Night of the Archer

 
  • Deutscher Titel: Night of the Archer
  • Original-Titel: Night of the Archer
  • Alternative Titel: Die Nacht des Rächers |
  • Regie: Paul Nicholas (=Lutz Schaarwächter)
  • Land: USA/Slowakei
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Jeff Griggs (Travis), Barbara Carrera (Victoria de Fleury), Joseph Bologna (Reggie de Fleury), Sandahl Bergman (Marla), Avita Dicker (Isabell de Fleury), Leslie Hardy (Catherine Reggiani), Shellye Broughton (Valerie), Robet Miano (Oscar)


Vorwort

Zocker Travis versteckt sich vor einer 50.000-Dollar-Spielschuld bei Vegas-Gangster Oscar in der slowakischen Provinz – ein nachtragender Mafiosi ist allerdings ein Spürhund und treibt Travis dort auf, seine Kohlen im Sinn und eine letzte Warnung auf den Lippen. Zum Glück für Travis ist a) er ein Meisterbogenschütze und b) findet auf dem edlen Schloß der Grafenfamilie de Fleury ein mit 50.000 Dollar dotiertes Bogenschützenturnier statt. Dem Grafen Reggie (sic), der die Gräfin Victoria nur wegen ihres Zasters und des Titels geehelicht hat, ist der hergelaufene Tunichtgut als Mitbewerber für sein Augapfel-Töchterchen Isabelle (der übliche zickige Teenager) ein wenig zu unwürdig, aber Isabelle selbst hat an dem Harley-fahrenden Dreitagebartträger einen Narren gefressen und erzwingt dessen Startberechtigung. Bevor allerdings auf die Zielscheiben geschossen werden kann, fängt sich erst mal der Graf selbst einen Pfeil ein und verscheidet. Mordverdächtig ist per se schon mal Travis, aber auch der Rest der intriganten Grafschaft ist nicht ohne – hat Reggie doch an seiner Ehefrau vorbei einen 20 Mio. Dollar schweren Kunstschatz im Keller zusammengetragen, den er an einen schwerreichen Deutschen (samt dem Schloß) zu verscherbeln gedachte. Dieser wiederum ist der einzige, der weiß, was im verschlossenen Keller vor sich hin gammelt und leiert Reggies Geliebter und Sekretärin Valerie für 100.000 Deutschmarks die Kombination der Stahltür aus dem Kreuz. Da ist dann noch Victoria selbst, die ihren Göttergatten sowieso zum Teufel gewünscht hat und ihre lesbische Freundin Marla war auch nicht gerade des Toten beste Freundin. Reggies Tochter aus erster Ehe Catherine hält hingegen Travis für schuldig wie die Sünde, doch Isabelle verschafft ihm ein Alibi. Während munter intrigiert, bestochen und allgemein beschuldigt wird, verschwindet zunächst der deutsche Kunstliebhaber (wir Zuschauer wissen allerdings, daß ihm ein Dolch zum Verhängnis wird), dann tötet Marla in ungeahnter rasender Wut die verräterische Valerie. Travis, der sich Isabelle sei Dank bestens im Schloß eingenistet hat, entdeckt das wertvolle Geheimnis im Keller und kommt auf die Idee, damit seine Spielschulden zu begleichen und noch ’nen zusätzlichen Reibach zu machen. Die Beteiligten sterben wie die Fliegen, doch des Rätsels wahre Lösung kommt schlußendlich doch recht überraschend…


Inhalt

Weia. Teutonenexport Lutz Schwaarwächter, mal wieder unter seinem Pseudonym Paul Nicholas, unter dem er der Welt bereits den klassischen Frauenknastfetzer „Chained Heat“ bescherte, kommt uns hier mit einer sicherlich sehr preisbewußt in der Slowakei produzierten Thrillerplotte, die in ihrer vorliegenden Form den berühmten Hund sicher nicht hinterm Ofen hervorlockt. Das hat mehrere Gründe: Zum einen ist das Drehbuch schon mal elendiglich kompliziert (und ich hab ja erst jüngst bei „Pleasure of Flesh“ angemerkt, daß „kompliziert“ und „komplex“ zwei verschiedene Paar Schuh‘ sind) – ein klassischer Fall von „jeder intrigiert gegen jeden“, gegen den sich eine typische Episode „Denver-Clan“ wie eine züchtige Bibelstunde ausnimmt. Was „Night of the Archer“ (der Streifen meldet sich übrigens on-screen mit der schon verdammt allgemein gehaltenen deutschen Titel „Die Nacht des Killers“ – da hat sicher wieder ein Kollektiv heller Köpfe monatelang drüber gebrütet) mit High-Society-Soaps wie „Dallas“ oder „Denver“ auch verbindet, ist die Tatsache, daß einen die Probleme dieser Reichen, Schönen und Noblen einen schon irgendwie interessieren müssen – mir geht solcher Stoff allerdings ziemlich am Allerwertesten vorbei, zumal das Script sich nicht die Mühe macht, auch nur einen der Charaktere im Entferntesten sympathisch oder auch nur als Nicht-totales-Armloch (Selbstzensur) zu zeigen. Der ganzen Baggage wünscht man nach nur wenigen Screenminuten die Pest an den Hals oder zumindest einen Pfeil dorthin, wo’s wehtut – so man sich die Mühe macht und das Geschehen halbwegs aufmerksam verfolgt, wird man wohl bei jedem Todesfall in schallenden Applaus ausbrechen, weil endlich wieder einer von diesen dumpfbackigen Unsympathlingen den Löffel geworfen hat.

