Nemesis Game

 
  • Deutscher Titel: Nemesis Game
  • Original-Titel: Nemesis Game
  •  
  • Regie: Jeff Warn
  • Land: Kanada/Großbritannien/Neuseeland
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Carly Pope (Sara), Adrian Paul (Vern), Ian McShane (Jeff), Brendan Fahr (Skaterboy), Jay Baruchel (Curran), Vanessa Guy (Marie)


Vorwort

Was ist der Sinn des Lebens? Eine Frage, die sich sicherlich jeder mindestens einmal im Verlauf der eigenen Existenz stellt… ganz besonders, wenn man z.B. einen lieben Menschen verloren hat und sich fragt, welche tiefere höhere von bescheidenen Erdwürmern wie unsereins nicht zu begreifende Bedeutung dahintersteckt… auf der Suche nach der Antwort kann man nun wahlweise nach Poona gehen und die Erleuchtung suchen, sich Monty Pythons „Meaning of Life“ ansehen und nachher auch nicht schlauer sein oder man macht’s wie Sara und beteiligt sich an einem Spiel… dieser nette Zeitvertreib ist eine Art intellektueller Schnitzeljagd – die mysteriösen „Spielleiter“ kucken sich einen potentiellen Kandidaten an und lassen ihm eine Rätselfrage zukommen. Mit der richtigen Antwort begibt sich der Prüfling in ein verfallenes Gebäude und sprüht selbige dort als Graffiti an. Repeat, bis eines Tages genügend Aufgaben gelöst wurden, um das „Design“, die Antwort bezüglich des Gesamtzusammenhangs von allem mit allem, enthüllt zu bekommen. Aber wie die meisten Dinge im Leben hat auch dieses seinen Pferdefuß, und das muß Sara bald feststellen, als sie mit dem befreundeten Comicshop-Besitzer Vern versucht, dem Geheimnis des Spiels auf den Grund zu gehen…


Inhalt

Die Inhaltsangabe bleibt heute absichtlich etwas vage, was natürlich seine Gründe hat, zum einen ist der Film brandaktuell, also verbietet sich großflächiges Spoilen von Haus aus und zum anderen wäre es generell unfair, über einen Mystery-Thriller mehr zu verraten als unbedingt nötig ist (sonst könnte ich ja gleich verraten, dass Darth Vader Lukes Vater ist… uups!).

„Nemesis Game“, eine kanadisch-britisch-neuseeländische Co-Produktion ist der Debüt-Spielfilm des jungen Filmemachers Jesse Warn und als solcher eine wohltuende Überraschung. Warn und sein Produzent bezeichnen den Streifen als „Mainstream-Arthouse-Thriller“ und das trifft den Nagel irgendwie auf den Kopf.

Das Grundkonzept der Rätsel als Analogie für die Geheimnisse des Lebens ist gelungen, wenngleich vielleicht nicht so ausgearbeitet, wie man es sich hätte wünschen können (mir war permanent so, als hätte man aus der Thematik noch etwas mehr rauskitzeln können, andererseits bilde ich mir ein, einen im Film nicht angesprochenen Hinweis auf den Ausgang aus purer eigener Geistesleistung ermittelt zu haben – ha, I rule! -, also bietet sich vielleicht nochmaliges Ansehen auf der Suche nach Hinweisen an). Die Geschichte selbst ist komplex, aber nicht undurchschaubar, anfängliche Widersprüchlichkeiten lassen sich nachvollziehbar erklären (einzig Verns Ultra-Hi-Speed-Internet-Verbindung hätt‘ ich gerne)und es gibt einiges an twists und turns, von denen manche vorhersehbar sind, manche nicht (aber alle IMHO erklärbar). Das Ende mag den ein oder anderen ein wenig unbefriedigt zurücklassen (wieder schwer, ohne Spoiler dafür eine Begründung zu liefern), weil der Film weniger einen stimmigen, alles auflösenden Abschluß liefert als vielmehr einfach aufhört, aber ich für meinen Teil bilde mir ein, dass die hier gewählte Variante durchaus gelungen ist und sogar bei kurzem Brainstorming doch eine logische Erklärung liefert.

Jesses, es ist für mich alten Spoiler-König gar nicht so einfach, einen Film zu analysieren, über den ich nicht viel verraten will… bleiben wir einfach mal dabei: die Story ist intelligent, umschifft beinahe alle gängigen Genre-Klischees (ein Film vollkommen ohne Love Story! Woah!) und zieht die Spannungsschraube ordentlich an. Jeff Warn inszeniert den Streifen straff, ohne Längen und zieht dabei fast alle Register aus der Trickkiste des modernen visuellen Thrillerstils, der Grundton ist erstaunlich düster, die Kameraführung stellenweise herausragend, dito der Schnitt und die Abstimmung mit dem ausgezeichneten Soundtrack.

