Pauly Shore is Dead

 
  • Deutscher Titel: Pauly Shore is Dead
  • Original-Titel: Pauly Shore is Dead
  •  
  • Regie: Pauly Shore
  • Land: USA
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Pauly Shore (er selbst), Todd Bridges (er selbst), Ashley L. Anderson (Ashley), Jaime Bergman (Zoey), W. Earl Brown (Bucky from Kentucky), Rick Ducommun (Mitch Rosenburg), Timmy Jamieson (Sam Kinison), Carrot Top (er selbst) sowie u.a. Charlie Sheen, Tom Sizemore, Michael Madsen, Jewel De’Nyle, Fred Durst, Heidi Fleiss, Clint Howard, Tommy Lee, Pamela Anderson, Ja Rule, Jerry Springer, Ben Stiller, Paris und Nicky Hilton


Vorwort

Gerade noch sah das Leben rosig aus für Pauly Shore – gefeierter Filmstar (warum auch immer), schnieke Villa, Bräute ohne Ende, Geld wie heu, doch von einem Tag auf den anderen ist alles aus. Der Grund: seine neue Sitcom, von der der Sender sicherheitshalber nur sechs Episoden bestellt hat, fliegt aufgrund kaum meßbarer Einschaltquoten und Verrissen, gegen den Schreibers dieser Zeilen Fulci-Reviews glatte Liebeserklärungen sind, schon nach der Pilotfolge in den Orkus. Paulys Karriere ist sprichwörtlich im Eimer – die werten Kollegen der Zunft wollen dem im Karrierelimbo dümpelden Komiker auch nicht aushelfen. Da erscheint Pauly sein Schutzengel, der jung verstorbene Comedian Sam Kinison und gibt ihm einen guten Ratschlag: wahres Genie wird bekanntlich immer erst nach dem Tode gewürdigt, also müsse sich Pauly zwecks allgemeiner Anerkennung nur das Gehirn rauspusten. Dies deucht Pauly plausibel, aber weil er’s mit dem Teil des tatsächlichen Selbstmords nicht so hat, täuscht er sein Ableben nur vor. Der Plan geht auf – die Welt, soweit’s Hollywood betrifft, ergeht sich in tränenreichen Trauerbekundungen. Doch das böse Erwachen kommt rasch – trotz perfekter Tarnung (ähem) wird Pauly enttarnt und in einer Kommandoaktion von der Polizei verhaftet. Während die öffentliche Meinung wetterwändisch sofort auf „er wäre besser WIRKLICH tot“ umschwingt, landet Pauly im Promi-Knast und findet unter Anleitung des gestrauchelten Ex-Kinderstars Todd Bridges (und gutem Zureden seines Schutzengels) neuen Lebensmut. Könnte allerdings von nur kurzer Dauer sein, denn Paulys Nummer-1-Fan Bucky aus Kentucky, der „Schwiegersohn Junior“ nach eigener Aussage 270mal gesehen hat, fand die Todesvortäuschungsnummer überhaupt nicht lustig und will nun nach Redneck-Manier dafür sorgen, dass Pauly nun ganz bestimmt unter der Erde landet…


Inhalt

Wenn es ein in Stein gemeißeltes Gesetz über Hollywood-Filme, speziell Komödien, der 90er Jahre gibt, dann lautet es unzweifelhaft „Pauly Shore ist NICHT lustig“. Obwohl ich so mancher Arschkrampe von Film, die bei geistiger Gesundheit betrachtet, bestenfalls als Foltermethode in Guantanamo Bay Verwendung finden sollte, einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen kann, stellt mich die Popularität, die Shore in der vergangenen Dekade, gottlob (bzw. irgendwie nachvollziehbar) hauptsächlich in den USA, erringen konnte und vorübergehend tatsächlich zum Megastar machte, immer wieder aufs Neue vor hirnmartende Rätsel. Wer sich durch „Schwiegersohn Junior im Gerichtssaal“, „Bud & Doyle – Total bio, garantiert schädlich“ oder „In the Army Now“ gequält hat, dürfte noch heute um die unwiderbringlich verlorenen Lebensstunden trauern (oder ersatzweise mit anderen Geschädigten eine Sammelklage gegen die verantwortlichen Studios angestrengt haben).

Nun, ungefähr nach „Bud & Doyle“ (wenn man sich schon mit einem Baldwin, noch dazu mit Stephen zum Deppen-Duo zusammenspannen lässt) sah das zum Glück auch das amerikanische Publikum so, und als, ganz wie im Film, die Fox-Sitcom „Pauly“ nach desaströsen Kritiken sang- und klanglos aus dem Programm flog, war auch im richtigen Leben die Karriere des Pauly Shore offiziell erledigt. Für ein paar Jahre hielt Pauly sich mit Voice-Jobs für Zeichentrickfilme wie „An Extremely Goofy Movie“ oder „Casper: A Spirited Beginning“ über Wasser, bis ihm irgendwann mal der Einfall kam, seinen eigenen Abstieg als Vorlage für eine filmische Aufarbeitung zu verwenden und damit auch sein Debüt als Regisseur zu feiern. Irgendwie (Erpressung? Das deutet ja sogar der Film selbst an…) gelang es ihm, fast ganz Hollywood zur Mitwirkung zu überreden und so entstand mit wenig Aufwand „Pauly Shore is Dead“, halb Autobiographie, halb Fiktion und ganz Abrechnung mit dem Hollywood-Starruhm an sich.

