Nail Gun Massacre

 
  • Deutscher Titel: Nail Gun Massacre
  • Original-Titel: Nail Gun Massacre
  • Alternative Titel: Texas Nail Gun Massacre | Blutgericht in Arizona | Carnage |
  • Regie: Bill Leslie, Terry Lofton
  • Land: USA
  • Jahr: 1985
  • Darsteller:

    Doc: Rocky Patterson
    Sheriff: Ron Queen
    Bubba: Beau Leland
    Linda: Michelle Meyer
    Mark: Mike Coady
    Brad: Randy Hayes
    Trish: Connie Speer
    Hal: John Rudder
    Ben: Mike Bendall
    Ann: Shelly York


Vorwort

Abt. Verbietet OBI!

Wieder mal Wochenende, wieder mal Zeit, den Stapel neulich erworbener CMV-Trash-Collection-Scheiben durchzusehen, um den Film für’s neueste Langreview auszusuchen. Eigentlich ’ne Frechheit von CMV, so eine Reihe herauszubringen und nicht vorher anzufragen, ob badmovies.de die nicht vielleicht präsentieren will… andererseits – es ist nun ja auch nicht so, als ob Euer Lieblingsdoc unbürokratisch an jeder Trash-Collection-DVD seinen Spaß hätte (auch wenn er prinzipiell der Ansicht anhängt, jede Disc aus dieser Kollektion ist in seinem Medienschrank besser aufgehoben als in dem von irgendjemand sonst…).

„Nail Gun Massacre“ ist mal wieder einer dieser Schundfilme, die man nicht kennen muss, seinerzeit beim großen „wir-bringen-jeden-Schmand-raus-weil’s-billig-ist-und-Geld-bringt“-Wahn von Astro hierzulande veröffentlicht und mittlerweile eben in den CMV-Fundus gewandert. Das Coverartwork mit dem motorradhelm-, äh – behelmten Killer und der Nagelpistole ist mal wieder trés chique, aber wir kennen das ja: trau keinem Cover eines Films, von dem du noch nie gehört hast, weil – wenn der wirklich was könnte, tätest du ihn vermutlich kennen…

Das stolze Werk ist einmal mehr Resultat von „regional filmmaking“, oder, anders ausgedrückt, Geisteskind von beherzten mehr-oder-weniger Amateuren, in diesem Fall aus Texas, bekanntlich Filmhochburg der USA schlechthin (was windige Distributoren nicht daran hinderte, den Streifen auch als „Texas Nailgun Massacre“ zu vermarkten). Praktisch jeder, der an dieser Produktion beteiligt war, war zuvor oder danach bestenfalls im Umkreis einer Polaroid-Kamera für Familienfotos, aber, zumindest behauptet das der Klappentext und CMV würde mich ja nie belügen, ihr magnum opus soll angeblich seit Jahren ein Underground-Hit in den USA sein. Nun ja. Underground ist oft genug auch nur deshalb underground, weil niemand, der mehr als zweieinhalb Gehirnzellen sein Eigen nennt, etwas mit dem dort abgefeierten Kram zu tun haben will… aber jetzt haben wir die DVD (schließlich kann ich hier bedenkenlos Wasser predigen und Wein saufen, will sagen, immer wieder davor warnen und trotzdem selbst immer wieder nach den Gesichtspunkten „cooles Cover + fetziger Titel“ shoppen) schon mal gekauft, dann können wir uns den Film ja auch mal ansehen.


Inhalt

Na, das geht ja gleich zünftig los – eine Horde intellektuell sicherlich nicht auf dem Gipfel des Olymp lustwandelnder Bauarbeiter (ich will hier ganz bestimmt keinen Berufsstand in Generalverdacht setzen, aber im Kontext des Films ist das wohl absolut richtig) schleppt ein mittelmäßig attraktives Frauenzimmer gegen dessen Willen auf einer Baustelle zu einem Sandhaufen, lässt’s dort fallen und beginnt mit einem motivierten Gangbang (nicht sonderlich explizit, da wir mostly das halbe Dutzend Tunichtgute von hinten sehen – und die lassen die Hosen an – und ansonsten einen close-up auf das Gesicht des verzweifelten Opfers betrachten dürfen). Die Szene endet unaufgelöst, d.h. mitten in der „Action“.

Oooh… wir sind in tiefem Hillbilly-Country. Eine fette Mama, die schätzungsweise ganz stolz darauf wäre, wenn man in einem Lexikon unter dem Stichwort „white trash“ ihr Bild abdruckt (wüsste sie, was ein „Lexikon“ ist), hängt, begleitet von ihrem kleinen Baby-Töchterlein, zwischen den Bäumen, die um ihre wurmstichige white-trash-Behausung rumstehen, Wäsche auf. Ihr ekliger Männe durchwühlt indes im Inneren der heruntergekommenden Hütte Wäscheberge und findet es absolut intolerabel, dass Mary-Sue, die blöde Schlampe, sein Lieblingshemd noch nicht gewaschen hat. Mir dünkt, er wird bald andere Sorgen haben, schleicht doch schon eine frappierend feminin wirkende Gestalt in einem Tarn-Kampfanzug, mit Motorradhelm (und abgeklebtem Visier desselben), Nagelpistole in der Hand und (weil Nagelpistolen ja sowas brauchen) einem Druckluft-Behälter auf dem Rücken, um’s Haus. Mr. Ekelpack ist echt überrascht, speziell natürlich, weil der Nailgun-Killer das tut, was Nailgun-Killer berufsmäßig so tun. PFAP! PFAP! Schon hat Mr. Ekelman ein paar Nägel in Plauze, Gesicht und Händen stecken, was ersichtlich ungesund ist, ebenso wie vermutlich auch die sicherlich hochgradig erheiternden one-liner, die der Killer ob der erfolgreich vollführten Missetat vom Stapel lässt, allerdings dank der beabsichtigten Sprachverzerrung (maskierte Killer bedienen sich bekanntlich IMMER verzerrter Stimme. Wenn irgendjemand mal Statistiken macht, wer Vocoder kauft, dürfte das ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Death-Metal-Shoutern und irren Psychokillern ergeben) und der grauenhaften Qualität der O-Tonspur nicht das Ohr dieses Reviewers behelligen. For good measure schießt der Killer dem bereits geplätteten Opfer noch einen Schwung Nägel in den Kadaver. Mary-Sue kann nur noch die schöne Bescherung entdecken, kreischen und den Weltrekord im Langstreckenlauf für Personen mit BMI über 30 brechen.

Nach einer kurzen Vorspann-Sequenz geht’s dann auch gleich weiter.

Ein Pärchen ist in seiner Bettstatt mit dem beschäftigt, was Mann und Frau, wenn sie sich ganz doll lieb haben, eben so zu tun pflegen. D.h. besonders sie wäre außerordentlich daran interessiert, wenn er unter die eifrigen Rohrverleger gehen würde (sie drückt’s anders aus und möchte „Organverpflanzung“ spielen, er soll dabei den Spender geben). Dummerweise fällt Mark, so heißt der Knabe, ein, dass er eine wichtige arbeitstechnische Verabredung hat, die er einzuhalten gedenke, und lässt seine halbnackte Freundin unverrichteter Dinge, aber wenigstens mit dem Versprechen, umgehend wiederzukommen, sitzen. Da kann sie auch nur noch schmollen (die Gute ist ganz niedlich anzuschauen, aber ihre Frisur ist wahrscheinlich singulär für das Ozonloch verantwortlich).

