Original Gangstas

 
  • Deutscher Titel: Original Gangstas
  • Original-Titel: Original Gangstas
  •  
  • Regie: Larry Cohen
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Fred Williamson (Joe Bookman), Jim Brown (Jack Trevor), Pam Grier (Lori Thompson), Paul Winfield (Reverend Dorsey), Richard Roundtree (Slick), Ron O’Neal (Bubba), Charles Napier (Mayor), Wings Hauser (Casey), Robert Forster (Det. Slatten), Christopher B. Duncan (Spyro), Eddie Bo Smith jr. (Damien)


Vorwort

Gary, Indiana, ist kein besonders angenehmes Pflaster… nach dem Niedergang des örtlichen Stahlwerks ist, was konnte, weggezogen und der Rest muss zusehen, wie er zwischen den Jugendbanden, die die Kontrolle über die Stadt mehr oder weniger unwidersprochen an sich gerissen haben, zurechtkommt. Eines weniger schönen Tages zockt der junge Kenny die Gang der „Rebels“ bei einem Basketballspiel ab. Schlechte Verlierer, die Gangchef Spyro und seine rechte Hand Damien von Haus aus nun mal sind, ordnen sie die umgehende Exekution des cleveren Bürschleins an, was in Form eines drive-by-shootings prompt erledigt wird. Der alte Ladenbesitzer Mr. Bookman, dem das Treiben der Gangs zu weit geht, gibt den Cops einen Tipp, wird aber selbst verpfiffen und angeschossen. Dies wiederum ruft Bookmans Sohn, den früheren Football-Star Joe auf den Plan. Ebenfalls herbei eilt Kennys Vater, der vormalige Boxchampion Jack Trevor. Jack möchte mit den Gangs am liebsten kurzen Prozeß machen, der besonnene Joe erklärt sich auf Vermittlung des dem ganzen Treiben relativ machtlosen (weißen) Bürgermeister (und seinem windigen Assistenten) und des lokalen Reverends zu Verhandlungen mit den „Rebels“ bereit – schließlich waren Jack, Joe und ihre Freunde die Gründer der „Rebels“. Wenig überraschenderweise führen die Verhandlungen zu nichts, außer dass die „Rebels“ damit beginnen, die Nachbarschaft offen zu terrorisieren. Da von den Behörden keine Hilfe zu erwarten ist, wird’s wohl an den alten Herren (und Lori, Joes Adoptivschwester und Jacks Ex) hängen bleiben, für Zucht und Ordnung zu sorgen. Also versuchen die „Original Gangstas“ zunächst einmal, einen kleinen Bandenkrieg zu provozieren…


Inhalt

Es musste ja früher oder später passieren. Die schleichende Rückkehr des Blaxploitationfilms durch Gang- und Gangsta-Filme mit Rappern konnte ja auch an den alten Schlachtrössern das black cinema nicht vorbeigehen… und nachdem Fred Williamson wohl auch das Gefühl hatte, bei der Wayans-Hommage-Parodie „I’m Gonna Git You Sucka“ (dt. „Ghettobusters“) sträflich übergangen worden zu sein (im Gegensatz zu den Kollegen Jim Brown, Isaac Hayes, Bernie Casey und Antonio Fargas) produzierte er seine zumindest von der Besetzungsliste her praktisch unschlagbare eigene Rückkehr der glorreichen black-power-Recken gleich mal selbst. Als Regisseur wurde mit Larry Cohen ein Routinier angeheuert, der nicht nur dafür bekannt ist, mit relativ wenig Geld solide bis ansprechende Resultate abzuliefern (was ihn vor gelegentlichen Tieffliegern wie „Salem’s Lot 2“ auch nicht bewahrte), der aber, und das ist ebenfalls fast schon Allgemeinbildung, zumeist dann am besten ist, wenn er eigene Stoffe verfilmt – hier hat Cohen nicht sein eigenes Script verfilmt, aber, was auch gern vergessen wird, auch Meister Cohen, eigentlich als Horror-Spezialist bekannt, ist ein Veteran des Blaxploitation-Kinos („Black Caesar“ anno 1973, mit … Fred Williamson). Die Grundidee der Geschichte unterscheidet sich gar nicht mal so sehr von der der angesprochenen Wayans-Komödie – hier wie dort kommt jemand zurück in seine alte „hood“, findet sie als von Gangs und Verbrechen überrannt vor und beschließt, nachdem von offizieller Seite keine Hilfe zu erwarten ist, auf eigene Faust aufzuräumen. Wirklich originell ist diese Story nicht – geistreiches Denkerkino ist nicht zu erwarten, auch keine größeren Plotüberraschungen, aber es gibt einige nette kleinere Ideen wie den Reverend, der „den Frieden“ in der Gemeinde sichern will, indem er mit den Gangs paktiert; im Großen und Ganzen verläßt sich der Streifen aber auf bekannte Motive (wieder einmal gibt’s eine Sequenz, in der alte Kämpen gemeinen Bürgern das Kämpfen beibringen… wobei’s durchaus immer wieder lustig ist, wenn ’ne alte Oma mit der Baseballkeule einen Dummy dort traktiert, wo’s richtig fies wehtun würde).

