Orgie des Todes

 
  • Deutscher Titel: Orgie des Todes
  • Original-Titel: Enigma rosso
  • Alternative Titel: Trauma | Red Rings of Fear | Rings of Fear | Virgin Killer | Virgin Terror | Das Phantom im Mädchenpensionat | Warum musste Angela sterben? | Nemesis |
  • Regie: Alberto Negrin
  • Land: Italien/BR Deutschland/Spanien
  • Jahr: 1978
  • Darsteller:

    Fabio Testi (Inspektor Gianni di Salvo), Christine Kaufmann (Christina), Ivan Desny (Chefinspektor Roccaglio), Jack Taylor (Parer Vicino), Bruno Dallessandro (di Salvos Assistent), Maria Asquerino (Miss Graham), Helga Liné (Mrs. Rosso), Silvia Aguilar (Virginia Nardini), Tony Isbert (Max), Fausta Avelli (Emily Rosso), Carolin Ohrner


Vorwort

Die italienische Polizei fischt aus einem Stausee die säuberlich in Plastikfolie eingewickelte Leiche eines weiblichen Teenagers (hm, hat David Lynch den Film mal gesehen?). Todesursache: massiver Blutverlust aufgrund großflächig aufgeschnittener Bauchdecke. Hinweise: keine. Immerhin kann das Opfer als Angela Rosso identifiziert werden. Nicht zuletzt auf Anregung von Angelas kleiner Schwester Emily ermittelt di Salvo im Elite-Internat, in dem die Rossos ihre Töchter untergebracht haben. Angela gehörte dort einem Zirkel von Freundinnen, die sich die „Unzertrennlichen“ nennen, an. Aber sowohl Lehrer als auch Schüler streiten jegliche Kenntnis über die Umstände von Angelas Tod ab. Di Salvo wird seitens seines Vorgesetzten unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass der Fall schnell und vor allen Dingen, ob der reichen und einflussreichen Klientel des Internats, skandalfrei abgewickelt werden muss, zur Not eben auch ohne einen präsentablen Täter. Der aufrechte Inspektor allerdings lässt sich nicht unter Druck setzen, zumal endlich Hinweise auftauchen – die mysteriöse Zeichnung einer stilisierten Katze in Angelas Tagebuch führt di Salvo zu Parer Vicino, der mit diesem Label einen Klamottenladen betreibt – und auch ein alter Bekannter di Salvos aus einem Kunstfälschungsfall ist. Vicino streitet freilich alles ab.
Der Inspektor stürmt mitten in der Nacht das Internat, verlangt Antworten, bekommt aber keine. Also bricht er in den Wohnwagen seines Hauptverdächtigen (eines belgischen Kriminellen, der auch schon mit dem früheren Kunstfall in Verbindung steht) ein, um dort auf den zu warten. Leider beißt ebenjener justament in dieser Nacht am Steuer seines Motorrads ebenso nachgeholfener- wie fatalerweise in den unbekömmlichen Straßenstaub, dieweil ein unbekannter Attentäter versucht, di Salvo mitsamt dem Wohnwagen abzufackeln.
Im Internat häufen sich indes rätselhafte Unfälle, denen bevorzugt die „Unzertrennlichen“ zum Opfer fallen. Da die Internatsleitung versucht, die (nicht tödlichen) Vorfälle unter Verschluss zu halten, wird der Inspektor nur von Emily auf dem Laufenden gehalten. Di Salvo versucht, die Schülerinnen zum Reden zu bewegen, aber die Mädchen haben zu viel Angst – und das einzige Girl, das andeutete, etwas über die Sache zu wissen, wird ermordet. Der Inspektor, felsenfest davon überzeugt, dass Parer Vicino in die Angelegenheit verwickelt ist, greift zu drastischen Verhörmethoden, aber die führen zunächst mal nur dazu, dass auch Vicino eliminiert wird…


Inhalt

Ich sage „Wundertüte“ und Ihr wisst vermutlich, woher ich mein heutiges Prachtexemplar von Film gezaubert habe – natürlich aus Mill Creeks fabulöser „Drive-In Movie Classics“-Box, die, obwohl ich erst auf DVD Nr. 6 angekommen bin, auf jeden Fall schon ihr Geld wert war. Mögen die Filme größtenteils Kappes gewesen sein, einen derartigen Haufen unterschiedlichst gelagerter, aber zumeist höchst kurioser Lichtspielwerke findet man selten. Heute greifen wir mal wieder in die Giallo-Kiste. Baujahr 1978 ist für Giallo-Verhältnisse ja schon beinahe wieder spät, aber als Ausgleich dafür hat unser aller Lieblingsproduzent Atze Brauner seine Griffel drin und, weil’s offensichtlich Spaß macht, einen Regisseur verpflichtet, der auf den ersten Blick denkbar ungeeignet für ein zünftig sinnbefreites Murder Mystery erscheint.

