Mystic Knights – Die Legende von Tir Na Nog

 
  • Deutscher Titel: Mystic Knights - Die Legende von Tir Na Nog
  • Original-Titel: Mystic Knights
  •  
  • Regie: V.A.
  • Land: USA/Irland
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    Lochlainn O’Mearain (Rohan), Linda Dwan (Deidre), Vincent Walsh (Angus), Justin Pierre (Ivar), Charlotte Bradley (Maeve), Stephan Brennan (Conohar)


Vorwort

ier Folgen der TV-Serie auf zwei DVDs: „Auf der Suche nach Tir Na Nog“ – auf einer Insel tobt der Krieg zwischen den verfeindeten Königreichen Kelts (die Guten) und Temra (die Bösen). Königin Maeve von Temra schickt ein marodierendes Monster nach Kelts und fordert den dortigen König Conohar zur Kapitulation auf. Cathbad, Conohars Druide, erinnert sich an die Legende des Ritters Draganta, der Kelts in Zeiten der Not den Frieden bringen würde. Sein Assistent Rohan bricht ins Feenreich Tir Na Nog auf, um von Fin Varra, dem dortigen König, Informationen über Draganta zu erhalten.
„Vertrauen ist gut“ – Rohan, sein Freund, der Taschendieb Angus, Conohars Tochter Deidre und der ausländische Prinz Ivar, den sie unterwegs aufgegabelt haben, werden von Fin Varra in Tir Na Nog einem Test unterzogen, der ermitteln soll, ob sie würdig sind, magische Waffen und Rüstungen für ihre weitere Suche nach Draganta und den Kampf gegen Maeve zu erhalten. Im Versagensfall droht den Vieren aber ein Schicksal als Sklaven der Feen…
„Eislord, Wächter der magischen Rüstung“ – Rohan, Angus, Deidre und Ivar, von Conohar zu den „Mystischen Rittern“ ernannt, versuchen, Pygar, den Drachen der Wahrheit, zu zähmen, doch bemerken schnell, dass sie dafür die magischen Rüstungen benötigen, die sie erst noch im Kampf gegen die jeweiligen Wächter derselben gewinnen müssen. Rohan macht den Anfang und muss sich Eislord stellen, während Maeve die drei anderen Ritter mit einem Steinmonster beschäftigt.
„Der Wolfshund“ – Nachdem Rohan erfolgreich seine Rüstung erobert hat, versucht sich nun Deidre. Sie muß der „Blitzfledermaus“ gegenübertreten. Indessen gelingt es Maeve, Rohan mittels einer List in ihr Schloß zu locken, wo er sich bald schon in den Katakomben Maeves mit doppelköpfigem Wolfshundmonster auseinandersetzen muss.


Inhalt

(aufsteh-räusper) Mein Name ist Doc, ich bin 33 Jahre alt, wohne in Berlin und habe ein Problem. Ich sehe mir „Mystic Knights“ an (schamhaft-hinsetz).
Es musste mal so kommen. Irgendwann schlägt ein regressives Gen durch und man glotzt den ganzen Tag nur noch SuperRTL. Okay, zum Thema – aus unerfindlichen Gründen bin ich, hm, „Fan“ ist übertrieben, Gelegenheitsseher von „Mystic Knights“ (obwohl auf RTL II mindestens schon viermal gelaufen, hab ich die Serie noch nie komplett gesehen und weiß bis heute nicht, wie’s ausgeht) – irgendwie halte ich die Serie für charmant-trashig-lustig. Als ich mal leichtfertig äußerte, dass es davon DVDs gibt, die ich prinzipiell gern mal hätte, war mir eine Sekunde später klar, dass Cheffe sich das merken würde und mir baldmöglichst Gelegenheit bietet, mich öffentlich zu blamieren ;-)).

