Panische Angst

 
  • Deutscher Titel: Panische Angst
  • Original-Titel: He Knows You're Alone
  • Alternative Titel: Blood Wedding |
  • Regie: Armand Mastroianni
  • Land: USA
  • Jahr: 1980
  • Darsteller:

    Marvin (Don Scardino)
    Amy Jensen (Caitlin O´Heaney)
    Nancy (Elizabeth Kemp)
    Killer (Tom Rolfing)
    Len Gamble (Lewis Arlt)
    Joyce (Patsy Pease)
    Carl, der Professor (James Rebhorn)
    Elliot (Tom Hanks)
    Diane (Dana Barron)
    Ralph, der Schneider (Joseph Leon)
    Daley (Paul Gleason)
    Phil (James Carroll)
    Bernie (Brian Byers)
    Tommy (Curt Hostetter)
    Ruthie (Robin Lamont)
    Marie (Robin Tilghman)
    Thompson (Peter Gumney)
    Father McKenna (John Bottoms)
    Mädchen im Auto (Debbie Novak)
    Junge im Auto (Russell Todd)
    Gambles Braut (Dorian Lopinto)
    Junger Mann (Steve James)


Vorwort

Das Entstauben der vor sich hin modernden heimischen Videosammlung (also dem Zeuch, das man hochlegal aus dem Fernsehen aufgenommen bzw. zum selbstredend ausschliesslich privaten Gebrauch von der Videothek kopiert hatte) fördert manchmal erstaunliches zutage, so z.B. diesen Streifen, den ich vor Jaaaahren mal getaped (die Älteren werden sich erinnern – mit dem ersten Premiere-Digital-Decoder konnte man digital noch Turners Classic-Movie-Channel TNT empfangen, auch Night of the Living Dead hab ich dort aufgezeichnet), aber nie angesehen hatte (ja, so bin ich gelegentlich). Das Halloween-Special schien mir da ein angemessener Anlass zu sein, versäumtes nachzuholen, schliesslich kann man mit Fug und Recht behaupten, dass He Knows You´re Alone einer der allerersten Halloween-Kopien überhaupt zu sein. Und wenn man sich dann noch vergegenwärtigt, dass der Streifen das Big-Screen-Debut eines gewissen Tom Hanks, der, so deucht mir, danach wohl noch etwas Karriere gemacht hat, markiert, kann man ja mal das ein oder andere Auge auf das Filmchen werfen.


Inhalt

Wir steigen ein mit der ältesten aller Horrorgeschichten überhaupt, nämlich dem berühmten „Haken“ – solltet Ihr Urban Legends gesehen haben (mein Beileid), kennt ihr diese Szene beinahe 1:1. Mädchen und Junge sind im Auto beim Petting, Geräusche locken den Jungen nach Draussen, nach einem Weilchen wird Mädel nervös, kuckt nach und findet toten Boyfriend am nächstbesten Ast baumeln und da kommt auch schon der Haken-Mörder auf sie zu…

Entsetzte Aufschreie im Publikum, denn wir finden uns in einem Kino wieder, in dem ein Horrorfilm läuft. Ruthie (oder Marie, hab das nicht ganz auseinanderklamüsert) findet´s eklig und zieht sich zum Unwillen ihrer popcornmampfenden Freundin in den Waschraum zurück. Dort fühlt sie sich beobachtet und verfolgt, kehrt also in den Kinosaal zurück und versucht die Freundin zum vorzeitigen Abbruch des Horrorvergnügens zu bewegen, yet without success. Da setzt sich ein Mann auf den Sitz hinter ihr, wartet einen geeigneten Moment der Schreckensschreie im Publikum ab und rammt ihr ein Messer durch den Sitz ins Kreuz (ordentliche Power). Ruthie sackt auf ihrer Freundin zusammen, die mit der üblichen late reaction realisiert, was vorgefallen ist – SHRIEK und Opening Credits.

