Overthrow – Söldner des Schreckens

 
  • Deutscher Titel: Overthrow - Söldner des Schreckens
  • Original-Titel: Colpo di stato
  • Alternative Titel: Overthrow |
  • Regie: Fabrizo de Angelis (als Larry Ludman)
  • Land: Italien
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    John Teller (Lewis van Bergen)
    Bob Norton (Roger Wilson)
    Shaw (John Phillip Law)
    Katia Betancourt
    Franklin Dominguez
    Pepito Guerra
    Victor Bujols


Vorwort

Sind wir doch mal wieder hart am Puls der Zeit – heute (Reviewdatum 22.11.03) berichten die Nachrichten von Umsturzversuchen in Georgien und was hab ich gerade für einen Film in der Mangel? Overthrow aka Colpo di Stato und das heisst sowohl auf Englisch als auch auf Italienisch „Umsturz“ bzw. „Staatsstreich“. Schön, dass sich die Weltlage auch ab und zu auf meine Review-Gewohnheiten Rücksicht nimmt…

Also endlich mal wieder Italo-Schmodder… naja, so lang ist es ja noch nicht her, dass wir uns Karate Warrior 2 angetan haben und da die Verantwortlichen für unser heutiges Filmchen so ziemlich dieselben sind wie bei der dumpfbackigen Prügelfilmkarikatur, stimmt das schon verdammt bedenklich. Aber wir sind ja bekanntlich völlig vorurteilsfrei…

Ebenso bekanntlich kopieren unsere Freunde und Stiefelbewohner ja alles, was nicht niet- und nagelfest bzw. nicht bei drei auf´m Baum ist. Normalerweise beschränkt sich dieses Dreistplagiatorentum zwar auf vermeintlich kassenträchtige (und keinen gesteigerten Aufwand erfordernde) Billigheimervarianten von Endzeit- und Barbarenfilmen, aber ab und an verirrt sich ein italienischer Schundproduzent wohl auch in eine ihm normalerweise nicht zuzutrauende Qualitätsfilmvorführung und feiert ein Aha-Erlebnis. So muss wohl auch Fabrizio de Angelis, bekannt und gefürchtet unter seinem kongenialen Pseudonym „Larry Ludman“ eines schönen Abends in seinem Stammkino mal in den falschen Saal abgebogen und eine Aufführung von Oliver Stones Politreisser Salvador geraten sein. Der italienische Schundfilmer von Welt denkt sich in einer solchen Situation „was der kann, kann ich erstens schon lange und zweitens viel billiger“, packt sein übliches Team ein, heuert ein paar arbeitslose Knallchargen an und jettet für 14 Tage auf die DomRep. Und das kommt dann dabei raus…


Inhalt

Vor dem Abflug auf die DomRep gab die Reisekasse wohl noch ein paar Tage Miami her (oder man war eh noch vom Karate Warrior 2-Dreh vor Ort) und kann daher bedenkenlos vor der schicken Szenerie (die wir eindrucksvoller im Vorspann von Miami Vice vorgeführt bekommen) und begleitet von einem fröhlich-cheesy-dämlichen typischen 80er-Jahre-Theme (think Synthi-Pop a la Miami-Vice-Theme garniert mit gar lustig Gitarrengefrickel) ein paar Minuten Laufzeit totschlagen (schön, wenn man mit dem Padding schon anfängt, bevor der Film so richtig losgeht) und unsere, hüstel, Helden vorstellen. Dies sind die Sportreporter John Teller (der aber über die halbe Filmlaufzeit auch auf die Ansprache „Sam“ hört) und Bob Norton, letzterer der Fotograf des Duos, and being photographer and stuff, wird letzterer eingeführt, wie er eine (nicht wahnsinnig umwerfend aussehende, aber man muss nehmen, was man kriegt, wenn man nur mit Lire wedeln kann) Bikini-Mieze unter dem üblichen Versprechen, ein Top-Model aus ihr zu machen, ablichtet (also ob jemand, der normalerweise die Ersatzspieler vom VfL Wolfsburg fotografieren darf, Claudia Schiffer entdeckt hätte… pah!). John und Bob müssen nach Buenos Aires jetten, um dort – wahlweise, so richtig einig scheinen sich die Herren Autoren da nicht gewesen zu sein – über ein Fussballpokalfinale oder die Basketballweltmeisterschaft berichten zu dürfen, im Auftrag der Tageszeitung „Miami Herald“ (abgesehen davon, dass man sich ruhig auf ein Event hätte einigen können, mag ich nicht ganz glauben, dass sich eine amerikanische Zeitung für das eine oder andere so stark interessiert, dass sie ein eigenes Reporterteam hinschickt, noch dazu das, das auch dazu auserkoren ist, am nächsten Wochenende über den Superbowl zu berichten – und wenn doch, dann hat diese Zeitung bestimmt eine ausreichend grosse Sportredaktion, dass sie einerseits Redakteure für Fussball – ha, in Amiland, selten so gelacht – oder Basketball einerseits und Football andererseits hat). Egal, John und Bob sind unsere Heroes, also glauben wir den Schmu einfach mal unbesehen. Vor´m Airport verabschiedet sich Johns Weib Betty noch mit den Worten „Ach übrigens, ich will mich scheiden lassen“, was John zerebral nicht ganz zu registrieren scheint: „Alles klar, bis nächste Woche!“

