
- Deutscher Titel: Naked Space - Trottel im Weltall
- Original-Titel: The Creature Wasn't Nice
- Alternative Titel: Spaceship | Naked Space |
- Regie: Bruce Kimmel
- Land: USA
- Jahr: 1981
- Darsteller:
Annie McHugh (Cindy Williams)
Captain Jamieson (Leslie Nielsen)
Dr. Harold Stark (Patrick Macnee)
Rodzinski (Gerrit Graham)
John (Bruce Kimmel)
Die Kreatur (Ron Kurowski)
Dirty Harry (Paul Brineger)
TV-Moderatorinnen (Cheri Eichen, Carol Ann Williams, Margaret Willock)
sowie Kenneth Tobey, Ron Burke, Robert Dryer, Peter DuPre, Jed Mills
Vorwort
Wie Du, mein lieber treuer Stammleser, sicherlich schon bemerkt hast, ist ein ziemlich sträflich unterrepräsentiertes Genre hier auf diesen unseren Seiten das der (absichtlichen) Komödie. Das hat seine Gründe. Nicht, dass es nicht genügend schlechte Komödien gäbe (allein alles, was Pauly Shore, Adam Sandler, Chris Farley oder andere Pseudo-Komiker in den letzten Jahren verbrochen haben, gehört per default auf eine Badmovie-Seite) – das Problem ist ein ganz anderes. Man (sprich ich) will ja auch gewissen Unterhaltungswert bieten und es ist halt painfully schwierig, sich über eine schlechte (und damit unlustige) Komödie lustig zu machen. Wie schon andere grosse Geister sagten – es ist recht einfach, an einem schlechten Horror-/Action- oder SF-Film unterhaltsame Seiten zu finden (hence der Erfolg von MST3K), aber es gibt kaum eine weniger befriedigende Art, sich über eineinhalb Stunden zu quälen, als eine schlechte Komödie sehen zu müssen (ich hab IN THE ARMY NOW und BIO-DOME gesehen, ich weiss, wovon ich rede – obwohl BIO-DOME schon wieder so granatenmässig unlustig absolut turboschlecht war, dass der Streifen auf eine gewisse abgedreht-pervers masochistische Art und Weise schon wieder einen gewissen Comedy-Wert hatte, allerdings weiss ich nicht, ob ich nach knapp vier oder fünf Jahren schon wieder bereit bin, mich dieser Tortur zu unterziehen) – langer Rede einmal mehr nicht allzulanger Sinn: Schlechter Actionfilm, schlechter Horrorfilm, schlechter Thriller, mit allem kann man sich irgendwie arrangieren oder seinen Spass daran haben (verdammt, ich hab mich jüngst auf RTL II tierisch bei dem Frank-Zagarino-Vehikel WARHEAD amüsiert) – schlechte Komödien sind normalerweise schlicht und ergreifend Scheisse (pardon my french). Es gibt jedoch, wie für jede Regel (ausser die, die die andere Hälfte der Menschheit betrifft, hehe) Ausnahmen. Eine dieser Ausnahmen führen wir uns heute zu Gemüute.
