More Mercy (Doppelreview)

 
  • Deutscher Titel: More Mercy
  • Original-Titel: More Mercy
  • Alternative Titel: Bad Bizzness |
  • Regie: Jim Wynorski (als Bob E. Brown), Albert Pyun
  • Land: USA
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Sandra Marshall (Traci Bingham)
    Mr. Carlson (Master P)
    Pete Springer (Brent Huff)
    Carrie Sherman (Belinda Gavin)
    Stephens (Norbert Weisser)
    John Jacobs (Jason Schnuit)
    Angela Summers (Regina Russell)
    Alexa Kingston (Julie K. Smith)
    Shayla (Melissa Brasselle)
    Melinda (Mia Zottoli)


Vorwort

Yann-Patricks Review

Jim Wynorski, dessen Filmbewertungen bei der IMDB konstant unter der 3.0-Marke sind, spaltet wohl wie kein anderer die B-Filmgemeinde. Ein Name, der bei vielen Lesern Schweißausbrüche oder Angstzustände auslöst. Doch für andere ist der Mann ein Phänomen, ein B-Phänomen. Vom Grunde her gehöre ich zur ersten Gruppe und finde, dass Wynorski die vielen Zeilen, die ich ihm ihn der Folge dieses Reviews widme, eigentlich nicht wert ist. Denn der Mann schafft es immer wieder, mit Mini-Budgets und reichlich Archivmaterial Filme zu schaffen, die die Menschheit nicht braucht, die aber doch auf die ein oder andere Weise unterhaltsam sind. Das ist unverschämt, doch hat man sich mittlerweile daran gewöhnt. Das „Sparbrötchen vom Dienst“ war mal wieder unter einem seiner etlichen Pseudonyme unterwegs. Diesmal nannte er sich „Bob E. Brown“. Hier beweißt Wynorski großen Einfallsreichtum (man denke an seine weiteren Namen „Noble Henry“, „Jay Andrews“, oder „Harold Blueberry“), doch leider haben gerade diese Eigenschaft die wenigsten seiner Filme. More Mercy gehört unbestritten dazu.

Kommen wir aber nun zum Film, dessen schöner Titel More Mercy lautet. Der Film erschien sowie in den USA als auch hier in Deutschland nur auf Video. Das mag nicht viel heißen, schließlich produziert Wynorski fast nur noch für den Videomarkt (muss ja rentabel sein, schließlich macht das die Billigklitsche NuImage auch). More Mercy ist sichtlich neueren Bauwerks, stammt aus dem Jahr 2003 und entstand kurz hinter dem Film Final Examination (dazu später mehr) von Fred Olen Ray (Jubelausbruch beim Publikum). Der sprachgewannte Mann würde das Genre als „erotisch angehauchten Krimi“ bezeichnen, ich als Hesse sage nur „Krimi mit mächtig Fleischbeschau“. Nette Damen zeigen was sie haben und lösen nebenbei noch einen Kriminalfall, dass verspricht doch ordentliche Unterhaltung, zumindest für das männliche Geschlecht.

Da man für so einen Film kein Budget braucht, hält sich Wynorski auch mit dem „Ausleihen fremden Filmmaterials“ zurück und kurbelte den Streifen (vermutlich mit fünf Tagen Drehzeit) rasch und ohne Aufsehen zu erregen herunter. Die Stars sind neben Brent Huff und Master P meist weiblich, darunter u.a. Traci Bingham. Was mich dann doch wundert, ist, dass der Film unter den Fittichen der wohlbekannten Firma Royal Oaks Entertainment entstand. Die waren eigentlich 1999 von der Bildfläche verschwunden und wurden von der noch preiswerter produzierenden Trash-Klitsche mit dem schönen Namen Phoenician Entertainment ersetzt. Doch siehe an, Royal Oaks ist wieder von den Toten auferstanden, diesmal jedoch ohne ihren Eigner Andrew Stevens (der sich ja nun für was besseres hält und fleißig einen Kinoflop nach dem anderen produziert, ich werfe einfach mal Halbtot in den Raum). Nun aber auf ins Geschehen.

Schon nach drei Minuten sind alle Hoffnungen auf einen niveauvollen Film zerstört. Eine Dame tanzt vor einer Horde IQ-reduzierter Männer, sackt die Kohle ein und verschwindet. In der Kabine zählt sie ihre Penunzen und findet doch tatsächlich einen Geldschein, auf dem eine Todesdrohung steht. „Ruf doch die Polizei, ich geb´ dir auch mein Handy“, bringt sich ihre Freundin Sheyla ins Gespräch (als ob man anno 2003 nicht selbst ein Handy hat ???). Sie lehnt ab, und während Sheyla auf der Bühne tanzt, wird die Stripperin doch tatsächlich mit einer Plastiktüte (für ne Knarre mit Schalldämpfer hat das Budget dann nicht mehr gereicht) umgebracht. Das Ganze hat mit der öden Tanzerei doch satte neun Minuten gedauert. Anders wäre die 90-Minuten-Grenze wohl nicht erreicht worden.

Ortswechsel. Wir befinden uns in einem Hotel. Ein durchgeknallter Ur-Einwohner bedroht Besucher mit einem Messer. Da schreiten dann auch schon die beiden Hoteldetektive Sandra und Pete ein und überwältigen den Kerl mit einem super ausgetüftelten Trick. Während Sandra den Irren rauslockt, haut ihm Pete eins über die Rübe. Um die Heldentat dann auch noch ausreichend zu würdigen, bekommen die Beiden von ihrem Chef ne deftige Abfuhr. Sie verteidigen sich zwar, doch der Chef macht auf dicke Hose und mahnt die Supercops ab. Das hat mit dem späteren Verlauf null zu tun, war von Wynorski aber wahrscheinlich als eine Art „Charaktereinführung“ gedacht. Bitte, aber deswegen ist´s trotzdem scheißegal für den weiteren Verlauf.

Nun tanzt eine Brünette in einem (vermutlich ihrem) Hotelzimmer vor einer Kamera doch plötzlich kommt wieder die böse, durchsichtige „Plastiktüte“ und schwupps, haben wir die nächste Leiche. Zufällig kommt dann auch der Zimmerservice, entdeckt die Leiche und schreit was die Stimmbänder hergeben. Unsere Nachwuchsverbrecherjäger eilen zur Stelle und verhören die Dame. Dabei vertröstet Sandra das Zimmermädchen mit einem Schluck Sekt, wer auffällig zusieht, entdeckt, dass Sandra eigentlich den ganzen Film über nur am trinken ist. Ob Whiskey oder Schampus, die Frau schlürft alles runter.

