No One Can Hear You

 
  • Deutscher Titel: No One Can Hear You
  • Original-Titel: No One Can Hear You
  • Alternative Titel: Schrei, wenn du kannst |
  • Regie: John Laing
  • Land: Deutschland/Neuseeland
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Kelly McGillis (Trish Burchall), Kate Elliott (Lisa Burchall), Tom Huntington (Ben Kelly), Kieren Hutchinson (Robert Player), Emily Barclay (Amy Burchall), Barry Corbin (Sheriff Joe Webster), Daniel Gillies (Dirk Metcalfe), Craig Parker (Henley)


Vorwort

Terror in einer amerikanischen Kleinstadt (irgendwann sehe ich mich dazu gezwungen, einen Slasher zu schreiben, der in Manhattan, Downtown L.A. oder Berlin-Neukölln spielt) – die komplette Familie Watson (Eltern + zwei Kinder) wurden gar greulich hingemetzelt. Schlimm für Lisa Burchall, Freundin des Opfers Rachel, aber immerhin kann sie dem ermittelnden Sheriff einen Tip geben – die Watsons beherbergten einen entfernten Cousin, der allen Familienmitgliedern dezent creepy vorkam. Und nu isser weg, mitsamt der Kalesche. Lisas Mama, Radiojournalistin Trish, fühlt sich an einen fünfzehn Jahre zurückliegenden, ähnlichen Mordfall erinnert, dessen einziger Überlebender, ein damals dreijähriger Junge, anschließend adoptiert wurde. Der Sheriff hält von der Theorie, dass die Morde zusammenhängen, erwartungsgemäß wenig. Am nächsten Morgen ist die nächste Familie tot, wieder die einer Freundin Lisas. Da fällt Lisa eine Gemeinsamkeit auf – beide Mädel waren mit dem lokalen High-School-Proleten Dirk zusammen. Die Cops machen sich auf die Suche nach Dirk, dieweil die Burchall-Kids zusammen mit Lisas nerdigem Freund Ben zuhause unter Polizeischutz gestellt werden. Und da wäre dann noch der geheimnisvolle Rucksack-Tramp, der in der Stadt auftaucht und beihauptet Trishens verstorbenen Männe gekannt zu haben – verschickt er die seltsamen Liebesgedichte, die auch Lisa plötzlich im Briefkasten findet?


Inhalt

Was kommt raus, wenn das Zweite Deutsche Fernsehen einem Haufen Neuseeländer ein paar Euro in die Hand drückt, um einen Slasher zu drehen? Die Quintessenz des Durchschnitts. „No One Can Hear You“ bringt dem Genre keine einzige neue Idee, keinen neuen Aspekt, und ringt dem Rezensenten die fast unlösbare Aufgabe ab, sich zu der Nichtigkeit, die er gerade betrachtet hat, auch noch geistreiche Abhandlungen zu schreiben.

Das Script nudelt über weite Strecken alle High-School-Klischees ab, die wir bereits aus 386 anderen ähnlich gelagerten (und manchmal sogar besseren) Filmen kennen, windet sich über den eigentlich völlig sinnlosen „Trish-und-der-Sheriff“-Subplot, verrät uns mehr über Beziehungstrara unter Teenagern als eine halbe Staffel „Dawson’s Creek“, und traut am Ende seiner Auflösung und der Motivation des Killers so wenig über den Weg, dass wir gleich DREI Psychopathenmotive auf einmal serviert bekommen – der arme Mördersmann wird durch ein Kindheitstrauma geplagt, ist schizophren UND ein High-School-Loser (ui, hab ich was verraten? Ich stell mich schon mal in die Ecke). Das Drehbuch resultiert nicht gerade in einer offenen Intellektbeleidigung wie der vermeintliche Genre-Erneuerer „All the Boys love Mandy Lane“, aber es ist so uninspiriert, by-the-numbers, heruntergerasselt, dass es auch von einem Script-Computer, dem man zehn beliebige High-School-Teenieslasher verfüttert hat, auf Knopfdruck ausgespuckt worden sein können. Aber was will man von einem Drehbuchautoren (Ian Coughlan) erwarten, der den Löwenanteil seiner „Karriere“ damit verbrachte, die australische Endlos-Seifenoper „Neighbours“ zu schreiben? Wundert den geneigten Zuschauer also nicht, dass sich „No One Can Hear You“ wie eine Soap spielt, in die man nach dem Zufallsprinzip ein paar Horror-Elemente (der aller-allerzahmsten Sorte) gewürfelt hat: „Gehst-du-mit-mir-nein-ich-geh-mit-ihr“-Dialoge regieren, Charaktere verhalten sich dämlichst (Beispiel: Lisa hat einen begründeten Verdacht, wer der Killer sein könnte. Geht sie damit beim Sheriff oder wenigstens ihrer Mutter hausieren? Nein, sie will das erst mit ihrer Freundin ausdiskutieren…), das ist nicht „Halloween“, das ist „GZSZ-goes-Slash“ (oder eher „Unter Uns“, DER Soap ist ja nichts heilig).

