Nightmare Sisters

 
  • Deutscher Titel: Nightmare Sisters
  • Original-Titel: Nightmare Sisters
  • Alternative Titel: Explosion der Leidenschaften | Sexvampire - Dämonen im Spermarausch | Sorority Succubus Sisters |
  • Regie: David DeCoteau
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Linnea Quigley (Melody), Brinke Stevens (Marcy), Michelle Bauer (Mickey), Richard Gabai (Kevin, Melody’s date), William Dristas (Duane, Marci’s date), Marcus Vaughter (Freddy, Mickey’s date), Timothy Kauffman (Phil, an obnoxious frat guy), Matthew Phelps (J.J., an obnoxious frat guy), C. Jay Cox (Bud, an obnoxious frat guy), Michael Sonye (Dukey Flyswatter as Omar), Jim Culver (The Exorcist)


Vorwort

Das habt Ihr nun davon. Wäre ich auf der Hamburger Filmbörse nicht mit Badmovies-Autor TomHorn ins Gespräch gekommen und hätte ich ihn daraufhin nicht als Gast in unseren Giallo-Podcast eingeladen, hätte er mich nie um einen Gastbeitrag gebeten und die NIGHTMARE SISTERS wären Euch erspart geblieben. Nützt nun aber alles nichts, da müsst Ihr jetzt durch.

Warum sollte es Euch auch besser ergehen als meinem alten Schulfreund Andreas N. und seinem Kumpel, dessen Namen ich partout vergessen habe. Gemeinsam haben wir damals, so um 1990/91 herum, die Freitag- und Samstagabende auf der Couch von Andreas Jugendzimmer verbracht. Die beiden waren für Chips und Getränke zuständig, ich habe die Filme besorgt, da ich mit 15 bereits über den Videobox-Clubausweis, der kleinen Videothekenklitsche um die Ecke, meiner Eltern verfügen durfte. Da die handelsüblichen Klassiker der Horrorecke schnell abgehandelt waren, mussten irgendwann Machwerke wie CAMP DES GRAUENS in den Player. Als auch Angela durch war und meine beiden Freunde bereits ziemlich verzweifelt, erblickte ich schließlich das ansprechende Cover dieses Streifens mit den drei entzückenden Grazien darauf.

NIGHTMARE SISTERS – Sex ist nicht ihre einzige Waffe…

Was für eine Tagline. Außerdem erkannte ich Linnea Quigley, die ich seit ihrem Friedhofstanz in RETURN OF THE LIVING DEAD und ihrem professionellen Umgang mit Schminkutensilien in NIGHT OF THE DEMONS bereits zu schätzen wusste. Für mich war klar, NIGHTMARE SISTERS wird Teil unseres Abendprogramms. Meine Freunde tun mir auch heute noch ein klein wenig leid…


Inhalt

David DeCoteau ist ein Sparfuchs. Als er 1988 den vermutlich mit Prädikat besonders wertvoll ausgezeichneten Streifen SORORITY GIRLS IN THE SLIMEBALL BOWL-O-RAMA (bei uns lapidar und völlig sinnfrei als BEAST YOU! betitelt) inszenierte, blieben am Ende satte 40.000$ in der Portokasse liegen. Da auch noch ein paar Filmrollen ungenutzt blieben,engagierte er kurzerhand seine drei Hauptdarstellerinnen Linnea Quigley, Michelle Bauer und Brinke Stevens für einen weiteren Film, dessen Drehbuch von Kenneth J. Hall, der auch für die Vorlagen von Meisterwerken (*hust*) wie DR. ALIEN oder HALFWAY HOUSE verantwortlich war, innerhalb einer Woche hingerotzt wurde.
Alles beginnt mit einem Besuch bei Wahrsager Omar (Michael Sonye). Eine gehörnte Ehefrau namens Amanda (Sandy Brooke) stellt Fragen zum Verbleib ihres Mannes. Doch was sie erfährt, sind nicht die erhofften Nachrichten. Der Gute hatte nämlich eine heimliche Liason mit einer verführerischen Dame, die sich als Dämonin entpuppte und beim Blowjob dank Dr. Best kräftig zubeißen konnte. Den Ehebrecher verwandelte dies umgehend in ein Häufchen Asche. Blöd für ihn. Noch blöder für Omar, denn plötzlich greifen Dämonenhände aus seiner Glaskugel(die Patscher von Linnea Quigley), die ihm – zack – die Birne vom Rumpf reißen. Blutig ist das nicht, es wird lediglich ein Plastikschädel hochgehoben, für mehr reichte die Kohle nicht. Omar darf dann noch als körperloser Schädel ein wenig in die Kamera grinsen und blöde Sprüche bringen, ehe der Vorspann einsetzt und Amanda aus dem Film sang- und klanglos verschwindet.

