Outlaws – Die Gesetzlosen

 
  • Deutscher Titel: Outlaws- Die Gesetzlosen
  • Original-Titel: Hors-la-loi
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  • Regie: Robin Davis
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1985
  • Darsteller:

    Roland (Clovis Cornillac)
    Christian (Wadeck Stanczak)
    Ida (Nathalie Spilmont)
    Sissi (Isabelle Pasco)
    Maxime (Pascal Librizzi)
    Loulou (Jean-Claude Tran)
    Nene (Joel Ferraty)
    Eric (Philippe Chambon)
    Alain (Didier Chambragne)
    Milou (Steven Ronceau)


Vorwort

Dieses Review habe ich lange lange lange Zeit vor mir hergeschoben – kann gut sein, daß ich die selbstlos von Meister peroy zur Verfügung gestellte Cassette schon fast ein Jahr hier horte. Immerhin wurde das Tape mit dem Versprechen übersandt, daß mir der Film sämtliche vorhandene Zähne ziehen würde. Naja, und ich glaub ja fast alles, was man mir sagt…

Nachdem ich aber nicht ganz zu Unrecht mittlerweile in dem Ruf stehe, mir unangenehme Reviews einfach auszusitzen, bis keiner mehr sich daran erinnern kann, daß ich die betreffenden Filme mal besprechen wollte, nahm ich mir den Streifen dann doch für dieses Wochenende vor. Wrong Turn kam zwar noch mal kurzfristig als Verschiebegrund dazwischen, aber dann nahm ich meinen Mut zusammen – bestärkt dadurch, daß peroy und Euer Doc doch ab und an mal diametral bei der Beurteilung von filmischen Ergüssen auseinanderliegen (man vergleiche unsere immer wieder aufkeimende Diskussion Schweigen der Lämmer/Hannibal). Da keimte in mir die Hoffnung auf, am Ende könnte mir der Outlaws tatsächlich gefallen und ein entsprechendes Review könnte den edlen Spender in ein Delirium tremens schicken.

Andererseits ist Outlaws ein französischer Film, was schon mal schlimm genug ist (abgesehen von Louis de Funes, Jean-Claude Belmondo, Mylene Farmer, Luc Besson und Claude Chabrol gibt´s jetzt nicht allzuviel Dinge, die ich positiv mit französischer Zelluloidbearbeitung in Verbindung bringen möchte) und noch dazu erschienen beim sicherlich jedem ein Begriff seienden Videolabel „Acron Media“. Und stolze 107 Minuten Laufzeit… ob das man gutgeht?


Inhalt

Immerhin, einen Vorwurf kann man dem Franzmannsfilm nicht machen – er kommt fix zur Sache. Noch ehe wir uns´s so richtig versehen, wohnen wir schon in einem Erziehungsheim für die üblichen kriminellen jugendlichen Elemente wieder, wo ein gewisser Maxime gerade aus unerfindlichen Gründen während der abendlichen Massenabfütterung einen mittelschweren Aufstand vom Zaun bricht und den Aufseher mit üblen Beleidigungen und Mutmaßungen über dessen sexuelle Ausrichtung belegt. Der ganze Heckmeck kommt zwei anderen Kids, Eric und Alain, eigentlich nicht wirklich recht, denn die wollten gerade unauffällig mit einem geklauten und für einen field trip gerüsteten Laster stiften gehen. Das Chaos tobt und greift auch auf den Flügel mit der weiblichen Besatzung über (mich wundert nur, daß auch bei den Mädels männliche Aufseher eingesetzt sind). Ein schlappes Dutzend der Kids requiriert den ehrlich geklauten Laster zur allgemeinen Flucht und der schließt sich auch der gerade erst angelieferte Neuankömmling Roland an (der überhaupt rein gar nicht zu einer babyface-Ausgabe von James Dean stilisiert wird, nööö), weil der einen Blick auf die rotgewandete Ida geworfen und sich in dieser Sekunde bereits unsterblich verliebt hat.

Nach überschlägiger Zählung gelingt auf diese Weise 12 Jungs und 4 Mädels die Flucht (was erstens eine verbesserungswürdige Quote ist und zweitens insofern seltsam, als wir nie mehr als zwei Mädchen sehen), Roland wird von den anderen Dreiviertelstarken freundlich aufgenommen und der Schwarze Nene rappt ihm ein Freestyle-Begrüßungsständchen, das umgehend in ein choral angestimmtes „When the saints go marching in“ übergeht (klar, das…). Bei „Auld Lang Syne“ sind die Franzosen-Teens nicht ganz so textsicher und belassen es beim Summen und bevor ihnen das Liedgut ganz ausgeht, entscheidet man sich in irgendeinem Provinzkaff (mich wundert, daß die Massenflucht nicht von irgendwelchen gesetzeshütenden Autoritäten behindert wird) zum Anhalt und Sturm auf den örtlichen Tanztee im Gemeindesaal. Dort schwoft die Dorfbevölkerung im Durchschnittsalter von ca. 237,5 Jahren zu den Klängen der vermutlich schlechtesten Tanzkapelle des Universums und der Einschätzung eines der Kids (fragt mich nicht nach Namen, ich bin froh, daß ich die wesentlichen Charaktere auseinanderhalten kann und selbst da war ich teilweise erst nach eineinhalb Stunden sicher), wonach die Fete „krätzig“ sei, kann man sich anschließen. Immerhin, es gibt Bier und zumindest mir geht´s ja so, mit genügend Alk sauf ich mir sogar Blasmusik schön (trotzdem wird mich das Münchner Oktoberfest mit Sicherheit nie als Besucher sehen). Ida hat durchaus auch ein oder zwei ihrer hübschen Äuglein auf Roland geworfen und fordert den Amateur-Teenage-Rebell zum Tanz auf, was einem gewissen Christian bzw. kurz Chris, der mehr oder minder unumstritten als amtierender Boß der Ausreißerclique fungiert und Ida als seinen exklusiven Besitz beansprucht, nicht wirklich gefällt. „Wieso kennt dich keiner?“ erkundigt er sich bei Roland (könnte es daran liegen, daß Roland ungefähr zwei Minuten vor dem Ausbruch ins Heim eingeliefert wurde?). „Weil mich keiner kennt,“ lautet die erschöpfende Auskunft. Ist zumindest ein Standpunkt.