Wenig später finden sich unsere Sportjournalisten in einem niemals bezeichneten mittelamerikanischen Staat auf dem dortigen Flugplatz wieder, weil die Maschine nach Buenos Aires aufgrund technischen Defekts unerwartet zwischenlanden musste. Während John (der eh aussieht, als sei er ein illegitimes Mitglied der Kelly Family) den Zwangsstop nutzt, um sich ordentlich eins einzubölken, lässt Bob seinen Auslöserfinger glühen und fotografiert alles, was ihm vor den Sucher kommt. So z.B. auch ein paar auf 3 km gegen den Wind vom berühmten dreijährigen Blinden mit´m Krückstück als Evil Inc. zu identifizierende Finsterlinge, die sich nicht wirklich gern fotografieren lassen (tja, wie´s anno 89 auch einem Klassenkameraden von mir ging, der beim Ausflung nach Berlin-Ost den grandiosen Einfall hatte, eine Vopo-Verkehrskontrolle dokumentieren zu wollen). Ein paar Schläge in die Magengrube später ist der Film geklaut, die teure (1200 Dollar, muss das halbe Filmbudget gewesen sein) Kamera im Eimer, Bob aua-aua und John sicher, die Story des Jahrhunderts in seinen gierigen Griffeln zu haben. Der geheimnisvolle Fotoscheue ist nämlich nach Kenntnis des gutinformierten Sportreporters niemand anderes als Shaw, ein wg. übertriebenem Enthusiasmus gefeuerter CIA-Agent, der sich jetzt als freiberuflicher Profi-Umstürzler betätigt (naja, so, wie die Amis das früher betrieben haben, kann man das wirklich fast als Sport bezeichnen). Aus Shaws aeroportischer Anwesenheit schliesst John messerscharf, dass der Kerl nicht aus Jux & Dollerei, sondern beruflich hier ist und John wittert die einmalige Gelegenheit, einen Putsch quasi aus erster Hand live dokumentieren zu können, was natürlich die Story schlechthin usw. wäre. Bob reitet verständlicherweise darauf rum, dass die beiden eigentlich über Sport und nicht mittelamerikanische Innenpolitik berichten sollen (wobei ich mich aus medialer Erfahrung ernstlich frage, welchen Amerikaner auch nur ansatzweise ein Putsch in einem lateinamerikanischen Dritte-Welt-Bananenstaat interessieren sollte… sowas steht doch höchstens auf Seite 29 der Washington Post rechts unten im „Anderswo auf der Welt passiert“- oder, wenn´s blöd läuft, „Sachen-zum-Lachen“-Teil). Letztendlich, weil der Film ja auch Overthrow und nicht The Great Argentinian Soccer Match heisst, setzt sich John durch, man bleibt im Lande.

