Nydenion

 
  • Deutscher Titel: Nydenion
  • Original-Titel: Nydenion
  • Alternative Titel: Nydenion - Krieg der Kolonien |
  • Regie: Jack Moik
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2010
  • Darsteller:

    Jack Moik (Rick Walker), Annette Schmiedel (Cynthia Perkins), Marcos Koutelas (Gallagher), Axel Loh (Deacon), Andreas Konczak (Mitchell), Mirjam Barner (Salazar), Andreas Arens (Mechaniker), Axel Mertens (Gibbons)


Vorwort

Ein paar hundert Jahre in der Zukunft – das Sykon-Imperium führt seit über 50 Jahren Krieg mit der Konföderation und anderen galaktischen Gesellen. Captain Walker, Oberhaupt einer Jägerstaffel, wird vom skrupellosen General Gallagher in ein Himmelfahrtskommando gehetzt. Der Großteil seines Geschwaders wird aufgerieben – frustriert erklärt Walker, nachdem er Gallagher durch eine Kriegsgerichtsaussage die Karriere versaut hat, seinen Abschied und verdingt sich als freischaffender Kopfgeldjäger.

Der aber auch für andere Aufträge zu chartern ist – sechs Jahre nach dem verhängnisvollen Einsatz auf New Anchorage sind alle Kriegsparteien mehr oder weniger zu dem Ergebnis gekommen, dass der Krieg von keinem mehr zu gewinnen ist, Friedensverhandlungen finden statt. Walker wird baeuftragt, Botschafterin Perkins von Adcalmahr, einer Bergbauwelt am Rande des Nirgendwos, die vom degradierten Gallagher beaufsichtigt wird, mit wichtigen Geheiminformationen zum Verhandlungsort zu bringen.
Walker bemerkt rasch, dass der vermeintlich einfache Taxijob akut lebensgefährlich ist. Sein Schiff wird sabotiert und von Sykon-Jägern über dem Planeten Nydenion abgeschossen. Pilot und Passagierin, die sich zudem noch als Cyborg entpuppt, überleben nur knapp, schaffen es aber, ein Raumschiff zu klauen. Perkins erklärt Walker die Lage – das Schiff, auf dem die Verhandlungen stattfinden, soll von einer Bombe in die Luft bzw. ins Vakuum gesprengt werden, denn im Sykon-Senat hat sich eine Verschwörerclique, der auf mittlerer Führungsebene natürlich auch Gallagher angehört, zusammengefunden, die putschen und den Krieg am Laufen halten will. Werden Walker und Perkins das verhindern können?


Inhalt

Wenden wir uns wieder mal dem ungeheuer erfreulichen Thema „deutscher Genrefilm“ zu. Wir wissen alle, um den ist es nicht gut bestellt, schon gar nicht, wenn’s um Science fiction geht, denn Scifi ist, das wissen wir nicht erst seit vorgestern, effektaufwendig und damit teuer. Einen, hihi, Horrorfilm, in dem irrer maskierter Killer im Wald Teenager abmurkst, kann jeder Idiot für 500 Euro runterkurbeln (und leider *macht* das auch jeder Idiot), bei Science fiction kann das in persönlichen Tragödien Marke „Astro-Saga“ enden.

Hoffnung machte in den letzten Jahren das Projekt „Nydenion“ aus der Werkstatt von Jack Moik. Was sukzessive über die Jahre so an Informationen, Bildmaterial und Ausschnitten rüberkam, deutete wenigstens an, dass Moik und sein Team die nötige technische Expertise mitbringen würden, um mit kleinem Budget impressive FX auf die Beine zu stellen – sowohl was klassische Modelltricks angeht als auch moderne CGI. In Interviews äußerten sich die Beteiligten stets sympathisch und enthusiastisch (speziell im Vergleich zu anderen teutonischen Film-Aufschneidern), man konnte als Fan von unabhängigen, phantastisch geprägten Filmen gar nicht anders, als den Leuten die Daumen zu drücken, dass sie ihr Projekt (das immerhin zwölf Jahre Freizeit in Anspruch nahm) vervollständigen und professionell in den Vertrieb bringen können würden.