Also, ernstlich. Haim Saban, neuerdings ProSiebenSat1-Besitzer und früher mal, vor seinem Aufstieg zum Allround-Medien-Mogul, als Produzent von Kinderfernsehkost tätig. Als solcher hielt er es 1998 wohl für eine hervorragende Idee, eine mittelalterliche Fantasy-Ausgabe der „Power Rangers“ auf die Kinderzimmer der Welt loszulassen. Gedreht wurde on location in Irland, hauptsächlich mit einheimischen Schauspielern und dem üblichen Spezialeffektbudget von drei Dollar achtundzwanzig. Irgendwie startete die Serie, obwohl den „Power Rangers“ in so ziemlich allen Belangen weit überlegen, nie richtig durch, wurde so ca. bei Hälfte der Laufzeit ihres Gewaltpotentials beraubt (obwohl die Show nie wirklich gewalttätig war) und nach 50 Folgen relativ sang- und klanglos eingestellt.

Dabei, wie schon angedeutet, soo schlecht sind die „Mystic Knights“ nicht, ganz besonders, wenn man die direkten Konkurrenten, die „Power Rangers“ in beliebiger Inkarnation als Vergleich heranzieht. Gegen die lächerlichen austauschbaren Pappkameraden haben die mystischen Ritter einzige Vorzüge: bessere (wenngleich geringfügig) Production Values, eine nicht wahnsinnig komplexe, aber zumindest halbwegs schlüssige Rahmenhandlung, ordentlichere Action, stellenweise für das vermutlich arg maue Budget ganz ansehnliche Effekte und einen hochgradig sympathischen Cast.

Der Reihe nach. Die Production Values – gut, mit dem „Herrn der Ringe“ wird niemand die „Mystic Knights“ verwechseln, die Kostüme sind aber ziemlich gut (die Rüstungen, ok, etwas albern), und irische Burgen geben optisch halt doch ein wenig mehr her als südkalifornische Kleinstädte. Zugegeben, es ist der vernachlässigenswerteste Punkt…

Die Story ist simpel genug, um ja keinen Zuschauer intellektuell zu überfordern, ist aber bemüht, eine einigermaßen schlüssige Fantasywelt aufzubauen. Natürlich ist alles recht naiv und die Schwarz-Weiß-Malerei ist weitestgehend intakt (in späteren Folgen tut sich aber auch diesbezüglich was, wenn Garrett, der „fünfte Ritter“, auftaucht). Ein weiterer Pluspunkt ist, nein, nicht der Titelsong der deutschen Fassung von der Kelly Family, sondern die launige Synchronisation, die sich einen feuchten Schmutz darum schert, ob sie wirklich passend ist, sondern fröhlich mit Anachronismen um sich wirft und die Serie manchmal fast ins Parodistische hebt. Der Doc, bekanntlich mit einer relativ geringen Unterhaltungs-Hemmschwelle, grinst sich jedenfalls bei jeder Folge ein paar Mal eins ob eines gelungenen Gags der Übersetzung…

Die Effekte – klar, auch „Mystic Knights“ kommt nicht durch ein Man-in-Suit-Tricks der billigsten Sorte aus, verzichtet aber wenigstens auf den blödsinnigen Gigantomanismus der „Power Rangers“ (peinlichere Modellkulissen als bei den „Power Rangers“ gab’s höchstens noch bei den „VR Troopers“). Relativ viel Trickarbeit wird mit CGI erledigt – klar, deren Qualität ist schwankend (besonders schön zu beobachten bei den beiden vorliegenden DVDs. Das CGI-Monster aus den ersten beiden Episoden ist eher übel, das Steinmonster aus der dritten Folge hingegen ziemlich kompetent. Der CGI-Drache hingegen sieht zwar prinzipiell nicht ganz schlecht aus, würde sich aber in einer reinen CGI-Umgebung sichtlich wohler fühlen).

