Ozean in Flammen

 
  • Deutscher Titel: Ozean in Flammen
  • Original-Titel: Ocean on Fire
  • Alternative Titel: Verwegene Hunde |
  • Regie: Steve Carver
  • Land: USA
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Ben Laforche (Gregory Harrison)
    Jim McKinley (Billy Dee Williams)
    Witkowski (Lyle Alzado)
    Clay (Tony Burton)
    Romano (Ray „Boom Boom“ Mancini)
    Chief (Ken Norton)
    Pembroke (Lee Ving)
    Helen Kyger (Cynthia Sykes)
    J.C. Busch (David Carradine)
    Rusty West (R.G. Armstrong)


Vorwort

Abt. Filme, von denen ich noch nie im Leben etwas gehört hatte und dieser Zustand unter normalen Umständen auch bis in alle Ewigkeit so geblieben wäre… Aber das ist halt das schöne, wenn man ab und an gar schöne Pakete mit den neuesten Grabbeltisch-DVDs bekommt – wie schon Forrest Gump korrekt bemerkte, life is like a box of chocolates, you never know what you gonna get.

Und als mir neulich (ja, ist auch schon wieder ein paar Tage her) Ozean in Flammen entgegenpurzelte, war mir nach einem Blick aufs Cover (obige Abbildung authentisch) klar: das Ding wird besprochen, egal, ob´s nun nötig ist oder nicht. So ein käsiges Liebesschnulzencover mit einem Titel, der zwischen Herzschmerz und Katastrophenfilm alles prinzipiell zulässt, dann noch die Namen Billy Dee Williams und David Carradine im Cast, dazu KANN man nicht nein sagen, wenn man entgegen landläufiger Meinung kein Horror- und Splatterpapst, sondern ein Trashfilmrezensent ist.

Praktisch an solchen Filmen, deren Existenz außer den unmittelbar an seiner Herstellung beteiligten Personen kaum einem Menschen auf der Welt bekannt ist, ist für mich auch, dass ich mir lange Vorreden sparen kann. Gibt nix, was ich großartig aus der Anekdotenkiste holen oder an langwierigen Abschweifungen aus dem Daumen lutschen könnte, außer vielleicht, dass meine dreißigsekündige Vorabrecherche ergab, dass es sich bei dem Film um eine TV-Produktion handelt. Oh weia, das kann ja mal wieder heiter werden, amerikanische Fernsehfilme, die hierzulande als Videopremieren verramscht werden, taugen ja eher selten wirklich was. Aber – kann ein Film, bei dem Kung-fu-Kill-Bill David Carradine höchstpersönlich mitmischt, wirklich schlecht sein (bevor jemand antwortet – rhetorische Frage, schon klar, oder?)?


Inhalt

Geht schon gut los. Während der Bildschirm ein paar undefinierte weiße Flecken auf schwarzem Hintergrund zeigt, was, wie sich mir im folgenden erschließen soll, zwei schweinwerferbewehrte Taucher unter Wasser darstellen soll, belästigt der Soundtrack uns einmal mehr mit Tönen, die man, wenn man´s nicht besser wüsste, für einen dezenten Klau des Weisser Hai-Themas halten könnte. Hätte ich jetzt eine X-Rated-Hartbox vor mir liegen und nicht eine Power-Station-ich-kost-nix-Scheibe (obwohl amazon stolze zehn Ocken dafür sehen will), ich würde jetzt glatt auf ein Monsterkrokodil aus alten Autoreifen warten…

Dieser Film sagt aber nein zu Tierhorror, dafür gestaltet er sich ziemlich undurchschaubar. Die Taucher basteln also an irgendwas unter Wasser rum, aber einer der Herren leistet sich einen äußerst ungünstig getimeten Panikanfall, der sich darin äußert, dass er einer spontanen Totalkörperlähmung anheim fällt und hysterisch um Hilfe blökt. Dass er meint, sich nicht rühren zu können, ist insofern eher peinlich für ihn, als justament in der Sekunde 800 Fuß über ihm, sprich an der Oberfläche, eine Trosse reißt und irgendwas schweres, weiß der Geier was, zu erkennen ist eigentlich nichts und das, was ich mir hier zusammenreime, entnehme ich weniger bildhafter Darstellung als den aufgeregt darübergeplapperten Dialogen, donnert ins Wasser und macht den bewegungsunfähigen Taucher platt. Hmtja.

Ben Laforche, Chef der Tauchoperation, ist ungerührt – Schwund ist überall, es war des Verunfallten Schuld eigene sowieso, und man möge doch bitte einen Ersatzmann organisieren. Sein Rechter-Hand-Mann Jim ist angemessen entsetzt ob der gefühllosen Kaltschnäuzigkeit seines Chefs, kann aber nix machen. Immerhin stellen wir fest, dass unsere Herren Protagonisten auf einer Bohrinsel rumschlumpfen, was genau sie da treiben, wird man uns sicher noch erklären, gelle…

Momentan hat Ben aber andere Sorgen, als uns Exposition zu vermitteln, er sieht sich nämlich einer unvermuteten und konzentrierten Rebellion seiner tauchenden Arbeitskräfte gegenüber. Die hat nämlich kollektiv aufgrund minderwertiger Ausrüstung, heftigem Zeitdruck und allgemein wegen zu großer Tauchtiefen gefährlicher Arbeit die Schnauze gestrichen voll bis Oberkante Unterlippe, wenn nicht noch´n Stückchen weiter, und reicht geschlossen, da Ben sich nicht wirklich von der einsichtigen und arbeitnehmerfreundlichen Seite zeigt, die Kündigung ein. Bis auf den treuen Jim, der aber erstens nicht persönlich taucht und sich zweitens ein paar mahnende Worte nicht verkneifen kann – es müssten sich hier einige Dinge ändern, schließlich war das schon der dritte Todesfall in wenigen Monaten.

Diese dramatische Enthüllung nutzt der Film für seine Titeleinblendungen (und wir erfahren, dass der Streifen sich in einer früheren deutschen Auswertung des Titels „Verwegene Hunde“ bedient), während derer Ben wutig seinen Jeep besteigt und zum örtlichen Hauptquartier seiner eigenen Auftraggeber, der Firma IMP, düst. Und dort erfahren wir, dass Ben eigentlich doch ´n Guter ist, denn er reicht das, was seine Ex-Untergebenen ihm so dekorativ aufs Butterbrot geschmiert haben, brühwarm, unzensiert und auch mit seiner eigenen Ansicht konform gehend, an SEINEN Chef weiter. Der ist David Carradine, heißt hier J.C. Busch (ich würd zu gern einen Buchstaben im Nachnamen weglassen, dann könnte ich soooo viele lustige politische Witze reißen. Der Film könnte es nötig haben). Wie es sich für einen zünftigen Evil Capitalist TM gehört, gehen Bens grundsätzliche Erwägungen bei Busch links rein und rechts raus (wovon sollte es auch aufgehalten werden?), obwohl er oberflächlich Verständnis heuchelt („Ich war auch mal Taucher!“ – Ben, offensichtlich heute mit dem festen Willen aufgestanden, es sich mit jedem Menschen, dem er heut über den Weg läuft, zu verscherzen: „Sie kommen doch nur unter der Dusche mit Wasser in Berührung“. Dass Ben mit Robert Hays´ Airplane-Synchronstimme palavert, tut übrigens nichts dafür, dass ich diesen Film wirklich ernst nehmen könnte), weist aber auf den drängelnden Zeitplan und den Umstand hin, dass Ben ja herzlich gerne seinen Abschied einreichen könne, zumal er ja eh keine Taucher mehr hat: „Und das waren die Härtesten! Wenn DIE schon nicht mehr wollen,“ schwarzmalt Busch, in dessen Interesse solche Sprüche eigentlich nicht liegen sollten. Als aufrechter Ehrenmann besteht Ben darauf, den Tauchvertrag erfüllen wollen zu können, und wo er die entsprechenden Taucher herkriegt, das solle Busch mal getrost ihm überlassen.