Schön wär´s, wenn jetzt langsam wieder was passieren tät, denn die Musik der Band ist wirklich grausig. Chris entscheidet, daß man ein bis drei Häuser weiterzieht, hat die Rechnung aber ohne den berühmten Wirt gemacht, und das im Wortsinn. Der besteht nämlich auf Ausgleich der Getränkerechnung, ohne auf den vernachlässigenswerten Umstand Rücksicht zu nehmen, daß die Kids ganz brav Vorkasse geleistet haben (woher sie die Kohle überhaupt haben, ist ´ne ganz andere Frage). Chef Gastronomo läßt sich durch Fakten nicht irritieren und weist darauf hin, daß Araber und sonstige Kameltreiber (und solche gehören eben auch zu unseren Ausreißern) sowieso den doppelten Preis zu entrichten hätten. Matouk und Ahmed, die heißblütigen Araber, können sich einen derartigen Affront natürlich nicht bieten lassen. Messer werden gezückt, aber der Wirt hat eine Flinte. Beschuldigungen und Beleidigungen fliegen hin und her, bis einer der lokalen Festbesucher irgendwoher ein eigenes Schießgewehr produziert und den an und für sich vernünftigen Vorschlag unterbreitet, die Polizei zu holen – untergraben wird sein Vorschlag aber eben durch die Knarre im Anschlag – Ida tritt ihn in die Weichteile, ein Schuß fällt und trifft einen innocent bystander. Der Wirt, offensichtlich der Ansicht, wenn in seinem Etablissemang schon gekillt wird, dann durch ihn selbst, beginnt zu ballern und schießt einen der Jugendlichen tot, ein zweiter wird heftigst angeschossen. Allgemeiner Tumult, Roland greift sich das Gewehr des Einheimischen und deckt den hastigen Rückzug der Ausbrecherbande, indem er einem der lynchlustigen Partygäste ins Bein schießt. Die Kids schwingen sich auf ihren Laster, fucken off und sind relativ gedämpfter Stimmung.

Wie es sich für zünftige Hinterwäldler gehört, und da ist es gleich, ob die nun aus den tiefsten US-Südstaaten, dem bayerischen Wald oder der französischen Ultraprovinz gehört, lassen die Dorfbewohner die Sache nicht auf sich sitzen und organisieren quick einen motorisierten Lynchmob, der die Verfolgung aufnimmt (wie üblich nicht durch die Tatsache beeindruckt, daß die einzigen Toten bislang auf das Konto der Dörfler gehen). Roland übernimmt bei den Kids die Denkarbeit – begünstigt durch die Tatsache, daß Eric und Henri sich auf einen Campingtrip vorbereitet hatten, findet sich im Laster eine Gasflasche, die Roland beherzt auf die Straße pfeffert. Die verhakt sich unter dem ersten verfolgenden Automobil und entzündet sich wohl am heißen Auspuff. Jedenfalls macht´s BUMM und der französische Rentenversicherungsträger muß sich um zwei Auszahlungen weniger Gedanken machen. Warum auch immer sind unsere Freunde der Ansicht, von der Straße runter zu müssen, schrauben ihren Laster in den nächstbesten Straßengraben und fliehen in die Wälder. Hunde werden hinter ihnen hergehetzt, aber denen können sie sich durch den bewährten Durchs-Wasser-latschen-Trick entziehen. Der angeschossene Jüngling namens Bernard, seines Zeichens Lover des zweiten Mädels Sissi, krepiert, worauf Sissi den obligatorischen hysterischen Anfall zur Unzeit absolviert. Roland erweist sich als Tröster (und Mundzuhalter) in der Not und in einem artsy-schmartsy-shot sammeln sich die restlichen Jugendlichen (zweifellos carefully arranged) rund um die Heulende und ihren Seelentröster. So wird die Nacht verbracht.