THE CREATURE WASN´T NICE ist das Geisteskind von Bruce Kimmel, einem Menschen, von dem vermutlich diesseits des Atlantiks keine alte Sau jemals was gehört hat – dürfte aber auf der anderen Seite auch nicht wesentlich besser aussehen. Kimmels Claim to fame ist das 1976er Machwerk THE FIRST (AND LAST) NUDIE MUSICAL und schlappe fünf Jahre später fühlte er sich bemüssigt, das neuaufkeimende Subgenre des Alien-Rip-offs um eine ALIEN-Parodie zu bereichern. Aufgrund der Tatsache, dass unter dem Ensemble ein gewisser Leslie Nielsen eine tragende Rolle spielte, bot das findigen (und vermutlich auch windigen) Geschäftemachern die Möglichkeit, den Streifen später wahlweise als SPACESHIP (um damit, inklusive dem passenden Poster-Artwork, Remineszenzen an den Zucker/Abrams/Zucker-Geniestreich AIRPLANE zu wecken) oder NAKED SPACE (der Grund hierfür dürfte eher naheliegend sein). Da sich Nielsen spätestens seit den NAKED-GUN-Filmen auch hierzulande hoher Popularität befreit (sein jüngstes Werk 2002 – A SPACE TRAVESTY ist deutsch ko-produziert), tauchte der Streifen unter dem letztgenannten Titel auch in Deutschland auf dem Low-Price-DVD-Markt auf. Yours truly, bekennender Nielsen-Fan, zögerte natürlich keine Sekunde…
Inhalt
Das Raumschiff „Vertigo“, das übrigens eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Vehikel aus DARK STAR zeitigt, und seine fünf Mann bzw. Frau starke Besatzung sind im Weltall unterwegs, um… äh… naja, es fliegt halt so rum, mein Gott. Lernen wir unsere Besatzung kennen. Captain Jamieson und Bordingenieur Rodzinski lümmeln im Cockpit rum, wo Jamieson an diversen Kontrollen herumfiedelt, ohne den Eindruck zu vermitteln, er wüsste, was er täte, und Rodzinski ein Porno-Heft liest. „Moraloffizier“ Annie McHugh sitzt in ihrem Büro, das jeder Psychotherapeutin auf Erden zur Ehre gereichen würde und himmelt ihre Welpen- und Katzenbabyfotos an. Der Auszubildende John wird vom überaus lästigen und mit einem ekligen Musikgeschmack ausgestatteten, darüber auch leicht neurotischen Bordcomputer Max zu einem „extrem antiseptischen keimtötenden Einsatz“ bestellt und bearbeitet daraufhin mit einem Wischmop einen Korridor, und der immer haarscharf auf dem Grat zum Wahnsinn balancierende Bordwissenschaftler Dr. Stark wird von Max darauf hingewiesen, dass er, der Doktor also, soeben einen neuen Planeten entdeckt hat. Unbescheiden, wie Stark nun mal ist, tauft er den Himmelskörper auf den Namen „Stark-Planet“.
Bordcomputer Max liefert auf Anfrage widerwillig einen Abriss über die Historie des Stark-Planeten, die verdächtig einem Zusammenschnitt diverser japanischer Monsterfilme ähnelt (die für gewöhnlich gut unterrichteten Kreise lassen wissen, dass es sich um Monsterfootage aus dem Ultraman-Clone SPECTREMAN handelt), die special-effekt-technisch sicherlich den Höhepunkt unseres heutigen Filmprogramms darstellen (whatever THAT is worth). Gut, zusammenfassend heisst das soviel, dass die Monster zum Untergang der Zivilisation auf dem Planeten führten. Näheres kann nur eine Landung ans Licht bringen, also wird selbiges in die Wege geleitet und die „Vertigö setzt ungelogen den Blinker. Trotz Rodzinskis Versuchen, den Countdown des Captains zu sabotieren (ihr wisst schon… 10…9…8…17…7…9…8…usw. – interessanterweise zählt Rodzinski in der deutschen Fassung „33 1/3“. Zufall?), gelingt es Jamieson, die Landefähre zu starten und sicher zu landen (auch wenn Rodzinski sicher ist, dass Jamieson beim Durchgehen der Landecheckliste selbige einfach erfindet). Der Planet ist hübsch rot und würde einen netten Backdrop für ausgefallenere Dali-Gemälde abgeben, verfügt aber immerhin über atembare Luft. John bewegt sich als einziges Crewmitglied extreeem langsam, wie unter verminderten Schwerkraftbedingungen, findet dann aber schliesslich einen schleimigen Mini-Klumpen Protoplasma, respektlos „Gelee“ getauft. Das Gelee, von Stark sofort „Stark-Organismus“ getauft, will vom Doc allerdings nichts wissen und lässt sich nur mit Mühe und von Annie in einen Probenbehälter bugsieren.