Was ist denn nun Marks dringendes, unaufschiebbares Business-Date? Haltet Euch fest, er fährt mit einem Kumpel in den Wald, zum Holzhacken. Klar, das geht natürlich nur nach genauester vorheriger Blueberry-Abstimmung über Bluetooth, da kann man nicht mal sagen „du, Keule, macht’s dir was aus, wenn wir ’ne halbe Stunde später fahren, dann kann ich noch mal über meine Alte rüberrutschen…“ (Okay, den letzten Halbsatz würde ich vielleicht nicht ganz so formulieren). El Kumpel hält Mark übrigens zutreffenderweise für dumm, wenn auch nicht aus den gleichen Gründen wie moi – ihm ist vielmehr die von Mark für die Lumberjack-Aktivitäten ausgekuckte Gegend suspekt, seit man dort (scheinbar) vor einiger Zeit eine tote Leiche gefunden hat. An Ort und Stelle überlässt der Kumpel Mark die lästigen Vorbereitungsmaßnahmen, da er dringend mal seinen Rüssel auswringen muss und sich deshalb an einen Baum stellt. Während Mark noch darüber räsonniert, dass der geheimnisvolle Killer gerne kommen könnte, dann würde er ihm was mit der Kettensäge überbraten, pieselt sein Buddy bereits, weil die Gestalt in seinem Rücken für Mark haltend und sich ärgerlich umdrehend, den pflichtschuldigst materialisierten Killer an. Der ist sowohl im tatsächlichen als auch im übertragenen Sinn mächtig angepisst (und unterrichtet den Wildpinkler auch entsprechend: „Du hast mich angepisst!“) und schießt ihm (der übrigens Brad heißt, nicht, dass das wichtig wäre) einen Nagel ins Gebälk, und, weil er grade seinen hochgradig ironischen Tag hat, noch einen weiteren Nagel ins (mittlerweile wenigstens züchtig bedeckte und mit MINDESTENS zwei Paar Socken, eh, verbesserte) Gemächte. „Wäähuaagh“, meint Brad zu dieser unvorteilhaften Entwicklung beisteuern zu müssen, ehe er verscheidet.

Mike kämpft indes noch – weil ohne Bedienungsanleitung offenkundig aufgeschmissen – den hoffnungslosen Kampf mit der Säge. Der Killer, wohl immer noch angefressen, weil er jetzt seinen Kampfanzug in die Reinigung bringen muss, hält sich nicht mit leeren Worten auf, sondern jagt Mike, just als der seine Kettensäge endlich in Gang gebracht hat, ein paar Nägel ins Kreuz. Weil wer den Schaden hat schon immer jeder Beschreibung spottete, säbelt sich Mike im Tot-Umfallen glatt noch mit der Säge eine seiner (nun aber auch nicht mehr benötigten) Flossen ab. Unser fröhlicher Meuchelmörder schenkt seinem gefällten Opfer noch einen doofen Spruch („Geht nichts über gesundes Arbeiten an der frischen Luft“. Luschtig. Sehr luschtig) ein und geht anschließend stiften.

Mark und Brad haben anscheinend keine Freunde (was ich zu einem gewissen Grad verstehen kann), jedenfalls hat wohl auch seine Freundin keine übertriebenen Ansprüche an physische Präsenz ihres Bespringers, auf alle Fälle jedoch steht Marks Pick-up noch einige Tage später friedlich geparkt am Wegesrand, wo die Schleuder dem stets wachsamen Auge des Gesetzes, Sheriff Tom (wenn er noch einen Deputy Jerry hätte, wäre ich amused), in selbiges fällt.

Indes – in einem Drugstore kaufen drei blöde Endteenager-Idioten (ich befürchtete ernstlich, dass die sich vielleicht zu unseren Protagonisten entwickeln könnten) ein paar Leckereien ein. Die traurigen Figuren heißen angeblich John, Tom und Maxine, in meinen Notizen (die sich lächerlicherweise daran orientieren müssen, wie sich die Leute im Film denn nun so ansprechen) John, Nicht-John und Wieauchimmergirl. Auf jeden Fall sind’s drei der trüberen Tassen unter dem Himmelszelt, und trotzdem noch nicht die schlechtesten Schauspieler der Szene, denn da gibt’s noch die ältliche Shopkeeperin, die ihre grandiosen Dialogzeilen („Erinnert ihr euch noch an die Zeiten, als man auf seiner Veranda sitzen konnte und sich nicht vor Moskitos und Killern fürchten musste?“ Wuah), nur deshalb halbwegs unfallfrei rezitieren kann, weil ihre Drehbuchseite vor ihr auf dem Tresen liegt (zur Ehrenrettung der Dame sei angemerkt, dass es sich um die Oma von Co-Regisseur/Autor/Produzent Lofton handelt, dem die ursprünglich vorgesehene Darstellerin abgesprungen war, und vom findigen Lofton unter der Voraussetzung, dass ihr der Laden, in dem gedreht wurde, tatsächlich gehörte, eingewechselt wurde). Unsere drei Fragezeichen können sich schon deshalb nicht an diese guten alten Zeiten erinnern, weil sie nicht von hier sind, sondern gerade erst angekommen sind, um im „alten Bailey-Haus“ einzuziehen, das die Besitzerin, Mrs. Bailey, ihnen unentgeltlich überlassen habe. „Seltsame Dinge sind dort vorgegangen“, düstert die Shopkeeperin, denn man hat dort Leichen gefunden! Die Kids machen sich nicht wirklich was draus und Wieauchimmergirl, äh, Maxine, muss, weil die Herren der Schöpfung zu blöde (oder zu clever, wie man’s nimmt) waren, ihre Brieftaschen einzustecken, die Rechnung bezahlen (grandiose Filmtechnik: die ganze Szene ist EINE statische Einstellung).

Der Sheriff steht dieweil noch dumm an Marks Truck rum und wartet ersichtlich auf den Knight Rider. Nein, es ist doch nur der Dorf-Doc (im Sinne von „Medizinmann“), der, obwohl alle Welt drauf rumreitet, dass die nie namentlich genannte Kleinstadt langweiliger ist als ein Steppendorf in Sibierien und das Aufregendste, was er zu behandeln hat, Hundebisse sind, gut genug verdient, um sich einen Pontiac TransAm (oder zumindest ein ähnliches Modell… bin ich Kfz-Mechaniker?) leisten zu können. Doc kommt nicht rein zufällig vorbei, sondern wurde einbestellt, da der aufmerksame Sheriff die genagelpistolten Leichen von Mark und Brad entdeckt hat. Der Sheriff bemängelt allerdings zunächst die seiner Auffassung nach dem Hippokrates-Stand nicht angemessene Kleidung des Docs (der nämlich ganz in Jeans rumläuft). Dann wird schon einfrig spekuliert, ob die neuerlichen Morde etwas mit dem letzten Mord (ich nehme an, sie meinen Mr. Ekelpack) zu tun haben könnten (wenn bei euch nicht ein paar Dutzend mordlustige Nagelpistolen-Besitzer rumlaufen, KÖNNTE man das glatt vermuten). Seltsamerweise ist Sheriff Tom nicht in der Lage, die Leichen zu identifizieren (hm, erstens mal sind die nicht sonderlich verstümmelt, zweitens vermittelt mir auch in der Folge niemand das Gefühl, das wäre eine Stadt, in der NICHT jeder jeden kennen würde, und drittens, ihr habt das friggin‘ Auto, von dem ihr wisst, wem es gehört, das nämlich hat Mr. Law & Order persönlich schon herausgefunden). Während Doc angewidert die Leichen untersucht, strengt er unter Einsatz sämtlicher Gehirnzellen die Überlegung an, dass der Tatort nicht so weit weg vom alten Bailey-Haus (a-haa) wäre. Ob da eine Verbindung…? Der Sheriff grübelt – der alte Bailey (von dem ich immer noch nicht weiß, ob ER eventuell Mr. Ekelpack war) war doch Zimmermann? Zimmermann, Holzfäller, das ist doch mal ein Ansatz, aber Herr Einziger Polizist vor Ort wischt seinen Geistesblitz gleich selbst beiseite. Ich glaube, der erwischt noch nicht mal einen blinden Falschparker, der sich auf seinen Fuß gestellt hat.