Die eingetroffenen Polizisten diskutieren am Tatort das Geschehen – ein gewisser Frank hat einen ebenso gewissen Len herbestellt, der seines Zeichens ebenfalls Cop ist, aber irgendwie nicht recht motiviert scheint, sondern sich lieber darüber beschwert, dass man ihn wegen eines belanglosen Mordes aus dem wohlverdienten Schlaf gerissen hat. Erst als Frank dem guten Len verklickert, dass das Opfer in der nächsten Woche heiraten wollte, wird Frank hellhörig. „Er ist es,“ verkündet Len im Brustton der Überzeugung (und verstärkt damit das Gefühl, dass wir in einem Sequel sind, dessen ersten Teil wir irgendwie verpasst haben – nicht umsonst entlehnt Scream 2 seine gesamte Pre-Title-Sequenz diesem Film und seiner Pre-Title-Sequenz). „Es könnte Zufall sein,“ gibt Frank zu bedenken (warum er dann Len extra hergeholt hat, entzieht sich meinem Verständnis), aber Len ist sich sicher: „Er ist zurück und gibt mir eine zweite Chance!“ Okay, wir Dumm-Zuseher reimen uns zusammen, dass Len dem ominösen Killer offenbar nicht zum ersten Mal begegnet. Und damit wir das auch bestätigt erhalten, schalten wir umgehend um in einen Flashback.
Eine Hochzeitsparty ist im Gange und die Braut bereitet sich auf ihren grossen Auftritt vor, bekommt aber unangemeldeten Besuch eines gewissen Ray (oder so ähnlich, die Gute nuschelt in der OF ganz schön), den sie zwar kennt, aber nicht unbedingt jetzt sehen möchte – verständlich, denn der liebe Ray zückt ein Messer und sorgt dafür, dass der Bräutigam vorzeitig Witwer wird (und selbstredend ist der Bräutigam some guy called Len, was wir aber erst Stunden später offiziell erfahren, in der Szene zu sehen isser nicht) – wenn dieser Flashback aber sogar den Namen des Täters nennt, stimmt mich das hinsichtlich der kriminalistischen Fähigkeiten unseres Superbullen Len etwas skeptisch – der sollte dann wohl doch nicht mehr frei rumlaufen, oder?

Gut, wird Zeit, dass wir zum Cannon Fodder kommen, d.h. wir introducen unseren Satz haupt- und nebenrollender Charaktere, die, wie wir uns an unseren zwölf Fingern ausrechnen können, bis auf wenige Ausnahmen wohl eher geringe Überlebenschancen haben dürften. Zunächst mal lernen wir Amy, unsere designierte Heroine und ihren zukünftigen Göttergatten Phil kennen. Phil verabschiedet sich mit seinen Drinking Buddies Bernie und Tommy auf ein Saufwochenende in den Bergen (wobei dabei ein Selbstgänger ist, dass die Jungs sich unterwegs ein paar Miezen aufreissen wollen – Phil scheint mir das Musterbeispiel eines soliden Ehegatten abzugeben), allerdings erst, nachdem Bernie und Tommy eine Horde mit dem Linienbus eintreffender Pfadfinder zum Absingen des Hochzeitsmarsches überreden. Mit dem Bus trifft aber auch eine finster aussehende Gestalt ein, doch nicht etwa der Killer???