Nun, das haben Moik & Co. geschafft. Einen Pferdefuß hat die Sache allerdings, und das ist für einen solchen ein ziemlich großer. „Nydenion“ ist, leider, kein guter Film. Noch nicht mal ein mittelmäßiger. Und so leid es mir tut, ich kann und muss das offensichtlich an einem einzigen Umstand festmachen und das war der, der als einziger auch schon im Vorfeld skeptisch stimmen konnte. Regie: Jack Moik. Drehbuch: Jack Moik. Kamera: (u.a.) Jack Moik. Schnitt: (u.a. ) Jack Moik. Musik: Jack Moik. Hauptrolle: Jack Moik.
Wo immer sich screen credits bei einer Person häufen, ganz besonders im Bereich der ambitionerten Unabhängigen, erhebt der grimmige Geist der Ego-Überhöhung (und damit oft und gern einhergehend -Überschätzung) sein garstiges Haupt. Man muss es wieder einmal klar und deutlich sagen – Leute wie John Carpenter oder Robert Rodriguez, das sind die Ausnahmen, nicht die Regel. Ja, ich verstehe, dass gerade im Indie-Bereich das vielleicht nicht mal böse Absicht, sondern bittere Notwendigkeit ist, weil man nicht genügend Personal hat und notgedrungen viel selbst machen will oder muss, aber es führt selten zu guten Ergebnissen, weil einfach eine elementar wichtige Kontrollfunktion fehlt – wer praktisch alles in Personalunion überwacht, was für den Film wichtig ist, dem kuckt niemand auf die Finger, der wird von niemandem eingebremst, dem sagt niemand, was nicht funktioniert (und gewöhnlicherweise wird das bei einem Film, der für alle Beteiligten das erste größere eigene Projekt ist, eher mehr denn weniger sein); und ohne den kreditierten Produzenten Caspar Arnhold, Alexander Roeder und Frank Vogt zu nahe treten zu wollen – sie sind alle keine „berufsmäßigen“ Filmproduzenten, sonder auf FX-Seite oder als schauspielerisch mitwirkende zu direkt in „Nydenion“ involviert, um als „unabhängige“, „externe“ Controller diese Funktion übernehmen zu können (und ein Gratis-Tipp, den ich umsonst for nothing stifte: denkt mal kurz drüber nach, wie oft Carpenter oder Rodriguez in ihren Filmen auch die Hauptrolle gespielt haben).

Fangen wir bei den positiven Dingen an – die FX sind für eine total unabhängige Produktion bestechend und zeigen, welch technisches Können in Deutschland vorhanden wäre, würde es denn auch vom einheimischen Filmemacher abgerufen (dass deutsche Effektschmieden an internationalen Großproduktionen gewinnbringend mitwirken, ist eine Binsenweisheit). Nicht alles hat absolutes Blockbusterniveau (einige der – vermutlich – älteren CG-Shots erinnern an Videospiele von vor ein paar Jahren, da merkt man, das nicht alles so detailverliebt gerendert wird), und bei den Modelltricks könnte man sich ab und zu etwas mehr Sorgfalt bei den perspektivischen Shots wünschen, aber grundsätzlich ist das eins rauf mit Mappe, wie man im Osten so schön zu sagen pflegte. Dafür allemal Respekt.
Die Kameraarbeit ist passabel, wenngleich einige der Farbfiltereien massiv übertrieben werden (speziell die Adcalmahr-Shots, wo ein permanentes orange-braun-Filtern offenkundig „Total Recall“-Optik simulieren soll), der Schnitt ist manchmal etwas zu langsam für den intendierten Zweck und der Score… der ist leider so einer von der permanent vor sich hindüdelnden Sorte, wie ich’s gemeinhin überhaupt nicht leiden mag (scheinbar haben mittlerweile einige Filmemacher vergessen, dass auch die Abwesenheit von Musik dramaturgische Akzente setzen kann).

