Pentagramm des Satans

 
  • Deutscher Titel: Pentagramm des Satans
  • Original-Titel: Through the Fire
  • Alternative Titel: Gates of Hell II: Dead Awakening |
  • Regie: Gary Marcum
  • Land: USA
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Tamara Hext (Sandra Curtis), Tom Campitelli (Nick Berkley), Randy Strickland (Randy Sternman), Billie Carroll (P.J.), Dan Shackleford (Gary), John S. Davies (Oscar), Wendy Wade (Janet), Terry Wegner (Al), Martin Smith (Harry), Lourdes Regala (Rita)


Vorwort

Streifencop Nick Berkley soll eigentlich nur eine besoffene Randalierin aus einer Kneipe subtrahieren – unerwarteterweise findet er die Suffgurgel aber irgendwie sympathisch und liefert sie nicht in die Ausnüchterungszelle ein, sondern karrt sie in ihre Wohnung.

Das schindet bei der Schnapsdrossel namens Sandra genug Eindruck, um Nick am nächsten Morgen aus einem perfekten one-night-stand zu telefodringeln und ihn als Privatschnüffler zu engagieren. Ya see, Sandras Schwesterherz ist seit Wochen spurlos verschwunden und die Polizei hat wie üblich keine Spur. Keinen Schimmer, wieso Sandra glaubt, dass Nick als Solo-Investigator mehr Mittel und Wege hat als das komplette Police Department, und noch weniger Schimmer, warum Nick sich ohne Aussicht auf monetäre Entlohnung auf die Chose einlässt, aber er nimmt seinen Jahresurlaub und beginnt zu ermitteln. Mangels irgendwelcher konkreten Hinweise überprüfen Nick und Sandra, die sich zwanglos an seine Fersen heftet, andere ungeklärte Verschwindibusfälle, ohne aber ein Muster zu erkennen. Aus einer Laune heraus bringt Nick ein Glücksbringer-Amulett, das Sandra seit Jahren hortet, zu Uni-Dozentin P.J., und die erklärt unbefangen, dass es sich bei dem Ding um einen hebräischen Artefakt handelt, der gegen die dämonischen Kräfte des alt-kanaaitischen Gottes Moloch schützt.

Und das ist der casus knacksus, denn ein Zirkel Moloch-Anbeter ist indirekt für die Verschwindensfälle verantwortlich. Die Herrschaften haben nämlich aus persönlicher Machtgier einen Dämon beschworen, sich dabei aber nicht ganz an die Gebrauchsanleitung gehalten und sind daher nicht in der Lage, das okkulte Mordsvieh zu kontrollieren. Um das Problem zu lösen – nämlich einen hebräischen Rachegeist herbeizuwünschen, der dem Dämon die Lebenslichter wieder ausbläst, bräuchten die Moloch-Fans das Amulett.

Einen Angriff der Moloch-Jünger überstehen Nick und Sandra nur, weil ihnen unerwartet eine Gruppe freischaffender Dämonenjäger mit großkalibriger Bewaffnung beispringt (P.J. endet als Kollateralschaden, womit das Gehirn der Operation jedenfalls mal ausgeschaltet wäre) – eine Organisation, der, wie sich herausstellt, auch Sandras verschütt gegangenes Schwesterherz angehörte…


Inhalt

Hach, die 80er – eine Dekade, in der, zumindest nach Logik von Hollywood-Filmen, jedes Problem von Magenschmerzen, Beziehungsstreß, drohendem dritten Weltkrieg oder persönlichem Auftreten des Satans mit einem ausreichenden Vorrat an automatischen Waffen gelöst werden konnte. Will sagen, man konnte wohl damals wohl jedes beliebige Konzept pitchen, wenn man dem Produzenten zwischen zwei Lines Koks glaubhaft versichern konnte, dass es ein paar große Shoot-outs gibt…

