Murder Rock

 
  • Deutscher Titel: Murder Rock
  • Original-Titel: Murderock - Uccide a passo di danza
  • Alternative Titel: Murder Rock - Dancing Death | Slashdance | Giallo a disco |
  • Regie: Lucio Fulci
  • Land: Italien
  • Jahr: 1984
  • Darsteller:

    Candice Norman (Olga Karlatos)
    George Webb (Ray Lovelock)
    Dick Gibson (Claudio Cassinelli)
    Lt. Borgess (Cosimo Cinieri)
    Professor Davis (Giuseppe Mannajoulo)
    Gloria Watson (Belinda Busato)
    Jill (Maria Vittoria Tolazzi)
    Margie (Geretta Giancarlo)
    Willy Stark (Christian Borromeo)
    Bert (Robert Gligorov)
    Bob (Carlo Caldera)
    Steiner (Riccardo Parisio Perrotti)
    Hotel-Rezeptionist (Giovanna DeNava)
    Phil (Lucio Fulci)
    Stimmenanalyst (Al Cliver)
    Molly (Silvia Collatina)


Vorwort

Ich bin kein grosser Fulci-Fan – das liegt sicher auch daran, dass ich generell kein bedingungsloser Anhänger der Italo-Splatter-Branche bin. Ich würdige die Verdienste des Meisters um die Popularität des Gore-Kinos, aber wenn ich selber auf der Pirsch nach goutierbaren Filmen bin, suche ich nicht speziell nach Werken von Lucio Fulci – bis auf die in einer schwachen Stunde erstandene Astro-LD vom Haus an der Friedhofsmauer führte ich bislang einen Fulci-freien Haushalt (rein einstellungsmässig geht´s mir mit D´Amato eigentlich ähnlich, aber der gute Aristide hat so seine spezielle Fähigkeit, sich irgendwie immer wieder bei mir einzuschleichen).

Selbstauferlegte Fulci-Ignoranz hindert mich, geboren ohne jegliches Rückgrat, natürlich nicht daran, bei einer günstigen Gelegenheit zuzuschlagen und als ich im Sonderverkauf meiner Videothek „kauf 4 gebrauchte VHS für 5 Eurö einen Fulci erspähte, konnte ich mich nicht zurückhalten – 1,20 Euro, die kann man schon mal in einen eigentlich nicht bevorzugten Regisseur investieren. Wobei schon der blaue FSK-16-Sticker deutlich macht, dass wir es bei Murder Rock nicht um ein Blut-und-Gedärm-Schlachtefest a la Zombi &. Co zu tun haben, nö, auch Meister Fulci erinnerte sich nach dem Abflauen der grossen Italo-Splatter-Welle Mitte der 80er an seine Vergangenheit im Giallo-Bereich und stellte ein Filmchen auf die Beine, das man quasi als fast jugendfreie Variante des New York Ripper sehen könnte. Da kurz zuvor Flashdance abgeräumt hatte, vergass auch Fulci nicht, seine Plotte zum für fünf Minuten wahnsinnig angesagten Dance-Fieber kompatibel zu machen (was auch z.B. D´Amato mit dem horror- und unterhaltungsfreien Amore_Sporco ein paar Jahre später versuchte) – der alternative Verleihtitel Slashdance spricht Bände… naja, aber unsere italienischen Produzentenfreunde waren sich noch für keinen miesen Trick zu schade, um ein paar Lire zu scheffeln. Da das Video-Cover eigentlich fast zu schön ist, um wahr zu sein (speak: es gefällt mir einfach) und man als Schundfilmveteran ja weiss, wie man ansehnliches Coverartwork in diesem Kontext zu beurteilen hat, schraube ich die Erwartungshaltung dezent auf Null herunter und lasse mich überraschen…


Inhalt

Ich muss hier mal was klarstellen – als jemand, der in den 80ern aufgewachsen ist, versichere ich hiermit allen Jüngeren, die bei Filmen aus dieser Epoche und der Darstellung derselben in hysterische Krämpfe und Zuckungen verfallen: Nicht alle trugen wir in den 80ern geschmacklose Klamotten und unerträgliche Frisuren – wir hörten nicht alle eklige Pop-Pampe (wobei man auch sagen muss, dass die 80er musikalisch besser sind als ihr Ruf, gab viele coole Songs derzeit, nur sind die entweder vergessen oder durch bodenlose Techno-Remakes entwertet) und wir brachen nicht bei jeder sich bietenden unpassenden Gelegenheit in Robotdance, Moonwalking oder Headspins aus (okay, ich hab´s mal mit Robot versucht, aber ich war nicht gut :-)). Den Eindruck könnte man nämlich bei der Opening Montage unseres heutigen Films gewinnen (die Vorstellung, dass ein paar New Yorker Kids, und in New York spielt unser Opus grande nämlich, zu der generic cheesy Ekelmucke breakdancen würden, ist ungefähr so realistisch wie die von Arbeitsplätzen für alle). Wir schalten zum unglaublich dämlich betitelten „Arts for Living Centre“ (da hat wieder einer lang drüber gebrütet), wo ein gutes Dutzend Eleven von Tanzlehrerin Margie (die wie eine Kreuzung aus Paula Abdul und Condoleeza Rice aussieht) durch eine halbwegs interessante Choreographie gescheucht wird (die Musik wird aber davon auch nicht besser). Im Hintergrund lurken ein paar mysteriöse Figuren und beobachten das ganze, aber es sind keine messerwetzenden Killer oder blutgierige Zombies, sondern nur Obertanzlehrerin Candice (Olga Karlatos, verdiente Veteranin aus Zombi), Schulleiter Dick Gibson und zwei Typen, die Nachschub für ihre Broadway-Show suchen. Während Margie und die Schüler eigentlich ganz zufrieden sind, setzt Candice ihnen auseinander, dass sie lange noch nicht perfekt seien – sie hängt halt ein wenig den Drachen raus und wir konstatieren, dass Candice den Popularitätswettbewerb an diesem Institut mit Sicherheit nicht für sich entscheiden würde. Zur überschaubaren Freude des Haus-DJs Bob, nebenher Bruderherz von Elevin Jill, entscheiden sich Willy und Susan zu Überstunden mit Margie, während Candice den Broadway-Typen vorwirft, erstens nur noch drei Tänzer zu brauchen und diese unverschämterweise auch noch sofort und nicht erst in zwei Wochen, wie es eigentlich abgesprochen war, engagieren zu wollen, ahnt sie doch, dass die dadurch aufbrechenden Rivalitäten zwischen den Schülern kontraproduktiv sein werden.