Scheint sich auch zu lohnen, denn schon wird (zu „exciting music“) per Kofferbombe ein Supermarkt in die Luft gejagt, was John, ersichtlich Experte für solche Dinge (okay, okay, ich will nicht zu fies sein, tatsächlich etabliert der Film noch später, dass John vor seiner Strafversetzung zum Sport Polit-Redakteur war), als Shaws garstiges Werk durchschaut. Zum Glück, denn sonst hätten unsere Helden ja keine Spur, hat John spitzgekriegt, dass Shaw in einem Van des „Hotel Tropical“ vom Flughafen weggeisterte (schön blöd für einen Profi-Revolutionär, oder, mit Autos wegzufahren, die seinen Hideout/Treffpunkt o.ä. plakatieren), also schlägt man in der gegenüberliegenden Bar Quartier (was Gelegenheit zum fröhlichen Cerveza-Picheln gibt). Bob gibt zu bedenken, dass ihm bei der Sache nicht wohl sei, aber John merkt an, dass es die Pflicht des Journalisten sei, zu berichten (und sich nicht etwa einzumischen), das sei genau das gleiche wie beim Sport (hmtja). Nachdem man einen der Bobverprügler vom Flughafen aus dem Hotel spazieren sieht, ist klar, dass man auf der richtigen Fährte ist. John rekrutiert die (zumindest nach Ansicht unserer Helden ausgesprochen hübsche… hm, die beiden kommen nicht viel rum) Kellnerin Carmen und lässt diese auskundschaften, dass Shaw (der sogar noch unter seinem RICHTIGEN NAMEN im Hotel abgestiegen ist… heimatland, und so was läuft frei rum???) vor einer Stunde auf den Landsitz eines gewissen Monteros (wer immer auch das sein mag, im Film kommt er nicht vor) weitergezogen sei. Dieser, also der Landsitz, befinde sich in von der Regierung nicht kontrolliertem, d.h. unter der wechselseitigen Fuchtel von kommunistischen Guerilleros und fiesen Drogenbaronen stehendem Territorium. Klar, dass unsere beiden Schlaumeier sofortigst ein Auto mieten und sich dorthin bewegen. Wobei sie erst mal versehentlich, weil John weniger auf die Strasse, als auf seinen nölenden Partner achtet, eine deutlich sichtbare Polizeistrassensperre durchbrechen, was die Staatsmacht verständlicherweise eher unlustig findet, unsere Helden aber nicht spasseshalber sofort erschiesst, sondern es bei einer strengen Verwarnung belässt. Immerhin erfahren wir, dass Bob in seiner früheren Karriere hautnah den Giftgaseinsatz im Iran/Irak-Krieg miterlebt hat (tja, dagegen ist der Superbowl dann schon ein ruhigeres Plätzchen) und John u.a. in Beirut im Einsatz war, also echte kampferprobte Kriegsreporter, die Jungs.

In San Miguel, dem bewussten Städtchen fernab der staatlichen Kontrolle, erleben unsere Schnösel, kaum sind sie eingeritten, eine Razzia der (angeblich hier nix zu sagen habenden) Ordnungsmacht, die ein paar vermeintliche Drogendealer arrestiert und sich dabei bereitwillig von Bob fotografieren lässt (selbst unser Superhirn Bob findet das ein wenig wunderlich). Da sie ansonsten aber auch nicht weiter wissen, hocken sich die Reporter in die lokale Cantina und leuchten sich ein wenig Alk ein (they do that a lot, don´tcha think?). Plötzlich detoniert eine Autobombe und die Soldaten/Polizisten/whatever, die sich bis dahin nicht die Mühe gemacht haben, die Verhafteten, you know, vielleicht in ein Gefängnis zu schaffen, sondern sie in der lateinamerikanischen Entsprechung der Grünen Minna hocken lassen, geraten unter heftigen Beschuss und werden mehr oder weniger niedergemetzelt. Die hinterhältigen Hinterhalter spotten auch die beiden Yankee-Journalisten, greifen sich die beiden, fahren sie irgendwohin und sperren sie erst mal ein.

Völlig unerwarteterweise schalten wir um in die US-Botschaft, wo der örtliche Vertreter der letzten verbliebenen Supermacht mit seinem Schicksal hadert – die Regierung hat ihn entgegen anderslautender Versprechungen nicht auf einen der begehrten Jobs in London oder Paris angesetzt, sondern lässt ihn hier in einer „Residenz, in der nicht mal ein Rentnerverein tagen würde“ vor sich hin gammeln und gestattet ihm nicht mal, zu einer Gallenblasen-OP nach Hause zu fliegen. Da sind die gegenwärtigen innenpolitischen Probleme des Gastlandes ja fast schon zweitrangig: so wie sich die Lage schildert, hat sich in den Konflikt zwischen Regierung, Drogenlords und linker Guerilla ein neuer Player eingemischt – ein gewisser Orenga, Ex-Militär und reicher Grossgrundbesitzer, der vermutlich nach der Macht strebt, aber den Amis ist zwar klar, dass eben jener Shaw angeheuert hat, aber nicht, was genau Orenga vor hat (hm, wofür ist Shaw so weltbekannt?) und ob und ggf. auf welche Seite er sich zu schlagen gedenkt. Irgendwoher (und ich möchte nicht wissen, wie und warum) weiss man bei den Botschaftern auch vom plötzlichen Verschwinden der beiden amerikanischen Reporter, allerdings wird zunächst beschlossen, stillzuhalten, solange nicht klar ist, ob die beiden nicht vielleicht in Drogengeschäfte o.ä. involviert sind. Ball flach halten, ist die offizielle Devise.

