Naked Massacre

 
  • Deutscher Titel: Naked Massacre
  • Original-Titel: Né pour l'enfer
  • Alternative Titel: Born for Hell | Die Hinrichtung | E la notte si tense di sangue |
  • Regie: Denis Héroux
  • Land: BR Deutschland/Frankreich/Italien/Kanada
  • Jahr: 1976
  • Darsteller:

    Mathieu Carrière (Cain Adamson), Debra Berger (Bridget), Christine Boisson (Christine), Myriam Boyer (Leila), Eva Mattes (Catherine)


Vorwort

Cain Adamson, ein Ex-Soldat und Vietnam-Veteran, ist auf dem Heimweg nach Amerika irgendwie wegen Geldmangels in Belfast hängengeblieben. Nachdem er eine Nacht in einer Herberge verbracht hat, fällt seine Aufmerksamkeit auf ein Wohnheim für Schwesternschülerinnen. Natürlich versucht er sofort, bei den dort wohnhaften Mädels zu landen. Nachdem eine der Bewohnerinnen aber wie seine betrügerische Ehefrau aussieht, ist er – aufgrund der eher unschönen Erinnerungen – nicht sehr begeistert. Nach dem Motto „Was lange gärt, wird endlich Wut“ dreht Cain langsam durch. In der Nacht dringt er in das Wohnheim der Mädchen ein, um eine nach der anderen zu foltern, zu vergewaltigen und schließlich zu ermorden….


Inhalt

Tja, nachdem O. W. Fischer mit Whirlpool seine Visitenkarte beim Doc abgegeben hat, dann kann Mathieu Carrière das mit „Naked Massacre“ gleich hier bei mir tun. Ich hätte ja mit vielem gerechnet, aber sicher nicht damit, gerade ihn in einem Eurosleaze-Streifen zu sehen (auch wenn „Naked Massacre“ einige Zeit bevor der gute Mann einem breiteren Publikum bekannt wurde entstanden ist).
Hey, ich wollte das AUCH NICHT SEHEN!
Ohne Worte…
WAS?? Ich soll IRRE sein??

„Naked Massacre“ ist einer jener Streifen, die so gerne mehr wären als sie sind. So schmeißt der Film ständig mit schwer symbolischen Anspielungen die damaligen Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken betreffend um sich (spontan fällt mir da die Szene ein, in der ein paar Kinder im Park „Exekution“ spielen und zwar so richtig mit Augenbinde für den zu Erschießenden) und erzählen die Nachrichtensprecher den Protagonisten in einer Tour, wie trostlos, ungerecht und ganz allgemein hundsgemein die Welt doch wäre. Das Problem dabei ist nur, dass Carrière da mit einem „Ist mir alles komplett wurscht!“-Gesicht durch die Gegend rennt und sich das auch von der ersten Minute an auf den Zuschauer überträgt. Die nicht sehr schnelle Inszenierung trägt ihren Teil dazu bei. Wobei man Héroux nicht vorhalten kann, dass er nicht versucht, den Film interessant zu machen. Er weiß durchaus, dass zumindest – wenn man die Plotte schon derart gemächlich auswalzt – von Zeit zu Zeit etwas passieren muss, dass das Publikum bei der Stange hält und ich finde manches davon ist auch durchaus gelungen.
Was mich aber schon ein wenig stört, sind vor allem zwei Dinge: Erstens, dass sämtliche Szenen, die Cain charakterisieren, auf ein simples „Jo mei, der war halt in Vietnam und im Dschungel sind die ja alle deppert geworden“ hinauslaufen, und zweitens (und das stört mich viel mehr), dass der Film in der Mitte auseinander fällt, weil ab dem Moment, in dem Cain in das Wohnheim einbricht, eigentlich alles, was davor passiert ist (mit Ausnahme der Info, dass er eben verheiratet ist und ein Kind hat), als aboslut irrelevant betrachtet werden kann. Oder anders gesagt, kann man genauso gut bis zur 50. Minute vorspulen und gleich zum Actionteil kommen, ohne was verpasst zu haben. In eben diesem Teil werden die Sleazefreunde zwar ganz anständig bedient, aber irgendwie will auch hier der Funke nicht wirklich überspringen und das liegt hier schon auch an der Inszenierung, da dieser Teil im genau gleich drögen Tempo inszeniert wurde, wie der politisch schwer bedeutsame Schmarrn davor. Und da wird das dann halt zum Problem, wenn man vielleicht sowas wie Spannung aufbauen will und das nur in Superzeitlupe machen kann.
Erwähnenswert ist noch, dass „Naked Massacre“ auf den wahren Fall des Richard Speck beruht, der in Chicago in den 60er Jahren in ein Schwesternwohnheim eingebrochen ist und in einer einzigen Nacht dort 9 Frauen umgebracht hat. So wurden viele Details des Verbrechens auch im Film übernommen, so z.B. dass Cain seine Opfer erst damit beruhigen will, dass es sich „nur“ um einen gewöhnlichen Raub handelt und die Tätowierung, an der er später in einem Krankenhaus erkannt wird. Die Folterungen und Vergewaltigungen sind, genauso wie der Standortwechsel nach Irland, aber eine Erfindung des Filmes.
Die Schauspieler geben sich eigentlich alle Mühe (bis auf Carrière, der mir manchmal ein wenig zu phlegmatisch wirkt in der ersten Hälfte und erst in Hälfte Nr. 2 etwas aus sich herausgeht). Mit Eva Mattes kann man sogar noch eine jetzige Tatortkommisarin als eine der Krankenschwestern bewundern.

DVD: Mill Creek Entertainment Box „50 Chilling Classics“. Das heißt in diesem Fall: Brauchbare Bild- und Tonqualität, Extras gibts keine.

Fazit:
Wenn ich mir einen Film anschauen will, der die Nordirlandproblematik aufarbeitet, dann greife ich zu zu „In the Name of the Father“ oder von mir aus auch zu „The Crying Game“. Was Exploitation-Filme angeht, gibt es auch eine ganze Reihe, die unterhaltsamerer sind als „Naked Massacre“. Wer braucht dann diesen Film? Genau: Niemand.

1/5
(c) 2009 G


mm
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