Zwei Wochen später… Starks Routine-Check des in der „Sample Vault“ eingeschlossenen Organismus ergibt enormes Wachstum. Jamieson verkündet die frohe Kunde, dass die Powers That Be ob der aufsehenerregenden Entdeckung ausserirdischen Lebens sofortige Heimkehr angeordnet hat. Beim Essen der puddingförmigen Ekelpampe, für die John küchencheftechnisch zuständig ist, zeigt sich Stark zumindest etwas geistesabwesend, vielleicht aber schon leicht mad, Rodzinksi stellt Annie nach und Jamieson ermahnt ihn, dass das Belästigen der einzigen Frau an Bord (ich hoffe, NASA, ESA und Russen erkennen ob der zahllosen abschreckenden Beispiele aus B-Filmen – und auch A-Filmen, soviel dazu -, dass man bei langen interstellaren Missionen entweder Männlein und Weiblein in gleicher Anzahl ins All schiessen oder aber eingeschlechtliche Crews einsetzen sollte – das gibt doch immer wieder Ärger) immer noch die Aufgabe des Captains ist.
Später ist Annie dabei, Freiwillige für den Talent-Abend (eh, ich dachte, so was gibt´s nur in der High School) aufzugabeln und stöbert dafür Jamieson im Cockpit auf. Der Captain zieht eine Riesenshow ab, um einem nichtexistenten Meteoriten auszuweichen (d.h. er haut nach dem Zufallsprinzip auf irgendwelche blökenden Knöpfe), und versichert, bei der Show natürlich mitzuwirken. Er gibt dann auch eine faszinierende Logbuch-Lesung zum Besten („Der Nachmittag vergiiiing laaaangsaaam. Dienachtvergingschnell.“), bevor John zu allgemeinem Entsetzen in „Kochen mit John“ die tieferen Geheimnisse der Syntho-Küche am Beispiel eines synthetischen Truthahns mit synthetischer Füllung lüftet (yuck!). Dann aber der Teil, auf den alle (zumindest Rodzinksi) gewartet haben… Annie performed einen wahrhaft schrecklichen Frühe-80er-Disco-Heuler und vollführt dazu unryhthmische Bewegungen, die zumindest den dauergeilen Bordingenieur in Ekstase versetzen.
Der Bordalltag geht weiter. In einem der eher surrealen Bits spielt Captain Jamieson eine Runde Space Invaders, wobei der Bildschirm auf dem Kopf steht, Rodzinski (dessen Kabine mit einem Plakat „Get me off this ship“ dekoriert ist. I’ve seen that one before…) quält seine elektrische Gitarre inmitten seiner reichhaltigen Pornosammlung, John spielt Weltraum-Monopoly gegen sich selbst und Annie zieht sich das irdische Fernsehprogramm rein. Drei nervige Weiber kommentieren dort diverse weitere Stock Footage, so vermutlich ungebrauchte Probeaufnahmen von THIS ISLAND EARTH (oder eine lausige Kopie thereof) sowie weitere japanische Monsterfilme und WAR OF THE WORLDS, soweit es den Krieg der „Gorillas vom Mars“ gegen Philadelphia angeht. (Eh? I must have missed a bit…). Mit dem Rest des Films hat das ganze natürlich nicht mehr zu tun, als dass es drei oder vier Minuten totschlägt.
Stark ist mit der nächsten Messung seines Organismus beschäftigt und nimmt ein weiteres enormes Wachstum zur Kenntnis.