Anderswo wartet ein Anhalter auf eine günstige Mitfahrgelegenheit. Ein gelber Leichenwagen (aufgrund der Farbe vermute ich mal a.D.) hält nicht SOFORT an, weswegen der Hitchhiker couragierte Stinkefinger verteilt, nichtsdestotrotz aber freudig zum Wagen trottet, als der doch noch (keine zehn Meter weiter) für ihn bremst. Am Steuer der Sargschaukel sitzt aber niemand anderes als der Killer, der so einen fröhlichen Effe-Gruß gar nicht lustig findet, die Nagelpistole zückt und ihm mit den Worten „Halte nie einen Leichenwagen an, wenn du nicht sterben willst“, vorführt, was die so alles kann. Der Anhalter spielt blutüberströmten Regenwurm (will sagen: er krümmt sich), wird aber nicht gänzlich exekutiert – der Killer gibt ihm eine faire Chance, wenn ihn jemand finden sollte, hat er ’ne Überlebenschance…

Dabei könnte man in der Stadt einen Leichenwagen grad prima gebrauchen, denn Doc und Sheriff beugen sich schon wieder kummervoll über eine neue Leiche, diesmal eine junge Frau, die von einem alten Sack irgendwo hinter Mülltonnen gefunden wurde. Todesursache auch hier: akutes Nageln (ähm). Das wäre sicherlich etwas überzeugender, wenn die diversen „Nägel“ in ihrem Gesicht nicht so offensiv erkennbar aufgeklebt herumwobbeln würden (und das auch nur, weil das seit Stunden tote Opfer einfach nicht die Luft anhalten kann…). „Sieht aus, als hätten sie ’ne Epidemie“, scherzkekst Doc den Sheriff an, und kaum hat er’s ausgesprochen, bekommt der Sheriff über Funk schon die Nachricht, dass man den nächsten Toten (den Anhalter) gefunden hat. „Vermutlich ist es der gleiche Killer“, stellt der Doc wagemutige Hypothesen an, ehe er mit dem Sheriff vom Acker fetzt. Alter Leichenfindersack ist ein wenig ungehalten – was ist mit der toten Frau? „Die läuft nicht weg“, juxt Clownfrühstücker Doc (es tut mir in der Seele weh, dass der Nasenbär einfach nur „Doc“ heißt. Am Ende verwechselt den noch jemand mit mir). Der alte Sack grummelt dem abbrausenden Sheriff hinterher und verbucht damit den ersten (und vermutlich einzigen) echten Lacher des Films: „So’n Arschloch. Den ganzen Tag mit dem Polizeiauto rumfahren und überall die Leichen leigen lassen…“ Wo er Recht hat…

Doc und Sheriff cruisen zum Tatort und schenken einem ihnen entgegenkommenden gelben Leichenwagen keine weitere Beachtung. Am Orte des Geschehens wartet auch schon der glückliche Finder des Toten, ein Trucker (gemimt von Terry Lofton garselbst), der auch ungefragt Theorien über Tathergang und Täter zum Besten gibt: „Vielleicht war es eine Biker-Gang!“ „In meinem Bezirk gibt es keine Gangs, nur ordnungsliebende Bürger“, knurrt der Sheriff böse (naja, einen Bürger, dessen Ordnungsliebe sich in Grenzen hält, scheint’s ja wohl zu geben). Der Doc stellt fest, dass keine der dem Toten zugefügten Wunden für sich alleine fatal war, sondern der arme Kerl langsam und qualvoll, „vermutlich wegen des Blutverlusts“ (no shit, Sherlock!), verreckt sei.

Im alten Bailey-Haus mampfen John, Nicht-John, äh, Tom und Maxine lecker Makaroni. Maxine ist, seit sie weiß, was in der Hütte passiert ist, etwas unwohl zumute und wäre aufgrund des beklagenswerten Zustands des Gemäuers stark dafür, die Jungs würden mit der Renovierung (weil sie die durchführen wollen, bekommen sie die Hütte umsonst vermietet, Mrs. Bailey zahlt sogar das Material) baldmöglichst anfangen (abreißen wäre billiger und besser). John und Tom ziehen die „nicht mal morgen“-Karte, denn für ihren neuen Boss müssen sie morgen dringlich in den Baumarkt und diverses Zeugs einkaufen (Männer im Baumarkt ist wie Frauen im Schuhgeschäft. Es dauert den ganzen Tag). Ein Geräusch draußen vor der Tür jagt Maxine ins Bockshorn. „Vermutlich ein Waschbär“, beruhigt John, liegt aber föllig valsch, ’s ist nämlich der Killer, der nichts besseres zu tun hat, als des Nächtens durch die Wälder zu schleichen. Tom erbarmt sich, um Maxines angespannte Nerven zu beruhigen, mal mit der Taschenlampe von der Veranda zu wedeln, ohne Resultat. Ich mag mich täuschen, aber die Szene kommt mir sinnlos vor.

Am nächsten Tag shoppen John und Tom wie angekündigt im Baumarkt (und das ist kein OBI, sondern noch eine richtig old-fashioned Baustoffhandlung für Profis und keine Hobby-Schrauber). Mit diversen Brettern und Werkzeugen im Gepäck wollen sie vom Hof brausen, aber Linda, da mir nichts gegenteiliges bekannt ist, wohl Vorsteherin des Ladens, und, na, da kommen wir aber richtig weiter mit dem Plot hier, das Gangrape-Opfer aus dem Vorlauf, weist Blödblinse John darauf hin, dass er seine Quittung vergessen hat. „Die hätte ich beinahe vergessen“, freut sich John, was ihm aber von Linda nur ein herzhaftes „Arschloch“ nebst weiterer R-rated Beleidigungen einbringt. Wollen wir mal für Linda hoffen, dass sie Baustoff-Monopolist im 100-Meilen-Umkreis ist… jeder Kunde mit Selbstrespekt sollte DEN Laden boykottieren. John und Tom sehen’s von der humorigen Seite und sind der Ansicht, dass Linda wohl dringlich bemännert werden müsste (that being ironic usw.). Kaum sind sie weg, kommt schon neue Kundschaft or is it? Ein Biker mit Schnalle auf dem Sozius sowie ein Typ in einem Pick-up, ebenfalls mit Freundin bewaffnet, fahren vor und begehren einen bzw. zwei Jobs. Lindas Chef-Helferlein Bubba (den die deutsche Synchro penetrant „Buh-ba“ nennt, so dass ich bis sprichwörtlich zum Abspann für möglich hielt, dass er Gruber oder Huber heißt) bescheidet diese Anfrage abschlägig. Biker und Pick-up-Guy sind frustriert – die Jungs sind offenbar sowas ähnliches wie fahrende Handwerksgesellen (nur ohne die alberne Tracht, die die Hiesigen tragen müssen). Ob’s irgendwo ’ne Baustelle gäbe, wo man sich mal vorstellen könne? Mit einem eklig-schmierigen Unterton verweist Bubba auf das zur Renovierung anstehende Bailey-Anwesen (als ob TomJohnMaxine Kohle hätten, um sich externe Kräfte leisten zu können). Die Jungs (der Biker heißt offenbar Ben, der Pick-up-Typ Hal und die respektiven Tussen Trish und Annie) bedanken sich artig.