Orenga ist in der Tat derjenige, dem Bob und John mal gründlich erklären sollen, was sie eigentlich hier zu suchen haben. Wenig überraschenderweise hält Orenga die ihm aufgetischte Story von den Sportreportern, die sich verfahren haben, für enen der weniger cleveren Versuche, ihn übers Ohr zu hauen und auch die alternative Geschichte, im Auftrag von „National Geographic“ scenic scenery ablichten zu wollen, findet in den Augen des bösen Orenga keine Gnade (kann ich ihm nicht verübeln). Also muss im Dienste der Wahrheitsfindung mit ein bissl Folter nachgeholfen werden. John wird fortgesetzt kopftechnisch in eine gefüllte Wanne getaucht und an Bob (sein Kommentar: „Das macht echt keinen Spass mehr!“ Kein Scheiss, Mann!) probiert der Folterknecht von Dienst seine Elektro-Ausrüstung ab – und damit´s auch die Redewilligkeit anregt, klemmt der Inquisitor seine Kabel an Bobs Gemächte an („Hoffentlich haben sie schon Kinder,“ so der fromme Wunsch der Folterer) und lässt den armen Kerl ein wenig zucken (natürlich, und dafür sind wir alle dankbar, bleibt die Unterhose aber an). Shaw zeigt sich persönlich und John knickt in Aussicht auf fortgesetzte Quälereien ein und schenkt dem Ex-Agenten reinen Wein ein. Shaw ist gewillt, John seine journalistische Integrität abzukaufen, hält die beiden Yankees aber für potentielle Sicherheitsrisiken, die er aber andererseits (es gibt selbst unter Schurken offensichtlich den Ethos, Landsleute nicht zu killen wenn´s sich vermeiden lässt), being fellow americans, nicht einfach abmurksen will. Nachdem er die beiden noch mal zwei Tage in ihrer schicken Zelle (Einrichtung: ein Spiegel plus ein Waschbecken, sonst nix, immerhin ermöglicht der Spiegel dem Kameramann ein paar Anflüge von Inspiration) schmoren und – sehr zur überschaubaren Begeisterung der Journaille – nebenan irgendjemanden schmerzhaft foltern lässt, ist Shaw was eingefallen…

Und was für ein gar lustiger Einfall sogar… wenn´s nach Shaw geht, soll John nichts anderes tun, als dem schon halbtot gefolterten Knaben, der blutend und stöhnend in Orengas Hazienda-Hof rumsteht, per Gnadenschuss den Rest geben, und schon wären er und Bobby frei. Doch selbst die Drohung, dass im Weigerungsfall Bob etwas Durchzug in der Rübe zustossen könnte, kann John nicht dazu veranlassen, den hilflosen Kerl über´n Haufen zu ballern. Nicht so tragisch, tröstet Shaw, es wäre ihm auch schon damit gedient, wenn John und Bob journalistisch-schreiberisch dafür sorgen würden, dass die allgemeine Stimmungslage im Lande gegen die linke Guerilla gerichtet wird (hm, wieso sollten John und Bob in der einheimischen Presse schreiben bzw. warum sollte die Meinung im Lande durch zwei hergelaufene Yankees beeinflusst werden?). Orenga fragt sich und seinen Auftragsumstürzler, ob die Freilassung der Amis eine echt knorke Idee wäre, aber Shaw ist sich sicher, dass die beiden noch nützlich sein werden, und wenn nicht, kann man sie immer noch umlegen. Apropos umlegen, das macht Shaw mit dem gefolterten Gefangenen nun doch selbst.

John und Bob freuen sich also über ihre wiedergewonnene Freiheit und träumen schon vom nächsten Saufgelage, aber, ha-haa, der drittälteste Trick der Welt (der gute alte „gestellte Autounfall“) entpuppt sich als Falle der Guerilla, die sich unsere Freunde greifen, ihnen Kapuzen über die Rüben stülpen und sie kidnappen (selbst John und Bob stehen dem fast schon gelangweilt gegenüber). Während unsere taffen Helden also ins Hauptquartier der Gorillas, eh, Guerillas geschleppt werden (das diese interessanterweise auf einem ziemlich grossen, alten und runtergekommenen Frachter aufgeschlagen haben, der mehr oder weniger mitten im Dschungel – bzw. an einem Fluss, den der Kübel normalerweise nicht sollte befahren können, if I´m any judge – vor sich hin rostet), zeigt uns Orenga, was er vom Einfluss der amerikanischen Imperialisten hält, indem er per bewährter Kofferbombe ein Kino in die Luft jagt (oder zeigt uns das, was „Larry Ludman“ von amerikanischen Filmen wie „Forza Destructore“ – sorry, wie der im Original heisst, weiss ich nicht, aber er starred Chuck Norris-, Nightmare on Elm Street II und Teen Wolf hält, denn die laufen da alle). Das Kino explodiert gar fröhlich (immerhin – es scheint nicht nur ein Modell zu sein, wie´s die italienischen Billigfuzzis normalerweise handhaben würden), aber menschenleer (man sollte meinen, dass doch wenigstens ein paar Verletzte aus den Trümmern krauchen).