Hiermit zweifle ich offiziell an, dass dieser Film bzw. seine Darstellung der USA irgendetwas mit der Realität zu tun hat. Ben rekrutiert seine neuen Taucher nämlich … im Knast! (Oh je, das wird Dirty Dozen auf ´ner Bohrinsel). Nicht, dass ich das allein prinzipiell für daneben halten würde, aber der spezielle Knast, um den es sich hier handelt, ist die Sorte Justizvollzugsanstalt, in die ich mich auf der Stelle selbst lebenslänglich einliefern würde (wenn ich mal von den eher grundsätzlichen Erwägungen, Seife fallen lassen und so, Ihr wißt ja, absehe…). Die Jungs haben nicht nur ein Arsenal an Fitnessgeräten, für das jedes Premium-Mitglied eines Muckiclubs töten würde, nein, die können sich dort sogar zum Tiefseetaucher ausbilden lassen! Und der eine einzige Wärter, der zu sehen ist und ein alter Kumpel und Ex-Armee-Kollege von Ben ist, hat zu seinen Schützlingen auch ein eher gepflegtes freundschaftlich-kumpelhaftes Verhältnis. Ben unterbreitet der Knastbelegschaft sein unmoralisches Angebot: 1.000 Dollar pro Tag (hui) plus 10.000 Dollar Erfolgsprämie, wenn der Job programmgemäß in 45 Tagen erledigt ist (zusammengerechnet also 55.000 Dollar für sechs Wochen harte Knochenarbeit. Ohne tauchen zu können, aber… wo muss ich unterschreiben?). Oookeeeeh, ein paar Haken hat die Sache schon – man muss in Tiefen jenseits der 1400-Fuß-Grenze arbeiten, was offensichtlich (ich bin kein Experte) per se ziemlich gefährlich ist, „viele werden verletzt werden und manche werden draufgehen“, versichert Ben, aber das juckt die Knackis nicht. Alle wollen mitmachen. Nur kann Ben gar nicht so viele Freiwillige brauchen, weswegen ein Konditionstest zur Selektion durchgeführt wird. „Ich hoffe, du hast Zeit mitgebracht“, juxt der Wärter, denn die versammelten 1000 Jahre Knast sind, wie der Wärter selbstbauchpinselnd aufführt, konditionell in absoluter Topform. Und in der Tat dauert es etwas länger – den Liegestützen- und Sit-up-Test arbeiten die Knackis locker auf einer Backe ab, also muss die Disziplin „Schwimmen“ entscheiden (ich dachte immer, um zu tauchen, muss man nicht schwimmen können, höhö). Die Systematik des Tests ist einfach – alle Mann in den Pool und kraulen (ja, ein todschickes 25-Meter-Becken haben die hier auch), so lange, bis es nicht mehr geht, die sechs, die am längsten durchhalten, werden genommen. Die Knastler lassen sich nicht lumpen und der allerletzte im Wasser geht sogar soweit an die Erschöpfungsgrenze, dass er im Becken nahezu absäuft und von Ben gerettet werden muss (obwohl sich der betreffende Knastologe dies unter Verweis auf seine Knacki-Ehre streng verbietet). Der Wärter, an dem sichtlich ein Sozialarbeiter verloren gegangen ist, verteilt an die frierenden Schwimmer Kaffee (was ´ne Bedienung, ich hab schlechteren Service in teuren Restaurants erlebt).

Rein der Neugier halber will Ben wissen, was seine Kandidaten eigentlich ausgefressen haben. Klare Sache, Raub, Totschlag, Mord, alles dabei, nur einer behauptet, unschuldig zu sein. Da es im amerikanischen Rechtssystem ja unmöglich jemanden geben kann, der ohne ein strafwürdiges Vergehen begangen zu haben, seiner Freiheit verlustig gegangen ist, schließt Ben messerscharf, dass der Knabe ihn anlügt (seine Logik ist umwerfend: „Wenn du unschuldig bist, musst du ja viele Fehler begangen haben und wenn mich anzulügen, ist ein weiterer!“ Darüber denkt Ihr, so mal rein vom logischen Standpunkt, alle mal eine Stunde nach. Ich warte auch solange). Einen Lügenbold kann Ben verständlicherweise nicht gebrauchen, den Rest rekrutiert er aber on the spot. Die Jungs erhalten für den Job auch unproblematisch tutti kompletti Hafturlaub (das ist überhaupt keine Frage… ich schätze, wenn Hannibal Lecter sich qualifiziert hätte, der dürfte auch raus zum Tauchen). Der Wärter wünscht, mit einer Träne im Knopfloch, seinen Jungs viel Glück: „Ich wünschte, ich könnte mitkommen!“ (HÄÄÄ? Wie bitte? Was? Ich fall in Ohnmacht).

Per Flugzeug und Bus geht´s ins südamerikanische Tropenparadies, vor dessen Küste die Bohrinsel rumdümpelt. Das, was man in Ermangelung eines besseren Wortes, hier so Stadt nennt, kommt der Definition von „Tropenparadies“ auch nach Einschätzung der in dieser Hinsicht sicher Experten zu nennenden Knackis nicht wirklich nahe. „Tropisch stimmt, das Paradies nehme ich zurück“, juxt Ben, aber für die Annehmlichkeiten des Landes werden die Jungs seiner Ansicht nach sowieso keine Zeit haben.

Ganz oben habe ich vom „Liebesschnulzencover“ gesprochen (und selbiges ja auch implementiert, newa), also brauchen wir, sofern wir uns nicht in Gay-Porn oder Ed-Wood-mäßige Gestade (so rein eschlechtsumwandlungsmäßig… weia, bin ja gespannt, was das wieder für meine Suchmaschineneinträge tut…) verabschieden, noch eine weibliche Hauptrolle. Wird prompt geliefert, in Form von Helen Kyger, die am Kai des örtlichen Hafens rumsteht. Das tut sie nicht allein, sie hat noch einen Kameramann dabei und ist, wie Ben vom Hafenvorstehhund Miguel in einem beinahe unverständlichen Mix aus Deutsch (Synchro, versteht sich) und Spanisch beauskunftet wird, beauftragt, für IMP einen Image-Werbefilm zu drehen, der mehr oder minder aussagen soll, dass Bohrinseln in Küstennähe eine superdolle Sache sind. Ben hat für die Werbetante nicht viel übrig, aber die sieht nicht nur gut aus (naja), sondern hat auch Haare auf den Zähnen und gibt dem Macho ordentlich Paroli. Apropos Paroli, weil Ebbe ist (so rein gezeitenmäßig jetzt, und nicht in der Brieftasche, das ist nur bei mir der Fall) und deswegen das Boot, welches unsere Lütt zur Bohrinsel schaffen soll, nicht landen kann, gibt Ben die Parole aus, zum vor der Mole dümpelnden Kutter zu schwimmen. Helen betrachtet das als feministische Herausforderung, schält sich aus ihrem Gewand und jumpt beherzt ins kühle Nass. Das kann Benn natürlich nicht auf sich sitzen lassen und krault hinterher, unterliegt im Wettschwimmen der holden Maid aber dennoch deutlich. Bätsch.

Vielleicht sollte ich diese Gelegenheit nutzen und Euch die Knackis mal im einzelnen vorstellen (der Film tut´s nicht, aber ich bin ja dienstleistungsorientiert). Wir hätten Witkowski, einen weißhäutigen, bärtigen Bär von Mann, Clay, einen großen schwarzen Mann, Romano, einen eher smallishen Latino, Pembroke, auch nicht gerade von Kleiderschrankformat, und einen weiteren Schwarzen, dessen Name mir zumindest nie verraten wurde. Die werden am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe rabiat geweckt. „Nachdem ihr gepennt und euch vollgefressen habt, könntet ihr´s jetzt mal zur Abwechslung mit Arbeit versuchen“, verdient sich Ben weitere Punkte für die Arbeitgeber-des-Monats-Auszeichnung und erklärt, was eigentlich Sache ist. Zunächst wird Jim vorgestellt, zuständig für die Sauerstoffversorgung der Taucher. Jim erklärt leutselig, dass die bisherigen Todesfälle darauf zurückzuführen seien, dass er die Betroffenen nicht leiden konnte und ihnen deswegen die Luft abgedreht habe. Ein Cherzpolt. So, die eigentliche Aufgabe besteht darin, eine Pipeline zu montieren. Dafür hat man 45 Tage Zeit und wenn man schneller ist als die Bohrarbeiter, die währenddessen schon fröhlich vor sich hin bohren, werden DIE ihren Bonus verlieren, umgekehrt geht´s allerdings auch (inwiefern das im realen Leben wirklich motivierend wäre, lasse ich mal dahingestellt). Clay fragt mal probehalber, wo die restlichen Taucher, z.B. die erfahrenen, sind. „Die seid ihr“, strahlt Ben, gibt aber zu Jims Verblüffung und Entsetzen bekannt, selbst mittauchen zu wollen. „Ein erfahrener Taucher muss dabei sein“, erklärt er nicht ganz unvernünftigerweise, Jim hält das aber eher für Macho-Bullshit. Busch stellt Ben offiziell Helen vor, die gerne die Taucher interviewen würde. Kommt gar nicht in Frage, für solche Kindereien ist ob des engen Zeitplans kein Raum, bescheidet Ben diesen Wunsch abschlägig, aber Busch lässt den Vorgesetzten raushängen und formuliert Helens Bitte zu einem Befehl um.