Jetzt ist es an der Zeit unsere NIGHTMARE SISTERS kennenzulernen – lechz. Doch, oh Schreck, von Sexappeal ist hier so gar nichts zu spüren. Die zukünftigen Dämoninnen sind zu Beginn nämlich drei äußerst abtörnende und nervige Nerdgestalten, die die geballte Erotik einer VERA AM MITTAG-Episode versprühen (die Älteren unter Euch wissen, wovon ich hier schreibe). Es handelt sich um die Studentinnen Melody (Linnea Quigley), ein Mädchen mit Loriot-Gebiss („Nehmen Sie doch mal die Maske ab!“),Marci (Brinke Stevens), die neben einer dicken Brille auch noch die Augenbrauen Theo Waigels geerbt hat und Mickey (Michelle Bauer), die dank Fatsuit besagter Vera Int-Veenzum Verwechseln ähnlich sieht. Sie blieben als ungef…te Reste ihrer Studentenverbindung am Wochenende zurück, während sich die anderen Bewohnerinnen anderswo amüsieren. Doch es ist Rettung für die Freak-Mädels in Sicht, denn die ebenfalls nicht sonderlich attraktiven Kollegen Freddy (Marcus Vaughter), Kevin (Richard Gabai) und Duane (William Dristas), Neuankömmlinge einer anderen, nahegelegenen Studentenverbindung, lassen sich auf ein Date ein und versprechen, die holden Damen diesen Abend zu besuchen. Man nimmt halt, was man kriegen kann. Das wusste auch Arnie, als er seine Haushälterin…äähhh…anderes Thema.

Das Date kommt allerdings beinahe nicht zustande, da die bösen Verbindungsälteren den Jungs den Spaß nicht gönnen wollen und ihnen einen Hausarrest verordnen. Doch wo ein Willie ist, da ist auch ein Weg, wie Jeff Goldblum in JURASSIC PARK schon ähnlich anmerkte. Und so stehlen sich die Jungs heimlich aus der Verbindung, um am scheinbar langweiligsten Date ihres Lebens teilnehmen zu können. Wenn die wüssten, wie sehr sie sich da geirrt haben. Denn nach anfänglichen Annäherungsschwierigkeiten holtMarci eine Glaskugel hervor, die sie auf einem Flohmarkt erstand. Eine Séance wünscht sich das hässliche Entlein und Linnea Quigley sollte ihr eigentlich Einhalt gebieten, machte sie doch erst kurz zuvor in NIGHT OF THE DEMONS (1988) schlechte Erfahrungen auf diesem Gebiet. Doch Pustekuchen, sie beschwören die Geister und plötzlich erscheint Omar im Inneren der Glaskugel. Er verleitet die Mädchen dazu, die Kugel zu berühren, was diese sogleich von grellen Lichtblitzen durchzucken lässt. Ein wenig Nebel wird in den Raum gepustet und plötzlich erstrahlen die Damen im beinahe unbekleideten, neuen Glanz. Ganz ohne Kunstgebiss, Fatsuit, Hornbrille und aufgeklebten Schamhaaraugenbrauen. Lediglich der Schlüpfer musste bleiben, da sich Brinke Stevens dem Vernehmen nach unwohl fühlte als Dauer-Nackidei vor ihren männlichen Kollegen. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, wenige Filmminuten später in einer Badewannenszene die Hüllen, zusammen mit ihren Kolleginnen, komplett fallen zu lassen.

Richtig gelesen, die drei Damen gehen in die Badewanne, wo sie sich minutenlang gegenseitig abseifen, nachdem die verdutzten Studenten jegliche Annäherungsversuche haben abprallen lassen.Diese ahnen nämlich bereits, dass hier etwas faul ist im Staate Dänemark. Ganz ehrlich, ein Genie muss man dafür auch nicht sein, wenn man bemerkt, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht.Wenn langweilige Hässletten sich durch Nebel und Blitze plötzlich in den Traum eines jeden Penthouse-Lesers verwandeln, dann spielen entweder harte Drogen eine Rolle oder halt Magie. Im US-Kabelfernsehen lief übrigens eine harmlosere, alternative Version, in der die besessenen Damen stattdessen in Dessous bekleidet mit Luftballons auf dem Bett herumtollen, aber dass nur nebenbei. Den dazu laufenden Song „Yumpin‘ Yiminy, Suck on My Chimney“ behält man als beschissensten Ohrwurm aller Zeiten für lange Zeit im Ohr.

Wie der Abend zwischen den braven Studenten und den dämonisierten Frauenzimmern weiter von statten geht, sei hier nicht verraten, um die unbändige Spannung, die NIGHTMARE SISTERS bis hierhin aufgebaut hat, aufrecht zu erhalten. Unser Videoabend damals war jedenfalls…äääh…für Andreas und den Mann ohne Namen ein ziemlich furchtbares und einschneidendes Erlebnis. Wenn ich heute noch den Titel NIGHTMARE SISTERS erwähne, bekommt Andreas sofort Hautausschlag und nässenden Fußpilz.