Annie muss sich der Aufdringlichkeit Johns, der sie mit seinen neuesten kulinarischen Köstlichkeiten füttern will, erwehren und flüchtet in ihr Büro, wo sie von Stark aufgesucht wird. „Ich möchte nicht unheilsschwanger erscheinen,“ meint Stark (uh-oh). „Sind Sie beunruhigt?“ fragt Annie. „Beunruhigt ist das falsche Wort, ungläubig, entgeistert, das trifft es eher… der Organismus wächst!“ „Mein Gott,“ entfährt es Annie, worauf Stark mit dem Selbstverständnis eines Halbgottes in Weiss „Nennen Sie mich Harold“ entgegnet (you have to love this guy!). Annie ruft jedenfalls eine sofortige Krisensitzung ein. Auf die Frage, was nun, ist Rodzinski schnell mit der Lösung „abknallen“ zur Hand, wird aber (trotz der verdächtigen „Wooarrgh“-Geräusche aus der Sample Vault) überstimmt. Der geniale Jamieson-Plan: Das Viech weiterhin einsperren, und wenn man 100 Meilen von der Erde entfernt ist, darf Stark aufmachen und nachsehen (! I know it´s a spoof but that is STUPID!). So zieht sich die Besatzung erst mal einen Film im Bordkino rein… „Dirty Harry schlägt zurück“ mit einem ca. achthundertdreissigjährigen Clint-Eastwood-Impersonator, der mit seinem Krückstock die zukünftigen Punks aufmischt. Rodzinski nutzt die intime Atmosphäre zu weiteren, auf schroffe Zurückweisung stossende Anbaggerversuche bei Annie.
Rodzinski ist sexuell nun frustriert genug, um den „Moraloffizier“ nun dienstlich aufzusuchen. „Ich brauche eine Frau“, ist sich Rodzinski sicher, und da einziges verfügbares Mitglied dieser Subspezies nun mal Annie ist… go figure! Annie wehrt ab. „Sagen sie sich immer wieder, dass ich keine Frau bin.“ „Sind sie aber,“ stellt Rodzinski vollkommen korrekt fest. Dennoch kann sie sich den Ingenieur weiter vom Hals halten.
Doch da… ta-daaaa… die angeblich unkaputtbare Sample-Vault-Tür ist aufgebrochen! The Creature is on the loose! Annie ist gerade am Space-Snack-Automaten in der Messe, dreht sich um und SCHREEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIT sich ungefähr eine Minute lang die Lunge aus dem Hals. „Ist es mein Deo?“ fragt sich der unschuldige John…
Nun gut, Annie ist reif für die Insel und das einzige, was sich an Bord der „Vertigo“ für diese Fälle anbietet, ist der „Solar Relaxation Room“ (wenn´s so was bei „Dark Star“ gegeben hätte, wär vielleicht so manches nicht passiert…) Eine finstere Gestalt schlurcht herum, doch… false scare, es ist nur Rodzinksi mit seinem nächsten Annäherungsversuch. Annie bleibt hart: „Wenn ich von saturnischen Flussschweinen angegriffen werden würde und sie wären der einzige Mann im Universum mit einem Flussschweingewehr, ich würde mit den Flussschweinen vor ihnen davonlaufen!“ Deutlich, deutlich, Rodz, ich glaub, die Alte steht irgendwie nicht so ganz auf dich. Rodzinski zieht ab, Annie richtet sich wieder auf der Sonnenbank zurecht, doch da… wieder eine finstere Gestalt. Annie vermutet den unermüdlichen Rodzinski, trifft aber auf… das glibbrige einäugige Alien! SHRIEK! Annie kann entkommen.
Stark ist begeistert von der unglaublichen Entdeckung, stösst aber naheliegenderweise auf weniger Enthusiasmus bei seinen fellow crewmembers. Es wird beschlossen, dem Vieh per Phaser (der verdächtig nach einer handelsüblichen Bleispritze aussieht) auf den Pelz zu rücken. Für die notwendigen False Scares sorgt Rodzinski durch zweimaliges Verlieren seines Hammers, des weiteren eine „sheeshende“ Tür. Rodzinski wird´s zu blöd, soll das Vieh doch rauskommen, wenn es was will. Das gute alte „Chicken“ lässt sich das Alien nicht gefallen und legt einen schleimigen Tentakel auf Rodzinsk´s Schulter, der mit Müh und Not und vermutlich mit dem Bedarf für einen neuen Satz Unterhosen entkommen kann. „Jemand muss nachkucken, ob das Vieh noch da ist,“ weiss Jamieson, „ich tu´s.“ „Gute Idee,“ pflichten seine Untergebenen bei, sehr zu Jamiesons Verdruss. Nachdem kurz die Idee beraten wird, John zu verpflichten („Ich würde ja, aber ich muss hier stehen und Panik kriegen!“), wagt sich der todesmutige Captain dann doch ins Unbekannte vor, um zunächst nicht zurückzukommen. Seine Crew wird panisch und geht auf die Suche und wird vom Captain tierisch erschreckt. „Mann, ich dachte, das Ungeheuer kommt. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht ja…,“ bemerkt Rodzinski.
