Ninja Champion on Fire

 
  • Deutscher Titel: Ninja Champion on Fire
  • Original-Titel: Ninja Operation 6: Champion on Fire
  • Alternative Titel: Ninja Avengers |
  • Regie: Godfrey Ho, Joseph Lai
  • Land: Hongkong/Kanada
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Richard Harrison (Master Gordon), Stuart Smith (Ringo), Stefan Bernhardt, Frederick Sneibjerg, Patrick Kelly, Chang Yick, Eric Lung, Lucy Kim, Lawrence Sam


Vorwort

Der böse Ninja Ringo wird nach fünf Jahren aus dem Knast entlassen (Knast = eine Mauer irgendwo in der Pampa, an die jemand ein hangeschriebenes Schild „JAIL“ gepinnt hat). Er wird von den Resten seines Crime-Imperiums erwartet – Steven und Kenneth. Der Rest ist leider bei Befreiungsversuchen drauf gegangen. Und wenn man sich so ansieht, wer da übrig geblieben ist… wäre ich Ringo, ich ginge in Rente.

Ich bin aber nicht Ringo. Dem dürstet es nach Information, wer ihn seinerzeit verpfiffen hat. Das war Antonio, der Missionar. Natürlich möchte Ringo den Missionar baldmöglichst tot sehen, nur ist der mittlerweile in Nordchina (!) zugange, wo er den Japanern (!!) assistiert. „Was machen die Japaner in China?“, fragt Ringo, der wohl auch mitgekriegt hat, dass der zweite Weltkrieg seit 40 Jahren vorbei ist. „Töten und plündern, das selbe wie wir hier“, lautet die klare Antwort.

Das fröhliche Wiedersehen wird belauscht – Ringo entdeckt den Eavesdropper und jagt ihm einen vergifteten Shuriken ins Kreuz, ehe er die Abreise nach China befiehlt. Fred, unser Lauscher, schleppt sich mit letzter Kraft zu Ninjameister Gordon (YEAH!), wie immer verkörpert von Richard Harrison, nur heute ohne Schnauzbart (BOO!). Man verblüfft uns mit der Information, dass Antonio Gordons Bruder ist und Gordon ihn darum aus verwandschaftlichen Erwägungen schützen will.

Umschalte zu Antonio, der irgendwo in Nordchina und in den 30er Jahren auf Eisenbahnschienen kraucht und ein Kreuz in Lebensgröße mit sich herumschleppt. Der Hinterlandexpress muss seinetwegen eine Notbremse einlegen, doch war dies natürlich genau der gewünschte Effekt, damit Antonios japanische Freunde den Zug überfallen können. Während die Wertsachen der einfachen Reisenden gern mitgenommen werden, haben’s die Japse aber auf ein spezielles Objekt abgesehen – eine Jadestatue, die von einigen Chinesen unter Einsatz ihres Lebens bewacht wird. Aber gegen Oberjapaner Ishiwara und seine supremen Kampfkünste haben sie keine Chance. Ishiwara ist aber kein besonderer Menschenfreund und linkt Antonio, der sich eine Kugel einfängt.

Antonio wird von einem Kämpfer namens Dragon, der sich aus dem Nichts materialisiert, gerettet und notdürftig medizinisch versorgt. Antonios Dankbarkeit ist überschaubar, er versucht, Dragon in einem Fluss zu ersäufen. Dennoch aber heftet sich Dragon an Antonios Seite und spielt den besten Freund. Warum, ist nicht ganz so klar, aber wir sind hier ja auch in einem IFD-Ninjafilm. Jedenfalls massakriert Ishiwara die Besatzung eines buddhistischen Tempels, in dem Dragon kurz Pause macht (Dragon entgeht dem Massaker, weil er grad den mal wieder abgehauenen Antonio einsacken muss – eine Gelegenheit, die Gordon nutzt, um aus dem neu gedrehten Material mal bei Antonio vorbeizuschauen. Antonio behauptet ihm gegenüber, die von Ishiwara gestohlenen Schätze den Chinesen zurückbringen zu wollen, was Gordon glaubt, und sich fürderhin damit beschäftigt, Ringos Handlanger auszuknipsen).

Nach diversen Irrungen, Wirrungen, vermeintlichen Seitenwechseln und Kampfszenen verfällt Antonio auf den Plan, Ishiwaras vermeintliche Geliebte Eileen zu kidnappen, um sie gegen die Schätze auszutauschen. Die Übergabe soll in einer verlassenen Geisterstadt stattfinden, und selbstredend spielt Ishiwara alles andere als fair. Wer sich angesichts des Riesenkreuzes, das Antonio immer hin mit sich rumschleppt, an Django und seinen Sarg denkt, wird belohnt…


Inhalt

Endlich mal wieder ein zünftiger IFD-Ninjaklopper, geschrieben von Godfrey Ho und inszeniert von Meister Joseph Lai garselbst. Wenn ich’s richtig überblicke, ist der hierzulande als „Ninja Champion on Fire“ erschienene Streifen auf DVD noch nicht erhältlich, aber was’n Glück, dass ich das VHS-Tape besitze, das trotz seiner FSK-16-Freigabe ungeschnitten wirkt (der Film hat zwar einen immensen Bodycount, ist aber nicht sonderlich brutal, so dass das schon in Ordnung geht).