Natürlich braucht Amy ihre Sidekicks in Form von obnoxious girlfriends – wir stellen vor, Joyce, die offizielle Schlampe (und damit verwette ich meinen 1-A-Arsch, dass sie von den Mädels als erste ins Gras beissen wird) und Nancy (weitere Generika waren 1980 noch nicht erfunden – eigentlich spielt sie wie Amy die Schüchtern-Zurückhaltende). Während Len ein paar Zeugen des Kinomords verhört (darunter einen ziemlich jungen Steve James, der später durch die American Ninja-Reihe einen gewissen Ruf unter Martial-Arts-Fans errang), vertreibt sich die Girl-Dreierbande ihre Zeit mit Ballettstunden, wobei besonders Joyce durch vollkommenes Untalent auffällt (arks, die Schlampe ist also auch noch zuständig für den comic relief) und man sich in den Pausen über diverse Jungs unterhält, dabei kommt ans Tageslicht, dass Amy wohl einen Verehrer namens Marvin hat. Nach der Tanzstunde laufen die Mädels ihrem College-Professor Carl samt Eheweib über´n Weg und die Girlies führen sich auf wie Zwölfjährige, was bei Frau Professor gewisse Verdächte erhebt, die der Prof mit einem „they act foolish“ wegwischt. Wo er Recht hat…
Amy bummelt durch die Stadt und wird dabei vom Killer verfolgt (in bester Halloween-Tradition). Amy fühlt sich beobachtet und rennt aus Nervosität mit einer frischerworbenen Eistüte in den erwähnten Marvin, was Gelegenheit für ein wenig Exposition bietet. Marvin ist nicht nur irgendein Verehrer, sondern der offizielle Ex unserer Heldin, die ihn hat sitzen lassen, als er für ein Jahr irgendwo anders (weiss der Geier bzw. der Drehbuchautor, wo) weilte. Marvin ist ein wenig angesäuert, dass Amy nun die Flitzpfiepe Phil zu ehelichen gedenkt, liebt er sie doch noch immer. Amy weist darauf hin, dass sie weder seinem Studienfach „forensische Medizin“ noch seiner Nebenbeschäftigung, in der Leichenhalle zu arbeiten, viel abgewinnen könne und lässt ihn stehen, um im örtlichen Fachgeschäft für die modische Braut nach ihrem Hochzeitskleid zu sehen. Nun ist Amy sich selbst nicht ganz im klaren, ob sie nun den heiligen Bund der Ehe schliessen soll oder nicht und erhofft sich Rat von ihrem Schneider Ralph. „Es gibt gute und schlechte Zeiten,“ philosophiert der, „daran muss man sich gewöhnen, aber es ist besser, als allein zu sein.“ Von nichtehelichen Lebensgemeinschaften hat der gute Ralph wohl noch nie was gehört… In der Umkleide fühlt sich Amy erneut beobachtet, aber es ist nur Marvin, der immer noch nicht locker lässt und reden will. Amy vertröstet ihn auf „morgen um sieben“ (ist die Welt noch in Ordnung, oder wie war das?). Marvin ist zufrieden und verzupft sich, während Ralph indes dem Killer zum Opfer fällt, der sich zwischen den Hochzeitskleidern versteckt hat
Da meint man nun, das Schneidern von Hochzeitsgewändern wäre so ziemlcih der friedvollste Beruf, den man sich vorstellen kann, und dann das…
und nun den armen Schneider mit seiner eigenen Schere plättet. Amy bemerkt von all dem nix und verabschiedet sich gen Kirche, wo sie von einer blutenden Jesus-Figur ein wenig freaked out wird. Kein Grund zur Panik, erklärt Father McKenna, ihr angedachter Eheschliesser, nur rostiges Wasser aus defekten Leitungen. Auch er kann allerdings ihre Zweifel nicht endgültig beseitigen, nur als „nicht unüblich“ klassifizieren – der Killer beobachtet die ganze Angelegenheit im Hintergrund.

Mittlerweile ist es dunkel geworden, Amy kommt nach Hause und wird dort von ihren versammelten Girlfriends mit einer Überraschungs-Junggesellinnen-Abschiedsparty, eh, überrascht. Joyce kann aber nicht lange bleiben, denn sie hat noch andere Pläne fürs Wochenende und dampft ab (womit auch der „niemand-wird-das-erste-Opfer-vermissen“-Plotpunkt abgehandelt wäre).

Len wird mittlerweile zugetragen, was sich im Bridal Shop abgespielt hat – und obwohl der Mord an Ralph sich (das müssen wir uns allerdings zusammenreimen) hunderte Meilen entfernt abgespielt hat, ist sich Len felsenfest sicher – das ist sein Mann, und er wird ihn kriegen. Aus unerfindlichen Gründen gibt ihm Frank dafür 36 Stunden Zeit (???), und die Musik fiedelt ein Thema ein, das geraaade eben so einer Plagiatsklage eines Herrn John Carpenter entgehen könnte (grob geschätzt wurden vom Halloween-Theme ungefähr eineinhalb Noten geändert). Len rauscht ab und Frank setzt einen namenlosen Kollegen und damit das Publikum ins Bilde, dass vor drei Jahren Lens Braut von einem nie gefassten Killer eine Stunde vor der Hochzeit abgestochen wurde (selbst die gehirnamputiertsten unter den Zuschauern dürften mittlerweile geschnallt haben, dass Len hier die Loomis-Rolle spielt).