Nun könnte sich so ein ordentlicher Body Count selbst bei drehbuchtechnischer Schwachmatigkeit und allgemeiner Nervigkeit der vorgeführten Charkatere ja noch recht spaßig entwickeln, nur leider ist Kollege Nicholas/Schaarwächter nun nicht gerade das, was ich einen begnadeten Regisseur nennen würde. Obwohl er sich durchaus um eine slicke, gelegentlich fast sogar atmosphärische Inszenierung bemüht, bleibt das Endresultat dermaßen langweilig, wie man es selten erlebt – ich war regelrecht dankbar, als ich etwa bei Filmmitte durch einen Telefonanruf meiner Mutter für ’ne halbe Stunde eine Auszeit nehmen konnte – „Night of the Archer“ zieht sich zäh wie ein schon drei Tage gekauter Kaugummi dahin und wirkt im Endeffekt viel länger als seine 95 Minuten Laufzeit – das kommt nicht nur durch gestelzt klingende Dialoge und unnötiges Aufblähen der Story, sondern durch eine insgesamt konsequent durchgehaltene Verschnarchtheit, die selbst potentiell spannungsgeladene Szenen durch geschickte vollständige Ausblendung auch nur jeglichen Anflugs von Suspense souverän tötet (zu den hierfür verwendeten Stilmitteln zählt auch ein eher fürchterlicher Score von der Pseudo-Nusrat-Fateh-Ali-Khan-Schule, man kennt das ja, ein paar ambient beats, über die eine halbwegs arabische Stimme „uaaahuaahaaauaaauha“-Laute ausstößt). Und im übrigen beginnen mir langsam Filme, die zu 90 % in stockfinsterer Dunkelheit spielen, auf die Nüsse zu gehen – ich würde auch gern mal wieder was SEHEN, das ganze ist schließlich Film und nicht Hörspiel, verdammich. Gelegentlich stimmungsvolle Kameraarbeit kann das Drama letztlich auch nicht retten.

Und ein Drama sind auch die diversen darstellerischen Leistungen – der Streifen begeht schon mal einen verhängnisvollen Fehler, mit dem routinierten Joseph Bologna (Reggie) seinen fähigsten und auch motiviertesten Darsteller nach vielleicht fünfundzwanzig Minuten abzuservieren. Von seinem Abgang erholt sich der Film auf einer rein schauspielerischen Ebene nie mehr, weil keiner der sonstigen Beteiligten auch nur ansatzweise so was wie Screenpräsenz hat, was ganz besonders für Hauptdarsteller Jeff Griggs gilt, der sich uninspiriert und charismafrei über die Runden dilettiert. Barbara Carrera („Sag niemals nie“) stand zumindest nie im Ruf, eine oscar-verdächtige Schauspielerin zu sein, und macht hier die traurige Erfahrung, das ehemalige Sexsymbole es schwer haben, nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums ’ne geistreiche Rolle abzustauben. Die ersten vier-fünf Minuten mag es ja ganz witzig sein, Mme. Carrera als Gräfin Victoria gegen ihr gemeinhin bekanntes Image als sexy bitch agieren zu sehen, aber mangels darstellerischer Begabung läuft sich diese Novität auch schnell tot und dann wird’s nervig. Ein bissl Spaß hat wenigstens noch „Marla“ Sandahl Bergman („Conan der Barbar“), die sich in ihren post-Fantasy-Filmen wohl auf Psychopathinnen verlegt hat, aber dennoch nicht halb so durchgeknallt-exaltiert-unterhaltsam agiert wie in „Pleasure of Flesh“.

Vollkommen vergessen kann man Avital Dicker (Isabelle) und Leslie Hardy (Catherine), die aber immerhin für eine Nackt- und eine Softsexszene Verwendung finden.

Bildqualität: Von einer VÖ aus dem Hause Best Entertainment erwartet man auch nicht gerade preisverdächtige DVD-Umsetzungen und das Label enttäuscht in der Hinsicht nicht… Der Vollbildtransfer ist von seinen Farb- und Schärfewerten halbwegs gelungen, technische Störungen trüben den zweifelhaften Filmgenuß kaum, dafür ist der Transfer mal wieder recht kontrastarm geraten und tendiert dazu, den geneigten Zuschauer in den vielen vielen Nachtszenen zum Raten, was den eigentlich vor sich geht, zu verdammen. Das geht besser.

Tonqualität: Mitgeliefert wird ausschließlich deutscher Dolby-Digital-2.0-Ton in unauffälligem, aber zumindest brauchbarem Mix, der eine angemessene Ausgewogenheit zwischen Dialogen, Musik und Soundeffekten bietet.

Ausstattung: (Insert Maniacal Laughter here) Die auf der Box versprochenen Punkte „Biographien, Filmographien, Synopsis“ lassen einen vor Begeisterung ja nicht gerade an die Decke springen, aber was sich dann tatsächlich darunter verbirgt, ist schon eine gelinde Frechheit – in Wirklichkeit findet sich nämlich auf der Disc genau eine (in Worten: EINE) Texttafel, die in fast unleserlicher Form eine (noch dazu unvollständige) Filmographie von Barbara Carrera zeigt. That’s all, folks! Desweiteren gibt’s immerhin ganze zwei Trailer auf weitere Best-Titel.

Fazit: „Night of the Archer“ ist nett zu Euch, denn der Film schont Euren Geldbeutel – das sind schon wieder mal sieben-acht Euro, die Ihr auf die hohe Kante legen könnt, um auf die nächste „Herr-der-Ringe“-Super-Special-Deluxe-Edition zu sparen. Die IMDB sortiert den Film unter den Kategorien „Action/Drama/Thriller“ ein – Fehleinschätzung in allen drei Punkten, denn die einzige Kategorie, unter der man „Night of the Archer“ effektiv berechtigt ablegen kann, ist „todsicheres Schlafmittel“. Ein echter Ultralangweiler.

1/5
(c) 2003 Dr. Acula


mm
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