Operation Dünkirchen

 
  • Deutscher Titel: Operation Dünkirchen
  • Original-Titel: Operation Dunkirk
  •  
  • Regie: Nick Lyon
  • Land: USA
  • Jahr: 2017
  • Darsteller:

    Ifan Meredith (Calloway), Kimberley Hews (Angelique), Darren Hill (Harris), Kyle Hotz (Walker), Conner P. Kelley (Thomas), Tyler Cole (King), Michael Wouters (Strasser), Gerard Pouwels (Plummer)


Vorwort

Weltkrieg Zwo – die Briten sind dabei, ihre Armee aus dem Kessel von Dünkirchen zu evakuieren, doch für die kleine Einheit von Lt. Calloway hat Colonel Plummer einen ganz harmlosen Sonderauftrag, bevor’s in die Boote und über den Kanal geht. Alle Kriegsparteien wissen, dass die Früherkennung des jeweiligen Feinds einen kriegesentscheidenden Vorteil bringen kann. Nun hat ein namenloser deutscher Wissenschaftler einen neuartigen Radar-Algorithmus (nich‘ fragen…) entwickelt, verspürt aber wenig Neigung, seine Erfindung mit den Nazis zu teilen. Vielmehr möchte er sein Geheimnis unbedingt den Briten verraten und wartet in einem nahegelegenen Safehouse der Resistance auf seine Abholung, und die sollen Calloway und sein Quartett lustiger Burschen erledigen.

Was die Briten nicht wissen – der Herr Scientist ist mittlerweile längst in die Hände von Nazi-Schergen unter Führung des fiesen SS-Hauptmanns Strasser gefallen. Natürlich weigert sich der standhafte Genius tapfer, Strasser die gewünschten Auskünfte zu erteilen, aber der Naziknilch hat die feinsten Exempel teutonischer Wahrheitsdrogenkunst auf seiner Seite. Damit kann Strasser dem Wissenschaftler zwar nicht den Algorithmus entlocken, aber die Tatsache, dass er seine Formel einem französischen Resistance-Girl ins Ohr geflüstert hat.

Die gleiche Erkenntnis trifft indes zu ihrer Verblüffung die Briten. Während Calloway und seine Kameraden noch beratschlagen, ob man Angelique, die den Algorithmus ausschließlich in ihrem Brägen herumträgt, nun trauen kann, greifen Strasser und seine Nazibande das Safehouse an. Pierre, der verräterische Resistance-Kontaktmann, beißt ins Gras, dem Team gelingt aber die Flucht.

Der verwundete Thomas opfert sich, um seinen Kameraden einen kleinen Vorsprung zu verschaffen. Calloway fängt sich beim erfolgreichen Versuch, den Rookie King aus einer Sprengfalle zu retten, einen Ast im Bein ein und bedarf notdürftiger medizinischer Versorgung. Angelique dirigiert die Truppe zu einem weiteren Safehouse der Resistance, wo auch Funkverbindung mit Plummer aufgenommen werden kann. Die Befehle lauten, Angelique zu einem kleinen Flugplatz in der Nähe zu bringen, von wo aus sie ausgeflogen werden soll, und nebenbei noch eine eben zu diesem Flugfeld führende Brücke zu sprengen.

Strasser hat allerdings noch längst nicht aufgegeben und ist den flüchtigen Briten hart auf den Fersen…


Inhalt

Endlich mal wieder Asylum. Ich hab schon viel zu lange nicht mehr im Irrenhaus vorbeigeschaut, und wenn sich die Mockbuster-Truppe an einer Dünnbrettbohrerversion von Christopher Nolans allgemein hochgeschätztem „Dunkirk“ verhebt, sollte man schon dabei gewesen sein…

Asylums letzter mir geläufiger Kriegsfilm „Ardennes Fury“ war zwar eher nicht ganz so toll, aber eins stimmt mich gedämpft optimistisch (so optimistisch man halt sein kann, wenn man sich an einen Asylum-Film, der vergleichsweise ernst gemeint ist, heranwagt) – als Regisseur fungiert Nick Lyon, und der gehört den fähigeren Köpfen im Asylum-Land (der überraschend kuckbare „Species IV – The Awakening“ war seine erste bemerkenswerte Visitenkarte, für Asylum kurbelte er u.a. „American Warships 2 – Bermuda Tentacles“ und „Hercules Reborn“ herunter). Für das Drehbuch sind Stuntman Geoff Meed (auch Schreiberling von „American Warships 2“, „Hold Your Breath“, „I Am Omega“ und „Independents Day“) und Asylums neue Autorenentdeckung Stephen Meier („Five-Headed Shark Attack“) verantwortlich.

