Nude for Satan

 
  • Original-Titel: Nuda per satana
  •  
  • Regie: Luigi Batzella (als Paolo Solvay)
  • Land: Italien
  • Jahr: 1974
  • Darsteller:

    Susan/Evelyn (Rita Calderoni)
    „Er“ (Giuseppe Mattei (als James Harris))
    Dr. William Benson/Peter (Stelio Candelli)
    Butler (Renato Lupi)
    Strange Woman (Iolanda Mascitti)
    Luigi Antonio Guerra
    Barbara Lay
    Augusto Boscardini
    Alfredo Pasti


Vorwort

E s gibt Filme, deren Titeln man (eh, besonders manN) nicht wirklich widerstehen kann. SLAVE GIRLS FROM BEYOND INFINITY z.B, oder THE HOLY VIRGIN VS. THE EVIL DEAD – sowas klingt doch irgendwie vielversprechender als LORENZO´S OIL oder YENTL, oder? Zumindest, wenn man ein B-Movie-Liebhaber ist… Auch ein DVD-Cover, das einem NUDE FOR SATAN entgegenschreit, entwickelt (ganz besonders bei einer „Geld-spielt-keine-Rolle“-Einkaufstour bei amazon.com, wie sie dem geneigten Trash-Lunatic drei-viermal im Jahr einfach unterläuft, ob man will oder nicht) rasch eine magische Anziehungskraft, derer man sich einfach nicht entziehen kann. Gut, wir wissen alle, insbesondere wenn´s um die Betitelung europäischer Filmware für den US-Markt geht, sind die Yankee-Marketingstrategen auch nicht wesentlich besser als ihre teutonischen Kollegen im umgekehrten Fall, aber bei NUDE FOR SATAN kommt der US-Titel erstaunlicherweise mal wirklich hin, denn auch in Italien, dem Herkunftsland dieses erklecklichen Schundklassikers, bedeutet NUDA PER SATANA nichts anderes als „Nackt für Satan“. Okay, damit haben wir auch schon Badmovie-Faktor Nummer 2 angerissen – eine italienische Produktion aus den 70er Jahren? Hey, das könnte lustig werden.

Um´s vorwegzunehmen, selbst die entsprechend angepasste Erwartungshaltung für einen italienischen 70er-Jahre-Horrorfilm mit dem Titel „Nackt für Satan“ bereitet den stolzen Erwerber der DVD nicht auf das vor, was die eifrigen Vergessene-Filme-Ausbuddler von Redemption hier aus einer tiefen tiefen Gruft des Cinecitta-Filmarchivs ans Tageslicht gezerrt haben. Jetzt mal ehrlich – wenn schon die (durchaus informativen) Linernotes der DVD stolz vermelden, dass bei der Erstaufführung des Streifens in Italien gerade mal 500 zahlende Besucher gezählt wurden (und die Italiener rannten bekanntlich in jeden Schrott… schlag nach bei PERRY RHODAN) – funny fact am Rande: selbst die kurze Inhaltsbeschreibung auf der Box-Rückseite endet mit den vielsagenden Worten „oh, err!“ -, erwarten wir wirklich Filmkunst oder dann doch eher jeder Beschreibung spottende Abstrusitäten?


Inhalt

G eben wir es doch zu, ein Film könnte erheblich schlechter anfangen als mit einem spärlich (also spärlich wie in „ohne BH“ und „nur mit einer Art Umhang“) bekleideten Mädchen, das offensichtlich in heller Panik durch einen finst´ren Wald rennt. Eine Verbesserungsmöglichkeit wäre allerdings durchaus, wenn dieser „Prolog“ irgendetwas mit dem Rest des Films zu tun haben würde.

