Party Animal

 
  • Deutscher Titel: Party Animal - Der Typ, der jede Bluse sprengt
  • Original-Titel: THE PARTY ANIMAL
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  • Regie: David Beaird, Harvey Hart (unkreditiert)
  • Land: Kanada
  • Jahr: 1984
  • Darsteller:

    Matthew Causey (Pondo Sinatra)
    Timothy Carhart (Studly)
    Jerry Jones (Elbow)
    Robin Harlan (Natasha)
    Frank Galati (der Professor)
    Lucy Roucis (Sophia)
    Joan Dykman (die Krankenschwester)
    Barbara Baylis (Madame)
    Frannie James (Rektorin)
    Leland Crooke (Sekretaer)
    Billi Gordon (neue Rektorin)
    Susanne Ashley (Miranda)


Vorwort

Fangen wir am Anfang an: mein Großvater kam in dieses Land, als armer Mann… nein, nicht ganz so weit zurück. Gehen wir ins Jahr 1987: ein kleines, unschuldiges Thorstilein liegt in seinem Bettchen und träumt vom Schlaraffenland und der Hexe Schrumpelmai. Plötzlich wird die Tür aufgerissen und der kleine Thomas wird von seinen laut gackernden und vor Lachen jauchzenden Eltern aus seinem Kinder- ins TV-Zimmer gezehrt.

Was war geschehen? Hatten meine Eltern, zum ersten Mal seit 1968, wieder am LSD genascht? Oder waren meine schlimmsten Befürchtungen wahr? Waren sie in Wirklichkeit Satanisten und hatten nun vor, mich endgültig dem Leibhaftigen zu opfern? Nein. Sie hatten sich lediglich ein Video von einem Bekannten geborgt, dass da hieß PARTY ANIMAL. Sehet, meine Eltern hatten die seltsame Angewohnheit, Filme mit potentiellen Gewalt- oder Sexszenen zuerst zu begutachten, bevor sie ein häusliches FSK aussprachen. Ich musste mich also mit vor den Fernseher setzten und mitgackern. Und gegackert habe ich! Und tue es gelegentlich auch heute noch.

Ja, die alte 80er Jahre Schule des abgedroschenen Witzes! Wir erinnern uns doch alle, wie wir bei Filmen wie POLICE ACADEMY 1-4 (ab fünf hatte das Lachen dann endgültig ein Ende) gelacht haben. Bepisst haben wir uns bei HIGH SCHOOL USA! Bei SCREWBALLS vor lachen förmlich in den eigenen Exkrementen gewälzt haben wir uns, und bei PORKYS… ach, lassen wir das. Und heute ist uns jenes Gelächter teilweise peinlich. Wir müssen der grausamen Realität in die Augen blicken: die meisten Streifen waren gar nicht so witzig; nein, förmlich blöd waren sie und flacher als der sprichwörtliche Vorderfuß des Schwarzafrikaners! Es gab aber auch Ausnahmen, die hartnäckige genug waren, den Test der Zeit bestehen: DAZED & CONFUSED (hierzulande leider als CONFUSION [un]bekannt) zu Beispiel. Noch so ein hartnäckiger kleiner Geselle war die PARTY-ANIMAL-Saga um Pondo Sinatra.

Aber lassen wir die Nostalgie dort, wo sie hingehört: in der Vergangenheit, wo Pubertät noch Pubertät und Internetpornos noch Science-Fiction war . Kehren wir uns PARTY ANIMAL, eine Neuinterpretation des altbekannten Faust-Mythos zu. Wer hat die noch nicht interpretiert? Die großen Barden und Federschwinger. Marlowe. Goethe. David Beaird. Alle!