Susan und Willy beenden ihre Sonderschicht und ziehen sich zwecks getrenntem Abbrausen in den Umkleide- und Duschtrakt zurück. Im Gegensatz zu den meisten mir bekannten und bislang filmisch vorgeführten Duschen in Schulen, Universitäten, Sporthallen etc. verfügt das Arts for Living Centre über richtige Duschkabinen, was Susan aber auch nicht weiter hilft, als sie von einem Unbekannten erst chloroformiert und dann durch Stich mit einer Ziernadel (mit Löwenkopf) erdolcht wird (natürlich erst nachdem sie sich entkleidet hat, soviel Zeit muss bekanntlich sein). Die Polizei unter der Führung des brummigen Lt. Borgess und seines Sidekicks „Professor“ Davis steht der Sache ratlos gegenüber. Margie, die Susan gefunden hat, ist hysterisch und kreischt sich ob des Verlusts der besten Schülerin die Seele aus dem Leib. Direktor Gibson und Candice are nowhere to be found. Und als Susans Leiche an den schockierten Mitschülern vorbei abgetragen wird, frage ich mich ernstlich, ob man Leichen wirklich nur bis zur Stirn zudeckt, damit die Frisur witzig unter dem Laken rausgucken kann.

Candice hockt in ihrem Appartment rum, schlägt sich mit einem mysteriösen Telefonanruf (niemand dran) herum und erhält Besuch von Dick Gibson. Die beiden scheinen eine nicht näher spezifizierte gemeinsame Vergangenheit zu haben, zumindest hält Candice Dick unverblümt vor, sowohl mit den Schülerinnen Susan als auch Janice Affären zu unterhalten, was Dick basically für seine private Angelegenheit hält. Das Telefon klingelt erneut und Candice wird über Susans Ableben unterrichtet – Dick quittiert die Nachricht mit einem verdächtigen Starren…

Alas, the show must go on und am nächsten Tag trifft sich die Tanzgruppe zum weiteren Training, auch wenn Willy ein wenig pikiert ob der mangelnden Trauerarbeit von Mitschülern und Lehrkörper ist – Candice rückt die Verhältnisse mit einer Kasernenhofansprache gerade: „Ihr seid die Besten, aber ihr müsst für den Erfolg zahlen. Für euch zählt nur der Tanz, da ist kein Platz für Gefühle, Fairness oder Menschlichkeit!“ Diese Showbusiness-Karrieren werden doch weithin überschätzt…

Borgess vermutet den Killer in den Reihen der Schule und interviewt Dick über dessen Verhältnis zu Susan. „Normal,“ gibt der Schulleiter zu Protokoll. Aha.

Janice gehört wohl zu den bedauerlichen Existenzen, die sich ihr Schulgeld verdienen müssen, und dafür tanzt sie in einem Nachtclub (in einem very lecker costume…) zur Begeisterung der dortige Audience (und so gar übel geflimt ist die Tanzszene auch nicht, Anflüge von typischem 80er-Neon-Style). Nach getaner Arbeit verkrümelt sie sich in ihr Appartment, aber – sie ist nicht allein, wie sie an den halbgerauchten Zigarettenstummeln im Ascher bemerkt (aufmerksames Kind). Jedoch der vermeintliche Angreifer ist nur Willy, der sich mit Susans Schlüssel eingelassen hat (Susan und Janice hatten wohl mal ´ne WG; trotzdem ist das nicht, was ich in New York tun würde, especially, wenn ein Freund/Bekannter/Kollege des Wohnungsinhabers gerade gemeuchelt wurde – wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass man da als Eindringling einem „shoot first – ask questions later“ des regulären Bewohners ausgesetzt wird?), und einfach nur „reden“ will. Willy jammert undefiniert herum, Janice guckt rather sheepishly, kommt aber auf die spektakuläre Idee, dass Willy vielleicht gern ein Foto von sich und Susan hätte. Jedoch — das Foto, das Janice holen will, ist verschwunden – und dann fällt ihr noch ein, dass Willy Nichtraucher ist – wem gehören also die Kippen?? Als Janice zurück ins Wohnzimmer geht, fehlt auch Willy. Dafür flackert das Licht und unser Girl findet in der Küche den per Nadel gepfählten Kanarienvogel Deedee. PANIK! Fluchtversuche scheitern an der abgeschlossenen Tür und so wird unser armes Opfer bald chloroformiert und nadeltechnisch entleibt (der Killer vergisst aber nicht, störendes Textil über der zu pieksenden Brust zu entfernen).