Der erste Tauchgang – aufgrund minderwertiger Bildqualität der Scheibe ist das mehr so eine Art Ratekrimi zum Mitmachen, und deswegen bin ich ganz froh, dass wir zu Jim und Helen umschalten, denn Jim erzählt der Werbefilmerin gerade Taucherlatein, wonach alle Taucher einen Diamanten oder ähnlich wertvollen Klunker als Ohrring tragen würden, um sicher gehen zu dürfen, dass ihr jeweiliger Tauchpartner sie im Falle eines (Un-) Falles auch tot ans Ufer bringt, um den Oschi an sich nehmen zu können (ist das wirklich Sitte unter Tauchern? Tschuldigung, ich kenn mich in der Materie nun wirklich gar nicht aus). Während unter Wasser also fröhlich an der Pipeline geschweißt wird, interviewt Helen den gerade beschäftigungslosen Pembroke, der einerseits den charming guy spielt, andererseits aber auch zugibt, für schnöden Mammon alles zu tun, weswegen er auch bei dieser Operation mitmache.

Langsam müssen wir ein bisschen Schwung in die Plotte bekommen, geht´s Euch nicht auch so? Dafür bietet sich das beliebte Evil-Capitalist-Klischee ja förmlich an. Also folgendes: Das Schweißgerät ist im Eimer, so rein von der Stromversorgung her gesehen, Ersatzlieferung dauert zwei Tage, was Busch, being evil and stuff, natürlich zu lange dauert. Man könnte doch das „Gleichwertgerät“ nehmen (was zur Hölle ist ein „Gleichwertgerät“?), das funktioniert doch. Schon, meint des Busches Untergebener, aber wenn das durchbrennen sollte, gibt´s nen 400-Volt-Stromschlag, und das soll unter Wasser unangenehme Folgen haben. Wird schon nix durchbrennen, grinst Busch, und als sein Underling darauf hinweist, dass Ben, bekannt als Sicherheitsfanatiker und Prinzipienreiter, unter solchen Umständen niemals arbeiten werde, befiehlt Busch, es so zu tricksen, damit´s aussieht, als sei das Schweißgerät am Dieselmotor der Plattform (die Plattform ist übrigens, damit das mal geklärt ist, eine Arbeitsplattform, die neben der eigentlichen Bohrinsel, die by the way auf den nicht wirklich vertrauenserweckenden Namen „Prometheus“ hört [mit dem hat´s ja bekanntlich auch kein gutes Ende genommen] dümpelt) angeschlossen. Das ist aber seeeehr fies und wird natürlich, weil wir sonst ja nicht darauf zu sprechen kommen, fatale Konsequenzen haben.

Und die stehenden Fußes sofort und auf der Stelle. Pembroke (wer sonst, wo wir ihn gerade interviewt und, Future Doc instruiert mich dahingehend, den einzigen ernsthaften Character Moment bezüglich eines der Knastologen absolviert haben) schweißt in 300 Fuß Tiefe an der Pipeline rum (Helen würde das gern mit einer ferngesteuerten Kamera filmen, was Ben vehement verbietet. Ich erwähne das nur, weil das m.E. mit einem späteren Plotpunkt leicht kollidiert, wobei ich da auch daneben liegen kann, wie so häufig), Jim erklärt Helen das Prinzip von Tauchglocken und Druckausgleich (durchaus nötig, die große Welle Unterwasserfilme kam ja erst ein paar Jahre später), und dann brennt auch schon der Generator durch (eh, tschuldigung, das „Gleichwertgerät“) und verpaßt Pembroke den prognostizierten Stromschlag. Ben himself packt den Verunfallten in seine Taucherglocke, gibt aber dem restlichen Team den Befehl, brav weiterzuarbeiten – „ihr könnt ihm eh nicht helfen“. Da hat er völlig Recht, denn Pembroke ist hin.

Weswegen sich die ganze Bohrinselbelegschaft zu einem auf Spanisch gehaltenen Trauergottesdienst am Festland einfindet, die stahlharten bisherigen Knastbewohner sich als sentimentale Memmen entpuppen und die ein oder andere Träne vergießen (harte Schale, weicher Kern, man kennt das ja), ganz besonders Clay, und Ben den Diamanten aus Pembrokes Horchlöffel an sich nimmt.

Helen nimmt Ben beiseite, denn sie plagt ein gewisses Verständnisproblem – warum begibt man sich mehr oder weniger freiwillig in solche lebensbedrohlichen Situationen? Wie nicht anders zu erwarten, stellt Ben materielle Erwägungen hintan und spekuliert auf den berühmten Kick, den Nervenkitzel, die Lust an der Gefahr und stellt klar, dass wenn Pembroke beim Tauchgang etwas passiert ist, darauf zurückzuführen ist, dass er (also Pembroke) und nur er einen Fehler begangen habe (das ist eine zumindest diskussionswürdige These). Auch Helen zweifelt diese Maxime an und weist darauf hin, dass Ben ja als Chef der Taucherabteilung verantwortlich wäre, kommt aber beim doch stärker als erwartet emotional angeschlagenen Ben gerade an den richtigen – „IHRE Auftraggeber sind verantwortlich“, keift er, und überdies möge sie sich mal vor Augen halten, woher der Strom kommt, wenn sie nachts das Licht einschaltet (aus der Steckdose, woher sonst? Dumme Frage). Korrekterweise hält Helen Bens Ausbruch für a) selbstgefällig und b) unangebracht agressiv.

Helen nimmt die Vorfälle und Bens Verhalten jedenfalls zum Anlaß, ihren Chef anzurufen und vorzuschlagen, für einen Idiotenhaufen wie IMP und deren Schergen nicht auch noch Werbung zu machen, aber Cheffe, der am Pool in Miami hockt, Cocktails schlürft und Bikinimiezen auf den Hintern stiert (es scheint ihm also nicht wirklich schlecht zu gehen) behauptet, dass er seine Filmagentur getrost zumachen könne, wenn der IMP-Auftrag in die Binsen geht. Helen schaltet auf Alternativtaktik B um und versucht ihrem Boss ersatzweise wenigstens zu verklickern, dass die „Prometheus“ als Drehort ungeeignet sei. Der große Meister will sich aber maximal dazu herablassen, jemanden als Ersatz zu schicken, falls Helen sich das nicht zutraut, aber Emanze, die sie nun mal ist, geht die Liebe soweit nun auch nicht und sie verspricht, die Sache durchzuziehen. Der Bossman hat noch einen guten Ratschlag am Start, zwar gefällt ihm das Material, das Helen bislang erarbeitet hat, aber sie soll´s doch mit dem Realismus nicht übertreiben: „Wir sollen das Image verbessern!“ Schönfärberei findet Miss Integrity Inc. aber indiskutabel und knallt sauer den Hörer auf die Gabel (so viel schönes Konfliktpotential, so wenig kommt bei rum. Diese Message wurde ihnen präsentiert von Future Doc).