Das mag soweit eine ganz taugliche Idee sein, doch verfiel Director/Co-Writer Shore auf den zugegeben rechtnaheliegenden Schluss, als Star den abgehalfterten Komödianten Pauly Shore zu verpflichten und das ist nun mal die Krux – denn Pauly Shore ist IMMER NOCH NICHT lustig. Insofern ist „Pauly Shore is Dead“ der lebende Beweis dafür, dass nicht die Deppenrollen schuld daran sind, dass Shores Filme selbst für leicht zu amüsierende Menschen (wie moi) Nervenschlachten sind, sondern es schlicht und ergreifend daran liegt, dass Shore über keinerlei schauspielerisches (und damit inherent auch gemeint: komödiantisches) Talent verfügt, von dem er wüsste. Bitter ist das schon allein deswegen, weil die Rolle von ihm nicht nur verlangt, seine trademark-Idioten-antics zu reißen, sondern auch dramatische Szenen zu meistern, alldieweil der Film sichtlich als Tragikomödie konzipiert ist. Gerade in den Szenen, in denen Shore von sich selbst verlangt, ernstlich zu schauspielern, kommt glasklar zum Vorschein, dass er außer Grimassenreißen, seine Stimme verstellen und herumzuhampeln, nicht wirklich was drauf hat (was dann begreiflicherweise den ganzen Plotpunkt, dass er im Knast lernt, ein „richtiger“ Schauspieler zu werden, völlig ad absurdum führt – Pauly Shore kann ja nicht mal SICH SELBST spielen).

Konsequenterweise sind die besten Lacher (und es gibt tatsächlich einige, und zwei-dreimal musste ich wirklich gröhlen) durch die Bank solche, an denen Shore on-screen nur am Rande beteiligt ist, sondern hauptsächlich solche, die aus den celebrity cameos (und mit denen wird man förmlich erschlagen – das reicht von simplen „Hallo, ich bin auch hier“-Auftritten bis hin zu komplett auf den gastierenden Star zugeschnittenen Szenen [zu meinen Favoriten zählen u.a. die durchaus selbstironischen Auftritte von Charlie Sheen, Tom Sizemore und, surprise, surprise, der Hilton-Sisters, wobei man zumindest bei DENEN darüber nachgrübeln darf, ob sie die Selbstironie, wenn Paris Hilton über ein von Pauly angefragtes Sex-Video räsonniert, tatsächlich kapiert haben]) oder aus dem Subplot um den lynchwütigen Redneck-Fan Bucky (recht gewagt, dass Shore seine Haupt-Zielgruppe, nämlich Midwest-Hinterwäldler, recht bösartig verhohnepiepelt). Dass das muntere Treiben (trotz der Mitwirkung von Carrot Top, dem vermutlich einzigen Lebewesen des Universums, das NOCH unlustiger ist als Pauly Shore) einige witzige Gags und Zoten beinhaltet (allerdings auch ein paar unnötige Bösartigkeiten, z.B. in Richtung Adam Sandler, der aber nicht nachtragend genug war, um nicht selbst in der Originalfassung einen voice-Part zu übernehmen), darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Grundidee des Films vermutlich attraktiver ausgesehen haben muss als die Ausbreitung derselben zu einem abendfüllenden Spielfilm, was letztlich (Gebetsmühle- anwerf) halt mit dem Faktum zu tun haben muss, dass Pauly Shore nicht komisch ist (‚tschuldigung, dass ich drauf rumreite).

Interessanterweise erweist sich Pauly Shore in seinem Debüt hinter der Kamera als passabler Regisseur. Er erfindet sicherlich das Genre der Dramödie nicht neu, aber trotz des sicherlich nicht signifikanten Budgets wirkt der Streifen optisch recht schnittig. Gelegentlich leisten sich Shore und sein Kamermann unerwartete Anflüge von Style, ab und zu stimmt auch das Timing der Gags (wenn auch halt selten bei Shores persönlichen Witzchen), mit 82 Minuten ist der Streifen dann auch kurz genug, um nicht wirklich offensiv zu nerven und innrehalb dieser knappen Zeitspanne stimmt zumindest objektiv gesehen das Tempo (wobei *ich* mir halt ein paar Shore-Passagen weniger gewünscht hätte). Ab und zu wird bewusst, um die mockumentarisch gemeinten Einsprengsel aus diversen TV-Shows usw. authentisch zu halten, billiger DV-TV-Look verwendet (übrigens sind die Einspieler aus der „Jerry Springer Show“ oder den „MTV News“ natürlich nicht echt, aber, so wie’s aussieht, in den originalen Sets dieser Sendungen gedreht worden. Und ja, die Jerry-Springer-Szenen rocken wirklich…).