Wenig später sind sie schon in der Pampa und bewundern das wurmstichige, aber verlassen wirkende Bailey-Haus (wo Maxine rumhängt? I have no idea). In Ermangelung großartiger anderweitiger Vorschläge wird unbürokratisch beschlossen und verkündet, auf die Rückkehr der Hausbewohner zu warten und die Zwischenzeit mit einem improvisierten Picknick (das Menü des Tages: Cracker ohne alles) zu verbringen. Annie fällt ein, dass sie hauptsächlich Appetit auf Hal hat. Indes entdeckt Sheriff Tom, der Mann mit dem perfekten Blick für unauffällig-auffällig am Straßenrand abgestellte Vehikel, einen unauffällig-auffällig am Straßenrand abgestellten gelben Leichenwagen und unterzieht selbigen einer kritischen Untersuchung. Anderswo reißt Trish den blöden Spruch, ob Annie „auch grad Lust auf ein Würstchen“ habe (ha-fuckin‘-ha). Der Sheriff kommt nach der ausgiebigen Inspektion zu dem Schluss, dass es sich bei dem unauffällig-auffällig am Straßenrand abgestellten Leichenwagen „nur um einen verlassenen Leichenwagen“ handele (Schön! Ein MdEOT-Absolvent!), um den man sich keine weiteren Gedanken zu machen brauche (klar, verlassene Leichenwagen stehen bekanntlich an jedem zweiten Baum, und speziell, wenn ein wahnsinniger Killer umgeht, ist ein verlassenes Fahrzeug keinerlei Grund zur Veranlassung. Kopf-Tischplatte-DENGEL!). Annie und Hal verabschieden sich zu einem Spaziergang in den Wald. „Paß auf, dass dir keine Hummel in den Hintern sticht“, empfiehlt Trish der Freundin und dann sich selbst und Ben die Inhalation eines gepflegten Tütchens. Natürlich ist jedem aufmerksamen Zuschauer klar, dass, wenn Annie von „Vögeln“ spricht, sie „vögeln“ meint, und deswegen flanschen sich sie und Hal auch an den nächstbesten Baum und rammeln wie die Kesselflicker (ausgiebiger NAKED MALE BUTT SHOT) – die Kollegen von FilmJunk nahmen die Szene übrigens in die Liste der 10 most gag-inducing sex scenes auf… Platz 3, noch vor „Irreversible“). Nachdem wir dem Bäumchen-Spiel einige Minuten lang ausführlich und auf bewährt un-erotische Weise beigewohnt haben (Herr Hal könnte sich mal den Rücken rasieren), sind wir regelrecht dankbar dafür, dass unser Motohelmtarnfarbenkiller sich nicht lumpen lässt und Hal per close-distance-Nagelschuss in den Hinterkopf exekutiert. Annie kriegt vom Ableben ihres Begatters natürlich erst ‚was mit, als der malerisch-tot zu Boden sinkt. Von der Erkenntnis hat sie dann aber auch nicht mehr so arg viel, da der Killer auch sie zu nageln gedenkt – Hand vor den Mund halten hilft auch nichts, der Nagel wird durch den Patscher und den Gaumen getrieben. Noch ein Schuss in die nackte Brust, und dann ist sie hin. „In Liebe vereint“, grient der Mörder und rhabarbert lustig gemeinten, aber eher enervierenden Unsinn über „Liebe, die unter die Haut geht“.

Trish macht sich ins Höschen – zwei Stunden schon sind die Freunde weg. Ben vermutet zwar, dass die nur ’ne erweiterte Nummer schieben, aber weil Trish nervt und quengelt, erbarmt sich Ben und macht sich auf die Suche. Trish will mit, aber Ben verbietet es – „jemand muss hier bleiben, falls sie wiederkommen“ (ob er jetzt Annie und Ben meint oder die Bailey-Hausbewohner, ist unklar, aber eigentlich völlig egal). Trish zieht eine „männo“-Schnute und Ben marschiert ins Gewölle. Dort tritt ihm umgehend der Killer mit gezogener Nagelpistole vor die Visage. „Sie haben mich erschreckt“, beschwert sich der höfliche Biker und begehrt Auskunft, ob der Helmträger zufälligerweise ein Pärchen gesehen hat. Anstelle einer befriedigenden Antwort bekommt Ben nur ein paar Drohungen eingeschenkt und wird dazu veranlasst, einen günstig herumstehenden Baum zu umarmen. Ben verweist darauf, dass, falls das ein Überfall sein soll, der aufgrund seiner chronischen Finanzklammheit sinnlos wäre, aber der Killer unterrichtet ihn hilfreicherweise über diese Fehleinschätzung: „Ich will deinen Arsch, du Wichser.“ Gewählter Umgangston ist das auch nicht. Dann schießt er Ben Nägel durch die Hände und lässt ihn, so an den Baum gefesselt, für etwaige spätere Rettung stehen (hm, ich bin jetzt nicht gerade John-ich-nähe-meine-Wunden-selber-Rambo, aber in der Situation würde ich doch mal probieren, ob ich die Hände nicht über den Nagel gezerrt bekomme, auch wenn’s weh tut).

Den Gefallen, ihn noch lebendig zu finden (woran auch immer er eigentlich sterben sollte, außer er verdurstet, aber auch das dauert ein paar Tage), tut Ben leider niemand. Trish hockt allein gelassen auf der Picknickweise und heult wie ein fünfjähriges Kind, dem man kein Eis kaufen will. „Ihr habt gesagt, ihr kommt wieder, wäääääh“. Brr… und sowas will erwachsen sein. So kann sie jedenfalls von John false-scared werden und offiziell ausfreaken. John schüttelt die Hysterisierte zwecks Beruhigung ordentlich durch, aber mehr als ein gegreintes „sie haben mich allein gelassen“ (ich hab wirklich im Supermarkt verlorene Kindergartenkinder gestehen, die erheblich würdevoller und sachlicher reagieren) bekommt er aus ihr nicht raus. „Die kommen bestimmt wieder“, tröstet John und – vielleicht in der Hoffnung, bei einer labilen Panikerin ’ne Chance auf ’nen Stich zu haben – lädt sie freundlich ein, sie ins Haus zu begleiten, wo eine Dusche bestimmt Wunder wirkt.

Der Sheriff tut was für seinen allgemeinen Ruf, fährt mal wieder in seiner (übrigens ausgesprochen zivilen, nicht mal ein County-Logo o.ä. an der Tür) Bullenschleuder spazieren und sinniert vor sich hin: „Egal, was der Doc sagt, Bailey hat was mit den Morden zu tun.“ Nun, insoweit, dass Bailey, so wie ich mir das zusammenreime, das erste OPFER war, hat er wohl was mit den Morden zu tun. Ein Denker, ich wusste es gleich. Jedenfalls fährt er zum Bailey-Haus, wo ihn John bereits sehnsüchtig erwartet, wg. der drei an diverse Bäume getackerten Leichen. „Relax“ (don’t do it), empfiehlt der entspannte Bulle, aber angesichts der schönen Bescherung entfährt ihm dann doch ein „Großer Gott“, gefolgt von bitteren Vorwürfen an John – warum, zum Geier, wurde die Polizei erst jetzt gerufen, wo die diversen Leichen schon seit mindestens gestern tot sind. „Gestern hat mir ihre Zentrale gesagt, ich soll heute wieder anrufen“, verteidigt sich John (und ich würde mal eine Anzeige für eine neue Telefonistin schreiben, wenn ich der Sheriff wäre. Mordserie grassiert, jemand ruft an und sagt, er hat drei weitere Opfer gefunden und ich sag dem: „Rufen’s morgen wieder an.“ Andererseits… laut dem Doc – also dem Filmdoc – laufen Leichen ja nicht weg). Apropos Doc, der taucht auch auf und muss sich vom Sheriff gleich mal sagen lassen, dass „das alles keinen Sinn“ macht (Sprachnazis, ventiliert Euren Zorn an den Synchronautoren). „Verteilt hier jemand Flyer, damit man sich hier trifft und umbringen lässt?“, stöhnt der Sternträger und Doc wird unerwartet sarkastisch: „In ihrer unermesslichen Weisheit werden sie das sicher bald aufgeklärt haben.“ Doc, you’re not helping! „Verarschen sie mich?“, wird Sherifflein stutzig. Aber niemals nicht.

John, Tom und Maxine werden indes von Schüssen genervt. „Die Arschlöcher schießen viel zu nahe“, bemerkt John (welche Arschlöcher?), und nebenher verrät uns Maxine for no particular reason, das Trish schwanger ist, ehe sie spekuliert, dass das Geräusch von neulich nachts der herumstaksende Mörder gewesen sein muss. Hiermit hätte sich übrigens die Beteiligung unserer drei jungen Freunde an dieser spannenden Abenteuermär offiziell erledigt.