Wir schalten um zur eigentlichen „Handlung“ – ein VW Käfer rast durch die Nacht, und zwar eins von diesen im deutschen Markt nicht erhältlichen Sondermodellen mit einem Ferrari-Formel-1-Motor und einer Höchstgeschwindigkeit von ungefähr 280 km/h (jedenfalls dem Sound nach). VW Italia war offenbar Hauptfinancier des Films, weswegen die Opening Credits komplett auf der Kofferraumhaube des Beetles absolviert werden. Auch die schönsten Credits sind irgendwann mal zu Ende und der VW kurvt weiter durch die nächtliche Gebirgstrasse, als gelte es die Rallye San Remo zu gewinnen. Bei einem „Old Dark House“ hält der Fahrer an, klopft ungeduldig gegen die Tür und begehrt schliesslich den Weg zum „Wilford-Anwesen“ zu wissen (aaah… schön, wieder mal ein Italo-Film, der so tut, als würde er in der grossen weiten Welt spielen). Der Eingeborene (very obviously Italian) gibt ihm neben der Richtung noch den üblichen „ich würd´s nicht tun, das sind alles Wahnsinnige, und bei dem Wetter ist auch die Strasse gefährlich etc.“-Ratschlag auf den Weg, aber unser VW-Rennfahrer ist Doktor und unterwegs zu einem Notfall.
Während der Zuschauer sich noch wundert, warum es den guten Doktor samt seines Gefährts nicht pausenlos aus den Serpentinen wuchtet, spottet selbiger am Strassenrand eine weissgekleidete Frauengestalt. Da auch Ärzte nur Männer sind, steigt der Doc in die Eisen, als würde vor ihm ein Tanklastwagen quer über´n Asphalt kippen, hastet aus dem Fahrzeug und findet – NÜSCH. Dang! Hätte der Doc mal besser nicht vor Fahrtantritt seinen Arzneischrank gefressen. Halluzination am Steuer kommt nicht gut… Egal, kaum dreht sich Doc wieder zu seinem Auto um, macht es CRASH, ein herrenloser Reifen (ohne Felge) kullert vorbei, und plötzlich pflackt ein Fiat 500 an der Felswand und eine hübsche Frau hängt bewusstlos raus aus dem Cinquecento. Der Doc, medizinisch vorgebildet, zerrt die bewusstlose Maid nicht unbedingt per Rautek-Rettungsgriff aus dem Wrack (hm, naja, es wäre ein Wrack, wenn der Film ein Budget hätte) – sprich, sollte die Frau bis jetzt die möglichen inneren Verletzungen überlebt haben, wäre sie jetzt reif für die Leichenhalle – und in seinen Käfer. Ein paar Ohrfeigen später kommt das Mädel auch wieder zu sich, so dass sich der Doc endlich als Dr. William Benson vorstellen kann. Die Gerettete ist dermassen überwältigt, dass sie gleich wieder in Ohnmacht fällt. Nun versagt auch noch der treue VW seinen Dienst (hm, doch nicht Hauptsponsor), also greift sich Benson die Knarre aus dem Handschuhfach (what a doctor! Für alle Eventualitäten gerüstet!) und spottet a) ein naheliegendes Kastell und b) einen mysteriösen Typen mit einer Laterne, der dumm rum steht. Nö, helfen kann jener nicht, denn er hat strikten Befehl, sich nicht von der Stelle zu rühren, im Schloss vielleicht gäb´s jemanden. Benson dreht sich kurz um und schon ist der Mystery Man verschwunden. Shudder! Grusel! Unheim!

Gezwungenermassen macht sich Benson per Pedes auf zum Schloss, klopft energisch an die Tür, aber anstelle einer türöffnenden Reaktion werden im Schloss alle Lichter gelöscht. Dann allerdings geht die Tür von selbst auf und Benson tritt ein und encountered die typische Verlassenes-Herrenhaus-im-Film-Unordnung (die es im richtigen Leben bekanntlich nie geben würde, sondern dieses spezielle, sorgfältig vom Requisiteur veranstaltete Chaos). Wind weht durchs Treppenhaus (oh, wie gruuuselt mir). Benson öffnet eine Tür und findet einen hässlichen alten Knacker mit einem Dolch im Hals auf einem Bett liegen, doch der vermeintlich Tote lacht das Ich-bin-ein-Wahnsinniger-in-einem-Horrorfilm-Lachen. Ein Frauenschrei führt unseren Helden in das nächste Zimmer, wo irgendein Kerl an üppigen Frauenbrüsten Saugnapf spielt. Angewidert zieht sich Benson und entdeckt ein Buch mit vermutlich okkult gedachten Sinnsprüchen a la „Er, der einen Pakt mit Ihm eingeht, wird Ihm gehören“. Weia! Dann gibt´s noch ein mysteriöses Bild, auf dem die Schnepfe aus dem Cinquecento abgebildet zu sein scheint und dessen Perspektiven sich je nach Anguckwinkel verändern (boah ey!).