Für Alberto Negrin war „Enigma Rosso“ nämlich der einzige Ausflug auf die große Leinwand (wenn man davon absieht, dass er gerade an einer Anne-Frank-Verfilmung werkelt, vor der man vorsichtshalber Angst haben könnte), ansonsten trieb sich Signore Negrin ausschließlich im Fernsehen rum – das aber immerhin mit vergleichsweise hochprofiligen Werken wie der mit internationaler Starbesetzung und beim Publikum recht beliebten Miniserie „Das Geheimnis der Sahara“ (mit Ben Kingsley, Andie MacDowell, James Farentino, Ana Obregon und Radost Bokel), dem gleichfalls mit internationalem Top-Cast realisierten historischen Drama „Ich und der Duce“ (in dem Bob Hoskins, Susan Sarandon, Anthony Hopkins und Annie Girardot amtierten), oder dem zeitgeschichtlichen Dokudrama „Die Entführung der Achille Lauro“ (wenigstens noch mit Burt Lancaster). Ist jetzt nicht unbedingt das Ouevre eines Mannes, den man für die Wiederkunft Dario Argentos halten könnte. Zumindest kann man aber dezent hoffen, dass ein derartiger Genre-„Fremdling“ nicht nur die ausgetretenen Pfade althergebrachten Giallokintopps weiter betrampelt.

Allerdings darf man die Hoffnung gleich wieder etwas einschränken, wenn einem als sprichwörtlich dritte Titelkarte ein ganzes Autorensextett (!) präsentiert wird – nun ist der Giallo an und für sich nicht das Genre für diejenigen, die logisch nachvollziehbare Geschichten schätzen, aber darf man wirklich erwarten, dass sechs Autoren wenigstens etwas einem „Plot“ entfernt ähnliches auf die Beine stellen? Neben Maestro Negrin selbst durften folgende Koryphäen ihre Ideen zu Papier bringen: Peter Berling, der schon am Drehbuch von Maladolescenza hantierte (hauptsächlich aber als Schauspieler aktiv war und für Fassbinder, Herzog, Schlöndorff und Helge Schneider spielte), Massimo Dallamano (schrob u.a. „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“, verdient sich seinen Ruhm allerdings hauptsächlich aufgrund der Tatsache, für Sergio Leones „Für eine Handvoll Dollar“ sowie „Für ein paar Dollar mehr“ die Kamera geschwungen zu haben), Franco Ferrini (der nachfolgend einige Celentano-Schwänke schrieb und *dann* von Argento für sein Spätwerk angeheuert wurde, u.a. verfasste er die Drehbücher für „Phenomena“, Bavas „Dämonen“-Filme und den unsäglichen The Card Player), Marcello Coscia (der als Schreiberling „Drei Supermänner räumen auf“, „Let Sleeping Corpses Lie“ oder „Yeti: The Giant of the 20th Century“ zu verantworten hat) und Stefano Ubezio (im Vergleich zu seinen eher, ähm, farbenfrohen Kollegen ein eher unbeschriebenes Blatt, für den die Campanile-Komödie „Il Ladrone“ mit Edwige Fenech das Highlight sein dürfte). Eine derart wüst zusammengestellte Schreibertruppe muss man erst mal zusammenbekommen. Dass diese Herrschaften in planvoller Zusammenarbeit ein patentes Script entwickelten, glauben aber wirklich wohl nur diejenigen, die noch jedes Jahr im Dezember ihren Wunschzettel nach Himmelspforten oder an den Nordpol schicken.