Wir schalten um zu den bewussten Arschlöchern, und das sind nun wirklich hervorragende Vertreter der Rektalöffnungszunft. Die beiden Herrschaften, Bauarbeiter von Beruf und demzufolge auch an einer Baustelle rumhängend, beballern sich nämlich ZUM SPASS mit Nagelpistolen. Nailgun-Gotcha, ein Sport mit Zukunft! Wer braucht einen psychotischen Killer, wenn die Leute sich fröhlich freiwillig mit Fleiß umbringen? Naja, unsere zwei Helden der Baukunst unterbrechen ihr Spiel, weil sich der Ältere unerwarteterweise ein Aua zuzieht (bedingt durch Fehl-Tritt auf einen Rechen), also muss der Killer doch persönlich übernehmen. Hat auch allen Grund dazu, schließlich freut sich der ältere Bauarbeiter ein Loch ins Knie: „Ich hatte nicht mehr so viel Spaß, seit wir damals die Kleine flachgelegt haben!“ Okay, go ahead, kill them, I’m fine with that. Mein Wunsch ist dem Motorradhelmtarnklamottennagelpistolenkiller ein Befehl, auf seine lustigen Sprüche hätte ich aber verzichten können. „Ihr wollt immer nur Spiele spielen. Jetzt spielen wir nach meinen Regeln, muwahaha“, muwahahat der böse Mörder und nagelt die beiden Knaben erst einmal an günstig herumstehende Stützbalken, dann laufen die nämlich auch nicht weg (die Knaben, nicht die Balken). Der Jüngere wird sofort hingerichtet, der Ältere winselt um sein armseliges Leben. „Ich hab dir nix getan“, greint er, aber der Killer frischt doch gerne das Gedächtnis seines Opfers-in-spé auf: „Denk mal sechs Monate zurück!“ „Ich war’s nicht, es waren die anderen“, heult das Opfer (es waren IMMER die Anderen, jaja), „ich hab dich nicht vergewaltigt“ (hat sich vor einer Minute noch anders angehört). „Wir haben hier ein Kommunikationsproblem“, meint der Killer etwas unmotiviert und stellt klar, dass es hier nur noch um die Frage geht, ob der Blödmann nun langsam oder schnell sterben soll. Da er ihm anschließend ein paar Nägel ins Gesicht schießt, hat er sich wohl für „schnell“ entschieden.

Weiter zu neuen Figuren, die wir noch nie gesehen haben. Ein doofer Typ fährt mit seinem Cabrio und einer vermutlich serienmäßig mitgelieferten doofen Schlampe auf dem Beifahrersitz irgendwohin und verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, ihr baldmöglichst in den Schlüpfer steigen können zu dürfen. Die Schlampe ist aber eine altmodische Schlampe und möchte, bevor sie ihm ihren cherry pie andient, ausgeführt werden, z.B. zum Essen. Mr. Cabrio-Chauffeur, nicht dumm, ortet am Straßenrand einen Schnellimbiss (mit verlockend leckeren Angeboten wie „Grilled Cheese and Fries, 1.19 $ – ein Gourmettempel, schon klar). Nicht ganz das, was Schlampe sich vorgestellt hat, aber Essen ist Essen. Blöd nur, dass Cabrioman vorübergehend entfallen ist, dass eine seiner zahlreichen – und offensichtlich nicht gut auf ihn zu sprechenden – Ex-Betthäsinnen dort als Servicekraft angestellt ist. Die neue humanoide Penispumpe durch couragiertes Drücken in den Fußraum zu verstecken klappt ob der Renitenz der Neuen leider nicht, so dass es zu einer peinlichen Situation kommt (aber nicht zu einer furchtbar interessanten). Die Ex-Freundin verbiegt aus Rache des Cabrios Radioantenne und serviert die Cola so, dass Mr. Cabrio es sich über die Hose schüttet. Bei der geistig nicht so furchtbar schnellen neuen Schlampe fällt nach längerer Betrachtung der gar lustigen shenanigans neben ihr der Nickel. „Ah, erst Hamburger und Pommes, und der Nachtisch bin dann wohl ich?“ Hm, ich denke, das war die Voraussetzung, Baby. „Ich weiß doch, dass du nicht so schnell rumzukriegen bist“, dämlichgrinst der begossene Cabrioman und fragt sich vermutlich, warum er immer nur die Gehirnamputierten abkriegt (gleich und gleich gesellt sich gern, denke ich).

Das örtliche Äquivalent zur Lover’s Lane ist ersichtlich entweder (wenn man nach der Logik des Films geht) ein abgelegenes Waldstück in der Nähe des Bailey-Hauses oder (wenn wir danach gehen, was wir SEHEN) ein schwarzer Backdrop in einer Garage o.ä. Egal. Cabrioguy und Schlampe würden nun gern zur Sache gehen, scheitern aber daran, dass innenraumtechnisch knapp bemessene Zweisitzer nicht mal für akrobatisch veranlagte Geschlechtsverkehrer konzipiert werden. Da schnell der Konsens gefunden ist, dass Sex auf den Vordersitzen ohne Knochenbrüche oder anderweitige anatomische Großumbauten nicht zu machen ist, schlägt der Autobesitzer vor, die Motorhaube als Unterlage zu verwenden. Kann mir immer noch Bequemeres vorstellen, vor allen Dingen für den unten liegenden Part (und, this being ein anständiger Film, ist das gefälligst die Frau), wird aber so beschlossen und verkündet (dazu spielt das Autoradio, das von Fug und Recht wegen eigentlich nicht mehr funktionieren sollte, einen Popsong, der irgendwie an PIL-zu-„This-is-not-a-Love-Song“-Zeiten-Ausschuss erinnert, und das wegen des besonderen Erfolgs gleich zweimal hintereinander. Kill the DJ, hang him high). Es wird gerammelt, was, das kann ich zumindest glauben, die zerebralen Fähigkeiten des Cabriodrivers voll und ganz belegt, so dass der sich hinter ihm materialisierende Killer schon zu geradezu verzweifelten Maßnahmen greifen muss, um sich bemerkbar zu machen (anticken reicht nicht, er muss neben seinem Ohr die Nagelpistole abfeuern). „She got an itch and I just wanted to help her“, verteidigt sich Cabrioman, der den Killer für den Beschützer der unschuldigen Frauenzimmer hält, in der O-Ton-Fassung geradezu poetisch, was ihm aber auch nicht hilft. Der Killer beordert die Schlampe ins Auto, ehe er dessen Besitzer exekutiert. Weil Schlampi das offenbar erheblich weniger töfte findet als vom Killer antizipiert, macht er auch sie noch tot. Man kann sagen, was man will, faul ist der Mörderbursch nicht.

Einen Umschnitt weiter sitzt ein bärtiger Typ in seinem Wohnzimmer und liest Zeitung. Tagesgespräch ist – wen wundert’s – die gar grauenhafte Mordserie (die aber, wenn ich mal so sagen darf, im Gegensatz zur Behauptung des Cover-Blurbs, niemanden so wirklich zu terrifizieren scheint). El Barto zieht eine Schlussfolgerung, die der Polizei wohl bislang noch nicht so aufgefallen ist – ein ganzes Rudel der Opfer waren Bauarbeiter an ein und der selben Baustelle. Was insofern dümmlich ist, weil er ebenfalls dort gewerkelt hat. Das durchschnittliche attrakvie Mädel, das ich zunächst für seine Geliebte gehalten habe, sich aber noch als sein Lendensproß herausstellen wird, kümmert dies wenig, und auch Bartmann himself legt die Zeitung nach dieser Feststellung achtlos weg, um sich wichtigeren Dingen, wie z.B. dem Grill auf der Terasse und dem Anheizen desselben zu widmen. Little does he know, dass der finstere Killersmann sich bereits IM SWIMMING POOL auf die Lauer gelegt hat, nun aus dem Wasser bricht wie ein schlecht gelaunter Godzilla und seine (scheinbar durch Wässern nicht weiter beeinträchtigte) Nagelpistole abfeuert. El Barto stürzt bäuchlings (und tot) auf den Grill und brutzelt somit Schweinebauch. Der Killer verschwindet ungesehen.