Würde ohne angemessene darstellerische Leistungen auch nichts helfen, aber der Cast, der nicht gerade sich nicht gerade aus der allerersten Garde rekrutiert, leistet beachtliches. Carly Pope („Popular“) meistert die nicht einfache Rolle der Sara überzeugend, unterliegt im direkten Vergleich allerdings knapp Adrian „Highlander“ Paul, der eine ausgezeichnete zurückgenommene Performance abliefert – beiden muß man extrem zu gute halten, dass der Streifen sich weniger über seine Dialoge als über Mimik, Körpersprache und Kameraeinstellungen definiert, was die Aufgabe für einen Schauspieler nicht unbedingt leichter macht. Auch Brendan Fehr („Disturbing Behaviour“) und der renommierte britische Mime Ian McShane bieten gute Vorstellungen ab und besonders freue ich mich über einen zwar insgesamt recht kurzen, aber sehr eindrucksvollen Auftritt der „letzten Kriegerin“ Rena Owen.

Bildqualität: Ich wiederhole mich, aber ich wiederhole mich diesbezüglich gern, bei mcOne kann man sich auf eine anständige DVD-Umsetzung verlassen. Der anamorphe 1.78:1-Widescreen-Transfer vermag durchaus zu überzeugen, die kalten, abweisenden Farben lassen die Raumtemperatur mindestens um drei Grad sinken, Detail- und Kantenschärfe sind auf überdurchschnittlichem Niveau und auch die Kompression ist achtbar. An manchen Stellen hätte ich mir in den überwiegend dunklen Szenen ein wenig mehr Kontrast gewünscht, aber das kann auch am ungünstigen Lichteinfall während des Probesehens gelegen haben 🙂 Der Print ist darüber hinaus sauber und bis auf einen leichten Störblitz absolut störungsfrei.

Tonqualität: Auch hier läßt mcOne nichts anbrennen. Auf die gewohnten Dolby-2.0-Tracks muß die werte Kundschaft zwar verzichten, aber dennoch gibt’s deutschen und englischen O-Ton in gu abgemischten 5.1er-Fassungen (leider nur übers Menü umschaltbar) und beide Sprachtracks in Headphone Surround. Beim englischen O-Ton muß man sich allerdings mit Zwangsuntertitelung abfinden (die Untertitel sind ansonsten ziemlich gut).

Ausstattung: Dies wieder unter dem Vorbehalt, dass mir hier eine Verleih-DVD vorliegt und die Ausstattung der Kauf-DVD durchaus aufgepeppt sein kann. Das Testexemplar jedenfalls bietet neben dem Originaltrailer in englischer und deutscher Sprache ausführliche Textbiographien der Hauptbeteiligten sowie ein gut zwanzigminütiges Making-of, das zwar insgesamt eher Promo-Charakter hat (d.h. es gibt viel an gegenseitiger Lobhudelei), aber auch ein paar interessante Einblicke vermittelt und daher durchaus über einen gewissen Nährwert verfügt (das Making-of kommt übrigens auf englisch mit deutschen Untertiteln). Dazu füllen schlappe sechzehn Trailer auf andere mcOne-Releases (wenn ich richtig mitgezählt habe) die Disc ordentlich auf.

Fazit: „Nemesis Game“ ist schon eine solide Überraschung – dieser kleine, feine Film vermag über seine 90 Minuten Laufzeit aufgrund großartiger visueller Machart und ausgezeichneter darstellerischer Leistungen zu fesseln und ist daher jedem Filmfan ans Herz gelegt, der ein Faible für intelligente Mystery-Thriller hat – Vergleiche zu einem David Fincher-Klassiker wie „The Game“ drängen sich zwar auf, wobei „Nemesis Game“ aber kaum schlechter abschneidet. Sicher kein Film für die Ewigkeit, aber im derzeit mal wieder nicht vor Originalität triefenden Thriller-Genre eine kleine Perle, die es durchaus lohnt, sich mit ihr zu beschäftigen. In Punkto DVD-Umsetzung läßt mcOne sich einmal mehr nicht lumpen, wobei zu wünschen wäre, dass die Kauf-DVD den auf RC1-Disc vorliegenden Audiokommentar mit umfaßt.

4/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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