Im Folgenden wird häufig gepimpert und die angeschwippste Sandra kommt mit ihrem Kollegen Pete einem Callgirlring auf die Spur. Die beiden recherchieren auf Partys und im Hotel, es werden noch ein paar Leute gekillt, bevor es dann zum großen Finale kommt.

Welch zufälliger Zufall, dass die Lesbe Alexa den Mord an ihrer Freundin Angela filmte (wie sie sagt um ihr einen Streich zu spielen – alles klaro, toller Streich). Da sie das Band anfangs nicht rausrücken wollte, übergibt sie es nun nach langem hin und her Sandra. Der fällt dann endlich (das ist dann die achsotolle, megageniale Wendung) auf, dass der zwar nur schlecht zu erkennende Täter keinen Lockenschwanz trägt, wie es der eigentliche Hauptverdächtige tut. Wer kann es dann sonst sein ???

Bevor sie überlegen kann, wird sie von Pete in die Disco gerufen. Er sagt er hätte den Fall gelöst. Sandra macht sie auf die Socken zur Disco, findet in der dunklen Halle jedoch niemand. Sie ruft „Hallo“, und wer antwortet ?? Natürlich Pete, denn er ist ja der Killer. Er versucht ihr (und den Zuschauern) sein Motiv zu erklären, warum er die ganzen Models (oder wie er sie nennt „Huren“) umbrachte, bleibt vollkommen unklar. Er bedroht also die arme Sandra, die wie besoffen durch die Disco läuft (ist ja kein Wunder bei dem Alk-Konsum), überwältigt sie und will sie abknallen. Um dann auch noch das letzte Klischee nicht zu vergessen, erschießt der Barkeeper, der rein zufällig vorbei kam, Pete. Das war´s dann auch, und der Zuschauer sitzt sichtlich irritiert vor der Glotze und schaut im wahrsten Sinne des Wortes in die Röhre. War das ernst gemeint ???

Naja, was soll ich nun dazu sagen. Die Story ist wie in fast jedem Wynorski-Film weder besonders neu noch besonders einfallsreich. Die Mischung aus Sex and Crimi ist durchaus annehmbar, richtige Spannung kommt jedoch nicht auf. Das Drehbuch hält sich konstant an die Genre-Verhältnisse ohne auch nur zu versuchen einfallsreich zu sein. Keine Ideen, keine wirklichen Überraschungen, stattdessen lässt Wynorski ständig nackte Damen ihre Brüste in die Kamera halten. Das nervt nach einer gewissen Zeit und ist sichtlich aufgesetzt um das schwache Drehbuch zu verdecken, auch wenn die Damen (teilweise) nett anzusehen sind.

Auch „richtige“ Sexszenen sind vorhanden auf deren Niveau ich nicht eingehen möchte, nebenbei löst die ebenfalls schicke, aber daueralkoholisierte Traci Bingham, die zwar immer nuttig aussieht jedoch schön angezogen bleibt, den sehr klischeelastigen Kriminalfall. Storymäßig beweist Wynorski bzw. Drehbuchautor Sean McGinley (auch verantwortlich für Filme wie Fugitive Mind mit B-Klopperikone Michael Dudikoff oder Venomous) erneut, dass man aus einem Nichts auch etwas machen kann.

Kommen wir nun zu den Darstellern. Der Film ist recht prominent besetzt. Neben dem Deutschen Norbert Weisser (Schindler´s Liste) sind noch Master P (Hollywood Cops), Brent Huff (der meiner Meinung nach nicht hier hin gehört) und Traci Bingham (Baywatch) mit von der Partie. Die Darsteller kurbeln ihre Rollen souverän herunter, ohne groß aufzufallen oder Preise zu gewinnen. Wenn ich schon hier mitspiele, dann möglichst unauffällig. Das werden sich die Darsteller wohl gesagt haben. Außerdem spielen noch ein paar Hardcore-Darsteller mit, was denke ich mal für sich spricht. Der Bringer ist jedoch Brent Huff. Huff spielt ziemlich cool und hat auch ein paar locker-flockige Sprüche drauf. Die Rolle als killender Psycho kauf ich ihm jedoch nicht ab.

Produziert von Albert Pyun, der ja auch nicht gerade für ein gehobenes filmisches Niveau bekannt ist, setzt der Film in Sachen Sinnlosigkeit neue Maßstäbe. Wenn man schon einen Softcorefilm drehen will, dann bitte. Aber nicht so eine erbärmliche Mischung aus Softcore und Krimi, bei dessen klischeehafter und ausgelutschter Story einem sämtliche Haare zu Berge stehen.

Die DVD-Umsetzung von Paramount ist gewohnt gut. Der Film ist sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache enthalten. Leider gibt´s keine Extras (nicht mal nen Trailer, gar nischt), ich träume ja seit langem schon von einem Wynorski-MakingOf (zumal ich ihn noch nie gesehen habe). Der Dolby-Ton ist auch in Ordnung, die Synchro eher mittelmäßig. Warum so ein Müll jedoch bei Paramount auf DVD erscheint, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.

Fazit:
Wir wollen Jim Wynorski ja nicht immer nieder machen. Doch mit More Mercy ist ihm mal wieder der absolute Super-GAU gelungen. Die Story ist so dünn wie die Luft auf dem Mount Everest, das Drehbuch hat auch nicht eine einzige Idee, um dem Film etwas Spannung zu verleihen. Stattdessen bekommt der ja eh schon arg gebeutelte Zuschauer ständig nackte Frauen serviert, die meistens weder besonders reizvoll noch talentiert sind.

Die Darsteller sind in Ordnung, an Action gibt´s nullkommagarnichts. Dafür griff Wynorski mal wieder dermaßen tief in die Klischeekiste, das beim Zuschauer außer einem langen Gähnen nicht viel hervorkommt. Auch wenn das Finale einigermaßen überraschend war (ich war zu ca. 30 % überrascht), so ist die Logik bzw. das Motiv absolut bedenklich und sinnfrei.