Candice plagen indes Alpträume, in denen ein benadelter Killer sie (in ein weisses wallendes Gewand gehüllt) durch einen weissen Raum von mittleren Tiefgaragenausmassen jagt und finalerweise ermordet (die Sequenz bietet auch einige Beispiele für Fulcis Augen-Close-up-Fetisch, und es werden nicht die letzten sein).

Borgess kombiniert ob des zweiten Nadelmordes, dass man es mit einem Killer mit „krankhafter Neigung“ zu tun habe (das sind wahre Geistesleistungen!). Die Tatsache, dass der Mörder sogar den Kanarienvogel geplättet hat und dabei sogar eine seiner Mordwaffen zurückgelassen hat, soll zunächst einmal, ebenso wie die genaue Beschaffenheit der sichergestellten Nadel, unter Verschluss gehalten werden.

Dann trommelt der taffe Cop die überlebenden Tanzschüler und ihre Lehrer zusammen – es folgt die klassische „jeder-verdächtigt-jeden-und-jeder-hätte-auch-ein-Motiv“-Nummer. See, Susan war die beste Tänzerin, Janice die zweitbeste… da nur drei Plätze für die Show frei sind, vermutet einer der Schüler, dessen Namen ich nicht mitbekommen habe (vermutlich ist es Bert, aber in meinen Notizen heisst er einfach The Other Guy), dass sich ein mindertalentiertes Mitglied der Gruppe lästige Konkurrenz vom Halse schafft. Margie fährt Candice an: „Das ist deine Schuld! Du hast Fanatiker aus ihnen gemacht!“ Selbst dem strassenerfahrenen Borgess fällt ob der hin-und-her-Beschuldigerei nur noch ein: „Eine grosse und glückliche Familie!“ Bert (The Other Guy) wirft noch eine weitere Theorie in den Raum: „Es weiss doch jeder, womit Janice und Susan ihr Geld verdienen!“ Jeder weiss es scheinbar nicht und Bert präzisiert seine Unterstellung, die wohl darauf hinausläuft, dass die beiden Dahingeschiedenen nebenberuflich gewisse körperliche Dienstleistungen angeboten hätten, aber auch nicht weiter. Borgess resigniert: „Vielleicht haben wir es nur mit einem Psychopathen zu tun, der Tänzer nicht leiden kann – und ich kann´s ihm nicht verübeln. Das ist ein Haus voller bösartiger Menschen!“ Wo er recht hat, hat er recht – mit der Schulbelegschaft würd´ ich auch kein Bierchen trinken wollen, und ich bin eigentlich ein recht sozialer Typ…

Auf der Heimfahrt vom Institut trifft Candice der Schlag – von einem riesigen Werbe-Billboard grinst ihr die Visage ihres Traum-Killers entgegen. Der sie begleitende Dick hält ihre Beteuerung, dass dieser Mann sie töten werde, für ziemlichen Schwurbel und spekuliert, dass sie das Plakat schon mal gesehen und dann davon geträumt habe (plausibel, auch wenn ich nicht mal seinerzeit von Anna Nicole Smith träumte, als sie a) noch gut aussah und b) für H&M Reklame lief), ersatzweise, dass sie scharf auf den Knaben, so´ne Sorte Marlboro-Mann für Arme, wäre. Nixdestotrotz gelingt es ihr ohne weiteres, den derzeitigen Unterschlupf des Werbeträgers, eine fünftklassige Absteige, wo sie sich mit ein paar grünen Scheinen den Weg in das Zimmer des Herren besticht, ausfindig zu machen und dort seine Schubladen etc. zu durchwühlen. „Mr. Robertson“ war offenkundig mal Schauspieler, wie diversen Fotografien belegen, ist aber reichlich auf den Hund gekommen, was wiederum nicht nur durch die Auswahl seiner derzeitigen Residenz, sondern auch sein unvermitteltes Auftauchen in hochgradig angetüteltem Zustand belegt wird. Bevor der Besoffene sich noch wundern kann, wer sein ungebetener Gast eigentlich ist, verdünnisiert sich Candice, vergisst aber ihr Handtäschchen inkl. Kreditkarten, Kohle und Reisepass.

Der vermeintliche Killer meldet sich dieweil telefonisch bei den ratlosen Rudis, eh, Cops und salbadert die üblichen freundlich gemeinten Beleidigungen a la „Ihr kriegt mich eh nicht, ihr Trottel“ ab. Borgess schleppt die Aufzeichnung des Anrufs zum Sprachspezialist (Al Cliver, der zahllosen Italogurken seinen Stempel aufdrückte), der die bekannte „jede Stimme ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck“-Routine zelebriert und mit seinem Kleinmäxchen-Equipment die verstellte Stimme des „Killers“ in ihren Originalzustand zurückversetzt. So´n Glück, dass Davis in einer göttlichen Eingebung die wenige Screenminuten vorher geführte fröhliche Verdächtigungs-Orgie in der Tanzschule mit seinem Taschen-Recorder mitgeschnitten hat – da hat der Herr Spezialist gleich mal was zum analysieren und zu vergleichen. Einer davon, mutmasst Borgess, müsste der Killer sein.

