Oase der Zombies

 
  • Deutscher Titel: Oase der Zombies
  • Original-Titel: La tumba de los muertos viventes
  • Alternative Titel: Der Abgrund der lebenden Toten | The Treasure of the Living Dead | Oasis of the Living Dead | Oasis of the Zombies |
  • Regie: Jess Franco
  • Land: Frankreich/Spanien
  • Jahr: 1982
  • Darsteller:

    Manuel Gelin (Robert Blabert), Eduardo Fajardo (Kurt Meitzell), France Lomay (Erika), Jeff Montgomery (Ben), Antonio Mayans (Scheich Mohamed Al-Kafir), Javier Mazia (Captain Blabert), Eric Viellard (Ronald), Caroline Audret (Sylvie), Albino Graziani (Prof. Deniken), Miguel Angel Aristu (Ahmed)


Vorwort

Irgendwo in der nordafrikanischen Wüste frolicken zwei attraktive Europäerinnen in einer Oase, die offensichtlich mal Kriegsschauplatz war. Das Herumwühlen in den militärischen Hinterlassenschaften ruft Zombies auf den Plan…

Anderswo sucht der ehemalige Wehrmachtsoffizier Kurt Meitzell seinen einstigen Widersacher, den britischen Captain Blabert, auf. Blabert hatte 1943 einen von Meitzell zusammengestellten Nazi-Konvoi, der Gold im Wert von sechs Millionen Dollar durch die Wüste schipperte, abgefangen. Das Gold liegt immer noch in der Wüste und Meitzell meint, dass es au seinem Bankkonto besser aufgehoben wäre. Blabert willigt zu einer gemeinsamen Expedition ein, doch kaum hat der Englishman verraten, wo genau er damals den Konvoi aufbrachte, bringt der fiese Deutsche ihn mit einer vergifteten Kugelschreibermine um, denn selbstverständlich ist er nicht daran interessiert, den Schatz zu teilen…
2 Girls, No Cup.
„Verdammt, mein Sodbrennen!“

Blaberts Ableben ruft dessen Sohn Robert auf den Plan. Robert liest die Tagebuchaufzeichnungen seines Erzeugers und erfährt so von der blutigen Schlacht um den Konvoi, die nur der Captain schwer verletzt überlebte und seiner Rekonvaleszenz unter der Gastfreundschaft des libyschen Scheichs Mohamed, in dessen Tochter sich der Brite gleich mal schwer verliebte und sie erfolgreich schwängerte – Roberts Mutter, die bei seiner Geburt aber leider den Löffel warf. Robert sattelt ein paar seiner Kommilitonen und reist nach Nordafrika, um sich den Schatz unter den Nagel zu reißen.

Meitzell ist allerdings schon vor Ort, doch er und seine Spießgesellen müssen schnell erkennen, dass an der örtlichen düsteren Legende, die Oase würde von Geistern bewacht, mehr dran ist als gedacht. Nur Meitzell selbst gelingt leicht angebissen die Flucht vor den Zombies.

Robert und die Seinen treffen in Tripolis auf dem Weg zum Scheich (ihr einziger Anhaltspunkt für die Schatzsuche) auf ein Dokumentarfilmteam, dem auch die heiße Erika angehört. Die wird, da offenkundig medizinisch begabt, zu einem „kranken Europäer“ gerufen. Robert und seine Truppe schließen sich dem Rettungseinsatz unbürokratisch an – der Patient ist niemand anderes als Meitzell, den die Zombieattacke in ein gepflegtes Delirum versetzt. Der Deutsche fällt tot um, das Filmteam zieht seiner Wege und Roberts Bande sucht den Scheich auf. Dem wird rasch klar, dass er die Studentenblase nicht davon abhalten kann, nach dem Goldschatz zu suchen und gibt a) seinen Segen und b) grobe Richtungsanweisungen.