Amys Partygäste haben sich bis auf Nancy allesamt zurückgezogen, Nancy und Amy besaufen sich und führen Mädchengespräche (ungeheuer aufregend), während Joyce bei ihrem Loverboy ist – und der ist niemand anders als der Professor von vorhin (gosh! shock! Gut, damit hat natürlich auch der Prof. sein Todesurteil unterzeichnet). Professor Carl ist endgeil und dürstet nach sofortiger Besteigung des Mt. Joyce, die allerdings spielt Spielchen: „Wir sollten eine platonische Beziehung führen.“ „Plato ist Bullshit,“ stellt Carl energisch fest und möchte Joyce noch auf dem Küchentisch vernaschen. Ein leidlich amüsantes Hin- und Her-Getease (eher nicht amüsant) spielt sich ab, mit diversen Möglichkeiten für den Killer, zuzuschlagen, die er knapp verpasst, so dass unser Mordbube zum Standardplan aller Movie-Madmen greifen muss und das Licht ausschaltet. Joyce droht Carl mit sexuellem Streik, falls der die Beleuchtung nicht wieder gebacken kriegt und widerwillig untersucht Carl den durchgeschmorten Sicherungskasten. Als er ins Schlafzimmer zurückkommt, kommt ihm Joyce ungewöhnlich still vor, was daran liegt, dass sie ungewöhnlich tot ist. Diese Feststellung hilft dem Prof. aber auch nicht mehr viel weiter, denn Sekunden später ifndet er sich auch am falschen Ende einer spitzen und scharfen Messerklinge wieder. (Und for the record – eine unaufregendere, um nicht zu sagen langweiligere Stalk´n´Slash-Sequenz hab ich schon lang nicht mehr gesehen… leider sollte ich schon ziemlich bald wieder eine zu Gesicht bekommen).

Nächster Morgen, sieben Uhr – bei Amy steht Marvin vor der Tür. „Ich meinte nicht sieben Uhr früh,“ stellt die genervte Amy fest und macht sich ohne Zweifel gedankliche Notizen, sich zukünftig klarer auszurdücken. Marvin hat ein Mitbringsel, einen Goldfisch, den er in Amys Aquarium setzt. Jenes, und die komplette Belegschaft desselben, hat sie Marvin zu verdanken („ein Fisch für jeden Besuch bei Dir,“ boah, romantisch, dagegen kann man den Strauss rote Rosen natürlich wegschmeissen). Marvin hegt immer noch Hoffnungen, seine Flamme zurückzugewinnen, beisst aber natürlich auf Granit, bevor wir die „draussen steht ein unheimlicher Mann“-Routine abziehen. Amy sieht den Fremden, bedeutet Marvin, ebenfalls zu kucken, und der sieht nur den leeren Vorgarten. Kommt mir irgendwie alles recht bekannt vor. Bevor die Sache noch peinlicher wird, gesellt sich eine verkaterte Nancy an den Frühstückstisch, ebenso Amys bislang noch völlig unterrepräsentiertes Kiddie-Schwesterchen Diane (fragt nicht nach Eltern, das Script tut´s auch nicht).

Len erreicht endlich den Tatort des Bridal Shop, wo erstaunlicherweise die Leiche des Ermordeten immer noch rumliegt und die ermittelnden Cops dumme Gesichter machen (hm, selbst Len erreichte die Nachricht schon am letzten Abend, und man sollte davon ausgehen, dass es nicht unbedingt erste Priorität der Vor-Ort-Ermittler war, einen fanatischen Serienkiller-Jäger über ein ihrer Ansicht nach gewöhliches Raubmorddelikt aufzuklären – anyway, es ist schon ein arg bemühtes Drehbuchkonstrukt, dass Ralph immer noch tot rumliegt). Ralph liegt nicht nur noch rum, sondern hat auch noch einen Stofffetzen umklammert (die Spurensicherer, Gerichtsmediziner und Forensiker der ermittelnden Abteilung sollten sich echt schämen), natürlich nur, damit Len ihn entdecken und mit den herumhängenden Brautkleidern abgleichen kann – und siehe da, der Fetzen gehört zum Kleid einer gewissen Amy Jensen. Anstelle diese bedeutsame Erkennntis mit seinen gesetzeshütenden Kollegen zu teilen, stürmt Len im Alleingang davon (die Filmgeschichte wäre ohne renegade cops, die nicht by the book arbeiten, sicherlich um einige Klischees ärmer).

Zu ausgesprochen scheusslicher Musik gehen Amy und Nancy joggen, hauptsächlich deswegen, weil Nancy ein süsser Typ aufgefallen ist, den sie gerne anbaggern möchte. Amy gibt ihr den entscheidenden Anschub, was aber nicht nötig gewesen wäre, denn der Typ ist auch scharf auf Nancy und stellt ihr ein Bein, um sie kennenzulernen (very romantic indeed). Der Typ entpuppt sich als Tom Hanks und heisst hier Elliot. Während Nancy und Elliot sich näher kommen, fühlt sich die alleingelassene Amy erneut verfolgt und beobachtet, doch – ha-haa – false scare, es ist nur ein harmloser Jogger (gääähn).