Da sind wir dann aber schon bei der Dramaturgie und, mein Gott, funktioniert „Nydenion“ in der Disziplin überhaupt nicht. Was natürlich daran liegt, dass „Nydenion“, ähnlich wie, nur noch viel stärker als der Schweizer Big-SF-Versuch Cargo, bei allem sichtbaren Enthusiasmus eine vollkommen ideenfreie Zone ist. Oder zumindest eine Zone frei von eigenen Ideen. „Nydenion“ ist ein fantasielos zusammengesetztes Puzzle aus Versatzstücken so ziemlich jedes erfolgreichen SF-Films der letzten dreißig Jahre. „Kampfstern Galactica“, „Star Wars“, „Star Trek“, „Total Recall“, „Blade Runner“, „Stargate“, „Starship Troopers“, „Wing Commander“ – alles ist in mehr oder weniger großen Dosen zu finden und stellenweise peinlich offenliegend zu identifizieren. Das geht vom groben Gesamtplot (der ist quasi „Star Trek VI“ in einer simplifizierten Version) über einzelne set-pieces bis hin zu einzelnen Dialogen und Requisiten.
„Nydenion“ findet weder im Drehbuch noch in der Bildsprache eine eigene Identität – das ist ’ne Idee von dort, eine Form von da, ein Design von hier (das Raumschiff, mit dem Walker und Perkins von Nydenion fliehen, erinnert verdächtig an das Shuttle des Imperators aus „Return of the Jedi“, jedes GROSSE Schiff hat sicher die „Galactica“ in der Ahnengalerie und die Jäger sind ersichtlich die unehelichen Bastarde von Colonial Vipers und X-Wings. Von dem AT-ST, äh, „Terrain Scout“ – hihi, der HEISST sogar praktisch genauso wie bei „Star Wars“ -, den Walker und Perkins auf Nydenion kapern, wollen wir gar nicht reden).
Klare Folge: eine „Immersion“ in die Welt, das Universum, das „Nydenion“ kreieren will, kann gar nicht stattfinden, weil wir als genreaffiner Zuschauer immer durch irgendein ähnliches, von anderswo, äh, „inspiriertes“ Design abgelenkt werden. Der Film hat einfach keine eigene Handschrift (auch wenn er irgendwo versucht, das „gebrauchte“, abgegriffene Flair von „Alien“ aufzugreifen).

Dialoge, die wahlweise so gestelzt sind, dass sie in gesprochener Form nur lächerlich wirken, mehr Technobabble beinhalten als Geordi LaForge sich in einer TNG-Staffel abzusondern trauen würde, oder so vorhersehbar sind, dass ich sie mitsprechen konnte, obwohl ich den Film für mich gerade entjungferte, helfen natürlich nicht weiter (und wer eine Aversion gegen Dialoge vom Schlage „Gold 5 an Gold 3“ hat… nun, der sollte auch lieber den „Hobbit“ kucken gehen).

Moik ist leider auch als Regisseur eine ziemliche Niete – handwerklich ist das in Ordnung, klar, aber im Sinne der Dramaturgie… oft genug erkennt man als Zuschauer, was er erreichen *will*, aber auch, dass ihm die künstlerischen Mittel fehlen, selbst seine klischeehaftesten abzuhakenden Plotpunkte umzusetzen (Exempel: der dramatische Opfertod des jungen, naiven Lieutenant in der Schlussschlacht um Adcalmahr [warum der Film ausgerechnet „Nydenion“ heißt, was sicherlich der unwichtigste Schauplatz der ganzen Geschichte ist, ist dann auch noch so ’ne Frage] wäre sicherlich emotional überwältigender, würden wir den Kerl nicht ungefähr 2 Screenminuten vorher zum ersten Mal sehen).
Aber so ist das halt in einem Film, der uns mit der ersten Sekunde in einen Krieg wirft, von dem wir nicht wissen, wer da gegen wen kämpft, wem wir die Daumen halten sollen und wer die Bösen sind – der Gedanke, die Backstory in der Vorspannsequenz über an der Kamera vorbeigleitende „Nachrichten“-Einblendungen (ein bissl a la „Starship Troopers“) auszupacken, wäre zwar prinzipiell nicht verkehrt, doch funktioniert das halt nur auf der Kinoleinwand; für die Heimglotze sind die eingeblendeten Bildschirme zu klein und die Texte zu lang – mehr als einen Satz kann man nicht lesen.
Es gibt viel zu viele dramaturgische Fehlentscheidungen, die gravierendste ist sicherlich, dass die Bombe an Bord des Verhandlungsschiffs, ihre Entschärfung und damit das, worauf der Film dramaturgisch 70 Minuten lang hinsteuert, nicht das Ende des Films ist (eh, SPOILER, gelle). Nachdem Walker heldenhaft die Bombe entschärft hat (der Timer bleibt ungelogen bei „0:07“ stehen. Seufz), tackert das Script noch 20 Minuten dran, in denen Walker, Perkins und eine Ladung von Space Marines (s.o.) noch Gallagher plätten wollen. Das passt einfach nicht, es wäre wesentlich eleganter und erzählerisch runder, wenn das parallel erzählt würde (Walker muss ja nicht zwingend ALLES machen. Aber, naja, Walker=Moik, also wohl doch).
Wollen wir’s nicht weiter ausbreiten und dabei belassen, dass „Nydenion“ ungefähr so packend inszeniert ist wie ein dieser historischen Dokumentationen mit Spielszenen, wie sie auf N24 laufen (lustigerweise fand Moik seinen Einstieg ins Filmgeschäft genau mit Digitaleffekten für solche Dokus).

