Murder on Flight 502

 
  • Original-Titel: Murder on Flight 502
  •  
  • Regie: George McCowan
  • Land: USA
  • Jahr: 1975
  • Darsteller:

    Ralph Bellamy (Dr. Kenyon Walker), Polly Bergen (Mona Briarly), Theodore Bikel (Otto Gruenwaldt), Sonny Bono (Jack Marshall), Dane Clark (Ray Garwood), Laraine Day (Claire Garwood), Fernando Lamas (Paul Barons), George Maharis (Robert Davenport), Farrah Fawcett (Karen White), Hugh O’Brian (Det. Daniel Myerson), Molly Picon (Ida Goldman), Walter Pidgeon (Charlie Parkins), Robert Stack (Captain Larkin), Brooke Adams (Vera Franklin), Danny Bonaduce (Millard Kensington)


Vorwort

Ganz planmäßig hebt Flug 502 von New York nach London ab – an Bord die übliche bunte Mischpoke, auch und vor allem in der ersten Klasse. Da hätten wir die Bestseller-Krimiautorin Mona, das seit dem Tod der Tochter zerrüttete Ehepaar Garwood, den gestrauchelten Rockstar Jack Marshall, eine jüdische Oma, die von ihrer Familie regelmäßig zwangsverurlaubt wird, einen todkranken alten Knacker, einen Arzt, der in Europa ein nicht näher bekanntes Staatsoberhaupt operieren soll usw. usf.

Dieweil findet man in der Wartelounge für die Vielzahler erstens ein verdächtiges Paket, das sich zwar nicht als Bombe, aber als practical joke entpupt, und einen an den Sicherheitschef der Fluglinie gerichteten Brief. Letzterer soll eigentlich erst am morgigen Tag seinen Rezipienten erreichen, aber die Zustellung beschleunigt sich praktisch durch den Bomb-Scare. Der Inhalt des Schreibens ist beunruhigend – ist doch von diversen Morden die Rede, die auf Flug 502 (zum Zeitpunkt der vermeintlichen Zustellung einen Tag später) bereits passiert sein sollen.

Sicherheitschef Davenport warnt den Captain, doch was soll man tun? Der Flattermann ist mittlerweile schon weit über dem Atlantik, eine Umkehr ist nicht mehr opportun und London nicht mehr SO weit entfernt – was allerdings eben auch bedeutet, dass der Mörder, so er die Sache denn ernst meint, jetzt langsam zuschlagen muss. Erster Opfer-Verdächtige ist der Arzt, und der hat tatsächlich auch einen potentiellen Attentäter neben sich sitzen, doch bevor der zuschlagen kann, erleidet er einen Herzinfarkt und wird vom Doc gerettet. Von einem Droh-/Warn-/Erklärungsschreiben weiß der verhinderte Mörder allerdings nichts. Noch mehr Mordburschen an Bord? Mr. Garwood jedenfalls könnte einer werden, denn ihm ist gleich beim Start aufgefallen, dass Rockstar Jack Marshall, in dessen Bude seine Tochter mit Überdosis tot aufgefunden wurde, auch in der ersten Klasse sitzt und Garwood würde nur zu gern ein wenig biblische Gerechtigkeit verteilen.

Aber auch die Kriminalautorin hat so ihre Verdächtigen – der Priester zwei Sitzreihen weiter kommt ihr suspekt „falsch“ vor, und ihr direkter Sitznachbar, den hält sie für den Mastermind eines nie aufgeklärten Millionenraubzugs von vor ein paar Jahren. Zum Glück ist auch ein Cop aus New York an Bord der Maschine, aber dass sich eine gute Stunde vor der Landung doch noch die erste Leiche anfindet, kann auch Detective Myerson nicht verhinden…


Inhalt

Fernsehkost aus der Reihe „ABC Movie of the Week“, die in den 70er einige ganz bemerkenswerte Thriller- und Gruselfilme auf die amerikanischen Fernsehschirme los ließ.

Nach einem grundsoliden Script des erfahrenen TV-Autors David P. Harmon (der u.a. auch zwei Episoden der originalen „Star Trek“-Serie schrieb) inszeniert George McCowan („Der Todesritt der glorreichen Sieben“, „Frösche“, „Unternehmen Delta III“) einen fein konstruierten Fernsehthriller, der mit verhältnismäßig geringem Aufwand (außer dem Flugzeuginterior und ein paar location shots auf dem New Yorker Airport gibt’s noch genau EIN weiteres Set, das Büro von Sicherheitsheinz Davenport), dafür aber einem durchaus respektablen Cast von bekannten Nasen aus der zweiten Hollywood-Reihe, viel mileage aus seinem set-up quetscht.

