Pay Day

 
  • Deutscher Titel: Pay Day
  • Original-Titel: The Debt Collector
  • Alternative Titel: The Pay-Up |
  • Regie: Jesse V. Johnson
  • Land: USA
  • Jahr: 2018
  • Darsteller:

    Scott Adkins (French), Louis Mandylor (Sue), Tony Todd (Barbosa), Vladimir Kulich (Tommy), Selina Lo (Sandy), Michael Paré (Mad Alex), Rachel Brann (Amanda), Nihar Gur (Angela), Robert Hallak (Karp), Jack Lowe (Conor), Richard Tanner (Harvey)


Vorwort

Den britischen Irakkriegs-Veteranen French hat’s nach L.A. Verschlagen, wo er ein kleines, dafür aber hochdefizitäres Karate-Dojo betreibt. Eine rivalisierende chinesische Kampfsportschulenbetreibergruppe (wasn Wort, das gibt bei Scrabble bestimmt 385 Punkte) würde Frenchs Schuppen gern übernehmen, aber French haut der entsprechenden Verhandlungsdelegation lieber auf’s Maul.

Was nichts daran ändert, dass er so richtig total absolut pleite ist und sich deswegen verzweifelt an seinen Karateschüler Mad Alex wendet, der Kontakte ins organisierte Verbrechen unterhält, und dort, weiß French, kann man einen kräftigen Typen, der seine Fäuste zu gebrauchen versteht, doch immer gebrauchen. Alex hält das ganz gewiss nicht für den richtigen Job für French, lässt sich aber breitschlagen, French einem gewissen Big Tommy vorzustellen. Big Tommy ist selbst kein richtiger Gangsterboss, aber derjenige, an den die sich wenden, wenn es darum geht, notleidende Kredite mit Nachdruck und gegen prozentuale Beteiligung einzufordern. French macht auf Tommy einen angemessen fähigen Eindruck, er darf daher mal ein Probewochenende mit dem Veteranen-Geldeintreiber Sue (ich bin tierisch enttäuscht, dass der Film nicht ein einziges Mal „A Boy Named Sue“ referiert. Klar, der Song wäre vermutlich lizenztechnisch teuer, aber man könnte doch mal ein Scherzchen damit treiben), auf dass der French zeigt, wo der Hase in der Branche läuft.

Gleich der erste Auftrag entgleitet ein wenig der Kontrolle unserer fröhlichen Kreditsachbearbeiter. Der säumige Schuldner, eigentlich als harmloser Fall eingestuft, den man nur ein bisschen erschrecken muss, empfängt das dynamische Duo mit einem Sträußchen blauer Bohnen, wird aber dafür angemessenerweise zu Klump geschlagen. Schuldner Nummer 2 verschanzt sich hinter zwei zwei Meter großen Kleiderschränken von Bodyguards, die Frenchs Gesichtszüge neu arrangieren, ehe sie durch die superioren Karatekünste schachmatt gesetzt werden. Und der dritte Spezi schickt den Gärtner (und Liebhaber seiner Frau vor) und lässt sich ansonsten lieber von French verkloppen, als freiwillig die durchaus vorhandene Kohle rauszurücken (dieweil Sue die bewusste Ehefrau beschläft). Alles in allem – ein erfolgreicher erster Tag…

Tommy ist beeindruckt genug, das neue Team mit einem Spezialauftrag zu betrauen. Barbosa, ein insgesamt eher unleidlicher krimineller Clubbesitzer wünscht, dass Tommys Leute einen gewissen Conor ordentlich durch die Mangel drehen. Angeblich hat der Geld veruntreut, aber das scheint nicht der primäre Grund zu sein, warum Barbosa Conor gerne breiförmig vor sich sehen würde. Tommy ist’s einerlei, da Barbosa gewillt ist, den nicht unbeträchtlichen Obolus zu bezahlen. French und Sue nehmen die Spur des abgängigen Iren auf, aber so ziemlich jeder, den sie auf der Suche verdreschen, versichert den Eintreibern, dass Conor eine Seele von Mensch sei, der niemals nicht irgendwas klauen würde, schon gar nicht von einem bekannten Kurzzündschnurbesitzer wie Barbosa, und das man sich hinsichtlich des Grundes für Barbosas Ärger doch mal interessehalber an dessen heiße (und ungefähr 50 Jahre jüngere) Verlobte Amanda wenden sollte. French wird die Sache zunehmend unangenehm – säumige Schuldner verkloppen ist ihm moralisch egal, aber hier irgendeine persönliche Vendetta aus Exekutivscherge zu übernehmen und dabei möglicherweise einen völlig Unschuldigen zu Matsch zu hauen, ist dann doch was anderes. Sue, der sich damit abgefunden hat, ein mieses Dreckstück zu sein und sich deswegen jeden Abend ins Koma säuft, empfiehlt French, solche Bedenken hintanzustellen. Aber dann finden sie Conor tatsächlich…