Das Pacing ist eher bedächtig – der Streifen versteht sich mit Sicherheit nicht als rassiger Actionfilm, sondern als actiongewürztes Drama – Actionfreunde werden ganz schön auf die Folter gespannt, ehe nach etwa einer Stunde der richtige Feuerzauber los geht (dann aber mit vertretbarem Aufwand, ordentlich Bleiaustausch und kräftig Pyrotechnik), bis dahin muss man mit zwei-drei Szenen, in denen Fred Williamson händisch Dresche verteilt (in einer Szene von Jim Brown unterstützt) Vorlieb nehmen. Etwas enttäuschend ist, dass Ron O’Neal und Richard Roundtree ein wenig zu kurz kommen; beide absolvieren eigentlich nicht viel mehr als extended cameos – sie haben jeweils eine Szene vor dem Showdown und greifen dort den nominellen Helden Williamson/Grier/Brown noch mal unter die Arme; trotzdem natürlich ein beeindruckendes Bild, wenn fünf der größten Ikonen des Blaxploitation-Kinos nebeneinander in die Schlacht ziehen – allein dieses Bild ist schon fast die Investition in den Streifen wert, das sieht man nicht alle Tage (und wird man vor allen Dingen auch nicht wieder sehen). Prinzipiell wären auch die dramatischen Elemente nicht gänzlich verkehrt (einige der angesprochene Punkte wie „lassen-wir-die-Gangs-gewähren-solange-sie-UNS-in-Frieden-lassen“ kann man ja durchaus auch auf hiesige Verhältnisse übertragen, wenngleich drive-by-shootings zugegeben sowohl in links- als auch rechtsradikal unterwanderten Gebieten gottlob bislang eher selten sind), nur leider ist die deutsche Synchronisation alles andere als gelungen (was schon mal daran liegt, dass Fred Williamson – of all people – mit der deutschen Stimme von Tom Hanks spricht). Scheint mir manchen Dialog etwas schmalziger zu machen als es unbedingt nötig wäre. Nichtsdestotrotz bleibt der Film ziemlich kurzweilig (schon allein wegen Fred Williamson, der einfach cool geboren wurde und natürlich seine Trademark-Zigarre oft und gern spazieren trägt), die Action im Showdown entschädigt für den ein oder anderen leichten Durchhänger im Vorlauf (allerdings ist die deutsche Scheibe um gut fünf Minuten gekürzt, wobei es sich wohl ausschließlich um etwas derbere Szenen handelt). Der Soundtrack wird – wie könnte es anders sein – mit haufenweise Hip Hop und Soul bestritten (relativ konsequent bekommen die modernen Gangs die neumodischen Rap-Sounds zugeordnet, während die alten Helden mit Soul in den Kampf geschickt werden). Die nicht ganz unbekannte Soul-Combo The Chi-Lites bestreitet sogar einen Gastauftritt.

