Night of the Ghouls

 
  • Original-Titel: Night of the Ghouls
  • Alternative Titel: Revenge of the Dead |
  • Regie: Edward D. Wood jr.
  • Land: USA
  • Jahr: 1959
  • Darsteller:

    Dr. Acula (Kenne Duncan)
    Lt. Dan Bradford (Duke Moore)
    Lobo (Tor Johnson)
    Sheila, „Weisser Geist“ (Valda Hansen)
    Captain Robbins (Johnny Carpenter)
    Kelton (Paul Marco)
    Sergeant Crandell (Don Nagel)
    Mr. Darmoor (Bud Osborne)
    „Schwarzer Geist“ (Jeannie Stevens)
    Henry (Harvey B. Dunn)
    Martha (Margaret Mason)
    Junger Mann (Clay Stone)
    Mrs. Wingate Yates Foster (Marcelle Hemphill)
    Wingate Fosters Geist (Tom Mason)
    Erzähler/er selbst (Criswell)
    Tony (Tony Cardoza)
    Conrad Brooks, Henry Bederski, Mona McKinnon, Karl Johnson,
    David DeMering, Edward D. Wood jr.


Vorwort

Also Eddie Wood mal wieder… vermutlich habt Ihr Euch gedacht, mit dem nächsten Ed-Wood-Review suche ich Euch erst wieder zum nächsten Jubiläum ein, aber so bin ich halt – always hit ´em when they least expect it… Über den Maestro selbst brauch ich Euch sicher nichts mehr zu erzählen, ich empfehle ggf. zur Gedächtnisauffrischung die Plan_9_From_Outer_Space- bzw. Glen_or_Glenda?-Reviews, daraus ergibt sich das wesentliche.

Night of the Ghouls ist von den Filmen aus Eddies, will man es „Glanzzeit“ nennen, nicht nur der letzte, sondern sicher der am wenigsten bekannte, was zum einen daran liegt, dass der Streifen Bela-Lugosi-frei ist (was Ed, wenn Finanzen und Zeit es erlaubt hätten, in Form von Archivaufnahmen gerne geändert hätte), zum anderen musste sich der Film nicht, wie seine Vorgänger Bride of the Monster (kommt auch noch, irgendwann) und Plan 9 From Outer Space der zeitgenössischen Häme aussetzen, alldieweil Eddie nicht mal die Laborkosten bezahlen konnte und der Streifen keinen Kinostart erlebte – erst 1982 löste der von mir oft und gern gescholtene Wade Williams das Negativ – im Zug des ersten Ed-Wood-Revivals durch die Golden Turkey Awards der Medveds – aus und bahnte so den Weg für Videoauswertungen.

Also sehen wir uns den Streifen mal an, der, und da muss man Eddie schon eine gehörige Portion Frechheit unterstellen, sicb als Sequel zu Bride of the Monster und Semi-Sequel (durch Verwendung immerhin eines Charakters) zu Plan 9 versteht (als ob sich ein seinerzeitiger Kinobesucher an Bride erinnert hätte… pfff…).


Inhalt

Wir alle haben unseren hellsehenden Freund Criswell als redseligen Erzähler von Plan 9 ja ungeheuer liebgewonnen – wie schön, dass Meister Eddie den selben Kunstgriff auch für Night of the Ghouls verwendet. Criswells Eröffnungsauftritt, der uns wie seine nachfolgenden Erzählungsmonologe wie schon bei Plan 9 einreden soll, dass wir es mit einer ganz sicher wahren Geschichte zu tun haben, ist allerdings ungleich spektakulärer als im Vorgänger, statt hinter einem belanglosen Schreibtisch zu sitzen, erhebt sich Criswell hier cool aus seinem Sarg (der gute Cris verfügte über eine stattliche Privat-Sammlung an Särgen) – leider kann er immer noch nicht besser von Textkarten ablesen, aber Cris macht sich die Rechnung auf, dass regelmässiges Schielen zu den Textkarten durch gesteigertes Pathos der Stimme locker ausgeglichen wird. Ach, wovon Cris spricht, wollt Ihr wissen? Als ob das wirklich was zur Sache tun würde… aber bitte: irgendwelchen Blödsinn von den „Schwellenmenschen“, die irgendwo zwischen Leben und Tod als bedauerns-, aber auch verachtenswerte Monster rumvegitieren. Falls die im späteren Film irgendwo auftauchen sollten, muss ich sie übersehen haben.

Schnitt auf ein Polizeirevier, das durch die entsprechende Beschilderung sehr deutlich als ein solches in Los Angeles identifiziert werden kann. Criswell jedoch proklamiert, dass das Geschehen sich in „anytown“ abspielen würde. Naja, Los Angeles ist überall, ist mir schon klar. Die Polizei muss sich mit diversen Alltagsgeschäften auseinandersetzen – und tut dies gern, wie Criswell uns informiert, so einem Autodiebstahl, einem Handtaschenräuber, der sich very clever als „John Doe“ ausgibt, und ein altes Ehepaar, das scared shitless ist, hat es doch gerade einen „Alptraum des Terrors“ überstanden, das „schrecklichste Ding überhaupt“, wie die Dame noch zu Protokoll geben kann, bevor sie in „wuaa-haaa-haä-Geheule ausbricht (und vermutlich spricht es nicht für mich, dass ich die gute Frau ohne weiteres als Margaret Mason, Ehefrau des berühmtesten B-Movie-Chiropraktiker-cums-Schauspieler Tom Mason, dem legendären capetragenden Bela-Double aus Plan 9, identifizierte – ich sehe zu viele Ed-Wood-Dokumentationen). „This is how it began“, dröhnt Criswell von der Tonspur, aber beginnen tut´s immer noch nicht, denn erst mal muss der pathetische Kommentar uns vor Augen halten, dass man im allgemeinen (anno 1959) die grassierende Jugendkriminalität als grösstes Problem, mit dem die Polizei sich herumschlagen muss, ansieht (so lange die Jugendbanden nicht mehr tun, als sich gegenseitig heftigst aufs Maul zu hauen, wie es hier mit einem Schnipsel aus Woods unvollendetem Juvenile-Delinquency-Schauerstück Hellborn in Form eines Kampfes von Conrad Brooks gegen den Meister himself, symbolisiert wird, scheint mir das nicht ein soooo drängendes Problem zu sein), und, da Ed wohl gerade günstig Stock Footage eines einen Abgrund hinunterstürzenden Autos habhaft werden konnte, auch noch vor den Gefahren des Autofahrens und mögliche fatale Folgen desselben zu warnen, jedoch wäre das alles nur Ablenkung vor der WAHREN Bedrohung.