Inhalt

Pondo Sinatra. (Nein, nein – nicht verwandt!) Ein Südstaatenlandei der untersten Schublade. Der schwärzeste Rabe unter allen Raben. Dieses Rübenschwein, das Schmelzkäse aus der Tube mit Twinky’s frisst, kommt also auf einer Fuhre Steckrüben daher geritten – pardon, I paraphrase hier – und niestet sich in einem typisch amerikanischen College ein. Was er zu studieren gedenkt wird nicht weiter erklärt. Ist auch egal: Pondo ist halt nur auf eine einzige Sache fixiert.

Studenten werden wissen, wie es so auf dem Campus zugeht: großbrüstige, sexhungrige Studentinnen in leichter Bekleidung, soweit das Auge blicken mag. Und kein männlicher Student in Sichtweite, der nicht zumindest eine Sexbombe an jedem Ärmel hängen hat. Jeder bekommt was ab! Außer natürlich die Leser und Verfasser dieser Zeilen! Keine Liebe, kein Petting, kein Puss für … (und auf der punktierten Linie trägst du jetzt deinen Name ein). Ebenso wenig wie für Pondo.

Nicht, dass er es nicht versuchen würde. Mit Hilfe seines Kumpels Studley, der wie der Name schon sagt ein „Stud“, also ein Hengst ist, fragt Pondo nicht lange wo’s her kommt und baggert so ziemlich alles an, was keinen Adamsapfel hat. Brunftsprüche wie „Spiel Flöte und ich fahr dich nach Hause“ haben aber noch in den seltensten Fällen Frauenherzen schmelzen lassen.

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Und so ist Pondo auch schon bald daran, seine Seele „für einen halben Arsch“ dem Teufel zu vermachen. Au Backe! Der Höllenfürst – wir haben es seit Szene Numero Uno schon erkannt – ist diesmal eine Sie. In Form der bildhübschen Suzanna Ashley ist der Leibhaftige nie fern und ergötzt sich an den Quallen des armen Pondo („Ich werde blind!“). Genau wie wir.

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Bevor sich Pondo nun entschließt den finalen Ausweg in einer Vergewaltigung zu suchen, verkuppelt ihn Studley schnell mit der Schauspielschülerin Natascha („Ich … bin … eine Tespierin!“, haucht sie ihm entgegen – „Eine Lesbierin?“, wundert es Pondo), ein ausgeflipptes Luder, das einem Normalsterblichen schon nach acht Sekunden auf die Nerven gehen würde. Nicht Pondo. Der versucht – mit Studley als Cyrano de Bergerac und Mikro hinter’m Busch – das Mädel mittels Poesie gefügig zu machen. Es scheint zu funktionieren, doch wegen eines technischen Defekts muss Pondo improvisieren: „Ich bin ein Chemiker“, der „heiligen Fleck der Venusdelta“ und der „fertigen Schale des Glücks“, so ein Teil von Pondos geistigen Ergüssen werden nicht erhört, also wieder Null Punkte für Pondo.

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Geht’s nicht auf die miese Tour, muss es eben hinterrücks geschehen: man meldet sich bei der Schulkrankenschwester, logischerweise eine pralle Blondine aus Hugh Heffners Retortenfabrik. Krank sei man. Probleme mit seinen Pinsel habe man – also „Pinselprobleme“. Das Karbolmäuschen entpuppt sich gleich als Hammerbraut and holt selbigen hervor. Leider besteht der leider aus Schwermetall und so trifft Hammer auf Hammer. Wir merken, dass satirische Niveau des Filmchens liegt in Höhe der holländischen Alpen.

Von Depressionen geplagt, sucht Pondo sein Heil im Suizid, schafft es jedoch nur, eine von Studleys Bienen abzuknallen („Hey, kann ja jedem mal passieren“) – dafür wird er als Belohnung Studleys Lehrer vorgestellt: Elbow, der Hausmeister. Wir haben schon als kleine Kinder geahnt, dass nur Menschen die sich als Hausmeister, Müllmänner oder Berufstrinker betätigen, die wahren kosmischen Weisheiten kennen. Und dieser Weisheit wird Pondo nun gleich mittels Löffeln zuteil:

„Umso öfter du einen rein kriegst, umso öfter kriegst du einen rein“, sprach Elbow, um dieser Erkenntnis gleich noch eine Krone aufzusetzen: „Und umso weniger du einen rein kriegst, desto weniger kriegst du einen rein“.

