldläufer Brody und Evelynes Sohn Kai (den offensichtlich eine vergangene Liebelei mit Morgan verbindet), die Lage an der Grabungsstelle zu peilen. Brody ist latent beunruhigt, hat ihm doch Max bei seinem letzten Besuch im Camp etwas von Wölfen erzählt. Die schöne Bescherung, die die Eingreiftruppe vorfindet, ist aber zweifellos nicht von Wölfen angerichtet worden – die hängen nämlich, selbst wenn sie extrem sauer sind, die Knochen ihrer Opfer nicht zum Trocknen an die Bäume.
Das Rettungsteam muss sich mit der Lage anfreunden, dass es Max offensichtlich gelungen ist, Hadean (den die Sinclair-Geschwister selbstredend für einen lauen Mythos hielten) freizusetzen, und nun metzelt sich der antike Dämon fröhlich durch die Wälder. Als der totgeglaubte Max auftaucht und zu Protokoll gibt, dass mitnichten er darauf bestanden hatte, das Grab zu öffnen, sondern strikte Anweisung von Evelyn hatte und von einer zweiten Schriftrolle, die beschreibt, wie der Dämon zu bannen wäre, im Gegensatz zu Evelyns Auskunft noch nie was gehört hat, wird auch dem tumbsten Söldner klar, dass Novak Industries falsch spielt…


Inhalt

Ich bin mittlerweile, durch zahllose Erfahrungen am eigenen Leib gemartert, fast genauso skeptisch, was amerikanische „Independent“-Horrorfilme angeht, wie bei deutschen Produkten dieses Kalibers. Will sagen, sobald ein Name im Vorspann eines DTV-B-Movies mehr als dreimal vorkommt, dröhnen bei mir die Alarmsirenen und gehen alle Warnlampen an. „Predators Hell’s Tomb“ (im Original schlicht „Hell’s Tomb“) erfreut uns im Vorspann mit der Information, dass Neil A. Wentworth, der große Mastermind der Operation, nicht nur für Regie und Produktion, sondern auch Kamera, Schnitt, Musik und Drehbuch verantwortlich zeichnet – das ist aber noch gar nichts, denn knapp 75 Minuten später läuft der Abspann an uns vorbei und, ich habe mitgezählt, führt den Meister ungelogen in – festhalten – sechsundzwanzig (in Worten: 26) weiteren Stabfunktionen auf. Ich hab nix dagegen, wenn man Filme mit einer kleinen Crew macht und notgedrungen halt z.B. auch ein paar Requisiten aufstellt und dem Team die Butterbrote schmiert, aber wenn man jede einzelne dieser Funktionen auch noch detailliert in den Credits aufführt, müffelt das schon verdächtig nach Selbstdarstellung und dem schieren Wunsch, den eigenen Friedrich Wilhelm möglichst oft schwarz auf weiß sehen zu dürfen. Die insgesamt 32 Credits, die Wentworth sich gönnt, dürften Weltrekord sein (ich weiß nicht, ob das etwas damit zu tun hat, dass die almighty IMDb „Hell’s Tomb“ nicht kennt. Wäre ich IMDb-Redakteur, ich würde das auch für einen Fake halten).

Aber egal – wie groß Mr. Wentworths Ego nun auch immer sein mag, das muss sich ja nicht zwangsläufig auf die Qualität seines Lichtspielwerks niederschlagen (der Doc ist und bleibt Berufsoptimist-vulgo-Trottel). Und ich stelle fest – hat man den Erwartungshorizont erst einmal angemessen heruntergeschraubt (also so quasi auf Null-Niveau), ist „Hell’s Tomb“ gar nicht mal sooo schlecht. Klar, der Streifen ist alles andere als ein denkwürdiger Genre-Meilenstein oder wenigstens nur ansprechender kleiner Monsterfetzer, aber im Vergleich zu so manchem Schlonz, den anzusehen ich in den letzten Jahren das Missvergnügen hatte (ich denke da an so großartige Heuler wie Halloween Party, Hellbound – Book of the Dead, The Tenement oder, röchel, Alien Warrior), ist der Hobel schon wieder fast eine kleine Offenbarung.