So, könnten wir nu vielleicht Butter bei de Fische geben? Wäre nett. Danke. Ein Junge hat sein Mädchen mittels seiner Kutsche in ein abgelegenes Waldstück transportiert und beabsichtigt dort, ihr an die Wäsche zu gehen. Das Girl haut ihm eine runter, wie es sich für ein anständiges Jungfrauenzimmer gehört, und macht sich zu Fuss vom Acker, was trotzdem realistischer aussehen würde, wäre die Aufnahme nicht zeitgeraffert (entweder hat Eddie da am Schneidetisch gepennt oder es war ihm wurscht). Junge eilt ebenfalls zeitgeraffert hinterher, unwissend, dass beide von einem schwarzen Geist beobachtet werden. Der schwarze Geist ist wahlweise ein recht attraktives Mädel, dass sich an einer Vampira-Imitation versucht (in Nahaufnahmen), oder etwas, das aussieht wie in ein Taliban-approved-Ganzkörper-Burka-Teil gehülltes Etwas (in einer etwas totaleren Einstellung). Girl fällt hin, Geist stürzt sich bedrohlich auf das arme Ding und der Junge findet seine Freundin tot vor. Von der Erkenntnis hat er nicht viel, denn der weibliche Schwarzgeist krallt sich ihn auch… „Diese Tat wurde einem Wahnsinnigen zugesprochen,“ schwadroniert Criswell, „es stand in Euren Zeitungen!“ Sure thing that. Im übrigen tut diese Szene absolut nichts zur Sache, was den weiteren Filmverlauf angeht, das wird uns nie mehr interessieren. Ist ja auch egal, zwei potentielle juvenile Delinquenten weniger, vielleicht ist ja auch das die Botschaft dieser Sequenz.

Wir schalten wieder zurück ins Polizeirevier, wo wir auch das hübsche „Wanted“-Poster des Regisseurs bewundern können (dezente Selbstironie oder cheap gag?). In vollem Tuxedo inklusive Zylinder meldet sich Lt. Dan Bradford wie befohlen, jedoch leicht säuerlich, denn eigentlich hatte der Herr vor, mit seiner Flamme in die Oper zu gehen (deswegen der Aufzug, zumindest offiziell, praktisch gesehen trägt Bradford den Zinnober nur, damit er halbwegs zu später vorkommenden Aufnahmen aus Woods vorigem Kurzfilm Final Curtain, dito mit Duke Moore, passt) – alledings passt zu dieser Ausrede nicht ganz, dass er bekundet, durch die telefonische Einbestellung „gerade aus der Dusche“ gerissen worden zu sein. Reinigt man seine Tuxedos neuerdings tragenderweise in der Dusche? Togal. Captain (oder Inspektor, je nachdem, wer gerade mit ihm redet) Robinson verklickert seinem Lt., dass er sich die Oper an die Backe schmieren kann, da ein spezieller Spezialfall, der die spezielle Expertise und Erfahrung Bradfords benötigt, unbedingt heute und auf der Stelle gelöst werden müsse, da er …. tadamm… vielleicht mit GEISTERN zu tun habe. Und bekanntlich nehmen die Freunde und Helfer in Uniform jedwede berichtete übernatürliche Aktivität für bare Münze, so z.B. die haarsträubende Geschichte der beiden alten Knacker (Ihr erinnert Euch? „Alptraum des Terror?“ etc.). Die bekommen wir jetzt nämlich per Flashback serviert, und ich hoffe, sie hält den Vorschusslorbeeren stand (naja, nicht wirklich). Die beiden alten Knacker wollten eigentlich nur ne Abkürzung nehmen und rauschen (najaaa… „von Schlagloch zu Schlagloch holpern“, denn die Strasse is nich wirklich gut, trifft´s eher) durch die Prärie, in die Gegend des „Willow Lakes“, wo dereinst, vor ein paar Jahren, in einem alten verlassenen Haus ein gewisser wahnsinniger Wissenschaftler ein paar possierliche Monster geschaffen habe, eher er mitsamt seinen Viechern und seinem Anwesen vom Blitz getroffen wurde (womit wir das äusserst lahme tie-in zu Bride of the Monster absolviert hätten, aber was Jahrzehnte später den Machern der fünfundachtzigtausend Amityville-Sequels recht war, konnte Eddie Wood schliesslich auch billig sein) – das abgebrannte Haus sei aber wieder aufgebaut worden (und hat natürlich rein optisch äusserlich nicht die geringste Ähnlichkeit mit der Hütte, in der Bela Lugosi dereinst experimentierte). Während eine weissgekleidete Frauengestalt dort durch die Wälder tänzelt, bleibt der alten Säcke Karre genau vor der Hütte demonstrativ stehen und weigert sich, weiterzufahren (hat vermutlich das Drehbuch gelesen, die Kiste). Die weisse Frau, eh, der „weisse Geist“ vollführt vor den Augen der entsetzten alten Lady (dear Mrs. Mason: Es gibt Joghurtkulturen, die „entsetzt aussehen“ überzeugender hinkriegen) ein paar furchteinflössende Fingerbewegungen, das Auto springt wieder an, es wird weggerast und der Polizei dies gar schrecklich Erlebnis rapportiert. Jeppa, die beiden Herrschaften müssen ein reichlich wohlbehütetes Leben gehabt haben, wenn DAS für sie ein „Alptraum des Terrors“ und das „schrecklichste, was ich je gesehen habe“ war… ich habe Ziehungen der Lottozahlen gesehen, die grauenerregender waren.