Und so ist More Mercy leider nur ein weiterer Schundfleck in der zwar sehr langen, aber doch sehr öden Filmographie des Jim Wynorski, der es leider nie verschafft, Spannung aufzubauen. Wenn schon Softcore, dann bitte richtig !!!

P.S. Noch eine kleine Info an den lieben Jim. Lass das mit den Pseudonymen, wir kriegen ja doch raus, dass du der Übeltäter bist.

Zusatz (eine Zugabe für meine Fans 🙂
Nun kommen wir mal zu den in der Einleitung erwähnten Ähnlichkeiten mit dem Film Final Examination. Wer die Besetzung vergleicht, entdeckt unglaubliche Übereinstimmungen. Brent Huff, Amy Lindsay, Belinda Gavin, Michael Lloyd, Kalau Iwaoka, Bill Monroe, sie alle spielten auch in Final Examination mit. Des weiteren entstanden beide Filme im Jahr 2003 und wurden beide auf Hawaii gedreht. Aber das war noch nicht alles. Beide Filme wurden von Albert Pyun produziert und entstanden unter den Fittichen der eigentlich seit 1999 verschollenen Firma Royal Oaks Entertainment. Außerdem sehen sich die Locations (z.B. das Hotel) erstaunlich ähnlich und auch die restliche Crew wie Produzenten und Casting-Directors stimmen exakt überein. Das kann und ist kein Zufall !!

Die meisten werden Fragen, was der Idiot damit sagen will. Die Frage ist durchaus berechtigt und ich werde sie auch prompt beantworten. Ich vermute (und bin mir eigentlich sicher), dass man hier mit einem Budget zwei Filme gedreht hat. Erst drehte Fred Olen Ray seinen Thriller ab, danach schnappte sich Wynorski fast die komplette Besetzung, formte die Story etwas um (sie ist mit der von Final Examination, in der auch ein Serienkiller gesucht wird, fast identisch), und drehte seinen eigenen Erotikkrimi, fast ohne Mehrkosten. Das mag beim ersten Hören komisch klingen, wer jedoch mehrmals darüber nachdenkt und die oben genannten Fakten über Wynorski mit den Ähnlichkeiten verknüpft, wird auf dasselbe Ergebnis kommen.

Dadurch lässt sich Zeit und Geld sparen. Nebenbei macht Wynorski noch selbst ordentlich Kasse, leider auf Kosten des Zuschauers.

© 2006 Yann-Patrick Giese


Inhalt

Docs Review

Es soll ja Leute geben, die sich tatsächlich die Stabangaben durchlesen, die etwas weiter oben stehen. Und ich denke, diejenigen, die das in vollem Bewußtsein getan haben, sind jetzt entweder schon nicht mehr hier oder genau meine Zielgruppe. Was steht da oben nicht alles schönes? Jim „hauptsache, es sind Titten drin“ Wynorski, Albert „spitze, dann muss es auch keinen Sinn ergeben“ Pyun, „Royal Oaks Entertainment“, das Label, in dem Wynorski die Sachen unterbringt, die er guten Gewissens nicht als Phoenician-Ware (und damit, hüstel, „Qualität“) verkaufen kann, der gesetzlich vorgeschriebene Rapper im Cast, dazu jede Menge Busenwunder und Brent „eine Scheibe Vollkorntoast spielt besser als ich“ Huff. Boy, was this move made for this site…

Doch selbst im Pantheon der großen Grützefilme vor dem Herrn nimmt More Mercy einen Sonderplatz ein – es ist der Film, für den Albert Pyun seinen guten Namen nicht hergeben wollte (wir erinnern uns: Albert Pyun. Albert PYUN. Der Mann, der Corrupt, The Wrecking Crew und Urban Menace gedreht hat und dies auch öffentlich zugibt). Mir ist (leider) die genaue Hintergrundgeschichte nicht bekannt, aber nach Future Docs freundlicher Unterrichtung aus der Zukunft reime ich mir das wohl so zusammen, dass Pyun ursprünglich von Wynorski angeheuert wurde, der dann entnervt das Handtuch warf (und sich nur noch als Produzent nennen ließ) und Wynorski den Film (stilecht unter seinem neuen Pseudonym „Bob E. Brown“ – ist der Jim seit neuestem Zappa-Fan?) mit einer gepflegten Fuhre nackter Tatsachen komplettierte. Unter diesen Voraussetzungen auf einen koherenten, schlüssigen und spannenden Thriller zu hoffen, ist ungefähr ähnlich begründet optimistisch wie die Vorstellung, die Arbeitslosenquoten in diesem unserem Lande würden noch innerhalb dieser Legislaturperiode auf unter 5 % sinken.

Keine Frage, all dies ins Kalkül gezogen und verarbeitet, setzt der Doc sich sein debilstes vorfreudiges Grinsen auf und singt fröhlich die Hymne der Höhner: „Da simmer dabei, dat is priiimaaaa…“. (Wundern darf man sich allerdings noch, bevor man auf Play drückt, dass Paramount, sich in den USA bekanntlich für nichts zu schade, hierzulande aber meist eher zurückhaltend, was seine Billig-DTV-Vertriebs-Dingenskirchens angeht, diesen Film unter eigenem Banner verhökert).

Unser Possenspiel beginnt in einem Nachtclub – oder sowas ähnlichem, denn Nachtclubs, in denen das Publikum auf normalen handelsüblichen Camping-Klappstühlen Marke OBI sitzt, keine kleinen Tischchen vor sich stehen hat, auf denen man die (ebenfalls fehlenden, aber was ist da Henne und was Ei?) Alkoholitäten parken kann, und auch nicht von leichtgeschürzten Bunnies am Platz bedient wird, das sind doch keine echten, oder? Dem Enthusiasmus der Crowd tut dies keinen Abbruch, weil auf der Bühne ein Frauenzimmer, das Softcore-Kenner (der Doc zählt sich aufgrund bereits vielfältig an dieser oder ähnlicher Stelle dargestelltem mangelnden Interesse am Genre nicht dazu) als die in ungefähr fünfhunderachtundneunzig Skin-flicks in variierenden Stadien der Unbekleidung zu erkundende Mia Zottoli identifizieren könnten und führt einen der langweiligsten Strips der jüngeren Filmgeschichte vor – mein Gott, selbst, bis das Babe endlich seinen BH verliert (und das ist auch das einzige, was sie auszieht), dauert es sprichwörtlich Minuten, was das zahlende Publikum nicht daran hindert, in johlende Begeisterung („look at that! Wow!“ – Ich würd ja looken, wenn´s was zu looken gäbe…) auszubrechen und Dollarscheine auf die Bühne regnen zu lassen, die das Babe namens Melinda auch hastig zusammenkehrt und einsackt (gut bezahlt wird der Job offenbar nicht). (Ziemlich schauerlich ist übrigens auch die Musik, mit der Melindas Auftritt beschallt wird. Ein äußerst generisch-geriatrischer Instrumental-Beat, über den nicht mal Master P was rappen würde, wenn er dafür ´nen Dollar kriegen würde).