Ben macht dieweil seine verbliebenen Mannen zur Schnecke – der Unfall hat eine Woche Verzögerung eingebracht, die mit Überstunden (noch MEHR Überstunden, um´s zu präzisieren. Der Mann sollte beim BDI kandidieren) kompensiert werden müssten und das alles sei Pembrokes Schuld (und ich dachte immer, über Tote soll man nicht schlecht reden. Na, hab ich bei zukünftigen D´Amato- oder Fulci-Lästereien kein schlechtes Gewissen mehr). Helen befragt Jim über seine Einstellung zum Tauchen. Mehr als ein paar Allgemeinplätze („man verliebt sich ins Tauchen“, „wenn man seiner Sterblichkeit bewußt wird, muss man aufhören“) kann sie ihm allerdings nicht entlocken (der zweite gerade zitierte Satz ist aber irgendwo schon wieder Gold wert. Zumindest Katzengold). Theoretisch würde Jim jetzt anheben, über seine langjährige Beziehung zu Ben zu palavern (und damit wenigstens mal ein bisschen Character Background anbieten), aber dazu kommt´s nicht, weil Romano und Witkowski sich prügeln. Ben trennt die Streithähne, aber Jim ist klar, dass die Nerven ob der arbeitstechnischen Überstrapazierung blank liegen und wenn Ben nicht will, dass sein eh schon dezimiertes Team sich in Handarbeit weiter verkleinert, sollte er doch mal eine Pause ausrufen: „Die Männer beginnen Fehler zu machen, die sie normalerweise nicht machen würden!“ Ben verdient sich nicht gerade die goldene IG-Metall-Verdienstplakette mit dem wohlmeinenden Vorschlag, die Überstunden etwas zu reduzieren, Jim meint nämlich einen echten richtigen freien Tag (ein für manche Arbeitgeber sicherlich revolutionäres und revoluzziges Konzept). Ben bügelt ab, worauf Jim behauptet, die Männer seien keine Gefangenen mehr (äh? Wie bitte? Die haben vielleicht Hafturlaub, aber deswegen sind die doch lange noch keine resozialisierten Mitbürger mit allen Rechten. Will sagen: NATÜRLICH sind das noch Gefangene. Meine Güte). Von Jim so hintertürlos ausargumentiert, kann Ben sich nicht weiter verschließen und verspricht 24 Stunden Landurlaub. „Und du gehst mit“, grummelt Jim, denn auch Ben hat seiner Meinung nach etwas Ausspannen dringend nötig.

Helen betrachtet dieweil ihren Werbefilm, welcher gewagte Thesen aufstellt, z.B., dass eine Bohrinsel ein perfektes Biotop für liebenswerte bunte Nemos, eh, Fische, darstellt (wenn das Greenpeace gewusst hätte, als die Brent Star verklappt wurde). Ben ertappt sie dabei und stellt die ökologische Botschaft der bewegten Bilder in Frage. Helen verteidigt sich – für den Lügenschmufix ist sie nicht zuständig, den hat ihre Firma ohne ihr Wissen aus ihrem Material und diversem Archivkrempel zusammengebastelt, um IMP ein ordnungsgemäßes Gutmenschenimage zu transplantieren. Aber deswegen ist Ben gar nicht da, er fühlt sich sichtlich sexuell unterversorgt und da Helen das einzige bespringbare weibliche Wesen in näherem Umkreis und er, zumindest seiner Meinung nach, möchte ich spekulieren, einzig gesellschaftlich-sozial kompatibler potentieller Sexualpartner ist, lädt er sie, ganz der Romantiker, ein, den Landurlaub mit ihm zu verbringen.

Also, auf an Land! Albeit den Knackis aufgetragen wurde, sich anständig aufzuführen (jetzt kann man natürlich darüber streiten, was ein renommierter Knastologe unter „anständigem Betragen“ versteht), endet der Ausflug natürlich in einem Besäufnis, einer Over the Top-Gedächtnis-Armdrückeinlage zwischen Witkowski und Romano, die letzterer unter völliger Mißachtung sämtlicher anatomischer und physischer Gegebenheiten für sich entscheidet, und, weil´s ganz ohne mißliebige und streitsüchtige Eingeborene nicht abgehen kann (der Kandidat hier entscheidet sich für die auf der nach unten offenen Prinz-Ernst-August-Beleidigungsskala bestenfalls im hinteren Mittelfeld zu findende Anmacher „Taucher sind schleimig“), mit einer (doch stolze fünfzehn bis zwanzig Sekunden dauernde) Kneipenschlägerei (die ist deswegen so kurz, weil zumindest drei von den vier Tauchern ungefähr doppelt so breit und hoch sind wie der durchschnittliche abgebrochene Gartenzwerg von Einheimischem). Sogar Ben sieht sich genötigt, ins Getümmel einzugreifen, als einer der frechen Südamerikaner ihn mit einer abgebrochenen Schnapsflasche angeht. „Das war Notwehr“, bindet er Helen auf die Nase. Für die Knacki-Taucher ist die zünftige Prügelei aber weniger ein Grund zur Besorgnis als der allgemein fröhlich aufgenommene perfekte Abschluß eines lustigen bunten Abends. Während die Taucher zum gemütlichen Teil des Abend übergehen und sich passende Beischlafpartnerinnen suchen, schreiten Ben und Helen zum romantischen nächtlichen Strandspaziergang.

Genächtigt wird in einem Hotel. Die Knackis schleppen ihre Nutten ab und Ben winkt demonstrativ mit dem letzten verbliebenen Zimmerschlüssel. Helen rollt ihre Kulleraugen – doch nicht DIESE alte Masche… Natürlich diese alte Masche, die funktioniert ja auch. „Ich scheine mmer auf die starken, schweigsamen Typen reinzufallen“, seufzt Helen, bevor sie sich gottergeben in Bens ausgebreiteten Arme fallen und sich abbusseln lässt. Memo an Helen: frau KANN durchaus mehr Widerstand leisten. Egal, von Stund an sind Helen und Ben schwer verliebt und zwar SO schwer verliebt, dass sie am nächsten Morgen Sex on the Beach zelebrieren, und ich meine nicht den Cocktail (auch gerade weil Ben mit Robert Hays´ Synchronstimme spricht, erinnerte mich diese Szene frappierend an die entsprechende Szene im – älteren – Airplane). So, und jetzt ist es erst mal Sonntag nach, 2.30 Uhr, in Berlin, der Doc haut sich aufs Ohr und wird den (hoffentlich) actiongeladenen Rest des Films in acht Stunden und alter Frische verhackstücken…

Guten Morgen! Na, gut geschlafen? Also, wo waren wir stehen geblieben? Ah ja, Ben und Helen hängen noch am Strand rum, aber Ben wird zu Busch zitiert. Der ist nämlich kein glücklicher Camper, weil Ben seinen Männern unverschämterweise freigegeben hat. Das wird nicht wieder vorkommen, befiehlt Busch, bis die Arbeit beendet ist, verlässt niemand mehr die Plattform (das nennt man Freiheitsberaubung, glaub ich). Und damit die Arbeit zukünftig schneller von statten geht, hat Busch auch eine neue Tabelle von Dekompressionszeiten am Start, damit die faulen Säcke zukünftig nicht mehr so viel Zeit mit dem lästigen Druckausgleich verplempern, eine Uni hat die neuen Werte im IMP-Auftrag ausbaldowert. Ben traut einer solch bestellten Studie nicht weiter, als er sie werfen kann (allerdings ist´s ein eher schmales Büchlein, das kann man schon recht weit werfen) und lehnt es rundheraus ab, die neuen Werte zu verwenden. Busch zieht den Spitzen-Trumpf aus dem Ärmel – er ist der Chef, er sagt an, was Sache ist, und dazu gehört nicht nur der neue Spar-Druckausgleich, sondern auch die Anweisung, dass Ben zukünftig nich mehr mittauchen darf (was´n Spielverderber). Ben ist sauer, ist sich nun endgültig sicher, dass Busch mit einem ordentlich gezinkten Blatt spielt und sieht sich daher die Filmaufnahmen Helens rund um den Generatorunfall an. Und da fällt es ihm wie Schuppen aus dem krausen Haupthaar – Ben schreitet zur Selbstjustiz, haut dem verantwortlichen Bohrinseltechniker wegen der illegitimen Anschaltung des „Gleichwertgeräts“ eine aufs Maul, mag sich dessen „aber Busch hat´s mir befohlen“-Sermon nicht anhören und gibt ihm den guten Rat, zukünftig einen weiträumig bemessenen Bogen um Bens Astralkörper, seine Mannen und das Tauchequipment zu schlagen.

Es wird mal wieder getaucht, auf läppische 530 Fuß Tiefe. Clay und Romano sollen arbeiten, Witkowski von einer zweiten Tauchglocke aus überwachen und im Notfall ggf. eingreifen. Komisch nur, dass Witkowski, nachdem beide Glocken versenkt sind, mit ratlosem Gesichtsausdruck auf der Plattform rumeiert und seine Ausrüstung sucht. Haha, der freche Ben hat sich unerlaubterweise in die zweite Tauchglocke geschlichen und überwacht die Arbeiten persönlich. „Busch wird ausflippen“, ist sich Jim sicher.