Wäre ich Lt. Bradford, würde ich Robinson, Vorgesetzter oder nicht, jetzt quer mein Dienstabzeichen zu frühstücken geben, mich wegen so einer blödsinnigen Geisterpistole von einem Opernabend mit Girlfriend abzuhalten (on the other hand, ich bin Opernhasser, also wäre die Abkommandierung zum Ghostbusten vermutlich ganz recht). Gut, Robinson lässt verlauten, dass aus der Gegend auch andere seltsame Dinge berichtet wurden, die jedoch noch nie konkretisiert werden konnten, und das soll Bradford als Abteilungsspezialist für Übernatürliches nun liefern. Da Bradford, inzwischen schon eingeknickt, sich keinen speziellen Partner aussucht, teilt ihm Robinson Kelton zu (Paul Marco, der eine Karriere daraus gemacht hat, Kelton zu sein, der most unfunny comic relief character der Filmgeschichte), den wir alle aus Bride und Plan 9 lieben. Kelton hat eine gar possierliche late reaction, als man ihm auseinandersetzt, wo der Einsatz stattfinden soll, plagen ihn doch grauslige Erinnerungen an die Geschichte mit Dr. Lugosi-Vornoff und seiner Killerkrake. „Monster, Ausserirdische, Geister… immer bekomme ich diese Einsätze,“ heult Kelton (nicht nur Robinson fragt sich an dieser Stelle, welchem hinterhältigen Plan eines höhren Wesens Kelton seine Dienstzulassung zu verdanken hat) und kündigt seinen Rückzug aus dem Gewerbe an, was sich, zu herber Enttäuschung aller Beteiligten, als leere Versprechung erweisen wird. Robinson gibt Bradford noch auf den Weg, dass er seinen Bericht direkt an ihn geben soll, ohne Dienstweg, damit, im Falle eines falschen Alarms, das Department nicht wie die letzten Blödmänner aussieht.

Bradford düst also gen Willow Lake (allein! Was ist mit Kelton?? Gut, ´ne Hilfe wär´ der eh nicht), wird vom schwarzen Geist beobachtet und von Criswell per Narration ein wenig vorgestellt: „40 Jahre alt“ (uff, sieht aus wie 60), „15 Jahre im Dienst“ und, das ist das wichtigste, „Geisterjäger, auch wenn das die Polizei nie zugeben würde!“, erreicht das Anwesen ohne weitere Hindernisse und verschafft sich Einlass, einfach so, ohne Anklopfen und ohne Durchsuchungsbefehl. Man kann also verstehen, dass der derzeitige Besitzer des Anwesens, ein turbantragender Seltsamling, der sich als „Dr. Aculä (arghfz!) vorstellt, ob des ungebetenen Besuchs ein wenig ungehalten ist und ein „Eindringen in unsere Angelegenheiten“ konstatiert. „Unsere Angelegenheiten?“ Jo, denn Dr. Acula beherbergt die Lebenden UND die Toten! „Scheint, als wäre ich doch an der richtigen Stelle,“ murmelt Bradford (der sich bislang nicht etwa ausgewiesen hätte oder sowas), und erstaunlicherweise versetzt diese Bemerkung Dr. Acula in, nun, nicht gerade helles Entzücken, aber zumindest freundlichere Gesinnung. „Vielleicht war ich ein wenig voreilig,“ sülzt er, „möglicherweise möchten sie meine Konsultation in Anspruch nehmen!“ Kann gut sein, zumal „Resurrection Chamber“, und da gedenkt er den Gast hinzuführen, ja irgendwie ganz spannend klingt.

Was ist mit Kelton, fragten wir uns einen Absatz zurück. Der, ha-haa, der hat, ich kann mich vor Lachen kaum halten, der hat doch tatsächlich, bruhaaahaaa, KEINEN STREIFENWAGEN gekriegt, wuuaaaahahahaha. Saukomisch. Echt. Nicht. Mit solchen Untergebenen ist man tatsächlich schwer geschlagen und so verdient der Captain sich mein echtes Mitgefühl, als er nach einem kurzen Telefonat, der Kelton sein Autole verschafft, genervt, frustriert und sicherlich mit Selbstmordgedanken durch den Hinterausgang das Weite sucht.

Der Weg zur Resurrection Chamber führt Acula und Bradford durch eine sprichwörtlich dunkle Passage (was dem alten Pfennigfuchser Eddie ersparte, irgendwelche Sets aufzubauen), und vom benachbarten Friedhof schlägt die Turmuhr Zwölf (never mind, dass in Bride of the Monster weit und breit kein Friedhof vorhanden war, sondern in Plan 9), und „seltsame Dinge gehen vor sich, wenn die Turmuhr Mitternacht schlägt“, düstert Acula vor sich hin. In der Tat tun sie das, der Weisse Geist trifft auf den Schwarzen Geist, mit dem Resultat, dass der Weisse Geist schreiend durchs Gewölle stiebt. „Das ist der Weisse Geist,“ kommentiert Acula, damit wir auch mal offiziell erfahren, was es mit der Tussi auf sich hat, „sie starb hier vor 200 Jahren!“ Der Mann kennt sich aus, aber dat muss er wohl, er hat ja ´nen Turban auf.

Und den Turban hat er nicht von ungefähr, sondern weil er ein Medium ist, und zwar von solch starken Fähigkeiten, dass er buchstäblich die Toten zum Leben erwecken kann, und damit verdient er seine Kohle. Z.B. die von Mr. Darmoor, der Acula an der Resurrection Chamber abfängt und drängelt, wann denn sein Weibi Lucille auferstehen werde. Gemach, gemach, meint Acula, Geduld ist eine Tugend, am zweiten Freitag des fünften Monats („übermorgen“, übersetzt Darmoor geschickt innerhalb eines Sekundenbruchteils) soll´s soweit sein, aber einstweilen möge sich Darmoor wie auch Bradford der heutigen Seance anschliessen, denn da gäb´s auch ´ne Totenerweckung zu sehen.