Ja, in der Anfangsphase, in der der Streifen im besten „Airport“-Gedächtnis-Katastrophenfilmstil seine wesentlichen Protagonisten und ihre jeweiligen Dramen und Konflikte vorstellt, knirscht’s etwas im Gebälk, aber das ist mehr oder minder genrebedingt – man ist ja schon froh, dass der Vogel schon nach gut fünf Minuten in der Luft ist und wir diese Expositionsrunde größtenteils im Flugzeug bewerkstelligen. Sobald der eigentliche Krimiplot dann aber mal etabliert ist, ist das für die Verhältnisse eines Fernsehfilms ordentlich spannend – McGowan lässt die Geschehnisse fast in Echtzeit ablaufen (die „Handlung“ startet so richtig anderthalb Stunden vor der Landung, so dass der Regisseur für diesen Zeitraum eine satte Stunde Film-Laufzeit zur Verfügung hat) und lässt die Situation behutsam, aber stetig eskalieren – vom ersten „false alarm“ hinsichtlich des Möchtegern-Doktor-Mörders (der möchte sich dafür rächen, dass der Arzt aufgrund gesellschaftlicher Verpflichtungen grad nicht da war, als er mit seiner maladen Frau auftauchte und dringende OP beanspruchen wollte) über die Konfrontation von Garwood und Marshall bis hin zum „richtigen“ Showdown mit dem eigentlichen Killer.

Manchmal wirken die Einzelschicksale der Erste-Klasse-Passagiere etwas überzeichnet und der Film ein wenig wie seine eigene Parodie (ich gehe stark davon aus, dass das ZAZ-Team auch diesen Film gesichtet hat, bevor es an die Arbeit an „Airplane!“ ging – manche Figuren scheinen direkt aus „Murder on Flight 502“ in das „verrückte Flugzeut“ gestiegen zu sein), aber das hebt den Film von anderen Genrevertretern schon wieder positiv ab (seit „Airplane!“ kann man das Genre ja eh nicht mehr so wirklich seriös sehen…).

Der Cast ist, wie gesagt, nicht aus Superstars zusammengestellt, aber ein ordentliches who-is-who bekannter Namen. Robert Stack, der den Captain mit aller stoischen Ruhe spielt, war z.B. dann auch ein paar Jahre später in „Airplane!“ am Werke. Ralph Bellamy (Dr. Walker) hatte seine wichtigsten Kinoauftritt sicher in „Rosemaries Baby“, ist aber u.a. auch in „Die Glücksritter“, „Der Feuersturm“ oder in einem amüsanten Cameo in „Amazonen auf dem Mond“ zu sehen. Polly Bergen (als Krimiautorin) war u.a. im Original von „Cape Fear“ hauptrollend zu sehen, brillierte in „Cry-Baby“ und war zuletzt in „Desperate Housewives“ zu sehen. Character-Actor-Legende Theodore Bikel kennt der geneigte Cineast aus Werken wie „African Queen“, „Flucht in Ketten“ oder „My Fair Lady“, Fernando Lamas ist nicht nur Vater von Lorenzo, sondern war auch Star in Filmen wie „Die lustige Witwe“ oder „Verlorene Welt“. Farrah Fawcett stand kurz vor ihrem Durchbruch als einer der „Drei Engel für Charlie“ und auch aus ihrer hiesigen Stewardessenkollegin Brooke Adams sollte noch was werden („Dead Zone“, „Die Körperfresser kommen“, „Shock Waves“). Walter Pidgeon kennen wir alle aus „Forbidden Planet“ und zu Sonny Bono, der hier eine gute Performance als frustrierter Ex-Rockstar bietet, muss man wohl eh nichts mehr sagen.

„Murder on Flight 502“ ist sicher kein Film mit Ewigkeits- oder Klassikeranspruch, aber ein solide unterhaltsames murder mystery zu Luft, das aus seiner Prämisse einiges herausholt und dem Genrefreund einen Blick (u.a. kostenlos auf amazon prime) Wert sein sollte.

3/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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