Inhalt

Der Zug, um aus Scott Adkins einen veritablen A-Lister (bzw. zumindest einen zwischen A- und B-Liste pendelnden Actionhelden im Stile von Jason Statham) zu machen, ist wohl leider abgefahren. Man muss sich als Fan damit abfinden, dass Adkins in der gleichen Liga spielen darf wie die Van Dammes und Lundgrens heutzutage – leading men in solide, aber nicht aufsehenerregend gewerkelten DTV-Kloppern. Ist etwas weniger als ich dem grundsympathischen britischen Hand- und Fußkantenschwinger gewünscht hätte, aber das Leben ist weder Wunschkonzert noch Ponyhof, man muss also nehmen, was man kriegt.

Zumindest kann der gute Scott sich nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen und produziert sich, wenn’s denn sein muss, wie mit „The Debt Collector“, der in Deutschland den knackigen Verleihtitel „Pay Day“ verpasst bekommen hat, auch mal selbst.

Als Regisseur und Co-Autor fungiert Jesse V. Johnson („Green Street Hooligans 2“, „Alien Agent“), der mittlerweile so etwas wie Adkins‘ persönlicher Regiescherge ist, hat er doch neben „The Debt Collector“ auch „Savage Dog“, „Accident Man“und das kommende Allstar-Actionvehikel „Triple Threat“ (in dem neben Adkins noch Koryphäen wie Tony Jaa, Iko Uwais, Michael Jai White und Michael Bisping amtieren. Da kann man sich als Freund der gepflegten Dresche schon mal ein prophylaktisches Freudentröpfchen in den Schlüppi machen) auf dem Kerbholz. Als zweiter Autor macht sich Stu Small wichtig, der diesen Job auch für „Accident Man“ übernahm (quite a jump vom production assistant bei so aktionsgeladenen Thrillern wie „Corellis Mandoline“ oder „Billy Elliot – I Will Dance“).

Ich bin ja mittlerweile ganz froh, wenn nicht mehr bei jedem drittklassigen DTV-Heuler das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht, sondern wir uns auch mal wieder kleineren, „intimeren“ Geschichten zuwenden können. „The Debt Collector“ braucht keine große Terrororganisation als Feind, letztlich geht’s bis zum Finale nicht mal um’s Leute platt machen, sondern sie eben nur zahlungsbereit zu prügeln, was natürlich ein dickes Plus in Punkto Glaubwürdigkeit einbringt. Adkins‘ Figur des French ist ein weitgehend normaler Typ (von seiner Kriegsvergangenheit und seinen Kampfkünsten abgesehen), der in etwas hineinstolpert, für das er schlicht nicht gemacht ist. Klar, Frech hat kein Problem damit, irgendeinem Arschloch, das einem anderen Arschloch Knete schuldet, die Fresse zu polieren, aber im Grunde ist er kein schlechter Kerl (was ihm auch sein Freund Alex zu Beginn mehr oder minder direkt so sagt). Schlichte monetäre Nöte treiben ihn dazu, den Schlägerjob anzunehmen, da kann man die Moral mal kurz auf die lange Bank schieben, aber als es dann darum geht, einen Job zu erledigen, der offensichtlich „falsch“ ist oder „das Richtige“ zu tun, ist das für French keine Frage. Mit dem vermeintlich amoralischen Sue an seiner Seite, der dem Neuen zeigt, wo’s lang geht, hätten wir dann auch noch das bewährte Buddy-Movie der gegensätzlichen Partner abgehakt, und das ist zwar ein Klischee, aber eben eins, das dazu wurde, weil’s meistens funktioniert.