Melinda, ihre Oschis und die grünen Scheine stürmen in die Garderobe, wo sie ihre blonde Kollegin Shayla, die bereits ihrem eigenen Auftritt entgegenfiebert, zu verstehen gibt, dass trotz des diese These eher nicht unterstützenden Bergs Greenbacks in ihren Pfoten der Schuppen heute ein Tummelplatz der Verlierer und allgemeinen Idioten wäre. Melinda unterzieht die eingesackten Moneten einer genaueren Prüfung und ist entsetzt: „Der seltsame Typ ist wieder da!“ Okay, nach meinem Dafürhalten ist, speziell in Filmen wie dieser, ein Strip-Club, der nicht ausschließlich von seltsamen Typen bevölkert wird, kein Strip-Club, sondern eine Kindertagesstätte mit falschem Türschild, aber der, den sie meint, ist seltsamer als seltsam, der hat nämlich mal das Verlangen geäußert, Melinda zu Tode prügeln zu wollen (das sind halt noch Fans). „Ah, the ass man!“, erinnert sich Shayla (wenn der Film dahinsteuert, wo ich meine, sollte der potentielle Serienkiller sein Prozedere überdenken. „Ass man“ ist entschieden nicht in der gleichen Coolheitsklasse wie „Jack the Ripper“ oder „Son of Sam“). Fragt sich bzw. Shayla nur, woher Melinda weiß, dass ihr heimlicher Verehrer da ist. Dafür spricht zweierlei – zum einen hat sie ihn gesehen (well, duh!), zum anderen hat er ihr auf seinem zugeworfenen Dollarschein eine Nachricht hinterlassen: „I´m back, you´re dead!“ (Das ist deutlich). „Wenigstens gibt er Trinkgeld“, outet sich Shayla als des guten Geschmacks verlustig gegangene Comedienne, empfiehlt aber nicht gänzlich irrationalerweise, die Polizei zu rufen. „Unsere Kunden sind Polizisten“, wehrt Melinda entrüstet ab (und das bedeutet jetzt genau was?), und überhaupt ist der Kerl eh schon verschwunden bzw. nicht mehr auf seinem Platz hockend. Shayla sieht´s lässig, leiht Melinda ihr Handy, falls sie sich das mit der Bullerei rufen doch noch überlegen sollte und entert die Bühne.

Melinda sollte Shalyas Show doch mal probehalber zukucken, da kann die Maid nämlich noch was lernen. Obwohl Shayla ihre Möpse verräterischerweise in ihrem silbermetallicfarbenen Bikini behält (was´n los, Wynorskiboy? Lässt du nach?? Eine Frau im Film, die nicht die Brüste zeigt?), ist ihr Auftritt dennoch um Längen aufreizender und auch publikumswirksamer als das, was Melinda vorher zusammengestolpert hat (passt dazu, dass man ihr auch ein Lied mit echtem Gesang als Begleitmucke zubilligt. Wer hat, der hat, und jeder so, wie er´s verdient, newa). Während Shayla also auf der Bühne rumhampelt und mit den glücklichen Bastarden in der ersten Reihe spielt, zieht sich Melinda zum Telefonieren in die Damentoilette zurück. Wo natürlich, Serialkiller-Movie-Making 101, in einem der Lokusse (Loken? Loki?) der schwarzbeschuhte und -behoste Killer lauert, im rechten Moment die Tür öffnet und der verblüfften Melinda einen durchsichtigen Plastikbeutel über den Kopf stülpt (damit können die Gorehounds, die trotz der FSK-16-Freigabe auf irgendwelches Blut gehofft haben, getrost ausschalten, die Jünger des Asphyxiation-Fetisches [ha, was das wieder bei Google für mich tun wird] aber gebannt vor der Glotze bleiben). Und dabei steht doch auf jeder Tüte, dass man das nicht machen soll… (und der Regisseur, welcher von den beiden es auch war, übt sich in gar tollem Style, in dem er das ganze in Parallelmontage mit Shaylas Auftritt zeigt und genau, als der Killer Melinda die Tüte über´n Kopf zieht, Shayla einem lucky guy in der ersten Reihe ihr vorher abgelegtes Röckchen über die Birne legt. Wimbledon! Will meinen, großes Tennis!).

Damit ist Melinda, recht unspektakulär übrigens, denn die Szene dauert nicht wirklich länger als drei Sekunden, über den Jordan gegangen und wir haben endlich Zeit, den Vorspann abzuspulen.