Acting… oi, das ist immer ein Thema, bei dem ich kein gutes Gefühl habe, wenn ich Nicht-Profis in die Pfanne hauen muss (auch unter der Maßgabe, dass ich mich selbst bei meinem „Schauspieldebüt“ sicher auch nicht großartig angestellt habe) – aber „Nydenion“ versteht sich nun mal als „richtiger“ Film und muss sich dann eben auch nach diesen Maßstäben messen lassen. Und, naja, wie sag ich’s höflich… Jack Moik ist ein furchtbarer Schauspieler. Ist ja auch keine Schande, es ist nicht jedem gegeben, nur ist’s halt schlecht, wenn man sich selbst zur Aufgabe gemacht hat, den Film als Hauptdarsteller zu tragen. Mal ganz abgesehen von der Optik (sein Walker sieht weniger aus wie der kompetente Kampfpilot/Kopfgeldjäger, sondern wie der Penner vom Hauptbahnhof, der mich neulich um `ne Kippe und `nen Euro angeschnorrt hat), da fehlt’s an Screenpräsenz, an Ausstrahlung und an dramatischer Fähigkeit, um selbst als „Action-Held“-leading man zu bestehen.
Dumm nur, dass er praktisch noch positiv aus dem Ensemble herausragt, weil er wenigstens *versucht*, nicht nur Texte aufzusagen, sondern zu *spielen*. Annette Schmiedel hat für ihre hölzerne Performance zumindest noch die Ausrede, dass sie einen Maschinenmenschen spielt und das in gewisser Weise zur Rolle passt, Marcos Koutelas ist als „Hauptschurke“ Gallagher ebenfalls zu wenig „präsent“, zu wenig aktiv, zu zurückgenommen.

Komischerweise sind die erfahrenen Akteure, also die, die schon mal anderweitig ihre Nasen vor Kameras gehalten haben, in den kleinen Rollen versteckt (irgendwo spricht das wieder für die Theorie, dass die Macher ihr Ego nicht unter Kontrolle hatten und den Standpunkt vertraten, wenn wir schon einen Film drehen, werden wir ja noch verdammt noch mal die Hauptrollen spielen dürfen) – Richard van Weyden, der einen der Strippenzieher im Hintergrund spielt, gehörte zur Stammbelegschaft von „GSG 9 – Ihr Einsatz ist ihr Leben“, war in „Ninja Assassin“ und „Die Päpstin“ dabei und spielte in ein paar Folgen der aufwendigen TV-Serie „Borgia“.
Andreas Konczak (Mitchell, Kommandant des Verhandlungsraumschiffs) war in „Dating Vietnam“ (dort mit relativ großer Rolle neben RoboCop Peter Weller), „Kopf oder Zahl“ (neben Ralle Richter und Heinz Hoenig) und „Iron Sky“ mit von der Partie, Produzent Caspar Arnhold (spielt einen namenlosen Piloten) kann immerhin auf Einsätze in „GZSZ“, „City Express“ und „Heimat 3“ zurückblicken.
Da frag ich mich – wenn ich offenbar schon Kontakte ins „richtige“ Biz habe… warum lasse ich die Leute, die’s können müssten (ich belasse es mal beim Konjunktiv, denn zumindest Konczak schlafwandelt sich überwiegend durch seine Rolle; und Mirjam Barner, die immerhin schon in „Joe and Max“ Leute wie Til Schweiger [okay, schlechtes Beispiel], Richard Roundtree oder August Zirner als „Anschauungsmaterial“ hatte, bietet geradezu eine Anti-Performance) nicht an die wichtigen Rollen? Ich weiß, ich schrieb ja selbst ein paar Zeilen weiter oben („unser Film, männo!“). Der Kontrast zwischen „professionelle Technik“ und „totale Amateure vor der Kamera“ tut einem Film aber halt auch nicht gut…

Bildqualität: Dass „Nydenion“ auch für den Vertrieb nicht der Knaller war, mit dem man wohl doch ein bisschen geliebäugelt hatte (ganzseitige Printanzeigen in Genre-Magazinen gönnt sich ein Label wie New KSM nicht für jeden Heuler), ergibt sich auch daraus, dass der Streifen mittlerweile auf „3 Filme auf 1 DVD“-Samplern verhökert wird. Mein Exemplar teilt sich die Silberscheibe mit „Humanity’s End“ und „Space Prey“ (was insofern passt, als auch „Space Prey“ so ein labour-of-love-Projekt eines ambitionierten Einzelkämpfers ist). Bei drei Filmen auf einer Disc ist verständlich, dass mich die Bildqualität (1.85:1 anamorph) auf dem großen Flachbild-TV nicht pausenlos vom Stengel fetzt. Speziell in den farbgefilterten Segmenten wird’s doch etwas „murky“ und körnig, während die Weltraum-Aufnahmen klaglos abgespult werden.