For no other reason als dass wir wissen, dass er denn vorhanden ist, sehen wir mal kurz Lobo, den Ex-Diener von Dr. Vornoff-Lugosi aus Bride, der das dortige Spiel überlebt hat – weder seinen lingualen Fähigkeiten noch seinen edlen Gesichtszügen reichte das zum Vorteil, die Visage ist gar schröcklich entstellt, d.h. seine linke Gesichtshälfte ähnelt frappierend einer gut belegten Pizza (hübsche Maske von Woods Stamm-Make-up-Experten Harry Thomas).

Kelton trifft am Orte des Geschehens bzw. an Bradfords Parkplatz ein (während uns Criswell, wie nicht anders zu erwarten, die Lebensgeschichte des unfähigsten Bullen aller Zeiten rezitiert), hört die Schreie der diversen herumstaksenden Geister und gerät, wie nicht anders zu erwarten und schon in anderen Filmen erfolgreich vorexerziert, in Panik, erst recht, als er dem Schwarzen Geist in Persona gegenübersteht und letzterer sich als kugelfest erweist (was Kelton eigentlich nicht sooo überraschen sollte, hatte er´s doch zuletzt mit einem Untoten in Plan 9 zu tun). Kelton flüchtet sich in seinen Streifenwagen und gibt über Funk einen verzweifelten Hilferuf durch, der angesichts seines bisherigen field records und seinem Gestammel über „Geister“ von den mitfühlenden Kollegen im Polizeirevier (das sich offensichtlich keine Wände, sondern nur Duschvorhänge leisten kann – mit denen hat´s Eddie ja) nicht wirklich ernst genommen wird.

Apropos Duschvorhänge, die sind auch wesentlicher bis einziger Bestandteil der „Kulisse“ der „Resurrection Chamber“, wenn man von Aculas totenschädelverziertem Sessel und den drei Skeletten (!), inklusive einem mit Perücke (??), absieht. Neben den Knochengestalten, dem Medium, Bradford und Darmoor haben wir noch Mrs. Wingate Foster und einen jungen Schnösel vor Ort und um die Erweckung von Mr. Wingate Foster dreht sich das ganze Schlamassel. Acula versetzt sich in „Trance“, worauf eine Trompete „frei“ im Raum schwebt und trötet (wenn man die Fäden übersehen kann), ein Bettlaken-Gespenst durchs Bild hüpft (ack!), noch irgendein komisches Teil rumschwebt, ein „körperloser“ Kopf, der so aussieht, als hätte man ihn einen perversen Eierbecher geklemmt, unverständliches mystisches Dummgelaber von sich gibt („mondo mondo!“), Blitz & Donner, noch mehr fliegende Trompete, noch mehr Bettlaken. Stop! You ARE killing me!

Endlich – während Kelton sich draussen vor dem Schwarzen Geist unter dem Armaturenbrett seiner Karre versteckt, öffnet ein Acula-Gehilfe Fosters Sarg und der vermeintlich Tote erhebt sich (und ist im übrigen Tom Mason, der mit den Lugosi-Ohren, Ihr wisst schon, himself) und ist nur zu gerne bereit, seinem geliebten Ex-Weib nach Konsultation mit seinem neuen Herrn, dem Fürsten der Dunkelheit (hast wohl kein anständiges Leben geführt, wa, Foster?) den gewünschten Rat zur Frage „soll ich wieder heiraten?“ zu geben. OOOOOkay, Mrs. Foster ist ungefähr 75, das Schmalhemd, das vermutlich der zukünftige Ehemann sein soll, maximal 30, und der Verblichene ist überenthusiastisch, seiner Witwe dringendst die Neuvermählung zu empfehlen, mit besonderem Hinweis, dem neuen Mann „freie Hand“ zu gewähren und im übrigen Dr. Acula zu vertrauen. Da muss man kein besonders begabter Mathematiker sein um 2+2 zusammenzuzählen und Heiratsschwindel-Abzocke herauszubekommen (ich wollte gerade noch sagen, eine ziemlich beknackte Methode desselben, aber je länger ich drüber nachdenke, desto eher komme ich zu dem Schluss, dass es genügend Idioten geben dürfte, die im wirklichen Leben auf solche Dümmlichkeiten reinfallen und es demzufolge nicht besser verdient haben). Im übrigen freut sich Mr. Foster auf das Wiedersehen mit seiner Alten (hm, erst kommt die Heirat, dann die Beerdigung, hehe… das hat ja auch Anna Nicole praktiziert, nur mit vertauschten Rollen). Bradford verdünnisiert sich während des zweifelhaften Spektakels durch eine der zahlreichen Geheimtüren, Criswell teilt uns, falls wir vollkommen verblödet sein sollten, per Narration noch mit, dass wir es mit einem „verdorbenen Spiel“ zu tun haben.

Immerhin, eine Überraschung – der Weisse Geist sucht den sich erholenden Dr. Acula auf und erklärt, angesichts des im Wald streuendenen Polizisten und eines ECHTEN Geistes den hübschen Arsch ziemlich auf Grundeis zu haben. See – der Weisse Geist ist in Wirklichkeit Sheila, die Freundin von Carl (Dr. Acula im richtigen Leben) und hat eigentlich die Aufgabe, in ihrer Geisterrolle unliebsame Besucher abzuschrecken (was´n Plan… und was´n Job… die ganze Nacht sprichwörtlich rumgeistern, nur falls irgendwann mal ein unvorsichtiger Besucher in die abgelegene Gegend kommen sollte?). Die Polizei kümmert Acula nicht, und was die Geister angeht, da ist er eigen, fürs Geistererschaffen ist er zuständig, und sonst keiner, daher erklärt er Sheilas Beobachtungen pauschal für Mumpitz. Schliesslich laufe alles Bestens, die Hochzeitsglocken von Mrs. Foster sind praktisch schon geläutet und mit dem neuen Ehemann schon die Aufteilung der Beute vereinbart. Und da Mr. Darmoor auch noch abzuzocken sei, solle sich Sheila schon mal auf ihren Auftritt als Lucille vorbereiten.