Ein Jahr später (ach nööööö), on a tropical island paradise, das verdächtig nach Hawaii aussieht, aber nach dem Willen unsere Filmemacher Bali darstellen soll (ich wüßte zwar nicht wirklich, was die sich abzeichnende Plotte daran hindern würde, auf Hawaii zu spielen, aber mein Gott, Bali, Hawaii, Tsunami, wo ist der Unterschied?). Lernen wir die Helden unserer Story kennen – das dynamische Hotel-Sicherheits-Duo Sandra (besonderes Kennzeichen: dicke, äh, Dinger) und Pete (besonderes Kennzeichen: nicht wirklich eines), beiden gemein ist allerdings der exquisit-beschissene Modegeschmack, der sich darin äußert, dass sie dienstlich die wohl hässlichsten Hawaii-Hemden diesseits eines 70er-Jahre-Revivals spazieren tragen (und ersichtlich nicht ausreichend entlohnt werden, um sich mehr als ein Oberbekleidungsstück leisten zu können. Sie werden nämlich, es sei denn, das Drehbuch verlangt explizit anderes, für den kompletten Filmverlauf die gleichen Klamotten tragen). Als taffe Security Guards haben sie gerade ein Problem zu lösen – einen tätowierten Fleischklops (deutlich hawaiianischen Zuschnitts, aber um waschechte Balinesen einzufliegen, reichte das Budget nicht) mit a) nacktem Oberkörper (was noch nicht so das Problem wäre) und b) fettem Bowie-Messer, was in Verbindung mit c) einem leicht wirren Gesichtsausdruck für die richtige Lösung d) ein verrückter Madman spricht. Mit dem lächerlichsten „Trick“, seit die Keystone Kops reihenweise von ihrem Einsatzfahrzeug purzelten, wird der (für die Handlung selbstredend völlig irrelevante) potentielle Maniac dingfest gemacht (der Trick ist folgendermaßen: Sandra richtet ihre Wumme auf ihn, Blödbirne Maniac ist dumm genug, drei Schritte auf sie zuzumachen und Pete, der sich hinter einer Mauer „versteckt“ hat – obwohl der Maniac vorher klar und deutlich sehen konnte, wohin er sich „verdrückt“ hat – springt hervor und haut dem Halbnackten was auf den Dez).

Dem Vorgesetzten der erfolgreichen Pseudobullen, einem gewissen Stephens (gemimt von Teutonen-Export und Pyun-Regular Norbert Weisser), ist die Aktion gar nicht so recht, weil er der nicht völlig von der Hand zu weisenden Ansicht ist, messerschwingende Irre im Hotel seien mehr eine Angelegenheit für die autorisierten lokalen Ordnungshüter und weniger eine solche für bessere Hoteldetektive. „Wir haben 12.000 Gäste hier im Hotel“, nölt Stephens (ZWÖLFTAUSEND! In einem Hotel! Verdammt, was ist das für ein Bunker???), und die haben für Ruhe, Frieden und tropische Glückseligkeit bezahlt und nicht für „Shoot-outs“ (ein solcher hat zwar eben dank Pete und Sandras Einsatz nicht stattgefunden und ich möchte gar nicht drüber spekulieren, was eine Horde indonesischer Provinzbullen für ein Blutbad angerichtet hätte, aber, der Chef hat immer recht).

Was soll´s, Lebbe geht weidda, bzw. hört gewaltsam beendet auf. Letzteres trifft eine Schnepfe, die in ihrem Hotelzimmer aus den Klamotten fährt (siehste, Jimmy, geht doch) und dem POV-Shot, der ihren Freier/Liebhaber/whatever symbolisiert, mit aufmunterenden Bewegungen anstiftet, ihr doch ins Badezimmer zu folgen. Macht der POV-Shot auch gerne, um ihr, begleitet von unbemerkenswerter Rap-Soße, ta-daaa, eine durchsichtige Plastiktüte über die Rübe zu picheln. Na, sieh mal einer an, der Killer ist wieder da, wer hätte das auch wieder gedacht. Die schöne bzw. hauptsächlich nackte Bescherung wird am nächsten Morgen vom Zimmermädchen gefunden (bislang noch fast das attraktivste Frauchen des Films).

Unser Detektivduo, welches solcherlei Untaten vermutlich laut Kleingedrucktem im Arbeitsvertrag (Ihr wißt schon, Tätigkeitsbeschreibung, liest sich keiner durch, bevor er den Servus drunter setzt) verhindern sollte, hockt dieweil an der Hotelbar und lässt sich von Barmann Kevin (Nachname Alleinzuhaus, wa-haa, I´m killing me) mit hochprozentigen Spiritousen abfüllen und telefonisch, denn Stephens will was von ihnen, verleugnen, denn man hat weniger Bock auf Arbeit als darauf, über den Vorgesetzten, die allgemeine Ungerechtigkeit der Welt und die geäußerten Zweifel an ihrem opus moderandi heftig abzulästern. Wie gesagt, Stephens meldet sich telefonisch an der Bar, Kevin wimmelt ihn ab. „Colonel Klink?“, bemüht sich Pete an einem ziemlich unlustigen In-Joke anruferidentifizierungstechnisch? „Jawoll“, brüllt Kevin in der O-Ton-Fassung akzentsicher, teilt den sich gerade mächtig besaufenden Hoteldetectives aber trotzdem, was Stephens wollte: Nämlich dass auf Zimmer Hastenichtgesehen eine tote Leiche gefunden wurde, und die war auch noch tot.

Mir erschließt sich ehrlich gesagt nicht wirklich, warum Pete und Sandra mit gezückten Wummen den Tatort stürmen, als ginge es um eine akute Geiselbefreiung im Irak o.ä., wo ihr Wissenstand doch bereits ist, dass das Zimmermädel die Leiche gefunden hat und eh schon heulend-hysterisch auf dort herumhockt (die arme Frau kriegt doch gleich noch ´nen Schock fürs Leben. Erst Leiche finden, dann auch noch in zwei Revolverläufe kucken). „Was für eine Verschwendung,“ kommentiert Menschen- und Frauenfreund (hihi) Pete die nackten, nichtsdestoweniger dahingeschiedenen und daher für sexuelle Betätigung (ookay, es gibt Nekrophile, aber wir wollen ja nicht übertreiben. Sind ja nicht bei Buttgereit hier) nicht mehr brauchbaren Tatsachen, dieweil Sandra sich als versierte Pathologin und verhinderte Gerichtsmedizinerin ausgibt. Ein Blick von ca. 0,8 Sekunden auf die Leiche und sie ist sicher: „Sie ist seit vier oder fünf Stunden tot!“ Respekt, sag ich da, wer braucht da noch Quincy? Aus dem Zimmermädchen ist nichts die Lage erhellendes herauszubringen, also gibt Sandra ihr die dienstliche Anweisung, über den schröcklichen Vorfall die Klappe zu halten.