Nachdem wir schon fast davon ausgehen konnten, den Rest des Films nur noch mit „random vignettes“ zu verbringen, treffen wir überraschend unseren Doktor wieder, der mittlerweile dazu übergegangen ist, modernste Technik zur Lösung des Falls einzusetzen, nämlich seinen treuen Computer (so’n TRS-80-ähnliches Grünmonitorteil). Wider Erwarten spuckt ihm die EDV nicht gleich Name und Adresse des Mörders auf (mich würde eh interessieren, was er sich davon erhofft. Aber „gib es in den Computer“ ist halt ein Plot Device für faule Autoren), so dass er sich genötigt sieht, einen Kollegen anzurufen. Ökonomisch, wie unser Film ist, zeigt er uns das nachfolgende Telefongespräch in voller Länge, audiotechnisch bekommen wir aber nur Docs Teil der Konservation serviert. Highly cinematic. Nachdem Doc seinem werten Mitarzt ausführlich erzählt hat, was bislang geschehen ist (schreckliches Zeug: „Ich habe nichts so Brutales gesehen, seit ich in Nam war!“), rückt er damit raus, was er vom Kollegen will – ein Täterprofil (wie der Kollege das aus großer Entfernung und nur mit den Halbinformationen, die Doc ihm liefert, erstellen soll, ist mir ein Rätsel. „Der Täter ist zwischen 12 und 98 Jahre alt, männlich oder weiblich, weiß oder schwarz, und vermutlich bekloppt.“ – „Super, jetzt weiß ich, wer’s ist, ich fahr gleich los und verhafte ihn!“, oder wie?) Kaum hat Doc aufgelegt, klingelt der Apparat schon wieder – der Sheriff bestellt ihn zum neuesten Tatort (dem Grill-Mord). Vor Ort strengt nun auch der Sternträger die Überlegung an, dass von den satten 11 Opfern bislang mindestens sechs Bauarbeiter an der gleichen Baustelle waren, und zufällig auch noch die, die vor einer Weile einer Gang-Vergewaltigung beschuldigt wurden. Ob da ein Zusammenhang…? Sheriff Tom will jedenfalls sicherheitshalber mal Linda befragen – „vielleicht hat sie das Gesetz in die eigene Hand genommen.“ Doc hält das für höheren Blödsinn, schließlich hat er sie post-traumatisch betreut und bestenfalls „ein wenig Verbitterung“ festgestellt, aber keine Neigung zum Abschlachten von allem, was sich bewegt (der große Stupiditäts-Contest zwischen Sheriff und Doc ist jedenfalls noch nicht entschieden). Der Sheriff lädt Doc auf’n Käffchen ins Diner ein und versucht ihm, seine Theorie näher zu bringen, aber Doc steht weiterhin auf dem Standpunkt, dass eine „mentale Störung“ bei Linda nicht zu bemerken gewesen wäre. Der Sheriff verweist auf sein Bauchgefühl, das ihn noch nie getrogen habe (genug Bauch ist ja auch da), aber Doc ist immer noch sicher, dass der Uniformierte auf dem falschen Dampfer ist und, bevor er irgendwelchen Blödsinn (wie eine Verhaftung, die *vielleicht* die Mordserie beendet) anstellt, doch bitte die Einschätzung seines Freunds und Kollegen aus Denver abwarten soll.

Eine Brünette, eine Blondine und eine Rothaarige gehen in eine Bar – nein, tschuldigung, das war der blöde Witz, den ich vorgestern gelesen habe… eine Blondine und eine Brünette latschen durch den Wald und erreichen, begleitet von einem DRAMATISCHEN MUSIK-CUE ein Haus (das Bailey-Haus? Ich glaube nicht). Während der Killer schon durch den Bildhintergrund streift, versuchen Blondi und Brüni sich bemerkbar zu machen, ihnen ist nämlich wohl der Sprit ausgegangen, und weil im Hinterwald ja jeder Redneck seine eigene Zapfsäule hat, hoffen sie, hier den ein oder anderen Kanister (den müsste der edle Spender aber noch mitliefern, weil in die Handtäschchen der Damen passt nicht viel rein) abgreifen zu können. Da sich auf ihr Rufen niemand meldet, verfallen sie auf den Gedanken der Selbstbedienung, aber vor den Benzinraub hat der liebe Gott den Killer gesetzt, der von den Rechtfertigungen der Schicksen wenig hält und sie unbürokratisch umnietet. „Jetzt hol ich den blöden Sheriff und dieses Arschloch von Doktor“, setzt sich der Killer hehre Ziele und deutet damit auch an, dass wir uns langsam, aber sicher, auf’s Finale zubewegen.

Das referierte Arschloch grübelt in seiner Praxis vor sich hin und ruft erst Linda an, um ihr dann persönlich auf den Zahn zu fühlen. Doc verdächtigt offenkundig Bubba und will von Linda nun „die Wahrheit“ wissen, denn sie und Bubba wären „zu weit gegangen“, der Sheriff sei schon unterwegs, um sie zu verhaften. Stellt sich nur noch die Frage – wo ist Bubba? „Mit seinem Leichenwagen unterwegs“, kunftet Linda aus… Doc packt Linda in seinen TransAm und off they go. Da ihnen glücklicherweise Bubba samt Leichenwagen entgegenkommt, kann eine AUFREGENDE DIRT-TRACK-VERFOLGUNGSJAGD, wie sie bei den „Dukes of Hazzard“ nicht mal in die Outtakes gekommen wäre, abgespult werden, die in einem Kieswerk endet. Bubba steuert seine Kalesche eher unmotiviert einen Sand-/Kiesberg hinunter und muss seine Flucht zu Fuß fortsetzen, mit Doc auf seinen Fersen. Wie jeder vernünftige Psychokiller, der weiß, das es auf sein Ende zugeht, entscheidet sich Bubba zielsicher für eine ausweglose Fluchtmöglichkeit und sprintet einen dieser riesigen Bergwerks-/Kieswerks-Baggerkräne hoch, immer noch verfolgt von Doc. Oben angekommen, stellt Bubba verblüfft fest, dass es irgendwie nicht weiter geht und fällt, nachdem er sich über’s Geländer gewuchtet hat, eher sinnbefreit runter, bricht sich alle Knochen und ist tot. Dieweil der Sheriff vorfährt, streichelt Linda dem geplätteten Rächer ihrer geraubten Unschuld über’s Haar: „Er hat es nur für mich getan“, seufzt sie (und lässt dabei völlig offen, ob sie nun Mitwisserin war oder nicht) und scheucht den trostwilligen Sheriff weg. „Ich hasse dieses Ende“, verkündet Doc (wohlgemerkt: der Film-Doc!), dem es wohl lieber gewesen wäre, Bubba hätte noch weitergemordet, bis die Stadt entvölkert ist, aber jetzt ist es „vorbei, wirklich vorbei“, schlusswortet der Sheriff. Linda tätschelt ein wenig ZU liebevoll den Motorradhelm (machten die sich echt Hoffnungen auf ein Sequel?), ehe sie literally an der Hand von Doc (wann bitte schön haben die beiden sich verliebt?) in den Sonnenuntergang spaziert… Ente gut, alles gut.

Nu, das war mal wieder ein Film, der seine Einordnung in die „Trash Collection“ redlich verdient. Was Terry Lofton und sein Kumpel Bill Leslie für eine Handvoll Dollar innerhalb eines knappen Monats zustande brachten, ist, man kann es nicht anders sagen, nichts als das Werk einiger Filmamateure, die für den Drive-in-circuit, als man mit einem selbstgedrehten Exploitation-Film wenigstens noch in die Autokinos der Region kommen konnte, zu spät dran waren und irgendwie darauf hoffen mussten, im aufkommenden Videowahn den ein oder anderen Cent zu verdienen.

Was prinzipiell nichts Schlechtes ist, und bei allen Schwächen des Films, und er hat so einige, man kann ihm im Gegensatz zu so manch anderem Billigklopper mit reißerischem Titel zumindest nicht vorwerfen, er würde nicht da liefern, was er verspricht; ehrlich gesagt hat der Film nichts anderes als sein angekündigtes Nagelpistolenmassaker, zumindest nichts, was entfernt so aussieht wie eine nachvollziehbare Geschichte…

Mir liegt leider die Dokumentation „Nailed!“, die für den 20th-Anniversary-US-DVD-Release angefertigt wurde, nicht vor (die hätte CMV ruhig lizenzieren können, pffrz), aber ein paar der dort gemachten Statements konnte ich nachrecherchieren und verquicke die in der Folge mit solidem Halbwissen und blanken Spekulationen meinerseits. Danach gehe ich davon aus, dass Lofton (zuständig für’s Script) und Leslie ursprünglich einen, ähm, „ernsthaften“ Rape’n’Revenge-Heuler im „I Spit On Your Grave“-Gefolge auf die Beine stellen wollten, aber irgendwann leidgeprüft zugeben mussten, dass ihnen selbst dafür das kreative Talent fehlt. Lofton selbst gibt in „Nailed!“ zu (obwohl man das mit Hindsight 20/20 und zwei Dekaden Abstand, in denen das Werk irgendwie den Ruf eines „Kultklassikers“ gewonnen hat, freilich leicht reden hat), dass ihm im Verlauf des Drehs klar wurde, dass „Nail Gun Massacre“ als Horrorfilm nicht ernst genommen werden würde und absichtlich versuchte, dem Film eine etwas komischere Note zu geben (allerdings behauptet Lofton auch, das ursprüngliche Script sei 80 Seiten lang gewesen, man hätte aber aus Budget-Gründen nur 25 Seiten filmen können…). Ich würde es vielleicht nicht so formulieren… eher macht der Film den Eindruck, als hätten Lofton und Leslie ursprünglich wirklich einen harten Horror-Action-Reißer machen wollen, irgendwo auf halbem Weg allerdings aufgegeben, eine Story zu entwickeln und wären dann zur bewährten „make-some-shit-up-as-we-get-along“-Schule übergegangen.