Bradford schleicht derweil durch die zahlreichen Gänge und Korridore der Hütte (deren Innenarchitekt offenbar unser aller Freund Escher war, denn sie ist innen mindestens tausendmal grösser als aussen) und freut sich per Narration, dass er sich noch an alles erinnert (denn der Film will uns immer noch Glauben machen, dass Bradford dereinst Dr. Vornoff-Lugosi in Bride of the Monster zur Strecke gebracht hat und deswegen das Gemäuer kennt, was aus zweierlei Gründen vollkommen schwachsinnig ist: Wer Bride gesehen hat, weiss, dass das völliger Müll ist, da es den Bradford-Charakter dort gar nicht gab und sowieso alles völlig anders aussah; und wer Bride nicht gesehen hat, dem dürfte das vollkommen wurscht sein, ob Bradford sich da schon mal rumgetrieben hat). Der grösste Teil dieser Sequenz stammt aus dem schon erwähnten fürs TV gedachten Kurzfilm Final Curtain, so z.B. die Stelle, in der Bradford eine Wendeltreppe erklimmt und sich per voiceover-narration minutenlang über das Gefühl, das Treppengeländer zu berühren, auslässt („es ist kälter als damals“ – aaay caramba…) Während Bradford also durch die Gänge tappt (die verdächtig so aussehen, als wären sie im richtigen Leben ein Motel – einige Türen haben sogar Zimmernummern) und nichts bedeutendes findet, kommt ein geplagter Captain Robinson zurück aufs Revier, wo sich mittlerweile zehn Hilferufe Keltons angesammelt haben (hat echt tolle Kameraden, der arme Kerl), die aber auch der Captain als Lötzinn abtut, doch sein Sergeant weist ihn dezent darauf hin, dass er (also der Captain) ja immerhin Bradford in die Gegend geschickt habe, also dort ja vermutlich doch irgendwelche Schweinereien vor sich gingen. Dieser zwingenden Logik kann sich auch Robinson nicht entziehen und macht sich zusammen mit dem Sergeant persönlich auf die verstärkende Reise. Kelton „spielt“ immer noch mit dem Schwarzen Geist Verstecken.

In noch mehr selbstgeklauter Footage aus Final Curtain öffnet Bradford eine Zimmertür und findet dort eine Schaufensterpuppe (d.h. wir sollen glauben, dass es sich um eine solche handelt, aber ich hab so im Gedächtnis, dass ECHTE Schaufensterpuppen nicht zittern wie Espenlaub, und das TUT diese hier). „Ich könnte schwören, dass sie atmet,“ erstaunt sich Bradford über die Lebensechtheit des Püppchens (Hmpf. Entweder atmet etwas, oder es atmet nicht. Da gibt´s nichts dazwischen und ein erfahrener Cop sollte das eigentlich rausfinden können). Und dann – lächelt ihn die Puppe an!!! SHOCK!!! TERROR! PANIK! Bradford flieht entsetzt und rennt direkt in die Arme von Dr. Acula und Lobo, wobei letzterer ihn in die Mangel nimmt und ersterer seine Taschen filzt und Dienstwaffe und -ausweis findet. Der Polizist sucht sich mit vermeintlicher Ortskenntnis von früheren Besuchen herauszureden (dann sollte er allerdings auch Lobo kennen, möchte man meinen), aber Acula versteht keinen Spass und beabsichtigt, Bradford zu beseitigen. Es kommt jedoch nicht dazu, da Kelton seine sämtlichen vorhandenen Mütchen zusammengenommen, sich aus seinem Auto-Versteck geschält und ins old dark house vorgewagt hat, wo er prompt den Eindringling-Alarm auslöst. Acula setzt Prioritäten und Bradford fest, Lobo soll den neuerlichen Besucher finden. Für Kelton gestaltet sich das Domizil als Geisterbahnfahrt, die ihn schlussendlich in die Resurrection Chamber führt, wo Acula gerade wieder eine Se´ance veranstaltet (ich weiss nicht, ob ich das in Aculas Lage an dieser Stelle tun würde, mit ungebetenem Besuch im Haus), nämlich für Darmoor eine Erscheinung seiner verstorbenen Frau Lucille in Form von Sheila, die vorbeitänzelt und dabei zur Steigerung der Echtheitsvermutung noch über „Cousin Jeffrey“ zirpt. Darmoor ist begeistert, Kelton hat die Schnauze voll und erklärt die gesamte Baggage für prophylaktisch verhaftet. Dagegen hat Lobo was – der tibetanische Riese lässt sich durch die drei Pistolenvolltreffer nur unwesentlich behindern und haut den Streifenpolizisten k.o. „Gerechte Strafe für Ungläubige,“ quittiert Acula das Geschehen.

Bradford befreit sich währenddessen ohne grössere Anstrengungen aus seinem „Gefängnis“ und findet im sogenannten „mortuary room“ Kelton in einem Sarg.. Kelton hat´s allerdings überlebt (wenngleich, wie Paul Marco berichtet, nur knapp, da er beim Drehen der Szene im Sarg „vergessen“ wurde…). Acula bricht die Se´ance aufgrund der vielfältigen Störungen ab, Darmoor sorgt sich, ob diese Schwierigkeiten den Zeitplan der endgültigen Erweckung Lucilles durcheinander bringen könnten. „Das einzige Problem ist mangelnder Glaube,“ sülzt Acula, und Glaube ist bekanntlich am besten in pekuniärer Form messbar und so überreicht Darmoor dem Medium einen Scheck über 10.000 Dollar.