Wider Erwarten erreichen unsere „Helden“ die Oase und stoßen dort zu ihrer Überraschung auf die Überreste des Filmteams – zwei Leute sind tot, Professor Deniken offensichtlich schwer gaga und nur Erika noch in einigermaßen brauchbarem Zustand. Selbstverständlich denkt niemand daran, dem Prof ärztliche Hilfe angedeihen zu lassen, man ist schließlich auf Schatzsuche. Und, da nun zwei begattungsfähige Damen anwesend sind, auch, äh, im übertragenen Sinn. Zum Glück für de Zuschauer erinnern sich die Zombies daran, dass wir technisch gesehen einen Horrorfilm gekauft haben und greifen den traurigen Haufen an…


Inhalt

Schauen wir doch mal wieder bei unserem alten Kumpel Jess Franco vorbei. Etwas über ein Jahr ist er nun von uns gegangen, und irgendwie vermisse ich den alten Zausel schon jetzt. Ich mag ihn nicht, wie manch anderer, für einen missverstandenen Künstler halten, aber ich hab ein Herz für sympathische Irre, die keinen Hehl daraus machen, ihre Regiekarriere primär zur Befriedigung der eigenen Fetische vorangetrieben zu haben.

Was nicht heißt, dass Meister Franco grundsätzlich alles wurscht gewesen wäre, solange er nur ein paar nackte Weiber ablichten konnte. Amtsbekannt ist z.B., dass er selbst seine Arbeiten für die schäbigste aller Eurotrash-Klitschen, Eurociné, nicht sonderlich wertschätzte, aber wenn gerade kein Erwin C. Dietrich anrief, konnte halt auch ein Jess Franco nicht wählerisch sein und musste annehmen, was sich ihm anbot (mit der notablen Ausnahme von Zombie Lake, einem erlesenen Eurociné-Schundprodukt, von dem unser aller Jesse – of all people – überzeugt war, er ließe sich nicht mit dem allozierten Budget realisieren). Das führt dann dazu, dass auch ein auteur wie Franco (er mag kein Künstler sein, aber ein auteur allemal) schnöde Auftragsarbeiten annehmen (und unter noch schlechteren Bedingungen als eh schon… Eurociné-Werke sind ja bekannt für ihre, hüstel, großartigen production values und den, köffköff, dezenten stock-footage-Einsatz) musste – und eine solche ist „Oase der Zombies“ fraglos.

Eurociné gelüstete es danach, am Romero-ausgelösten Zombie-Boom teilzuhaben und Franco war jemand, der schnell und günstig Ergebnisse liefern konnte, auch wenn das Untoten-Motiv sicher keines ist, dass zu Francos Leib- und Magen-Themen zählt (spontan wüsste ich jetzt keinen anderen dezidierten Zombiefilm aus seiner Werkstatt), es ist schlicht ein Sujet, das wenig Spielraum lässt für ein erklärtes Steckenpferd, die Verbindung von Horror und Erotik – da gibt es ganz andere Horrormythen, die sich unproblematischer mit Sexualität verknüpfen lassen (eben allen voran Vampirismus, nicht von Ungefähr eines von Francos Lieblingsthemen), bei Zombies ist der Gedanke an Sex und Erotik eher eeeek (außer man ist Joe D’Amato).

Das Script, verfasst von Franco selbst unter seinem A.L.-Marieux-Moniker, ist selten uninspiriert – die „Nazischatz in der Wüste“-Plotte ist selbst für die Verhältnisse des spanischen Vielfilmers außerordentlich abgegriffen und kommt ohne auch nur ein singuläres Überraschungsmoment aus (außer man zählt, dass es für die Nazi-Zombies keinen mythologischen Background gibt, als Überraschung. Die sind einfach untot, weil sie untot sind, und damit hat’s sich. Warum die in der gleichen Schlacht gefallenen Briten nicht zombifiziert wurden, hat keinen zu interessieren).
Dann versaubeutelt Franco auch noch das eigentlich nicht umzubringende Konzept der rivalisierenden Schatzjägergruppen – bis Robert und seine Studententruppe überhaupt in Afrika eingetroffen sind, haben die Zombies bereits Meitzells Expedition auf dem Gewissen. Den Konflikt, dass Robert sich auf der Schatzsuche mit dem Mörder seines Vaters anlegt (was ja möglicherweise nicht sonderlich innovativ ist, aber zumindest ein griffiges Motiv, um einen Film zu tragen, der keine 90 Minuten durchgängige Zombie-Action bieten kann oder will), wird völlig ignoriert und die dritte „Gruppe“, die Filmcrew um Professor Deneken, hat auch keine wirkliche Motivation für ihre Anwesenheit, außer dass es Franco die Gelegenheit bietet, den Bodycount zu erhöhen, ohne gleich die Reihen seiner hauptamtlichen Protagonisten zu lichten.