Ganz im Sinne von Stephens, der in dem Mordfall „bad business“ sieht (und damit dem Film seinen US-Alternativtitel verleiht, der zumindest etwas sinnvoller ist als der hierzulande geläufige More Mercy) und sich deswegen die Einschaltung der zuständigen Behörden ernstlich verbittet (bitte? Cooles Hotel. Kann ich Leute abmurksen und keinen interessierts). Das Opfer ist mittlerweile als Julie Tam, 19 Jahre alt, und Model für das „Watergirl“-Magazin identifiziert worden. Sandra erinnert der Vorfall an „die Sache vor einem Jahr“ (und falls wir die, ist ja immerhin schon gut fünfzehn Minuten her, schon wieder vergessen haben sollten, blenden wir die Mordsequenz beinahe vollständig noch mal ein) mit Melinda. Ah. Interessant. Das war also tatsächlich hier in dem Hotel? Gut zu wissen. Scheint also dann trotz der 12000 Betten kein Familienhotel zu sein, oder gibt´s in jedem Fünf-Sterne-Bunker auf Bali ´ne eingebaute Topless-Bar? Die Parallelen schießen sich da durch die Brust ins Knie – beide Opfer sind Frauen, jung, hübsch, wegen der Surfmeisterschaften angereist (eh, tschuldigung, aber ich dachte eigentlich, Melinda wäre eine Profi-Stripperin???) und Teilzeit-Models. (Und ermordet wurden sie auch beide, wow, was´n Zufall!). Sandra spekuliert auf einen Zusammenhang, Stephens drängt darauf, die Sache unter Verschluß zu halten.

Das liegt auch ganz auf der Wellenlänge von Cheffe. Cheffe vonne ganze Hotel wird telefonisch zugeschaltet, der sitzt nämlich (wie uns eine hastig-zusammengestoppelte und dennoch für einen alten Fan wie mich immer wieder nette Vegas-bei-Nacht-Montage verdeutlicht) im Zockerparadies von Nevada, heißt Mr. Carlson und wird gespielt von Master P, der also, obwohl zweites Billing, hier den Pausenkasper mit zusammengerechnet acht Lines gibt (und mit den Lines meine ich nicht die, die er sich durch die Nase zieht, das waren vermutlich mehr…). Carlson betracht den Mordfall als Marketing-Problem, vermutet, dass Julie eh auf Drogen war und dass man vermutlich nicht mal ´ne Überdosis ausschließen könnte (sorry, Meister P, aber welche Droge bewirkt bei Überdosis, dass einem ein vakuumversiegelter Plastikbeutel aus dem Kopf wächst? Verdammt, ist das Ding dumm). Sandra weigert sich, wie befohlen den Schnabel zu halten, aber Carlson, der, vöööölig unauffällig gelöst, das, den Evil Capitalist TM gibt, wünscht sich natürlich keinesfalls schlechte PR für die demnächst stattfindenen Surf-Wettkämpfe und Stephens hat noch ein anderes Argument auf Lager: Wenn man jetzt die Bullen einschalten und mächtig einen auf große Welle machen würde (nein, das war jetzt keine Tsunami-Anspielung), könnte das ja den Mörder aufschrecken (!), dazu veranlassen, das Hotel zu verlassen (!!) und woanders weiterzumorden (!!!) (Holy Shit, müssen die geil auf Gäste sein in dem Schuppen). Also ehrlich gesagt – als Hotelmanager wäre das so ziemlich genau das, was ich mir in so einem Fall wünschen würde… Sandra wünscht, vollzeitmäßig zur Mördersuche abgestellt zu werden (d.h., Mädel, du hängst nicht mehr die Hälfte deiner Arbeitszeit an der Bar ab und säufst Cocktails?). Carlson gewährt ihr 72 Stunden (und dann passiert was?). Nachdem das geklärt ist, sagt Stephens, dass Sandra nun ja „einige Wochen Zeit habe“, um den Fall zu lösen. SUPER! Der Film schafft es mühelos, sich innerhalb von 10 Sekunden zu widersprechen. Aber vielleicht sind 72 Stunden in Vegas ja ein paar Wochen auf Bali (vom Geldausgebe-Quotienten kann das natürlich hinkommen). Düdeldü, düdeldü, mein Verstand, der geht perdü…

Wir haben bis jetzt zwei im weitesten Sinne „Polizisten“ zu nennende „Helden“, zwei Tote und einen herumstalkenden Killer, jetzt müssen wir uns langsam die passenden Verdächtigen basteln. Hier ist schon der erste (und viel mehr werden´s auch nicht): John Jacobs, seines Zeichens blonde surfer dude, der aus seinem Hobby offensichtlich so erfolgreich seinen Beruf gemacht hat, dass er sich erstens eine ungefähr fußballplatzgroße Suite im Hotel mieten und zweitens per Speakerphone irgendeinen seiner unwürdigen Untergebenen feuern kann („Und dann feuere ich deine Freunde und Verwandte und dann trete ich euch allen in den Arsch!“ Möchte wissen, was der arme Angestellte verbrochen hat. Das Surfbrett nicht ordentlich gewachst, vermutlich. Oder das Sonnenöl verschlampt, denn eines fehlt Jacobs zum Surfer-Image schon: die notwendige Sonnenbräune). Zum Glück und zur Hebung seiner Stimmungslage trifft unsere nächste weibliche Hauptdarstellerin in seiner Suite ein – Carrie Sherman, die offensichtlich von gewisser Prominenz ist, denn Johnnyboy schleimt: „Du siehst in echt besser aus!“ (Dann möchte ich keine Fotos sehen. Ihre besten Zeiten hat Miss Sherman m.E. auch schon ein paar Sommer hinter sich). Immerhin scheint sie, entgegen meiner ersten Hypothese, keine Nutte zu sein, denn von denen gibt´s wohl noch keine Autogrammkarten (wäre mal ´ne Marktlücke). Carrie fällt auf, dass John ziemlich nervös ist und hat ein Hausmittel dagegen – das kann natürlich nur eine unexplizite (FSK 16, newa, aber das Ding ist m.W. nach uncut) Softsexszene sein.

