My Little Pony: Der Film

 
  • Deutscher Titel: My Little Pony: Der Film
  • Original-Titel: My Little Pony: The Movie
  •  
  • Regie: Jayson Thiessen
  • Land: USA
  • Jahr: 2017
  • Darsteller:

    Ashleigh Ball (Applejack/Rainbow Dash), Andrea Libman (Pinkie Pie/Fluttershy), Tabitha St. Germain (Rarity/Luna/Granny Smith/Muffins), Tara Strong (Twilight Sparkle), Cathy Weseluck (Spike), Nicole Oliver (Celestia), Britt McKillip (Cadence), Kristen Chenoweth (Skystar), Emily Blunt (Tempest Shadow), Uzo Aduba (Novo), Taye Diggs (Capper), Liev Schreiber (Storm King), Michael Pena (Grubber), Zoe Saldana (Celeano)


Vorwort

Da hat sich Twilight Sparkle mal wieder ne schöne Suppe eingebrockt. Auf ihren Vorschlag hin findet soll in Canterlot das „Festival der Freundschaft“ stattfinden und als amtierende Prinzessin der Freundschaft von Equestria liegt es an ihr, alles – inklusive den Auftritt von Popstar Songbird Serenade – zu organisieren. Wie nicht anders zu erwarten, treibt sie mit ihrem Perfektionismuswahn so manchen fast zum Wahnsinn und steht sich selbst am meisten im Weg. Bevor die Festivität aber ihretwegen zur Katastrophe werden kann, wird Canterlot von geheimnisvollen Angreifern in Luftschiffen überfallen, die nach kurzem Kampf Schloss und Hof im Namen des tyrannischen Storm King erobern. Angeführt werden die fremden Truppen von einem Pony! Tempest Shadow ist ein Einhorn – mit zerbrochenem Horn, und ob dessen augenscheinlich schwerst auf dem Aggro-Trip. Es gelingt ihr, Celestia, Luna und Cadence zu versteinern, Twilight Sparkle gelingt mit Hilfe ihrer Freunde in letzter Sekunde die Flucht, bevor auch sie zu einem Reiterstandbild ohne Reiter wird.
 
Aber was nun? Celestia hatte noch Luna beauftragt, die „Königin der Hippos“ zu alarmieren, aber die lebt weit weit weg, jenseits der „Badlands“. Twilight macht es zu ihrer Aufgabe, die Mission zu übernehmen, und Pinkie Pie, Applejack, Rainbow Dash, Fluttershy, Rarity und Spike sind natürlich mit von der Partie.
 
Indes muss Tempest irgendwie ihren Chef, den Storm King beruhigen, denn der braucht, um seinen Stab des Sacanas ordentlich aufzuladen, damit er superschurkenmäßigen Remmidemmi machen kann, die Magie aller vier Prinzessinnen von Equestria, und eine ist ja nun noch abgängig. Tempest muss also die Verfolgung aufnehmen, sonst kann sie sich die Hoffnung, dass der Storm King, einmal aufgepowert, ihr zerstörtes Horn wiederherstellt, in die Mähne schmieren.
 
Nach einer entbehrungsreichen Wüstenodyssee erreichen Twilight und die Gang die Stadt Klugetown, einen Schmelztiegel allerhand wenig vertrauenswürdigen Gesocks wie aus einem Mad-Max-Film. Die Ponys fallen da natürlich auf wie, eh, naja, bunte Ponys halt und geraten schnell in Schwierigkeiten. Aus der Patsche hilft ihnen Capper, ein Kater und „loveable rogue“, der sich als Freund + Helfer anbietet. Aber Capper ist natürlich eine linke Bazille und will die Ponys nur verkaufen, um seine beträchtlichen Schulden zu eliminieren. Erneut gelingt eine aufregende last-minute-Flucht – die Ponys landen als blinde Passagiere auf einem Luftschiff, dessen Besatzung in Diensten Storm Kings Lieferdienste verrichtet (speziell hinsichtlich Storm-King-Merchandise. Der Schurke ist auf sein Image bedacht). Die Ponys finden heraus, dass die Airship-Crew ehemals als Piraten unterwegs war, und Rainbow Dash gelingt es, durch eine ordentliche Motivationspredigt in Songform Kapitän Celeano davon zu überzeugen, sich aus Storm Kings Diensten zu befreien.
 