Es gibt keine durchgängigen Charaktere, keine Protagonisten – Doc und Sheriff, die einzigen Figuren, die über die gesamte Filmlaufzeit hinweg auftreten, sind keine aktiv handelnden Personen, sie übernehmen vielmehr eine Art „greek-chorus“-Funktion und fassen die Geschehnisse zusammen, vermitteln Exposition und stellen Vermutungen an, aber sie greifen – bis zum Finale hin – nicht in die „Handlung“ ein. Naja, was heißt „Handlung“? Eine echte Handlung, einen Plot hat „Nail Gun Massacre“ nicht. Wir haben die kurze „erklärende“ Prologsequenz der Vergewaltigung, in deren Verlauf wir die Vergewaltiger nicht mal richtig erkennen (was in der Folge die Unterscheidung, ob der Killer nun gerade „gerechtfertigt“ einen der damaligen Übeltäter tötet oder einen nur zufällig des Weges kommenden Unglückseligen, schwer macht), und dann geht’s los mit der beliebigen Aneinanderreihung von Kills, die jeweils mit ihrem eigenen kleinen Mini-set-up daherkommen, jedes Mal neue Charaktere einführen, die wir nicht kennen oder gar kennen müssten, und durch die kommentierenden Sequenzen mit Doc und dem Sheriff miteinander verbunden werden; das wirkt also weniger wie ein kohärenter, klassisch strukturierter Plot (von einer „Drei-Akt-Struktur“ kann man *hier* wirklich nicht reden), als vielmehr wie ein Rudel von acht-neun willkürlich aneinander gefügten, lediglich durch die gleiche Killerfigur thematisch verknüpften Kurzfilmen. Die natürliche Konsequenz – nichts in diesem Film hat irgendeine dramaturgische Bedeutung, nie kann sich Spannung entwickeln, da wir spätestens beim zweiten „Durchlauf“ geschnallt haben, dass die Figuren, die uns gerade vorgestellt werden, drei Screen-Minuten später tot sein werden und dann der nächste Satz Kanonenfutter eingeführt werden wird (einzige Ausnahme: John, Tom und Maxine, von denen man meinen könnte, sie wären so etwas wie wichtige Charaktere, da sie verhältnismäßig viel Screentime bekommen, aber die verabschieden sich, ebenso wie Trish, irgendwann spurlos aus der Handlung. Ist aber auch nicht schlimm, weil sie alle NERVEN). So kann der Zuschauer freilich nie eine Bindung zu den Figuren herstellen und ist demzufolge eben „emotionally unattached“, wenn sie ins Gras beißen. Da dem Killer aber auch eine echte Identität (nicht zu verwechseln mit einem Outfit und einer Methode) fehlt, entfällt auch das ersatzweise sonst gern genommene „root for the killer“-Syndrom; zudem tötet der Killer ja nicht nur die, die’s „verdient“ haben (die Vergewaltiger), sondern ziemlich wahllos, was dazu führt, dass die set-up-Szenarien schon ziemliche outlandishe Bemühungen anstrengen müssen, um eine moralische Rechtfertigung für die Morde zu finden (die natürlich beinahe ausschließlich mit Sex zu tun haben – beim Stinkefinger-Gruß des Anhalters als „Motivation“ für den Killer ist’s aber mit jedem noch so krampfhaften „ich-will-den-Film-als-HORROR-Ernst-nehmen“ eh vorbei).

Die Dialoge sind größtenteils godawful, die one-liner des Killers eine Katastrophe für sich und die Versuche des Scripts, absichtlich komisch zu sein, meistens völig mißraten (mit der Ausnahme des oben zitierten „fährt die ganze Zeit im Polizeiauto rum und lässt die Leichen liegen“-Gags, über den ich mich wirklich tierisch beömmelt habe)…

Potential für einen vernünftigen, sprich ernsthaften Film wäre durchaus vorhanden – das rape’n’revenge-Szenario mit dem Twist, dass es nicht das Vergewaltigungsopfer selbst ist, das Rache übt, sondern ein Freund mit verschrobenem Gerechtigkeitsempfinden, wäre prinzipiell tauglich, allerdings müsste man dann sowohl das Opfer etwas sympathischer machen (bzw. es überhaupt stattfinden lassen – zwischen Prolog und Showdown ist die einzige Szene, in der Linda überhaupt auftaucht, diejenige, in der sie relativ grundlos, abgesehen von einem rein grundsätzlichen Hass auf alle Handwerker [dann sollte man aber vermutliche keine Baustoffhandlung betreiben], John beschimpft); wenn man interpretieren *wollte*, was man bei einem Film wie diesem aber wohl nicht *sollte*, stünde natürlich die Möglichkeit im Raum, dass Linda und Bubba sich den Revenge-Part geteilt haben (immerhin IST der Killer in den meisten Szenen schmerzhaft offensichtlich eine eher zierliche Frau), was die Tür zu einer Fortsetzung sperrangelweit offenstehen ließe, aber da der Film nicht ernstlich entsprechende Hinweise verteilt (sondern z.B. der gerade geschilderte Umstand „Killer ist eindeutig Frau“ meines Erachtens schlichter Schlamperei bzw. „don’t-give-a-fuck“-Attitüde geschuldet ist), sollte man wohl nicht soweit gehen…

Die Gestalt des Killers, das Outfit, ist recht cool – Kampfanzug, abgeklebter Motorradhelm und die Nagelpistole mit Druckluftbehälter ergäben eigentlich eine ziemlich imposante Erscheinung, aber es bräuchte dazu dann halt auch die notwendige physische Präsenz des entsprechenden Akteurs. Der Killer kann so cool aussehen, wie er will, wenn er aber trotzdem nur 1,60 m hoch ist und vielleicht hundert Pfund wiegt, fällt’s bei aller Liebe (und Verständnis dafür, dass man eine Nagelpistole natürlich auch erfolgreich bedienen kann, ohne Jason oder Michael Myers zu sein) schwer, sich vor ihm ins Hemd zu machen; die Vocoder-verzerrte Stimme und das übertriebene MUWAHAHAen hätte man sich zwar schenken können, aber schlimmer wird’s dadurch auch nicht.

Inspiriert zu der ganzen Schauermär wurde Terry Lofton übrigens, weil er Augenzeuge wurde, wie ein paar Bauarbeiter-Freunde von ihm sich eine Nagelpistolen-Schlacht lieferten (was wiederum doch unterstreicht, dass so mancher, der auf dem Bau arbeitet, wirklich nicht deswegen dort ist, weil er ein 1er-Zeugnis vom Gymnasium hat…); ein Beweis dafür, dass Szenen, die man auf Anhieb für die dümmsten halten könnte, diejenigen sind, die auf wahren Begebenheiten basieren.