Le Next Day. Guter Rat ist teuer, was man nun eigentlich mit der neugewonnenen Freiheit anzustellen gedenkt. Chris baldowert aus, daß die einzigen, die diesbezüglich einen Plan gehabt haben, Eric und Alain sind und packt den schmächtigen brilletragenden Eric auskunftsbegehrend am Kragen. Unter Gewaltandrohung mag Eric jedoch nicht sprechen, also braucht es wieder den sanften einfühlsamen TM Roland, um ihm aus der Nase zu ziehen, daß er und Alain sich in ein verlassenes Dorf ca. 200 km von hier durchschlagen wollten. Roland schlägt vor, in Ermangelung besserer Ideen dorthin zu wandern, was einige der Kids – unsportlich, wie die Jugend von heute nun mal ist – für eine ziemlich doofe Idee halten und statt dessen Paris als Hiking-Ziel in den Raum stellen. „Macht doch,“ grumpft Roland, „da vorn ist ´ne Bushaltestelle!“ Ida stellt Roland die Gretchenfrage, was denn dann im Dorf, gesetzt den Fall, man erreicht es, stattfinden soll (besonderes, wenn ich jetzt eins der zwei Mädel der Clique wäre, hätte ich da nämlich auch gewisse Befürchtungen). Roland fragt sie lieber, ob sie in Chris verliebt sei und sie antwortet: „Ich glaube, ich bin verliebt…“ – Roland bekommt schon gierige Augen – „… in die Weizenfelder und die Landschaft“. Duh. Trotzdem. true love beidseitig, keine Diskussion.

Jedenfalls ist Roland für den Moment ein wenig gefrustet und wandert off. Möglicherweise hätte er dabei die Augen offen halten sollen, dann wär ihm vielleicht der bewaffnete Kerl nebst Schäferhund aufgefallen, der ihn jetzt stellt. Roland muß den Dorfbauern und seinen auftauchenden (und ebenfalls behundeten) Kumpan zu den restlichen Gefährten führen. Die beiden Gewehrträger treiben die Jugendlichen vor sich her (mit Ausnahme von Ida, die sich ins Gebüsch verdrückt hat) und ich halte die Kids für ziemliche Weicheier – eine sechsfache zahlenmäßige Überlegenheit, und kein Kampf? Okay, es gehen vielleicht ein paar dabei drauf, aber dann würde wenigstens der Cast übeschaubarer. Statt dessen macht sich besonders einer der Jungen (ist es Loulou? Keine Ahnung, wüßte nicht, daß der Name jemals ausgesprochen wird) wegen der Köter ins Hemd: „Tun sie die Hunde weg! (Heul!)“ Der Meister der Scholle übergibt die Kids mitnichten der Gesetzesmacht, sondern treibt sie zu einem eigenen Hof, wo er sie in einer Reihe Aufstellung beziehen läßt (ich dachte fast, er bereitet eine ordentliche Exekution vor) und ihnen dann den moralischen Vortrag des verständnislosen Erwachsenen TM hält. „Ihr habt vier Männer auf dem Gewissen! Väter, Ehemänner usw.“ (wir wollen ja nicht davon reden, daß diese verantwortungsbewußten Familienmenschen herzlich gerne ein paar Jugendliche zu Schaschlik verarbeitet hätten), salbadert der alte Knacker und schließt mit der üblichen Feststellung, es nicht mit Menschen, sondern „Bestien“, „gefährlichen Irren“ und „Geisteskranken“ zu tun zu haben (okay, der Sache der Jugendlichen, die versuchen, darauf hinzuweisen, daß sie nicht die Auseinandersetzung vom Zaun gebrochen haben, hilft es nicht, daß Alain sich auf Anfrage als Vatermörder outen muß). „Wir haben nichts Böses gemacht,“ jammert Sissi und Roland, stets besonnen, möchte die Polizei zur Klärung der Sachlage hinzuziehen, aber – wir sind auf´m Land, und da braucht man keine Uniformträger, da wird das Gesetz noch selbst in die Hand genommen. Natürlich darf bei der Litanei auch die „Ihr-glaubt-nicht-an-Gott“-Routine nicht fehlen. Ob ich jetzt, wie´s einer der Jungs betreibt, einem offensichtlich schwer auf der Palme befindlichen und nicht übermäßig intelligenten Dorfbauern, der ein paar Gewehre auf mich richten läßt, ins Gesicht sagen würde, „ich glaube, daß sie nicht ganz richtig im Kopf sind“, naja, ich weiß nicht.