Leider kann Rainbow Dash nicht auf einen Sonic Rainboom verzichten, und so entdeckt Tempest die Flüchtigen, nachdem Capper das Storm-King-Henchpony zunächst auf eine falsche Fährte geschickt hatte. Erneut müssen die Ponys fliehen, aber inzwischen wissen sie zumindest, dass Celestia nicht die Königin der Nilpferde, sondern die der Hippogreifen gemeint hatte. Doch deren Heimatstadt ist verwüstet und ausgestorben.
 
Was natürlich daran liegt, dass der Storm King hier bereits wütete und die Hippogreifen zu der verzweifelten Maßnahme greifen ließ, sich in Seeponys zu transformieren und nunmehr unter dem Meer (sing/schwof) zu leben. Prinzessin Skystar freut sich narrisch über den Besuch, aber Königin Nova ist eher unleidlich und wenig hilfsbereit und schon gar nicht will sie ihre magische Transformationsperle rausrücken, von der Twilight glaubt, dass sie die Ponys von Equestria, die längst Sklavendienste für den Storm King verrichten müssen, retten kann. Skystar ist ob der Abfuhr traurig, aber Pinkie Pie zeigt der einsamen Prinzessin auf Twilights Vorschlag, wie man so richtig SPASS hat. Dumm nur, dass Twilight das nur als Ablenkungsmanöver geplant hat, um die Perle zu klauen – was in die Binsen geht und dafür sorgt, dass nicht nur Nova und Skystar amtlich sauer auf Twilight sind, sondern auch sich ihre ausgenutzt fühlenden Freundinnen… Wenn nun sogar die „Mane 6“ entzweit sind, kann Equestria dann überhaupt noch gerettet werden?
 


Inhalt

Ich geb’s ja zu. Ich bin ein Brony. Kein Hardcore-Ponyfetischist, will sagen, dass ich seit der zweiten Staffel die aktuelle Trickserie „Friendship is Magic“ nicht mehr groß verfolge, sondern mich mehr oder weniger darauf beschränke, die Minifiguren zu sammeln, und auch das nicht mit Vollständigkeitstick. Dennoch – ich find die Ponys sympathisch, witzig und weit entfernt von dem, was in den 80ern bei der letzten großen Marketing-Offensive von Hasbro auf Welt, Kundschaft und Kinder losgelassen wurde. Unter der Federführung von Lauren Faust, Angetraute von Craig McCracken, dem Schöpfer der „Powerpuff Girls“, deren Humor ordentlich auf die Ponys abgefärbt hat, wurde aus dem angestaubten Spielzeug für kleine Mädchen ein freches, anarchistisches Franchise mit, nichtsdestotrotz, positiver Botschaft, und gewann durch seine anything-goes-Attitüde auch eine breite Gefolgschaft unter erwachsenen Fans.

Es lag auf der Hand, dass Hasbro nach dem durchschlagenden Erfolg der Fernsehserie (die mittlerweile in ihre achte Staffel geht) auch daran dachte, abendfüllende Filme zu produzieren. „Equestria Girls“, in dem die Ponys in die Menschenwelt verfrachtet werden und menschliche Gestalt annehmen, ein Spin-off (bzw. eine „alternative Version“) bekam schon einige Specials im Film-Format, mit denen Hasbro offensichtlich versuchte, ein älteres Publikum anzusprechen, doch gerade die älteren Fans konnten sich mit dieser Variante kaum anfreunden (und auch Lauren Faust äußerte sich wenig begeistert).

Um so größer war die Vorfreude auf das erste Kinoabenteuer der „regulären“ Ponys, für den Hasbro sich mit Lionsgate Films zusammenspannte. Ein Budget von 6,5 Millionen Dollar (angesichts der dreistelligen Budgets von Pixar-CGI-Filmen ein Trinkgeld) wurde zusammengekratzt, erfreulicherweise der Original-Voice-Cast der Serie beisammen gehalten und ein buntes Potpurri an, sagen wir mal, second-tier-Stars für die Gastparts und neuen Charaktere engagiert – allen voran Liev Schreiber und Kristen Chenoweth (während man beim erstgenannten überrascht sein darf, ist Chenoweth ja geradezu GEMACHT für dieses Franchise, ist sie doch schon eine bubbly-hyperactive-persona).

