- Deutscher Titel: Ong Bak
- Original-Titel: Ong Bak
- Alternative Titel: Ong-Bak - The Thai Warrior |
- Regie: Prachya Pinkaew
- Land: Thailand
- Jahr: 2003
- Darsteller:
Tony Jaa (=Phanom Yeerum, Ting), Perttary Wongkamlao (=Petchtai Wongkamlao, Humlae/George), Pumwaree Yodkamol (Muaylek), Suchao Pongwilai (Komtuan), Wannakit Sirioput (Don), Chatthapong Pantanaunkul (Saming), Hans Eric (=Eric Markus Schuetz, Pearl Harbour), David Ismalone (Mad Dog), Nick Kara (Big Bear)
Vorwort
Fiese Böslinge klauen einem thailändischen Kuhdorf den Kopf der allgemein verehrten Buddha-Staute Ong-Bak. Da dies Dürre, Unglück und allgemein nichts Gutes bedeutet, macht sich mit dem Segen der Dorfgemeinschaft der lokale Kampfsportchampion Ting auf den Weg nach Bangkok, wo der Dieb (der freundlicherweise zuvor seine Adresse hinterlassen hatte) residiert. Hilfe erhofft sich Ting von einem ausgewanderten Dorfbewohner, aber Hamlae, der sich jetzt George nennt, ist ein notorisch verschuldeter wettsüchtiger Tunichtgut, der nix besseres zu tun hat, als Tings Reisekasse sofort und auf der Stelle als Wetteinsatz bei einem illegalen Kampf zu verjuxen. Als sich im Zuge dieser kleinen Boshaftigkeit herausstellt, dass Ting mit den städtiscen Freestyle-Fightern Schlitten fahren kann, spekuliert George schon auf sofortigen Reichtum, aber Ting, mit dem üblichen Ehrenkodex eines von einem Mönch ausgebildeten Superfighters ausgestattet, denkt gar nicht daran, Georges dahingehendes Bestreben zu unterstützen, sondern besteht weiter darauf, den Schädel des enthaupteten Buddhas zu finden, dem Dieb eines aufs Maul zu hauen und dann mit dem Steinkopp nach Hause zu latschen. Selbstverstädnlich kommt Ting aber kaum dazu, seine Fäuste ruhen zu lassen, denn George hat Ärger mit einem Ganoven, dem er Geld schuldet und außerdem stellt sich die glückliche Fügung ein, dass der illegitime Buddharübenbesitzer identisch ist mit dem Organisator der brutalen Kämpfe. Da muss doch was gehen…
Inhalt
Diesen eingerechnet, habe ich in meiner bisherigen Karriere nunmehr zwei thailändische Filme gesehen. Der erste war die sympathische Schwulen-Sportkomödie „Iron Ladies“ (der Beweis, dass man durchaus auch mit Tunten und Schwuchteln Witze machen kann, ohne gleich peinlich zu werden), der zweite ist der vom Buschfunk annoncierte Kampfsporthammer, bei dem auch alteingessene Genrefans blaß werden sollen. Nun ist der Doc zwar einen korrekten Asia-Snack gegenüber nie abgeneigt (es sei denn, er müsste chinesisch essen gehen. Dann wähl ich doch meinen Mundschenk lieber mit Bedacht und speis‘ beim Inder. Und wer jetzt erkennt, von welcher Band ich den letzten Satz beinahe wörtlich geklaut habe, bekommt zur Belohnung beim nächsten Boardtreffen eine Tüte Salzstangen), weiß aber auch (nicht zuletzt auch aus mannigfaltiger Erfahrung), dass die einschlägigen Fernost-Heiligsprecher ja gerne auch mal den letzten Mistfilm zum Großereignis hochhypen („Versus“, ich rede mit dir). Andererseits versucht „Ong Bak“ ganz gewiß nicht, irgendwie hip und trendy zu sein – um eine von mir eigentlich nicht gern gebrauchte Floskel zu verwenden – dieser Film ist definitiv „old school“. Und zwar so alte Schule, dass man sich nicht mal die Mühe gemacht hat, ein Drehbuch zu schreiben. Ehrlich, seit wann braucht ein Martial-Arts-Film auch ein Script? Oookeeh, die meisten bemühen sich wenigstens um irgendeine halbwegs plausible Ausrede, warum der Held alle fünf Minuten in halsbrecherische Kung-fu-Kämpfe verwickelt wird (ja, ich kenne durchaus den Unterschied zwischen Kung-fu und Muay Thai, aber man wird ja gefälligst mal verallgemeinern dürfen), aber bei „Ong Bak“ taugt die Story nicht mal dazu, die Kampfszenen einigermaßen begründet aneinanderzureihen – da fliegt dem gestählten Allesseher schon mal dezent der Unterkiefer auf den Kinoboden, wenn der Film nun wirklich hanebüchene Verrenkungen macht, nur um auf Teufel komm raus noch ’nen Kampf einzubauen. Charakterszenen finden da mit tödlicher Präzision nicht statt, wer von seinem Actionfilm auch eine logische Geschichte erwartet und nicht nur die allerälteste Plotte der (Kampfkunst-) Welt, die noch dazu rein drehbuchmäßig auf debile Weise erzählt wird, sollte um diesen Film einen verdammt großen Bogen machen.