„Robertson“ sucht Candice auf, um ihr ihre Tasche zurückzubringen (der Filmchronist schweigt sich darüber aus, ob der Inhalt noch vollständig ist). Candice trägt´s mit Fassung („Ich wollte sie wiedersehen,“ sagt sie sogar) und erzählt ihm frei von der Leber weg von ihren Träumen, scheint sich zu ihm hingezogen zu fühlen und verspricht sogar, der darniederliegenden Karriere des gefallenen Actors auf die Sprünge helfen zu wollen.

In einem unerwarteten Anfall von Kompetenz arrestiert die Polizei indes Bert, der als Urheber des Killeranrufs identifiziert wurde. Bert zieht sich zunächst auf den „ihr-könnt-mir-nix“-Standpunkt zurück, aber ein paar saftige Watschen seitens Borgess ziehen dem Tanzeleven ein 1-A-Geständnis aus der Nase. Blöd nur, dass Borgess sich trotzdem sicher ist, dass Bert nicht der Killer ist – er hält ihn vielmehr für einen publicitygeilen Möchtegernstar, dem jede Art von Presse recht ist (prinzipiell soll´s solche Leute ja geben, aber ein mickriger Tanzschüler? Wen interessiert schon wirklich, ob der jemanden gekillt hat??), oder um´s kurz zu sagen: „Der ist kein Psychopath, der ist ein Arschloch!“, wie Borgess sich auszudrücken beliebt. Summa summarum sind die Gesetzeshüter also noch keinen Schritt weiter.

Dick versucht, Candice zu Hause zu besuchen, beisst aber auf Granit, da die Gute gerade „Robertson“ im Bett hat – dafür, dass sie davon träumt, dass er sie umbringt, unterhält sie schon eine recht innige Beziehung mit dem Knaben und bittet ihn sogar, sie am nächsten Tag im Tanzstudio abzuholen. Gesagt getan, doch Überraschung, Tanzschülerin Gloria kennt Candice´ neuen Lover: „George Webb!“ Man hat wohl vor Jahren zusammen gearbeitet. Bei Dick klicken die Eifersuchts-Pheromone ein und er verpetzt Webb/Robertson an Borgess: „Er ist der Killer! Candice hat es geträumt!“ Borgess weist den Herren Schulleiter zutreffend darauf hin, dass selbst in den USA Träume noch nicht als Beweismittel zugelassen sind.

Candice indes verzällt Webb ihre tragische Backstory… sie war auf dem Weg zum gefeierten Broadway-Star, doch kurz vor ihrem grossen Durchbruch wurde sie von einem Motorradfahrer, der anschliessend Fahrerflucht beging, umgefahren und so war die Karriere vorbei, ehe sie begonnen hatte. Webb druckst ein wenig herum: „Weisst du, wer es war?“ Na, wir werden da doch nicht einen Verdächtigen konstruieren? Beim Abendessen im Restaurant drängt sich ein chinesischer Soothsayer auf und bietet an, für zwei Dollar die Zukunft zu lesen. Candice spendiert Webb eine Weissagung, die allerdings schockierende Erkenntnisse bringt: „Dieser Mann ist ein Mörder,“ stellt der Chinese unverblümt fest. Candice gibt sich unbesorgt: „Du wirst niemanden umbringen.“ „Vielleicht geht es um die Vergangenheit,“ düstert Webb.

In der Tat, denn schon bald ruft Candice´ Agent Phil an, um dessen Hilfe bezüglich Webbs Karriere sie ersucht hatte (womit auch der obligatorische Hitchcock´sche Kurzauftritt von Meister Fulci selbst abgehandelt wäre), und er hat schlechte Nachrichten. Zwar hätte er für Webb schon eine Serienrolle an Land gezogen (? Wie das? Einmal angerufen und gesagt: „Ich hab da nen abgewrackten Ex-Schauspieler an der Hand“?), aber bei der Erwähnung seines Namens seien die Produzenten reihenweise abgesprungen, denn es gäbe einen dunklen Fleck in Webbs Vergangenheit – ein minderjähriges Mädchen sei dereinst in seinem Bett verstorben. Zwar habe man ihm nichts anhängen können, aber der Makel bleibt im puritanischen Showbiz. Candice ist nun doch sichtlich nervös und weigert sich, mit ihrem Loverboy über den Anruf zu sprechen, flüchtet sich vielmehr ins Studio. Wo unheimliches vor sich geht – das Licht flackert, die Musik spielt, ohne dass jemand am Mischpult steht und auf einmal wird Candice chloroformiert – jemand schwingt die Nadel, legt Candice´ Vorbau frei… und zwar Margie! Jedoch bringt sie´s nicht übers Herz und heult sich beim hinzueilenden Dick ein. Sie hatte zwar geplant, Candice aus Rache dafür, dass die ihr ihren Tanzkurs weggenommen habe, mit einem Nachahmungsmord, der dem Serienkiller angehängt werden könnte, zu entleiben, aber sie konnte es schlussendlich nicht tun, die gute Seele. Niemand geht auf diesen Vorfall weiter ein.