Pondos Problem liege darin, dass er die Dosen irgendwie nicht aufbekomme. Außerdem: „Schnüffelhunde lieben eine heiße Pussy“, resümiert der weise Mann.

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Gestärkt von so viel geistigem Mana, schmeißt sich Pondo in einen schicken purpurnen Zuhälteranzug – damals in den 80ern schon ein bescheuertes Klischee, wäre aber heutzutage bei MTV wahrscheinlich „voll cool“ – und swingt sich zu einer Party der lokalen Black Panter Fraktion. Auch dort läuft Super-Mucke (zum Soundtrack wollen wir später noch kommen, aber ich sing den Song ja noch regelmäßig unter der Dusche. „Kill da White Man in Rhodesia. Klimperklimperklimper. Kill da White Man in Namibia …“).

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Wider Erwartung findet Pondo auch hier „keine Hütte für mein drittes Bein“. Es helfen auch keine Beteuerungen, dass er der „Schnüffelhund“ sei und zudem ein „Sooooul Brother“ – er muss sich doch schlussendlich eingestehen: „Ich bin … ein Arschloch“. Wie erwartet verabschieden ihn die neuen Brüder mit einem afrikanischen Haarkamm, den man ihn wenig liebevoll zwischen den Augenbrauen gerammt hat. Wieder ist ein Kampf, nicht aber der Krieg verloren.

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Wir nähern uns einen der Highlights des Films: als Lunabelle verkleidet, steigt Pondo im Mädchenheim ein. Hey, haben wir doch alle mal gemacht! Als Transe verkleiden und sich bei den Mädchen – alle schön, sexy, reizend, charmant aber halt dumm wie Salz – einschleichen. Und wie es in Mädchenheimen so üblich ist, machen die Mädels da ständig Aerobic und haben außer Strapsen und Dessous auch nix an (auch hier erzähle ich nichts Neues). Und da in Mädchenheimen das Intellektuelle nicht zu kurz kommen soll, überredet Pond… Lunabelle die Mädels auf ein paar Runden Strippoker. Wäre auch alles wunderbar gelaufen, wäre da nicht Lunabelles „winzig kleines Frauenproblem“, das, um besserer Sicht willen, sein Haupt gen Himmel streckt. Und so blöd sind nicht einmal diese Nudeln um nicht zu wissen, „so ein Ding hat keine Frau“.

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Kleider machen Leute, salbadert Studley, und schickt Pondo in die Innenstadt, auf dass er sich beim Nobelschneider „Willingers“ neu einkleiden lasse. Selbstredend endet dieser bei „Dillingers“, das letzte Loch zwischen Erdkern und Hölle, wo sich scheinbar GG Allin und die Manson-Jünger einst einzukleiden pflegen. Ein mittels Heckenschere gezauberter Irokesenschnitt, ein paar Schrauben durche Birne und bald schon wird der so entstellte Pondo als fleischgewordener Frankenstein vom Fackelschwingenden Mob(tm) durch die Straßen gejagt. In seinem Punker-Outfit lassen ihn sogar die Puffmütter abblitzen und stempeln ihre Lohnkarte frühzeitig („Gott! Was will den der Indianer hier?“)… und bei Punkerinnen versucht es Pondo erst gar nicht, da bekannt ist, dass Punkerinnen erstens riechen wie Limburger, und zweitens „null Bock auf Sex“ haben.

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Es folgt eine Traumsequenz, die Pondo selbst im Schlaf vergegenwärtigt, dass er ein Arsch mit Ohren sei, und dass der Teufel schon langsam die rot-lackierten Fingernägel nach ihm ausstreckt. Aber es kommt der Morgen und somit neues Glück.