Bradford und Kelton suchen einen Weg aus dem labyrinthartigen Gemäuer, Acula, mit bürgerlichem Namen Carl, verklickert Sheila dringende Umzugspläne – das Auftauchen der Polizisten veranlasst Carl dazu, den Laden an Ort und Stelle dicht zu machen und an weit entfernter Stelle neu zu eröffnen, schade zwar, dass man an die Kohlen der alten Mrs. Foster nicht mehr rankäme, aber immerhin hat man ja die 10.000 Dollar (die mir als eine recht dürftige Beute für eine doch verdammt aufwendige Operation wie diese erscheinen, aber der Spatz in der Hand ist bekanntlich besser als der Taube auf dem Dach). Lobo werde man der Einfachheit halber zurücklassen, ob seiner Schusswunden wird´s der Knabe eh nicht mehr lang machen. Ein echter Menschenfreund, dieser Acula. Bradford und Kelton landen einmal mehr in der Resurrection Chamber und treffen dort auf einen angefressenen Lobo – zum Glück sprinten rechtzeitig Robinson und Sgt. Crandell ins Zimmer und schiessen Lobo endgültig nieder. Die Schüsse veranlassen Acula dazu, seine Gehülfen Tony und den Typen, der den Foster-Geist gemimt hatte, als Bauernopfer zu bringen – sie sollen die Bullen aufhalten, während Acula und Sheila sich verpfeifen (Loyalität unter Kriminellen muss echt was herrliches sein). Der Foster-Geist wird im Rahmen eines Shoot-outs erschossen.

Aber auch auf Acula wartet eine interessante Überraschung – im „mortuary room“ werden er und Sheila von … ECHTEN Untoten, angeführt von Criswell (!!!), erwartet. Im Gegensatz zu seinen vier untoten Kumpels stakst Criswell nicht wie ein Zombie durch die Gegend, sondern halbwegs normal, bedient sich dafür aber einer mit allen 1959 für Low-Budget-Filme denkbaren akustischen Tricks verfremdeten Stimme und stellt sich und seine Jungs als „die Toten“ vor. Acula ist baff, vor allem, als ihm Cris eröffnet, dass er TATSÄCHLICH ein kraftvolles Medium sei und damit eben wirklich die Toten zum Leben erweckt habe, was aber auch nur heute ginge – alle dreizehn Jahre könne ein solch starkes Medium nämlich die Toten für 12 Stunden aus dem Reich der Finsternis in die Welt der Lebenden holen, und die Zeit sei gleich um (fragt sich, was das Toten-Korps während der restlichen Zeit angestellt hat – wahrscheinlich in der nächsten Kneipe ordentlich auf den Putz gehauen) und Acula würden sie gerne mit ins Totenreich mitnehmen. Sheila verzupft sich clevererweise unauffällig (aber unlogischerweise, denn zwei Sekunden vorher sagt Acula noch, er hätte versehentlich den Raum abgeschlossen und tät den Schlüssel nicht mehr finden), während die Toten sich auf Acula stürzen und bewusstlos kitzeln (zumindest sieht´s so aus) – dann stopfen sie ihn in einen Sarg, den Criswell schliesst – im LETZTEN MOMENT, bevor der Sargdeckel sich schliesst, kommt Acula wieder zu sich, aber das ist zu spät… die Toten tragen den Sarg ab. Auch Sheila kriegt aber ihr Fett ab, denn sie läuft dem Schwarzen Geist über´n Weg, und auch dieses Geisterwesen sucht Gesellschaft: „Es ist Zeit für Dich, dich den anderen anzuschliessen – im Grab!“ Sheila folgt dem schwarzen Geist in einer Art Trance…

Als Bradford und seine Kollegen den mortuary room erreichen, finden sie dort den eingesargten Acula und einen Haufen Skelette auf dem Boden, und stehen vor dem üblichen Rätsel, vor allem, was den Verbleib von Sheila angeht. Kelton theoretisiert, dass der falsche Geist jetzt möglicherweise zu einem echten Geist geworden sei. Angesichts dieser Vermutung entscheidet sich die Ordnungsmacht, lieber gar keine Fragen mehr zu stellen und den Fall abzuschliessen. Wobei, wie uns Criswell per Narration noch mit auf den Weg gibt, Keltons Idee noch die beste war… dann legt sich unser untoter Erzähler zurück in seinen Sarg: „Wir ziehen uns jetzt in unsere Gräber zurück. Ihr könnt Euch uns schon bald anschliessen…“ Bibber….

Ed-Wood-Filme sind mit normalen Massstäben bekanntlich nicht zu messen. Das ist nichts neues und trifft auch auf Night of the Ghouls zu, das Ende einer Ära, denn nach diesem Film begann Eddies rasanter Abstieg in die Welt von Sexfilmen und Pornoromanen.

Das grosse Problem von Night of the Ghouls (Wade Williams entschied sich für diesen Titel, Ed Wood bevorzugte den auch passenderen Titel Revenge of the Dead) ist, dass er, je nach Sichtweise, entweder einer von Eddies besten oder schlechtesten Filmen ist, und beide Varianten führen letztendlich zum selben Ergebnis: es ist einer seiner am wenigsten unterhaltsamen.

Das liegt zu einem grossen Teil an der selbst für Eddies Verhältnisse recht schmalbrüstigen Story – selbst bei wohlwollendster Betrachtung kann man die nich gerade originelle Plotte um dem abzockenden spirituellen Schwindler maximal als „leidlich interessant“ bezeichnen – im Vergleich zum Atommonster heranzüchtenden Dr. Vornoff und den fröhlichen Ausserirdischen aus Plan 9 ist Dr. Acula schon eine reichlich farblose Schurkengestalt, die auch nichts besonders spektakuläres zu bieten hat – die „Seance“, vermutlich von Ed mal als zentrale Szene gedacht, ist mit ihren possierlich an Zwirnsfäden herumschwebenden Dingen und dem lachhaften wandelnden Bettlaken auf dem Niveau einer Grundschultheateraufführung (und zwar einer solchen, bei der die Kids auch für Technik, Kulisse und Requisite zuständig sind) – okay, das ist ungefährt das, was wir von Ed Wood erwarten könnten, aber Plan 9 und seine „symbolischen“ Effekte wirken gegen dieses bessere Kasperletheater geradezu inspiriert.