Der große Vorteil von „Mystic Knights“ liegt im Cast – anstelle austauschbarer dümmlicher Doofbratzen a la „Power Rangers Beliebiger Blödsinn“ haben wir hier einen Haufen junger Akteure sind, die mit instant likeability ausgestattet sind und gut miteinander harmonieren. O’Meirain, Dwan (die in ihrem Kostüm auch eine, lechz, gute Figur macht), Walsh und Pierre haben eine gute Chemistry und profitieren auch von im Rahmen einer Kindersendung recht gut geschriebenen Charakteren (sie sind zwar edel & gut, aber nicht fehlerfrei und des öfteren stehen ihnen anfänglich bei der Lösung des in der jeweiligen Folge zu lösenden Problems Eigensinnigkeiten, Arroganz o.ä. im Weg). Die Bösen sind naturgemäß überzeichnet, aber nie zu sehr dämonisiert und Charlotte Bradleys Maeve (mit dem ernsthaften Make-up-Problem) spielt ihre Rolle zwar mit einem gewissen Overacting, aber nicht zu over-the-top.

In den auf DVD vorliegenden ersten vier Folgen spielen noch die „kleinen Leute“ (Feen, Elfen usw.) von Tir Na Nog eine relativ große Rolle (gerade dieser Plot Angle ist m.E. ein ziemlicher Schwachpunkt der Serie, weil die Feen manchmal doch zu sehr wie Gartenzwerge wirken), die aber im weiteren Serienverlauf zurückgefahren wird.

Bildqualität: Schade: auf den beiden erhältlichen Scheiben sind jeweils nur zwei Folgen zu finden, was das Medium natürlich in keinster Weise ausreizt. Und da die Bildqualität eh nicht gerade dafür spricht, als hätte man sich großartig Mühe gegeben, die Serie für DVD aufzuarbeiten, hätte man ruhig einige Episoden mehr auf eine Disc klatschen können (auch, da die Scheiben nicht wirklich *billig* sind). Das Bild selbst wirkt schlechter als im Fernsehen, es ist recht verrauscht und grieselig, die Farben sind recht kräftig bunt,dagegen wissen Schärfe und Kontrast nicht zu überzeugen. Die Kompression ist ebenfalls unterdurchschnittlich (bei gut 40 Minuten Spielzeit eigentlich enttäuschend. Allerdings finden sich die Episoden jeweils doppelt auf den Discs. Dazu unter „Extras“). Die Möglichkeiten des Mediums werden jedenfalls in allen Belangen verschenkt.

Tonqualität: Hierfür gilt ähnliches. Der Ton ist allerdings immerhin recht zweckmäßig (Dolby 2.0), könnte aber deutlich kräftiger sein.

Extras: Die einzige Sonderfunktion der Scheiben ist eine Option, beide Folgen am Stück (ohne Abspann der ersten und Vorspann/ggf. Zusammenfassung der zweiten) ansehen zu können. Hierfür hat man die Episoden einfach ein zweites Mal mit entsprechen abgeschnittenen Credit-Sequenzen auf die Discs gepatscht (und nicht mal sauber geschnitten). Originalton oder Untertitel sucht man ebenso vergebens wie irgendwie geartetes Zusatzmaterial.

Fazit: „Mystic Knights“ ist theoretisch eine recht unterhaltsame Fantasy-Serie, die „Power Rangers“-begeisterte Kids eigentlich ansprechen sollte, auch, weil sie technisch-handwerklich wesentlich gelungener und einfach von den Stories und Dialogen her interessanter und witziger ist. Euer Doc, der alte Kindskopf, kann sich jedenfalls mit den mystischen Rittern gut unterhalten (aber vermutlich bin ich kaum repräsentativ, sowohl, was die Zielgruppe der Serie als auch meine Altersklasse angeht. Muss – und kann – ich ‚mit leben). Die beiden DVDs von Laserlight (eigentlich bekannter für ihre Budget-CDs, die in jedem Aldi an der Kasse ausliegen) sind leider umsetzungstechnisch schwach und für den gebotenen Gegenwert einfach zu teuer. Der geneigte Fan kuckt sowieso in die Röhre, weil weitere Folgen (gut für den Geldbeutel, denn das wären ja noch 23 Stück geworden…) nie erschienen sind. Kann man nur hoffen, dass Herr Saban die Reihe doch mal anderweitig lizenziert und wer will, doch noch in den Genuß eines vernünftigen Boxsets (das kann man doch auf sieben-acht Discs packen, ist doch nicht sooo schwer) kommen kann (ich würde glatt zuschlagen).

3/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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