Once a Thief

 
  • Deutscher Titel: Once a Thief
  • Original-Titel: Once a Thief
  •  
  • Regie: John Woo
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Ivan Sergei (Mac), Sandrine Holt (Li Ann), Nicholas Lea (Victor), Michael Wong (Michael), Jennifer Dale (Direktorin), Robert Ito (Godfather)


Vorwort

Hongkong – Mac, Li Ann und Michael erledigen für ihren (respektive Adoptiv- bzw. leiblichen) Vater, den Chef einer einflußreichen mafiösen Familie, elegante Einbruchs- und Diebestouren und sind dabei auch noch gut untereinander befreundet – bis Michael mit der Ankündigung verblüfft, Li Ann ehelichen zu wollen und sich dafür auch den Segen des Familienoberhaupts abgeholt zu haben. Blöderweise liebt Li Ann nicht Michael, sondern Mac, der sich eh schon mit Abwanderungsgedanken trägt. Also kommen die beiden auf die Idee, sich mit ein paar ehrlich geklauten Millionen des Ziehvaters in ein neues Leben zu verziehen. Der allerdings ist im Bilde und beauftragt Michael, die Flucht zu untergraben. Es kommt zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung und zu einer großen Explosion… eineinhalb Jahre später wird der eingeknastelte Mac von der geheimnisvollen „Direktorin“ angeheuert, bei ihrer geheimen Spezial-Polizei-Sondereinheit in Vancouver mitzuwirken. Dort trifft er überraschenderweise auf Li Ann, die Mac für tot hielt und mittlerweile mit ihrem Polizei-Kollegen Victor angebandelt hat. Die Direktorin schweisst diese problematische Dreierbande zu einem Team zusammen, dass den Bankier Graves beschützen soll. Der sieht sich von einer ausländischen Gangsterorganisation bedroht. Mac vermutet, dass die alte Familie aus Hongkong hinter den Drohungen steckt – und in der Tat, es ist Michael, der das Vermögen des Familienclans auߟer Landes schaffen will und dafür Graves ermorden lässt.


Inhalt

1990 drehte John Woo, sozusagen als kleine Atempause zwischen seinen zurecht legendären Action-Gewalt-Granaten „The Killer“, „Bullet in the Head“ und „Hard-Boiled“ die vergleichsweise kleine Action-Komödie „Once a Thief“, die Chow Yun-Fat mal von seiner witzigeren Seite her zeigte und trotzdem ordentlich Action zu bieten hatte. Da der Streifen trotz seines nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswerts international vergleichsweise unbekannt blieb (wenn man´s mit seinen anderen Krachern vergleicht) und Woo nach eigenem Bekunden nicht völlig zufrieden damit war, nutzte Woo nach seinem Wechsel gen Hollywood die sich bietende Chance, für´s US-TV ein Remake zu drehen – besser gesagt, einen Pilotfilm, an den sich eine kurzlebige TV-Serie anschloß.

Remake ist vielleicht übertrieben – Woo übernimmt vom HK-Original lediglich ein paar Charakterzeichnungen und Plot-Motive, steuert (bzw. seine Drehbuchautoren tun das) die Geschichte aber in eine völlig eigenständige Richtung. War „Once a Thief“ (HK) noch eine vergleichsweise klassische Caper-Komödie um ein berufsmäßiges Diebestrio, das sich von einem „letzten Coup“ zum nächsten hangelt, entwickelt sich das US-Remake zu einem nicht minder klassischen Ex-Ganoven-auf-Polizei-Lohnliste-gegen-ihre-alten-Kumpel-Szenario, lose basierend auf einigen Ideen des HK-Films (z.B., dass Mac von Li Ann für tot gehalten wird, ist eine Abwandlung eines entsprechenden, dort aber konsequenter umgesetzten Plotpunkts des Originals).

Letztlich leidet die Story aber unter dem guten alten TV-Pilotfilm-Syndrom – die Story ist nicht durchgängig genug, um wirklich zu fesseln, sondern zerfällt in mehrere Episoden (die Vorgeschichte in Hongkong, die Rekrutierung Macs und sein Wiedersehen mit Li Ann und dann die eigentliche „Hauptgeschichte“, die dann erst nach gut fünfzig Minuten vorgestellt wird). Es stellt sich kein richtiges Film-Feeling ein, sondern eben das bekannte und nicht wirklich beliebte Gefühl, eher beliebige Fernsehware zu betrachten, auch wenn John Woo sich vielleicht noch stärker als im HK-Original bemüht, seine zentralen Themen Freundschaft und Loyalität in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen. Nicht gänzlich gelungen muss man auch den Versuch nennen, Action- und Comedy-Elemente zu kombinieren – der Streifen trifft nie wirklich den Ton einer locker-flockigen Action-Komödie, wie sie sich Jackie Chan stets easy aus dem Handgelenk zu schütteln scheint, sondern wirkt etwas uneinheitlich; coole Sprüche wirken manchmal etwas deplaziert, die Actionszenen sind dagegen meist todernst (ha-ha, billiger Kalauer) inszeniert; lediglich in einer Szene deutet der Film das humoristische Potential an (Victor und Mac kloppen sich unbekannterweise in Li Anns Wohnung und bemühen sich dabei, die Einrichtung nicht zu beschädigen) – wenn es Woo geschafft hätte, diesen „light-hearted/tongue-in-cheek“-Ton über den kompletten Film durchzuhalten, könnte „The Thief“ wesentlich besser sein, als er letztlich ist.

