Nacht der Vampire

 
  • Deutscher Titel: Nacht der Vampire
  • Original-Titel: La noche de Walpurgis
  • Alternative Titel: The Werewolf versus the Vampire Woman | Shadow of the Werewolf | Blood Moon | Werewolf Shadow |
  • Regie: Leon Klimovsky
  • Land: Spanien/BR Deutschland
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Paul Naschy (Waldemar Daninsky), Gaby Fuchs (Elvira), Barbara Capell (Genevieve Bennett), Andres Resino (Inspector Marcel), Yelena Samarina (Elizabeth Daninsky), Jose Marco (Pierre), Patty Shepard (Countess Wandesa Darvula de Nadasdy)


Vorwort

Ein weiterer Beitrag aus der beliebten Reihe Paul Naschy spielt den Zottelmann…

Zu Beginn unseres Films liegt Waldemar Daninsky tot auf dem Seziertisch eines Gerichtsmediziners, der selbstredend als Mann der Wissenschaft beweisen will, dass Werwolftum und dergleichen Tinnef sind und er deswegen jetzt zu Demonstrationszwecken die Silberkugel, die Daninsky erlegt hat, herausoperieren will. Macht er auch, und wie wir alle ahnen, ist das keine sonderlich gute Idee. Daninsky macht uns sofort den Wolf, killt den Gerichtsmediziner und seinen Kumpel und verschwindet ungesehen in der Nacht…

Einige Zeit später sind die Freundinnen Elvira und Genevieve unterwegs in der französischen Provinz. Sie sind der Legende der vampirischen Gräfin Vandessa auf der Spur, die in der Gegend ihr Unwesen getrieben haben soll. Zunächst mal stoßen sie aber, bar Benzins, auf Waldemar Daninsky, der sich in einem baufälligen Haus nahe dem Kloster, in dem Vandessa bestattet sein soll, niedergelassen hat und eine Tarnexistenz als Schriftsteller pflegt, in Wahrheit aber selbst auf der Suche nach Vandessa ist, deren ihm einst zugedachter Biss die ganze Werwölferei nicht leichter macht – und wie jeder zünftige Werwolf will Daninsky seine Existenz baldmöglichst beenden, was irgendwie wohl damit mit Vandessa zusammenhängt.

Nun, auch wenn’s unheimlich ist und Waldemar seine durchgeknallte Schwester Elizabeth wohlweislich erst nachdem sie versucht hat, beide Mädchen zu erwürgen als ebensolche vorstellt, bleiben die Girls bei Waldi und finden in der Tat auch das Grab der Vampirin. Waldemar nimmt das der Vampirin durch die Brust gerammte Kruzifix an sich und Genevieve blutet dekorativ auf Vandessas Skelett, was, wie nicht anders zu erwarten, dazu führt, dass Vandessa reanimiert…

Vandessa vampirisiert erfolgreich Genevieve. Waldemar gelingt es, Genevieve durch Pflockung zu erlösen, killt aber des Vollmonds wegen selbst den ein oder anderen Landstreicher. Vandessa versucht sich auch an Elvira, es gelingt ihr, sie zu beißen, doch weil sie irgendwie unter Waldemars magischem Liebes-Schutz steht, kann die Vampirin ihr nichts ernstlich antun.

Inzwischen ist Elviras Freund, der Polizeiinspektor Marcel, im nahgelegenen Dorf angekommen, und zieht eine Verbindung zwischen einer kryptischen Nachricht Elviras, Waldemars Anwesenheit und den zahlreichen toten Frauen vor Ort, die der lokale Aberglaube Vampiren und Werwölfen andichtet. Marcel glaubt an Daninskys Unschuld, doch der lehnt eine Zusammenarbeit ab. Vandessa will er alleine erledigen…