Benson gelangt schliesslich in einen Schlosspark und läuft dort eben der geretteten Maid über´n Weg, die sich allerdings umgezogen hat und Benson a) als Peter anredet und b) ihn als ihre grosse Liebe bezeichnet, „endlich bist du wieder dä etc. etc. Benson verfsteht nur Bahnhof, aber den Kussversuchen der Holden setzt er keinen gesteigerten Widerstand entgegen. Das Mädel lässt noch diversen mythischen Dummfug wie „Zeit ist Schweigen“ und „Hier gibt es keine Vergangenheit, keine Gegenwart, nur das Jetzt!“ (ehhh… ist die Gegenwart nicht „jetzt“? Don´t get me into a SPACEBALLS-Quote-Mood…) ab und die vermeintliche Leiche von vorhin grinst sich einen ab.

Am nächsten Morgen wandert das verunfallte Mädel alleine in ihrem ursprünglichen Outfit zum Schluss und wird von einem mysteriösen Mann (gähn) in einem Cape empfangen (Merke: sieht dein potentieller Gastgeber aus wie Dracula auf Urlaub, such dir ein anderes Domizil). Some weird camera angle zeigt uns das Geschehen kurz aus Froschperspektive, bevor der Cape-Mann unsere Heldin in das Schloss bittet, dass einen erheblich aufgeräumteren Eindruck bietet als noch die Nacht zuvor (starke Putzkolonne… können die mal hier vorbeischauen?). Mädel findet auch das seltsame Bild, das bei ihr aber Benson zeigt! (Argh!). Der charmante Gastgeber stiert die Frau lange genug an, bis sie plötzlich ohne Klamotten darsteht (mein Gott, wird auch Zeit, ich dachte, schon, der Titel wär doch ein Marketingag). Nachdem die optische Inspektion abgeschlossen ist und sich die Kleider wieder materialisieren (jaja, I know… Hypnose o.ä., erklärt´s mir, wenn ich mal Zeit habe), blaht das Mädel den Cape-Typ über das Bild und ihren „Freund“ an, der im Gegensatz zu dem Abgebildeten „von heute“ wäre. Der Cape-Mann reagiert, wie man es wohl auch tun würde, salbadert irgendwelchen bedeutungslosen Blödsinn ab und lässt erst mal ein Zimmer und ein Bad arrangieren. Die „Leiche“ vom gestrigen Abend entpuppt sich als Butler und serviert die Drinks.

Wenig später badet unsere Helden (okay, der Film braucht noch zwanzig Minuten, bis er uns das verrät, aber ich sag trotzdem, sie heisst Susan, damit tut man sich einfach leichter) auf die Art und Weise, wie es nur Heldinnen in Exploitation-Filmen tun – sie steht in der Wanne, bespritzt sich gelegentlich per Hand mit Wasser und reibt sich ansonsten hauptsächlich trocken ab, aber das bietet natürlich grösstmögliche Einblicke (yummy). Eine andere Maid bringt ein Handtuch und ehe frau sich´s versieht, ist sie schon mit lesbischen Spielchen beschäftigt…

Benson albert immer noch mit seiner Ausgabe Susans herum, hat zwar langsam die Nase voll davon, „Peter“ genannt zu werden und mit diversem unverständlichen Kauderwelsch belästigt zu werden, sagt aber auch nicht nein, als ihm ein freundliches „liebe mich“ entgegenschallt.

Die andere Susan strollt von ihrem Handtuch knapp verhüllt durch den Park.

Dort tollen Benson und seine Susan, der redet seiner Ausgabe ein, unter einem Schock zu leiden. Naja, und wenn man von dem weiteren Schwachfug, den die gute Tussi absondert, ausgeht, ist die wirklich im tiefsten La-La-Land… „Zeit existiert hier nicht, wir müssen dem Befehl gehorchen“. „Wessen Befehl?“ fragt Benson. „Seines!“ entgegnet sie unheilsschwanger und dem Blitzmerker Benson fällt sofort wie Schuppen aus den Haaren die Zeile aus dem Buch ein… „Er, der einen Pakt mit Ihm eingeht…“ Wie die meisten Kerle denkt auch Benson besser bei einer guten Zigarette, aber auf das Feuerzeug reagiert sein Mädel allergisch, schreit sich die Seele aus dem Hals und geht stiften.