Und so haben wir dann auch zu unserer großen Freude Okkult-Horror-Action-Thriller-Hybriden wie „Pentagramm des Satans“ (in dem natürlich kein Pentagramm und erst recht kein Satan vorkommt. Seinen deutschen Verleihtitel verdankt der Streifen der Tatsache, dass sich kurz zuvor der Okkult-Thriller „Pentagramm“ mit Lou Diamond Phillips als Videothekenrenner erwiesen hatte. Nicht, dass der Originaltitel „Through the Fire“, der nach generischem Actionramsch kriegt, mehr mit der Story zu tun hätte), ein Film, den wir in Deutsc hland schnell zu sehen bekamen (allerdings wurde er seit seiner VHS-Veröffentlichung nicht mehr aufgelegt), während er im heimischen Amiland erst 1997 (!) unter dem Titel „Gates of Hell Part II“ als angebliche Fulci-Hommage herausgebracht wurde (um das gleich mal zu klären: wenn man nach diesem Film geht, geht jeder Film mit ein-zwei blau-hintergrundbeleuchteten Shots als Fulci-Hommage durch).

Nun ist prinzipiell gegen eine Okkult-Actionhorror-Melange nichts einzuwenden – reiner Okkultgrusel kann gerne mal einen Tritt in den Hintern vertragen und Actionhorror fehlt’s im Umkehrschluss ab und an an einer glaubwürdigen Mythologie, aber „Pentagramm des Satans“ versagt – irgendwie erwartungsgemäß – in beiden Disziplinen. Aber woher sollen’s die Masterminds hinter dem Unterfangen auch wissen? Gary Marcum schrieb und inszenierte nie einen anderen Film, sondern war bestenfalls als Kamera-Operateur (also ohne jeglichen kreativen Input) an B-Movies wie „Positive I.D.“ oder Night Vision tätig, gegen seinen Kollaborateur Brad Potter ist er aber, was die FIlmographie angeht, Steven Spielberg. Und wenn zwei dem kreativen Schreiben nicht unbedingt täglich fröhnende Nasenbären dann versuchen, einen Okkultgrusler zu schreiben, wird’s dann halt peinlich. Hier fügt sich nichts zusammen – vom unnützen Helden Nick (der aus eigener Kraft genau *nichts* ermittelt und im Showdown dann auch außen vor bleibt – er wird gleich zu Beginn des Schlussfights ausgeknockt und kommt rechtzeitig zum Abspann wieder zu sich), die nicht wirklich schlüssige Mythologie, der nicht wirklich sympathischen Sandra bis zu den kaum bedrohlich wirkenden „Schurken“. Die zentrale Krux des Scripts manifestiert sich in zwei Hauptproblemen – die Story entwickelt sich nicht (vielmehr stapfen die Helden planlos herum, finden irgendwann mal eine Expositionsmaschine, sind dann weiter planlos, finden eine zweite Expositionsmaschine und sind dann immer noch planlos) und das Okkulte und die Action verbinden sich nie zu einem einigermaßen plausiblen Gesamtbild. Das Okkulte bleibt schlicht behauptet – würden die Moloch-Anbeter nicht mit finsterer Miene um ein Ouija-Brett (80er, I told ya) herumsitzen, könnten sie gewöhnliche Westentaschenganoven von der Stange sein, und die Monster-Attacken auf irgendwelche namenlose Opfer sind des miesen Make-ups, äh, der Suspense wegen, bis zum Showdown, wenn wir dann ein-zwei Blicke auf das hässliche Vieh werfen dürfen, off-screen und könnten daher auch von jedem handelsüblichen Killer begangen werden.

Ist ja aber auch wieder folgerichtig, weil’s ja auch keine Motivationen gibt, die den okkulten Hintergrund irgendwie vertiefen würden. Was genau die Molochanbeter überhaupt *wollen*, bleibt unausgesprochen, und wieso sich selbige und die Dämonenjäger gegenseitig mit Schrotflinten totschießen, wo sie doch technisch gesehen das Gleiche wollen, nämlich den fehlbeschworenen Dämon aufhalten, ist auch so eine Frage, die einer sinnigen Beantwortung harrt. Klarer Fall, und das unterstreichen auch die stellenweise sturzdämlichen Dialoge, handelt es sich um ein Script, das von Leuten zusammengestümpert wurde, die ebenso wenig Ahnung von effektivem Okkultgrusel wie von spannendem Thrill haben.