Auch, und darüber müssen wir uns auch keinen größere Kopf drum machen, wenn „Hell’s Tomb“ ein Vertreter der „wir-rennen-hauptsächlich-durch’n-Wald“-Schule ist, eine bestenfalls, hmtja, holprige Mythologie aufweist und ganz grundsätzlich in Originalitätsfragen nicht mal einen 1,99-beim-OBI-Gartencenter-an-der-Kasse-Zierkaktus-Blumentopf gewinnt. Letztendlich geht’s auch hier nur darum, einen halbwegs plausiblen Grund dafür zu finden, warum ein überschaubares Grüppchen Monster-Chow an die bewusste abgelegene Stelle verfrachtet wird, um dort genüsslich niedergemacht werden zu können. Das macht der Streifen einigermaßen vernünftig (auch wenn’s schon drollig ist, wie sehr sich die Charaktere darüber wundern, dass sie einen Tagesmarsch entfernt vom Nirgendwo keinen Handyempfang haben – und dass eine gut ausgerüstete Söldnertruppe nicht ein lausiges GPS-Gerät dabei hat, mag ich auch nicht wirklich glauben), über weite Strecken schafft das Filmchen es sogar, seine Pappnasen-Charaktere (die aber wenigstens nicht halb so unsympathisch sind wie im typischen DTV-Horrorschmand) mit zugedrückten Hühneraugen plausibel handeln zu lassen. Dass man es mit einem fiesen Monster zu tun hat, wird auf ersten Augenscheinsbeweis hin als gegeben akzeptiert, dank des Söldnerchefs Dalton, der wider Erwarten seinen Kopf richtigrum angeschraubt hat, und der den Laden mit zumindest denkbar-glaubhaften Befehlen beisammen hält, kommt die Plotte ohne große Hysterie, planloses Rumgerenne und fußnägelaufrollende Blödheiten aus (sicherlich ist das alles optimierbar, aber im Vergleich zur Idiotie, die so manch größerer Film dem Zuschauer zu schlucken gibt, ist „Hell’s Tomb“ in der Hinsicht sozialverträglich).

Okay, zwei gröbere Hirnrissigkeiten sind zu vermelden – zum einen ein ganz heißer Anwärter für den beliebten Titel „most gratitious nude shower sequence“ (das ist quasi die Szene, mit der man uns Morgan vorstellt – und dann lässt sich die Gute dafür auch noch body doublen), zum anderen ein wirklich doofer Kopfpatschmoment: da opfert sich einer der Söldner selbstlos, um Morgan ein paar Sekunden Vorsprung auf das böse Monster zu verschaffen, ruft ihr zu, sie solle sich doch bitte schnellstmöglich verpissen, und was macht die Olle: kuckt seelenruhig zu, wie das Monster den Knaben tranchiert und nimmt * dann * die Beine in die Hand. Ich glaube, in früheren Zeiten habe ich für solcherlei Verhalten gerne das „stupid bitch“-Abzeichen am Band verliehen.

Wie schon gesagt, die Mythologie des Monsters ist nicht ganz stimmig (und nähere Erläuterung des Umstands, dass Haedan vor elftausend Jahren offenkundig von Außerirdischen lahmgelegt wurde, die, wenn wir nach der Optik gehen, mit dem Dämon gewisse Verwandschaft aufzuweisen scheinen, hebt sich Wentworth wohl für ein potentielles Sequel auf), schon allein deswegen, weil der Film recht darauf rumzureiten scheint, dass der Dämon ein hauptsächlich tagaktives Monster ist (das ist allerdings mal eine schon wieder fast angenehme Ausnahme von der Regel, denn es bedeutet, dass wir das Monster und seine Attacken tatsächlich * sehen * dürfen), obwohl die Teasersequenz bei Nacht spielt; schon wieder beinahe clever ist die Idee, dass die Träger von bestimmten Artefakten vor dem Dämon insoweit geschützt sind, dass er sie nur mehr hören, aber nicht sehen kann.