Handwerklich ist der Streifen verständlicherweise ein Schlachtefest – die Kameraführung ist statisch und langweilig, der Schnitt rumplig und öfter mal Fragen offen lassend, Production Values sind nicht erkennbar (das Outfit des Killers war mit Sicherheit das teuerste am Film), die FX durchschaubar und von simpelster Machart. Ein schauerlicher Synthi-Score tut sein übriges, aber „Nail Gun Massacre“ ist dann doch einer dieser seltenen Fälle, in denen sich totale technische Inkompetenz (bzw. schlicht nicht vorhandener Wille, mehr zu tun als schlicht abzufilmen, was die gedungene Nasen vor der Kamera so treiben), vollkommene Vernachlässigung jeglicher dramaturgischer Struktur, (noch zu würdigendes) Anti-Schauspiel, eine erbauliche Anzahl von unberechtigten Nackt- oder Sexszenen, aufgesetztes Bemühen um „Humor“ und der völlige Verzicht auf Spannunserzeugung oder Atmosphäre sich zu einem, ähm, „Gesamtkunstwerk“ verbinden. Ja, schlichtweg alles an „Nail Gun Massacre“ ist bodenlos schlecht, aber im Gegensatz zu beisielsweise einem Kadaver bin ich nicht in der Lage, so auf den Film einzuprügeln, wie er’s objektiv gesehen verdient hat, weil ich hier tatsächlich an der Schlechtigkeit meinen Spaß hatte – nicht auf dem Unterhaltungslevel eines Ed Wood, das ist klar, aber die unbeholfen-holprige Art, mit der Lofton und Leslie ihren Film zusammenstümpern, hat schon wieder etwas Liebenswertes an sich (auch der Umstand, dass „Nail Gun Massacre“ zwar 1985 gedreht wurde, aber trotzdem der gesamte Look des Streifens, abseits der Frisuren so manchen Mädels, ihn eher auf Mitte 70er datiert, spielt da mit rein).

Immerhin, wir hatten es schon eingangs festgestellt, seinen Titel trägt der Streifen zurecht – der Bodycount ist impressiv und tatsächlich wird jedes Opfer zu Tode genagelt. Das ist immerhin eine Mordmethode, die vergleichsweise ungewöhnlich ist (allerdings erscheint mir der Werkzeugkasten langsam als Quelle für Mordinstrumente ausgereizt – Bohrmaschinen, Schraubenzieher, Hammer, Nagelpistole… was will man noch verwenden? Wasserwaagen? Kabelklemmen?), aber es ist auch eine eher … unspektakuläre Methode, insbesondere, wenn man mit „leeren“ Nagelpistolen um sich wedeln muss, PFUMP-PFUMP-Geräusche von der Soundspur einfiedelt und dann Gumminägel an die Opfer klebt – oft genug müssen die Nagel-Opfer unauffällig ihre Hand vor die „Wunde“ halten (und in dem einen Fall, in dem mal wirklich „geschossen“ wird – der „crotch-shot“, den der arme Brad erdulden muss – ist von hier bis Wanne-Eickel mit bloßem Auge erkennbar, dass der, ähm, Intimbereich des Opfers merklich ausgestopft wurde). D.h. obwohl fleißig und gern in Verbindung mit sexuellen Aktivitäten gestorben wird, ist es nicht sonderlich erschreckend oder eklig, vielmehr einfach nur sichtlich billig. Dass die FSK dem Heuler keine Freigabe erteilen wurde, verstehe ich zwar (gerade unter der Voraussetzung, dass eine Handlung im Wortsinne, aus der sich die Mordtaten ergeben würden, nicht vorhanden ist und man „Nail Gun Massacre“ schon als das Horror-Äquivalent eines Gonzo-Pornos sehen kann), aber *hart* im Wortsinne (d.h.hinsichtlich explizitem Splatter und Gore) ist der Film eigentlich nicht (aber dafür sehen wir haufenweise nackte Tatsachen inkl. full frontal male nudity).

Von den Schauspielern ist einer schlechter als sein Nebenmann, was gewisses Verständnis für Lofton und Leslie erzeugt – ich hätte auch niemandem aus diesem Ensemble freiwillig eine Hauptrolle gegeben… Rocky Patterson (Doc), dem man noch am ehesten eine gewisse schauspielerische Leistung unterstellen kann, fand immerhin noch Anstellung in B-Movies wie „Blood on the Badge“, „Macon County War“, „Cyberstalker“ oder „Repligator“ (sic) – immerhin manchmal an der Seite von Genregrößen wie Jeffrey Combs oder Gunnar Hansen; Ron Queens Darbietung als Sheriff sollte hingegen als abschreckendes Beispiel in jeder Schauspielschulen-Erstsemester-Klasse gezeigt werden (er ergatterte trotzdem noch eine kleine Rolle in dem von Lou Diamond Phillips geschriebenen „Trespasses“).
Beau Leland ist als Bubba armselig, Michelle Meyer („Erotic Confessions“) als Linda (und gemeinsam mit Joann Hazelbarth im Killerkostüm unterwegs) in ihren wenige Szenen halbwegs erträglich. Zum Rest des Casts erspare ich mir eine Einzelkritik – niemand kann für saure Algengrütze spielen…
Connie Speer (Trish) hatte 1992 noch eine Hauptrolle in dem von David DeCoteau produzierten Horrorschank „Reanimator Academy“ (ich kann mir nicht vorstellen, dass der Film besser ist als die Assoziationen, die sein Titel weckt), der Rest sind lokale „Talente“ ohne Hoffnung auf eine berufliche Karriere im Bereich der Thespiskunst.

CMV legt den Film als Nr. 44 in der Trash Collection vor. Der anamorphe 1.78:1-Transfer ist nicht so gut, wie ich mir das gewünscht hätte (zumal der Trailer in erheblich besserer Qualität vorliegt und ich vermute, dass Synapse für den 2005er US-Release einen etwas amtlicheren Transfer hingebogen hat); die Schärfewerte sind knapp unterdurchschnittlich, die Farben relativ blass, das Bild insgesamt, speziell auf 16:9-Equipment, ziemlich grobkörnig. Verschmutzungen und Defekte immerhin halten sich in Grenzen.

In Sachen Tonspur hat der geneigte Kunde die Wahl zwischen Pest und Cholera – der englischen Original-Tonspur, die ein einziger breiiger Matsch aus Dialog, Geräuschen und Musik ist, in dem es oft genug nahezu unmöglich ist, die Dialoge wirklich auszumachen, und einer deutschen Synchronfassung, die nicht nur die Geräusche und Musik soweit in den Hintergrund regelt, dass sie manchmal gar nicht mehr wahrzunehmen sind, ersatzweise dafür aber mit der schlimmsten Porno-(Neu-)Synchro seit Menschengedenken aufweist, in der ein unpassend gecasteter Sprecher nach dem anderen sich größte Mühe gibt, so unmotiviert wie möglich zu klingen. Fürchterlich. Das „Psychos in Love“-Treatment (Verzicht auf eine Neusynchro, statt dessen Untertitel) wäre mir hier wesentlich lieber gewesen.

Als Extras gibt’s den deutschen und den US-Trailer (im Endeffekt exakt der selbe, nur mit unterschiedlicher Sprache, wobei ich fast völlig sicher bin, dass es sich sogar um den gleichen Sprecher handelt), stumme Outtakes von begrenztem Unterhaltungswert, eine Bildergalerie sowie zwei Trailer auf andere Trash-Collection-Titel.

Berühmte letzte Worte – objektiv betrachtet ist „Nail Gun Massacre“ ein echter Drecksfilm, dessen primäre Merkmale – bedenkliche Moral, totale Verweigerung an eine echte Dramaturgie und konsequenterweise eine geradezu negative Spannungsentwicklung, handwerkliche Unbeholfen- bis Unfähigkeit, fürchterliche darstellerische Leistungen – mühelos dafür ausreichen sollten, ihn in den siebten Kreis der Hölle zu verdammen, aber ich schaffe es nicht. Ja, der Film ist bodenlos, ja, niemand, der an dem Film beteiligt war, KANN irgendwas, und doch macht das Ding gerade deswegen wieder überraschend viel Laune. Und überhaupt – wie könnte ich ein Lichtspielwerk in Bausch und Bogen verdammen, wenn es tatsächlich schafft, sein Titel-Versprechen einzulösen? Wir wollen ein „Nail Gun Massacre“, wir bekommen ein „Nail Gun Massacre“. Alles andere ist dann doch eher nebensächlich… Freunde des groben Horror-Trash dürfen sich diese Disc, die aber von besserer Bild- und Tonqualität schon profitieren würde (auch wenn das natürlich zum Gesamt-Trasherlebnis beiträgt), durchaus zulegen. Mild recommendation for freaks – kein laugh-a-minute, jedoch ein permanenter „what were they THINKING“-Fall…

(c) 2009 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 6


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