Wieder weis Studley Rat. „Drogen! Frauen lieben Drogen“.

In einer Disse versucht Pondo Eindruck zu schinden, indem er mit verbotenem Naschwerk im Wert von geschätzten 10,000 Euro aufkreuzt. Cheech und Chong, die Freak Brothers, Tony Montana, die Pizzeria Lammbock – alle sehen sie alt aus im Vergleich. Wie es sein muss, will auch die Bull…izei mitfeiern und statt, wie es hierzulande üblich ist, 1000 Jahre Knast zu verschreiben, gibt es nur ein paar Knüppelhiebe auf die zugedröhnte Birne. Okay, vermutlich immer noch besser als Knast.

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Noch mehr Traumsequenzen von Höllenqualen und Weibchen die Pondo allesamt den Stinkefinger zeigen.

Also vertraut man sich Mutter Technik an. Ein Dildo muss her, denn bekanntlich stinkt der nicht nach Bier und schaut auch kein Fußball! Es ist die Szene, in welcher Pondo einen überdimensionalen Vibrator von zwei politisierenden Rockern kaufen will – wer’s nicht gesehen hat, der hat nicht gelebt! Und wer hat’s gesehen? Nun, ich möchte meinen Piephahn verwetten, dass das ein Leib- und Magenfilm von Kevin Smith ist! Dass Smith CLERKS gedreht hat, ohne PARTY ANIMAL gesehen zu haben, wäre wie zwei identische Zebras nebeneinander stehen zu sehen. Auf jeden Fall ersteigert er die legendäre „Moby M-5“ (die Damen wissen, wovon ich rede).

Pondo versucht mit diesem Zweimeter-Dildo, im Mädchenheim ein wenig Stimmung aufkommen zu lassen. Denken wir uns den traurigen Rest dazu, auch hier mit mäßigem Erfolg.

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Selbst an einer US-kanadischen Uni bleibt solch schändliches Geschehen nicht unbemerkt: Pondo wird vor die Rektorin gebeten – logisch, eine Sexgötting – die ihm seinen baldigen Abschied ankündigt. Aber davor muss Pondo noch am schwulen Sekretär vorbei. Gespielt von niemand anderem als … *trommelwirbel* … Leland Crooke! ER (also, nicht „er“, sondern die Serie). STAR TREK. JAG. BUFFY, VAMPIRE SLAYER. Klingeln die Glocken? Immer noch nicht? Na ja … das geht vielen so.

Ein verblödeter Professor – Dr. Schmutz, glaubt es mir oder lasst es bleiben – bringt Pondo schließendlich auf eine Idee: ein Aphrodesiackum muss her. Laut dem Professor hat das Wort seine Wurzeln im Wort „Affe …, öhm, Afro, was so viel heißt wie ’großer Penis'“, fasst der Pädagoge zusammen. Kommt noch „das ‚Disiakum‘ dazu, was Griechisch ist und bedeutet: „Braucht es mächtig dringend“. Tja, heutzutage hätten sie Regisseur Baird verklagt. Waren halt andere Zeiten.

Also braut Pondo sich in bester Mad-Scientist ein Afrod..siadings. Leider ist aller Anfang schwer und das Afrosiak hat so manche Nebenwirkung: Frauen verwandeln sich in Affen, lebende Skelette, Skinheads (und zu allem dudelt die Mucke der Buzzcocks. Leute, kann das Leben schöner sein?). Aber als missgünstige Mädels Donnerpill zum Gebräu hinzufügen und eine italienische Austausch… Studentin in ein leibhaftiges Furzmonster verwandeln – „Mama mia, spaghetti americani“, kann ich da nur sagen – die sich dann auch noch mit einer Zigarette in die Luft sprengt, kommt es zum Eklat.