Inhalt

Die schier endlose Daninsky-Reihe, auf der Paul Naschy, Spaniens mutmaßlich größer Horror-Star, seinen Ruhm aufbaut, war nie sonderlich spektakulär, intelligent oder originell. Der hiesige vierte Teil macht da keine Ausnahme. Naschy spielt Daninsky routiniert und zumindest etwas glaubhafter in der „Ladies Man“-Hinsicht als Lon Chaney jr. seinen Larry Talbot – der schönste Man der Welt ist auch Naschy nie gewesen, aber er strahlte in seinen besten Zeiten schon einen gewissen Charme aus. Dass das Script den Konflikt zwischen „Wunsch, den Fluch zu beenden“ und „bei Vollmond morden, bis der Watzmann jodelt“ nicht wirklich konsequent ausarbeitet, ist nicht die Schuld des Schauspielers Naschy, sondern des Drehbuchautoren Jacinto Molina (dummerweise ist das halt ein und dieselbe Person…). Der Versuch, Daninsky eine starke tragische Komponente mitzugeben, ist spürbar, nur eben nicht wirklich gekonnt umgesetzt.

Dafür aber befleißigt sich dieser Film einer der schönsten Atmosphären der bislang von mir gesichteten Naschy-Wölfchen. Stammregisseur Leon Klimowsky setzt hier weniger auf Blut und nackte Tatsachen (wobei beide nicht fehlen, sondern sehr dosiert eingesetzt werden) als auf eine Traum-/Alptraumstimmung, wie sie bei Jean Rollin, Jess Franco in seinen besseren Tagen, oder – gerade in den stets in Zeitlupe zelebrierten Auftritten der Vampirfrauen – Amando de Ossorios „reitenden Leichen“-Filmen nicht deplaziert wirken würde (ich hätte eine Szene, in der Elvira recht unmotiviert von einem nie erklärten Zombie-Mönch angegriffen und von Daninsky gerettet wird, glatt für eine Hommage an die Reitenden Leichen gehalten, wäre Ossorios erster Templerstreich nicht erst ein Jahr später herausgekommen).

Daninskys Gegenspielerin ist Patty Shepard (bekannt aus dem Spencer/Hill-Vehikel „Zwei wie Pech und Schwefel“), die im schwarzen Walle-Gewand und Gesichtsschleier nicht viel sagen muss, sondern einfach nur bedrohlich auf ihre Opfer „zugleitet“. Gaby Fuchs („Hexen bis auf’s Blut gequält“) und Barbara Capell (späterer Star deutschen Kinderfernsehens in „Lemmi und die Schmöker“, aber Ende der 60er Sex-Starlet in Gemmen wie „Josefine – das liebestolle Kätzchen“ oder „Bumsfallera in Kitzelhausen“) mimen Elvira respektive Genevieve. Mir persönlich hätt’s besser gefallen, hätten die beiden die Rollen getauscht… die Capell ist schon ein extrem heißer Feger, der 1a in mein Beuteschema passen würde und von der ich daher alleine schon zeitlich gern mehr gesehen hätte…

Sex & Gewalt: Brüste gibt’s verschiedentlich zu sehen, aber nicht plakativ, und auch die Gewalt ist zurückhaltend und besteht hauptsächlich aus einigen Werwolfskratzer-Make-up-Effekten. Naschys Wolfs-Outfit kann man mögen oder nicht, es ist das, was man bei dieser Serie erwartet und dann auch bekommt. Der Score ist atmosphärisch, gelegentlich etwas dissonant, aber allgemein passend zur jeweiligen visuellen Stimmung.

„Nacht der Vampire“ ist sicherlich nicht sonderlich spannend oder aufregend, aber einer der handwerklich solider gearbeiteten spanischen Horrorfilme und auch einer der atmosphärisch besten. Wer ein Trashfeuerwerk sucht, sollte eher nach „The Werewolf and the Yeti“ spähen, dieser hier ist eher was für die Freunde des leiseren, annähernd poetischen Eurohorrors.

3/5
(c) 2016 Dr. Acula


mm
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