Wenn schon das Drehbuch keine intellektuellen Höhenflüge zelebriert, wie sieht’s dann mit der Umsetzung aus? Naja… es ist ein 80er-Low-Budget-Film von Leuten, die keine große Karriere im Biz gemacht haben, also wird’s so dolle wohl nicht sein. Ja, das ist von den technischen Basics her nicht ganz inkompetent, aber eben auf dem bescheidenen Niveau von Leuten, die so ungefähr kapiert haben, wie man eine Kamera einschaltet, aber keinerlei, äh, künstlerische Fähigkeiten haben, sondern nur versuchen, unter ihren eingeschränkten Bedingungen zeitgemäße Trends nachzuahmen. So haben wir in den Innenaufnahmen des Budgets wegen größtenteils arg klaustrophobische Sets und in den Exteriors, speziell in den Nachtaufnahmen, den gefürchteten 80er-Jahre-Michael-Mann-für-Arme-sterilen-Neonlook eines „Miami Vice“-Outtakes (was mich auch dazu bewegt, den Stil der Nachtaufnahmen weniger als Fulci-Hommage denn als Mann-Nachäffung zu interpretieren). Dramaturgisch ist die Angelegenheit natürlich für die Füße, der Streifen entwickelt nie Tempo, nie Spannung und nie Atmosphäre. Ein nervtötender Score, der jedem frühen PM-Film zur Schande gereichen würde, tut sein Übriges…

Und, naja, für einen Film, der irgendwo ja doch auch ein Horrorfilm sein soll, ist er nicht nur völlig frei von Scares, sondern auch von FX. Die Kills bleiben offscreen (ich gehe mal charmant davon aus, dass das mir vorliegende Tape uncut ist – jedenfalls wäre mir kein offensichtlicher Schnitt aufgefallen), die nur kurz im Showdown gezeigte Dämonenmaske reißt keine Bäume auf (zudem wirkt die Szene für mich auch noch abgedunkelt), erschrecken wird davon jedenfalls niemand. Auch die Shoot-outs haben kein Argument dafür, warum man nicht jeden x-beliebigen anderen Ballerfilm aus den 80ern vorziehen sollte. Eine namenlose Statistin zeigt zumindest ihre impressiven Hupen (an denen vermutlich mehr „FX-Material“ verbaut wurde als am Monster-Make-up).

Die Darsteller sind völlig unbeschriebene (und -talentierte) Blätter. Tamara Hext (das ist für einen Horrorfilm zumindest ein zünftiger Name) dilettierte sich irgendwann mal als Komparsin durch eine „Dallas“-Folge, Tom Campitelli hatte kleinere bis kleine Auftritte im superben Lundgren-Kracher „Dark Angel“ und dem soliden Roy-Scheider-Thriller „Hitman: Cohen and Tate“. Dan Shackleford staubte zumindest ein Röllchen in Dwight Littles semikultigen „Inferno USA“ ab. Irgendeine Art von Chemistry zwischen den Hauptdarstellern Hext und Campitelli ist nicht zu vermerken. Warum niemand aus dem Cast über Mini-TV-Auftritte oder Mikrorollen in anderen B-Movies hinaus kam, erklärt sich jedenfalls durch die 84 Minuten Filmgenuss wie von selbst…

Erschienen ist der ganze Krempel seinerzeit bei der altehrwürdigen UFA – was nur einmal mehr beweist, dass wir vielen als Güllelabels beschimpften Kleinanbietern der 80er und 90er Unrecht tun, denn gerade bei UFA, zweifellos einem Major-Betrieb, erschien so viel Schrott, dass allein das Durchpflügen des dortigen Backprogramms mich auf Jahrzehnte hinaus beschäftigen würde (ich muss immer noch dringend „White Ninja“ auftreiben…).

Fazit: Ein Schnarcher vor dem Herrn, der sich in seiner deutschen Inkarnation ebenso ungerechtfertigt an den Phillips-„Pentagramm“ anhängt wie es seine US-Ausgabe mit Fulci tut. Lahmarschig, identitätslos und völlig schauwertfrei sollten sich ausschließlich UFA-VHS-Komplettisten „Pentagramm des Satans“ auf den Einkaufszettel malen.

1/5
(c) 2014 Dr. Acula


mm
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