Susan (die andere, also die aus dem Autounfall jetzt…) kriegt von all dem nix mit, sondern läuft statt dessen der Bild-Ausgabe von Benson gegenüber. Wir zählen 2+2 zusammen und bekommen „Peter“. Peter nennt Susan „Evelyn“ und zieht die selbe Routine ab wie sie vorher Benson mit seiner Susan, also der echten Evelyn (mann, was für eine Komplexität dieser Plot hat) ab, was für den geplagten Zuschauer bedeutet, dass er eigentlich mal ein neues Bier holen oder seine Memoiren schreiben könnte. Susan hält Peter verständlicherweise a) für Benson und b) für gaga und weist die Avancen zurück, wobei die Debatte durch den eindrucksvollen Spezialeffekt einer gefühlvoll von Hand um die Vertikalachse geschwenkte Kamera unterstützt wird. Peter verschwindet, dafür ist der Cape-Typ wieder da, wischt Susans Fragen mit einem „das Leben ist eine Illusion“ beiseite und schickt sie mit einem „Gute Nacht“ ins Heiabettchen. „Gute Nacht?“ fragt sich Susan berechtigt, war es grade doch noch Morgen und hellichter Tag, aber knips und zack – tiefste Nacht. Achselzuckend schmeisst sich Susan in die Falle und träumt von heftigem lebischen Sex mit dem Mädel aus dem Bad und eine endlos lange Traum-Sex-Sequenz folgt, bis Susan im Traum von ihrer Sexpartnerin erwürgt wird und sie schreiend aufwacht. „Bin ich vielleicht tot?“ fragt sich Susan. Don´t know for sure, babe, I don´t understand the script either. Die obligatorische schwarze Katze hockt im Zimmer und wird sanft hinauskomplimentiert, Schritte halten Susan wach, bis die Doofe endlich blöde genug ist, um im Nachtgewand durch die Gänge zu streifen (drückt ihr noch ´nen Kerzenleuchter in die Hand, etikettiert die DVD um und verkauft das ganze als unentdeckten Jean-Rollin-Film. Bringt vielleicht mehr Dollars). Shaky camerawork und der grinsende Butler weisen uns dezent darauf hin, dass wir uns, immerhin gut 45 Minuten im Film, langsam einer der „big scenes“ des Films nähern. Wird auch mächtig Zeit, dass IRGENDWAS passiert.

Okay, z.B. eine Auspeitschung? Bitte sehr, bitte gern. Susan wird Zeugin, wie der Butler das Mädchen aus dem Bad (und dem Traum) mit einem ordinären Seil auspeitscht (hierfür ging der komplette Bestand Kunstblut des Spezialeffektteams drauf). Der Typ im Cape schaut zu, aber dann wird dem Mädchen ein Drink serviert und sie legt sich unversehrt auf ein Feauteuil (hä? Ich glaub, ich hab was verpasst). Okay, die Version für die Doofen: das Mädchen (das aus dem Bad, dem Traum und der Auspeitschung) ist so was wie das Medium des Cape-Typen und soll für den astral das Reich der Toten durchqueren und irgendjemanden finden, wird aber von „Astharoth“ daran gehindert. Die Erwähnung des Namens kotzt den Cape-Kerl reichlich an. Das Mädel windet sich hin und her, hat ihr Zielobjekt offenbar gefunden, kann aber dank dessen Willenskraft „nicht penetrieren“ (!). Der Mann im Cape ist darüber nicht erbaut und jagt zwecks Motivation seines Mediums selbigen einen Dolch in den Bauch, jetzt endlich hat die nichtzahlende Zuschauerin Susan genug gesehen, dreht sich um, rennt weg und fällt in einen schwarzen Schacht ungeahnter Tiefe (ich schreib nur, was ich sehe – sort of resignierend). Nach ewig langem Sturz landet Susan in einem gigantischen (najaaaa… zwei auf zwei Meter, etwa) Spinnennetz. Nein, nicht doch! Wie eeeklig!