Natürlich kann man die Action-Einlagen nicht ernstlich kritisieren – Woo ist Meister seines Faches genug, um auch aus den beschränkten Mitteln, die das Medium TV ihm lässt (sowohl was Budget als auch Explizit angeht), das Optimum herauszuholen und einige mitreissende Shoot-outs einzubauen und dabei fleißig seine Hongkong-Werke zu zitieren (obwohl… keine Tauben in einer Kirche? Ich bin enttäuscht…). Wenn Woo so darf, wie er will, ist der Streifen dann auch temporeich-flott, die fernsehbedingten „Actionauszeiten“ kann er allerdings nicht immer mit interessanten dramatischen oder witzigen Szenen fällen. Kameraführung und Schnitt sind für TV-Verhältnisse allerdings vollkommen in Ordnung.

Was Woo wohl auch an der Aufgabe gereizt haben mag, war die Möglichkeit, mit einem jungen, „attraktiven“ Cast zu arbeiten und nicht einen Jean-Claude van Damme oder Dolph Lundgren inszenieren zu „müssen“. Der Cast ist denn auch jung, attraktiv und sympathisch, wobei Ivan Sergei (Mac, in der neuen epischen Katastrophen-Miniserie „10.5“ am Start) und Nicholas Lea (Victor, bekannt u.a. aus „X-Tro 2“ und „Akte X“) auch gute chemistry zeigen. Die beiden ergänzen sich gut im Zusammenspiel und geben ein unterhaltsames Doppel ab. Sandrine Holt (Li Ann, „Starship Troopers 2“, „Resident Evil: Apocalypse“) kann von Ausstrahlung und Screenpräsenz mit ihren männlichen Kollegen leider nicht mithalten, sie wirkt etwas farblos. Der routinierte HK-Akteur Michael Wong gibt einen überzeugenden Fiesling ab und Robert Ito („Quincy“) sehe ich immer wieder gerne, auch wenn der Film mit ihm letztlich nicht viel anzufangen weiß. Amüsant ist Jennifer Dales Vorstellung als ziemlich durchgeknallte „Direktorin“.
DVD

Bildqualität: Für eine ältere Laser-Paradise-Veröffentlichung ist das gar nicht mal so übel… wenn man darüber hinweg sehen kann, dass LP einmal mehr nicht zum korrekten Bildformat greifen wollte. Anstelle des versprochenen 1.85:1-Widescreen-Transfers haben wir es tatsächlich wohl eher mit einem 1.78:1-Transfer zurück, was man überdeutlich schon bei den Opening Credits merkt. Abgesehen von diesem Fauxpas ist die Bildqualität aber ansehnlich – Kontrast- und Schärfewerte sind in Ordnung, die Kompression könnte ein wenig besser sein, größere monochrome Flächen im Bild neigen doch zur Klätzchenbildung. Der Print ist frei von Verschmutzungen und wird nur ein- oder zweimal von Störblitzen beeinträchtigt.

Tonqualität: Der geneigte Zuschauer hat die Auswahl zwischen der deutschen Tonspur in Dolby 5.1 oder einem herkömmlichen Surround-Mix. Der 5.1er-Mix, den ich mir letztlich zu Gemüte geführt habe, ist zweckmäßig, aber unspektakulär. Die Dialoge sind klar und rauschfrei, die Soundeffekte könnten etwas heftiger reinknallen, der Soundtrack ist (dankenswerterweise, weil manchmal fürchterlich unpassend) relativ weit in den Hintergrund gerückt.

Extras: Die übliche Laser-Paradise-Trailershow wird geboten (für die Nostalgikerfraktion auch noch mit den guten alten Laserdisc-Trailern), ansonsten Fehlanzeige.

Fazit: „The Thief“ ist sicher keine von John Woos existentiell-wichtigen Arbeiten – die Beschränkungen des Fernsehens hindern Woo daran, seine Gewaltchoreographie in „Killer“-mäßige Exzesse zu treiben und die nicht ausgewogene Mischung von ernsthafter Action und flapsiger Buddy-Komödie macht den Streifen im Verbund mit der arg episodenhaften Struktur zu einem etwas uneinheitlichen Erlebnis. Für einen Fernsehfilm (und noch dazu einen Pilotfilm, man erinnere sich an den gruseligen „The Immortal“) ist das zweifelsohne nicht Übel und der Cast müht sich auch redlich, aber zum Muss außer für Woo-Komplettisten mutiert „The Thief“ deswegen noch nicht. Andererseits ist der Streifen durch seine grundsolide bis fetzigen Action-Szenen den meisten anderen DTV-Action-Murks-Streifen natürlich um Lichtjahre überlegen. Dennoch würde ich Woos eigene HK-Variante des Stoffes doch vorziehen. Die DVD ist für Laser Paradise recht ordentlich geraten, Originalton und korrektes Bildformat wären natürlich wünschenswert gewesen.

3/5
(c) 2003 Dr. Acula


mm
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