Sei´s drum, der alte Knabe hat eine eigenwillige Auffassung von Justiz, befiehlt den Kids, sich nackig auszuziehen und läßt sich von seinem eigenen Sohnemann ´ne Peitsche bringen. Jedem der Tunichtgute ordnet er eins der Zehn Gebote zu (hm, da muß er sich dann aber noch mindestens das ölfte und zwölfte ausdenken) und hält sein jeweiliges Opfer unter Motivation durch Dresche zur Rezitation des entsprechenden Gebots an (man gibt sich allergrößte Mühe, die Gemächte der Jungs bedeckt zu halten). Ida hat sich indes in den Schafstall geschlichen und zündet selbigen an. Das dadurch eintretende Tohuwabohu nutzen die mittlerweile spontan wieder bekleideten Kids (oder war die Bestrafung schon finis? Dann haben ein paar aber Glück gehabt), um die Verhältnisse umzukehren. Schnell hat man sich die Waffen der Bauern angeeignet und ein Auto nebst Anhänger geklaut. Während der ganze Bauernhof malerisch abfackelt, machen sich unsere Helden inkl. Ida vom Acker. Trotz der erfolgreichen neuerlichen Flucht gibt es Meinungsverschiedenheiten über die fürderhin anzuwendende Taktik, aber die handgreifliche Diskussion wird durch einen Suchhubschrauber abgekürzt. Vor Schreck steuert Chris das Auto in einen ca. 20 cm tiefen Tümpel, was nach Filmlogik bedeutet, daß die Karre nicht mehr weiter verwendbar ist. Die Flucht geht also wieder mal zu Fuß weiter. Sissi hat irgendwann keine Lust mehr und möchte zurückgelassen werden, aber Alain, der mittlerweile romantische Gefühle für die Maid entwickelt, bietet sich an, sie zu tragen. Schließlich erreicht man eine verlassene Hütte und macht sich´s dort so gemütlich, wie´s eben ohne Heizung, Happa-Happa oder Trinkbares geht. Roland erspäht mit Kennerblick, daß Ida friert und bietet sich gönnerhaft an, sie abzufrottieren, sofern sie dafür aus ihrer Bluse fährt. Gesagt getan. Das mag sich Chris nicht lange ansehen und verwickelt Roland eifersüchtig in einen Zweikampf. Ida richtet ihren Zorn einseitig auf Chris, der daraufhin beleidigt abzieht und sich zum Schmusen, eh, abfrottieren, einen der Jungs auskuckt (keine Ahnung, welchen). Ganz sanft fährt Chris seinem neuen Spielzeug über´s Haar (ist der Typ am Ende schwul und weiß es nicht? It deems possible). Roland geht nach draußen, um die Lage zu peilen – sollte er nicht tun, denn normalerweise gibt´s immer Ärger, wenn der Kerl alleine in der Gegend rumstiefelt. So auch jetzt. Er kuckt nämlich ziemlich unverrichter Dinge in den Lauf einer Gendarmen-Pistole. Wieder einmal werden die Kids zusammengetrieben und in einen Polizei-Bus gepfercht. Womit aber die Flics nicht gerechnet haben, sind die lokalen Dörfler, die das aus in ihren Augen bestehende Jugendkriminalitätsproblem lieber selbst lösen wollen, eine Straßensperre errichtet haben und die Auslieferung der Kids fordern, und diese recht handgreiflich. Einer der Cops feuert ein paar Warnschüsse ab, die Dörfler stieben auseinander und der Fahrer des Busses fährt selbigen ohne Not einen Abhang hinunter (war ihm grad danach?). Die Karre überschlägt sich und die Kids können erneut ausbrechen. Es geht wieder durchs Gewölle, bis Maxime nicht mehr weiter kann und von Chris getragen wird (war Maxime sein Kuscheltier von eben? Könnte gut sein). Ida knickt um, wird aber von Roland heldenhaft „gerettet“. Maxime bekommt einen Nervenzusammenbruch, heult und jammert rum, zurück ins Heim zu wollen (tja, hättest du dir früher überlegen sollen), aber Chris ist nun ganz sanft und liebenswürdig, tröstet den armen Jung und ist verständnisvoll-liebreizend bis zum Gehtnichtmehr. Ein wahres Traumpaar…

Ums abendlichen Lagerfeuer versammelt plagt unsere Helden der Kohldampf, bis der Vietnamese unter den Jugendlichen Phantomessen erfindet (d.h. er pantomimt Nahrungsaufnahme), was begeisternd aufgenommen wird und zu allgemeiner Hochstimmung führt, bis nun Eric einen kleinen Zusammenbruch erleidet und seinerseits tätschelnd und streichelnd von Roland getröstet wird (sind die alle vom anderen Ufer?). Some pointless rambling über die verschiedentlichen Gründe, warum unsere Kids überhaupt im Heim gelandet sind, schließt sich an (nichts davon ist wirklich bedeutsam oder läßt uns die Burschen näher ans Herz wachsen). Ida schluchzt vor sich hin, Roland will in bewährter Manier trösten, aber Chris warnt ihn, sich ihr zu nähern. „Liebst du sie?“ fragt Roland unschuldig, „ich liebe sie auch!“ Für Chris ein unhaltbarer Zustand, weswegen er ankündigt, Roland möglicherweise demnächst zu entleiben. „Schon möglich,“ gibt Roland zu, womit die Sache für den Moment ausdiskutiert wäre. Dauert der Film noch lang?