Angehängt wird der feige Terrorakt den kommunistischen Guerillas und die finden das nicht spassig (Guerillakämpfer sind ja bekanntlich über feige Terrorakte jederzeit erhaben) und vermuten nicht ganz zu Unrecht, dass John und Bob etwas über die wahren Urheber des Attentats wissen könnten – man hält die beiden wenn nicht sowieso für Orengas Komplizen (äh, wenn sie darüber eh schon Bescheid wissen, was wollen die Gorillas dann noch??), dann aber mindestens für CIA-Schergen. Bevor diese Fragen abschliessend geklärt werden können, startet aber das Militär eine Grossoffensive und nimmt das (ersichtlich weithin bekannte) Rebellen-HQ unter Feuer. Ein munteres Scheibenschiessen entbrennt (von der Sorte, bei der die Statisten tot umfallen, bevor sie „getroffen“ werden), bei dem die Staatsmacht schnell die Oberhand gewinnt und alle Rebellen recht problemlos niedermacht. John nutzt die Gunst der Stunde, den getrennt von ihm gefangen gehaltenen (und immer noch kapuzenmässig sichtbeeinträchtigten) Bob zu befreien, die geplante unauffällige Verduftung scheitert allerdings, weil die Soldaten sich doch noch dazu entscheiden, sich für die fluchtwilligen Amis zu interessieren. Wieder einmal werden unsere strahlenden Helden gefangen genommen (wird langsam echt zur Gewohnheit, immerhin, jetzt haben sie so ziemlich alle Parteien durch). Man karrt sie zurück in die Hauptstadt und führt sie einem recht verantwortlich aussehenden Lamettaträger vor, der sich aber durch ein paar nur zu gerne von Bob geschossene Poser-Fotos (jeder General ist eitel, ich weiss) dazu bereit erklärt, die beiden auf freien Fuss zu setzen – sie sollen sich nur ggf. zur Verfügung halten. Also mieten sich Bob und John in einem Hotel ein, saufen sich die Hucke voll und planen, ein paar der einheimischen Senoritas aufzureissen (auch wenn John seinen Kollegen „warnt“, dass sein malträtierter Schniedel das eventuell nicht mitmachen wird – oder zumindest Blitze verschiesst. Italienischer Macho-Humor, schätze ich). Fürchte nur, da wird nix draus…

Und warum? Tja, weil die Fernsehnachrichten auf einmal verkünden, dass der beim Volke allgemein beliebte General Dominguez (beliebte Generäle? Gibbets sowas?) brutal entleibt worden sei (wir ahnen fürchterliches) und zwar von niemand anderem als John Teller! Jawollja, der Typ, den John vorhin erschiessen sollte, war der bewusste General und da Johnnyboy vom cleveren Shaw bzw. einem seiner Schergen dabei fotografiert wurde, wie er auf das arme Folteropfer anlegt, ist die entsprechende Manipulation der öffentlichen Meinung nicht wahrhaftig schwer zu bewerkstelligen gewesen. Schon eilt eine mittlere Hundertschaft Gesetzeshüter herbei und stürmt das Hotel, John und Bobby sehen sich zu sofortiger Flucht durch den Hintereingang (und das auch noch halbnackt, weil unsere Freunde nix besseres zu tun hatten, als in Unterhosen in ihrem Hotel rumzusiffen) genötigt (und das klappt auch, weil die örtliche Polizei doof genug ist, die Ausgänge des Hotels nicht zu überwachen). Zuflucht finden sie bei der Kellnerin Carmen, die gegen geringes Entgelt auch einen sicheren Unterschlupf in einem – ha-ha, ich lach mich tot – Puff organisiert (erstaunlicherweise widerstehen unsere italienischen Filmverbrecher der Versuchung, aus dieser Konstellation mehr als drei blöde Witze zu ziehen). John kontaktiert die US-Botschaft, aber dort ist man angesichts der unsicheren politischen Lage nicht gewillt, den vermeintlichen Generalskillern auf offiziellen Wegen zur Seite zu stehen. Das einzige, was man tun könne, so verklickert ein unterrangiger Botschaftsvertreter, wäre, die beiden in einem Gerichtsverfahren zu vertreten. Messerscharf kombiniert John (bekanntlich der Denker unseres dynamischen Duos), dass die Hilfsbereitschaft der USA sich in überschaubarem Rahmen bewegt und man wohl oder übel zur Selbsthilfe greifen müsse. Bob schlägt zwar (nicht gänzlich unvernünftigerweise, im Rahmen eines Schmodderfilms made in Italy) vor, sich zur Grenze durchzuschlagen, aber nicht mit John – der will Shaw drankriegen. Mangels einer besseren Idee wird daher das Hotel Tropical überwacht (John bedient sich dazu einer „Tarnung“ durch einen Zirkusclown-Bart, der angeblich so aussieht wie der von Fidel Castro. Ich weiss nicht, ob Fabrizio de Angelis jemals den maximo leader gesehen hat, so´ne Gesichtsverschandelung trug und trägt der jedenfalls meines Wissens nicht). Tatsächlich entschleicht dem Hotel einer der Flugplatz-Schläger mit einem Köfferle in der Hand. Bob und John heften sich an seine Fersen und folgen ihm bis zu einer Markthalle, in der el schufto mit Koffer rein-, aber ohne wieder rausgeht. Nach 38,2 Sekunden gemeinsamen Brainstorming fällt bei unseren Helden der Groschen „Koffer=Bombe“ (boah, impressive thinking). Und jetzt? Abwarten und „den Spass“ fotografieren, so wie´s Reporterart ist, meint John, aber Bobby, being weniger hardboiled als eher sensibel, nölt ein wenig rum, bis John in die Markthalle stürmt und den Koffer retrieved. Nur mit dem Wegwerfen desselben lässt sich John blöderweise ein wenig zu viel Zeit… BUUMMM! Und John, bzw. ein wenig überzeugender dummy therof, zerfetzt sich in tausend kleine, äh, Fetzen.