Nach vollständiger Verrichtung rhabarbert John irgendwelches dummes Zeug, auf das ich mir keinen gesteigerten Reim machen kann, aber irgendwas mit seiner großen Brieftasche und der Tatsache, keine große Sache aus dem soeben vorgefallenen Sex machen zu wollen, zu tun haben muss (tut mir leid, ich kann mir das wirklich nicht erklären, und mir die entsprechende Szene noch mal auf Deutsch anschauen wollte ich auch nicht), dieweil uns allerdings wenigstens erklärt wird, dass Carrie Sherman die Herausgeberin des „Watergirl“-Magazins ist (und für das haben beide tote Mädel gemodelt, wir erinnern uns oder auch nicht). Jedenfalls scheint John den ein oder anderen Betthasen zu bestellen, denn Carrie „Heidi Fleiss“ Sherman verspricht, dass er mit jedem Maderl, das sie ihm schickt, hochzufrieden sein wird.

Pete überrascht Sandra und uns mit der Tatsache, dass die beiden Morde tatsächlich nach dem gleichen Schema vollzogen wurden und die Todesursache „Ersticken“ darstellt (ECHT jetzt? Wie bist du da draufgekommen? Die Plastiktüte kann man als Indiz ja wohl nicht ernst nehmen). Pete meint allerdings auch, dass man bei Surfer-Groupies sich wohl nicht wundern brauche, wenn´s ein übles Ende nimmt, drängt Sandra aber dennoch seine moralische und fachliche Unterstützung an (man muss nehmen, was man kriegt). Sandra hat Angst, dass es „schlimm“ werden könnte.

Abends, in der Hoteldisco (whoa, stylish speed-shots, der Director ist ein großer Künstler). Sandra schraubt sich an die Bar, um erstens alkoholische Getränke zu inhalieren und zweitens Barmixer Kevin auszuquetschen (denn wenn man sonst keinen Plan hat, wie man einen Plot aufdröstelt, greift der Drehbuchautor von Welt gern zum Klischee des allwissenden Thekengurus). Sandra will wissen, ob Julie (Opfer Numero 2, for the record) evtl. auf Droge gewesen sein könnte. „Auf Bali ist jeder auf Droge,“ grinst Kevin und gibt ihr die Empfehlung, bei der anstehenden „Ladies Night“ in der Disse vorbeizuschauen. „Was ist ´Ladies Night´?“, blödfragt Sandra, die offenbar nicht oft unter Leute kommt (entsetzlicherweise etabliert das einen running gag: „What´s ´Ladies Night´?“ – „A night for the Ladies!“ Haha. Der Witz wird durch andauernde Wiederholung nicht besser).

John bestellt bei Carrie für seine „Klienten“ (was hat ein Profi-Surfer für Klienten? Abgesehen davon, dass offiziell mit keiner Silbe erwähnt wird, womit John seine sicher nicht gerade spärlichen Kröten verdient) ein paar Bunnys, wobei es sich doch bitte um junges Gemüse handeln möge (auch noch Ansprüche).

Ich wiederhole mich: Sandra kommt nicht viel raus. Obwohl in der Disco sicher nicht mehr Betrieb ist als in der Hinterhugelhapfinger Dorfdeppendisco kurz vor Kehraus, ist Sandra der Überzeugung, „this place is crazy“. Kevin empfiehlt ihr, sich in die VIP-Lounge zu beamen, dort würden sowieso Julies Freunde rumhängen. Sandra beamt (und ich frage mich, was der Sinn an einer VIP-Lounge ist, wenn dort jeder reinspazieren kann, wie´s ihm beliebt) und schmeißt sich an ein oberweitentechnisch auch nicht benachteilgtes Girl ran, inquisitiert bezüglich der „Ladies Night“ („It´s for surf chicks“, auskunftet das Mädel). „Surf chicks“ ist offensichtlich ein mir bislang nicht geläufiges Synonym für „Lesben“, jedenfalls entrüstet sich Sandra, nicht vom anderen Ufer zu sein, obwohl (festhalten) „ich ein Lady-Cop bin“ (Tut mir ja mächtig leid, Sandra, aber ein Klischee, dass alle Polizistinnen Lesben sind, kenne ich auch nicht. Vielleicht bist du einfach nur völlig plemplem, Mieze). Sprichts, beamt sich wieder an Kevins Tresen und pichelt noch ´nen Drink weg. Ich bin beeindruckt ob dieser gnadenlosen Ermittlungsarbeit (mit drei Promille macht das Mörderjagen doppelt soviel Spaß).

Was für ein Glück für Sandra, dass es Kevin gibt, alleine käm die nämlich nie auf einen grünen Zweig. Der Barmann hintet Sandra aber in Richtung zweier sich heftig abbusselnder surf chicks, äh, gleichgeschlechtlich orientierter Damen. Freunde von Julie, latürnich. Sandra stellt ihre dummen Fragen. Die Girls verweisen für nähere Auskünfte an Carrie Sherman. Sandra kennt diese Person natürlich nicht (excusez-moi, aber sollte es nicht ein integraler Bestandteil des Jobs eines Hotel-Security-Wichtels zu sein, über wichtige und prominente Gäste wenigstens oberflächlich, sprich namentlich, informiert zu sein? Wofür, frag ich mal provokant, bezahlt Carlson dieser Pute eigentlich Geld?). Netterweise füllen die beiden Lesben das leere Hirn unserer Heldin mit ein paar Fakten: Watergirl-Herausgeberin, „Zuhälterin“ und, falls persönliche Fragen anliegen, morgen bei einem Photoshoot zu sprechen. Die Einladung, beim intimen Techtelmechtel als interessierte dritte Person mitzuwirken, lehnt Sandra dankend ab. Die Chicks finden das zwar bedauerlich, setzen ihre unterbrochene Einlage aber nahtlos fort und verlagern diese ins Hotelzimmer der einen, wo sie sich dann auch nackig machen.

Könnte vielleicht mal, so rein aus Spaß, irgendjemand langsam wieder irgendjemand anders umbringen? Bevor ich vergesse, dass das Ding hier ein Serienkillerfilm sein soll? Die Firma dankt.

Ha, die Gebete werden prompt erhört. Mitten in der schönsten lesbischen Fummelei klopft es nämlich an der Tür. Blonde lesbian chick macht auf und erkennt den (uns natürlich, SUSPENSE!, nicht gezeigten) Klopfer, erbittet eine Minute Zeit und – festhalten – bittet ihre dunkelhaarige Gespielin, sich doch bitte für ein paar Minuten im Schrank zu verstecken! Uff! „Wann kommst du endlich aus DEINEM Schrank?,“ nölt die Dunkelhaarige und beantragt das zeitnahe Coming-out ihrer Sexpartnerin, gehorcht aber zähneknirschend und lässt sich im Schrank verstauen. Dann kann Blondie den späten Gast einlassen und das Unheil seinen Lauf nehmen (da wir aber des Killers Vorgehensweise jetzt schon kennen, geht der Regisseur davon aus, dass wir an weiteren diesbezüglichen Darbietungen in filmischer Form nicht mehr interessiert sind).