Len ruft Frank an und teilt dem Kollegen/Vorgesetzten mit, dass er weiss, wer das nächste Opfer ist, er braucht seines Erachtens nur abzuwarten, bis sie ihn zum Killer führt (eine ziemlich gewagte Vorgehensweise, die Frank aber nicht wirklich entschieden kritisiert).

Elliot und Nancy sind schon am Nachmittag best friends und besuchen mit Amy und Diane einen äusserst ärmlichen Rummelplatz. Elliot outet sich als Psychologiestudent ersten Semesters und gibt seine „Philosophie der Angst“ zum besten, das übliche blah-blah, warum sich Menschen zu Horrorfilmen, Geisterbahnen, Achterbahnen etc. hingezogen fühlen (ihr wisst schon „so nah wie möglich am Tod, dabei aber sicher sein“). Das obligatorische „nach Psycho hatten alle Angst vorm Duschen“ darf nicht fehlen (ebensowenig Nancys Feststellung, dass sie Psycho nie gesehen habe – wohin das wohl wieder führen wird…). Nancy erzählt Elliot von Amys Verfolgungs-Wahn und angesichts der anstehenden Hochzeit diagnostiziert Elliot sexuelle Gründe und weiss ausserdem, dass sich solche Halluzinationen nur manifestieren, wenn das betreffende Subjekt allein ist. Amy und Diane trennen sich von Nancy und Elliot und der entschuldigt sich umgehend zwecks eines dringenden Telefonats – ich habe selten einen verzweifelteren Versuch eines red herring, also des Erweckens eines falschen Verdachts, gesehen als hier. Diane überredet Amy noch zu einer Runde Geisterbahn – Amy ist natürlich zu Tode erschreckt und hat auch eine Vision (?) der Visage des Killers.

Damit wir nicht den zukünftigen Ehegatten Phil vergessen, versucht der (umgeben von wüsten Partygeräuschen) bei ihr anzurufen, dringt aber, da sie ja nicht daheim ist, nicht durch.

Endlich zuhause empfiehlt Diane ihrem Schwesterherz, nicht Phil, sondern Marvin zu heiraten, der ihr nicht nur sympathischer ist, sondern ihr bei den Schularbeiten im Gegensatz zu Phil auch mit richtigen Antworten zur Hand ist. Tja, es sind sich wirklich alle einig, Amy, dass du deinen Phil in den Wind schiessen solltest.

Gut, Zeit, langsam aber sicher den Showdown vorzubereiten. Nancy bleibt bei Amy über Nacht (damit der Killer noch was zu tun hat), ist aber zunächst mal allein im Haus (dito), da Amy noch Diane zu einer Party bringen kann. Nancy strollt durchs Haus (durch die Küche, damit wir die säuberlich aufgereihte Messer-Garnitur begutachten können), wird durch Klopfgeräusche an die Tür gelockt (natürlich niemand da) und geht zurück in die Küche (wo dekorativ zwei Messer fehlen… was Nancy ebenso natürlich nicht bemerkt).

Amy fühlt sich mal wieder verfolgt, diesmal im Auto, natürlich kann sie nicht wissen, dass der Verfolger niemand anderes ist als unser Superbulle Len, der so super ist, dass er selbst von Amy mühelos mittels des alten Einbahnstrassen-Tricks abgehängt wird.

Hattet Ihr erwartet, dass wir durch diesen Film ohne wenigstens einen Satz Möpse kommen? Siehste, ick ooch nich. Und deswegen duscht Nancy, um uns nicht nur ihre Oberweite zu zeigen, sondern auch einen false scare durchzuexerzieren – erstaunlicherweise widersteht der Film tatsächlich (trotz des Klaus einiger Einstellungen aus Psycho) der Versuchung, Nancy in der Dusche zu killen. Statt dessen darf sie die Platte des grauseligen Theme-Songs auflegen, sich Kopfhörer aufziehen und im Wohnzimmersessel darauf warten, vom Killer gemeuchelt zu werden, was dann auch prompt passiert.