Was aber noch lange nicht im Umkehrschluss bedeutet, dass das Drehbuch von „Enigma Rosso“ nicht enormen Unterhaltungswert beinhaltet – klar, die Story ist, wie schon obige Inhaltsangabe sicherlich dezent angedeutet hat, vollkommen konfus. Ursache und Wirkung spielen keinerlei wesentliche Rolle, Szenen, ja ganze Charaktere und die sie umgebenden Subplots führen ins Nirvana (so hat Inspektor di Salvo eine Geliebte, ihrerseits Kleptomanin – was er weiß und schlimmstenfalls für ein erheiterndes Hobby hält -, die mit der Resthandlung keine Berührungspunkte aufweist und sich daher so nach zwei Dritteln mit einem „wenn du wieder zurück kommst, bin ich nicht mehr da“ auf Nimmerwiedersehen aus der Handlung verabschiedet. Und das ist immerhin mit Christine Kaufmann der zweitgebillte Star…). Praktisch der gesamte supporting cast wird als ganzer red herring-Schwarm vorgeführt, da macht sich wirklich jeder verdächtig und prompt ist dann der Täter (d.h. einer der Täter, denn faktisch geht’s im Script um ZWEI zwar miteinander verwandte, aber getrennte Kriminalfälle mit unterschiedlichen Tätern) einer, der als einer der wenigen nicht als möglicher Verdächtiger präsentiert wurde.
Das Mystery selbst ist, ähm, naja, sagen wir mal, gewagt konstruiert und ich bin mir nicht mal sicher, ob ich alles so mitbekommen habe, wie’s die Herren Autoren sich möglicherweise gedacht haben – daran kann auch die minderwertige Tonspur schuld sein -, aber es geht wohl (SPOILER voran) um Mädchenhandel, Orgien mit Minderjährigen, heimliche (und schon mal übel danebengehende) Abtreibungen (geschmackvollerweise in einer Parallelmontage mit einer Orgie gezeigt. Dildos!) und die damit verbundenen diversen Verbrechen (ganz abgesehen von der zweiten Plotline, die sich um einen persönlichen Racheakt dreht). Insofern ist es ganz lustig, dass von dem Rudel oben zitierter Titel und Alternativtitel ausgerechnet der auf den ersten Blick oberflächlich-plakativste („Orgie des Todes“) derjenige ist, der wirklich etwas mit dem zentralen Mystery zu tun hat (was die „Red Rings of Fear“ sein sollen, ist aber mal eine ausgesprochen interessante Frage).

Formal präsentiert sich der Streifen primär als Polizeiermittlungsfilm – di Salvo ist die eindeutige Hauptfigur, aus deren Perspektive wir den Löwenanteil der Story aufdröseln (abgesehen von den wirren Gedankensprüngen, denen sich der Herr Inspektor ergibt und die wir als geneigter Zuschauer eben einfach als gottgegeben akzeptieren müssen). Gelegentlich erhalten wir einen kleinen Wissensvorsprung, weil wir die ein oder andere Mordtat als Augenzeugen verfolgen dürfen (ohne freilich den Killer zu sehen), aber hauptsächlich tappen wir mit di Salvo gemeinschaftlich im Dunklen. Und da di Salvo einer der großen Revolutionäre der kriminalermittlungstechnischen Zunft ist, hat das ausgesprochen erheiternde Seiten. Beispiele? Gerne…
Di Salvos große Verhörkunst besteht darin, dass er mitten in der Nacht im Internat aufschlägt, die ganze Belegschaft aus den jeweiligen Betten reißt und nacheinander anschreit: „Wer hat Angela umgebracht?“ Und dann staunt der Herr auch noch Bauklötze, dass ihm auf diese raffiniert gestellte Fangfrage niemand eine zufriedenstellende Antwort gibt. Wenig später bricht unser braver Gesetzeshüter in den Wohnwagen eines Verdächtigen ein, um dort auf ihn zu warten. Weil das natürlich langweilig ist (weil der gerade anderswo ermordet wird), brät er sich erst mal ein Spiegelei und legt sich dann schlafen (und verpennt beinahe, dass er mitsamt dem Caravan zu Flambée verarbeitet wird). Wiederum später schnappt er sich einen weiteren renitenten Verdächtigen und foltert ihn brutal, in dem er ihn… in eine Achterbahn mitnimmt (und nicht mal eine sonderlich spektakuläre) und während der Fahrt, bei der sich Mr. Suspect vor Angst beinahe in den Schlüpfer pieselt, knallhart befragt (hätte man vorher wenigstens mal kurz etabliert, dass der Knabe Höhenangst o.ä. hat, wäre das nicht ganz so debil).
Da wundert es nicht, dass die einzigen ernsthaften Erkenntnisse, die di Salvo im Laufe des Films ausknobelt, ihm von der vielleicht zehnjährigen Emily buchstabiert werden und die er stets ungeprüft für bare Münze nimmt (eine der „Unzertrennlichen“ fliegt eine Treppe runter. Unfall, denkt jeder. Emily allerdings verrät di Salvo, dass da jemand nachgeholfen hat und drückt ihm als „Beweis“ eine Handvoll Murmeln in die Flosse. Da damit beweisführungstechnisch ja alles gesagt ist, geht er damit – und zwar wortwörtlich mit den bewussten Murmeln – die Eltern der Verunglückten erschrecken). Und seine Methode zur Entlarvung des Mörders, hm, da bin ich mir noch nicht einig, ob die ausgesprochen dämlich oder geradezu brillant genial ist (SPOILER: Nachdem er seinen bisherigen Hauptverdächtigen ermordet auffindet, beschließt er mit seinem Assi, den Mord unter Verschluss zu halten, packt den Kadaver in Plastik wie das erste Mordopfer und schmeißt es – mit ein paar belastenden Akten, die er vorher aus dem Polizeiarchiv geklaut hat – in den Stausee. Der wahre Killer packt angesichts des so neu konfiguierten Opfers dann auch prompt aus, obwohl er ja eigentlich wissen MUSS, dass es nicht – vollständig – sein Werk war), und dass er Täter Nr. 2 ungeschoren (mit einer leichten Ermahnung) davonkommen lässt, nun, das kann man nur erklären, indem man diesen finalen Twist ausplaudert, was ich an dieser Stelle nicht tun werde (bätsch).