Eine weitere Krisensitzung kommt zu dem Schluss, dass man das Wesen aus seinem Versteck hervorlocken will und dann mit einem Betäubungsgewähr, naja, betäuben will. Wer soll das Himmelfahrtskommando übernehmen? Die Lösung ist das wohl fairste Losverfahren diesseits von russischem Roulette mit sechs Kugeln… vier lange und ein kurzer Papierstreifen wandern in die Kapitänsmütze, John darf als letzter ziehen… in Anbetracht der Tatsache, dass sein Streifen ungefähr 1 cm lang ist und die anderen ungefähr 10 cm, ist das Ergebnis eher obvious. „Ich will auch einen langen,“ meint John unzweideutig, aber das Alien ist schneller und überrascht unsere Helden kurzfristig in der Messe, ehe es sich wieder verzieht. Bordcomputer Max lokalisiert das Viech, als es gerade einer der Überwachungskameras frisst. John muss nun doch seine Mission antreten, es gelingt ihm auch tatsächlich, das Wesen hervorzulocken. Der zielunsichere Captain betäubt gleich mal John plus Monster. Man schafft das Vieh in den „Observationsraum“, wo gewisses Gegrowle des Alien Annie „beinahe musikalisch“ vorkommt. Naja, ungefähr so musikalisch wie eine frühe Liveaufnahme von Napalm Death oder Terrorizer, aber immerhin. Rodzinski meint zwar, „wenn das Musik ist, bin ich ein Pferdearsch“, aber für Jamieson ist das eher ein Beweis für die Musik-Theorie.
Annie kommt auf den grandiosen Gedanken, das Alien an Max anzuschliessen und sich das Gegrowle übersetzen zu lassen. Gesagt getan. Fragt mich nicht, wie sie das tun, denn man möchte meinen, dass Alien würde sich nicht so ohne weiteres eine Käseglocke auf die einäugige Rübe setzen lassen, aber es funktioniert und wir kommen in den Genuss der ausgeflipptesten Musiknummer in einem Science-fiction-Musical, denn das Alien gibt in bester Burt-Bacherach-Song-and-dance-Manier den Killertrack „I want to eat your face“ zum besten, inklusive aller notwendigen Musicaltanzeinlagen. Der Song stösst auf unterschiedliche Reaktionen… Stark ist begeistert und kurz vorm Mitsingen, Rodzinski bass entsetzt, Jamieson kuckt Annie in die Bluse.
Nach Songende bricht Stark in spontanen Applaus aus. „Haben Sie auf den Text geachtet?“ fragt Annie entsetzt. „Was interessieren mich Texte?“ gibt Stark den Lyrik-Ignoranten, „haben sie Madonna oder Sting erwartet?“ Und um zu beweisen, dass das Wesen tatsächlich freundlich ist, wagt er sich in die Höhle des Löwen, wo das Alien ihm erst mal die Arme ausreisst („es spielt nur, albert herum“) und ihn dann vollständig mit Haut und Haar verspeist. „Höchstwahrscheinlich wurde er gefressen,“ erweist sich Jamieson als kompetenter Beobachter. „Er ist jetzt in einer besseren Welt,“ kommentiert Annie, was Rodzinski nicht ganz so stehen lassen will. „Er ist dem Bauch von dem Vieh, da ist er!“ Die Crew „bestattet“ die Überreste des Wissenschaftlers (sprich seine Brille) im Müllschacht. Jamieson und Rodzinski bekommen sich in die Haare, was den Captain zum ultimativen Alien-Vernichtungsplan anstachelt: „Wir lassen es sie fressen, das hält selbst dieses Wesen nicht aus!“
Doch auch das muss erst mal vertagt werden, denn das gefrässige Alien ist mal wieder ausgebüxt. Man teilt sich in zwei Gruppen auf, was erneut diversen Zündstoff in sich birgt, sind doch sowohl Jamieson als auch Rodzinski scharf darauf, mit Annie zu teamen, was damit endet, dass als einzig gangbarer Weg die Duos Annie/John und Jamieson/Rodzinski verbleiben. Leider vergisst die Hunting Party das Betäubungsgewähr, was selbst Jamieson – natürlich zu spät – bemerkt. Nach diversem Stalking durch die endlosen Korridore des Schiffs (bzw. die maximal drei Sets, die dafür benutzt werden), fallen Jamieson und Rodzinksi nach einem weiteren heftigen Streit dem Alien zum Opfer. Nur Jamiesons Mütze und eins von Rodzinksis Pornoheften erweisen sich als unverdaulich und werden von Annie und John feierlich bestattet.