Den Soundtrack bestreitet übrigens u.a. der ehemalige Cult- und Guns’n’Roses-Mucker Matt Sorum.

Zu den schauspielerischen Leistungen gibt’s nicht viel auszusagen – Regisseur Pauly Shore ist ziemlich verliebt in seinen Star Pauly Shore und lässt daher den anderen Aktiven nur Brosamen. Durchgängige Rollen gibt’s abseits der Hauptfigur kaum bis gar nicht; die Nebenfiguren werden halt dann und wann für’s Staging eines Gags benötigt und haben sonst nichts zu tun, einzig „Bucky from Kentucky“, schön lebensecht-inzestgeschädigt verkörpert von W. Earl Brown hat permanente Auftritte, die sich aber meist im 1-2-Minuten-Bereich bewegen, bis auf die (beinahe) finale Konfrontation mit Pauly. Brown ist ein gefragter Character Player, speziell im TV-Bereich, und war in Gastrollen u.a. in den Serien „Deadwood“, „Akte X“, „NYPD Blue“, „Cold Case“ oder „CSI“ (in verschiedenen Inkarnationen) zu sehen. In einer biographischen Verfilmung dessen Lebens spielte er übrigens Meat Loaf! In einer Non-Cameo-Rolle gibt sich Clint Howard („House of the Dead“) die Ehre. Die restlichen zum Schauspielern angeheuerten Nasen sind nicht der Rede wert, dafür gibt’s aber, wie schon aus der Cast-Liste ersichtlich, ganze Busladungen gedungener Hollywood- und sonstiger Showbiz-Stars, die sich gut gelaunt für die hehre (äh) Sache hergeben – neben den bereits aufgeführten Haudegen sind u.a. noch Snoop Dogg, Ellen DeGeneres, Whoopi Goldberg, Staind, Britney Spears, Sean Penn, Corey Feldman und Tommy Chong zu sehen. Herausstellen sollte man(n) vielleicht noch die Mitwirkung von Hardcore-Porno-Queen Jewel De’Nyle (neben ihrer persönlichen Anwesenheit auch in Form diverser grad eben so jugendfreier Ausschnitte ihres sonstigen Schaffens).

DVD: Zur Rezension des (von wem angefragten?) deutschen DVD-Releases von Galileo liegt mir eine Vorab-Presse-Scheibe vor, die, wie üblich in solchen Fällen, kein endgültiges Urteil über Qualität und Ausstattung ermöglicht. Der anamorphe 1.78:1-Print macht jedenfalls einen soliden Eindruck – die Farben sind kräftig, die Schärfewerte annehmbar, wenn auch nicht herausragend (da mag die Release-Scheibe durchaus anders aussehen), und die Kompression unauffällig, auch der Kontrast fällt nicht negativ auf. Die einzige Tonspur der Presse-Scheibe beinhaltet die deutsche Synchronisation, die einigermaßen erträglich ausgefallen zu sein scheint (und inflationär böse Worte beinhaltet… das Original dürfte ein „Fuck“-Festival sein) – naturgemäß kein Reißer, aber absolut tauglich. Ob und ggf. welche Extras auf der endgültigen Release-Scheibe zu finden sein werden, entzieht sich spontan meiner Kenntnis.

Fazit: Ich weiß nicht wirklich, ob’s hierzulande wirklich soviele Pauly-Shore-Fans gibt (ich wage es eigentlich eher zu bezweifeln, da die meisten seiner Filme hier eh direkt auf Video verramscht wurden), um einen Release von „Pauly Shore is Dead“ lukrativ erscheinen zu lassen, aber ich bin hier nicht für die betriebswirtschaftlichen Fragen zuständig (gottseidank). Immerhin kann man konstatieren, dass „Pauly Shore is Dead“ vermutlich der lustigste Film ist, an dem sein Titelheld in irgendeiner Form beteiligt war – gut, das ist angesichts der Shore’schen Filmographie jetzt nicht das allergrößte Kunststück, aber ich muss neidlos anerkennen – ich musste einige Male schallend lachen. Meist hatte Mr. Shore mit den von mir abgefeierten Gags nichts zu tun, aber immerhin führte er ja auch Regie und schrieb am Script mit – einen gewissen Sinn für Selbstironie scheint er also zu haben, auch wenn sich das Unternehmen nicht wirklich als karrierefördernd erwies (momentan ist Shore Star einer Reality-Show namens „Minding the Store“, in der ihn die Kamera dabei beobachtet, den Comedy-Club seiner Eltern zu geschäftsführen. Dem Buschfunk zu Folge reißt Shore dort seine üblichen unlustigen Possen und hat sich also erkennbar NICHT weiterentwickelt). Im Gegensatz zu „In the Army Now“ oder „Bud & Doyle“ tut „Pauly Shore is Dead“ nicht wirklich weh, aber von einem insgesamt und durch die Bank witzigen Film ist Pauly Shore immer noch mindestens so weit entfernt wie die Erde vom Mars; aber wenn schon einen Pauly-Shore-Film, dann diesen.

3/5
(c) 2005 Dr. Acula


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