Nazi Overlord

 
  • Deutscher Titel: Nazi Overlord
  • Original-Titel: Nazi Overlord
  • Alternative Titel: Mission Overlord |
  • Regie: Rob Pallatina
  • Land: USA
  • Jahr: 2018
  • Darsteller:

    Tom Sizemore (Col. Forrester), Dominique Swain (Dr. Eris), Andrew Liberty (Capt. Rogers), Greg Furman (Lt. Hess), Damian Joseph Quinn (Grey), MIchael J Claman (St. John), Matthew Amerman (Brisco), Trent Mills (Collins), Travis Bravo-Thomas (Thompson), Asger Folmann (Dr. van Straten), Dane Oliver (Gregg), Ben van Diepen (Goring)


Vorwort

D-Day in der Normandie – die allierten Truppen stürmen unter schweren Verlusten die von den Deutschen gehaltenen Strände. Captain Rogers zeigt sich besonders heldenmäßig – er erwürgt Nazis notfalls eigenfüßig, wenn ihm keine anderen Waffen zur Verfügung stehen.

Dennoch – nach getaner Arbeit freuen sich Rogers und seine Einheit eigentlich auf eine gemütliche Heimreise (in welchem Wolkenkuckucksheim leben die?), aber nicht mit Colonel Forrester, dem Vorgesetzten und Mentor Rogers‘. Zum einen macht sich der Colonel bei der Truppe unvorstellbar beliebt, indem er ihr als Verstärkung zwei frisch aus dem Militärknast entlassene Deserteure, St. John und Collins, zuteilt – Forrester als großer Menschenfreund unter den Lamettaträgern glaubt, dass die Burschen das Herz trotz gezeigter Feigheit schon am rechten Fleck und eine zweite Chance verdient haben. Auf Nachfrage muss der Colonel aber auch zugeben, dass die Armee es sich, rein personaltechnisch gesehen, gar nicht leisten kann, kampffähige Männer auszusortieren.

Zum anderen braucht Forrester Rogers‘ Fähigkeiten für einen geheimen Geheimauftrag. Die Nazis laufen ja ob der Normandie-Niederlage nicht direkt mit eingekniffenen Schwänzen heim nach Berlin, sondern tun weiterhin üble Dinge. So haben sie z.B. aus Belgien die geniale Wissenschaftlerin Dr. Eris (traue niemandem, der heißt wie die griechische Göttin des Chaos) gekidnappt. Man – sprich US-Intel – weiß zwar nicht so ganz genau, woran Eris herumforschte, aber es soll mit biologischer Kriegsführung zu tun haben. Zwar gelang es Eris vor ihrer Entführung noch ihre Aufzeichnungen zu vernichten, aber man hört ja, dass die bösen Nazis Mittel + Wege haben, um renitente Schweigegelübdeableger zum Plappern zu bringen. Es wäre daher opportun, wenn eine kleine Kommandoeinheit Eris befreie und nach Möglichkeit auch ihre Forschungsergebnisse mitbringe. Dafür müssten Rogers und seine Einheit nur kurz nach Rumänien jetten, wo Eris gerüchtehalber gefangen gehalten wird. Rogers weist zurecht darauf hin, dass das eigentlich ein Job für eine für solche spaßigen Angelegenheiten ausgebildete Spezialeinheit und nicht für einen Haufen hergelaufener Frontschweine ist, aber aus unerfindlichen Gründen, die er auch Rogers nicht ans Bein nagelt, ist der Colonel schwer davon überzeugt, dass Rogers die Aufgabe mit Bravour lösen wird.