Weitere Alienverfolgungspläne werden empfindlich dadurch gestört, dass das Vieh mittlerweile auch das Betäubungsgewehr gefressen hat. Schliesslich hat Annie die Erleuchtung… da das Wesen offenbar gern singt und tanzt, kann man es vielleicht mit Musik locken. Also studieren sie und John („kann nicht singen“, „kann nicht so gut tanzen wie singen“) eine Musical-Nummer ein. Diese Einlage soll das Alien lange genug ablenken, damit man es in die Luftschleuse lotsen und ins Weltraum pusten kann. To cut a long story short, nach diversen Problemchen und Character Moments (was man eben so nennt) gelingt das Unterfangen zu den Klängen von „Bachelor Bills“ , das Alien landet in der Schleuse, wirft den Überlebenden noch einen traurigen Blick aus dem Zyklopenauge zu und wird dann ins Vakuum gesaugt.
Nach dem üblichen false-scare-Ending (Alptraum von John) sehen wir als letzte Einstellung, wie das Alien immer noch aussen an der „Vertigo“ hängt und sich der THE END-Schriftzug in das verhängnisvolle Fragezeichen verwandelt…
NAKED SPACE bzw. THE CREATURE WASN´T NICE kommt, so kann man wohl sagen, sowohl bei Kritik als auch Publikum wohl meist deswegen ziemlich schlecht weg, weil man den Film unter falschen Voraussetzungen betrachtet. So ziemlich jeder erwartet nämlich ob der diversen neuen Titel und der Tatsache, Leslie Nielsen in einer tragenden Rolle zu sehen, ein Parodie-Gagfeuerwerk eben a la NAKED GUN oder HOT SHOTS. Das ist der Film nicht und als solcher war er auch nie gedacht. Der Film sollte nie etwas anderes sein als eine ziemlich straightforward orientierte Parodie des klassischen 50er-Jahre-Weltraum-Monsterfilms gepaart mit den neuen Einflüssen von ALIEN (und insofern macht das Casting von Leslie Nielsen, Held des klassischten aller klassischen Weltraumepen FORBIDDEN PLANET, auch wieder in anderer Richtung Sinn).
Trotzdem hat der Film natürlich so seine diversen Probleme. Da ist an erster Stelle natürlich das Drehbuch zu nennen, dass vielzuviel Leerlauf, Belanglosigkeiten oder unlustige Pseudogags enthält (so z.B. die „Kochen mit John“-Einlage, die haarsträubenden TV-Einspiele und die völlig überflüssige Dirty-Harry-Parodie). Der Film entwickelt dadurch keinen Drive, kein Tempo und wirkt so trotz seiner kurzen Laufzeit (die deutsche Fassung ist elendiglich geschnitten, aber entscheidende Szenen scheinen nicht zu fehlen) streckenweise langatmig, zumindest aber betulich. Was nicht heisst, dass der Streifen nicht seine wirklich witzigen Momente hat – die meisten liefern Leslie Nielsen und Gerrit Graham (dazu später mehr), aber auch das Script an sich hat gute Ideen (unscheinbare Referenzen an CLOSE ENCOUNTERS z.B., der Space-Invaders-Gag) und das ein oder andere liebevolle Detail. Naja, und es ist ein Musical… während die erste Nummer, Cindy Williams solo, mehr oder weniger forgettable ist und ich mir für die abschliessende „Bachelor Bills“-Nummer lieber etwas themenbezogeneres gewünscht hätte, ist „I want to eat your face“ zweifellos ein Klassiker. Schwülstig-schmissiges Orchesterarrangement, die witzige Tanzchoreographie des Monsters und der goldige Text – der Song hätte einen Oscar verdient…
Ansonsten ist der Streifen für sein Budget von 1,2 Mio. Dollar handwerklich in Ordnung, aber auch wenig aufregend – die Sets sind recht einfallslos, die Spezialeffekte simpel, der Monstersuit beabsichtigt lächerlich. Kameraführung und Schnitt sind eher auch von der unkreativen Sorte und der eigentliche Filmsoundtrack richtiggehend langweilig, was der Stimmung natürlich auf Dauer eher abträglich ist.
