Phase IV

 
  • Deutscher Titel: Phase IV
  • Original-Titel: Phase IV
  •  
  • Regie: Bryan Goeres
  • Land: USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Dean Cain (Simon Tate), Brian Bosworth (Steven), Mimi Kuzyk (Diana Holt), Nigel Bennett (Richard), Stephen Coats (Roanic), Heather Mathieson (Carla Tate)


Vorwort

Simon Tate hat schon einiges hinter sich – einst gefeierter Football-Star wurde er des Steroid-Missbrauchs überführt und kam nur durch die Beziehungen seines alten Kumpels, des Mediziners Roanic, an einer Unitätsmannschaft unter, wo er nebenbei noch Journalismus studiert. Sein bislang eher schlummernder journalistischer Ehrgeiz wird geweckt, als Roanic eines Tages Hauptverdächtiger in einem Mordfall ist – er soll seine Patientin Hollie, die Tochter der Senatskandidatin Holt, umgebracht haben. Bei einer wilden Verfolgungsjad mit der Polizei kommt Roanic ums Leben, kann Simon aber kurz vor seinem Tod noch ein paar Pillen zustecken. Die gehören zu einem unbekannten Medikament im Erprobungsstadium. Ungeachtet der Tatsache, dass Unbekannte ihn und seine Familie einschüchtern, ermittelt Simon auf eigene Faust und gerät auf die Spur einer Verschwörung, die bis in höchste politische Kreise reicht…


Inhalt

Ich mag Conspiracy-Thriller. Fragt mich nicht warum, weil Conspiracy-Thriller im allgemeinen ähnlich originell sind wie Slasherflicks, aber ich mag sie einfach und deswegen war ich positiv überrascht, dass sich „Phase IV“, den ich von Cover-Artwork und Cast mehr als 08/15-Actionvehikel eingestuft und deswegen lange im Regel hatte liegen lassen, als Conspiracy-Thriller, wenn auch mit gewisser Gewichtung auf den Action-Part (wat mut, dat mut, wenn man Bosworth im Cast hat), entpuppte (just for the record: der beste Conspiracy-Thriller der letzten Jahre war meiner bescheidenen Meinung nach „Staatsfeind Nr. 1“).

Die Story von „Phase IV“ (dem ich allerdings nicht verzeihe, den Titel schamlos beim zeitlos guten Ameisen-Thriller gleichen Namens „ausgeborgt“ zu haben) entwickelt sich denn auch, wie’s Verschwörungsthriller so an sich haben, in den gebotenen Genre-Konventionen. Wir haben den leicht naiven, ahnungslosen Protagonisten, der zufällig in eine Sache hineingezogen wird, von der er keine Ahnung hat und die ihn heillos überfordert (Dean Cains Charakter allerdings ist nicht ganz so hilflos wie viele andere, denn er ist ein Ex-Navy-SEAL) und wird von seinen unbekannten Gegnern, die quasi unlimitierte Ressourcen einsetzen können (d.h. so unlimitiert, wie das Budget es hergibt), immer weiter in die Enge getrieben, während er dem Geheimnis zentimeterweise auf die Schliche kommt. Alles, was das Herz des Genrefreunds begehrt, wird abgespielt – natürlich deichseln die Bad Guys es, dass Simon unter Mordverdacht gerät und verhaftet wird, ebenso selbstverständlich, dass seine Familie (mit der cutsy-poopsy-Tochter) als Druckmittel gegen ihn eingesetzt wird. Und natürlich ist jemand, von dem man es niiiiie im Leben erwartet hätte (sprich: der hat’s von Anfang an auf die Stirn tätowiert) im ach-so-überraschenden Finale auf der Seite der Fraktion mit den schwarzen Hüten. Aber es gibt halt einen Grund, warum in gewissen Genres auf formelhafte Scripts zurückgegriffen wird – wenn man sie handwerklich einigermaßen umsetzt, funktionieren sie, und das tut’s auch hier. Gut, der Aufhänger der Story (den ich genauso gut spoilern kann, denn die DVD-Hülle tut’s auch, es geht um Medikamentenforschung) ist nicht wirklich grandios und könnte auch als geschmacklos empfunden werden, aber es wird ja kein Statement abgegeben, es ist einfach ein Plot Device, um die Geschichte in Gang zu bringen und könnte genauso gut eine schleichende Alien-Invasion/eine Terrorgruppe/whatever sein, das nimmt sich nichts.

Wie gesagt, wir haben es mit einem B-Film mit B-Stars zu tun, die nicht unbedingt für ihre ausdrucksstarken Charakterrollen berüchtigt sind, demzufolge gibt’s weniger Thrill im Sinne von Suspense als vielmehr Action und da wirkt „Phase IV“ ungefähr so aufwendig wie ein späterer PM-Film (also, als die Jungs um Pepin/Mehri genügend Kohle hatten, um mehr als nur einen Stunt zu drehen) – es gibt einige Autoverfolgungsjagden, Faustkämpfe, Explosionen, alles, was das Herz begehrt, bis hin zu einem völlig überzogenen Showdown, in dem (zwar unter lächerlicher Begründung, aber immerhin) ein paar globbrige Gore-Effekte bestaunt werden können.