Ich wiederhole mich – das ist alles nicht besonders toll, herausragend, großartig oder sonstwie positiv bemerkenswert, aber einen Touch „besser“ und „intelligenter“ als ein Großteil des unterbelichteten Schmafusis, der die Grabbeltische der Supermärkte sonst bevölkert. Keiner wird’s mit Shakespeare, Carpenter oder Romero verwechseln, für einen kleinen, billigen 80-Minuten-Klopper ist das aber erträglich.

Für die technischen Aspekte gilt ähnliches – es ist alles praktikabel und von einem Mindestmaß an Professionalität gezeichnet; die Kameraführung ist zumeist pragmatisch (speziell in der Auftaktphase gibt’s aber auch Andeutungen von Kamerafahrten und recht patentem Schnitt), insgesamt ist’s aber optisch unspektakulär. Es ist halt letztlich „Waldhorror“ mit begrenzten technischen und finanziellen Möglichkeiten, also kommt einem die ein oder andere Einstellung recht bekannt vor (z.B. der von so ziemlich jedem Indie-Filmer für clever gehaltene Shot, in dem die Kamera auf den Boden, zwischen ein paar Gräser und Farne, gestellt wird und die Füße der Darsteller vorbeidefilieren) – selbstredend gibt’s auch farbgefilterte und leicht verfremdete Monster-POV, wobei das gottlob nicht übertrieben wird. Wentworth gelingen ein paar recht pittoreske Einstellungen der schöneren Seiten des Waldes, die wenigen Original-Requisiten (die ganz hübsche Grab-Kiste, ein Alien-Skelett) sind okay, aber eben auch nicht mehr.

Immerhin hält Wentworth, mit Ausnahme einer vielleicht zehnminütigen Phase zwischen im ersten Filmdrittel ziemlich hoch, und gratulieren muss man dem Meister zum regelrecht überwältigenden Soundtrack. Für den lässt sich Wentworth auch kreditieren, aber er war da wohl eher „music supervisor“; wenn man der kilometerlangen Trackliste im Nachspann glauben schenkt. Egal – der Score ist sicherlich zwei-drei Ecken zu „groß“ für den kleinen, billigen Film, aber ziemlich wuchtig (überwiegend symphonisch), laut und treibend. U.a. zeichnet das deutsche Soundkollektiv Dynamedion, das überwiegend auf dem Game-Sektor arbeitet, aber auch schon für „Kampfansage – Der letzte Schüler“ oder „10.000 BC“ Musik beisteuerte, für die amtliche Beschallung, von der ich mir gut ein Soundtrackalbum vorstellen könnte, verantwortlich.

Nun ist „Hell’s Tomb“ ein Horrorfilm mit Monster und da sind freilich Splatter und Creature-Effekte nicht völlig unwesentlich. Das Monster… hm, naja, Bildmaterial findet sich ja anbei, und, wie sag ich’s… es geht GAR nicht. Es ist zwar ein relativ frisches Konzept, aber es sieht zumeist nur lächerlich aus (und da’s technisch ein simpler man-in-suit-Effekt ist, kann das arme Vieh nicht so arg viel sensationelles anstellen. Aber andererseits ist mir ein simpler, aber unter den Bedingungen der Produktion umsetzbarer suit-Effekt lieber als lausige CGI). Stichwort CGI, die werden nur im Finale für’s Bannen des Dämonen eingesetzt und sind da achtbar gewerkelt – sieht natürlich nach CGI-Effekt in billigem Film aus, aber das hat man auch schon wesentlich schlimmer gesehen, und letztlich ist es kein „entscheidender“ money-shot-Effekt, den man hier ruinieren könnte. In Sachen Splatter und Gore bekommen wir quasi ein best-of der typischen Indiehorror-Splatter-Effekte – Kopf ab, Hand ab, ein bissl Gedärmsplotz, von der Machart her bieder, aber im Rahmen dieser Handelsklasse Film solide. Die 18er-Freigabe ist schon in Ordnung.