Also wird es doch langsam Zeit für einen echten weiteren Mord, oder? Okay… Jill, eine weitere Tanzschülerin, ist nebenberuflich Babysitterin für die im Rollstuhl sitzende Molly, kann aber deren Hobby, Insektenkunde, nicht so viel abgewinnen und weigert sich auch, für das arme Kind ein wenig vorzutanzen. Man streitet sich, Jill zieht sich ins Wohnzimmer zurück, während sich Molly im ersten Stock mit ihrer professionellen Kamera auf die Lauer legt. Das Telefon klingelt, niemand ist dran, das Telefon klingelt, niemand ist dran, das Telefon klingelt, doch jetzt ist jemand dran, und zwar ein guter Bekannter, den Jill auch gerne erwartet. Schon klingelt es an der Tür – wer draussen steht, kommt Jill zwar durchaus bekannt vor, aber dass er ihr einen Chloroformlappen ins Gesicht drückt und sie anschliessend nadelt, hätte sie sicher nicht erwartet. Aus ihrem sicheren Obergeschoss-Versteck fotografiert Molly die ganze Schweinerei.

Umgehend am Tatort verhaftet wird der von dort flüchtende Dick (wie die Cops überhaupt auf die Idee kamen, dort vor Ort zu sein, ist ´ne andere Frage), der sich in die beliebte „sie war schon tot, als ich ankam“-Nummer flüchtet. Borgess lässt das kalt: „Ich weiss gute Schauspielerei zu schätzen, aber ich glaube ihnen nicht.“ Dick muss unter dem Druck des eiskalten Bullen zugeben, dass er mit Jill eine Affäre unterhielt. Aber nur mit Jill, nicht etwa auch mit den anderen Girlies, versichert der pädophile Schulleiter (okay, die Girls dürften legalen Alters sein, aber der Knabe ist mindestens fuffzich). „Sie wurde wie die anderen getötet, aber ich hab nichts damit zu tun!“ wimmert Dick. „Woher wissen sie, dass sie wie die anderen starb?“ drängt Borgess energisch, als ob das ein echter Verdachtsmoment wäre – selbst ein eher minderintelligenter Typ könnte zumindest einen educated guess dahingehend abgeben, dass Jill dem selben Killer zum Opfer gefallen ist.

Davis hat gute Nachrichten – nach einigen Stunden gutem Zureden hat Molly tatsächlich ihre Diaserie „Mord an Jill“ herausgegeben. (Da müsst ihr das Kind überreden??? Herrgott, das ist doch sicher staatsbürgerliche Pflicht? Können da die Eltern nicht ein Machtwort sprechen? Verwöhnte Blagen…). Während Bob, Jills Bruder, mit düsterem Blick im Tanzstudio hinter Candice und Gloria herschleicht, zeigen die Dias zunächst einmal nur Insekten und Kinderfotos, ehe tatsächlich ein Lederjackenträger – und damit per se als Mörder bestens geeignet – zu sehen ist, leider ist Molly keine besonders tolle Fotografin, der Kopf fehlt nämlich. Immerhin eliminiert das nach Borgess´ Ansicht Dick als möglichen Täter, denn der trage immer Sakko und Krawatte (völlig unmöglich, dass sich ein Mörder zwecks Tarnung ein anderes Jöppchen umgehängt haben könnte) und dem Adlerauge des Lieutenants fällt auf, dass das Dia seitenverkehrt im Projektor steckt…

Gloria treibt sich indes in der Umkleide herum und wird dort von Bob aufgespürt – der ist mitnichten etwa der Killer, sondern will der letzten überlebenden fähigen Tänzerin nur ein paar Vorhaltungen machen. „Ihr seid Huren! Für eine Rolle würdet ihr eure Seele verkaufen“, knurrt er und verabschiedet sich mit einem „Ich will keinen von euch je wiedersehen“ ins filmische Nirvana. Kaum isser weg, flickert-flackert das Licht und Gloria lernt den Killer persönlich kennen, es bleibt allerdings bei einer reichlich kurzen Bekanntschaft…