Ob solche Patchwork-Filme launig sind oder nicht, hängt ja meistens davon ab, wie der ursprüngliche, von Lai und Ho vergewaltigte Film aussieht – entweder gewinnen die Streifen durch die kuriose Juxtaposition mit dem neuen Ninja-Kram (wenn Lai z.B. eine romantische Komödie zum Ninja-Actionfilm umgestaltet) oder schon der „Quellfilm“ ein hysterisches Actionfeuerwerk abbrennt (wie z.B. im vermutlichen König des Genres, „Ninja Terminator“). „Ninja Champion on Fire“ fällt erfreulicherweise in die zweite Kategorie.

Selbstverständlich kann man die verhackstückten Filme nicht fair beurteilen, weil Lai und Ho ja nach Gutdünken Zeug rausschneiden oder die Reihenfolge ändern, aber das die Mär um Antonio in der beabsichtigten Form wesentlich mehr Sinn ergeben hätte, wage ich zu bezweifeln. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum Dragon und Antonio zusammenarbeiten oder sich als „Freunde“ bezeichnen, obwohl Antonio bis buchstäblich eine Minute vor Schluss senes Handlungsstranges ständig versucht, Dragon loszuwerden, ihn über’s Ohr zu hauen und auf eigene Rechnung zu arbeiten (klar, wer auch immer dafür verantwortlich war, hatte so eine Art Buddy-Movie-Template im Hinterkopf, wie es auch einige der Spencer/Hill-Filme taten. Nur ist Antonio den kompletten Film über keine „liebenswerte“ Figur, sondern ein geradezu vorbildliches Arschloch, der jede Tracht Prügel verdient, die er abholt).
Lustig sind natürlich auch mal wieder die Klischee-Evil-Japaner in ihren bunten Kimonos und gerne mal mit Hitler-Bärtchen, damit’s auch deutlich wird. Hm, sollte der ursprüngliche Film womöglich am Ende komödiantisch gemeint sein? Es ist nicht auszuschließen, da auch einige der Prügelszenen (Antonio selbst ist als Kaukasier kein Kung-fu-Meister, sondern bedient sich des Bud-Spencer-Stils, was wieder für die oben angesprochene Intention spricht) eindeutig auf den Lacher hin inszeniert sind (wobei die katholische Kirche wohl nicht darüber lachen kann, wenn Antonio seine Gegner mit dem Kreuz verprügelt. Aber insofern war es der perfekte Ostersonntag-Film).

Was auch hilft, ist, dass der Ursprungsfilm tatsächlich nach Kompetenz riecht. Er ist ordentlich inszeniert – bis auf einige rätselhafte Schnitte und Zwischenschnitte, die aber auch der Ver-IFDsieriung zu verdanken sein können; wenn im Showdown gerne mal sekundenlang auf Ameisen oder in den Himmel gehalten wird, halte ich es für möglich, dass man so einen Kampf „strecken“ wollte, der für den Ur-Film nicht vollständig gedreht wurde. Die Kampfszenen sind anständig choreographiert, die Fighter können durchaus was, und wenn (SPOILER) Antonio im Finale wie erwartet die Gatling auspackt, kommt der bodycount-Zähler nicht mehr mit…

Musikalisch bedient sich der Streifen zweier natürlich souverän geklauter Themes – „Hyper-Gamma-Space“ von Alan Parsons Project (im Quellfilmteil) und David Bowies „When the Wind Blows“ (für die Ninja-Szenen).

Womit wir bei den Ninja-Szenen wären. Sie summieren sich auf vielleicht 15 Minuten. Die Eröffnungsszene ist der Hammer schlechthin und gehört in jedes IFD-Highlight-Reel, die nachfolgenden drei Kampfszenen sind okay – erst im letzten Kampf wird dann auch mit Rauchbomben geworfen, und teleportiert wird nicht. Man wirbelt sich nur in seine exaltierten Ninja-Dresses – Richard Harrisons neuen Anzug (natürlich nur echt mit NINJA-Stirnband) muss man mal gesehen haben. Die anderen Euroninjas sind die trübsten Tassen, die am HK-Airport rumlungerten – wo sind Hans Haraldser und Edowan Bersmea, wenn man sie braucht? Zum Glück sind ihre Stuntdoubles nicht ebenso unfähig…

Zu erwähnen ist noch, dass es sich wohl um die kostengünstigsten Ninja-Szenen handelt, die Lai und Ho jemals drehten – der Ninjakram wird komplett auf grünen Hügeln irgendwo außerhalb von HK-City gedreht. Natur pur, und production values gleich null 🙂 Kann alles nicht mehr als zwei Stunden gedauert haben…

Was natürlich bedeutet – ich hatte meinen Spaß! Der Streifen ist nicht ganz so nonstop-wahnsinnig wie „Ninja Terminator“ oder fehlgeleitet wie „Frauenlager der Ninja“, schlägt aber einige der lascheren IFD-Patchwork-Vertreter (wie „War City Platoon“ oder „Red Heat Conspiracy“) locker k.o. Gehört schon zur besseren, sprich, lustigeren Hälfte des IFD-/Filmark-Kanons und braucht daher, wenn nicht schon geschehen, dringlich eine DVD-Auswertung. Kann ja nicht alles selber machen.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 7


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