Posse – Die Rache des Jessie Lee

 
  • Deutscher Titel: Posse - Die Rache des Jessie Lee
  • Original-Titel: Posse
  •  
  • Regie: Mario van Peebles
  • Land: USA
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Mario Van Peebles (Jessie Lee), Stephen Baldwin (Jimmy „Little J“ Teeters), Charles Lane (Weezie),Tiny Lister (Obobo), Big Daddy Kane (Father Time), Billy Zane (Colonel Graham), Blair Underwood (Carver), Melvin Van Peelbes (Papa Joe), Salli Richardson-Whtifield (Lana), Pam Grier (Phoebe), Isaac Hayes (Cable), Tone Loc (Angel), Richard Jordan (Sheriff Bates), Woody Strode (Erzähler), Reginald VelJohnson (Preston)


Vorwort

Jessie Lee steckt mit seinen Männern mitten im amerikansich-spanischen Krieg fest. Zu lebenslangem Militärdienst verurteilt, muss er den Anordnungen des größenwahnsinnigen Colonel Graham Folge leisten. Der befiehlt Jessie, mit seinen Männern inoffiziell einen spanischen Konvoi zu überfallen. Als dieser den Grund für den Überfall herausfindet (eine Kiste voller spanischer Goldmünzen), wird ihm schnell klar, dass der Colonel ihn und seine Leute wohl kaum als Mitwisser am Leben lassen wird. Als der Colonel sie tags darauf tatsächlich umbringen lassen will, funkt ihm allerdings sein eigener Diener (Weezie) dazwischen, sodass Jessie Lees Posse mitsamt Diener und Gold abhauen kann. Weezie organisiert auch die Flucht von Kuba Richtung New Orleans (sie bestechen ein paa Leute, damit sie anstelle einiger gefallener Soldaten in den Särgen übers Meer Richtung Festland transportiert werden). In einem Edelbordell trifft Little J, das einzige „Bleichgesicht“ der Truppe, auf den Spieler Father Time.
Als dieser beim Betrügen am Pokertisch erwischt wird, hilft Jimmy ihm bei der Flucht. Aber auch Graham ist unseren Helden auf den Fersen, die nur mit knapper Not entkommen. Jessie Lee sagt seinen Männern, dass er in einer von befreiten Sklaven gegründeten Kleinstadt namens Freemanville noch etwas zu erledigen hätte. In Rückblenden erfährt der Zuschauer, dass vor Jahren ein Lynchmob unter der Führung des rassistischen Sheriff Bates Jessies Vater brutal ermordete, um dessen Traum von Gleichberechtigung für immer zu zerstören. Nachdem er einen der Mörder erschossen hatte, stellte man Jessie vor die Wahl: Lebenslanger Dienst in der Armee oder Tod am Galgen. Jessie lässt sich von einem Schmied fünf goldene Patronen anfertigen, mit denen er die Verantwortlichen töten will. Es dauert nicht lange, bis Sheriff Bates von Jessies Rückkehr Wind bekommt. Eines Nachts fällt Bates in Freemanville ein, lässt Little J töten und Papa Joe, den Vater von Jessies love interest, sowie Obobo einsperren. Jessie und seine Männer befreien die Gefangenen, indem sie sich als KKK-Mitglieder verkleiden, die Wachen töten und den zufällig anwesenden Bürgermeister der Nachbarstadt Cutterstown einsperren. Diese Gelegenheit nützt der wenig später mit den echten Kapuzenmännern eintreffenden Sheriff Bates gleich, um den Bürgermeister (in Jessies Namen) zu töten und dessen Amt vom Fleck weg zu übernehmen. Als Jessie schließlich dahinterkommt, dass Sheriff Bates Freemanville an sich reißen und die Einwohner allesamt vertreiben will (der Grund dafür ist die Eisenbahn, die bald mitten durch Freemanville führen soll), entschließen sich die Bürger von Freemanville dazu, sich gemeinsam mit Jessie und seinen Leuten gegen den Sheriff zur Wehr zu setzen. Doch das ist nicht so leicht, denn Colonel Graham hat sich mitsamt seiner Spezialtruppe Sheriff Bates angeschlossen. Außerdem spielt irgend jemand in Jessies Reihen ein doppeltes Spiel…