Regie und Drehbuch wurden ebenfalls dem aktuellen Team der Serie, Jayson Thiessen und Megan McCarthy respektive, überlassen, womit zumindest schon mal gewährleistet war, dass der Film sich in die Serien-Kontinuität einpassen würde (der Film spielt kanonisch zwischen Staffel 7 und 8).

Allen Beteiligten war klar, dass der Kinofilm zwangsläufig epischer im Scope sein musste, ein größeres Abenteuer bringen und erkunden sollte, was jenseits von Equestria liegt. Zweiter Gesichtspunkt war, dass das größere Budget und die größeren Freiheiten dazu führen sollten, auch visuell eine Schippe draufzulegen, die Animation detailreicher zu gestalten, stärker mit Beleuchtung und Schatten zu arbeiten und eine räumliche Tiefe ins Bild zu bekommen – Dinge, für die Adobe Flash, mit dem die Serie animiert wird, eher nicht so berühmt ist. Formell ist diese Operation alle Mal gelungen, Canterlot sah nie atemberaubender und detaillierter aus, und die neuen Schauplätze wie Klugetown oder das unterseeische Reich der Seeponys sind schon das ein oder andere aaah und ooh Wert, ohne dass der Film den klassischen Look der Serie verleugnen würde. MLP-Fans werden sich sofort wie zuhause fühlen und ebenso die Verbesserung der Animation goutieren.

Die Geschichte selbst ist nicht hochgradig originell – ein friedliches Reich wird von einem kriegerischen Invasor bedroht und einer Handvoll aufrechter Helden ist der Quest vorbehalten, Verbündete zu finden. Getreu der originären „Friendship is Magic“-Botschaft ist das Geheimnis letztendlich Freundschaft und Zusammenhalt, und daher muss diese Freundschaft zwangsläufig auf die Probe gestellt werden und scheint für einen Augenblick zu zerbrechen, was nicht überraschend wieder mal an Twilight Sparkle, diesem wandelnden Ausbund aus Minderwertigkeitskomplexen, Perfektionismuswahn und Betriebsblindheit, liegt.

Die Stammbelegschaft hat nicht unglaublich viel zu tun – neben Twilight ist vor allem Pinkie Pie im Einsatz, während Rainbow Dash, Rarity, Applejack und (buuuh!) vor allem Fluttershy nicht großartig zur Geltung kommen. Die neuen Charaktere können durchaus überzeugen – der Storm King ist ein hinreißend exaltierter Schurke, von Liev Schreiber („Scream“, „Spotlight“, „Ray Donovan“, der endlich mal was machen wollte, was sich auch seine Kinder ansehen können) trefflich charakterisiert, charmant-leutselig in einem Moment, erzboshaft im nächsten, und dann völlig gaga im übernächsten. Tempest Shadow als seine Generalin (Girl Power allenthalben), das Pony mit der tragischen Vergangenheit, die sie in ein Outcast-Dasein gestoßen hat, wird von Emily Blunt („Edge of Tomorrow“, „Der Teufel trägt Prada“) zurückgenommen gespielt – es ist eine leise, stille Bedrohung, die von dem Einhorn ausgestrahlt wird. Ein paar Probleme habe ich mit dem Kater Capper, der den Archetyp des „loveable rogue“ verkörpert; nix gegen Taye Diggs‘ („Chicago“, „Rent“, „Equilibrium“) charme-oozing performance, aber der Charakter ist mir etwas zu sehr disneyfiziert und vorhersehbar. Ja, ein My-Little-Pony-Film wird nicht gerade vor Plottwists wimmeln, aber wer Cappers character arc nicht innerhalb von drei Sekunden nach seinem ersten Auftritt raus hat, ist von Bilderbüchern intellektuell überfordert. Spaß macht Grubber, Tempest Shadows Sidekick, praktisch komplett von Michael Pena („The Shield“, „Narcos: Mexico“) improvisiert, und Zoe Saldana („Star Trek“, „Guardians of the Galaxy“) macht aus Celeano, der Piratenkapitänin, trotz relativ weniger Lines das Bestmögliche.