Wie üblich ist das Lowlight einer solchen preisbewussten Operation primär bei den darstellerischen Leistungen zu suchen. Wirklich gut im Sinne von „dürfte in einer drittklassigen TV-Serie ’ne Nebenrolle mit drei Zeilen Text sprechen“ ist eigentlich keiner. Sara Rabey, Natalie Frantze und Brock Andrews schlagen sich noch recht wacker (wobei bei Frantze auffällt, dass ihr englischer Akzent kommt und geht, und Rabey Opfer eines uncharmanten Continuity-Goofs wird – eine Passage, die offensichtlich nicht in engerem zeitlichen Zusammenhang mit dem Hauptdreh realisiert wurde, zeigt sie mit Clearasil-vorher-Model tauglicher Akne, während sie im Restfilm mit reiner Gesichtshaut agiert), Eric Chisholm und Daniel Paul Jones sortieren sich unter „Anti-Schauspieler ersten Ranges“ ein, der Rest liegt irgendwo zwischendrin. Dass keiner der Herrschaften etwas aufzuweisen hat, dass ansatzweise nach einer schauspielerischen Karriere aussieht, versteht sich praktisch von selbst.

Bildqualität: Movie Power bringt den Film in anamorphem Widescreen (ca. 1.85:1) – die Farben sind sehr lebendig, der Kontrast ist durchaus gut (wird aber auch kaum gefordert), die Schärfewerte mittelprächtig bis erträglich, bei hektischen Kamerabewegungen (wenn mal aus Handkameraperspektive geschossen wird) kann man aber – speziell, wenn man den Film auf wirklich GROSSEM Flat-Equipment kuckt – fröhlich Bauklötze zählen. Da dürfte aber wohl auch schon das Originalmaterial nicht viel mehr hergegeben haben. Die Kompression ist anständig, Defekte, Verschmutzungen oder Mastering-Fehler sind nicht zu vermelden.

Tonqualität: Die deutsche Synchronfassung (Dolby 5.1) ist überraschend unnervig ausgefallen (normalerweise rechnet man bei Releases dieser Größenordnung ja immer mit Pornosynchros), dennoch würde ich die immer noch deutlich lebhaftere Originalsprachfassung (Dolby 2.0) vorziehen. Optionale deutsche Untertitel (die aber ein Problem mit Umlauten haben und nicht immer voll den Sinn des englischen Texts treffen) werden mitgeliefert.

Extras: Nur eine umfangreiche Trailershow inklusive des Trailers für „Hell’s Tomb“.

Fazit: „Hell’s Tomb“ ist nicht mit einem * guten * Horrorfilm zu verwechseln, aber wenn man, wie meinereiner, seine Zeit schon mit dem Bodensatz des Genres (oben zitiert) vergeudet hat, schon fast wieder ein Positivum. Wentworth traut sich und seinem Team nicht mehr zu, als er technisch und handwerklich umsetzen kann, die Splattereffekte sind nicht übermäßig zahlreich, dürften den anspruchslosen Gorehound aber einigermaßen zufriedenstellen, das Creaturedesign ist zumindest mal recht originell und dank der reduzierten und nicht durch übermäßige Blödheiten „aufgepeppten“ Story sind die 80 Minuten immerhin recht flott vorbei. Nichts, woran man sich nächste Woche noch erinnern wird, aber wenn man ratlos in der Videothek steht, weil man alles andere schon ausgeliehen hat, tut „Hell’s Tomb“ nicht weh. Oder zumindest nicht so sehr wie manch anderes…

2/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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