Benson ist derweil damit beschäftigt, Sex mit seiner Susan, also Evelyn, zu haben, was bekanntlich die beste Therapie für einen hartnäckigen Schock ist.
Susan hat andere Sorgen, denn der mit Abstand unüberzeugendste Ersatz für einen schundigen Special Effect, nämlich die (öh) „Riesenspinne“, ein nicht einmal vage einem Arachniden ähnlich sehendes Subjekt mit zwei rötlich glimmernden Glühbirnen, äh, Augen und diversen Fühlern, beginnt sich für die Netz-Besetzerin zu interessieren und auf selbiger herumzukrabbeln (bzw. in Ermangelung irgendwelcher beweglicher Teile an diesem … „Requisit“ [wie ungern ich das schreibe] schiebt ein gedungener Scherge des Regisseurs das Teil am Körper der Frau Calderoni entlang). Sie schreit nach WILLIAM (Benson, that is) und der gerade am Rammelnde (bzw. der Vorstufe selbigen) hört das. Hört sich nach Susan an, aber wen besteigt er dann gerade? „Das ist unmöglich“, entfährt es ihm (wie recht er hat). Seine Susan, eh, Evelyn, aber das weiss er ja nicht, grinst sich eins.

„Ich bin sie und doch nicht ganz. Ich bin nicht sie, sondern eine andere,“ kryptisiert sie und lacht sich maniacally kaputt. Annie, eh, Benson gets his gun und schreitet zur Rettung, nicht ohne sich aber vorschriftsmässig vollständig anzukleiden, soviel Zeit muss sein, während Susan sich die Seele aus den Möpsen schreit. Benson findet das entsprechende Dungeon rechtzeitig genug, um das Requisit verdientermassen ins nächste Leben als Sägespäne zu ballern (ich weigere mich entschieden, das Teil „Spinne“ zu nennen, ich hasse zwar Achtbeiner, aber DAS haben sie als Repräsentant ihrer Spezies nicht verdient), Explosionen, Rauch… der Cape-Träger erscheint. „Wohin des Wegs?“ fragt er die Flüchtigen und ist dann etwas zornig. „Ich hatte noch nie so laute Gäste. Hier sind Regeln einzuhalten. Marsch auf eure Zimmer.“ Treudoof trollen sich die Trottel wie befohlen, anstelle schleunigst das Weite zu suchen. Immerhin, Susan kann Benson überreden, mit auf ihr Zimmer zu kommen, aber sollte Benson Dankbarkeits-Sex erwartet haben, kann er das vergessen, denn nachdem man sich kurz über die jeweiligen Erlebnisse ausgetauscht hat, entschnorchelt Susan sanft und Benson, trotz hoch-und-heiligen Versprechens, nicht von ihrer Seite zu gehen, entschliesst sich zu einem Erkundungsspaziergang. Inzwischen ist es hell und Benson entdeckt einen weiteren mysteriösen Mann. Er nimmt die Verfolgung auf, more shaky camerawork, diverse pyschedelische Verfremdungseffekte (Weichzeichner, Mehrfachbelichtung, Zoom-in, Zoom-out… der ganze artsy-schmartsy Katalog idiotischer Filmeffekte) spielen sich ab und Benson wird ein wenig panisch. Langer Rede kurzer Sinn, als er den Mystery Man endlich aufspürt, steht er im wahrsten Sinne des Wortes neben sich, denn er ist es selbst bzw. sein alter ego Peter. Benson stürzt vor Schreck einen kleinen Abhang hinunter, Peter lacht sich scheckig, Benson flüchtet ins Haus, dort ist es wieder (immer noch? Wer weiss…) Nacht und Peter erwartet Benson bereits. Okay, okay, ein paar Fragen müssen beantwortet werden. „Ich bin du,“ meint Peter, „ich bin der Teil von dir, den du dir selbst nicht eingestehst, ich bin die Seite der Medaille, die du nicht gleichzeitig mit der Vorderseite sehen kannst“, blablabla, das ganze untermauert Peter mit den entsprechenden Medaillen zwecks praktischer Darlegung des Daherschwadronierten. „Bleib hier“, fordert Peter sein anderes Ich auf, „hier kannst du all deine Gefühle ausleben, Liebe und Hass gleichzeitig…“ Jaja, ich hab´s begriffen, Peter ist Bensons negatives Selbst, aber Benson bleibt standhaft. „Lieber sterbe ich als hier nicht wegzugehen“. Aufrecht, aufrecht! Susan stösst dazu und wundert sich a) warum Benson sie im Stich gelassen hat und sich b) jetzt mit Luft unterhält, denn Susan kann Peter nicht (mehr?) sehen (ich versuche nicht, die interne Logik zu begreifen. Warum auch?) Bevor Benson zu weitschweifigen Erklärungen ausholen kann, taucht auch noch Evelyn auf, die wiederum nur von Susan gesehen werden kann (?). Susan ist weniger willensschwach, denn Evelyn kann sich mit Susan vereinigen (wobei Susan endlich mal wieder eine Brust aus der Bluse fällt). Dann schmeisst sich die neue verbesserte Susan auf Peter und lässt sich von selbigem zu Bensons bitter disgust abschlecken. In einem Special FX (Rauchwolke, boah!) erscheint der Cape-Typ und ist zufrieden ob der dargebotenen Show. Pappmache-Särge öffnen sich und zwei nackte Mädel erscheinen und führen exotischen Ausdruckstanz und gewisse lesbische Kussaktivitäten vor. Zwei rot-blau angemalte Typen (nicht ganz nackt, aber fast) erscheinen und tanzen ebenfalls (mein Gott, ich bin in einen experimentellen Balletfilm geraten. GET ME OUTA HERE! QUICK!).

