Nobody Runs Forever

 
  • Deutscher Titel: Nobody Runs Forever
  • Original-Titel: Nobody Runs Forever
  •  
  • Regie: Ralph Thomas
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1968
  • Darsteller:

    Rod Taylor (Scobie Malone), Christopher Plummer (Lord Quentin), Lili Palmer (Lady Quentin), Daliah Lavi (Maria), Burt Kwouk


Vorwort

Eine heikle Aufgabe wartet auf den australischen Busch-Bullen Malone – er soll in London den australischen Hochkommissar Quentin, der dem Premierminister wegen seines Einsatzes für die Hungernden der Welt langsam ein wenig zu populär wird, wegen Mordes an seiner ersten Frau festnehmen. Quentin ist bereit, sich seiner Vergangenheit zu stellen, doch möchte er vorher noch sein Lebenswerk vollenden und bei einer internationalen Konferenz das Welthungerproblem lösen. Abgesehen davon kommt ihm der Provinzcop gerade recht, denn es gibt offensichtlich interessierte Parteien, die ein Scheitern der Konferenz gerne sehen würden und dabei auch dezent nachhelfen wollen. Malone vereitelt ein Attentat auf Quentin und findet sich, ehe er sich’s versieht, in einer großangelegten Polit-Intrige wieder. Eher widerwillig nimmt sich Malone der Sache an und gerät dabei ins Visier (und nicht nur dorthin) der undurchsichtigen exotischen Schönheit Maria, kommt aber trotz der erotischen Ablenkungen auf die Spur eines weiteren geplanten Attentats – auf dem Center Court des heiligen Rasens von Wimbledon wollen die Verschwörer zuschlagen…


Inhalt

Wer nicht erst seit Einbruch des DVD-Zeitalters Filme sammelt, kennt sicher noch die beliebten Pappschachtel-Ramschvideolabels wie Ocean, Video Vision oder auch Magic Video. Letzterer Anbieter hat tatsächlich bis heute überlebt und verschachert seinen Lizenzstamm nun via des Budget-Publishers Power Station auf den DVD-Grabbeltischen. Das muss den Cineasten von Welt nicht unbedingt erfreuen, da ein Großteil des Magic-Programms eher in die Kategorie unterpriviligierter Zelluloidware darstellt, aber ab und zu verirrt sich sogar ein Qualitätstitel, der bessere Behandlung verdient hätte, in den Katalog eines solchen Anbieters.

So geschehen mit „Nobody Runs Forever“, einem nicht uninteressanten britischen Thriller aus der Werkstatt des routinierten Regisseurs Ralph Thomas. Der Spät-Sechziger- oder Früh-Siebziger-Streifen mit interessanter (und noch zu würdigender) internationaler Besetzung versucht sich weitgehend erfolgreich an einer Mischung aus Politthrill und Eurospy-Agentenstory mit obligatorischen Prügeleinlagen und steht dabei, wie nicht anders zu erwarten, Lichtjahre über vergleichbaren italienischen Schundprodukten. Nicht alles ist Gold, was glänzt – obwohl die Story prinzipiell recht geschickt konstruiert ist und den Schlenker vom politisch angehauchten Kriminaldrama hin zum internationalen Spionagegeschäft flott und recht schlüssig meistert, weist das Script einige Schwächen auf. Während der Aufhänger der Geschichte, die Mordanklage gegen den populären Politiker, sich nicht recht weiterentwickelt und im Schlußdrittel des Films holterdipolter und eher nebenbei aufgeklärt wird, bleiben Identität und Motive der Schurkenfraktion erstaunlich diffus und undurchsichtig. Bemerkenswert ist auch der Showdown, schon allein wegen der Tatsache, dass die beiden Filmhauptdarsteller mit selbigem praktisch nichts zu tun haen (besonders der nominelle Held Malone glänzt durch scriptbedingte Abwesenheit). Das tut dem Filmvergnügen aber weniger Abbruch als man zunächst annehmen möchte, da der schon fast wohltuend altmodisch (sprich: altmodisch wie ungefähr in den 60er-Connery-Bonds, wenngleich natürlich auf deutlich niedrigerem Niveau, sowohl qualitativ als auch rein vom betriebenen Aufwand her geschehen) sehr flüssig abläuft und mit einer zentralen Sequenz, die während des Tennisturnies von Wimbledon ebenda gedreht wurde, auch einen vergleichsweise originellen Schauplatz aufweisen kann.

Ralph Thomas inszeniert den Streifen dabei in eher zurückhaltendem Tempo (in der Rückschau betrachtet, zeitgenössisch muss das Ding ein ziemlicher Thrillride gewesen sein) und zwar in der Wahl seiner Mittel eher konventionell-routiniert denn innovativ, nichtsdestotrotz aber mit leichter Hand und gewissem, nie übertriebenem Raum für ein wenig Humor und effektivem Spannungsaufbau. Action wird hauptsächlich (bzw. beinahe ausschließlich) in Form einiger zeitgemäßer Prügeleinlagen geboten, die sich hinter Konkurrenzprodukten gleichen Baujahrs nicht zu verstecken brauchen. Die einzige wirkliche inszenatorische Schwäche des Streifens liegt für mich darin, dass in die Spannungssequenz in Wimbledon TV-Aufnahmen eines Tennismatches eingeschnitten wurden, die sich schon durch die mindere Aufnahmequalität als nicht zum Film gehörig verraten und ein wenig die Atmosphäre zerstören. Kameraführung und Schnitt bewegen sich auf gehobenem zeitgenössischen Niveau (die Rückprojektionsaufnahmen für diverse Szenen in „fahrenden Automobilen“ sind beispielsweise erheblich besser, d.h. nicht auf den ersten Blick als solche zu identifizieren, als in den früheren Bond-Abenteuern), der Score fügt sich harmonisch ein.