Obwohl… Drehbuch… will man die schriftlich niedergelegte Abfolge von Szenen, die „Operation Dunkirk“ zugrunde liegt, tatsächlich mit der Bezeichnung „Drehbuch“ adeln? Mehr als eine Aneinanderreihung jedes Kriegsfilmklischees, das seit 1896 auf die Leinwand gebracht wurde, hat der Streifen nicht zu bieten – das beginnt bei den Charakteren, die sich nach der Etablierung um kein Jota weiterentwickeln (aufrechter Kommandant, unerfahrener Anfanger, wilde Kampfsau etc.), setzt sich über den eindimensional sadistischen Nazi-Arsch-Hauptgegner fort und endet bei den gefahrvollen Situationen, in die unsere Helden geraten, und die man quasi anhand seiner mentalen Checkliste abhaken kann. Nichts davon ist originell oder wenigstens halbwegs clever umgesetzt, und manches ist sogar geradezu ärgerlich. So nämlich die Zeichnung der Franzosen, die allesamt mit Hosenträgern und Baskenmützen rumrennen, als wären sie Cartoon-Figuren aus einem Propagandacomic (und natürlich auch alle mit dem typisch entsetzlich aufgesetzten fake accent sprechen). Sie auch noch Baguettes wedeln zu lassen, gab wohl das Budget nicht her.

Auch diejenigen, die auf historische Authenzität Wert legen, fallen vermutlich von einem Schreikrampf in den nächsten, denn dass Fahrzeuge, Waffen und vor allem Uniformen wohl nur zufällig mal Ähnlichkeit mit dem echten Vorbild haben, fällt sogar Non-Militaria-Fetischisten wie mir auf (Strassers Einheit z.B. setzt sich aus mindestens drei, wenn nicht vier verschiedenen und sicherlich inkompatiblen Uniform-Typen zusammen, und das Strassers Uniformärmel ein schicker Schriftzug „Reichsführer“ ziert, hätte er sich im echten Leben sicher auch nicht leisten können, ohne vor einem Erschießungskommando der SS zu landen. Aber was man halt im Kostümfundus so findet…).

Die Actionszenen sind größtenteils unüberzeugendes Herumgeballere – ich wage mal zu vermuten, dass niemand, der sich im Gefecht so verhält wie eine der Figuren in diesem Film in einer echten kriegerischen Auseinandersetzung länger als zweieinhalb Sekunden überleben würde (andererseits reden wir auf beiden Seiten von Leuten, die auf fünf Meter Entfernung nichts mit einer MPi treffen). Wenn die Handlung ab und zu kurz unterbrochen wird, um einen Blick auf die „richtige“ Schlacht um Dünkirchen zu werfen, erinnert das Gezeigte stärker an ein fröhliches Spiel einer re-enactment-Truppe denn an einen ernsten Kriegsfilm.

Als Positiva verbleiben eigentlich nur die Tatsache, dass die Schilderung eines britischen Einsatzes im Billo-Kriegsaction-Ghetto mal eine ganz nette Abwechslung zu den ewigen yankee-saves-the-day-Geschichten ist und im O-Ton (den ich aus Sicherheitsgründen vorgezogen habe) zwar nicht ganz akzentfreies, aber grammatikalisch korrektes Deutsch gesprochen wird (Michael Wouters, der holländische Strasser-Darsteller, hat seine Hausaufgaben jedenfalls gemacht). Nervig ist wie üblich der Perma-Dudel-Score von Chris Ridenhour und Christopher Cano, die Kameraarbeit ist mau, und die im Finale dann doch noch aufgefahren Pyro- und Flugzeug-CGI nicht mal auf dem üblichen Asylum-Standard.

Auf Schauspielerseite hat man eine weitgehend charismafreie Anrottung von Nulpen angeheuert – sie kommen optisch einigermaßen an den gewünschten Typus ran, aber keiner von ihnen hat auch nur ein Fitzelchen Ausstrahlung, sei es Ifan Meredith (aus der 2012er-„Titanic“-Miniserie und den „Star Wars Old Republic“-Spielen), Kimberley Hews, vor allem Kyle Hotz („The Watchers: Revelations“) oder Tyle Cole. Einzige Ausnahme ist der schon erwähnte Michael Wouters, der mit dem Nazi-Arschloch Strasser sicher die dankbarste Aufgabe im Ensemble hat, aber zumindest ziemlich engagiert bei der Sache ist (und auch das mit dem „in gleich zwei Fremdsprachen spielen“ recht gut hinbekommt).

Magic Movie verzichtet auf die Dreingabe des üblichen Asylum-Promo-Making-ofs, sondern packt nur den Trailer und einige andere Trailer auf die DVD. Die Bildqualität ist okay, allerdings hat der Film einen generell lausig-sterilen Look, der den Film stärker nach Heimvideo denn nach echtem Spielfilm aussehen lässt.

Es ist also wie erwartet – Kriegsfilme sind Asylums Ding nicht, den notwendigen Scope für epische War Action kriegen sie einfach schon aus Budgetgründen nicht gebacken, und für spannende behind-enemy-lines-Geschichten fehlt ihnen die schreiberische Kompetenz. Schade für Nick Lyon, der sich deutlich unter Wert verschleißt. Ein Sharknado hätte den Streifen heftig aufgewertet – aber als seriöser Kriegsfilm ist „Operation Dunkirk“ mit Ausnahme von Michael Wouters zumindest unterhaltsamer Schurkenperformance ein Totalausfall.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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