Diese, die Protagonisten, sind natürlich mal wieder erlesene Kackspaten, mit denen man möglichst keine Sekunde im gleichen Raum verbringen will – keiner von denen, die man uns als, hihi, Helden und Identifikationsfiguren vorsetzt, bringen auch nur eine einzige sympathische Eigenschaft mit – alle, inklusive Robert, sind Vollidioten ersten Ranges, was aber auch wieder irgendwo passt, handelt es sich doch bei „Oase der Zombies“ um das, was Dr. Freex vom seligen Bad Movie Report „idiot movie“ nennen würde, sprich, der Plot „funktioniert“ (im allerweitesten Sinne des Wortes) nur, weil sich alle Figuren stets wie Idioten benehmen (mein Lieblingsbeispiel dafür ist der Showdown, weswegen ich mal eine SPOILER-Warnung setze: Unsere Helden werden ENDLICH von den Zombies angegriffen. Sie haben einen funktionierenden Jeep und ausreichend Sprit. Anstatt nun, wie jeder mit auch nur einer Gehirnzelle ausgestattete Mensch das tun würde, sich in die Karre zu setzen und abzudüsen [und ggf. mit ein paar Massenvernichtungswaffen wiederzukommen), legen sie mit ihrem kostbaren Sprit einen Feuerkreis um ihr Zeltlager an und versuchen die Untoten im hand-to-hand-combat abzuwehren…). Es ist wieder mal die Sorte Film, bei der man sich am Ende echt ärgert, dass es Überlebende gibt…

Die Dialoge sind überwiegend grauenvoll (und die deutsche Synchronfassung erst recht), und in keiner Phase entwickelt der Streifen auch nur ansatzweise so etwas wie Spannung oder auch nur Tempo.

Handwerklich ist das Ganze einigermaßen plausibel – ich habe Franco-Filme gesehen, die deutlich hanebüchener gewerkelt waren. Immerhin hat der Film durch ausgiebige location shoots in der Wüste der kanarischen Inseln tatsächlich ein wenig scope (man hat sogar ein paar Kamele aufgetrieben), aber der alte Jesse geht die Sache sichtlich unenthusiastisch an – seine üblichen Trademarks in der Kameraarbeit fehlen nahezu völlig, es gibt nur ein-zwei Shots, in denen er mal ungewöhnliche Perspektiven oder Zooms ausprobiert und damit die ansonsten sehr dröge point-and-shoot-Optik auflockert (streicht euch den Tag im Kalender an, heute ist es soweit, ich habe ernstlich Francos „ich-filme-durch-irgendwas-durch“-Shots vermisst). Es ist ja wirklich so, selbst im dümmlichsten Franco-Opus findet sich normalerweise irgendwo ’ne Einstellung, die haften bleibt (und sei’s notfalls aus den falschen Gründen),aber „Oase der Zombies“ schlurft in seiner metaphorischen Trainingsjacke und Jogginghose am Zuschauer vorbei.
Da gibt’s nicht mal was, worüber man sich aus der Perspektive unfreiwilliger Komik großartig ergötzen könnte. Der Einbau der Kriegsfilm-Stock-Footage (aus dem völlig indifferenten ’71er-Italo-Hobel „Himmelfahrtskommando in die Hölle“) fällt primär durch die schlechtere Bildqualität auf (okay, und natürlich bemerkt man schon, dass Javier Mazia in seiner Knickerbocker-Wüstenuniform nicht wirklich *da* ist, wo die Panzer und Lastwagen rumfahren), ansonsten regt höchstens noch die schon aus „Zombie Lake“ bekannte völlige Vernachlässigung eines glaubwürdigen Zeitablaufs die Lachmuskeln ein paar Minuten an (die Handlung des Films spielt ersichtlich in der relativen Gegenwart, trotzdem ist seit dem zweiten Weltkrieg niemand gealtert – einzig der Scheich hat sich in den knapp vierzig Jahren ein neckisches Oberlippenbärtchen wachsen lassen).

Es ist halt alles einfach tranig – die 82 Minuten fühlen sich an wie drei Stunden, was natürlich auch daran liegt, dass die Zombies, letztlich ja dann doch das, weswegen wir uns Kram wie diesen ansehen, eben nur zwei Auftritte haben. Das Zombie-Make-up ist immerhin nicht ganz beschissen, soweit es die primär ins Bild gesetzten Untoten angeht (der Kerl mit den leeren Augenhöhlen ist FX-technisch mein Favorit), wenn später dann aber eine ganze Zombiebrigade angreift, wird schmerzlich deutlich, dass es für die Zombie-Statisten dann doch wieder nur für ein bissl Farbe im Gesicht gereicht hat.
Zu meiner persönlichen Überraschung investierte Eurociné tatsächlich in eine echte, richtige Gore-Gedärm-Szene – das hilft dem Film an sich nun auch nicht sonderlich weiter, sorgt aber dafür, dass man den Kram heutzutage wenigstens ab 16 freigeben kann (andernfalls wäre der Streifen nämlich durchaus was für’s Kinderprogramm, da sogar die Damen weitgehend die Klamotten anbehalten. Was schade ist, denn es sind einige der attraktiveren Geräte, die Meister Franco in der Phase seiner Karriere vor die Linse bekam).