Es scheint so, als hätte Eddie versucht, bei diesem Film bzw. bei seinem Drehbuch einiges anders zu machen als bei seinen bisherigen Filmabenteuern, und so müssen wir auf manches, was wir an seinen vorherigen Filmen kennen- und schätzengelernt haben, verzichten. Seine Trademark-Dialoge sind auf ein absolutes Minimum zusammengestützt – wo Bride of the Monster, Plan 9 oder auch Jail Bait durch die Bank aufgrund ihrer abstrusen Wortfolgen nahezu durchgängig quotabel sind, drängt sich bei Night of the Ghouls kaum einmal eine kreative Satzschöpfung als typischer Wood-Moment auf – bis auf Criswells pathetischen Voiceover-Kommentar, der aber auch die sheer insanity der Plan 9-Narration nur ganz selten erreicht, tut sich in den Dialogen nur sehr wenig Interessantes. Allerdings fielen Ed Wood auch nicht ansatzweise derart grandios-gestörte Charaktere wie in seinen vorherigen Werken ein. Wie auch Dr. Acula ist Lt. Bradford als Vertreter des „Guten“ eine absolute Schlaftablette, gegen den Tony McCoy in Bride wie ein junger Gott wirkt. Naja, Schlaftablette vielleicht auch deswegen, weil der Film sich in einem extrem langsamen Tempo über seine Laufzeit schleppt – die Rasanz von Plan 9 bleibt ein blosser Wunschtraum, und da der Streifen auch vergleichsweise koherent bleibt (nur Criswells Anfangs-Narration bietet Einspielmöglichkeit für ein wenig zusammenhanglose Stock Footage), kann bzw. will Wood auch seinen chaotisch-unbekümmerten Anything-Goes-Regiestil kaum einbringen. Alles ist sehr betulich, sehr ruhig, sehr unaufgeregt, passend zur recht langweiligen Story, die durch den in keinster Weise erklärten übernatürlichen Schwurbel um den „Schwarzen Geist“ und die tatsächliche Erweckung der Toten um Criswell auch nicht mehr aufgewertet wird, aber zumindest Criswells spätes Eingreifen in die Handlung ist ein hübscher „WTF?!?“-Moment, wie er dem Streifen öfter gut zu Gesicht gestanden hätte. In mancherlei Hinsicht (Criswells Eigenschaft als „Führer“ der Toten, die Auftritte der weissen bzw. schwarzen Geister) könnte einem Night of the Ghouls als ein direkter Vorläufer zu dem späteren Apostolof-Werk Orgy of the Dead erscheinen, gut möglich, dass Ed für den letztgenannten Film ein paar halbseidene Ideen wiederverwertete.

Natürlich sieht man dem Streifen auch an, unter welch miserablen zeitlichen, finanziellen und räumlichen Bedingungen er gedreht wurde. Ed drehte auf einer Bühne, die eigentlich zur Nachvertonung gedacht war und nicht für echte Filmdreharbeiten (Ronnie Ashcroft, Regieassistent und Schöpfer von The Astounding She-Creature verglich die Grösse dieser Bühne mit einer Telefonzelle) – folgerichtig wirken alle Sets minimalistisch (mehr als einen Vorhang als Hintergrund gibt´s selten) und dennoch, aufgrund gedrängter Kameraeinstellungen (vielleicht gerade deswegen dürfte Night of the Ghouls Thompons beste Kameraarbeit für Wood sein) oft regelrecht klaustrophobisch – immerhin verschafft das dem Film eine gewisse eigentümliche Atmosphäre (als Art Director wird übrigens Eddies Ehefrau Kathy Wood kreditiert). Neben den dadurch schon implizierten Budgetschwierigkeiten gab´s am Set immer wieder Spannungen zwischen Ed und Tor Johnson einerseits (ums liebe Geld) und Kenne Duncan und Valda Hansen andererseits (der Schurke wäre dem armen unschuldigen Mädchen zu gern an die Wäsche gegangen).

Die darstellerischen Leistungen sind selbst für einen Ed-Wood-Film recht erschütternd, da merkt man erst, was man an Leuten wie Bela Lugosi, Timothy Farrell oder Lyle Talbot hatte, selbst wenn sich auch in der Night of the Ghouls-Besetzungsliste zumindest einige Profis finden. So z.B. Kenne „Horsecock“ Duncan, Veteran zahlloser B-Western, in denen er zumeist den gemeinen Fiesling mimte, und der von sich selbst behauptete, mit über 1000 Frauen geschlafen zu haben (und jetzt muss ich hoffentlich nicht erklären, wie der Spitzname „Horsecock“ gemeint ist, oder?) Duncan gibt sich zwar allergrösste Mühe, mit seinem Turban wie Bela Lugosi in Chandu the Magician zu wirken, hat aber nicht mal ein Jota der Ausstrahlung des Ungarn, frei von jedem Charisma rattert er seine uninspirierten Lines herunter und lässt nie den Verdacht von Spielfreude aufkommen.

Ähnliches gilt für Duke Moore (da wundert es nicht oder umso mehr, dass Wood Moore und Duncan als Cop-Duo für seinen nächsten Streifen The Sinister Urge verpflichtete) – gut, der arme Mann hat sprichwörtlich nichts gravierendes zum Filmverlauf beizutragen, ausser durch Gänge zu schleichen und ´n dummes Gesicht zur Se´ance zu machen (die Szenen, die Moore ein wenig schauspielerische Leistung abverlangen, stammen dann auch durch die Bank aus dem bereits angesprochenen Kurzfilm Final Curtain).