Okay, weiter im Text. Am nächsten Tag laufen die Kids einem Großaufgebot Militärs in die Hände bzw. vor die Gewehrläufe. Roland bläst zur Flucht, aber zwei der Ausreißer (darunter der mit der Hundephobie) werden festgenommen. Der Rest findet sich an einer Klippe wieder (naja, es sind ungefähr 5 Meter Abgrund bis zu einem Fluß). Ein beherzter Sprung wäre die Rettung, nur Chris traut sich nicht – ja, der knallharte Leader (mit der soften Seite, newa) kann nicht schwimmen. Kein Problem, verspricht Roland, er wird ihn schon mitschleifen. Tatsächlich widersteht Roland der naheliegenden Versuchung, den Rivalen nun unbürokratisch absaufen zu lassen, sondern zerrt ihn zu einem Baumstamm, auf den sich schon die anderen gerettet haben und auf dem nun eine muntere Wildwasserpartie durch Stromschnellen stattfindet. Bis auf Chris und Roland werden alle abgeworfen und es stellt sich raus, daß die ins-Wasser-gefallenen eindeutig die besseren Karten haben, denn der Baum treibt auf den gesetzlich vorgeschriebenen Wasserfall zu, bleibt aber über der Kante hängen, Roland droht abzustürzen, aber Chris, offenbar auch nicht soo mordlüstern wie gedacht, zieht ihn nach oben. In Sachen Lebensrettung steht´s also 1:1. Sissi hat mittlerweile eine Höhle entdeckt und die muß als Versteck auch herhalten, weil die Staatsmacht auf´nem Schlauchboot anreitet und Tränengasgranaten wirft. Zwar haben unsere kriminellen jugendlichen Schlimmfinger vor der dunklen Höhle ziemlich geschlossen die Hosen voll, mögen sich aber auch nicht fangen lassen und dringen daher ins Höhleninnere vor (was bekanntlich ohne Licht und Ausrüstung nicht zu den nachahmenswerten Ideen gehört). Nene, der kleine Schwarze, kriegt jetzt seinen kleinen Depri-Anfall, wieder tröstet Roland (das geht mir langsam, aber verdammt sicher auf den Zeiger). Roland und Ida erlauben sich einen romantischen Moment, was Chris daran erinnert (und er Roland), daß er ihn demnächst umzubringen gedenkt (und da meint man, seit der Baumstammnummer wären die Jungs Freunde für´s Leben… es gibt keine Dankbarkeit und keine echte Männerfreundschaft mehr, wenn Frauen im Spiel sind). Sissi stürzt in einen unterirdischen Fluß und wird hinweggespült. Ihre Kameraden halten sie für sofort ersoffen und sind mächtig traurig, doch da tönt Sissis Stimme von DRAUSSEN – tja, der unterirdische Fluß war der Ausgang, man muß sich nur mittreiben lassen. Todesmutig hüpfen die Kids in die Fluten (Chris wieder an Roland geklammert) und werden ins Freie gespült – da den Ordnungsmächten der zweite Höhlenausgang nicht bekannt zu sein scheint, können die Ausreißer laut johlen und jubeln, endlich frei zu sein…

Glücklicherweise mangelt es der französischen Provinz nicht an verfallenen und verlassenen Gebäuden und in einem solchen schlagen die Ausreißer ihre Zelte auf und freuen sich über die zahlreichen unbeschriftenen Alkpullen in der noch intakten Hausbar (allerdings: wenn ich eine Schnapsflasche finde und probiere, juchze ich dann wirklich „Das ist Alkohol!“ oder doch eher „Das ist Schnaps!“? Es sei denn, es wäre medizinischer Alk, aber davon kann man sich ja nicht wirklich viel hinter die Binde kippen…). Sei´s drum, am Abend sind die Kids stockbesoffen und verbringen die Zeit damit, Indianertänze um ein Freudenfeuer aufzuführen. Sissi feels sexy, schiebt lasziv ihren Rocksaum höher und verdrückt sich ins Gewölle. Maxime (isses glaub ich) begreift dies als Einladung, folgt und schreitet zur Besteigung. Sissi hat das wohl offensichtlich nicht so geplant, wehrt sich zu Beginn, aber wenn man denn schon mal dabei ist… Auch Roland und Ida sind voll wie die Strandhaubitzen und albern herum. Chris, der sich sicherheitshalber sichtlich nüchtern gehalten hat, hält die Stunde der Abrechnung für gekommen und zückt sein Klappmesser. Roland ist zwar mit einer Pistole überlegen bewaffnet, aber die kann ihm Chris aufgrund besserer Feinmotorik aus der Hand kicken, worauf Roland sich mit einem glühenden Holzscheit armiert und Chris damit ein wenig ankokelt. Die beiden balgen sich eine Weile, bis sich einer der anderen, Alain isses wohl, dazu bemüßigt fühlt, Ida, bekanntlich Stein des Anstoßes, zu einem Machtwort zu bewegen. Ida bescheidet Chris, Roland zu lieben. Immerhin, Chris trägt die Niederlage als aufrechter Sportsmann und fordert Roland auf, doch zu Ida zu gehen.

Als nächstes stolpert die Rasselbande in eine Kleinstadt und, da´s wohl Sonntag ist, brechen erst mal einen Supermarkt auf. Alain ist leider deppert genug, ein Marmaladenglas fallen zu lassen, was den Besitzer des Ladens auf den Plan ruft. Rolands gezogene Knarre überzeugt den Shopkeeper allerdings davon, den Gratiseinkauf für´s erste zuzulassen. Und weil Provinzkrämerladen grundsätzlich alles haben (das ist eine Auswahl von fast schon Dawn of the Dead-esquen Mall-Verhältnissen), können unsere Helden sich auch mit kiloweise Waffen und Munition eindecken. Ein Kleinbus ist auch schnell geklaut und so kann die Flucht nun wieder automobil vorangetrieben und sich der Magen vollgeschlagen werden… denkste! Eine Straßensperre stellt sich in den Weg und betont unauffällig brechen unsere Freunde querbeet in einen Steinbruch. Solche Unternehmungen haben aber meistens nur eine Einfahrt… Jep, es darf wieder gelaufen werden. Die Gendarmen folgen und schießen Alain, der in dem Büro-Bauwagen der Firma einen Sack Dynamit gefunden hat, ins Bein. Die halsbrecherische (gähn) Flucht führt über eine wackelige Hängebrücke. Eric bricht ein und zieht sich einen Spreißel ins Bein. Weil Chris und Roland erst Eric bergen müssen, bleibt Alain erst mal auf der Brücke zurück. Da die verfolgenden Gendarmen näher kommen, bringt Alain todesmutig Dynamitpakete an und bläst sich, da er den weiten Weg der ungefähr zehn Meter bis zum rettenden anderen Ende der Brücke nicht mal kriechend schafft (Weichei) mitsamt der Brücke (nicht nach einem letzten melodramatischen Winken) in den Orkus.