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Es droht der finale Rausschmiss. Ordentlich wie er nun mal ist, schüttet Pondo seine Chemikalien-Sud in einen Pot zusammen. Aber, statt wie im richtigen Leben – wo es eine Explosion gegeben hätte, die Pondo Augenbrauen, Augen und das Teile des Gesichtes gekostet hätte – passiert teuflische Magie: Kaum das Pondo ein paar Tropfen auf seine Haut bekommen, schon schmeißt sich ihm Sahneschnitte Holly an den Hals. Unter tierischem Grunzen, Französisch-Römisch-Griechisch-Katholisch, mit und ohne Vibrator (keine Sorge, dies spielt sich nur in der Gedankenwelt des Autoren ab, wird aber im Film nicht gezeigt), raubt Holly des Pondos Unschuld. Bald merkt er aber, dass nicht er, sondern die Brühe im Labor ausschlaggebend für die sexuelle Attacke war. Beinahe schüttet Elbow den Sud in die Spüle, aber Pondo kann ihn in letzter Sekunde davon abhalten. Und dann säuft der das Gebräu runter. Und säuft und säuft! „Ich habe es geschafft, Studley“, so sein Triumphschrei.

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Und wahrlich, sage ich euch: der Trank wirkt! Er wirkt gut! Perfekt! Zu perfekt, denn nun hat Pondo buchstäblich jedes weibliche Säugetier der Gattung Homo Erektus (sind doch wir, oder …?) am Hals, beziehungsweise an der Leiste. Schlimmer noch: selbst die Jungens mit dem etwas gestörten Hormonhaushalt können von Pondo nicht mehr die Finger lassen. Nach einer geistig vollzogener Analvergewaltigung kommt nun der legendäre Auftritt von …

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Mein Gott – Billi Gordon! Die Dicke aus PRINZ VON ZAMUNDA, ist der Groschen langsam gefallen? Ganz recht: die schwabbelige Alte, welche Eddie Murphy AKA der Prinz, mit seiner Braut verwechselt. Auch ne Karriere. Selbst die krallt sich Pondo. Aber weil selbst Männer eine Grenze haben, kommt es bald zum sexuellen Overkill. Kurz: der arme Hamster … eh, der arme Pondo kann nicht mehr.

Mit letzter Kraft findet Pondo sein Sanktuarium in einer Automatenwaschanlage. Wäre er da mal früher hingegangen. Es weiß doch jedes pubertierende Kind – außer eben Pondo –, dass die Läden voll mit willigen Frauen sind. Fetten, alten, hässlichen Weibern. (Na Mädels, scheiße, dass man keinen über Internet erschießen kann … hehehe). Und das ist auch schon sein Ende. Zum Soundtrack von Elefantengetrammpel wird er Off-Screen zermalmt, zermantscht und zerquetscht. Ave Retro – was immer das auch bedeuten mag.

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Da steht er ihm nun – sein Grabstein! Aber guckt genau hin: während die Freund Trauer tragen, hüpft ein Häschen mit Südstaatenmusterung über Pondos Grabmal. Ja Mädels, hier ein Geheimnis der Männerwelt: Ein jeder Mann hat nur einen Grund an eine Reinkarnation in Tierform zu glauben. In meinem persönlichen Fall erhoffe ich mir eine Mischung zwischen Fliege und Silberfisch …

THE END

Analyse

Man kann den Erfolg von PARTY ANIMAL – zumindest hierzulande, weil den in den USA wirklich kein Schwein gesehen hat – mathematisch aufspalten. 10% Pondo, 10% Studley und Elbow, 20% die Synchro, 30% das Weibsvolk und 30% die Musik.

Irgend so ein Netzspinner hat PARTY ANIMAL als „den CITIZEN CAIN der 80er Sexploitationfilme“ genannt. Meine eigenen Worte – hätte sie der Kerl nicht schon früher getippt! Der gleiche Sauhu… Journalist hat es gewagt, PARTY ANIMAL mit den Frühwerken von John Waters zu vergleichen. Dem möchte ich widersprechen. Während Regisseur Baird zu erreichen versucht, dass wir zur gleichen Zeit lachen und auf unsere Ständer kotzen, versucht Waters uns zum kotzen zu bringen während er lacht und seinen Ständer … aber lassen wir das.