Tonqualität: Zweckmäßig (Dolby Digital 5.1), aber nicht überwältigend. Immerhin hat man sich eine ohrenscheinlich zumindest semi-professionelle Nachsynchronisation geleistet (die Motivation diverser Sprecher gilt es aber dennoch kritisch zu betrachten).

Extras: Die mir vorliegende Sparfassung kommt ohne jegliches Zusatzmaterial aus.

Fazit:
Ich versteige mich mal zu einem, eh, wagemutigen Vergleich… einen Tag, bevor ich mir „Nydenion“ zu Gemüte führte, sah ich mir „The Expendables 2“ an. In einer kleinen Facebook-Diskussion kamen meine Wenigkeit und ein paar Freunde zu dem Ergebnis, dass „Expendables 2“ der Film ist, den wir als Zwölfjährige, die heimlich „Rambo“, „City Cobra“, „Missing in Action“ und Konsorten gesehen haben, geschrieben hätten („und dann finden sie eine Stadt, die genau aussieht wie New York, und dann kommen die Bösen und treiben sie in die Enge, und dann kommt Chuck Norris, legt alle um, sagt „ich bin der einsame Wolf“ und geht wieder, und dann kommt Arnie mit dem Bohrer aus „Total Recall“…“). Stallone und seine Mitstreiter haben für diesen Film ihren inneren Zwölfjährigen kanalisiert, aber – sie sind mittlerweile auch alt und reif genug, um dem Zuschauer zu verstehen zu geben: „Wir wissen, warum ihr den alten Kram liebt, wir lieben ihn auch, und wir erweisen ihm einerseits die gebotene Ehrerbietung, aber wir können ihn auch veralbern“. Deswegen funktioniert „Expendables 2“ (wesentlich besser als Teil 1) als Hommage und Parodie an die großen over-the-top-Actionfilme der 80er.

Auch „Nydenion“ ist ein Film, der von einem Zwölfjährigen, der alle einschlägigen SF-Filme der 80er gesehen hat, geschrieben worden sein können, doch dieser Zwölfjährige wartete nicht damit, bis er mehr damit anfangen konnte, als die da und dort zusammengeklauten Einzelelemente dramaturgisch ratlos aneinanderzufügen – „Nydenion“ ist bar jeder Ironie, spielt sich bis auf ein paar one-liner (die aber keine in-jokes sind) todernst und wird zu einer humor- und reizlosen „KUCKT! Das hab ich AUCH gesehen!“-Nummernrevue, die keinen Charme, keine Wärme ausstrahlt, sondern sich ganz als das sterile seelenlose Baukastenprodukt, das es nun mal ist, präsentiert. Technische Finesse und Sachkunde im Genre ersetzen nun mal leider keine schreiberischen, schauspielerischen und inszenatorischen Fähigkeiten. Es ist sehr schade, weil ich, wie ich schon öfters schrob, SOOO gerne einen deutschen Genrefilm in den Himmel loben möchte und gerade in „Nydenion“ einigen Vorab-Goodwill investierte, aber er krankt an dem, was die meisten unabhängigen deutschen Filme „auszeichnet“ – einem enervierenden Mangel an eigener Kreativität. Wenn ich „Star Wars“, „Galactica“ oder „Stargate“ sehen will, kucke ich „Star Wars“, „Galactia“ oder „Stargate“ – ich brauche kein dramaturgisch vermurkstes Sampling/Remix davon. Zweiter Gnadenpunkt für die FX und zwei-drei Witze, die mich schmunzeln ließen. Ändert aber nichts daran, dass ich von „Nydenion“ enttäuschter bin als vom neuesten Rose/Ittenbach/Schnaas – von denen erwarte ich nix. Hier aber hatte ich Hoffnung.
Nur eins nötigt trotz allem Respekt ab: im Gegensatz zu Schmalspuraufschneidern wie Vorlander oder Katusin oder Fantasten wie Kammermeier hat Moik einen vorzeigbaren, technisch ehrenwerten, abendfüllenden Spielfilm im professionellen Vertrieb. Nächstes Mal kriegen wir noch den anderen Part, den mit vernünftigem Drehbuch, solider Dramaturgie und richtigen Schauspielern, hin, ja, Jack? (Der mir übrigens dankbar sein sollte, dass ich bis hierhin gekommen bin, ohne einen Karl-Moik-Kalauer zu bringen)

2/5
(c) 2013 Dr. Acula


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