Offensichtlich latschen die verbliebenen Ausreißer tagelang durch den französischen Busch (von was leben die eigentlich? Die erbeuteten Essensvorräte blieben im Steinbruch auf der Strecke) und langsam glaubt niemand mehr so richtig dran, daß Erics Dorf tatsächlich existiert. An einem Tümpel giftigen Brackwassers werden die Kids von einer Reitersfrau aufgegriffen, die sich als typische praktisch veranlagte alte Landadels-LadyTM entpuppt, auf ihrer „Rancho Notorioso“ wohl eine Pferdezucht betreibt, Sissi stilsicher als Pferdenärrin ausmacht und die ganze Rasselbande zum Essen einlädt, vorausgesetzt, man wäscht sich vorher. Es gibt heiße Suppe, die nach anfänglichem Zögern begierig aufgeschlabbert wird. Die Lady informiert unsere Kids darüber, daß sie Tagesgespräch in ganz Frankreich sind und als Staatsfeinde Nr. 1 ausgemacht sind. Pointless blather ensues (you know, das übliche „seid ihr sicher, was ihr tut?“/“geht sie nix an“-Gelabere, das nirgendwo hinführt). Und, Madame Landlady, ich bin zwar auch Raucher, aber wenn andere Leute mampfen, bleibt die Kippe aus. Keine Manieren, die Franzosen…

Roland und Ida sharen einen romantic moment und schwören sich ihre ewigliche Liebe – Roland bricht in Tränen aus, weil er „jedes Mal, wenn ich dich in den Arm nehme, Angst habe, das alles vorbei ist“. „Auch unsere Liebe?“ erkundigt sich Ida besorgt. Nee, die selbstverständlich nicht. „Liebe mich, Roland,“ bittet Ida… wer kann dazu schon nein sagen? Sissi, z.B., die nämlich hat sich in die Gäule verknallt und beschlossen, auf der notoriösen Ranch zu bleiben (weiß das die Hausherrin? Was sagt sie dazu? Was werden die Gendarmen dazu sagen?). Der Rest der Bande klaut in der Nacht die Pferde und reitet vom Acker (schon prima, daß eine Bande erziehungsheimerfahrener jugendlicher Hoodlums perfekt reiten kann), beruhigt aber Sissi: „Wir schicken die Pferde zurück!“ (plus Kalauer: „Genau, per Post!“). Nach einigen Stunden Ritt bietet sich den verbliebenen Kids (vor allem Ida sollte jetzt wirklich zu denken geben, daß sie das einzige Weibsvolk darstellt) das nicht mehr für möglich gehaltene Panorama des gesuchten Dorfs. Das ist zwar erheblich runtergekommener, als Eric das in Erinnerung hatte (und endlich erfahren wir auch, woher er von dem Dorf weiß – seine Großeltern lebten dereinst hier). Die Begeisterung über den verfallenen Zustand der Gemäuer hält sich zunächst in Grenzen, aber, man arrangiert sich damit – schließlich hat man´s geschafft und überhaupt. Ein platter Fußball wird gefunden und sorgt für Party-Stimmung, doch little do they know, daß sprichwörtlich hinter jedem Busch und Felsen ein Flic lauert – schätzungsweise die halbe französische Polizeimacht… kommt da noch ein Butch Cassidy and Sundance Kid-Ending?

Während ich noch so überlege, was die Kids nu eigentlich, gesetzt den Fall, die Bullen wären nicht in den Büschen, in dem Dorf treiben wollten (Kommune gründen? Ackerbau und Viehzucht betreiben?), kommt Chris auf die Idee, das verbliebene Dynamit (eh, hatte das nicht Alain???? Und ist damit in die Luft geflogen?) als Feuerwerk zu verwenden und schmießt es irgendwohin ins Grüne, was die Bullen aufscheucht und sie in Deckung gehen läßt. Als der Explosionsqualm sich gezogen hat, starren wir nicht, wie´s realistisch wäre, auf einen Haufen durchsiebter jugendlicher Körper, sondern ungläubig auf die fröhlich paradierenden Kids, die „Be-bop-a-lula“ singen. Und dann kommt der Abspann und ich denke nur noch „What the FUCK???!“

Ich hatte angesichts des diesem Streifen vorauseilendem Rufs (soweit es Freund peroy betrifft) und der Tatsache, daß er bei einem Grütze-Label, von dem ich noch nie was gehört hatte, veröffentlicht wurde, ja eigentlich die Befürchtung/den Verdacht, es hier mit einer französischen Zero-Budget-Produktion von allgemeiner Trashigkeit zu tun zu haben, aber mitnichten. Bei Outlaws (der französische Originaltitel bedeutet schlicht das selbe, schreibt sich aber umständlicher) handelt es sich eben nicht um eine B-Produktion irgendwelcher Independent-Filmer, sondern um ein ambitioniertes Big-Budget-Projekt, das seinerzeit relativ groß gestartet wurde und in der einschlägigen französischen Filmpresse, soweit sich aus aus heute allgemein zugänglichen Quellen ermitteln läßt, ein ganzes Bündes wohlwollender Besprechungen erhielt und dennoch an den Kinokassen bodenlos floppte. Es wundert mich nicht, warum, auch wenn ich, um das gleich mal vorwegzunehmen, den Streifen nicht vollkommen hasse.