Mag alles nicht hochgradig originell sein, wird aber von zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern launig getragen und erlaubt sich gen Finale hin dann auch Schlenker in (blutiges) Drama. Johnson macht das ganz geschickt und teilt seinen Film mustergültig in drei Akte, die dann auch an drei Tagen spielen (nach der Auftaktprügelei in Frenchs Dojo, die mit der Handlung in keinem besonderen Zusammenhang steht, außer, dass es eben Frenchs prekäre pekuniäre Situation etabliert). Am „Freitag“ lernt French bei seinen ersten Aufträgen, was Sache ist (und wofür man ihn primär angeheuert hat – die Prügel einzustecken und zu verteilen, die Sue ansonsten kassieren würde bzw. austeilen sollte), am „Samstag“ geht’s dann um den Aufbau des eigentlichen Plots und das Säen des Zweifels an der Richtigkeit des Tuns, der „Sonntag“ bringt dann Auflösung und Finale.

Das ist alles ordentlich flott inszeniert, lässt zwischen dem gerüttelt Maß an rustikalen Zweikämpfen auch Zeit für ein wenig Humor (nicht so viel wie der Klappentext behauptet) und wird von einem fetzigen Soundtrack, dessen Songs man erfreulicherweise im Blu-Bonusmaterial isoliert anhören kann, auch angemessen pulsierend angetrieben.

Im Finale wird’s dann auch bleihaltig und mit ruppigen Einschüssen nicht gegeizt – in der guten alten Action-Zeit der 80er hätte das locker für eine 18er-Freigabe gereicht, inzwischen geht dieser Gewaltlevel locker mit dem blauen Siegel aus dem Film-TÜV. Es war halt doch früher nicht alles besser.

Auf Darstellerseite lässt Scott Adkins nichts anbrennen – er ist ein Sympathiebolzen, selbst in einer Rolle, die jetzt nicht so der klar definierte goody-two-shoes-Held ist wie in „Legendary Dragon“ oder „Hard Target 2“. In Sachen Kampftechnik macht ihm eh keiner was vor – Adkins ist einer derjenigen, der die Gratwanderung zwischen brutaler Power und kinematischer Move-Eleganz aktuell mit am besten beherrscht. Durchaus überrascht hat mich Louis „The Lesser“ Mandylor („My Big Fat Greek Wedding“, „Sorority Party Massacre“, „Double Deception“) als sein Sidekick Sue. Den hatte ich wirklich als „wenn man Costas haben will, aber nicht kriegt, weil der IMMER noch zu teuer ist“ abgehakt, aber der legt hier als versoffener Kaputtski eine engagierte, unterhaltsame Vorstellung hin. Geht doch!

Den Oberbösewicht (in doch immerhin zwei Szenen) gibt der „Candyman“ Tony Todd mit aller Routine, für nur ein wenig mehr Screentime kassiert mein alter Freund Michael Paré (mittlerweile mit beinahe Seagal-Ausmaßen, „Das Philadelphia Experiment“, „Straßen in Flammen“) als Mad Alex viertes Billing. Immerhin – er hat mehr Lines als in „Bone Tomahawk“…

Der Tscheche Vladimir Kulich („Vikings“, „The Equalizer“, „Smokin‘ Aces“) gibt einen ordentlichen Big Tommy ab. Frauen sind das Ding des Films nicht so – Selina Lo („Scorpion King 3“), Rachel Brann („Animal Kingdom“) und Nihan Gur („Westworld“) sind entweder Fußabtreter oder totale Bitches. Den Stein des Anstoßes Conor mimt Jack Lowe („Solitary“) ohne besonderen Eindruck zu hinterlassen.

Bild- und Tonqualität der Blu-Ray sind, wie sich das für einen aktuellen Release gehört, hochanständig, als Bonusmaterial gibt’s neben dem erwähnten Soundtrack noch einen Batzen deleted scenes.

„The Debt Collector“ erfindet das Buddy-Action-Genre nicht neu – was aber auch so ziemlich der letzte Anspruch gewesen sein dürfte, den diese Produktion hatte -, aber es ist ein ordentlich gearbeiteter, mit zünftigen Kampf- und Actionszenen gespickter kleiner Randalefilm, wie ich ihn zumindest immer wieder gern sehe. Scott Adkins hätte sicher, ich wiederhole mich, ne größere Karriere verdient, aber wir können ihn ja wenigstens bei seinen B-Eskapaden unterstützen. Und da macht man selten was verkehrt…

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 7


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