Mal sehen, ob der Boss dazu überhaupt noch kommt, denn erst mal passiert ein Seebeben (sowas wurde von Ben schon im Einstellunsgespräch angekündigt, was mich über die Sinnhaftigkeit des Aufstellens von Bohrinseln in bekannten Seebebengebieten nachdenken lässt) – ein gerade angeschraubtes Pipeline-Rohr reißt ab, dengelt auf Bens Tauchglocke und lässt selbige auf 1400 Fuß Tiefe, sprich den Meeresrund, absinken. Üble Sache, zumal Bens Sauerstoffvorrat gerade mal für 3 Stunden reicht. Clay und Romano, die aus unerfindlichen Gründen Heldengene geerbt haben, schlagen vor, ihre Tauchglocke auf entsprechende Tiefe abzulassen, um ein Rettungsmanöver zu starten, was Jim ablehnt, da der Abstieg bei entsprechendem Druckausgleich 12 Stunden dauern würde und Ben halt nur noch für drei Stunden was zu schnaufen hat (und Ben braucht keinen Druckausgleich oder was? Ich zerbrech mir darüber seit fast sechzehn Stunden den Kopf und alles, was mir an halbwegs sinnvollen Erklärungen einfallen würde, hält einer näheren logischen Betrachtung nicht stand). Clay weiß Rat – Jim soll dem Luftgemisch in der Glocke einfach 10 Prozent mehr Stickstoff zugeben, dann kann der Abwärtstrip in einer Stunde bewältigt werden. Jim ist nicht wohl bei der Sache, aber er stimmt zu, nur auf den Kollegen Tiefenrausch sollen Clay und Romano höllisch aufpassen.

In der Tat scheint Romano für selbigen etwas anfällig zu sein, jedenfalls geht´s ihm selbst für uneingeweihte Betrachter ersichtlich nicht ganz prickelnd, dennoch ist´s gerade er, der auf 1400 Fuß Tiefe aussteigt und nach Ben sucht, den´s, weil wer den Schaden hat, bekanntlich der Beschreibung spottet, auch noch ein paar hundert Fuß abgetrieben hat. Das ist insofern peinlich, alldieweil Romanos Sauerstoffschlauch nicht soweit reicht (Flaschen wären ja auch was für Weicheier). Romano macht, was alle ordnungsgemäß vereidigten Helden an dieser Stelle machen würden, er nimmt noch mal einen tiefen Zug Sauerstoff, rupft sich die Maske von der Visage und schwimmt ohne Luftversorgung (ich hab bei einer Tiefe von fast 500 Metern arge Bedenken, ob das wirklich funktionieren kann, rein drucktechnisch etc.) zu Ben rüber, knotet ein Seil an seiner Glocke fest und gibt das Signal zum Hochziehen – Ben keift zwar rum, dass Romano das nicht tun soll, weil´s ja gemäß seiner eigenen Logik immer Schuld eigene ist, wenn unter Wasser was böses passiert und setzt ein launiges „Ich würde es für dich nicht tun“ hinzu, was Romano mangels implantierter Funkempfänger nicht hören kann. Ben wäre damit gerettet, aber Clay wartet vergeblich auf die Rückkehr seines Tauchpartners. Der muss sich unterwegs irgendwo verschwommen oder versehentlich mal eingeatmet haben. Clay steigt, entgegen Bens Anordnungen, aus, um Romano zu suchen, findet aber nüsch.

Ben wird dieweil hochgezogen und braucht, zu meinem immer noch existenten Unverständnis, keinen Druckausgleich, sondern hüpft sofort fröhlich aus seiner Tauchglocke, während Clay, der wenig später an die Oberfläche zurückgezerrt wird, eine zweiwöchige Dekompressionsphase braucht (tut mir leid, ich versteh´s nicht. Ich weiß, dass Ben nicht ausgestiegen ist, aber deswegen müsste der Druck innerhalb seiner Glocke trotzdem an die Verhältnisse angepasst gewesen sein, sonst ist das Ding doch auf 1400 Fuß platt wie ´ne Flunder). Clay ist ob des Verlusts seines Freundes deprimiert, was sich auf Ben überträgt, der sich irgendwo in ein stilles Eckchen verdrückt und über das Leben, das Universum und den ganzen Rest nachdenkt. Helen spielt die stille Tröster- und Zuhörerin, der er aufs Auge drücken kann, dass er Romanos Opferbereitschaft nicht versteht: „Er kannte die Regeln. Er war mir nichts schuldig“, und natürlich der unvergeßliche Evergreen: „Ich hätte es für ihn nicht getan!“ Ben ergibt sich seinen Emotionen, vergräbt sein Gesicht in Helens Oberkörper und heult ihr die Bluse voll.

Wenig später hat Jim aber schon ein neues Problem auf Lager – Clay klagt in der Dekompressionskammer über plötzlich aufgetretene Rückenschmerzen und Experte Ben weiß Bescheid: das kann nur daher kommen, dass ein fieser Wicht erstens den Druckausgleich beschleunigt hat (endlich weiß ich, woher meine Rückenschmerzen kommen. Wenn ich jetzt noch den finde, der an den Druckkontrollen meiner Wohnung rumspielt) und zweitens den Druckausgleich auch noch weiterlaufen liess, während Clay schlief (things I´ve learned today: Dekompression funktioniert nicht, wenn man schläft. Keine Ahnung, ob das stimmt. Kommt mir etwas suspekt vor). Natürlich war das Buschens Befehl, der nicht akzeptieren kann, dass Clay zwei Wochen lang die Kammer belegt. Ben giftet seinen Obmann an: „Sie wollen ihn umbringen, nur um ihren verdammten Zeitplan zu halten!“ „Er wird schon nicht gleich sterben“, grinst Busch unschuldig, aber die neuen Drucktabellen könnten schon mal ein bissi Aua-Aua verursachen, da soll sich Clay mal nicht so haben. Der dreht aber vor Schmerzen gerade mittelprächtig durch, Ben will einen Medizinmann an seiner Seite wissen (erstens: clevere Idee, zweitens: Ihr habt keinen an Bord?! Was sagt der Arbeitsschutz dazu? Whoa, die Multimillionenschadenersatzklage ist schnell getippt). Busch bietet gönnerhaft an, einen IMP-Arzt (weil´s schneller geht) hinzuziehen, was Ben voll und ganz versteht, dann lässt sich ein möglicher Todesfall ja auch besser vertuschen. Sollte Clay nicht überleben, droht Ben, wird er Busch mindestens wegen Totschlag verklagen, Beweismaterial liege in Form von Helens Filmen vor – wieder ein Plotpunkt, der genau nirgendwohin führt. Letzteres aber hauptsächlich deswegen, weil wir jetzt unsere komplette Handlung zugunsten des fulminanten (ähempt) Finales über Bord werfen…

Den schusseligen Bohrarbeitern ist es nämlich gelungen, eine Erdgasblase anzuzapfen, was nicht im Fünfjahresplan stand, weil man ja eigentlich nach Öl sucht, und deswegen eine ordentliche Explosion verursacht hat. Busch flucht über den unnützen Stillstand, den diese erneute Katastrophe auslösen wird, Ben allerdings hat den Durchblick – die Bohrinsel wird ohne Zweifel explodieren, man muss sofort evakuieren. Busch, being the evil capitalist muss er natürlich auch eine feige Sau sein, verdrückt sich unauffällig-schlendernd auf seinen Kajütkreuzer, um den Abgang zu machen. Nicht, wenn´s nach Ben geht, denn der springt hinterher und beschlagnahmt den Pott (nicht ohne sich einen ungefähr zweieinhalbsekündigen und natürlich seinerseits siegreich bestrittenen Kampf mit David „Kung-Fu“ Carradine zu liefern. Dagegen hat die Braut in Kill Bill Vol. 2 sich Zeit gelassen). Ben bindet die Plattform am Boot fest und zieht sie in Sicherheit (Jubel & Hurra), dieweil mit halbwegs kompetenten Effektaufnahmen (Mischung aus perspektivischen Realaufnahmen und Model-Shots) die Bohrinsel feurig ihr Leben aushaucht (klare Sache, der Bohrturm fällt. Zu was ist er sonst da? Ach ja, ein brennender Stuntman läuft auch durch´s Bild. Adrenalin pur!). Sieht zwar mehr aus wie Feuerwerk zum Independence Day, aber egal, Ben hat den Tag und ein paar Menschenleben gerettet, aber Jim ist sich sicher: „Das wird noch ein Nachspiel haben! (Und jetzt alle zusammen, auf drei… 1, 2, 3: „Vorspiel wär mir lieber!!“)

Prinzipiell sind wir mit dem, was wir gemeinhin „Handlung“ nennen, jetzt durch, haben aber noch knapp 20 Minuten Film über. Zwei Alternativen – entweder, den Rest der Laufzeit verbringen wir mit schwülstigen Liebesschwüren von Helen und Ben (und meinetwegen noch Jim. Seine Beziehung zu Ben scheint mir eh was homoerotisches zu haben) oder wir basteln uns noch ´ne neue Zweithandlung für den letzten Akt. Es werden noch Wetten angenommen.

