- Deutscher Titel: Paranormal Ghosts
- Original-Titel: Ghosts of Goldfield
- Regie: Ed Winfield
- Land: USA
- Jahr: 2007
- Darsteller:
Kellan Lutz (Chad), Marnette Patterson (Julie), Mandy Amano (Keri), Scott Whyte (Dean), Ashly Rae (Elizabeth), Roddy Piper (Jackson Smith), Richard Chance (Mike), Chuck Zito (George Winfield)
Vorwort
Julie will als College-Abschlussarbeit einen Dokumentarfilm über das angeblich bespukte Goldfield Hotel in einer Geisterstadt in Nevada drehen und schleppt dafür vier Freunde mit – ihren Boyfriend Mike (ein Arschloch vor dem Herrn), Kameramann Chad, Tonmensch Dean und dessen Betthäschen Keri. Schon die Anreise steht unter einem schlechten Stern – das Auto macht mitten in der Wüste schlapp, das Quintett muss zu Fuß nach Goldfield dackeln.
Dort immerhin stehen den Möchtegernfilmern alle Türen einigermaßen offen, was primär daran liegt, dass Julie sie als Discovery-Channel-Filmteam ausgegeben hat, doch das Motel, in dem sie übernachten wollten, existiert nicht (shudder!). Bleibt also nichts anderes übrig, als gleich ins Goldfield-Hotel einzuziehen. Seit 1935 steht die Bude leer – damals hat Hotelbesitzer Winfield das Zimmermädchen Elizabeth, in das er verliebt war, gefoltert, ermordet und ihr Baby getötet, weil sie die Frechheit besaß, seine Avancen zurückzuweisen und statt dessen lieber mit dem einfachen Bartender Jackson Smith zu poussieren.
Wie unser Filmteam, zumindest die 3/5 davon, die tatsächlich an der Sache interessiert sind, bald feststellt, spukt Elizabeth tatsächlich durch die Gewölbe, auf der Suche nach ihrem Baby. Dieweil die desinteressierten mitgeschleiften Sexpartner Mike und Keri ihre jahreszeitlich bedingten sexuellen Gelüste nicht unter Kontrolle halten und im trauten Doppel-Betrug ausleben, erkennt Julie nach und nach, dass sie zu dem Hotel und den damaligen Vorgängen eine übersinnliche Beziehung hat. Was natürlich an ihrem Medaillon liegen könnte, das Jackson Smith einst Elizabeth geschenkt hatte und von Julies Großmutter geklaut wurde. Die Erkenntnis kommt allerdings ein wenig spät, denn Elizabeth ist ein reichlich handgreiflicher Geist…
Inhalt
Drogenmüllers 5-für-20-Ecke im DVD-Regal bringt mich noch mal ins Grab. Nicht nur wegen dem altbekannten Problem, dass man für gewöhnlich problemlos vier Titel findet, die man mitnehmen möchte, aber dann noch stundenlang nach einem fünften sucht, damit man den Rabatt auch in Anspruch nehmen kann, nein, vier Euro pro DVD ist in etwa so die magische Schmerzgrenze, bei der ich prinzipiell alles mitnehme, was auch nur viertelwegs interessant klingt, egal, ob man jemals davon gehört hat, beim Lesen des Klappentexts alle Alarmlampen angehen und kein einziger Name in Cast und Crew danach klingt, als müsste man schon irgendwann von ihm gehört haben. Naja, das sind die Sorgen und Nöte eines Extremkonsumenten…
Jedenfalls fand so auch „Paranormal Ghosts“ (im Gegensatz zu den nicht-paranormalen Geistern, mit denen man es ja jeden Tag zu tun hat) auf diese Weise den Weg in mein DVD-Regal – okay, Filme mit Roddy Piper kann man nicht genug haben, aber „Paranormal Ghosts“… das klingt doch mächtig nach „Paranormal Activity“ und damit nach „found footage“ und damit nach „Eine Tür knarzt – Der Film Teil 7“. Und mit der Sorte Film hab ich eigentlich die Faxen dicke. Letztlich schlug aber das Roddy-Piper-Argument alle Bedenken k.o. – und zu meiner Begeisterung stellte sich dann auch schnell heraus, dass der Streifen, obwohl er gelegentlich mit solchen Elementen spielt, kein „found footage“-Film ist, sondern ein konventionell erzählter Spielfilm. Was, um das Gröbste vorwegzunehmen, die Sache leider nicht entscheidend besser macht.