Das ganze dauert mehrere Minuten, bis Bensons Balletsachverstand offenbar einkickt und er versucht, irgendjemanden zu erschiessen, natürlich erfolglos. Endlich fällt ihm der Spruch aus dem Buch wieder ein und er kommt auf den intelligenten Gedanken, vielleicht in dem Buch das passende Gegenmittel zu finden. Eine halbe Sekunde später hat Benson das Buch gefunden, liest unzusammenhängenden Schwachsinn und hat aber dennoch die Erleuchtung. „Feuer wird alles Böse zerstören!“ Echt? Wenn du´s sagst… (Fragt mich nicht, woher diese Eingebung kommt… aus der Buchstelle, die Benson zitiert, jedenfalls nicht!).

Flugs zündet Benson den Teppich an, die untoten Girls kreischen, Peter lacht sich halb tot und der Typ im Cape flucht „verdammter Astharoth, du hast gewonnen!“. (Kein Wunder, warum lässt du Trottel auch das Buch mit den Hinweisen für die Gegenseite offen rumliegen… geschieht dir recht…).

CAR CRASH NOISE (und wenn mich nicht alles täuscht und das nicht allzu weit verbreiteter Stock Sound FX ist, ist das der Sample, den später Ben Liebrand für das „Happy Station“-Remix von FUN FUN verwendet hat… ja, ich war mal Italo-Disco-Fan…). Benson sitzt wieder in seinem Käfer und starrt auf den verunfallten Cinquecento mit Susan on board. In seiner Hand das Medaillon, das Peter vorher hatte. Auch die wieder (noch) bewusstlose Susan hat ein solches und auf beiden ist die Rückseite leer… FIN.

Der DVD-Boom macht so manches möglich und es ist ausgesprochen lobenswert, dass findige kleine Independent-Label vergessene Perlen des Genrekinos einem breiteren Publikum zugänglich machen. Aber… heisst das, das man wirklich jeden Blödsinnsfilm, den mediterrane Filmverbrecher in ihrer bodenlos-unverschämten Filmhistorie heruntergekurbelt haben, mit einem exzellenten DVD-Release adeln muss? Wirklich nicht.

Redemption hat sich beim Release von NUDE FOR SATAN wirklich Mühe gegeben, der in feinstem 2.35:1-Widescreen präsentierte Print ist bis auf ganz wenige leichte Störungen und ein paar Freezes edel, der italienische Mono-Ton passabel, die Untertitel ausgezeichnet (das englische Dubbing hab ich mir nicht zu Gemüte geführt), zwei Trailer werden mitgeliefert, ebenso wie eine kleine Still-Gallery und ausführliche, informative Liner Notes. Sprich, eien Ausstattung, wie sie so manchem bedeutenderen Release wünschen würde. Aber wofür? Ich mein, es wird schon seine Gründe gehabt haben, warum selbst in Italien 1974 gerade 500 Menschen diesen Schwachsinn sehen wollten.