Verständlich, haben wir hier doch einen total grenzdebilen Schabernack in billigster Videooptik mit Effekten, die die POWER RANGERS wie eine A-Liga Produktion aussehen lassen und einer Handlung, bei der man im nüchternen Zustand gerne mit Anlauf den Kopf gegen die nächstliegende Wand rammen möchte. Der Film gehört ja auch, wie heutzutage die Filme aus dem Hause ASYLUM, zur Kategorie der gewollt trashigen Produktionen. Hier sollte alles Scheiße sein, damit das Publikum unterhalten wird. Selbstgeklöppelte Kostüme, albern gespielte Dialoge und ein politisch unkorrekter Witz. Da schluckt die Michelle auch mal ´ne Banane in einem Stück. Respekt! Normalerweise empfinde ich solche Filme als belanglos bis langweilig und goutiere lieber Trashproduktionen, bei denen man aus absoluter Ahnungslosigkeit den Karren mit Vollgas gegen die Wand gefahren hat, doch im Falle von NIGHTMARE SISTERS mache ich eine wohlwollende Ausnahme (dies gilt übrigens auch für den eingangs erwähnten BEAST YOU!).

Während man heutzutage bei ASYLUM und Co. aus reiner Profitgier seelenlose Massenware herunterrasselt, spürt man bei NIGHTMARE SISTERS zu jeder Sekunde den Spaß, den die Beteiligten bei der Entstehung dieser Hau-Ruck-Produktion hatten. Natürlich schiss man den Film auch aus reiner Profitgier hin, doch entsteht hier das Gefühl, guten Freunden beim Kalauern zuzuschauen. Gedreht wurde der Irrsinn in David DeCoteaus eigenem Anwesen in Rekordzeit von nur vier Tagen. Die Kostüme der Hauptdarstellerinnen entwarfen und stellten diese selbst (wobei es höchst interessant ist, dass Brinke Stevens ihr eigenes Domina-Outfit in einer Szene trägt. Uiuiui). Linnea darf in einer ziemlich schrägen Szene den nicht allzu guten Song Santa Monica Blvd. Boyihrer eigenen Band The Skirts zum Besten geben, wobei auch hier zwei Versionen entstanden.

Fans der drei B-und C-Film-Scream Queens werden während der Credits womöglich stutzen und sich fragen, wer diese Michelle McClellan denn nun sein soll. Hintergrund ist, dass Michelle Bauer, die sich gerade im Scheidungskrieg mit ihrem Ex-Ehemann befand, um die Nutzung seines Nachnamens „Bauer“ kämpfen musste. Wie wir heute wissen, ging der Streit zu ihren Gunsten aus.

Was die deutsche Titelschmiede betrifft, so gibt es im Falle von NIGHTMARE SISTERS einige Irrungen und Wirrungen. Zur Erstveröffentlichung auf VHS nutzte man den Originaltitel. Diese Fassung soll, so steht es in der OFDb geschrieben, in einer Nackedei-Szene um satte 71 Sekunden gekürzt worden sein. Das vertrauenswürdige Label JPV-Austria legte später den „ungekürzten Director´s Cut“ (nur original mit Deppen-Apostroph (hat aber durchaus seine Richtigkeit, da es ein englischer Ausdruck ist und sogar so im Duden steht – Anmerkung des besserwisserischen Redakteurs)) auf Bootleg-VHS auf. Der hier genutzte Titel ist pure Poesie:

SEXVAMPIRE – DÄMONEN IM SPERMARAUSCH

Da dürfte manch ungenutzte Kleenexpackung nach Sichtung des Films übriggeblieben und so manches Glied erschlafft geblieben sein. Noch bekloppter wird es übrigens in der IMDb, wo der Film den deutschen Titel EXPLOSION DER LEIDENSCHAFTEN verpasst bekam. Diesen trug NIGHTMARE SISTERS jedoch noch niemals, handelt es sich dabei doch um den ein Jahr später entstandenen DEADLY EMBRACE mit Jan-Michael Vincent, den David DeCoteau als Ellen Cabot inszenierte. Ein Eintragungsfehler, der bis heute nicht korrigiert wurde, was dazu führte, dass der Titel nun zweimal bei DeCoteau zu finden ist.

Ich kann Trashfans diese fleischgewordene Filmfarce nur ans Herz legen, auch wenn der Großteil von Euch mich dafür sicherlich steinigen wird. Scheiß drauf, dass war´s wert!

Diese erhellend analytische Besprechung geht auf das Konto des lieben Christian Jürs von den Medienhuren. Ein weiterer unserer Good Friends with Bad Taste! Wir sagen danke!


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


mm
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Martin Galster
Martin Galster
22. Dezember 2021 16:02

Kurze Frage wo kann man den Film denn noch erwerben?!

mm
Webmaster
Thomas Hortian
22. Dezember 2021 16:23
Reply to  Martin Galster

Eigentlich überall, sprich im stationären Handel wie MM oder Saturn, aber auch online über Amazon, OFDb-Shop, eBay etc.