Später – Amtseinführung des neuen und allgemein gefeierten Präsidenten Orenga (hm, wie zum Geier ist das passiert? Naja, hat uns ja nicht weiter zu interessieren, war ja eigentlich nur, eh, der Punkt des Films). Die Menschenmenge cheered (d.h. die ungefähr dreissig Statisten, die de Angelis bezahlen konnte) und unter den Fotografen tummelt sich eine vertraute Gestalt – Bob. Zum Spass ist der aber nicht da… nö, er kuckt sich Shaw aus, der im Hintergrund steht und in der Erkenntnis, gute Arbeit abgeliefert zu haben, selbstzufrieden vor sich hin grinst… Aus seinem Rucksack zaubert Bob eine Knarre und ballert dem Söldner drei Kugeln in den Leib, bevor er unbehelligt vom Acker schleicht. Nein, doch nicht unbehelligt… eine Dutzendschaft Polizisten nimmt die Verfolgung des gemütlich von dannen schlendernden Bobbie auf, stellt sich zur klassischen Exekutionspose auf und nietet unseren Fotografen, der sich wegen solcher Lappalien nicht mal umdreht, waidgerecht um. Fine.
Bewertung

W eia, wenn Italiener sich an einem knallharten Polit-Thriller versuchen, geht der Cineast in Deckung. Okay, Ehre, wem Ehre gebührt, eigentlich hat die italienische Filmindustrie durchaus ihre positiven Erfahrungen mit dem Genre (schon allein durch die zahlreichen Mafia-Thriller, die ja auch immer irgendwie politisch sind) gesammelt, aber dort war dann auch die Creme de la creme italienischen Filmschaffens vor und hinter der Kamera zu finden. Wenn WIR HIER von italienischen Filmemachern reden, dann nicht von den Lina Wertmuellers dieser Welt, sondern eben von Dünnbrettbohrern Marke de Angelis/“Ludman“. Hm, an der Stelle fällt mir ein, dass mir aus bella Italia irgendwie ein filmisches Statement zu Silvio „ich-bin-der-König-von-Italien“ Berlusconi fehlt – oder hab ich das nur übersehen?

Wieso sich dem eigentlich auf fünftklassige Karatefilme spezialisierten de Angelis der Versuch, einen harten Politreisser im sichtlichen Salvador-Fahrwasser (selbst Italiener klauten schon mal weniger auffällig), profitabel oder seinen Fähigkeiten angemessen erschein, ist eine dieser berühmten Fragen, deren Beantwortung vermutlich das Ende der Entropie und damit den Untergang des Universums auslösen wird… Vielleicht dürstete es de Angelis nach Anerkennung als seriösem Regisseur oder aber, und das halte ich für wahrscheinlicher, die Aussicht auf ein paar Wochen Arbeitsurlaub auf „Sado-Maso-Island“ ((c) by Lotto King Karl) war reizvoll und mit einer besseren Ausrede für einen Film kamen de Angelis und sein Drehbuchpartner auf die Schnelle nicht rüber.