NUDE FOR SATAN ist ein hervorragendes Beispiel für die Sackgasse, in die sich das europäische Horrorkino bis Mitte der 70er Jahre manöveriert hatte. Mit den Hochglanzprodukten aus Hollywood a la EXORZIST oder ROSEMARIES BABY konnte man nicht konkurrieren (und wenn man es versuchte, wurde es peinlich… siehe der deutsche EXORZIST-Rip-off MAGDALENA – VOM TEUFEL BESESSEN und die diversen spanischen Variationen desselben Themas) und die eigenen „Ideen“ beschränkten sich mehr oder minder auf das Jean-Rollin-Syndrom „nackte Mädchen in einem gothischen Schloss mit Gewölben und Spinnweben“. Handlung? Nebensache, hauptsache man präsentiert nackte Haut, eine Portion Sadismus (optional, je nach Regisseur) und der Regisseur erwies sich als „Künstler“.

Okay, machen wir den Check. Nackte Mädchen? Check. Gothisches Schloss?`Check. Sadismus? Check? Spinnweben samt Pseudospinne? Check. Jede Menge „künstlerische Ambition“? Check. Nur hätte man Luigi Botzella vielleicht sagen sollen, dass zu „Kunst“ ein bisschen mehr gehört als gelegentlich einen vorwitzigen Kamerawinkel zu benutzen, Weichzeichner und Zoom zu verstellen und gelegentlich die Kamera zu schwenken.

Unter Spezialeffekt stellt sich Botzella offensichtlich eine Rauchbombe vor (und nichts anderes), über das sogenannte Spinnenrequisit habe ich schon ausführlich abgelästert (ich will nur noch soviel dazu sagen: selbst Ed Wood hätte sich vermutlich geschämt).

Drehbuch? We don´t need no stinkin´ Drehbuch. Ich geb ja gramgebeugt zu: die Grundidee hat was für sich, dieses Schloss, das ausserhalb von Raum und Zeit zu liegen scheint und dessen „Besucher“ in ihre positiven bzw. negativen Hälften aufgesplittet werden, ist eigentlich nicht ganz ohne und hat so ein nettes Twilight-Zone-Flair… aber man müsste aus dieser Idee halt auch irgendwas machen! Zuviel führt zu nichts (warum ist das Schloss „verwüstet“, als Benson ankommt und „aufgeräumt“, als Susan erscheint? Was hat es mit dem vermeintlich toten Butler auf sich, den Benson findet? Was ist mit dem seltsamen Bild?). Manches ist einfach unnötig wie ein Kropf (die Auspeitschungsszene… führt ebensowenig irgendwohin und dient ur zum Aufwecken des Publikums) und maches einfach schlampig. Wer z.B. ist Astharoth? Was will er? Wieso ist er der Gegenspieler unseres Typen im Cape? Wer ist der Typ im Cape eigentlich? Der Titel suggeriert, dass es sich um Satan selbst handelt. Also ehrlich, für Satan selbst ist der Typ ne echte Lusche. Lässt sich leichter besiegen als sich ein Baby den Schnuller klauen lässt. Und das ist EVIL INCARNATED? Mann, mann, mann, da kann Der-da-oben aber weiterhin beruhigt schlafen. Und, selbst wenn der Knabe Satan ist, was will er eigentlich? Ist Satan nicht normalerweise auf Seelenfang? Und wenn, wäre er nicht eher an den negativen Seiten seiner „Gäste“ interessiert, was will er mit den „guten Hälften?“ Wieso kann Feuer ihn vernichten? Und wer sind diese blau-rot angemalten Ausdruckstänzer (gut, die sollte man mal gesehen haben… abschreckende Beispiele kann man immer gebrauchen)? Es ergibt einfach alles keinen Sinn! (Und nochmal: WER ZUR HÖLLE IST ASTHAROTH?)

Gut, „keinen Sinn“ haben bzw. „ich versteh´s einfach nicht“ muss noch gar nicht so schlimm sein, wenn ich das Gefühl hätte, dass sich mir einfach der ein oder andere Zusammenhang nicht erschliesst (ich behaupte nie im Leben, dass ich LOST HIGHWAY verstehen würde, aber ich spreche den Film gerne offiziell als einen der zehn besten aller Zeiten heilig), hier aber hab ich einfach nur das Gefühl, dass Botzella der Plot vollkommen wurscht war, hauptsache, er konnte alle paar Minuten die Möpse der Calderoni ins Bild halten. Sicher nicht die schlechteste Idee, denn die sehen (wie auch der Rest der Dame) beachtlich gut aus, aber dann lieber gleich ´nen Softporno, da muss ich mich gar nicht erst bemühen, so etwas wie eine Handlung erkennen zu müssen.