Die wichtige Frage ist natürlich – ist das ganze a) lustig und b) spannend? Jau, durchaus. Es ist keine Orgie der Schenkelklopfer, aber es gibt eine Fülle guter Gags. Thiessen hält das Tempo hoch; klar, die Struktur des Films ist sehr episodisch und erinnert an einen Serien-Multiparter, aber es ist eigentlich immer etwas in Bewegung, die Actionsequenzen werden dosiert eingesetzt, sind aber dann ziemlich mitreißend. Die Songs (so ein gutes halbes Dutzend) halten den Betrieb natürlich etwas auf, passen sich aber dem Ton von Serie und Film durchaus an – „You Got It“ ist ein typischer „Motivationssong“ wie „Winter Wrap-Up“ aus der ersten Serienstaffel, „I’m The Friend You Need“, Cappers Intro-Song, ein etwas banales Stück, das in etwa genau das ist, was man sich drunter vorstellt, ohne eine Note gehört zu haben, „Time to be Awesome“, mit dem Rainbow Dash die Piraten auf Trab bringt, recht fetzig, „One Small Thing“ könnte als der offizielle „Spaß“-Song etwas ausgeflippter sein, dafür ist „Open Your Eyes“, Tempest Shadows Solo-Nummer, ein ziemlich perfekter „villain song“, der auch in einem Disney-Film seine Wirkung hätte. Den Abschluss bildet die Finalnummer „Rainbow“, performed von Pop-Sängerin Sia (die auch Songbird Serenade spricht und ihr Vorbild ist… was nur meine grauenhafte Unkenntnis moderner Popmucke unterstreicht, hielt ich Songbird erst mal sicherheitshalber für nach Lady Gaga gestyled).

Mit 100 Minuten Laufzeit nimmt sich der Streifen für einen Animationsfilm recht viel vor, aber er braucht die Zeit auch, um sich an den erweiterten Möglichkeiten des Kinoformats selbst zu erfreuen. Was die „Alterstauglichkeit“ angeht – auch wenn der Streifen ein paar düstere Momente hat, sollte er doch auch die Jüngsten nicht überfordern und Erwachsene werden sich, auch wenn keine Bronies, nicht langweilen.

Ein paar Namen aus dem Voicecast habe ich noch nicht erwähnt, sollen aber nicht vergessen bleiben – Kristen Chenoweth („Pushing Daisies“) macht ihre Sache erwartungsgemäß gut, auch wenn ich ihr einen etwas, eh, aktiveren Charakter gewünscht hätte (meine Güte, wenn Kristen von Anfang an Pinkie Pie gewesen wäre… obwohl Andrea Libman das super macht), Uzo Aduba („Orange is the New Black“) ist adäquat als Queen Nova.

Bild- und Tonqualität der mir vorliegenden britischen Blu-Ray (die im Combo-Pack mit der DVD verkauft wird) sind super, als Extras gibt’s mehrere ausführliche making-of-Featurettes, eine deleted scene (besser gesagt: ein alternatives opening), einen „Equestria Girl“-Short sowie einen „Hanazuki: Full of Treasures“-Short, der auch im Kino als Vorfilm lief.

„My Little Pony: The Movie“ hatte das explizite Ziel, sowohl Fans der Serie zu begeistern als auch ein neues Publikum zu gewinnen. Ob man besonders das zweite Ziel erreicht hat, ist diskutabel (das Einspielergebnis von 60 Mio. Dollar weltweit war zwar kein Megaburner, aber machte den Streifen zum bislang erfolgreichsten Animationsfilm von Lionsgate). Fans und Bronies werden allemal zufrieden sein und der größere Scope, die größere „Action“ sollten theoretisch auch ein bislang unbelecktes Publikum ansprechen können, zumal der Plot auch keine wesentlichen Vorkenntnisse der MLP-Lore benötigt. Mir hat’s jedenfalls durchaus gefallen – es gibt sicher Episoden der Serie, die an und für sich lustiger sind, die wesentlich verbesserte Animation und der Blick auf die MLP-Welt außerhalb Equestrias sollten genug Anreiz sein, sich gut anderthalb Stunden verzaubern zu lassen…


BOMBEN-Skala: 2

BIER-Skala: 7


mm
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