Als Amy denn endlich heimkommt, bemerkt sie erst die Blutspuren auf dem Teppich (wie kriegt man die bloss wieder raus?) und dann den Kopf Nancys im Aquarium, wo er nun wirklich nicht hingehört (und das Kopf-Prop sieht erschreckend fake aus, das ist der grösste Schreck, den die Szene mir beschert). Gut, gut, Amy läuft postwendend dem Killer in die Hände, eine kurze Durchs-Haus-Jagd-Szene schliesst sich an, ehe Amy nach draussen flieht und verblüffenderweise nicht zu Fuss in die Pampa, sondern sich in ihr Auto flieht. Der Killer versucht intelligenterweise, die Windschutzscheibe zu erstechen, dann endlich gelingt es Amy, die Karre in Bewegung zu setzen. Dummerweise krallt sich der Killer auf dem Autodach fest und bricht durch die Seitenscheibe, Folge ein minor car crash und nun doch die Fortsetzung der Verfolgung auf Schusters Rappen. Wie´s der Zufall so will, stolpert Amy umgehend über ein einsam rumstehendes Gebäude und das ist, dreimal dürft ihr raten, die Leichenhalle, wo niemand anderes als Marvin Nachtdienst hat. Der glaubt Amy natürlich erst mal kein Wort, aber die verdächtigen Geräusche belehren ihn eines besseren – er beauftragt Amy, die Bullen zu alarmieren (erstaunlich genug, und noch erstaunlicherweise funktioniert das sogar, da unser Killer leider vergessen hat, die Telefonleitungen zu kappen), schnappt sich einen Knüppel und geht auf Mörderpirsch.

Len hat mittlerweile Amys trautes Domizil erreicht und sieht die schöne Bescherung, die er der örtlichen Kollegerei übermittelt. Die trauen ihren Ohren nicht – Mord im Haus von Amy Jensen? Die hat doch grad aus der Leichenhalle angerufen und um Hilfe gebeten… Len leiert den Kollegen die Adresse der Leichenhalle aus dem Kreuz und düst los.

Amy wurd´s währenddessen zu langweilig, sie sucht Marvin, findet aber erst mal die aufgebahrte Leiche von Joyce – Schreck! Und sie findet den Killer, der sich selbstredend ebenfalls als Leiche getarnt hatte. Wir kommen zur standardisierten Verfolgung durch endlose Korridore (die jede Leichenhalle zweifelsohne im Übermass hat) – man könnte der Meinung sein, Halloween II hätte sich seine Krankenhaus-Klimax direkt aus diesem Film geborgt (wenig überraschend, kennt man die Inzucht unter den Slasherfilmen). Nach endlos langen (und noch langweiligeren) Jagdszenen endet Amys Flucht in einer Sackgasse, grad will sich der Killer auf sie stürzen, da schiesst Len ihn nieder (woher wusste ich nur, dass er gerade in the nick of time auftauchen wird, und das seit ungefähr fünf Minuten im Film?). Während Len versucht, die hysterische Amy zum Verlassen des Areals zu bewegen, reanimiert sich der Killer (auch ´ne ganz neue Idee) und sticht Len tot. Die ganze Verfolgungs“jagd“ (selbstverständlich ist unser Killer körperlich disabled und hinkt schon die ganze Zeit) spielt sich jetzt nochmal rückwärts ab, Amy gelingt es, den Killer in einem Nebenraum einzusperren, doch die Tür hat leider ein Glasfenster, das der Killer durchschlägt und Amy zu würgen beginnt, bis diese sich mit einem Skalpell zu wehren versteht. Das ganze Tohuwabohu ruft schliesslich Marvin, der bis dahin offenbar sinnlos in der Prärie herumgurkte, auf den Plan, der Amy ins Freie zerrt, wo schon eine Hundertschaft Polizei bereit steht, dem Killer endgültig den Garaus zu machen (was dann offensichtlich off-screen geschieht).

Ta-daa, eine Hochzeitsfeier, und Marvin ist im feinsten Zwirn angetreten. Da wir nicht annehmen können, dass er Ehrengast bei Phils und Amys Eheschliessung ist, vermuten wir mal stark, dass Amy es sich nu doch anders überlegt hat und Marvin heiraten wird. Alas, Unheil liegt in der Luft, denn die Kamera zoomt ominös auf eine verschlossene Tür…

Und in einer 1:1 aus dem Flashback übernommenen Einstellung schalten wir zu Amy im Hochzeitskleid, die ungebetenen Besuch bekommt. „Phil, was suchst du hier?“ kann sie noch sagen und dann gibt´s nur noch ein finster guckendes Augenpaar und einen Schrei… THE END.