Aber zunächst mal die Theorie – und da konstatieren wir, dass „Paranormal Ghosts“ ursprünglich als vierter Teil des „Urban Legends“-Franchise konzipiert war. In einem unerwarteten Anfall von Großzügigkeit hatte Franchise-Rechteinhaber Sony Pictures die Rechte für ein weiteres Sequel an die kleine Indie-Firma 18th Avenue Productions abgegeben, die den Film unter dem Titel „Urban Legends: The Goldfield Murders“ vorbereiteten. Zwei Versionen existieren, warum’s letzendlich mit dem vermeintlich lukrativen Anhängen an eine etablierte Marke nichts wurde – die wohlwollendere Variante meint, dass Sony Pictures nach dem unerwarteten DVD-Erfolg von „Urban Legends 3: Bloody Mary“ erkannte, dass in dem Franchise noch genügend mileage für eigenproduzierte DVD-Sequels steckte und daher die Rechte zurückforderte (dagegen spricht allerdings, dass Sony seit acht Jahren keine Anstalten gemacht hat, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen), die übelmeinendere Geschichte erzählt, dass Sony nach Ansicht des fertigen Films von der Low-Budget-Look angemessen abgeschreckt genug war, um 18th Avenue die Veröffentlichung unter dem „Urban Legends“-Banner zu untersagen. Sei’s drum – der deutsche Verleiher von Welt hängt sich dann halt an ein anderes Franchise…
Als zumindest theoretischer „Urban Legends“-Film behauptet der Streifen selbstredend, auf wahren Begebenheiten zu beruhen. Nuja. Die Stadt Goldfield (eine ehemalige Goldgräber-Boomtown, die nach Abflauen des Goldrausches weitgehend verlassen wurde und aktuell nur noch gut 250 Seelen ein Zuhause bietet) existiert ebenso wie das Goldfield Hotel, und auch George Winfield hat tatsächlich gelebt. Wiewohl das Hotel in einschlägigen Kreisen als in der Tat bespukt gilt (und für mehrere der speziell in den USA beliebgen Geisterjäger-„Reality“-Shows die Kulisse abgab), weiß die Historie nichts von einem Mord wie dem hier beschriebenen – der echte George Winfield war ein respektabler Geschäftsmann mit politischem Einfluss, hat aber offensichtlich keine lebenden Verwandten mehr, die sich gegen seine Stilisierung zum sadistischen Mordbuben wehren konnten.
Wahre Geschichte hin oder her – eins ist (für mich) klar: die hier in Flashbacks angerissene mörderische Drei- bis Vierecksbeziehung aus den Dreißigern hätte ich lieber als ausgearbeiteten Film (und sei’s als Drama) gesehen als *diesen* Film. Der ist nämlich einer von der „um Himmels Willen, sind diese blöden Vollspacken IMMER noch nicht tot?“-Schule. Wieder einmal verlangt man von uns als doofem Horroralleskucker, uns für fünf hirnamputierte Arschgeigen zu interessieren, mit denen man im richtigen Leben nicht mal den gleichen Kontinent teilen möchte, und die uns hier als „Protagonisten“ dienen sollen. Als, hihi, Identfikationsfiguren haben wir Mike, von dem sogar alle anderen Figuren wissen, dass er ein Arschloch ist (und warum Julie mit ihm zusammen sein sollte, kann mir auch nur der Drehbuchautor erklären. Sieht nicht so aus, als könnten die beiden auch nur die Blutgruppe gemeinsam haben), Keri, eine selbstsüchtige kleptomanische Zicke (von der wer genauso wenig ahnen können, warum sie mit Dean zusammen sein sollte, die haben noch *weniger* gemeinsam als Mike und Julie) – die dann auch ungeachtet der Tatsache, dass ihre jeweiligen Partner ja auch vor Ort sind, bei erstbester Gelegenheit ficken (ja, der Film behauptet, das wäre der böse Einfluss des Hotels. My ass), einen uninteressanten Technik-Nerd mit Dean (nicht, dass er tatsächlich so etwas wie einen Charakter hätte, der über „trägt ’ne Brille und kennt sich mit Audio-Equipment aus“ hinaus geht), den vollkommen eigenschafts- und persönlichkeitslosen Chad (passt gut zu einem „Schauspieler“ wie Kellan Lutz, der ein *so* austauschbarer 08/15-Pretty-Boy ist, dass er wunderbar in auf doofe Teeniegirls programmierten Plunder wie „Twilight“ passt) und Julie, eine Hauptfigur, die wohl krampfhaft so etwas ähnliches wie Eleonor aus „Bis das Blut gefriert“ sein soll, nur eben ohne alles, was Eleonor zu einem interessanten Charakter machte (also Motivation, Background, Persönlichkeit etc.).
