Octaman – Die Bestie aus der Tiefe

 
  • Deutscher Titel: Octaman - Die Bestie aus der Tiefe
  • Original-Titel: Octaman
  •  
  • Regie: Harry Essex
  • Land: USA/Mexiko
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Kerwin Matthews (Dr. Torres)
    Pier Angeli (Susam Lowry)
    Jerome Guardino (Johnny Caruso)
    Dave Essex (Indian)
    Jeff Morrow (Dr. Willard)
    Read Morgan (Oktaman)


Vorwort

Im Vorspann wird etwas vom Forschungsdrang der Menschheit, sein Interesse an seiner Umwelt und radioaktive Verschmutzung, die in Lateinamerika besonders schlimm sein soll, geschwafelt. Und es wird ein Monstrum ins Spiel gebracht, dass Krankheit und Tod über das Land bringt. Auftritt unserer Bestie vor schwarzen Hintergrund, bedrohlich zwei ihrer vier Extremitäten des Rumpfes schwingend!
Dr. Torres ist mit seiner Assisstentin Susan Lowry in Mexiko unterwegs, um dort die Gewässer auf besonders auffällige Verschmutzungen zu untersuchen. Dabei fischt er zwei merkwürdigen Octopoden (aussehend wie ein billiges, mit Luft befülltes chinesisches Badespielzeug für Kinder) aus einem kleinen Fluss, eine durch Verstrahlung entstandene Mutation, wie er mutmaßt. Bei den ansässigen indianischen Abkömmlingen hält sich die Legende des Oktaman (geprochen: Ocktahmahn), so etwas wie ein Octopus-Mensch-Mischlings, der sogar das Wasser verlassen kann, aber bisher jeden getötet hat, der das Pech hatte, ihm über den Weg zu laufen. Fasziniert von dieser Legende, will Dr. Torres den weiteren Flusslauf nach Spuren dieser Mutation abzusuchen. Er schnappt sich also einen der toten mutierten Saugnapfträger und bringt ihn in die Stadt ins Labor, in der Hoffnung, mit dieser Entdeckung eine Aufstockung seiner Geldmittel locker zu machen. Bei seinen Geldgebern ist man von den mutierten Kopffüßer nicht wirklich beeindruckt und nicht bereit, Geld für die Suche nach einer Sagengestalt zu verfeuern. Da kommt der Zirkusbetreiber Johnny Caruso ins Spiel, der die Expedition liebend gerne finanziert, verspricht er sich doch mit dem Octo-Dingens eine neue Attraktion für seine Show.
Wieder vor Ort müssen sie feststellen, dass etwas das Lager vollkommen entvölkert hat. Was der Zuschauer bereits weiß, unsere Helden aber noch eruieren müssen, Oktaman hat zugeschlagen! Mithilfe eines orts- und sagenkundigen Indianers wollen sie das mörderische Vieh festsetzen, um es erst zu studieren und dann durch die Arena zu jagen. Doch es kommt natürlich ganz anders, denn Oktaman ist auf der Jagd, und besonders Susan, die eine übersinnliche Verbindung zu dem Wesen unterhält, hat es ihm angetan…


Inhalt

Wem das alles jetzt irgendwie bekannt vorkommt, ja, 17 Jahre früher gab es einen Film namens „Der Schrecken vom Amazonas“, in dem sich ein mystisches Wasserwesen mit vom Forscherdrang getriebenen, menschlichen Störenfrieden herumschlagen musste. Und Harry Essex, der Regisseur von „Octaman“, schrob tatsächlich am Drehbuch des Klassikers von Jack Arnold mit, und verpasste der Plotte hier einen dicken Öko-Stempel. Was allerdings kaum Sinn ergibt, wenn der Mutant schon seit Urzeiten durch die mexikanischen Gewässer stapft, wie die Legenden berichten. Außer die indianischen Völker wurden damals wirklich von Außerirdischen besucht, die auch gleich mal ihren radioaktiven Abfall… Aber wollen wir nicht zu weit abschweifen. Es ist ja das hehre Anliegen, das zählt, oder? Essex prangert Umweltverschmutzung an, genauso wie Sensationsgier in der Figur des recht skrupellosen Johnny Caruso. Drum herum spult er also die halbwegs selbe Geschichte von 1954 noch einmal ab, jedoch ohne die Mittel oder das Talent, das Arnold seinerzeit hatte. Statt des mächtigen Amazonas haben wir hier ein kleines Flüsschen, hier gibt es keine aufwändig in 3D gefilmten Unterwasseraufnahmen, sondern nur Bilder in und um das Set des Expeditionscamps. Am meisten Abstriche musste man allerdings beim Monsterkostüm machen. Es reichte nur für hohle Augen, einen Mund ohne Schlund, und seine Extremitäten: 2 Beine zum Laufen + 2 Beine als Anhängsel (die sich meist hinter den anderen Beinen verstecken), 2 Arme + 2 Dinger, die am Rücken vor sich hinschlackern. Wenn das Ding ins Bild wankt (der Mann im Kostüm hat mein Mitleid), bleibt kaum ein Auge trocken. Vor allem, da offensichtlich keiner am Set für die Wartung zuständig war, denn in einigen Nahaufnahmen offenbart es einige Risse und starke Abnutzungserscheinungen. Erheiternd ist auch die Zusammenstellung des Teams. Neben dem Doktor und seiner schönen Assisstentin, die sich ihm gegenüber beweisen möchte und der er folgerichtig auch höchstens die Hausfrauenpflichten im Camp zutraut, gibt es im Anhang von Carson noch einen schmierigen Wiederling, der Susan gerne mal an die Klamotten würde, Und der nette Indianer wünscht unserem Forscher in seiner Nettigkeit, dass Dr. Torres den Oktaman finden möge (wir erinnern uns, keiner hat eine Begegnung bisher überlebt). Und unser Stammeskrieger ist auch derjenige, der am ehesten als likeable character aufgebaut wird. Konfliktpotenzial in der Gruppe ist also vorhanden, nur weiß der gute Harry da nicht viel mit anzufangen. Vieles wird angestriffen und dann nicht fortgeführt. Selbst als Carson verkündet, den gefangenen Octaman (huch, hab ich jetzt zuviel verraten?) sofortemente abzutransportieren und in die Zirkusarena zu karren, wovon Torres nicht angetan ist, spricht letzterer nur von Vertragsbruch und verkrümelt sich angepisst. Am nächsten Morgen hat sich das Monster eh verdünnisiert. In seinen besten Momenten, besonders wenn Monster-Action angesagt ist, sorgt die unfreiwillige Komik für einige heftige Schenkelklopfer. Lustig könnte auch eine Szene, in der 2 mexikanische Helfer auf dem Weg ins Camp kurz eine Siesta halten wollen, und der Zuschauer erahnt, dass diese Faulheit mit Tod durch Monsterhand sterben müssen. Doch einer von ihnen hat eine düstere Eingebung, und sie ziehen weiter. So etwas versteht Herr Essex unter Spannung. Auch die Hintergründe der meisten Szenen um das hauptsächliche Set, das Camp, wiederholen sich schnell, was langweilt. Und da verwundert es nicht, dass man dann doch irgendwie erleichtert aufseufzt, wenn das Monster sich am Ende unspektakulär verabschiedet und endlich Schicht im Schacht ist.