Von der handwerklichen Seite macht sich Negrin als Regisseur passabel – angesichts des mir vorliegenden Vollbildtransfers will ich die Bildkomposition (die Kamera bediente Eduardo Noé, der ansonsten hauptsächlich als camera operator, z.B. bei „Geschichte der O, 2. Teil“, arbeitete) nicht abschließend beurteilen, aber nach sonderlicher optischer Grandezza sieht’s nicht aus, eher zweckmäßig-praktisch denn künstlerisch-experimentiell. Das Tempo ist – schon allein aufgrund der sprunghaften Handlung, in der vom Zuschauer quasi alle fünf Minuten verlangt wird, sich auf einen neuen, durch nichts begründeten Geistesblitz des Protagonisten einzustellen – recht hoch, großartige Spannung will sich aber – aus den gleichen Gründen – nicht einstellen. Die Enttarnung des Täters (nach einem eher enttäuschenden, rein verbalen „showdown“) und der sich anschließende Schlusstwist sind *relativ* überraschend, aber auch nicht vollkommen unvorhersehbar.
Wer auf abgefeimte Mordtaten hofft, wird von Negrin bitter enttäuscht und sollte lieber bei Argento bleiben – Negrin hält seinen Giallo schon nahezu pedantisch blutleer, der überschaubare Bodycount findet entweder off-screen oder bewußt außerhalb des sichtbaren Bildausschnitts statt (wodurch auch der kurioseste Mord – Erstechen mit Lockenstab – hauptsächlich der schmutzigen Fantasie des Betrachters überlassen bleibt). Dafür allerdings schwelgt der Regisseur in beinahe unerreichbaren Sleazesphären durch das schwelgerische Abfilmen der Anatomie (zumindest im Filmkontext) minderjähriger Mädchen (wobei allerdings die Geburstdaten einiger Darstellerinen darauf schließen lassen, dass die zum Drehzeitpunkt wirklich noch nicht „legal“ waren). Mehr full-frontal-teenage nudity bekommt man nur, wenn man in der Mädchendusche der nächstbesten Realschule ’ne Webcam installiert. Dramaturgisch notwendig sind diese Nackedeispielereien nicht, vielmehr Exploitation im reinsten Sinne, und wenn Frau von der Leyen diesen Film sieht, wird er wohl umgehend von der Index- auf die Beschlagnahmeliste wandern (weil: zumindest Jugendanscheinspornographie, gelle?). Zumindest sind die Mädchen aber schon mal anatomisch vollständig (also keine „Mala“-Anklänge).

Den Score steuert Italo-Altmeister Riz Ortolani bei und benutzt dabei inflationär ein schmissiges Funk-Jazz-Theme, das einer amerikanischen 70er-Cop-Serie als Erkennungsmelodei auch nicht schlecht gestanden hätte.