Falls Ihr auf „neue Zweithandlung für den letzten Akt“ gesetzt habt, hoffe ich, der Einsatz war hoch, denn das ist der Gewinner. Ben, der gerade seinen Tauchkrempel auf einen Pick-up wuchtet und mangels zu verpipelinender Bohrinsel seinen Einsatz ersichtlich als beendet erachtet, wird von zwei IMP-Typen angesprochen, einer ein Anzugträger, der andere ein burschikoser baseballkappentragender Red-Adair-Typ. Der Suit versichert Ben erst mal seiner aufrichtigen Anteilnahme, dankt für die selbstlose Rettungsaktion und bekundet, dass man firmenseits Busch und seine Methoden nicht toleriert und den bösen Vorarbeiter mindestens gefeuert, wenn nicht sogar in die Wüste Gobi zum Sandkörnerzählen versetzt habe. Findet Ben zwar gut, aber nicht gut genug, um bei IMP einen Job anzunehmen. Doch der Industrievertreter appelliert an Bens Gutmenschenherz. Weil draußen vor der Küste die Ölquelle abfackelt, droht eine Umweltkatastrophe, die IMP, stets bemüht ums Image, gerne vermeiden möchte. Der Red-Adair-Typ namens Rusty hat auch schon einen Plan ausbaldowert, die Quelle, aus der das Öl ausströmt, mit einer Sprengladung zu versiegeln. Der Taucher, der das schafft, soll 100.000 Dollar bekommen und wenn´s einer von Bens Knacki-Divern ist, winkt Ben auch noch ein exklusiver Tauchvertrag auf Lebenszeit mit der IMP. Ben verweist darauf, dass die Aktion ein Himmelfahrts- (bzw. Himmelsschwamm-)kommando sei, weil man ungefähr eine Viertelmeile zur Quelle hinausschwimmen (warum eigentlich?), nach Anbringen der Sprengladung selbige Strecke auch wieder zurückpaddeln müsse (klingt irgendwie logisch), und das schlichtweg nicht zu schaffen sei (zwei Fragen drängen sich auf – uno: Ihr habt ferngesteuerte Unterwasserkameras, aber keine ferngesteuerten U-Boote, die man einfach mit Bombe zur Quelle schicken kann? Due: Warum „nicht wieder zurück schaffen“? Den Sprengzünder kann man ja wohl so einstellen, dass der Taucher genügend Zeit für den Rückweg hat. Aber klar, wäre ja nicht spannend so…). Die IMP ist auf Fatalitäten während der Aktion durchaus vorbereitet und gewillt, den Hinterbliebenen stolze 500.000 Dollar zu blechen. Ben bleibt trotzdem standhaft, aber die Industrie hat immer noch einen Pfeil im Köcher – wenn Ben nicht will, wird man die Knacki-Taucher belabern, und die werden sicher auf die Kohle anspringen, wär doch besser, wenn mit Ben ein erfahrener Mann mit dabei wäre.

Damit wäre Ben argumentativ k.o. geschlagen (so einfach ist das), und weil er seinen Jungs einen solchen Job nicht zumuten will, muss er die Sache dann halt doch selbstpersönlich übernehmen. Während am Horizont idyllisch die Reste der Bohrinsel vor sich hin brennen (und dem Film damit den Titel leihen), was mittels hübsch debiler Rückprojektionsaufnahmen bewerkstelligt wird (Ihr glaubt doch nicht ernstlich, dass man für einen schwurbeligen US-TV-Film wirklich was großes angezündet hätte…). Ben scherzt mit dem immer noch in seiner Dekompressionskammer hockenden Clay ein wenig herum. Helen versucht ihm die Wahnsinnstat auszureden, aber „ich muss etwas tun“, stellt Ben klar, und ihren Einwand, dass die brennende Fackel am Hintergrund ja streng genommen nicht sein Problem, sondern das der IMP wäre, lässt er auch nicht gelten, von wegen der Sorge um seine Männer (die zwei, die noch einsatzfähig und übrig sind, also Witkowski und der Namenlose Schwarze). Und wenn er nur eine zehnprozentige Überlebenschance hat, dann ist das halt so.

In der Tat wird der Zeitzünder der Sprengkapsel so eingestellt, dass sie erst hochgeht, wenn Ben, der in einem Mini-Tauchboot mit Greifarmen unterwegs sein wird, eh schon der Sauerstoff ausgegangen sein wird (wieder einmal ist das Zeitlimit drei Stunden. Wer in der Zeit keine halbe Meile unter Wasser zurücklegt, dem ist m.E. auch nicht mehr zu helfen. Ja, ich bin Ignorant der Materie). Mit einem Trawler schippert man so nahe wie möglich an die Unglücksstelle, Helen und Jim machen sich vor Angst in ihre jeweiligen Höschen, und Witkowski stellt fest, dass die Bohrinsel „über Nacht geschmolzen“ ist (holla, das muss aber wirklich ein heißes Höllenfeuer sein). Ben schmatzt Helen einen Abschiedskuss auf die Lippen, krabbelt in sein Mini-U-Boot und is on his way. Der Weg wird ihm durch ein paar abgeworfene Fackeln beleuchtet (eh, wenn ihr nicht näher ranfahren könnt, wer schmeißt dann eigentlich die Fackeln, die näher an der Unglücksstelle liegen, ins Wasser, häh?). Dem Skipper wird die Lage etwas zu brenzlig, er würde sich mit seinem Kahn etwas zurückziehen – das bedeutet aber, dass die Funkverbindung mit Ben abreißen wird. Nicht so tragisch, die hat sich eh schon verabschiedet, und auch wenn Jim sich heftig Sorgen macht, dass Ben nicht zurückfinden könnte (er soll sich auf einen Sender an Bord des Schiffes einpeilen. Hätt´s ein Kompass nicht auch getan? Der wäre wenigstens krisenfest).

Ben taucht also durch die finstere Nacht der tiefen See (ich werde poetisch, argh), alles ist mächtig spannend, die Dialoge sind grandios (Ben: „Jim, melde dich!“ – Jim: „Ben, melde dich!“ – trigger Endlosschleife). Scheinbar, so richtig schlüssig erkennbar ist das nicht, gelingt es Ben, die Bombe abzulegen (jedenfalls wird gar dramatisch der Timer – wozu so ein Teil einen sichtbar ablesbaren Timer überhaupt braucht, ist ´ne Frage für sich. Sollen die Fische ablesen, wann sie das Weite suchen sollen? – von Sekund an immer wieder eingeblendet), Witkowski und Namenloser Schwarzer wickeln sich in ihre Tauchanzüge, um Ben zu suchen (?) und unserem tapferen Helden selbst geht der Saft aus (vielleicht hätte man den Akku des Mini-U-Boots vorher mal aufladen sollen). Auch die Luft geht ihm aus (beeindruckend, wie der Film zweieinhalb Stunden „Realzeit“ in zehn Sekunden „Filmzeit“ komprimiert. Was man nicht alles tun muss, damit ein Film wenigstens so tut, als ob er spannend wäre), aber in letzter Sekunde tauchen Witkowski und sein Kumpel vor seinem Aussichtsfenster aus, klemmen sich das Mini-U-Boot unter´n Arm und tauchen damit auch. Ben sollte sie mal kräftig anscheißen, die haben wieder den Kodex gebrochen (Ihr wißt ja, wenn was passiert, selbst schuld usw.). Hurra!