Schauspielerisch werden die, ähempt, Glanzlichter, wie erwähnt, von Leslie Nielsen und Gerrit Graham gesetzt. Über Leslie Nielsen grossartig Worte zu verlieren, hiesse sicherlich Eulen nach Athen zu tragen. In NAKED SPACE geht er relativ straight zu Werke, verzichtet also auf absolute Albernheiten und tumben Klamauk (was er zugegebenermassen ebenso grossartig beherrscht), sondern spielt seinen Charakter ziemlich ernst, ähnlich wie in AIRPLANE, was hier wesentlich passender und witziger wirkt, als es eine Over-the-top-Performance a la SPY HARD könnte.
Gerrit Graham dürfte Vielsehern aus zahllosen Horrorfilmen wie CHILD´S PLAY 2 etc. ein Begriff sein. Sein Rodzinski ist eine Paraderolle, aus der Graham das Optimum herausholt – von eklig bis irgendwie doch liebenswert fährt er die ganze Bandbreite aus und bietet mit seinen Wortgefechten mit Nielsen die humoristischen Highlights. Patrick Macnee (AVENGERS), der ja auch jeden Gagenscheck dankbar annahm (WAXWORKS, LOBSTERMAN FROM MARS) ist die Idealbesetzung für den latent durchgeknallten Weisskittel, der wie immer die Katastrophe auslöst, eine klassische 50er-Jahre-Filmsterotype, die Macnee routiniert löst.
Tja, bis jetzt eigentlich gar nicht so schlecht für die Besetzung eines C-Films, oder? Naja, da sind halt noch die eigentlichen Hauptdarsteller, Cindy Williams und Writer/Director/Songwriter Bruce Kimmel, und die sind beide schauspielerisch keine Leuchten. Während Kimmel, der sich nach NAKED SPACE weitgehend aus dem Filmgeschäft zurückzog (er steuerte später noch die Story für Robert Rodriguez´ Lehrerschreck THE FACULTY bei) und sich aufs Musikmachen und Herausbringen verlegte (er war einige Zeit lang beim weltführenden Soundtracklabel Varese Sarabande für Musicals zuständig und hat mittlerweile ein eigenes Label), gelegentlich noch einige witzige Reaktionen zustandebringt, verblasst sein Co-Star Williams absolut in einer nichtssagenden, blutleeren und vor allen Dingen unlustigen Vorstellung. Erstaunlich, dass Cindy Williams diesem Werk eine umfangreiche und scheinbar durchaus erfolgreiche TV-Karriere anschliessen konnte.