Und so dengeln Rogers und seine Jungs einen Umschnitt später mit einem Army-Laster durch die transsylvanische Pampa (nein, ich denke nicht über die Logistik nach) und geraten umgehend in einen Hinterhalt, bei dem einer der Soldaten plus der Truck ins Gras beißt. Zu Fuß erkunden die Yankees ein nahes Dorf, das offensichtlich von den Nazis niedergebrannt wurde (behaupten zumindest die Amis) und stolpern dort über mysteriöse Skelette, denen offenbar die Arme abgenommen und dann seitenverkehrt wieder angenäht wurden, und einen hysterischen Einheimischen, der nur mit Müh, Not und Lt. Hess‘ universalen Sprachkenntnissen zu einer Form von Kooperation bewegt werden kann. Ja, von einer Nazi-Forschungseinrichtung hat er gehört, ja, eine blonde Frau hat er gesehen – erstere ist augenscheinlich das einer Raum-Zeit-Verschiebung zum Opfer gefallene Schloss Neuschwanstein. Und wo ein Nazi-Banner vom Turm hängt, ist vermutlich ein Nazi-Nest und die Nestinsassen eröffnen das Feuer auf die Amis und ihren Informanten, der, wie erwartet, Kugelfang spielt. Die Amis flüchten sich in eine günstig herumstehende Mine, werden da jedoch von den Deutschen per Dynamit eingeschlossen (nicht bevor Collins von den Nazis einem ungewissen Schicksal entgegengeschleift wird). Mittels einer Handgranate (!) gelingt es den Amerikanern, sich aus der Mine herauszusprengen. Und dank einer erbeuteten Nazi-Uniform (Rogers hat mal wieder einen erwürgt) soll das Nazi-Lager infiltriert werden. Das gelingt einigermaßen – und Rogers kann sogar ermitteln, dass „heute Abend“ eine größere Operation geplant ist.

Durch beherztes Totschießen einiger Deutscher gelangen die Amis an weitere Uniformen und beabsichtigen nun, das Forschungsinstitut direkt aufzusuchen – St. John soll einen Gefangenen spielen. Da die Einrichtung nicht gerade von den deutschen Elitetruppen bewacht wird, dringen die Yankees tatsächlich bis zu Dr. Eris vor. Doch nach anfänglichen Dankesbekundungen für die anstehende Befreiung vermittelt Eris ihren Möchtegernrettern klar + deutlich, dass sie sich längst mit ihren neuen Arbeitgebern arrangiert hat und mit Freuden für Führer und Vaterland (hauptsächlich aber „weil sie’s kann“) eine Seuche auf die Menschheit loslassen wird, die nur von einer neuen Herrenrasse überlebt werden kann… Rogers und seine Kameraden müssen also nicht nur verhindern, selbst zu Versuchskaninchen für ein paar last-minute-Experimente zu werden, sondern ganz nebenher auch noch die Welt retten.


Inhalt

Meine Freunde von The Asylum können einfach nichts einfach unkommentiert im Raum stehen bzw. in Kinos laufen lassen. Und wenn JJ Abrams glaubt, er müsse der Welt einen Nazi-Horror-Film mit ordentlichem Budget bescheren („Operation Overlord“), dann muss das kleine gallische Dorf des Ultra-Low-Budget-Mockbusters zweifellos beweisen, dass man für so’nen Film keine 38 Millionen Dollar ausgeben muss, sondern… puh… 100.000 Dollar völlig reichen. Und um ehrlich zu sein – Nazi-Horror ist für mich praktisch qua definitionem ein Low-Budget-Stoff, den brauch ich nicht in aller Eventkinoglorie..