Kaum ist Ben an Bord gehievt, geht auch die Sprengladung los, verschließt die Quelle, alles jubelt, alles lacht (und auch der Zuschauer ist erleichtert, dass ein Ende abzusehen ist), schwer symbolisch treibt das verkohlte „Prometheus“-Namensschild der Bohrinsel an der Kamera vorbei (Mittermeier-Modus: Ich hab´s euch gleich g´sagt!) und dann ist Abspann angesagt.

I´ve said it before and I say it now: die Wege deutscher Videoanbieter sind unergründlich. Während so manches vielgesuchte Schatzi immer noch seiner DVD-Veröffentlichung harrt, wird Schwurbel wie dieser auf den Markt geschmissen, den keiner kennt und keiner braucht. Warum? (Ja, ich weiß warum, danke der Nachfrage. Die Lizenzen sind billig und zwei „Namen“, die der gemeine Dummkunde irgendwo schon mal gehört hat, spielen auch noch mit. $$$ bzw. €€€ garantiert).

Oceans of Fire ist ein selten belangloses Abenteuerdrama, das in seiner Formelhaftigkeit ungefähr zehn Jahre zu spät dran ist. Eine solche Mixtur aus Harte-Zeiten-harte-Männer-Drama, angedeuteter Romanze und Katastrophenfilm wäre Mitte der 70er zeitgemäß gewesen (dann hätte Irwin Allen es produziert, ein Dutzend Weltstars gecastet und, von Ausnahmen wie Poseidon Inferno oder Flammendes Inferno abgesehen, einen zweieinhalbstündigen protzigen Langweiler draus gemacht), eine Dekade später, also zum tatsächlichen Entstehungszeitpunkt, musste der Streifen schon altbacken wirken (wiederum vier-fünf Jahre später und mit ein bissl actionorientierterer Handlung hätte man den Kram wenigstens noch als Nachzieher zum Abyss-ausgelösten Unterwasserhype verkaufen können).

Das Script von Walter Halsey Davies, der immerhin den halbwegs intelligenten Alien-Thriller Strange Invaders schrieb, ansonsten aber nichts wirklich weltbewegendes (wenn man das ungefragte TV-Sequel The Great Escape II nicht mitrechnet) zu verantworten hat, krankt an so ziemlich jedem Problem, das man sich als Drehbuchautor aufladen kann. Es hat zu viele Charaktere, über die wir zu wenig erfahren, es ist viel zu baukastenmäßig zusammengesetzt, gestaltet seine Höhepunkte unspektakulär und unspannend (woran, zugegeben, auch der Director seinen Anteil hat), kommt über klischeebeladene Dialoge nicht hinweg und verabschiedet potentiell gewinnbringende Plotdetails ins Nirvana. Z.B. die ganze Sache mit den Knackis als Tauchern – abgesehen davon, dass ich selbst der liberalsten US-Regierung nicht zutraue (und bevor mir jemand wieder Antiamerikanismus unterstellt, auch irgenwelchen anderen Regierungen nicht), verurteilten Mördern etc. eine bestimmt nicht billige Tiefseetaucherausbildung zu spendieren, in der Hoffnung, die würden irgendwann mal einen Job finden, macht der Streifen aus der Prämisse nichts – die Killer, Räuber und sonstigen Verbrecher erweisen sich als lammfromm, da gibt´s kein Konfliktpotential innerhalb der Gruppe (die eine kurze Prügelei wird allenthalben als arbeitsstreßbedingt klassifiziert), die haben sich alle furchtbar lieb, genauso wenig wie es Konflikte mit Ben, Jim, Helen (immerhin ein Weib allein auf eine Bohrplattform. Da sollte sich doch so´n zünftiger Muckibursche Chancen für ´ne solide Vergewaltigung ausrechnen) oder anderen Figuren gibt – eine rührend-naive „Verbrecher sind auch nur und vielleicht sogar die besseren Menschen“-Sichtweise, die selbst ein erklärter Linksliberaler wie yours truly für komplett unrealistisch und, das ist das im Kontext des Films schlimmere, einfach * langweilig * ist. Wenn ich schon ein solches Szenario aufbaue, dann muss ich damit was anfangen, ansonsten hätte Ben nämlich seine Taucher nicht im Gefängnis rekrutieren müssen, sondern hätte die nächstbesten Leute von der Straße anheuern können. Speaking of Ben – der Film arbeitet hart daran, aus seinem leading man einen unsympathischen Gesellen zu machen. Ben hat keinen einzigen erfreulichen Charakterzug – er ist ein Ausbeuter (auch wenn er den Druck nur weiterventiliert), er ist selbstgefällig und agressiv (wie Helen richtig anmerkt), egoistisch und engstirnig. Eine richtige „Wandlung“ macht er im Filmverlauf nicht durch, zumindest keine, die durch sein Tun und Handeln motiviert wäre. Helen ist, rein charaktertechnisch, überflüssiges Beiwerk für die obligatorische Romanze (trotz der Herausstellung auf dem deutschen Cover erfreulich knapp abgehandelt) und ein paar kurze character moments, Jim bleibt ebenfalls, was seine Hintergründe und Motivationen angeht, unbeleuchtet, und Busch ist böse, weil´s halt einen Bösen geben muss (schwach genug, dass der Film nicht mal sein Evil-Capitalist-Klischee durchhält und die Ölfirma im Finale zu einem wahren Greenpeace-Fanclub konvertieren lässt).

Rein strukturell leidet das Script darunter, dass der Akt, der auf den eigentlichen Höhepunkt, die Zerstörung der Bohrinsel, folgt, dieser Sequenz nichts mehr draufsetzen kann – der „Showdown“, Bens Tauchgang mit der Sprengladung, ist schon vom Scripting her todlangweilig, alldieweil nicht mehr passiert, als dass Ben zur Quelle taucht, dort den Sprengsatz abgeht und sich auf den Rückweg macht, bis ihm der Strom ausgeht. Das ist beim besten Willen nicht kinematisch, das kann man unter Umständen, wenn man ein guter Autor ist, in einem Roman spannend ausmalen, mit inneren Monologen etc., aber im Film gibt das einfach nichts her.

Regisseur Steve Carver ist nicht gerade ein Star seiner Zunft, aber auch kein Nobody. Wie so viele seiner Zeitgenossen startete er seine Regie-Karriere im Corman-Stall mit dem Gladiatoren-WIP-Film The Arena (zusammen mit Joe D´Amato, was ich immer noch nicht ganz glaube) und Big Bad Mama (einem weiteren kleinen 70er-Exploitation-Klassiker), inszenierte 1983 den fanseits wohlgelittenen Chuck-Norris-Klopper Lone Wolf McQuade und ging nach Oceans of Fire mit der fürchterlichen Teen-Klamotte Jocks und dem Fred-Olen-Ray-geschriebenen und -produzierten Bulletproof vor die Hunde. Es folgten nur noch der Dudikoff-Cannon-Heuler River of Death sowie 1995 ein von Atze Brauner (!) produzierter Raimund-Harmstorf-Film namens The Wolves (der so populär ist, dass es ihn nicht mal in Deutschland auf Video gibt). Kaum zu glauben, dass Carver tatsächlich mal fürs Kino gearbeitet und bei Corman gelernt hat – nach „Film“ sieht Oceans of Fire nämlich maximal eineinhalb Minuten lang aus (in der Bohrinsel-geht-hops-Sequenz, die effekttechnisch für das vermutete Budget achtbar gewerkelt ist), der Rest ist biederste, und ich meine allerbiederste TV-Kost. Keine Dynamik, keine Rasanz, kein Tempo, das sieht alles verdächtig nach einer Bohrinsel-basierten Seifenoper aus – auf diesem Niveau spielen sich auch die, hüstel, fiesen Intrigen von David Carradines Charakter ab (mann, der ist hier wirklich Evil Inc.).

Carvers großes Problem als Regisseur ist, dass er mit den „Actionszenen“, sprich den Unterwasseraufnahmen, nichts anfangen kann. Da mag natürlich reinspielen, dass für selbige Ramon Bravo zuständig ist, ein Mexikaner, der z.B. schon bei Tintorera (den er auch schrieb) für die Unterwasser-Fotografie zuständig war (dito bei Fulcis Woodoo. Fans des Zombie-gegen-Hai-Kampfs, das ist Euer Mann!). Erstens sieht man in diesen Szenen mangels Beleuchtung nicht wirklich was – zumeist sind diese Einstellungen wirkliche Ratespiele; ich weiß, in der Tiefsee IST es finster, aber ich bin bereit, meine suspension of disbelief zugunsten sichtbarer Resultate hintanzustellen. Wie schon Helens Chef im Film sagt: Mit dem Realismus muss man es nicht übertreiben), zum anderen ist das, was sich tut, langweilig umgesetzt (sofern man denn errät, um was es sich handelt).