In Sachen Darstellern muss ich bei einem Herren, den ich bislang bestimmt nicht in der Top 1000 meiner persönlichen Lieblingsschauspieler hatte, ein wenig Abbitte leisten. „Enigma Rosso“ funktioniert nur deswegen so „gut“, weil Fabio Testi (bekannt und beliebt aus Gassenhauern wie „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“, „Manaos“, „Der Killer und der Kommissar“, „Blutige Köder für den Mörder“ oder „Django e Sartana“) die Rolle des von der Richtigkeit seiner Ahnungen und Vorgehensweise felsenfest überzeugten Supercops mit den, eh, zweifelhaften Methoden mit einer derartigen Überzeugungskraft spielt, als sei er speziell dafür geboren worden. Mag sein Charakter doof wie Bohnenstroh sein, Testi rockt.
Christine Kaufmann („Der letzte Fußgänger“, „Lili Marleen“, „Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein“) rockt als kleptomanische Polizistengeliebte weniger, was aber hauptsächlich daran liegt, dass ihre Figur so furchtbar überflüssig ist (außer um den Schlussgag insoweit vorzubereiten, als dass klar ist, dass di Salvo im Falle persönlicher Sympathie schon mal fünfe grade sein lässt).
Routinier Ivan Desny („Die Ehe der Maria Braun“, Car-Napping, „Lola“, „Die wilden Fünfziger“) überzeugt als skeptischer Chefinspektor; der alte Haudegen aus zahllosen spanischen und/oder Jess-Franco-Trashfilmen wie The Vampire’s Night Orgy, „Das Geisterschiff der reitenden Leichen“, „Eugenie“ oder „Erotikill“, Jack Taylor, ist sich für einen leicht tuntig angehauchten Schurkenpart nicht zu schade.
In einer kleinen Rolle als Mutter des ersten Opfers ist die deutsche Trashologin Helga Liné (gut gebucht im mediterranen 70er-Schmuddelkino: „The Vampires‘ Night Orgy“, „Horror Express“, „The Loreley’s Grasp“) zu bewundern, Silvia Aguilar zierte später noch cineastische Meilensteine wie „El retorno del Hombre Lobo“, „Cannibal Killers – Human Beast“ oder „Zwölf Schwedinnen in Afrika“.
Kein italienischer Doofsinnsfilm ist komplett ohne nervigen Kinderdarsteller, heute mal ein Mädchen – Fausta Avelli, deren altkluge Attitüde mir nach drei Minuten auf den Sender ging, hatte immerhin schon Erfahrung aus „Cassandra Crossing“ oder „Seven Notes in Black“ und wurde von Argento ein paar Jahre später noch für seinen „Phenomena“ in kleiner Rolle gecasted.
Last, but not least, ist als eine der namenlosen Nackedeis auch Caroline Ohrner (Halbschwester des ewigen Timm Thaler Tommi Ohrner, und selbst Jugendstar durch „Das Haus der Krokodile“ oder „Leidenschaftliche Blümchen“ – ich denk mir diese Titel nicht aus!) zu entdecken.

Bildqualität: Mill Creek präsentiert den Streifen wie üblich in zentriertem Vollbildformat. Schärfe- und Kontrastwerte erfüllen Durchschnittsniveau für solche PD-Prints, überraschend wenig Defekte, Störungen oder Laufstreifen sind zu vermelden, dafür mangelt es dem Print aber an Farbe – das sieht oft so aus wie noch dreimal durch den Monochrom-Filter gezogen…

Tonqualität: Die englische Synchronfassung ist recht gut ausgefallen (erstaunlich – da sagt man immer, US-Dubbing wäre erheblich schlimmer als das deutsche, aber bei den Italo-Kloppern haben sich die Yankees offenbar noch ab und zu Mühe gegeben). Dafür ist die Tonqualität erwartungsgemäß rumplig, verrauscht und knarzig. Nun gut, mehr darf man bei solchen Boxen eben nicht erwarten. Für optimale Bild- und Tonqualität gibt’s einen aktuellen deutschen DVD-Release von Eyecatcher.

Extras: –

Fazit: „Enigma Rosso“ ist sicherlich kein guter Film und noch nicht mal ein guter Giallo (zumal ihm hierfür zumindest eine wesentliche Grundzutat, nämlich blutige Morde, fehlt), aber dank der nackten Tatsachen ein recht offenherziger Exploiter und, der wirren Story und den unbeabsichtigt schrägen Einfällen, speziell was des Inspektors ausgeklügelte Ermittlungsmethoden anbelangt, verdammt unterhaltsam – nicht zuletzt auch dank des glänzend aufgelegten Fabio Testi in der Hauptrolle und passabler Leistungen von Ivan Desny und Jack Taylor im weiteren Cast. Wer von seinem Giallo entweder überbordende visuelle Gestaltung oder splattrige Metzeleien erwartet, sitzt hier in der letzten Reihe, wer sich mit einem oft genug unfreiwillig komischen Sleaze-Heuler anfreunden kann, wird sich königlich amüsieren. Sagt ja keiner, dass Filme aus den Gründen, die ihre Macher mal ins Felde führten, sehenswert sein müssen…

3/5
(c) 2009 Dr. Acula


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