Candice rumpelt erneut in Georges Schubladen herum und findet dort ein Chloroformfläschchen sowie eine Killer-Nadel mit Löwenkopf – panisch stürmt sie aus der Wohnung und als George entdeckt, was seine neue Geliebte so in Rage gebracht hat, entfährt ihm ein äusserst enthuasiastisches „Oh Gott“ und er entscheidet sich, Candice zu verfolgen. D.h. er spekuliert, dass sie zu sich nach Hause fährt, aber Fehlanzeige – Candice ist bei Borgess und plaudert aus dem Nähkästchen, die exakte Mordwaffe mit Löwenkopf habe sich zwischen Georges Socken gefunden. Borgess ist ob der dramatischen Enthüllung erstaunlich unaufgeregt und entlässt die Plaudertasche mit einem leutseligen „Wir kümmern uns darum“. Seinem Sidekick Davis, der ein fragendes Gesicht macht, schenkt er noch ein „Keine Beweise“ (naja, darüber könnte man nun wieder diskutieren). Candice eilt ins Studio und findet dort die gemeuchelte Gloria. Sie alarmiert Borgess telefonisch, aber die wiederum von geheimnisvoller Hand gestartete Musik und das Lichtgeflackere, mit dem der Killer seine Auftritte stets ankündigt, lotsen die entsprechend entsetzte Tanzmauslehrerin ins Managers Office, das aus rätselhaften Gründen wie eine mittlere Überwachungszentrale mit dutzende von Monitoren etc. ausgestattet ist – und die Bildschirme führen der armen Candice eine Präsentation aller bisherigen Opfer vor. Ihr Peiniger schliesst sie im Office ein und die gute Frau bekommt nun doch einen mittleren Nervenzusammenbruch und schaltet alle Monitore ein. Doch wie von Geisterhand schalten sich die Geräte prompt wieder ein – mit finsterem Gesichtsausdruck verschafft sich George Einlass, und während Candice in full-ravin´-lunatic-mode hysterisch „Du warst es! Du warst es!“ vor sich hin kreischt, zückt George die Killernadel aus seiner Schublade. „Du hast sie alle getötet, du warst eifersüchtig, dass sie erreichten, was du nicht konntest,“ diagnostiziert George und trifft dabei voll ins Schwarze. Der perfideste Teil von Candice´ Plan soll aber noch folgen – sie wünscht, dass George sie nun gefälligst umbringen soll, denn dann wäre ihre Rache perfekt, denn selbstredend war George derjenige, der sie seinerzeit überfuhr, und ihm nun die Mordserie und die wenig erfreulichen Folgen derselben in die Schuhe zu schieben, wäre nach Ansicht der Psychopathin ihr eigenes Ableben schon wert. Nur dummerweise ziert sich George verständlicherweise mit der Killerei, so dass sich Candice genötigt sieht, sich selbst auf die Nadel zu werfen und so den Abschied einzureichen. Kaum ist Candice hinüber, treffen auch schon Borgess und David ein (in getreuer Filmpolizistenmanier also genau dann, wenn´s zu spät ist) und finden die Bescherung. Zu Georges mittelschwerem Erstaunen glaubt Borgess ihm aber unbesehen, dass Candice´ Tod als Selbstmord einzustufen ist. „Ich hatte das nicht erwartet,“ resümmiert der Polizist, aber, nach der Feststellung, dass nur ein „kranker Geist“ eine solche Mordserie hat aushecken können (duh!), rückt er sogar damit raus, woher er weiss, dass Candice die Killerin war. Erstens das Dia – richtig rum betrachtet konnte man nämlich anhand der Knöpfe feststellen, dass es sich bei der Lederjacke um eine Frauenjacke handelt (was allein sicherlich nicht ungeheuer beweiskräftig ist, da ich genug Leute kenne, die auch mal für´s andere Geschlecht konzipierte Klamotten tragen, ohne dem anderen Ufer zugehörig zu sein), zweitens hatte Candice sich selbst verraten – da nur eine Mordnadel gefunden wurde, die im armen Kanarienvogel, wusste ausser Borgess, Davis und dem Killer niemand, dass diese von einem Löwenkopf geziert wurde… (frage mich nur, warum Borgess die gute Candice nicht sofort verhaftet hat, sondern vielmehr abwartete, ob sie noch jemanden umbringen würde… effektive Polizeiarbeit, wirklich!). Da damit alle Fragen geklärt wären, kann der Film mit einem Hughes-Zitat aus Asphaltdschungel schliessen (Frechheit siegt bekanntlich).

Gut, der typische Fulci, zumindest, was seine populärste Schaffensperiode angeht, ist Murder Rock sicher nicht. Über weite Strecken handelt es sich bei dem Streifen um einen recht unspektakuläres Whodunit-Spiel, das man am ehesten mit den italienischen Edgar-Wallace-Verfilmungen aus den späten 60ern/frühen 70ern (also genau dem, was man auch als Geburtsstunde des Giallo-Subgenre überhaupt ausmachen könnte) vergleichen kann. Wer also, aufgrund des Prädikat „a Lucio Fulci film“ auf heftige Gore-Ausbrüche hofft, wird bitter enttäuscht (aber das FSK-16-Label macht das ja schon von Haus aus klar; ich weiss nicht, ob die deutsche Fassung geschnitten ist, aber selbst wenn, kann das nur minimal sein und eigentlich nichts von ausserordentlicher Heftigkeit beinhalten – schätze, auch uncut ist Murder Rock vergleichsweise harmlos) – der Konsument bekommt für sein Geld einen routinierten, recht altmodischen Thriller geliefert, dessen modernistische Anbiederungen hauptsächlich im Tanzschulen-Sujet und der gezeigten nackten Tatsachen liegen – obgleich auch letztere nicht exzessiv sind, sondern sich auf einmal Ganzkörper-Nudity und einige Topless-Shots beschränken.