Aber egal – zum 75-jährigen D-Day-Jubiläum will in Hollywood jeder seinen Teil zur patriotischen Pflicht beitragen. Wobei die D-Day-Verbindung bei Asylum schon… sehr gewollt daher kommt. Die ersten fünf Minuten spielen also in der Normandie, beginnend mit etwas authentischer s/w-D-Day-Footage, die, zugegeben einigermaßen gekonnt, in das Schauspiel übergeleitet wird (wenn man Asylum glaubt, war am D-Day die Konzentration von Soldaten ungefähr 1/km²). Nachdem Rogers dann seinen persönlichen Nazi erwürgt hat, können wir uns der eigentlichen Story widmen. Wie der gute Captain bezweifle auch ich, dass die Beauftragung seiner Einheit (gerade unter der Voraussetzung, dass, wie Forrester schildert, schon zwei Spezialeinheiten draufgegangen sind), irgendeinen tieferen Sinn hat (man könnte allenfalls auf die Idee kommen, dass der Einsatz eine „black ops“-Geschichte ist und Forrester darauf spekuliert, den ihm persönlich bekannten Rogers leichter an der Kandare halten zu können). Zwecks Erhöhung des gruppeninternen Konflikts wird die Einheit dann um die zwei Deserteure verstärkt, die natürlich alle Nase lang von ihren weniger feigen Kameraden am Nasenring durch die Manege von Hohn und Missgunst geführt werden (letzten Endes bereitet das aber nur die großen melodramatischen Pathos-Heldentode vor, die unsere wackeren Deserteure logischerweise sterben müssen, um ihre Schande auszuwetzen) – das ist genauso vorhersehbar wie der Rest der Geschichte, denn dass Dr. Eris (trau niemandem, der den Namen der griechischen usw.) die Seiten gewechselt hat, weil sie unter Nazi-Ägide ohne Rücksicht auf Verluste, Kosten, Moral und Ethik weiter an ihrer Superpest forschen kann, sollte niemanden überraschen, dessen literarische Vorbildung ein Bussi-Bär-Heft übersteigt.

Ich habe, zugegeben, ein wenig gebraucht, bis ich überhaupt kapiert habe, was Dr. Eris und ihre Nazi-Genossen vor haben (ich habe die englische Sprachfassung vorgezogen) – denn zuerst scheint es so zu sein, als wolle Eris eine Art Kannibalismus-Virus freisetzen, dann aber führt sie stolz vor, wie sie zwei ihrer Versuchskaninchen in siamesische Zwillinge verwandelt hat (was mich zwar wohlwollend an „Troma’s War“ erinnert, mir als Taktik zur Herbeiführung einer Wende im verlorenen Krieg wenig gewinnbringend erscheint), ehe sie mit ihrer eigentlichen Geheimwaffe aufwartet – verseuchten Heuschrecken, die Opfer im Schwarm auf die Knochen blanknagen können oder als Einzel-Insekt den bedauernswerten Empfänger zur Körperexplosion bringen. Irgendwie hat sich Eris (und mutmaßlich ihre Nazikumpane) gegen die Heuschrecken immunisiert, was sie erfreulicherweise dadurch demonstriert, in dem sie komplett nackig den gerade von den Schrecken angeknabberten Lt. Hess abschlabbert. Ich bin einigermaßen zuversichtlich, dass es da wissenschaftlichere Methoden gibt, aber nicht unbedingt besser anzusehende.

Naja, es ist ja klar – die Story ist von vorn bis hinten schwachsinnig, inklusive des Showdowns und des Epilogs. It’s an Asylum mockbuster, that’s part oft he deal (auch wenn ich von Scotty Mullen tatsächlich bessere Scripts kenne – „Zoombies“ oder „Sharknado 5“ sind sicher auch keine epochalen Meilensteine, erfüllen aber zumindest ihren Zweck).. Natürlich müsste „Nazi Overlord“ nicht gar SO billig aussehen… ich hab ja schon da und dort mal verlauten lassen, dass ich manchmal den Eindruck habe, Asylum betreibe das Mockbuster-Geschäft nur noch halbherzig, weil man’s vom Laden irgendwie erwartet, stelle diesen Projekten aber nur noch einen Bruchteil der Budgets zur Verfügung, die mehr oder minder „originale“ Stoffe (wie „Sharknado“) spendiert bekommen. Dies gilt, wenn korrekt erspekuliert, sowohl für die eigentlichen Dreharbeiten als auch die Post-Production. Wie üblich gibt’s nichts vor der Kamera, was aussieht, als hätte es ernstlich Geld kosten können, die Außenaufnahmen wurden vermutlich wieder mal auf einer Paintball-Anlage gedreht, und die Interiors… naja, Regisseur und Editor Rob Pallatina („Alien Convergence“, „Flight 666“) bringt es fertig, praktisch den kompletten zweiten Akt in einem Raum spielen zu lassen, der mit ein paar halbseidenen Props auf „Labor“ getrimmt ist. Die Inszenierung ist drucklos, ein Spannungsbogen will nicht aufkommen (auch weil einem die Charaktere furchtbar egal sind), und der Look… hach. Shot on RED, schön und gut, aber auch einen mit der Digitalkamera geschossenen Film kann man in der Post schon etwas mehr nach „Film“ und nicht nach „Handyvideo“ aussehen lassen. Kostet halt ein paar Dollar.

