Organiac

 
  • Deutscher Titel: Organiac
  • Original-Titel: Sunset Grill
  •  
  • Regie: Kevin Connor
  • Land: USA
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Peter Weller (Ryder Hart), Lori Singer (Loren), Stacy Keach (Harrison Shelgrove), Alexandra Paul (Anita), John Rhys-Davis (Stockton), Randy Pelish (Dr. Tarbus), Michael Anderson jr. (Jeff Carruthers), Peter Koch (Christian)


Vorwort

Ryder Hart steht auf der Qualitätsskala der Privatdetektive ungefähr am entgegensetzten Ende von dem, an dem die Marlowes und Magnums dieser Welt rangieren – er fährt einen halbverrosteten Sportwagen, ist nie ohne seine Whiskyflasche zugange und haust auf einer besseren Müllkippe. Da muß man sich nicht wundern, daß sein Eheweib die Notbremse gezogen hat und sich an den Polizisten Jeff gehängt hat, sehr zum Mißfallen des immer noch schwer verliebten Privatschnüfflers. Mrs. Hart betreibt ein Restaurant, in dem illegale mexikanische Einwanderer betrieben werden, worüber sich keiner der Beteiligten einen größeren Kopf macht – bis eines weniger schönen Abends die Inhaberin ermordet wird und ihr Angestellter Ricardo spurlos verschwindet. Die Ermittlungen der Polizei kommen nicht entscheidend voran, auch nicht, als Ryder sich in einem seltenen Anfall von Nüchternheit daran erinnert, daß seine Frau ihr am Abend ihres Todes einen Brief aus Mexiko zugesteckt hat – der enthält drei von den Cops nicht dechiffrierbare Strichcodes. Ryder beginnt, auf eigene Faust in der Szene der illegalen Einwanderer zu ermitteln und stößt auf obskure Verbindungen zwischen seinem in Tijuana getöteten Kumpel Guillermo, der die Illegalen vermittelte, dem korrupten Einwanderungsbeamten Stockton und dem mysteriösen Mäzen einer geheimnisvollen Klink für reiche Leute. Seine Nachforschungen bringen Ryder schon bald in Lebensgefahr…


