Pet

 
  • Deutscher Titel: Pet
  • Original-Titel: Pet
  •  
  • Regie: Carles Torrens
  • Land: USA/Spanien
  • Jahr: 2017
  • Darsteller:

    Dominic Monaghan (Seth), Ksenia Solo (Holly), Jennette McCurdy (Claire), Da’Von McDonald (Nate), Eric Parsons (Eric)


Vorwort

Seth, ein introviertierter Loser, ist genau der falsche Mann für den Job – wer ein Herz für Tiere hat, ist in einem Tierheim, in dem die nicht vermittelbaren Fellnasen eingeschläfert werden, fehl am Platz. Aber das passt auch wieder irgendwo für einen Typen, der nie genügend Rückgrat entwickelt hat, um nicht von jedem als Fußabtreter benutzt zu werden.

Auf der Busfahrt nach Hause entdeckt er auf einmal seine Schulkameradin Holly, die sich aber nicht an ihn erinnern kann. Seth entwickelt ungeahnte Energie und sich zum patenten Stalker, der ihr beim Kellnerinnen-Job nachstellt (wo sie sich natürlich wieder nicht an ihn erinnern kann), ihr nach Auswendiglernen ihres Facebook-Profils Blumen schickt und sie in eine Kneipe verfolgt, wo sie gerade die Möglichkeiten einer Wiederaufnahme der Beziehung zu ihrem Ex Eric ausloten will (das endet voraussehbarerweise mit Prügel für Seth und einem amtlichen an den Kopf geworfenen Korb).

Es müssen andere Seiten aufgezogen werden. In einem vergessenen Kellerabteil unter einem Lagerraum im Tierheim stellt Seth einen Käfig auf – und einen Einbruch nebst Entführung später findet sich Holly als Bewohnerin desselben wieder. Seth plant, an Holly ein amtliches Umerziehungs- und Sozialisatonsprogramm durchzuführen – aber nicht mal primär mit dem Ziel, Holly zu seiner persönlichen Liebessklavin umzuprogrammieren. Hier sind tiefere „issues“ am Werk und auch Seth muss bald feststellen, dass er sich hier möglicherweise etwas zu viel vorgenommen hat, denn in Sachen fiese Psychospielchen ist ihm die Käfiginsassin möglicherweise doch deutlich über…


Inhalt

Und noch eine Variante zum beliebten Thema „captive women“. Carles Torrens setzt das Thema erzählerisch deutlich konventioneller als Thriller um Cate Shortland im charakter-orientiereren „Berlin Syndrome“. Praktisch alle Beats, die wir als routinierte Vielseher vom Subgenre erwarten, finden sich in „Pet“ wieder und so sind es ironischerweise gerade die ersten zehn Minuten, in denen wir nur bei Seth und seiner freudlosen Existenz sind, die „stärksten“ – ich will gar nicht davon reden, dass die Szene mit dem heftigsten emotionalen Punch die ist, in der nach vielleicht fünf Filmminuten eine liebe Schäferhündin eingeschläfert wird (selbst bei einem durchaus hartgesottenen FFF-Publikum, das, wie man uns bei den letzten White Nights versichert hat, im Festivalkontext den Ruf des blutrünstigsten hat, war das kollektive gequälte Stöhnen deutlich zu vernehmen).

Was danach kommt, ist nicht schlecht, bringt aber relativ wenig neue Erkenntnisse – der sich ungefähr zur Filmmitte abzeichnende Twist, dass (SPOILER) Seth Holly nicht deswegen gefangen genommen hat, weil er sie unbedingt zwangsverlieben will, sondern weil er einem garstigen Geheimnis des Mädchens auf die Spur gekommen und sie quasi vor sich selbst (und ihre Umwelt vor ihr) retten will, ist zwar recht gekonnt gemacht, aber nicht gerade glaubwürdig – was allerdings zugegeben nicht unbedingt am Script liegen muss, sondern auch darin begründet sein kann, dass Ksenia Solo („Orphan Black“, „Black Swan“, „Lost Girl“) trotz ihres Resumées nicht die schauspielerische Klasse mitbringt (oder auspacken will), um ihren Charakter überzeugend zu gestalten (und bei einer Rolle, die wenig Möglichkeiten zum „physischen“ Acting gibt, weil die Figur nun mal die längste Zeit des Films im Käfig hockt, braucht’s dann eben einen gewissen dramatischen Punch im Acting).

Dominic Monaghan („Lost“) ist mit der „sort-of-lovable-loser“-Rolle irgendwie verheiratet – es liegt ihm einfach, und da macht auch „Pet“ keine Ausnahme, auch wenn er einen etwas „dunkleren“ Charakter spielt. Der Kniff, Ksenia Solo, wenn sie, eh, Solo-Szenen zu spielen hat, mit ihrer imaginären Freundin Claire (Jennette McCurdy), die auch der Schlüssel zu ihrem Geheimnis ist, bringt leider auch nicht so viel ein, wie Torrens und sein Autor Jeremy Slater sich das wohl gedacht haben.

Eine kleine Rolle übernimmt übrigens FX-Wizard Gary J. Tunnicliffe, der logischerweise denn auch die Make-up-Effekte beigesteuert hat.

Ich hätte mir „Pet“ tatsächlich sowohl psychologisch als auch „bildlich“ härter gewünscht. So aber ist der Streifen handwerklich sauber und durchaus ordentlich spannend, aber letztlich auch recht unmemorabel. Wer das Subgenre mag, wird ordentlich bedient, darf aber auch keine Weltwunder erwarten.

3/5

(c) 2017 Dr. Acula


mm
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