Nach allem, was man so aus unserem westlichen Nachbarland mitbekommt (und man bildet sich ja und kuckt politische Auslandsmagazine), ist dort das Problem der Jugendkriminalität und Gangbildung erheblich gravierender als bei uns – es ist ein Thema, das französische Filmemacher schon des öfteren mal angepackt haben (ich erinnere mich z.B. an das auch mit einigem Erfolg in hiesigen Programmkinos gelaufene harsche Drama Hass. Robin Davis und seinen Co-Autoren muß eine Analyse diese Phänomens vorgeschwebt haben – das ist zweifellos gut gemeint, scheitert aber formal und inhaltlich nicht nur am eigenen Anspruch.

Das allergrößte Problem des Scripts ist, daß wir über die Jugendlichen viel zu wenig erfahren. Ich gehe stark davon aus, daß dies durchaus so beabsichtigt ist – Sinn der Übung soll vermutlich sein, daß wir als Zuschauer vorurteilslos an die Sache herangehen und die Halbstarken nicht vorverurteilen, weil sie in einem Erziehungsheim stecken, als wir sie kennenlernen. Davis & Co. geht es darum, die Kids als schlichte Menschen zu schildern, die aufgrund der Intoleranz ihrer Umwelt in die Gesetzlosigkeit getrieben werden. Ironischerweise erweist sich gerade dieser wohlmeinende Ansatz als Eigentor – weil wir von den Kids nichts wissen, außer daß sie eben Heiminsassen sind, fehlt jegliche emotionale Bindung zu den Charakteren – es sind einfach ein Haufen juvenile delinquents, von denen wir ausgehen, daß sie schon aus gutem Grund einsitzen (wenn wir später ansatzweise ein paar Hintergrundgeschichten über die Kids erfahren, bleiben diese absolut oberflächlich und helfen nicht weiter… Alain ist Vatermörder, ja, schön, aber hatte er vielleicht einen Grund dafür? Oder war´s aus Jux und Dollerei?). Es ist förmlich greifbar, wie sehr das Drehbuch darauf hinkonstruiert ist, daß wir eben gerade NICHTS über die Charaktere wissen sollen, eben weil dadurch die vermeintliche Grausamkeit der Erwachsenen und der Staatsmacht noch effektiver wirken soll, aber es funktioniert nicht. Das Schicksal der Kids geht dem Zuschauer, oder zumindest mir, irgendwo heckwärts vorbei.

Dazu stören die weiteren formalen Mängel des Scripts – generelle Unglaubwürdigkeiten (zuerst interessiert sich nicht mal ´ne Polizeistreife dafür, daß ein ganzes Rudel JD´s aus dem Heim ausgebüxt ist und vier Tote später sind die Kerle „Staatsfeind Nr. 1“ und werden mit ganzen Batallionen gejagt?), Dummverhalten der Charaktere und simple Logikfehler (woher können alle Kids reiten? Wie überhaupt kommen sie ohne Nahrung/Wasser soweit durch die Provinz? Und gibt´s in Fronkreisch tatsächlich noch Gegenden, in denen munter gelyncht wird? Obwohl den Froschfressern ja prinzipiell alles zuzutrauen ist :-)). Das alles führt zu einem unbefriedigenden Gesamtbild, zumal die „Action-Sequenzen“ (wie besonders die lustige Rafting-Partie) aufgesetzt wirken. Memorabel bleiben so hauptsächlich die Anfangsszene auf dem Provinz-Ball, die durchaus glaubhaft gelöst ist (mit ihrem alltäglichen Rassismus) sowie die krude „Bestrafungsszene“ auf dem Bauernhof, die zwar so rein verstandesmäßig vollkommen neben der Spur liegt, aber zumindest einen Hauch Inspiration zeigt (und wenn´s ein sehr surrealer ist). Diese „guten“ Szenen werden aber durch Idiotien wie den Polizeibusfahrer mit dem Todeswunsch (der sich und sein Gefährt, wie im Review geschildert, etwas uninspiriert in den Abgrund steuert) oder das plötzliche Auftauchen der Reiterhof-Lady und ihre seltsame Dinner Party mühelos aufgewogen. Ein gnadenloser Stinkstiefel ist aber das absolute Anti-Ende – den fälligen downer hat Davis seinem Publikum wohl nicht zumuten wollen und statt dessen dieses vollständig debile Be-bop-a-Lula-Finish angetackert. Sehr sehr strange und ziemlich daneben.

Handwerklich-technisch ist der Streifen nicht übel – auch wenn Davis beileibe kein Könner in Punkto Spannungsaufbau ist (aber es ging ihm ja auch weniger um Tension, Suspense und Action, als um human drama und Message), aber die Szenen sind vernünftig aufgebaut, gelegentlich schimmern künstlerische Ambitionen durch (die erste nächtliche „Verfolgung“ durch die Wälder ist ausgesprochen ansehnlich gelöst); die Kameraführung ist dieweilen opulent zu nennen (dafür verantwortlich Jacques Steyn, der für seine Arbeit an Carl Schenkels Abwärts, der filmisch allerdings völlig andere Baustelle darstellt, einen Bundesfilmpreis kassierte) – blöderweise mag dieser durchaus edle Look nicht zum Film passen, denn wenn man schon einen Film mit Message machen will, der Jugendgangs, alltägliche Intoleranz und Unverständnis seitens der Erwachsenenwelt gegenüber den freiheitsliebenden Kids, thematisiert, sollte der „gritty“ aussehen, schmutzig-rauh, und nicht stylish-elegant. Hier fügen sich Inhalt und Form überhaupt nicht zusammen.