Wie bereits erwähnt, setzt sich der Cast aus diversen recht wohlklingenden Namen aus aller Herren Länder zusammen. Die Hauptrolle des australischen Buschpolizisten Malone übernimmt Hollywood-Star Rod Taylor, dessen bekanntester Leinwandauftritt zweifellos der SF-Klassiker „Die Zeitmaschine“ (natürlich rede ich hier von der Originalfassung) sein dürfte. Taylor verkörpert den leicht außerhalb seiner „Gewichtsklasse“ operierenden „Dorfbullen“ ziemlich sympathisch und legt insgesamt eine sehr souveräne Vorstellung hin. Ihm zur Seite als Hochkommissar Quentin steht der renommierte britische Mime Christopher Plummer („Star Trek VI – Das unentdeckte Land“), der in seiner Rolle als idealistischer, aber dennoch machtbewußter Berufspolitiker mit der richtigen Mischung aus diplomatischer Zurückhaltung und missionarischem Fanatismus anlegt. Seine zweite Ehefrau, eine Schlüsselfigur im Ränkespiel, wird von der auch im deutschen Kino bekannten Lilli Palmer vielleicht etwas zu weinerlich, zu wenig selbstbewußt gespielt und für den Touch exotischer Erotik sorgt Sängerin und Schauspielerin Dahlia Lavi, auch mal eine ziemlich große Nummer hierzulande, als männermordende Femme Fatale in durchaus überzeugender Manier. In einer kleinen Henchman-Nebenrolle gibt sich übrigens „Kato“ aus den „Pink Panther“-Filmen, Burt Kwouk, die Ehre.

Bildqualität: Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, aber im Zweifelsfall hol ich mir lieber die Kleenex zum Tränenabwischen – denn obwohl wir hier theoretisch das seltene Beispiel eines Billigheimer-Labels haben, das einen wunderschönen Print des Films aufgetrieben hat, kann ich die Scheibe, um vorzugreifen, gerade wegen seiner Bildqualität nicht weiterempfehlen. Im Klartext: der Transfer ist prinzipiell ’ne Wolke – tolle Farben, für die Verhältnisse einer Grabbelkisten-DVD herausragende Detail- und Kantenschärfe und eine nicht minder überzeugende Kompression, dazu noch die völlige Abwesenheit jeglicher Bilddefekte, Artefakte oder Zahn-der-Zeit-bedingter Verschmutzungen, da müsste des Filmfreunds Herzelein doch jubilieren. Gut, darüber, dass der Streifen nur in Vollbild vorliegt, könnte man ja noch reden, aber absolut indiskutabel ist es natürlich, dass wir’s hier nicht mit einer simplen Pan&Scan-Geschichte zu tun haben, sondern mit einem elendiglich gestauchten Transfer, bei dem man ein offensichtlich in leichtem Widescreen vorliegendes Master ohne Rücksicht auf Verluste in ein 4:3-kompatibles Vollbildformat gepreßt hat. Man ist das ja insofern gewohnt, dass manch rücksichtsloseres Label Credit-Sequenzen in dieser Weise bearbeitet, um die Stabangaben komplett ins Bild zu bekommen, aber normalerweise schaltet man dann wieder zurück in ein herkömmliches P&S-Vollbild. Hier nicht, hier läuft der komplette Film gestaucht, was die Sache nicht unbedingt augenfreundlich macht, da der menschliche Sehnerv (zumindest meiner) sich jede Sekunde im klaren ist, dass die Proportionen nicht ganz stimmen, was letztlich den Eindruck hinterlässt, sich eineinhalb Stunden mit einem dieser (gottseidank wieder verschwundenen) „magisches Auge“-Bücher abgequält zu haben. Wirklich schade um einen ausgezeichneten Print (dass die Scheibe sowohl auf meinem United-Player als auch auf meinem PC-DVD-ROM ab ca. Minute 70 lästige Hänger in der kompletten Bandbreite von sekundenbruchteilskurzen Aussetzern bis beinahe Total-Freeze aufweist, kommt der Gesamtwertung auch nicht gerade zugute).

Tonqualität: Power Station/Magic Video legen den Film ausschließlich in deutscher Sychronfassung in Dolby Digital 2.0-Qualität vor. Die Tonspur ist von ähnlich überraschend guter Qualität wie der Bildtransfer (vor seiner Stauchung), rauschfrei, mit sehr guter Sprachqualität, aber insgesamt ein wenig drucklos.

Extras: Keinerlei Ausstattungsmerkmale, die über eine (selten unübersichtlich gestaltete) Kapitelauswahl hinausgehen, sind zu verzeichnen.

Fazit: Es ist ein echter Jammer. Zwar ist „Nobody Runs Forever“ nicht gerade ein Film, den ich in den Rang eines vergessenen Klassikers erheben möchte, aber zumindest ein überdurchschnittlicher Vertreter des europäischen 60er-Jahre-Politthrillers, der vor allem dank eines weitgehend soliden Drehbuchs (mit kleinen Schwächen), der angemessenen Inszenierung von Ralph Thomas und der gut aufgelegten Darsteller Fans des Genres durchaus überzeugen kann. Wenn man dann als Label noch einen wirklich verdammt gutes Master zur Verfügung hat und es dann (auch wenn man für den Budget-Markt operiert, das ist keine Entschuldigung) durch die nervige Stauchung so verhunzt, tut das in der Seele weh. Den Film selbst kann ich empfehlen, die DVD aufgrund des dargelegten unerklärlichen technischen Fauxpas nicht.

3/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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