Diese fünf Schnarchnasen stapfen also, sobald sie nach 20 zähen Minuten, die nur durch Roddy Pipers wunderbar-fakem texanischen Akzent in der Rolle des Bartenders, der die Idioten in Goldfield empfängt (ja, Roddy hat technisch gesehen eine Doppelrolle), aufgewertet werden, eine dreiviertel Stunde lang durch uninteressante Korridore, Keller und Hotelzimmer, hören Stimmen, gehen false scares (noch nicht mal spaßigen) auf den Leim und sich gegenseitig auf den Sack bzw. die Eierstöcke. Dazwischen gibt’s ein paar halbseidene Rückblenden, die die Backstory des Elizabeth-Geists erklären, aber wenn nach 65 Minuten *endlich* jemand gekillt wird (und zu meiner besonderen Freude als erstes gleich Obernervensäge Keri), macht sich Erleichterung breit – nicht, weil der Film ab sofort besser würde, sondern nur, weil’s jetzt endlich sukzessive weniger von den Arschkrampen werden. Das Schönste am Film ist, dass es tatsächlich ein „no one survives“-Streifen ist [Eh. SPOILER? – Der Setzer] [Fick dich! – Der Autor].
Die Kills – wenn alles andere scheitert ja gerne das, was einen Horrorfilm zumindest ein wenig „retten“ kann – sind wenig aufregend (ein paar davon sind immerhin gut blutig) und unkreativ, die Kameraarbeit langweilig und die gelegentlichen Umschaltereien auf das, was die Protagonisten „filmen“, helfen auch niemandem weiter. Die Ausstattung ist mau, die Gestaltung des Elizabeth-Geists (vielleicht abgesehen von der Tatsache, dass er sie phasenweise in Lingerie hüllt) haut niemandem vom Hocker und das Pacing ist, wie schon angemerkt, für die Füße. Regisseur Ed Winfield (hm, vielleicht ist DER ja ein Verwandter…), der der Welt auch das stolze Werk „Oakland Raideretts Swimsuit Calendar Behind the Camera“ bescherte (öchz) hat in Punkto Spannungserzeugung ungefähr so viel auf der Pfanne wie eine schleimlose Weinbergschnecke – das sind mal wieder 84 Minuten, die deutlich länger wirken.