Alle anderen dürfen sich aber freuen – denn in Punkto Martial-Arts-Action schlägt „Ong Bak“ sicherlich alles, was in den letzten zehn-fuffzehn Jahren auf die Welt losgelassen wurde – endlich keine überkandidelten Wire-Fu-Spielereien (sicher sehr nett anzusehen, aber mittlerweile erfolgreich von Hollywood zu Tode geritten), sondern beinharte dreckige Gefechte der knochenbrechenden Art, immer voll auf die Zwölf. Stilistisch kann man „Ong Bank“ bezüglich seiner Kampfszenen mit gewisser Berechtigung als eine Art Mixtur der „Bloodsport“-inspirierten Brutalo-Prügler mit den lässig-leichten coolen Moves eines jungen Jackie Chan vergleichen, will sagen, die Kämpen kloppen sich, pardon my french, nach allen Regeln der Kunst gegenseitig die Scheiße aus den Körpern (Stuntman bei diesem Film möchte ich nicht gewesen sein… da sieht so einiges aus, als könnte es sakrisch weh getan haben), aber zumindest Star Tony Jee erledigt das mit einer behenden Agilität, wie man sie auch in den „klassischen“ Jackie-Chan-Filmen kennen- und lieben gelernt hat – da wird auch oft und gern die Umgebung miteinbezogen, was die Fights nicht 08/15 wirken lässt – man merkt, dass erheblich mehr Gehirnarbeit in die Ausarbeitung und Choreographie der Kampfszenen gesteckt wurde als in die als überflüssig erachtete Drehbuchkonzeption… Die Fights wirken, wie gesagt, erstaunlich „echt“ und bleiben dabei dennoch für verhältnismäßig lange Zeit relativ unblutig (seine ganz großen und wirklich knackigen Brutalitäten hebt sich der Film für den Showdown auf und angesichts dessen bleibt mir nur ein „o-la-la, was heute alles ’ne FSK 16 bekommt“).
„Ong Bak“ spielt sich allerdings im Vergleich zu Jackies Werken vergleichsweise ernst und erlaubt sich nur in den Non-Martial-Arts-Actionszenen (zwei ausgedehnte Verfolgungsjagden) auch mal humorigere Momente (der Hindernisparcours, den Ting in der ersten Chase-Scene bewältigt, würde den jetzt hoffentlich zum letzten Mal vergleichsmäßig herangezogenen Jackie stolz machen). Vom inszenatorischen Standpunkt aus punktet der Film ebenfalls ausschließlich in seinen Actionszenen. Wenn mal nicht gejagt oder geprügelt wird, versumpt der Streifen in übler Klischeehaftigkeit, allerdings glücklicherweise selten lange genug, um wirklich negativ aufzufallen. Die Action selbst ist formidabel inszeniert, auch wenn die alte asiatische Krankheit, vermeintlich besonders gelungene Stuntszenen mehrmals hintereinander aus unterschiedlichen Kameraperspektiven zu zeigen, hier überstrapaziert wird – das passiert im Filmverlauf sicher mindestens zehnmal, das ist übertrieben. Gleichfalls wird mir etwas zu oft Zeitlupe eingesetzt. Dennoch – das ist trotzdem Action, die dem geneigten Zuschauer, auch und gerade wenn er Genre-Experte ist, sicher doch gelegentlich die Spucke wegbleiben lässt.
Schauspielerisch gibt’s nicht viel zu bemerken – Tony Jee und Perttary Wongkamlao geben ein Gespann ab, dass mich frappierend (nicht nur wegen der deutschen Synchronstimme für letzteren) an das (verdammt, ich erwähne ihn doch noch mal) Zusammenspiel von Jackie Chan und Sammo Hung erinnert, ohne dabei wirklich schauspielerische Fähigkeiten offenbaren zu müssen. Jee hat als Landei-in-der-Großen-Stadt nicht mehr zu tun, als, wenn er nicht kämpft, hauptsächlich dumm zu kucken, Wongkamlao überdreht manchmal. Pumwaree Yodkamol hat als weibliches Beiwerk nichts zu tun, außer sich gelegentlich mal entführen zu lassen und beweist überdies, dass japanische Babes schnuckeliger sind als thailändische Geräte gleichen Zuschnitts. Suchao Pongwilai gibt einen klischeeerfüllenden eindimensionalen Bösewicht von der Stange ab.
Zu erwähnen wäre noch der Soundtrack, der in der Tradition von „Versus“ die Kampfszenen gern mit Rave-Tönen unterlegt, was ich wider aller Vernunft für erstaunlich passend halten, über die französischen Rap-Stücke, die man aus unerfindlichen Gründen über den Abspann geknallt hat, schweigt der Chronist sich aus.
Fazit: „Ong Bak“ ist keine Revolution des Martial-Arts-Kinos und vor allem storytechnisch ein übler Dummfug sondershausen, aber das verzeihe ich insoweit, als es sich bei diesem Streifen um einen erfrischend geradlinigen, in seinen exzellent choreographierten und wirklich hart aussehenden Fightszenen packend inszenierten Martial-Arts-Reißer der alten Schule handelt. Ich bin sicher, der im Reviewverlauf Vielzitierte hätte seine helle Freude dran. Schön, dass sowas auch mal im Kino kommt (noch schöner wär’s allerdings OmU gewesen). Geile Kämpfe, keine Story – extrem kurzweilig ist’s aber allemal und insofern ist der Doc schon sehr zufrieden…
4/5
(c) 2005 Dr. Acula