Vor allem ist PARTY ANIMAL ein nicht endend wollender Strom von Klischees: es ist wohl bekannt, dass ein schwules Männchen, sobald er einen gleichgeschlechtlichen Menschen erblickt, sofort eine Tube mit Gleitkrem zückt. Dass Punker sich mittels elektrischen Schraubenziehern verschönen. Dass dir große männliche Afrikaner in traditioneller Kluft automatisch auf die Glocke hauen. Dass Studentinnen auf alles, was nach Pheromonen stinkt, springen … Klischees, clichés – aber nie bösartig. Ganz im Gegenteil.

Nun zur Musik: ein Juwel unter den 80er-Jahren-Soundtracks. Und ich meine das nicht im Sinn von The Ramones oder Joan Jett. Ich spreche Kult! Wer sich von RTL-Shows zu den 80ern hat verdummen lassen oder wer bei 1980 ausschließlich an Nena, Falco oder Duran Duran denkt, der war entweder nicht dabei oder war kein echtes „Popper-Schwein“ (man verzeihe mir den Metal-Jargon). Es spielen auf: The Buzzcocks, New Marines, Gazmo, Dream 6, Fleshtones, das waren die Originalen, mögen sie auch noch so käsig klingen. Aber Groove hatten sie. Beweis? „Radio Free Europe“, R.E.M.s Scherflein zum Soundtrack, als R.E.M noch Männer waren und eine richtige Sohle abledern konnte. Oder die sie Ska-Veteranen Untouchables, die leibhaftig mit ihrem „The General“ im Film auftreten, aufspielen und auftanzen. Mehr Kult gibt’s nur im Reich der Wahnsinnigen. Alle sind sie hier – oder die wo hier sind präsentieren sich am Gipfel der 80ness. Dermaßen kultig, dass es weder einen Soundtrack zu PARTY ANIMAL gibt (weder offiziell noch bootleg), noch dass es ein Großteil der Songs noch nicht einmal auf Schallplatte, Kassette oder CD geschafft hätte.

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Aber sprechen wir von eines meiner querulantischen Lieblingsthemen: der Synchronisation. Synchronisation. Der Grund, weswegen ein Großteil unserer Landsmänner- und Frauinnen außer „Handy“ kein englisches Wort kennt, während die Käsköppe in Holland und die Ikea-Wikinger im Norden perfektes Englisch sprechen! Aber in diesem Fall ist PARTY ANIMAL einer der wenigen Filme, die man sich eigentlich in der deutschen Fassung ansehen muss.
Ja, es gibt diese Ausnahmen: zum Beispiel HIGHLANDER. Super-Stimmen in der deutschen Version. Im Original klingt der spanische Ägypter wie das, was er ist (nämlich ein ehemaliger 007-Schauspieler aus Schottland), und der HIGHLANDER selbst klingt auch wie das, was er ist: Ein Franzose! Oh lala, „Ei M de ‚ighlande. Der ken on-li bi won!“ Bei aller Liebe zu dem Streifen, aber das kann sich doch keiner anhören! Und so ist es mit PARTY ANIMAL auch.

Verschont sein sollen wir Krautfresser von Pondos Pseudo-Südstaatenakzente. Stattdessen bekam Studley die Original-Synchrostimme von Steve Guttenberg AKA Tom Hanks. Ja, in der deutschen Fassung von SAVING PRIVATE RYAN sehe ich Tom Hanks, höre aber Studley. Genauso bei PHILADELPHIA (welcher von Schwulenhassern gerne als „Tom Hanks letzte Komödie“ genannt wird). Die deutsche Stimme von Pondo … kenne ich auch irgendwo her. Hat jemand einen Tipp für mich?