Die Darsteller? Sind Schnarchzapfen wie ihre Figuren. Kellan Lutz ist, wie gesagt, einer dieser ausstrahlungslosen Sonnyboys, die Hollywood gern in seine kalkulierten Blockbuster stopft, weil Mädels aus unerfindlichen Gründen auf sie abfahren – deswegen darf man seine Visage in Kram wie „Twilight“ oder „Krieg der Götter“ sehen. Könnte man bequem ignorieren, wenn der Herr nicht auch nächstes Jahr in „Expendables 3“ dabei wäre. Warum auch immer. Hoffentlich wird er von einer MG-Salve in seine Einzelteile zerlegt. Marnette Patterson ist nett anzusehen, hat aber das Charisma einer Fernsehzeitschriftstitelseite und ist wohl deswegen meistens in DTV-Sequels wie Starship Troopers 3: Marauder oder „Wild Things: Foursome“ (die drehen IMMER noch „Wild Things“-Sequels???) zu sehen. Das hauptberufliche Model Mandy Amano zeigt wie die meisten Models-släsch-Actresses keine Begabung für dien ausgekuckten Zweitjob – man kann sie als schmückendes Beiwerk mal irgendwo hinstellen (wie in „Crank 2“), aber sie eine, hihi, wichtige Rolle spielen lassen, nee, das sollte man nicht. Scott Whyte hat mal mit den „Mighty Ducks (Teil 2 und 3)“ angefangen, aber nach einem Stint in der mir unbekannten Serie „City Guys“ keine rechte Karriere anschließen können. Heutzutage verdient er sein Geld primär mit voice acting für Videospiele. Ist ungefähr seine Liga. Ein kleiner Casting-Coup gelang der Produktion mit der Verpflichtung von Chuck Zito für die Rolle des George Winfield. Das sind zwar nur zwei-drei Szenen, aber Zito, bekannt aus „Oz“ und „Sons of Anarchy“ und überall zu finden, wo ein plausibler Thug- oder Mafiosi-Darsteller gebraucht wird („Das Begräbnis“, „Carlito’s Way“), hätte zumindest theoretisch die Credibility für die Rolle, wenn sie vernünftig geschrieben worden wäre. Ashly Rae versucht sich auf ihrer IMDb-Page zu „Schottlands kommender leading lady“ zu stilisieren – blöderweise hat sie außer Hauptrollen in Kurzfilmen nur noch einen Auftritt als „Irish Woman“ in „Party Animals 2“ und einen Bit-Part in „The Portal“, einem weitere ungefragten Werk des talentlosen Serge Rodnunsky, zu bieten. Läuft wohl nicht so, wie’s laufen soll, wa? Ich bin heute wieder gehässig…
Bleibt also nur Wrestling-Ikone Roddy Piper („Sie leben“, „Hell Comes to Frogtown“), der, Akzent hin oder her, nach Kräften versucht seinen brummigen Charme einzubringen – funktioniert besser mit seiner „Gegenwartsrolle“ des knurrigen Bartenders als mit seinem Flashback-Part als Elizabeths Liebhaber (mit schwarz gefärbter Frisur und Bartpracht). Leider hat er nicht wirklich etwas wichtiges zu tun als vage Warnungen auszusprechen und später in gelegentlichen Zwischenschnitten mit bedeutungsschwangerer Miene durch die leere Stadt zu latschen. Dennoch sind seine vielleicht acht Minuten Screentime die einzigen, in denen ich überhaupt so etwas wie Interesse am Film entwickelte…
Bildqualität: Recht grieseliger 1.78:1-Transfer (anamorph), zwar verschmutzungs- und defektfrei, aber manchmal doch ziemlich grobkörnig und pixelig.
Tonqualität: Deutsch (Dolby 5.1/2.0) und Englisch (Dolby 2.0). Die deutsche Synchro ist besser als von mir vermutet, allein aber für Roddys Szenen sollte man auf die englische Tonspur umschalten. Musik- und Effektmix sind brauchbar.
Extras: Nur eine Trailershow.
Fazit: Spukhaus-Splatter-Murks der drögsten Sorte – wenn nervende Charaktere, gespielt von charismafreien Pfosten, auf langweilige Weise gekillt werden, will selbst beim größten Horrornerd keine Freude aufkommen. Ich war versucht, für Roddys paar Minuten einen zweiten Punkt zu vergeben, aber das würde dem Gesamtfilm nicht gerecht. Am Ende kauft’s noch einer deswegen – und bei aller Sympathie, der „Hot Rod“ hat erheblich unterhaltsamere Filme im Ouevre, in denen er auch mehr zu tun hat. Daher: Finger weg, it’s crap. In Sachen Spukhausfilm empfehle ich dann doch deutlich enthusiastischer The Innkeepers.
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(c) 2013 Dr. Acula