In einer solchen Schwachmatenplotte tun sich mit Sicherheit die besten Schauspieler schwer und da wir es hier nicht gerade mit ebendiesen zu tun haben, hilft das auch nicht weiter. Rita Calderoni, u.a. in Renato Polselli´s THE REINCARNATION OF ISABEL am Start und eine Art frühe-70er-Horror-Ikone in Bella Italia, sieht gut aus und erweist sich als versierte Scream Queen (wie man nur so die Augen rausdrehen kann im Angesicht einer lächerlichen Spinnenimitation), aber sonst… Stelio Candelli ist der übliche hölzerne Kleiderständer des Italo-Kinos, ohne Funken Talent oder Charisma und „James Harris“, d.i. Guiseppe Mattei gibt den „Satan“ ungefähr so dämonisch wie eine Packung Milchreis (dass er aussieht wie ein 70er-Jahre-Zuhälter mit miesem Modegeschmack gereicht ihm auch nicht zum Vorteil). Seinen Spass hatte vermutlich wenigstens Renato Lupi (einer wenigstens).

Also – es wundert mich nicht wirklich, dass NUDE FOR SATAN 1974 keine alte Sau interessierte und das dürfte sich auch anno 2002 nicht wesentlich ändern. Wer sollte sich auch dafür interessieren? Horrorfans? Pf. Die ganzen erbärmlichen 82 Minuten beinhalten keinen Horror (ausser dem debilster Dialoge und schrecklichen Schauspiels) – wie auch, wenn man praktisch keinen Spezialeffekt hat (ICH WEIGERE MICH, DIESES „TEIL“ IM SPINNENNETZ ALS SPEZIALEFFEKT ZU BEZEICHNEN!). Die völlig zusammenhanglos einfach in den Streifen geworfene Folterszene ist zwar ein wenig blutig geraten, aber eben so absolut sinnlos, die rettet auch nichts mehr. Ansonsten passiert in dem Film ja nix – und da man spätestens nach 20 Minuten nicht mehr versucht, der „Story“ zu folgen (wer´s doch tut, schreibt vermutlich ein viel zu langes Review), wartet man halt nur noch auf Calderoni nackt und sucht sich ansonsten ´nen anderen Zeitvertreib (Pucki, der Badmovie-Kater freute sich über vollkommen überraschende Bauchkraul-Einheiten). Und wer ausser Horrorfans könnte jemals die anvisierte Zielgruppe gewesen sein? Softpornogucker? Hm. Immerhin… ja, die lesbische Traumsexszene ist ziemlich lang und recht nett – dafür ist unser männlicher Hauptdarsteller zu hässlich (hat zum Glück aber auch nur eine „ausgezogene“ Sexszene). Und, jetzt mal ehrlich, wenn ich Softsex sehen will, greife ich zu anderen Material (z.B. RTL-II-Nachtprogramm… sollte ´n Scherz sein :-)).

I don´t know… wer diesen Film mal für ´ne gute Idee hielt, sollte sich auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen. Mit 3 oder 4 Promille könnte NUDE FOR SATAN für den ein oder anderen Lacher gut sein, aber andererseits – dafür wär mir das Geld für den Alkohol zu schade (reicht, sich als Highlight das vermeintlich spinnenmimende Objekt zu Gemüte zu führen, das allerdings ist ein Schlager).

Obwohl der Titel also korrekt übersetzt ist, sollte man sich von selbigem nicht locken lassen. NUDE FOR SATAN ist eine reine Zeitverschwendung. Mit jedem noch so schundigen Jess-Franco-Produkt ist man wesentlich unterhaltsamer bedient. (Spießer! – Future Doc, der mittlerweile anhand von kursierenden Szenenfotos eruiert hat, dass es wohl auch eine Hardcore-Version von dem Schinken gibt. Will mir die mal jemand schenken? 😀 )

(c) 2000 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 4


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