Das spielt sich unter der Regie von Bryan Goeres auf akzeptabel-slickem handwerklichen Niveau ab, und, jetzt macht der PM-Vergleich tatsächlich sinn, es wundert nicht, denn Goeres hat bei PM gelernt (ebenso wie Co-Produzent Paul Volk) und dort als Assistenz-Regisseur bei Werken wie „Cyber-Tracker 2“, „Skyscarper“ oder „Dark Force“ mitgewirkt. Sage man also, was man will, bei PM konnte man durchaus den Umgang mit bescheidenen monetären Mitteln lernen. Einzig einige CGI-Effekte (die man dann auch größtenteils aus dem fertigen Film entfernt hat – im Trailer gibt’s mehr davon zu sehen) sind ziemlich, ähem, missraten. Sonst aber sind die Action-Szenen gefällig inszeniert, das Tempo ist hoch genug, um jeden Vergleich mit Nu Images zeigtgenössischen Werken mitzuhalten.

Übermäßig hart ist der Streifen dabei nicht (ob die mir vorliegende Scheibe gekürzt ist, kann ich nicht eruieren, die IMDB liefert als Laufzeit 103 Minuten, aber das ist eine Angabe bezüglich einer brasilianischen VÖ– und da würde ich jetzt nicht mein Leben drauf verwetten, dass die korrekt ist).

Meckern möchte ich eigentlich nur über das vielleicht peinlichste Produktionsfirmenlogo seit die Shaw Brothers bei den Warners klauten: „American Cinema International“ vor einer wehenden US-Flagge. Na danke, mir ist schon schlecht (und dann dreht Ihr die Filme in Kanada? Landesverräter!).

Der Cast zieht sich auch passabel aus der Affäre. Dean Cain („Lois & Clark“, „Apokalypse Eis“) spielt mal wieder den Sympathiebolzen, zeigt physische Präsenz und wird ansonsten nicht vor größere Aufgaben gestellt (auch wenn sein Reporter-Image mich natürlich immer wieder an Clark Kent denken ließ). Ex-Football-Recke und nach seinem mit großen Hoffnungen gestarteten und übel bauchgelandetem Filmdebüt „Stone Cold“ im Reich der Gelegenheits-B-Movie-Schufte gelandet, spielt Cains fiesen Gegenspieler Steven gut aufgelegt (soweit man das von einem Akteur, der sichtlich auf die Steven-Seagal-Schauspielschule gegangen ist, beurteilen kann). Die Senatorenkandidatin Holt, die zu Dean Cains Helferlein wird, mimt Mimi Kuzyk, die hauptsächlich fürs TV arbeitete, in letzter Zeit aber in Großprojekten wie „Der menschliche Makel“, „The Final Cut“ und „The Day after Tomorrow“ auftauchte. Als ihren Berater/Kollegen Richard feiern wir ein Wiedersehen mit Nigel Bennett, der auch in „Apokalypse Eis“ Dean Cain ziemlich auf die Nerven ging, hier aber für meine Begriffe deutlich gefälliger agiert.

Bildqualität: Es geschehen Zeichen und Wunder – MiB legt eine Disc mit anständiger Bildqualität vor! Nein, ernsthaft, den 4:3-Vollbildtransfer von „Phase IV“ kann man sich gut ansehen. Der Transfer besticht mit lebendigen, kräftigen Farben, einem klaren, rauschfreien Bild, guter Detail- und Kantenschärfe, annehmbarem Kontrast und einer zumindest gut durchschnittlichen Kompression. Wenn ich mir die sonstigen Veröffentlichungen dieses Ladens ansehe, könnten die glatt „Perfect Edition“ aufs Cover schreiben (dafür hätte es aber auch gereicht, wenn meine Scheibe EIN Cover gehabt hätte und nicht vier, viermal das selbe übrigens, danke der Nachfrage).

Tonqualität: Auch beim Ton kann man nicht wirklich meckern. Der Konsument hat die Wahl zwischen deutscher Synchronfassung in 5.1-Split oder englischem O-Ton in Dolby 2.0. Zur technischen Notwendigkeit von Splits sag ich lieber nix, sondern schalte nur meine Dolby-Anlage auf Stereo-Modus und freue mich über einen rauschfreien, sehr gut verständlichen und angenehm klingenden deutschen Track. Die englische Tonspur klingt insgesamt etwas lebendiger und lauter, verzeichnet aber ein leichtes Rauschen und ist in der Sprachqualität nicht ganz so klar.

Extras: Na, das kann man mit gutem Willen doch fast „Extras“ nennen. Es findet sich ein: Der Trailer, der, wie gesagt, einiges an im Film nicht vorkommenden Szenen, besonders CGIs von der ersten großen Action-Szene gleich zu Beginn, beinhaltet, eine Bildergalerie mit 20 Szenenfotos, sowie ausführliche Biographien von Dean Cain und Brian Bosworth auf insgesamt zwölf Texttafeln.

Fazit: Entweder war ich nach „L.A. Vice“ bereit, grundsätzlich ALLES, was da auf mich zukommen würde, gut zu finden, oder „Phase IV“ ist tatsächlich kein herausragender Film, aber eine mattschimmernde Perle im Einheitsbrei der DTV-Releases, mit denen wir von Hollywoods Low-Budget-Klitschen überschwemmt werden. „Phase IV“ langweilt jedenfalls nicht – zwar bedient der Film letztlich storytechnisch nur die üblichen Klischees des klassischen Conspiracy-Films und garniert sie mit einer soliden Dosis Action, aber er macht das ziemlich gut. Der Streifen ist flott inszeniert, hat, abgesehen von den sparsam eingesetzten CGIs keine größeren handwerklichen Schwächen, und wird von einem sympathischen Hauptdarsteller getragen. Hat mir überraschend viel Spaß gemacht und wird daher empfohlen – zumal auch die DVD für MiB eine mittlere Sensation darstellt.

3/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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