Regisseur Harry Essex war, wie man schon erahnen konnte, hauptberuflich Drehbuchschreiberling. Neben „Der Schrecken von Amazonas“ zeichnete er auch für Arnolds „Gefahr aus dem Weltall“ verantwortlich und schrieb später auch noch das Script für den Western-Klassiker „Die vier Söhne der Katie Elder“ mit. Als Regisseur trat er allerdings nur viermal in Erscheinung. In den 50ern drehte er zwei Krimis, in den 70ern eben „Octaman“ und den Alien-Invasion-Film „The Cremators“. Über die anderen drei Filme kann ich nichts sagen, aber im vorliegenden Fall sieht man deutlich, dass Filme schreiben und Filme drehen zwei verschiedene paar Schuhe sind. Erschreckend ist auch, wie schlecht Essex Spannungsaufbau und Charakter-Interaktion handhabt, Sachen, von denen gerade ein Autor wissen müsste, wie so etwas funktioniert. Da kann er sich auch nicht mit dem sichtbar geringen Budget und den unbegabten Darstellern herausreden, das ist einfach erbärmlich schlecht geschrieben.
Kerwin Matthews kämpfte mal für Ray Harryhausen als Sinbad auf seiner siebten Reise am Set gegen noch unsichtbare Monster, war als Gulliver mal Riese und mal Zwerg, und gab auch „Jack the Giant Killer“. Im Abendrot seiner Karriere bekleckerte er sich nicht gerade mit Ruhm. Aber das tat niemand der in diesem Film Mitwirkenden. Pier Angeli, die die Susan spielt, war mal mit James Dean liiert. Sie sorgte in diesem Fall für Schlagzeilen, allerdings nur durch ihren Tod kurz nach den Dreharbeiten an einer Überdosis Medikamente. Den indianischen Führer, den kein Wässerchen trüben kann, spielt Essex‘ Sohneman David in der Art eines zeitgenössischen Hippies. In einer Nebenrolle ist noch Jeff Morrow zu sehen, der die selbstverliebten Helden in „Metaluna IV antwortet nicht“ und „Angriff der Riesenkralle“ gab. Den besten Eindruck macht noch Jerome Guardino als Arschloch Caruso. Wiederkehrende Rollen in Krimi-Serien, u.a. „Wagen 54, bitte melden!“ und „Columbo“, zieren seine Vita.
Man sollte es kaum für möglich halten, mit dem Design des gräßlichen Monsterkostüms wagte Special-F/X- und Make-up-Legende Rick Baker seine zaghaften, und vergessenswerten, ersten Schritte im Filmgeschäft.

„Octaman – Die Bestie aus der Tiefe“ ist kein guter Film, soviel ist klar. Es ist sogar ein ausgesprochen schlechter Film, in jeglicher Beziehung. Aber ist er dann auch so bad it’s good, eine verkannte Trash-Perle?- Jein. Die verworrene Story bringt einen zum Schmunzeln und der Octaman ist bei jedem Auftritt für einen Lacher gut, doch die Inkompetenz von Harry Essex als Autor und Regisseur in Personalunion ist größtenteils beschämend und so macht sich an vielen Stellen Langeweile breit, ein großes Vergnügen sieht wahrlich anders aus. Für einen feucht-fröhlichen Abend mit einigen Kumpels gibt es wohl besseres, aber den Film einmal zu gucken, bringt einen auch nicht um.


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 5


mm
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