Betont grauenhaft ist der Score von Franco-Stamm-Beschaller Daniel White.

Dass die ganze Operation für Franco keine echte Herzensangelegenheit gewesen sein konnte, fällt auch daran auf, dass fast niemand aus seiner Stamm-Troupé mit von der Partie ist. Keine Lina Romay (auch wenn die IMDb ihr einen unkreditierten Auftritt unterschieben will), kein Howard Vernon – man fühlt sich regelrecht allein gelassen. Nur Antonio Mayans, Francos langjähriger Freund, Kollaborateur und Produzent, gibt sich als Scheich die Ehre und erringt dabei auch die Trübe Funzel für die beste darstellerische Leistung – als Holzklassen-Omar-Sharif geht er allemal durch (wobei man sicherlich auch Omar Sharif himself hätte gewinnen können, wenn man ihm einen Abend Spielbankverluste ausgeglichen hätte).
Manuel Gelin, als Robert eine totale Trantüte und charismafreie Zone, schloss erstaunlicherweise eine erfolgreiche Karriere im französischen TV an und spielte u.a. neben Isabelle Adjani in „Ein mörderischer Sommer“. Freunde gepflegten Mystery-Thrills finden ihn auch im gern auf den hiesigen Privatsendern ausgestrahlten Mehrteiler „Dolmen – Das Sakrileg der Steine“.
Eduardo Fajardo (Kurt Meitzell, eindruckslos) zierte ungefähr fünftausend Spaghettiwestern inklusive dem originalen „Django“, war in „brownface“ der indische Butler im B-Film-Basterds-erprobten Argoman, der phantastische Supermann und war noch in den 80ern in Trash wie „The Executor“, Hundra oder „Der Tempel des blutigen Goldes“ aktiv.
France Lomay betätigte sich eigentlich ausschließlich im Softpornfach („Emmanuelle – Im Teufelskreis der Leidenschaft“, „Sechs Schwedinnen von der Tankstelle“, „Die Nichten der Frau Oberst“), was dann auch ihre ungefähre schauspielerische Ober-, äh, Kragenweite ist. Javier Maiza fand sich wenigstens noch in Francos Mondo Cannibale 4: Nackt unter Wilden wieder.

Bildqualität: Eine Weile lang nur als Hartbox erhältlich gibt’s mittlerweile auch ’ne preiswerte ungekürzte Kaufhausfassung aus dem Hause VZM. Der Print ist für einen Eurociné-Franco-Klopper in Ordnung (anamorph 1.66:1) – ganz gute Farben, durchschnittliche Schärfe, wenig Defekte (abgesehen von den stock-footage-Anteilen).

Tonqualität: Deutscher und französischer Ton in Dolby 2.0 Mono. Brauchbar, wobei die deutsche Synchro angemessen furchtbar ausgefallen ist.

Extras: Der Trailer und ein kurzes Videointerview, in dem sich Antonio Mayans an die Dreharbeiten erinnert (oder auch nicht ;)).

Fazit: Von allen schnarchnasigen Franco-Filmen, die ich bislang gesehen habe (und Francos Ouevre ist an schnarchnasigen Filmen ja nun gewiss nicht arm), ist das wohl der langweiligste, uninteressanteste und, vor allem, vom Maestro am unenthusiastischen heruntergekurbelte Klopper – Zombies sind nun mal nicht Franco seins (gewesen), und dieser Film ist das leuchtende Fanal dafür. Auf dem Subgenre „Nazi-Zombies“ gibt’s jede Menge nicht unbedingt „besseres“, aber „weniger langweiliges“, daher – nur für absolute totale die-hard-Franco-Komplettisten, und selbst die sollten sich das Ding nur der Vollständigkeit halber ins Regal stellen und nicht etwa anschauen…

1/5
(c) 2014 Dr. Acula


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