Und jetzt kommt das überraschende – eigentlich ist Overthrow gar nicht so schlecht, wie er von Rechts wegen eigentlich sein müsste – zumindest, was die filmisch-handwerkliche Seite angeht. Der Streifen wirkt relativ professionell inszeniert und slick genug, um nicht auf Anhieb nach Z-Grad-Italo-Dünnpfiff auszusehen (es hilft natürlich, dass de Angelis on location drehen konnte und sich nicht auf billige Sets aus Eigenproduktion verlassen musste) – zwar gewinnt der Streifen in Punkto Kameraführung und Schnitt keine Originalitätspreise, aber wenn man sich z.B. den vom selben Team realisierten Karate Warrior 2 ansieht, wirkt Overthrow doch wesentlich reifer, routinierter und peinfach professioneller. Die Actionszenen sind bis auf ein paar Peinlichkeiten wie das tot-umfallen-bevor-ich-getroffen-werde-Problem relativ ansprechend (im Kontext eines billigen italienischen Grützefilms, wohlgemerkt, niemand wird die Shoot-outs auch nur mit einem HK-Bloodshed-Battle aus der Bezirksliga verwechseln).

Seine Probleme hat Overthrow also weniger in der filmischen Machart als in seinem Drehbuch – merke, wer einen Polit-Thriller auf die Beine zu stellen gedenkt (und bis auf Widerruf gehe ich davon aus, dass dies die Intention des Streifens war), sollte möglicherweise in Betracht ziehen, dem Produkt eine, ich weiss nicht, hm, vielleicht „politische“ Aussage zu verpassen. Overthrow hat keinerlei Aussage. Man sagt uns, dass es ein paar rivalisierende Parteien gibt, aber was die jeweils wollen, welches die nominell „Guten“ sind, verrät uns keiner (immerhin lässt das die These offen, dass Orenga auch nicht schlimmer ist als das Regime, das er abzulösen beabsichtigt), aber genauso gut könnten diese Parteien irgendwelche namenlosen Gangs sein – dem Script fehlt jegliche politische Tiefe – wir wissen nichts über die Regierung, über die Ziele der Rebellen und am allerwenigsten über die von Orenga (ausser, dass er die aktuelle Regierung durch eine ihm genehmere, d.h. sich selbst, ersetzen möchte). Man könnte wohlwollend anführen, dass der Streifen sich insofern begründet vor einer Stellungnahme drückt, indem er den schwarzen Peter der US-Aussenpolitik zuschiebt (und deren Wege sind ja bekanntlich wirklich unergründlich), aber das ist nur eine faule Ausrede – man hätte dem Botschaftspersonal ja mal die ein oder andere Zeile diesbezüglicher Exposition in den Mund legen können, dann hätten die Szenen mit dem Botschafter wenigstens einen Sinn, den haben sie so nämlich nicht, ausser, dass sie den Betrieb aufhalten und zum Fortgang der Story nichts beitragen.

Das Problem an fehlenden politischen Positionierung des Streifens führt dazu, dass wir der Odyssee der beiden Protagonisten relativ belanglos-gelangweilt gegenüberstehen – da keiner ihrer vermeintlichen Peiniger auch nur ansatzweise so etwas wie eine politische Agenda hat, verkommt der Film zu einer schlichten „wir-lassen-uns-von-jedem-mal-gefangennehmen“-Posse ohne Aussage, ohne Bedeutung – ist halt peinlich, wenn man einen versierten und eindeutig Stellung beziehenden Polit-Regisseur wie Oliver Stone nachäffen will, aber keinen Schatten von der Thematik hat. Wäre besser gewesen, de Angelis hätte auf jegliche politische Bezüge verzichtet und einen reinrassigen Actionthriller hingezaubert (meinetwegen mit irgendwelchen Drogendealern, die hier nur als extrem nebensächliche Randfiguren vorkommen). So aber fällt extrem auf, dass de Angelis durchaus mit den Stilmitteln des Politthrillers jongliert, aber halt leider Gottes überhaupt nicht verstanden hat, worum es bei Politthrillern geht – sie sollen verdammt nochmal, das sagt ja schliesslich schon die Genrebezeichnung POLITISCH sein. Theoretisch kann man natürlich auch einen Film drehen, der keine direkte Stellung bezieht, sondern nur beobachtet (und das könnte de Angelis vielleicht vorgehabt haben), aber dann muss man wenigstens die unterschiedlichen Positionen plastisch abbilden, damit dem Zuschauer ermöglicht wird, sich auf den Film einzulassen.