Inhalt

Weiter gehts also mit Teil 2 meiner Westernreihe und ich widme mich hier mal einem Film, der meiner Meinung nach immer wieder unter Wert verkauft wird. „Posse“ soll – laut Regisseur Mario Van Peebles – quasi nachholen, was in 90% aller davor entstandenen Western immer wieder gerne versäumt wurde, nämlich den Zuschauern die Geschichte der afroamerikanischen Gunslinger näher zu bringen. Dies gelingt dem Film zum Teil ziemlich gut, was sich vor allem in der Bildsprache äußert (so stirbt Jessies Vater gleich in Kreuzigungspose). Dabei wird manches nur in kurzen Sequenzen angerissen, was aber nicht weiter störend ist.
Es gibt einige Dinge, die den Film bemerkenswert machen: Da wäre zum Einen Peter Menzies ausgefeilte Kameraarbeit. So ist „Posse“ stilistisch mit nur einem weiteren Film seines Genres vergleichbar und das ist Sam Raimis The Quick and the Dead. Kamerafahrten und grandiose Einstellungen so weit das Auge reicht. Dann wäre da noch der Soundtrack, der wirklich sehr mitreißend ist. Was den Film aber wirklich gut macht, sind Billy Zane & Richard Jordan. Die zwei wetteifern geradezu darum, wer denn seinen Charakter böser/wahnsinniger/durchgeknallter/whatever spielen kann, sodass Mario Van Peebles phasenweise droht, neben den beiden regelrecht zu verblassen. Die Inszenierung ist angemessen flott und lässt mit ihren schnellen Schnitten zu keiner Sekunde Langeweile aufkommen.
Nach all den positiven Worten kommen wir mal zu dem einzigen wirkich negativen Punkt, der mir aufgefallen ist: Der Film produziert ganz am Anfang mit Anlauf einen massiven Continuity-Fehler. Woody Strode zeigt uns ein Bild der Posse. Auf diesem sind wirklich ALLE, die jemals in der Posse waren, abgebildet, also auch Angel und Father Time. So weit, so gut. Nur: Angel wird ca. 3 Sekunden, nachdem Father Time gemeinsam mit Little J vom Spieltisch geflohen ist, erschossen. Die zwei haben vor Angels Tod vielleicht 3 Sätze miteinander geredet, wie zum Teufel ist Angel dann auf das Foto gekommen????????? Von dem Steckbrief, den der Colonel verteilen lässt, kann es ja schließlich nicht sein. Ein weiteres kleineres Manko des Filmes ist, dass zwar viele bekannte Gesichter mitwirken, aber die meisten von ihnen nicht sehr viel zu tun haben. So tauchen Leute wie Isaac Hayes, Reginald VelJohnson oder Pam Grier nur kurz auf, reden drei bis vier Sätze und verschwinden gleich wieder. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Leute auch ein integraler Bestandteil der Handlung werden und nicht nur zu einer Parade afroamerikanischer Schauspielgrößen verkommen.
Die DVD selbst hat mich ein wenig enttäuscht. Bild- und Tonqualität sind zwar ausgezeichnet, aber ich hätte gerne ein paar Euro mehr bezahlt, wenn ich dafür nicht nur den Kinotrailer als Extra bekommen hätte. Dabei hätte sich eine kleine Doku über das Thema doch geradezu angeboten. Mir ist schon klar, dass der Film nicht bekannt genug ist, um eine Special Edition zu rechtfertigen, aber irgendwie schade ist diese lieblose Umsetzung trotzdem (Hier liegt die Schuld allerdings nicht bei der deutschen Veröffentlichung, denn die Extras sind bei der RC 1-Version auch nicht anders).

Kommen wir nun also zum Fazit. Kann der Film sich mit Klassikern wie „Unforgiven“ vergleichen? Nein, natürlich nicht. Hat er deshalb aber die harsche Behandlung, die er so oft erfährt, verdient? Auf keinen Fall! Obwohl der Film sein hehres Ziel nicht zu 100% erreicht, ist „Posse“ dennoch ein sehr guter Western, der sich zumindest darum bemüht, einen etwas anderen Blick auf die Zeit des wilden Westens und das Westerngenre zu werfen und ist somit allemal sehenswert, da er außerdem noch fetzig inszeniert und mit guten bis grandiosen SchauspielerInnen versehen wurde. Absolut sehenswert!

P.S.:
Vier Jahre später, 1997, entstand – ebenfalls mit Mario Van Peebles in der Hauptrolle – der Film „Los Locos: Posse Rides Again“. Auch wenn ich diesen Film noch nicht gesehen habe, möchte ich euch davor warnen, dass der Titel ein klarer Etikettenschwindel ist. Laut den Inhaltsangaben bei imdb & Co hat der Film GAR NICHTS mit „Posse“ zu tun.

4/5
(c) 2009 G


mm
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