Insgesamt wirkt der Film gelegentlich unzusammenhängend – und das kommt nicht von ungefähr, wie Bruce Kimmel auf seiner Website Haines_His_Way schreibt. Kimmel, der sich gern an die Dreharbeiten, die mit viel Spass und viel Improvisation verbunden waren, erinnert, schreibt sich selbst zwei grosse Fehler zu – zum einen suchte er seiner Ansicht nach den falschen Editor aus. Im Nachhinein hätte er lieber mit einigen Talenten aus der Corman-Schule anstelle mit dem erfahrenen Blangsted gearbeitet, denn sein Schnittbeauftragter verstand ganz offensichtlich nicht, was Kimmel vorhatte. Zum zweiten hadert er (zurecht) mit dem Score von David Spear, der es Kimmels Meinung nach nicht verstand, seine Musik den Geschehnissen auf der Leinwand anzupassen. Frustriert berichtet Kimmel davon, dass sein Film bei ersten Testvorführungen ohne Score, sondern mit „temporary music“, also „fremder“ Musik in der richtigen „Stimmung“ gute bis euphorische Reaktionen – nicht mehr allerdings bei weiteren Testscreenings mit dem richtigen Score. Kimmel, der den Film schon selbst umgeschnitten hatte, durfte den Film nicht weiter bearbeiten und so gelangte der Streifen in die Hände eines gewissen Harry Hurwitz, der den Streifen wiederum umschnitt – und zwar stellenweise völlig sinnentstellend. Hurwitz baute Szenen wieder ein, die Kimmel schon zugunsten strafferen Tempos geschnitten hatte, so z.B. Teile der von Kimmel komplett herausgeschnittenen Dirty-Harry-Parodie, nahm andere, nach Ansicht von Kimmel funktionierende Stellen komplett heraus, setzte andere Teile an andere Stellen, baute einige Improvisationsstellen wieder ein und sorgte für die Tonnen an Stock Footage aus japanischen Monsterfilmen. Lediglich die letzte Viertelstunde liess Hurwitz weitgehend im Originalzustand. Kimmel selbst gibt zu, dass diese, letztendlich herausgegebene Fassung zwar schneller ist als sein Cut (was erschreckend genug ist), aber nicht mehr dem entspricht, was er selbst beabsichtigt hatte – sein Eindruck ist, dass der Vertrieb verzweifelt versuchte, aus der SF-Musical-Komödie, die Kimmel gedreht hatte, etwas zu machen, dass mit AIRPLANE, der kurz davor an den Kassen abräumte, mithalten konnte oder zumindest vergleichbar war, ein Unterfangen, dass schon daran scheitern musste, dass das Material solches überhaupt nicht hergab.
Ausführlich ist das ganze auf Kimmels Website unter „Archives“ für den 30. und 31. Januar 2002 nachzulesen. Auch wenn die Vorstellung, dass Kimmels Cut NOCH langsamer ist als der eh schon ziemlich schneckige Cut von Hurwitz, auf seine Art und Weise beängstigend ist, würde mich diese Fassung doch schon mal interessieren – allerdings kann man sich dieses Erlebnis wohl derzeit nur durch einen Privatbesuch bei Kimmel verschaffen.
Gut, auch so ist NAKED SPACE nicht so schlecht, wie viele Leute den Streifen gerne sehen möchten. Der Film ist sicherlich weder als Komödie besonders originell, einfallsreich oder absolut zwerchfellerschütternd, aber er hat, verteilt über die Laufzeit, einige nette bis wirklich witzige Gags und besonders SF-Freunde können an dem Streifen ihre Freude haben, wenn sie einige der versteckten Anspielungen identifizieren. Mit anderen SF-Comedies wie DARK STAR kann NAKED SPACE mangels Einfallsreichtum natürlich nicht mithalten, aber für ein nettes Viewing zwischendurch oder als Partyfilm ist der Streifen durchaus brauchbar. Leslie-Nielsen-Fans sollten ohnehin zuschlagen, denn besser als DIE RÖMISCHE KANONE oder MR. MAGOO ist NAKED SPACE allemal.
Die deutsche DVD von Best Buy kommt im Vollbildformat (was auch nicht im Sinne des Erfinders bzw. Directors, der für 1,85:1-Widescreen filmte, ist), angemessenem Ton und passablem Bild daher (unspektakulär, aber zweckmässig) und bietet als Extras nicht mehr als eine Biographie von Leslie Nielsen. Da inzwischen für 10 Euro zu haben, darf man da wohl nicht so kritisch sein. Kauf lohnt sich aber nur für Fans.
(c) 2002 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 01.10.2002