Die Qualität der Spezialeffekte der Firma „Introvision“ (nie gehört) ist schwankend – die Modellaufnahmen der explodierenden Bohrinsel sind einigermaßen erträglich (für das Niveau eines billigen Fernsehfilms). Das wird sicherlich niemand mit Großem Kino TM verwechseln, dafür aber jeder spätestens auf den zweiten Blick als Modelltricks enttarnen, aber man kann sich´s ansehen. Die Rückprojektions-/Matte-Effekte der brennenden Ölquelle sind dagegen sind von erschreckend simpel-peinlicher Natur und wären maximal in einem B-Film von 1957 entschuldbar.

Patrick Williams, der über 200 Scores, hauptsächlich für TV-Filme und Serien, abgeliefert hat, steuert einen äußerst nervigen orchestralen Soundtrack bei – wenigstens bleibt es beim einzigen anfänglichen Jaws-Theme-„Zitat“.

Schauspielerisch bekleckert sich der routinierte Cast nicht wirklich mit Ruhm. Leading Man Gregory Harrison ist ein alter TV-Hase, der schon 1975 im Karen-Black-Showcase Trilogy of Terror reüssierte, in der kurzlebigen Logan´s Run-TV-Serie die Titelrolle spielte und dann sieben lange Seasons in Trapper John, M.D. Parnell Roberts Sidekick „Gonzo“ Gates mimte. 1984 spielte er in Mulcahys Wildschweinhorror Razorback eine seiner seltenen Kinohauptrollen, verbrachte zwei Seasons bei Falcon Crest, hatte eine kurzlebige eigene Sitcom mit The Family Guy und spielte zuletzt (1999-2002) in drei wohl recht erfolgreichen TV-Actionfilmen von Armand Mastroianni einen US-Präsidenten, der mit seiner Familie ständig vor irgendwelchen bösen Attentätern beschützt werden muss. Harrison ist ein typisches Beispiel für einen Schauspieler, der durchaus dazu in der Lage ist, in TV-Filmen oder Serien einigermaßen unfallfrei zu agieren, dem aber für die große Leinwand ganz einfach Screenpräsenz und Ausstrahlung abgehen.

Billy Dee Williams. Ein tragischer Fall – wie, wenn man´s genau nimmt, den meisten Darstellern aus der originalen Star Wars-Trilogie gelang ihm die die richtige Folgekarriere. So landete der beliebte Lando Calrissian mit extrem wenigen Ausnahmen (wie dem ersten Batman, in dem Tim Burton ihn mutig als Harvey Dent castete. Als „Two-Face“ dann tatsächlich zum Schurken wurde, ging die Rolle aber an Tommy Lee Jones) im Reich der TV- und B-Filme, verdingte sich im Denver Clan, entblödete sich nicht, in Trabbi Goes to Hollywood Thomas Gottschalks Sidekick zu spielen (welch Abstieg) und hat, objektiv betrachtet, seit fünfzehn Jahren nichts bedeutendes mehr in seiner Vita stehen. Schade, denn Billy hat eine eingebaute Likeability, die sogar in einer (lustlos synchronisierten) Nullitätenrolle wie in Oceans of Fire durchschimmert.

Die Verbrecher-Taucher-Gruppe setzt sich aus einigen amerikanischen Sportstars zusammen. Lyle Alzado (Witkowski, 1992 an Krebs, den er selbst auf Steroidmißbrauch zurückführte, gestorben), war gefürchteter NFL-Profi, Ray „Boom Boom“ Mancini (Romano) Leichtgewichtsprofi-Boxer und Weltmeister (mit dem traurigen Claim to Fame, dass aufgrund eines tödlichen K.O.s, den er einem koreanischen Titelkampf-Gegner versetzte, die Distanz im Profiboxen von 15 auf 12 Runden verkürzt wurde), Tony Burton (Clay, in allen fünf Rocky-Filmen und in Shining am Start), kann ebenfalls auf eine Profi-Boxkarriere zurückblicken, dito Ex-Schwergewichtsweltmeister Ken Norton (trotzdem macht der Film ausser der Kneipenschlägerei, die man mit zweimal blinzeln verpasst, NICHTS aus den sportlichen Fähigkeiten der Akteure). Lediglich „Pembroke“ Lee Ving ist kein Sportler, sondern Punker und Frontmann der Kapelle FEAR.

Cynthia Sikes, Ehefrau von Regisseur Bob Yorkin und Freundin von Julia Roberts, spielte in der Soap Flamingo Road, in Blake Edwards Comedy-Drama That´s Life und Arthur 2: On the Rocks. Außerdem war sie mal Miss Kansas. Das Script stellt sie vor keine schauspielerischen Aufgaben.

Zu David Carradine muss man ja hoffentlich Lesern dieser Seite nichts sagen… DC absolviert seine eindimensionale Schurkenrolle im Automatik-, wenn nicht sogar im Leerlauf-Modus. Er wirkt gelangweilt (was ich ihm nicht verübeln kann) und legt keinerlei Enthusiasmus an den Tag – selbst in Fred Olen Rays Trashern Warlords oder Evil Toons zeigte sich David wesentlich motivierter.

Letzter erwähnenswerter Darsteller wäre R.G. Armstrong, ein Western-Veteran und späterer Stammschauspieler von Steve Carver, der ihn vielen seiner Streifen (z.B. Bulletproof, Lone Wolf McQuade und Jocks) unterbrachte. Daneben agierte er u.a. in Warlock: The Armageddon, Evilspeak, Mein Name ist Nobody und Dick Tracy. Ein echter Profi, der aber aus eine Drei-Sätze-Rolle wie der des Red-Adair-Clones Rusty West nichts rausholen kann.

Normalerweise bin ich gerne bereit, Billig-DVDs zu loben, wenn sie nicht gar zu grauselig ausfallen, aber heute hat auch Power Station mal Prügel einzustecken. Von diesem Budgetlabel bin ich mittlerweile besseres gewohnt als verrauschte Vollbildtransfers mit sehr softem Bild, keinem erkennbaren Kontrast und einer lausigen Kompression (mehr lohnt sich zu diesem Thema nicht zu schreiben).

Der Ton ist zweckmäßig-durchschnittlich (Dolby 2.0), die deutsche Synchro ist abseits der Hauptrolle (und wie sehr mich irritiert, dass Robert Hays´ Synchrostimme aus den Airplane-Filmen den Ben spricht, hab ich ja erwähnt) sehr lustlos und langweilig ausgefallen.

Extras gibt´s in im Budgetbereich gewohnter Weise keine.

Fazit: Oceans of Fire langweilt. Der Streifen hätte gar nicht mal die allerschlechtesten Grundvoraussetzungen, da man aus dem Setting „Abenteuer auf einer Bohrinsel“ und dem zwar klischeebeladenen, aber grundsätzlich tauglichen (schließlich werden Klischees zu Klischees, weil sie funktionieren) Plotpunkt „Verbrecher als Arbeiter“ mit ein bissl gutem Willen durchaus ein kurzweiliges Abenteuer-Action-Drama hätte machen können, aber sowohl Autor Davis als auch Regisseur Carver müssen sich vorhalten lassen, das Potential der Geschichte völlig verbaselt zu haben, indem sie die interessanten Sachen (quasi das komplette Konfliktpotential der Geschichte: Gefangene untereinander, Gefangene-Ben, Ben-Helen, Ben-Bosch, Helen-IMP usw.) außen vor lassen und statt dessen eine 08/15-Story erzählen, die zehn Jahre früher niemanden mehr hinter dem Ofen hervorgelockt hätte. Das wenige an Action (und es ist wirklich * wenig *) hat einfach zu wenig Volumen, um über die äußerst biedere TV-Inszenierung hinwegzutäuschen, das Script hat keinen Tiefgang, um die gelangweilten Schauspieler adäquat zu beschäftigen. Ein paar kleinere Grinser durch unfreiwilligen Humor, Logikfehler und Plotholes sind allemal vorhanden, aber guten Gewissens empfehlen kann ich diesen Film nicht, zumal auch die DVD den von Power Station gewohnten Qualitätsstandard an Bild und Ton nicht halten kann.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 3


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