Regisseur John Laing, der sein Geld heutzutage hauptsächlich damit verdient, „Power Rangers“-Folgen zu drehen (und einstmals ein geregeltes Auskommen bei den Raimi-produzierten Serien „Hercules“, „Xena“ und „Cleopatra 2525“ hatte), müht sich redlich, die inhaltliche Nullität durch allerhand unsinnige steadicam-Fahrten und jämmerliche false scares (und selbst jene selten) aufzuwerten. Das verleiht dem Film zwar einen sehr slicken Look, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass nie Spannung aufkommt (schon allein, weil die vermeintlichen Spannungsszenen bis aufs Finale ausgeblendet werden, bevor irgendwas sehenswertes passieren kann). Das Tempo ist mäßig und wird erst im Schlussakt wenigstens soweit angezogen, dass man von Spannungskino reden könnte, wenn man wollte.

Bruce Lynchs Musik schlägt mit ihren plärrenden DAS-IST-JETZT-SPANNEND-VERDAMMT-cues jeglichen Hauch von Atmosphäre, der sich trotz der Langatmigkeit des Prozederes eventuell gehalten haben könnte, mit autoritärer Vehemenz tot (was so ziemlich das Brutalste ist, was der Film zu bieten hat, denn:)

Da es sich bei „No One Can Hear You“ letztendlich um eine Fernsehproduktion handelt (der Streifen lief im TV unter dem Titel „Schrei, so lange du kannst“), darf der geneigte Gorehound noch nicht mal großartige Sudeleien oder wenigstens innovative Kills erwarten; der Killer mordet bis in den Showdown hinein offscreen, nicht mal die Resultate dürfen wir bewundern, ein wenig Kunstblut fließt erst im Finale (trotzdem bleibt es genau bei EINEM on-screen-Kill, wenn wir den Killer selbst nicht mitrechnen. Etwas mäßiger Bodycount). Irgendwelche nackte Tatsachen gibt’s dem Auftraggeber sei dank selbstverständlich auch nicht.

Zum Cast: Kate Elliott (die man auch aus dem akzeptablen „The Locals“ und dem dem Vernehmen nach katastrophalen „30 Days of Night“ kennen könnte) müht sich um ein inspiriertes Channeling von Jamie Lee Curtis in „Halloween“ (oder wenigstens Ellie Cornell in „Halloween 4“) – sie ist recht sympathisch, aber da das Script sie doof wie Bohnenstroh zeichnet, kann sie keinen Nutzen daraus ziehen. Tom Hutchinson („Saved by the Bell: The New Class“) gibt den Nerd Ben Kelly irgendwie nicht nerdy genug und bleibt farblos. Kieren Hutchinson („Cleopatra 2525“, „Young Hercules“) versucht sich an einer Pseudo-James-Dean-Imitation des coolen Drifters im Unterhemd, bringt auch ein wenig Screenpräsenz mit, wird aber weitestgehend auch vom Script im Stich gelassen. Emily Barclay, in Australien offenbar langsam auf dem Weg in Richtung Teeniestar, verschleißt sich u.a. in einer traurigen „Halloween“-im-Schrank-versteck-Gedächtnissequenz, Barry Corbin („Curdled“, „Race to Space“, „The Dukes of Hazzard“) neigt als Sheriff leider zum extremen Chargieren. Daniel Gillies, der die klischeehafte High-School-Arschloch-vom-Dienst-Rolle auch nicht mit sonderlichem Leben erfüllt, kam in „Spider-Man 2“ als John Jameson zu höheren Ehren, und Craig Parker, der die ebenfalls nicht gerade originelle „tumber Deputy“-Figur dank sichtlicher Spielfreude noch zum schauspielerischen Highlight des Films erhebt, kann immerhin d

Noch nicht erwähnt habe ich Kelly McGillis, die ihrem „a-star-is-born“-Auftritt in „Top Gun“ irgendwie nie DIE Karriere gemacht hat, die wohl die meisten erwartet hätten. Gut, da gab es „Angeklagt“, aber das war eher der Film, der Jodie Foster zum Superstar machte, aber danach ging’s rasch ins Ghetto der minderwertigen TV-Movies und Independent-Filme-die-keiner-sieht. Ihre Performance in „No One Can Hear You“ ist starken Schwankungen unterworfen – die Charakterszenen funktionieren, aber im Showdown entgleisen ihr ab und an die Gesichtszüge zu heftig.

Bildqualität: Anamorpher 1.85:1-Widescreen-Transfer der sehr gefälligen Sorte. Guter Kontrast, gute Kompression, solide Schärfe – kein Grund zur Klage (Ausnahme: der Print verzichtet auf den Original-Abspann, sondern beinhaltet nur den verkürzten ZDF-eigenen Abspann. Buuh!)

Tonqualität: Deutschen Synchron-Ton gibt’s in Dolby 5.1, 2.0 und dts, der englische O-Ton liegt in Dolby 2.0 vor. Der von mir getestete deutsche 5.1-Ton überzeugt durch kristallklare Sprachqualität, guten Musik- und Geräuschton.

Extras: Nur der Trailer und eine Trailershow.

Fazit: „No One Can Hear You“ mag nicht einer der schlechtesten, aber zumindest einer der fadesten Slasher sein, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Der Streifen plätschert höhepunktslos am Zuschauer vorbei und könnte wirklich aller-allerhöchstens das typische 50+-ZDF-Publikum milde erschrecken. Dem Genre-Routinier empfiehlt der Doc aber, lieber zum hundertfünfzigsten Mal „Halloween“ (oder wenigstens „Scream“) anzusehen. Hat man entschieden mehr ‚von… Sunfilms DVD-Umsetzung kann aber abgesehen vom praktisch nicht existenten Bonusmaterial durchaus überzeugen.

2/5
(c) 2007 Dr. Acula


mm
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