Irgendwie konnte ich mich nicht entscheiden, welchen meiner zwei vorbereiteten Einleitungssätze für die Schlussanalyse ich nun verwenden sollte, also nehme ich beide Varianten.

A) Es ist mir unbegreiflich, wie man nur ein gutes Jahr nach Halloween einen Film drehen konnte, der so offensichtlich augenfällig nichts anderes als eine absolut dreiste Kopie des Klassikers ist, sich derart freimütig an Score, Kameraeinstellungen und ganzen Szenen des Carpenter-Werks bedient, und der dann so sturzlangweilig ist.

B) kommt aufs selbe raus, ist aber etwas allgemeiner – es ist mir unbegreiflich, wie man überhaupt einen derart langweiligen Slasher herunterkurbeln kann, der so frei von eigenen Ideen, Kreativität, Innovation oder einfacher Suspense sein kann.

Okay, beide zusammen… He Knows You´re Alone (ich würd´ schon mal was dafür geben, zu erfahren, was der Titel eigentlich bedeuten soll) ist unter all den Myriaden Halloween-Clones, die seit Beginn der 80er Jahre Kinoleinwände und Fernsehschirme dieser Welt heimsuchen, vermutlich einer der, wenn nicht der überhaupt langweiligsten und damit das lebende Beispiel dafür, dass es halt nicht reicht, 1:1 ganze Passagen aus hochwertigeren Vorbildern zu übernehmen, selbst wenn man sklavisch an der Vorlage hängt (das passierte z.B. auch Gus van Sant mit seinem schrecklich überflüssigen Psycho-Remake, das aber wenigstens den Vorzug hat, ein ganz passabler Film zu sein, wenn man das Original nicht kennen sollte – bei He Knows You´re Alone muss man Halloween nicht gesehen zu haben, um festzustellen, dass man es mit Gülle zu tun hat).

Hochgradig erstaunlich, dass ein eigentlich renommiertes Studio wie MGM (zwar vermutlich nicht viel, aber immerhin) Kohle für ein Script ausgegeben hat, das in jeder Faser, in jeder Pore dumpf „Plagiat“ schreit – immerhin war John Carpenter manns genug, hier keinen Plagiatsprozess anzustrengen (hätt´ er vermutlich auch viel damit zu tun gehabt), obwohl hier sicherlich jedes Gericht der Welt mit Freuden Carpenter Recht gegeben hätte (gleiches gilt für den Score).

Gut, es muss ja prinzipiell nicht ganz verkehrt sein, sich an einem Genre-Klassiker zu orientieren, aber es gehört schon ein gewisses Mass an Anti-Talent dazu, die funktionierende Vorlage so zu interpretieren, dass jeder Anflug von Spannung und Intelligenz gnadenlos auf der Strecke bleibt. Das allerdings ist hauptsächlich das Verdienst von Regisseur Armand Mastroianni, den Genrefreunde vielleicht aus der 1986er Gesamtkatastrophe The Supernaturals (dt. „Rebellen des Grauens“, mit Nichelle Nichols und LeVar Burton) fürchten gelernt haben – dort bewies Mastroianni, dass es ihm auch mühelos gelingt, einen Zombiefilm ohne jede Spannung und Inspiration zu drehen (und, was für das Subgenre Zombies noch schlimmer ist, ohne Gore) – denn prinzipiell macht Scott Parkers Drehbuch vieles eigentlich richtig (was ja nicht wundert, wenn man davon ausgeht, dass Parker einfach Carpenters Halloween-Script hergenommen und die Charakternamen ein wenig geändert hat) – theoretisch ist der Spannungsaufbau eigentlich gelungen – die Pre-Title-Sequenz setzt die Erwartungshaltung (und ist entgegen dem restlichen Film sogar ziemlich spannend gestaltet, auf jeden Fall handelt es sich dabei um die fünf besten Filmminuten), die Abstände zwischen den einzelnen Morden sind kurz genug, um das Publikum bei Laune zu halten und lang genug, um genügend Character Development und Exposition einzufügen. Nur leider ist halt Meister Mastroianni in Punkto Erzeugung von Suspense eine absolute Niete – selbst das xte Sequel von Friday the 13th dürfte gelungenere Beispiele für Mord-Setups haben als dieses Machwerk. Da hilft dann halt wirklich nicht mehr, dass jedes Klischee durchgekaut wird (teilweise sogar etabliert) und der ein oder andere Charakter sogar mal was intelligentes tut (nicht oft, aber es kommt vor). Die eigentlichen Mordszenen sind dann auch noch furchtbar unspektakulär (kann natürlich auch daran liegen, dass ich möglicherweise eine editierte TV-Fassung gesehen habe, aber andere Reviews sprechen nicht unbedingt eine andere Sprache), wenn sie nicht eh off-screen sind (zwei), so bleibt die ganze Angelegenheit reichlich unblutig und wär der eine gratitious boob shot nicht, könnte ich mir sogar ein PG-13 oder FSK 12-Rating vorstellen (vielleicht mit dem ein oder anderen winzigen Cut). Handwerklich ist das zwar ganz ordentlich gemacht, d.h. es hängen keine Mikrofonständer im Bild und abartige Continuity-Fehler fallen beim Normalgucken auch nicht auf, aber als Beispiel für solides Handwerk reichen mir irgendwelche Dokumentationen auf Phoenix vollauf, von einem Horrorfilm erwarte ich schon mehr – entweder er ist spannend und/oder erschreckt mich, oder er ist dann wieder ein Kandidat für die „so bad it´s good“-Kategorie und dieser Film versagt in beiderlei Hinsicht.