Kommen wir nun zum krönenden Finale – der ewigpopulären Frage: was ist aus der Bagasche heute geworden?

Regisseur David Beaird: sein gesammeltes Lebenswerk ließe sich lässig auf eine leere DVD brennen. Hat noch ein bisschen was von allem gemacht: einen Krimi, eine leichte Liebeskomödie, einmal Drama, und sogar einen zweiten amtlichen Kultfilm, den Durchgeknallten PASS TUE AMMO, in dem Namen wie Tim Curry, Bill Paxton, Linda Kozlowsky, Annie Potts und Brian Thompson auf den oberen Rängen stehen. Dann noch zwei TV Episoden für Irgendwas und schon war Beaird aus den Film-Annalen verschwunden.

Timothy Carhart: Zu den Highlights seiner Karriere sollten später 25-Sekunden-Auftritte in GHOSTBUSTERS (richtig, der Fiedler), BEVERLY HILLS COP III und THELMA AND LOUISE sein. Nein, lasst uns nicht ungerecht sein: Carthart hat eine recht amtliche TV-Karriere, spielte zwischen Rollen in STAR TREK bis CSI, FRASIER und CRIMINAL MINDS eigentlich überall mit und verdient damit sicherlich mehr, als die Leute die für BadMovies schreiben.

Jerry Jones: DER Elbow! Gab sein Debüt im mega-kultigen M.A.S.H (dem Film, NICHT der Serie!). Dann Mehr-oder-minder-Hauptrollen in Blaxpoitation-Klassikern wie THE DOLEMITE, HIT!, DER BASTARD und DISCO GODFATHER. Dann PARTY ANIMAL. Dann … nix mehr bis zu ein paar kleinen TV-Auftritten in 2002. Verließ seine irdische Hülle im Jahr 2012.

Robin Harlan: Die Les… nein, Thespierin Natasha ist heute im Sounddepartment tätig: GOR, PREDATOR, DIE FABELHAFTEN BAKER BOYS, ROBOCOP, MISSION IMPOSSIBLE, TITANIC, dem neuen GI JOE, gibt eigentlich nicht viel wo sie nicht mitgemischt hätte.

Zu guter Letzt: Was aus dem alten Pondo geworden ist, fragt ihr? Na ja, erstickt unter einer Horde menschlicher Elefanten und … ach so, dem ECHTEN Pondo? Matthew Causey hieß er im wirklichen Leben und tut das auch heute noch. Dr. Matthew Causey um genau zu sein. Lehrt heute an Universitäten zwischen Irland und Georgia Tech (in Georgia, nicht Georgien) und verteilt Dreier und Vierer an alle, die ihn auch nur auf das Thema PARTY ANIMAL ansprechen. Und nennst du ihn „Pondo“, guckt er käsig und lässt dich garantiert durchrasseln. Leute, das ist kein Scherz!

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Schließen wir nun diese Review mit etwas Ernüchterndem: Zwar hat MGM den Streifen 2005 auf eine Billig-DVD nachbrennen lassen, aber obwohl die US-Fassung um einige Minuten länger ist (die Szene im Pornoladen ist um geschätzte zwei Minuten gekürzt, aus welchem Grund auch immer), fehlt doch die brillante deutsche Synchronisation. Hierzulande schaffte es der Film nie auf DVD; ich selbst fand den Streifen zuletzt in einer obskuren Videothek im Voralpenland, wo ich den Videothekar ermorden, zerstückeln und kannibalisieren musste, um an die Kassette zu kommen. (Zu seiner Verteidigung muss gesagt werden: er hätte mir die Kassette auch verkauft, aber wie sagt uns schon die Politik? Die Zeiten sind hart und die Geldbeutel und Mägen der Leute leer. Bon Appetit!).

© 2012 Thorsten Atzmueller


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 6


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