Paul Marco entwickelt den unfunny cumic relief zu einer Kunstform – sein Kelton ist auf diese metaphysische Art und Weise so unlustig, dass es schon wieder fast komisch ist (man stelle sich vor, man beobachtet einen wirklicha bsolut unfähigen Clown, der sich verzweifelt bemüht, lustig zu sein, dann ist man ungefähr bei Kelton) – unerfreulicherweise ist Kelton in Night of the Ghouls einer der wichtigsten Charaktere (von der Screentime her).

Eine echte Entdeckung ist die damals sechzehnjährige Valda Hansen, die tatsächlich als „Weisser Geist“ etwas „Überirdisches“ ausstrahlt, eine Art ´ätherische Lichtgestalt“ sein könnte. Die Story beraubt sich hier eines Grossteils des „Potentials“, in dem er aus dem „Weissen Geist“ nur eine höchst weltliche Komplizin Aculas macht – ein „Duell“ der beiden weiblichen Geisterfiguren wäre mit Sicherheit ein wesentlich interessanterer Film geworden.

Sträflich unterschäftigt: Tor Johnson, der knapp drei Szenen hat, in denen er herumgrunzt und stöhnt. Dass „Lobö im Film nicht mehr zu tun hat, mag daran liegen, dass Johnson und Ed Wood sich im Verlauf der Drehzeit des öfteren über´s liebe Geld zankten – flexibel, wie Eddie nun mal war, kann man es schon für möglich halten, dass er genervt ob der vermeintlichen Allüren seines Stars die Rolle auf ein Minimum zusammenstrich. Das Make-up ist bemerkenswert, aber Tor selbst war in Bride und Plan 9 wesentlich beeindruckender. Johnny Carpenter, der einst mit Ed Wood den Western The Lawless Rider fabrizierte, „brilliert“ als Captain Robinson (und hat eine der wenigen Perlen Wood´schen Trademark-Dialogs zum besten zu geben), Margaret Mason und Marcelle Hemphill sorgen für das zwingend notwendige absolute Anti-Schauspiel (Mason, die sich nicht zu sicher sein scheint, ob sie bei Valda Hansens Weissem Geist-Anblick in Gelächter oder Entsetzen ausbrechen soll; Hemphill, die aus der „Se´ance“ nicht recht schlau wird und sichtlich nach Regieanweisungen verlangt), eine Schau für sich ist immer wieder Criswell, der legendäre Hellseher, der auch in diesem Film immer noch nicht unauffällig von Textkarten ablesen konnte (geschweige denn sich einen Text auswendig merken… auch in Orgy of the Dead soll das nicht besser sein).

Da Wade Williams auf das absolute Film-Original zugreifen konnte, das noch dazu keine dreissig-vierzig Jahre Abnutzung auf dem Buckel hatte, sondern friedlich in einem Labor vor sich hin lümmelte, haben wir es mit einem der vermutlich besten Prints eines Ultra-Low-Budget-Streifens aus den 50ern zu tun, den wir jemals erleben werden – die DVD-Präsentation braucht sich hinter der eines neu gedrehten Schwarz-Weiss-Films kaum zu verstecken, das ist nahezu Perfektion (noch perfekter fände ich allerdings, wenn Kollege Wade darauf verzichten würde, sich selbst in Vor- und Nachspann so hervorzuheben). Der Ton ist zweckmässig, manchmal, wenn mit Stimmverzerrungen gearbeitet wird, etwas schwer verständlich. Da der Film niemals einen regulären Kinoeinsatz hatte, gibt´s auch keinen Original-Trailer, der beigelegt werden könnte. Statt dessen präsentiert ein kleines Easter Egg (das kleine Wade-Williams-Collection-Logo im Hauptmenü) fünf Trailer auf zeitgenössische Gruselkintopper: She Demons, The Crawling Eye, Monster from Green Hell, Bela Lugosi meets a Brooklyn Gorilla und The Flying Saucers, allesamt gut für mindestens einen Lacher.

Night of the Ghouls ist sicher nicht das Trash-Feuerwerk, wie es Plan 9 from Outer Space oder Bride of the Monster darstellt, der Film ist einfach viel zu langatmig, um nicht zu sagen langweilig, um allein auf der blossen „so bad it´s good“-Schiene unterhalten zu können. Night of the Ghouls ist trotz ersichtlicher technischer Schwächen und dümmlicher Story kein „laugh-a-minute“ aus Sicht des heutigen Trash-Gourmets. Dem Film fehlen abstruse Ideen, unbeholfene Spezialeffekte und am Wahnsinn entlangschrammende Dialoge – für einen Ed-Wood-Film ist er schon ziemlich, naja, uninspiriert, da vermisse ich ein wenig das Herzblut – vielleicht war Wood unbewusst schon resigniert und kurbelte den Film einfach herunter, ohne seine Persönlichkeit und seinen individuellen Stil einzubringen. So wirkt der Streifen fast schon wieder ansehbar, da er ohne übergrosse Wahnsinnigkeiten (wenn man von der, ich muss darauf rumreiten, idiotischen Se´ance absieht) auskommt und so wiederum fast nur ein weiterer nicht weiter erwähnenswerter Low-Budget-Horrorfilm aus der guten alten Zeit sein könnte. Zum „Glück“ gibt es einige wenige Wood´sche Touches, hauptsächlich in Form von Criswell und Kelton, das Set Design und ein paar kleine Gags am Rande, die man mit gutem Willen schon als In-Jokes auffassen könnte (wenn man tatsächlich glauben will, Eddie Wood hätte bewusst für sein Stammpublikum, falls es so etwas seinerzeit gab, was ich bezweifeln möchte, solche eingebaut), um den fortgeschrittenen Wood-Fan bei Laune zu halten. Unvorbereitete Einsteiger in die „haunted world of Edward D. Wood jr.“ dürften von Night of the Ghouls aber eher abgeschreckt werden – Newbies in der Materie würde ich Plan 9 und Bride of the Monster sehr enthusiastisch ans Herz legen, bevor sie sich an diesen Film wagen.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 6


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