Inhaltlich ist das Mörderspiel nicht hochgradig originell zu nennen, aber für einen 80er-Jahre-Giallo fast schon inspiriert. Die obligatorischen falschen Fährten und potentiellen Verdächtigen werden vom Script relativ geschickt eingebaut, die Plottwists sorgen für ein gerüttelt Mass an Spannung und die schlussendliche Auflösung kommt weder aus der hohlen Hand noch absolut vorhersehbar (ich konnte mich bis zur entscheidenden Szene tatsächlich nicht endgültig entscheiden, ob ich George oder Candice für den Mörder halten sollte, und dafür kann ich schon ein kleines Kompliment aussprechen). Natürlich, wir reden hier immerhin von einem italienischen Horrorfilm (im weitesten Sinne), ist auch in dieser Story nicht alles Gold, was glänzt – es bleibt doch so einiges ungeklärt, Nebenfiguren kommen und gehen, wie es dem Script in den Kram passt, beste Beispiele dafür sind die Charaktere Willy und Bert. Willy ist zwar bei Susans Ermordung quasi anwesend, aber niemand geht darauf ein, auch wird nicht erklärt, wie Willy aus der Wohnung verschwand, bevor der Killer zuschlug. Bert wird auch nur für einen nicht mal vom Script selbst ernstgenommenen red herring gebraucht und verabschiedet sich ebenso total aus der Handlung wie der gerade genannte Willy. Ähnliches gilt für Bob, der in der Anlaufphase nur für zwei-drei throwaway-Szenen gebraucht wird und vor Glorias Tod kurz als möglicher Verdächtiger aufgebaut und präsentiert wird. Ein paar andere Plotelemente stören das Feeling des Streifens ebenfalls: so z.B. der Ausflug ins „Übernatürliche“ durch die sich-selbst-einschaltenden Monitore im Finale. Probleme habe ich auch mit der elenden Lichtflackerei, mit der der Killer sein Tun ankündigt – ich frage mich erstens, wie er das bewerkstelligt, und zweitens, wenn wir beim Showdown glauben sollen, dass George in diesem Fall für die Lightshow zuständig ist, woher weiss er, dass Candice ihre Morde mit diesem Geflicker begleitet? (Oder ist das ein subtiler Hinweis, dass Candice doch nicht die Killerin ist? Fragen über Fragen). Gut, bei einem Italo-Streifen, der vermutlich keinen dicken Batzen Lire gekostet hat, sind solche Fragen sicherlich müssig, aber es fällt auf – vermutlich sind das unvermeidliche Probleme, wenn man mit nicht weniger als vier Drehbuchautoren arbeitet, von denen wahrscheinlich der eine nicht wusste, was der andere treibt – und Meister Fulci war sicherlich eher peripher an Logik gelegen.

Vom Tempo her ist der Film eher auf der langsamen, bedächtigen Seite. Fulci bemüht sich um eine atmosphärische Inszenierung, die insgesamt zwar eher arm an Höhepunkten ist, aber zumindest versucht, Spannung ohne pausenlose Mord- oder Nacktszenen zu erzeugen. Die Morde selbst sind, wie erwähnt, nicht besonders graphisch, der Blutgehalt ist minimal, jedoch kann man den Szenen ab und an eine gewisse Wirkung nicht absprechen. Hin und wieder hätte dem Film vielleicht ein kleiner Tritt in den metaphorischen Hintern nicht geschadet, echte Langeweile kommt allerdings kaum auf. Handwerklich dürfte der Film zu den besseren Werken des Maestros gehören – abgesehen von einem Übermass an „establishing shots“ der New Yorker Skyline gibt es in dieser Hinsicht nichts zu meckern. Die Kameraführung ist gelegentlich bemerkenswert, der Look des Films dem damaligen Zeitgeist angepasst angemessen düster und kühl. Was die Anbiederung an Flashdance & Konsorten angeht, so wirft der Streifen diese gen Filmmitte über Bord – während in der ersten Dreiviertelstunde die Handlung noch im Fünfminutentakt durch akzeptabel choreographierte Tanzeinlagen unterbrochen wird, konzentrieren Fulci und seine Mitstreiter sich in der zweiten Hälfte nahezu komplett auf Candice´ Charakter und drängen die Tanzerei absolut in den Hintergrund. Kein schlechter Schachzug, zumal die musikalische Untermalung nicht wirklich ein reiner Ohrenschmaus ist. Das verwendete Songmaterial ist typischer sonorer 80er-Jahre-Ausschuss-Dünnpfiff, wie er nur in schlechten Tanzfilmen Verwendung findet, der Score ist geringfügig besser, ohne jedoch tieferen Eindruck zu hinterlassen, obwohl er von Progrock-Keyboard-Legende Keith Emerson (ja, genau der von Emerson, Lake & Palmer) fabriziert wurde. Unterscheidet sich nicht wahnsinnig von einem typischen Goblin-Soundtrack, wie er die italienischen Horrorfilme der 70er/80er im Dutzend untermalte.

Grossartige schauspielerische Höhenflüge sind nicht zu vermelden, wobei sich Olga Karlatos allerdings beachtlich schlägt. Die Genre-Veteranin sieht nicht nur (bis auf ein paar Falten im Gesicht) höchst ordentlich aus, sondern schafft es tatsächlich, das sanfte Abgleiten ihres Charakters in den Wahnsinn (wir reden selbstverständlich vom Genre-Kontext, also würde ich das nicht mit Meryl Streep oder Jodie Foster gleichsetzen wollen) recht glaubhaft und überzeugend zu verkörpern.