Regisseur Davis, dessen fünften Film Outlaws darstellt, brauchte anschließend fünf Jahre, um ein neues Projekt zu realisieren und verdingte sich wohl auch notgedrungen als TV-Regisseur für die Serien Counterstrike und Highlander (jawoll, DER Highlander), nachdem er bereits 1983 für die Horror-Serie The Hitchhiker ein paar Episoden inszenierte. Seine letzten vier Arbeiten waren allesamt französische Fernsehproduktionen.

Schauspielerisch machen die Teen-Darsteller ihre Sache gar nicht so schlecht. Gut, Clovis Cornillac, der sich in leichter Selbstüberschätzung in der Tradition großer französischer Schauspieler nur mit seinem Vornamen kreditieren läßt, muß man erst mal abnehmen, daß dieses babyface, der aussieht wie maximal dreizehn, hier den Ersatz-James-Dean-Rebel without a cause geben soll – und ehrlich gesagt, das tu ich bis zum Finale nicht, aber Clovis müht sich einigermaßen (und hey, er würde später noch mal Asterix spielen… Future Doc). Immerhin gelang es ihm im Anschluß, eine passable Karriere im französischen Film bzw. Fernsehen zu lancieren, auch wenn nichts, was in seiner Vita steht, nach internationaler Bedeutung aussieht. Waldeck Stanczak gefällt mir prinzipiell ganz gut, auch wenn er wiederum für seine Rolle viel zu alt ist (24 zum Drehzeitpunkt, und das kann man auch durchaus so schätzen), aber er schafft es teilweise, seinem Charakter (der so heftig underwritten ist, wie´s nur sein kann, und da er einer der zentralen drei Charaktere ist, ist das schon ein ziemliches Manko) Leben einzuhauchen. Für ihn gilt das gleiche wie für Clovis, er konnte sich über mangelnde Beschäftigung im Anschluß nicht beklagen, aber das blieb alles schön im Lande Frankareich. Nathalie Spilmont als Ida ist mir ein bißchen zu eindimensional, dafür bringt Isabelle Pasco als Sissi ein wenig mehr Spielfreude und Versatilität mit (komischerweise ist ihr Charakter, obwohl eigentlich eher nebensächlich, noch einer der detaillierteren, da man ihr ein paar character scenes läßt). Pasco ist auch das einzige Ensemblemitglied, das auch ein paar internationale Erfolge aufzuweisen hat: 1988 spielte sie im durchaus wohlgelittenen Thriller High Frequency, 1991 im Art-House-Erfolg Prospero´s Books und zuletzt in der Deppen-Komödie Ali G In Da House.

Das Tape von Acron kommt überraschenderweise sogar mit einem ziemlich anständigen Widescreen-Transfer (ca. 2.2:1) und bewegt sich ansonsten auf dem technischen Niveau einer Mid-80er-VHS-Kassette.

Outlaws war also nicht ganz die filmische Vollkatastrophe, die ich befürchtet hatte – statt einem trashigen Actionfilm stellte sich mir ein ambitioniertes, aber leider fehlgeschlagenes Sozialdrama unter der Tarnung eines Action-Thrillers vor. Das ganze riecht, wie gesagt, nach wohlmeinender Intention, schießt sich aber von Anfang an vehement durch die Brust ins eigene Knie, weil schlicht und ergreifend die Voraussetzungen fehlen, daß die gut gemeinte Botschaft der Toleranz auf fruchtbaren Boden fallen kann. Anstatt betroffen zu machen, daß die fiese böse Erwachsenenwelt einer Handvoll unschuldiger junger Leute übel mitspielt (und ich hab mich gar nicht auf einen anderen möglichen Subtext eingelassen, der durchaus valide wäre – man könnte gutwillig die Suche nach dem Dorf auch symbolisch für die Suche nach einer idealen sozialistischen Gesellschaft sehen; und angesichts der in Frankreich traditionell starken kommunistischen Bewegung ist der Gedanke gar nicht so abwegig), versandet der hohe Anspruch in einem leidlich spannenden Abenteuerfilmchen mit einigen wirklich hanebüchenen Wendungen. Da seh ich mir dann doch lieber noch mal Battle Royale an – die japanische Antwort auf das Thema Jugendkriminalität ist da in jeder Hinsicht radikaler und auch wesentlich unterhaltsamer. Dem Regisseur und seinen Co-Autoren schreibe ich jedenfalls abschließend ins Stammbuch: Thema verfehlt, setzen.

Und um noch mal auf den reinen filmischen Unterhaltungswert zurückzukommen: der Streifen sieht durchaus schick aus, schafft es aber nie, mitzureißen – gepflegte gutaussehende Langeweile. Hassen kann ich den Film, wie gesagt, aufgrund seiner guten Absichten, die ich durchaus würdige, und seiner kompetenten, wenngleich unpassenden Machart, nicht, aber ich bezweifle, daß dieses Tape in den nächsten zehn-fünfzehn Jahren noch mal in den Player wandert. Dazu gibt der Streifen in keiner Hinsicht genügend her.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


mm
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