Jaja, ich weiss, ich verlange mal wieder Unmögliches von einem Italo-Schmodderfilm, der nicht mehr als eine Handvoll Lire gekostet haben kann und sicher auch keine viel grössere Handvoll Lire eingespielt hat. Vergessen wir also das „polit“ in Politthriller. Leider will sich auch der Thrill nicht so recht einstellen – kein Wunder, da durch die fehlende Charakterisierung der unterschiedlichen Parteien (hm, ich bin doch wieder beim politischen) Spannung gar nicht aufkommen kann – warum sollten wir für bzw. gegen eine der Parteien sein, wenn wir nichts von ihnen erfahren? Und kommt erst gar nicht mit dem Argument, wir sollen uns mit John und Bob identifizieren – diese beiden Blödnasen taugen, in altbewährter Tradition mediterraner Zelluloidware ungefähr so gut als Identifikationfiguren wie CDU-Friedman als Schirmherr einer Anti-Drogen-Kampagne, nämlich gar nicht. Besonders John, der selten anders rüberkommt als ein ungewaschener Penner, ist eher Widerling als Sympathieträger, sein Sidekick Bob kommt zwar etwas besser, weil zumindest „menschlicher“ gezeichnet, rüber, aber zu meiner nächsten Geburtstagsfete würde ich den Kerl auch nicht einladen wollen.

Was bleibt, ist also eine leidlich unterhaltsame Action-Abenteuer-Geschichte, die nicht wirklich langweilt, aber auch kaum echte Aufregung aufkommen lässt – lediglich die zwar blutfreie, aber irgendwie krude Folter-Sequenz und das unvorhergesehene Ende sorgen für Stimmung. Die musikalische Begleitung (teilweise aus anderen Scores des Komponisten recycled) ist gelegentlich erheiternd (wie bei den opening credits), gelegentlich nervig (wie bei den Attentaten) und manchmal halbwegs passend (in den Action-Szenen).

Darstellerisch krankt der Streifen an einem weiteren eher typischen Italo-Problem… aus irgendwelchen Gründen sah sich de Angelis genötigt, anstelle der üblichen italienischen Knallchargen solche aus den USA für die Hauptrollen zu verpflichten. Lewis van Bergen, der schon in Savage Dawn am Werke und Star der kurzlebigen TV-Serie Sable war, kommt einfach nur unsympathisch rüber (was natürlich zu einem Gutteil seinem Charakter geschuldet ist, aber er unternimmt auch kaum Anstrengungen, aus der Rolle etwas tiefgründigeres zu machen). Zuletzt sah man ihn in kleinen Rollen in Pinocchio´s Revenge und The Relic. Etwas besser, da ein wenig motivierter, macht Roger Wilson seine Sache. Ihn kennt man vielleicht aus Porky´s und Porky´s II und dem hier gewürdigten Henenlooper-Horror The Killing Box.

Schön für Trashfans ist allerdings die Performance von Trashikone John Phillip Law (Barbarella, Space Mutiny, Alienator) als Söldner Shaw. Law kostet seine Schurkenrolle aus vollstem Herzen aus und betätigt sich einmal mehr als exzellenter scenery chewer – jede Szene mit ihm ist ein echtes delight für den Trash-Gourmet (mindestens ein Bier der untigen Wertung geht auf seine Kappe).

Für ein paar Euro möchte uns das bewährte Schundlabel CTI die Disc andrehen. Für den Obolus von 8 Euro erhält der geneigte Käufer einen für CTI-Verhältnisse soliden Vollbildtransfer mit recht schönen Farben, überraschend wenigen Störungen und der üblichen nicht berauschenden, aber für den hiesigen Zweck ausreichenden Schärfe. Ich hab von CTI schon wesentlich grottigere Transfers gesehen und wäre nicht mal wieder die Label-Seuche, den Film auf drei Titel zu verteilen, würde ich fast von einer Sternstunde CTIs sprechen. Dafür gibt´s nur eine Tonspur, deutsch in Dolby Digital 2.0, wobei die Audioqualität brauchbar bis halbwegs anständig ist (für die teilweise recht grottige Synchronisation kann CTI ja nun wieder nix). Extras gibt´s, wie´s beim Label liebgewordener Standard ist, gar nicht…

Also, last words. Overthrow ist sicher ein besserer Film als Karate Warrior 2, ein halbwegs routiniert heruntergekurbeltes Actionfilmchen, das aufgrund der fehlenden politischen Schärfe (naja, überhaupt jeglicher politischen Wahrnehmung) einen heftigen Rüffel für „Themaverfehlung“ kassiert, aber anspruchsloseste Actionfreunde zumindest nicht einschläfern dürfte. Weil der Streifen aber insgesamt zu ernsthaft und zu professionell ist, handelt es sich aber um kein reines Trashfest – abgesehen von John Phillip Laws herausragender Performance bietet sich dem badmovie-Fan wenig erbauliches. Der Film bleibt insgesamt einfach nichtssagend – wenn man nicht unbedingt wissen muss, wie sich einer der untalentierteren Italo-Regisseure eine Garagenaufführung von Salvador vorstellt, braucht man den Film nicht wirklich zu kennen…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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