Ray Lovelock, der mir persönlich nicht bekannt vorkommt (obwohl er die üblichen Exploitation-Meriten im Italo-Kino verdient hat und in den letzten Jahren ein geregeltes Auskommen als scheinbar vielgefragter TV-Akteur in italienischen Fernsehfilmen und -serien hat, die teilweise auch über teutonische Mattscheiben flimmerten), hat das schon öfter herangezogene Problem, dass sein Charakter etwas underwritten daherkommt. Für die Verhältnisse eines Italo-Dünnbrettbohrerfilms zieht sich aber auch Lovelock akzeptabel aus der Affäre, da gibt´s erheblich ungeniessbareres.

Claudio Cassinelli´s Perforance als Lt. Borgess ist recht charmant – Cassinelli bringt das brummig-knurrige seines Charakters recht gut rüber und hat zudem die oben schon zitierte mit Abstand beste Zeile des Drehbuchs (allerdings sieht Cassinelli in jeder Sekunde so aus, als wäre er in einem sizilianischen Mafiaclan besser aufgehoben als in einer New Yorker Polizeibehörde).

Die restlichen Darsteller reissen darstellerisch keine Bäume aus und besonders die Herren Borromeo und Gligorov scheinen mir nicht gerade für eine Karriere im schauspielerischen Metier geboren, ausdruckslose Pappnasen ist eine höfliche Umschreibung für das, was die beiden leisten. Die Girls, deren Hauptaufgabe es ist, zumindest mal ihre Thingies in die Kamera zu halten und sich ansonsten umbringen zu lassen, erfüllen ihren Zweck durchaus – sie sind hübsch, scheinen tanzen zu können und werden schauspielerisch vor keine unlösbaren Aufgaben gestellt. Besonders Senorina Tolazzi ist durchaus ein Augenschmaus. Schweinefilmveteran und Fulci-Stammakteur Al Cliver begnügt sich mit einem Cameo-Auftritt.

DVD-technisch scheint mir Murder Rock nach meinen oberflächlichen Recherchen nur in einer kanadischen Fassung erhältlich zu sein, ich hatte hier das alte VPS-Tape, das sich bild- und tontechnisch dem Alter entsprechend gibt. Der verwendete Print scheint nie der beste gewesen zu sein, aber da der Film nicht übermässig spektakulär ist, braucht´s auch nicht wirklich einen kristallklaren Print – nicht toll, aber zweckmässig.

Das gefürchtete Fazit: dafür, dass ich eigentlich dem typischen italienischen Horrorfilm im allgemeinen und Meister Fulci im besonderen nicht wahnsinnig nahestehe, stehe ich diesem Film relativ wohlwollend gegenüber. Der Film ist trotz seines betulichen Tempos spannend und braucht dafür keine spekulativen Splatter-Exzesse. Wer bei Lucio Fulci nur an Zombies und eye-gougings denkt, braucht Murder Rock sicher nicht auf seinen Einkaufszettel zu schreiben, aber wer seinen Spass auch mit einem vergleichsweise altmodischen Thriller hat, dabei die Tanzeinlagen und den sülzigen 80er-Pop-Papp tolerieren kann, liegt bei diesem Fulci-Werk sicher nicht verkehrt. Vergleicht man Murder Rock mit dem typischen Italo-Schwachsinn, könnte man fast von einem Werk von oscarreifem Kaliber sprechen, der Beweis, dass italienische Regisseure vielleicht doch den ein oder anderen brauchbaren Film zusammenzimmern könnten, wenn sie sich nicht meistens damit zufriedengeben würden, irgendeinen aktuellen Trend durch Anziehen der Blut-und-Gedärm-Schraube bei gleichzeitiger Debilitätssteigerung der Stories zu Tode zu reiten. Da ist Murder Rock schon wirklich eine wohltuende Ausnahme, zwar hängt sich auch dieser Film an eine bestehende Masche an, bleibt aber dabei noch verhältnismässig eigenständig und bemüht sich zumindest um eine akzeptable, halbwegs originelle und spannende Geschichte. Da frage ich mich eigentlich nur noch, was das „Rock“ im Titel bedeutet, denn mit Rock hat die hier zelebrierte Mucke so viel zu tun wie George W. Bush mit einem Pazifisten.

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 6


mm
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mm
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Thomas Hortian
14. Juli 2017 16:40

„Eine akzeptable, halbwegs originelle und spannende Geschichte“? Nicht hier, mein Freund. Fulci schiebt die kleinen Geschichtchen aus der Tanzschule nur ein, wenn ein neuer Mord auf dem Programm steht (und genau einmal, um einen Red Herring zu platzieren). Das ist sehr schade, denn man hätte hier viel mehr machen können, wie „Suspiria“, „Das Versteck“ etc. beweisen. Für Fulci ist das alles nur Staffage. Das beste am Film ist immer noch die unsägliche Leistung der Karlatos, die chargiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Ein Zeichen für Fulcis darauffolgenden Niedergang als Horrorfilmer. Nicht sein schlechtester Film in den 80ern, aber nicht weit davon entfernt.

mm
Webmaster
Thomas Hortian
14. Juli 2017 16:43

Und das Rock im Titel steht nicht für „Rock“ im musikalischen Sinne, sondern für „Felsen“.