Der Cast ist, wie schon angedeutet, elefantös. Fred Williamson, einer der coolsten Menschen auf dem Erdball (so ungefähr in einer Liga mit Takeshi Kitano; die sollten mal ’nen Film zusammen drehen), hier auch wie bereits erwähnt als Produzent am Start, überzeugt zwar durch schiere Präsenz, wird aber durch die gruselige deutsche Synchro gehandicapt – auch ein Tacken mehr Selbstironie, wie Meister Williamson es ja durchaus drauf hat, wäre nicht verkehrt gewesen. Jim Brown („Running Man“) steht ihm in Punkto coolness nicht viel nach, Pam Grier („Jackie Brown“, „Coffy“) ist mir in der ersten Filmhälfte etwas zu weinerlich (liegt aber auch am Charakter), lässt im Showdown aber sehr wohl ihre badass-Qualitäten erkennen. Ron „Superfly“ O’Neal und Richard „Shaft“ Roundtree haben leider relativ wenig zu tun. Aber das ist noch nicht alles, was die Cast-Liste zu bieten hat. Als Reverend bietet Paul Winfield („Star Trek II, „Terminator“) eine gute Vorstellung, die Fraktion der bleichhäutigen B-Film-Stars wird durch Charles Napier („One Man Force“, „Alien aus der Tiefe“) und Wings Hauser („L.A. Bounty“, „Coldfire“) vertreten, wobei Napier etwas unterbeschäftigt bleibt, aber Hauser mit der zwar auch relativ kleinen, aber effektiven Rolle des schleimigen Polit-Profis punkten kann. Das Jungvolk ist weniger prominent: Christoper B. Duncan („The Jamie Foxx Show“) gibt den jugendlichen Gang-Chef Spyro als eine Mischung aus frühem Will Smith und gegenwärtigem Ice-T (ersterer Eindruck verstärkt sich sogar noch dadurch, dass im Filmverlauf als rivalisierender Gang-Chef ein Jazzy-Jeff-Lookalike eingeführt wird. Eddie Bo Smith Jr. („Chain Reaction“, „Auf der Flucht“) ist als sein physisch präsenterer Partner Damien etwas, naja, überzeugender als Schurke. Ganz ohne Rapper kommt natürlich auch „Original Gangstas“ nicht aus. Kollege Scarface ist mit einem Cameo-Auftritt bedinent, eine größere Rolle spielt – wenngleich wenig eindrucksvoll – Shyheim Franklin aus dem Wu-Tang-Umfeld.

DVD

Bildqualität: CTI kommt uns hier mit einem (nicht anders zu erwartenden) Vollbildtransfer (der Film ist in Widescreen gedreht, das genaue Aspect Ratio ist mir aber gerade nicht bekannt). Die Qualität des Transfers ist dabei – für die Verhältnisse eines absoluten Billiglabels wie CTI – ordentlich. Kanten- und Detailschärfe erreichen durchaus zufriedenstellende Werte, die Farben sind okay, der Kontrast in den vielen dunklen Szenen verbesserungswürdig, ebenso die Kompression. Mit fortdauernder Filmlaufzeit stellen sich auch einige Störblitze ien.

Tonqualität: Was hätte ich bei diesem Film für den O-Ton gegeben… nicht, wiel ich auf inflationäre „fucks“ und „motherfuckers“ stehe, sondern, weil die deutsche Synchro, vorgelegt im 2.0-Surround-Mix, einfach nur übel ist. Nicht von der Sprachqualität, sondern einfach von der Übersetzungs- und Sprecherqualität her, versteht sich. Technisch ist der Audiotrack nicht bemerkenswert, aber auch nicht gravierend ohrenbeleidigend. Gute Durchschnittsware für eine Billig-DVD.

Extras: Wie eigentlich immer bei CTI ein solides Nichts.

„Original Gangstas“ ist wohl weniger was für Freunde des modernen harten „urban thrillers“, sondern etwas für Blaxploitation-Nostalgiker, die einen ganzen Eimer ihrer alten Heroen, durchaus gut aufgelegt, noch einmal im gemeinsamen Kampf gegen das Unrecht (und dabei ausnahmsweise nicht gegen „Whitey“) erleben wollen. Dem Streifen würde etwas mehr Tempo im Mittelteil und insgesamt vielleicht ein weniger todernster Approach nicht schaden, dennoch, auch wenn der Streifen natürlich wesentlich unrealistischer is, würde ich „Original Gangstas“ einem „Bullet“ vorziehen. Aber das liegt bestimmt schon in der Besetzungliste begründet… Wer die alten Kämpen Williamson, Brown & Grier in sein Exploitation-Herz geschlossen hat, wird diesen Film möglicherweise regelrecht lieben – aber dann sollte er sich gleich die RC1-DVD von MGM zulegen, die kommt nämlich auch in Widescreen und ohne ernüchternde Synchro. Larry-Cohen-Fans, die vom Namen des Regisseurs angezogen werden, aber nur seine Horror-Sachen kennen, werden aber eher enttäuscht sein. Die CTI-Disc ist von Bild und Ton eine der besseren des Labels, aber eben leider ziemlich radikal gekürzt.

3/5
(c) 2005 Dr. Acula


mm
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