Inhalt

Darf ich erst mal über den deutschen Verleihtitel motzen? Danke. Wer diesen Titel, „Organiac“, mal ein wenig durchdenkt, braucht sich den Film eigentlich nicht mehr anschauen – denn er offenbart die Pointe des Films, die der Streifen selbst erst nach ca. 75 Minuten aufklärt, das macht den Film natürlich ein wenig ermüdend, da der Zuschauer ja längst weiß, was angesagt ist, während die Filmcharaktere noch beherzt im Dunklen tappen – vielen lieben Dank für die Spielverderberei. Ich geb‘ ja zu, daß der Originaltitel „Sunset Grill“ nur schwerlich dazu geeignet ist, Hund, Katz und Videothekenkunde hinter’m Ofen vorzulocken, aber ein etwas reißerischer und doch wenig verräterischer deutscher Titel wäre doch wohl machbar gewesen, oder?
Egal. Der Film selbst ist ein recht unspektakulärer Thriller, der ein wenig uneinheitlich zwischen modernisiertem Film Noir, düsterem Pessismismus, ein paar aufgesetzt wirkenden komödiantischen Elementen und ein paar äußerst selbstzweckhaft eingefügten Softsexszenen hin- und herpendelt und nie richtig in die Gänge kommt. Das liegt natürlich am eben angesprochenen Problem – weil wir schon allein durch den Titel wissen, daß sich die Story letztlich um verbotene Organentnahmen dreht, kommt uns Ryder Harts planlose Odyssee durch die Quartiere der illegalen Einwanderer mit zunehmender Laufzeit witzlos vor – spannend ist jedenfalls was anderes, zumal der Streifen arg bieder inszeniert daherkommt und einfach irgendwie ohne Höhepunkte vor sich hin plätschert. Regisseur Kevin Connor, der wohl für seine naiv-unterhaltsamen Fantasy-Filme wie die „Caprona“-Filme, den minor horror classic „Motel Hell“ und den TV-Zweiteiler „Goliath Awaits“ am bekanntesten sein dürfte, fühlt sich im Genre des hardboiled thrillers sichtlich recht unwohl – es fällt ihm kaum etwas ein, um die Story visuell interessant zu gestalten, die wenigen Actionszenen sind vergleichsweise lachhaft ins Bild gesetzt. Überdies malträtiert einmal mehr ein recht schauerlicher Score das Ohr des Zuschauers.
Da kann selbst ein routinierter, wenngleich nicht wirklich motiviert wirkender Akteur wie „Robocop“ Peter Weller, hier von einem eher geschmacklosen Schnauzer geziert, keine Bäume ausreißen – obgleich das Script sich müht, aus Wellers Ryder Hart einen zerbrochenen, doch „mögbaren“ Anti-Helden zu zimmern, gehen seine Saufeskapaden schnell auf den Nerv und da Weller sich nicht wirklich bemüht, Tiefe und Ausdruckskraft in sein Spiel zu legen, geht uns seine (obligatorische) Katharsis irgendwo heckwärts vorbei. „Baywatch“-Girl Alexandra Paul und Lori Singer, die auch schon bessere Zeiten gesehen hat, lassen als Vertreter der weiblichen Fraktion programmgemäß die Hüllen fallen, haben schauspielerisch aber nichts zu tun (beim eingeschränkten Talent, das zumindest Alexandra Paul zur Verfügung steht, ist das vielleicht auch besser so). Ein wenig Farbe ins Leben bringen die Routiniers John Rhys-Davies (der mich in letzter Zeit zu verfolgen scheint) in einer seiner rareren Schurken-Rollen und Stacy Keach („Mike Hammer“, „Flucht aus L.A.“), wobei beide aber insgesamt zu wenig Screentime haben, um größeren Eindruck zu machen. In einer Mini-Rolle, vor seinem großen Durchbruch, können wir übrigens unser aller Lieblingsmexikaner Danny Trejo bewundern – er darf sich mit Peter Weller ein bissl prügeln und wird eher frecherweise als „Young Mexican“ kreditiert (im zarten Alter von 49 Lenzen zum Drehzeitpunkt).
„Organiac“ macht über weite Strecken den Eindruck einer eher unambitionierten TV-Produktion (was insofern stimmig wäre, da Kevin Connor zu dieser Zeit beinahe ausschließlich Fernseharbeit verrichtete; aber nichtsdestotrotz handelt es sich um einen echten Kinofilm) – der Streifen ist arm an Höhepunkten, läßt selten wirkliche Spannung aufflackern und präsentiert eher zweifelhafte darstellerische Leistungen, was angesichts eines durchaus reizvollen, aber auch schon oft genug interessanter umgesetzten Themas (ich denke nur an Rainer Erlers „Fleisch“) ein wenig schade ist – man könnte aus der Materie sicher mehr machen, aber dazu bräuchte man ein flotteres Script mit besser ausgearbeiteten Charakteren sowie einen für Spannungskino begabteren Regisseur.

Bildqualität: VCL und Ascot bescheren uns hier in Gemeinschaftsleistung einen schäbigen Vollbildtransfer, der auf einer billigen VHS-Kaufcassette sicherlich besser zuhause wäre als auf einer kleinen Silberscheibe. Das Bild ist erstaunlich unscharf (selbst bei 1,5-fach-Zoom kann man schon mit dem Klötzchenzählen beginnen) und darüber hinaus zu dunkel – ungefähr auf einem Level mit dem, was uns Madison normalerweise vorsetzt und für einen renommierten Anbieter wie VCL eben einfach unakzeptabel.

Tonqualität: Eine einzige Tonspur wird uns geboten, und dabei handelt es sich um einen eher schlichten deutschen DD2.0-Mix. Der reicht aus, um alle Dialoge verstehen zu können, reizt aber die Möglichkeiten des Mediums bei weitem nicht aus – kaum eine Verbesserung zu einem herkömmlichen VHS-Release. Fazit: Schlapp.

Ausstattung: Null. Keine Untertitel, keine zweite Tonspur, keine Trailer, kein gar nix.

Fazit: „Organiac“ ist von Haus aus kein besonders raffinierter Thriller, von dem man seinen Enkeln berichten müßte – außer einer Gelegenheit, Lori Singer nackt zu sehen (ich hab mir nicht die Mühe gemacht, mal zu kontrollieren, ob Lori auch noch in anderen Filmen ganz ohne agiert), verpaßt man recht wenig, wenn man diesen Streifen sausen läßt. Das Thema ist zwar, wie gesagt, nicht ohne Reiz, aber schon von anderen, talentierteren Regisseuren und Autoren abgegrast worden, als daß „Organiac“ uns neues oder wesentlich interessanteres bieten könnte. Dazu kommt eine reichlich schäbige, eines Labels wie VCL unwürdige DVD-Präsentation – ein wenig Mühe sollte man sich auch mit Backprogramm-Titeln geben, dann verscherzt man es sich auch nicht mit den Reviewern… in der Form kann man von der Disc aber nur in jeder Hinsicht abraten.

2/5
(c) 2003 Dr. Acula


mm
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