Die Special FX sind furchtbar (wobei von den auf dem Cover angepriesenen „fantastischen Gore-Effekten“ natürlich nichts zu sehen ist. Es gibt eine Gore-Gedärm-Szene, und die sieht so fake aus, dass ich sie einem Sechsjährigen vorsetzen würde. Die Make-ups und Prosthetics ziehen die Wurst auch nicht vom Teller, und für die CGI-„Flammen“-Effekte sollte sich mal wieder jemand in Grund und Boden schämen.

Der Ridenhour-/Cano-Score ist wie üblich permadüdelnd und insgesamt eher nervig.

In der englischen Sprachfassung wird auch Deutsch und Rumänisch geredet. Für’s Rumänisch kann ich mich nicht verbürgen, das Deutsch ist größtenteils einigermaßen erträglich, nur wenn Dominique Swain und Michael Wannenmacher auf Deutsch krakeelen, verliert sich der Dialog gerne mal in undefinierbarem Kauderwelsch.

Headliner im Cast ist Tom Sizemore, der allerdings als Colonel Forrester nur in den book-ends tätig ist (und in allen Un-Ehren ergraut und in die Breite gegangen ist. Jessas), sich wahrscheinlich fragt, in welchem Drogenrausch er mal karrieretechnisch falsch abgebogen ist, aber die ganze Nummer zumindest mit einigermaßen angemessener Professionalität durchzieht. Dominique Swain hat nun den letzten Schritt von Jim Wynorski („Sharkansas Women’s Prison Massacre“) zu Asylum vollzogen. Das scheint ihr ein paar zusätzliche Falten ins Gesicht gegraben zu haben. Der Rest des Körpers ist, wie wir begutachten dürfen, erfreulicherweise noch in Bestform. Herzblut vergießt sie an die Rolle sicher nicht, aber auch sie agiert zumindest mit Anstand.

Die eigentliche Hauptrolle als Captain Rogers (für’n Steve hat’s wohl nicht mehr gereicht) spielt Andrew Liberty (der hat zumindest den passenden Namen), der sich bislang als Bit-Part-Player über Wasser hielt. Er ist nicht schlecht, aber auch nicht so gut, dass ich mir wünschte, er würde jetzt massenhaft große Rollen abgreifen. Greg Furman (Hess) war schon in „Flight 666“ und „Triassic World“ dabei, spielt hier das Sprachgenie (fluent in Rumänisch und Deutsch. Kann kein Ami sein), fällt aber schauspielerisch nicht positiv auf. Michael J. Claman als St. John ist von den „unknowns“ sicherlich der beste, recht engagiert bei der Sache und nicht uncharismatisch.

Die deutsche Blu-Ray ist wie üblich bild- und tontechnisch gut genug für einen aktuellen Release. Als Extra gibt’s nur den Trailer.

„Nazi Overlord“ ist allerdings am Ende doch nur einer der langweiligeren Nazi-Horror-Vertreter – die Story ist doof, das Acting bestenfalls okay, der Look extrem billig, und die Inszenierung fußlahm und (zu) blutleer. Weder Kriegsfilmenthusiasten noch Gorehounds kann ich den Streifen guten Gewissens auch nur vorsichtig empfehlen – auch im Asylum-Kontext ist das Ding ne ziemliche Graupe (dass das Studio es NOCH schlimmer kann, ist ja keine Entschuldigung).

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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