Auch der versammelte Cast bekleckert sich nicht wirklich mit Ruhm, aber das war im Slashergenre ja sowieso eher seltenst der Fall. Der topgebillte Don Scardino hat für sein Billing recht wenig Screentime und tut eigentlich auch nichts zur Sache (heutzutage verdient Scardino sich seine Brötchen mit zahlreichen TV-Regiejobs), Caitlin O´Heaney fehlt die Screenpräsenz und das Charisma, das selbst die junge Jamie Lee Curtis schon hatte, die sonstigen Nebenrollen sind mit hier weitgehend unbekannten, oft und gerne mehr in Fernsehgefilden ansässigen Nasen besetzt, bis auf James Rebhorn (Professor Carl), der ein regelmässiges Einkommen mit Nebenrollen in Grossproduktionen wie The Talented Mr. Ripley gefunden hat und natürlich Tom Hanks, der in seinem Filmdebüt (hey, Ihr professionellen Interviewer – sprecht Mr. Hanks doch mal auf sein Frühwerk an) in keiner Sekunde spätere schauspielerische Grosstaten andeutet, warum sollte er auch, ist doch seine Mini-Rolle (vielleicht drei Minuten Screentime) nur eine lausige Ausrede für den Versuch eines falschen Verdachts und nicht unbedingt dazu geeignet, gross auf sich aufmerksam zu machen (es wäre allerdings lustig gewesen, wenn der Killer sich auch ihm gewidmet hätte). In einer Mini-Fizzel-Nebenrolle ist, wie erwähnt, der spätere Dudikoff-Sidekick Steve James zu sehen, der auch für die Stuntkoordination zuständig war.

He Knows You´re Alone ist ein Film, den man sich nur dann auf seine Wunschliste setzen sollte, wenn man es sich zur Aufgabe gemacht hat, unbedingt jeden Slasherfilm, der jemals auf Erden gedreht wurde, sehen zu müssen (und natürlich wenn man Tom-Hanks-Komplettist ist). Ansonsten bietet der Streifen weder dem Genreneuling noch dem Experten irgendetwas von bleibendem Wert vermittelt – der Film hat keine Spannung, keine Schockeffekte, nicht mal einen lauen jump scare, rein gar nichts. Filmhistorisch höchstens deswegen interessant, weil man endlich mal erfährt, wo Scream 2 die Inspiration für seine Pre-Title-Mordsequenz her hatte. Dieser Teil ist hier zweifelsohne der Höhepunkt des Films, also ein Film, bei dem man bedenkenlos vor dem Vorspann abschalten kann, denn danach findet der Zuschauer nur noch das Trümmerfeld eines klinisch von jeder Art von künstlerischem oder horriblen Wert befreiten Train Wrecks von Slasherfilm wieder (und manchmal braucht´s dafür nicht mal die Zensurschere, sondern nur einen unfähigen Director). Fans von Halloween könnten nach Genuss dieses Streifens die Teile 4 bis 6 der Serie allerdings für richtig gute Filme halten; die eigene Halloween-Fete würde ich mit diesem Film allerdings erst gegen fünf Uhr morgens, wenn ich als Gastgeber endlich pennen und die Gäste entweder rausekeln oder in den Schlaf wiegen will, erschrecken.


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 2


mm
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