Wir blenden daher vielmehr um zum nächsttäglichen Fotoshoot von „Watergirl“. Die pekuniäre Lage des Magazins muss ziemlich verzweifelt sein, alldieweil Carrie die Knipserei höchstpersönlich übernimmt. Sandra sucht den Set auf und bekundet zunächst, dass sie die Models attraktiv und „sexy“ finde. Müssen sie auch sein, erläutert Carrie, denn das ist ihr Geschäftsplan: Sie lichtet hübsche Girls für ihr Magazin ab, reiche Fans zahlen dann big time-öre, um die Mädels in echt sehen zu dürfen und so wird das defizitäre Printwerk finanziert. Klingt nach einem außerordentlich solide geführten Unternehmen. Außerdem behauptet Carrie, nur volljährige Mädels zu engagieren, mindestens 21, besser noch 25 Jahre alt. Julie war aber nur 19, wirft Sandra ein. Korrekt, und genau deshalb habe Carrie sie auch gefeuert. „Sie hat den dunklen Pfad eingeschlagen,“ sülzt Carrie, ohne rot zu werden, und abgesehen davon wundere sie bei Julies unstetem Lebenswandel (Drogen usw.) sowieso nicht, dass sie metaphorisch gesprochen früher oder später kielaufwärts treiben musste. Dass Julies Mord etwas mit dem an Melinda zu tun haben könnte, ist Carrie noch gar nicht aufgefallen (auch wenn Melinda ebenfalls so ein Flittchen gewesen sei), dafür wundert sich die Herausgeberschickse aber, wieso Sandra sich überhaupt so ´nen gesteigerten Kopf wegen der zwei dusseligen Tussen mache. „Sie haben es verdient,“ gutmenscht Sandra und macht sich, ohne wirklich nennenswerte Informationen erhalten zu haben, wieder vom Acker. Gegen diese Ermittlerin kannste jede Tatort-Kommissarin wegwerfen.

Aus reichlich unerfindlichen Gründen (naja, vermutlich hat Master P fünf vertraglich zugesicherte Screen-Minuten, und die muss man ja irgendwie reinfummeln) insistiert Carlson plötzlich, dass man in vier Tagen die Polizei hinzuziehen solle (warum ausgerechnet in vier Tagen? Vorhin waren´s noch 72 Stunden oder ein paar Wochen, je nach Standpunkt). „Die fähigen oder die, die ihren Hintern nicht von einem Loch im Boden unterscheiden können?,“ vergewissert sich Stephens. Die Antwort ist rein sachlich eher unbefriedigend, alldieweil Carlson sich ausbedingt, dass vor jedweder gesetzeshütender Aktion sein persönlicher Segen eingeholt werden soll. Sandra berichtet über Carrie Sherman (weiß in dem ganzen verdammten Hotel eigentlich keine Sau, wer dort abgestiegen ist?), Pete outet sich als „Watergirl“-Kenner und Stephens hat von einem Kumpel in Sydney ein Täterprofil erstellen lassen. Ca. 30 Jahre alt, männlich, seine Opfer kannten ihn. Boah ey. Das ist mal detailliert und erschöpfend. Da kann man ja gleich ans Verhaften gehen.

Sandra ist, warum auch immer, ziemlich down: „Ich möchte nach Hause und ´Brady Bunch´ anschauen,“ heult sie (kauf dir die DVDs. Sind in Indonesien bestimmt billig), aber daraus wird nix, weil Pete sie zum nächsten Tatort ruft. Jau, blonde lesbian surf chick ist aufgrund eines anonymen Anrufs gefunden worden, tot, versteht sich. „Das ist Angela,“ ruft Sandra erstaunt aus (und erstaunt bin auch ich, denn die Chicks haben sich am Vorabend nicht mit Namen vorgestellt, Kevin hat die Namen auch nicht ins Spiel gebracht und ansonsten kennt Sandra ja auch keinen Menschen auf Gottes Erdboden bzw. im Hotel). Von dieser positiven Identifikation bis zur Erkenntnis, dass ihre Freundin Alexa (die Dunkelhaarige, für die namenstechnisch selbiges wie eben angesprochen gilt) die anonyme Telefon-Zeugin ist, ist´s nur ein Katzensprung, aber dass der Versuch, sie über die Gästeliste des Hotels zu ermitteln, abgeblasen ist, weil sie „vermutlich eh schon ausgecheckt hat“ (??), halte ich für die schlampigste Ermittlungsarbeit sein Inspektor Clouseau zur Diamentendiebstahlsaufklärungskoryphäe wurde. Oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel, aber ziel gut!

John wird bei Carrie vorstellig, die gerade in Unterwäsche durch ihre Suite strolcht (aber trotzdem laut ihrer Aussage „grade auf dem Weg zur Tür raus“ war). Er hat eine Reklamation vorzutragen – das Girl, das Carrie ihm letzte Nacht geschickt habe, hätte seinen Ansprüchen nicht genügt. Die habe Angst gehabt, was ihn „disgusted“ habe, weswegen er sie rausschmeißen habe müssen. „Das kommt davon, wenn man sie jung und unerfahren haben will“, nimmt Carrie die Beschwerde auf die leichte „der-Kunde-ist-selber-schuld“-Schulter, bietet aber Rückerstattung der entrichteten Gebühren an. Darum geht´s John aber nicht, vielmehr darum, dass ein guter Boss die Verantwortung für die Fehler seiner Bediensteten übernehmen müsse, weswegen er Carrie rüde an die Wand schubst und ihr an die Wäsche geht. Das geht, hüstel, nahtlos in eine Softsex-Szene über, die mich vor allen Dingen deswegen begeistert, weil sie damit beginnt, dass John Carrie die Bluse auszieht.

So. Habt Ihr auch ordentlich aufgepaßt?

Bedenkzeit abgelaufen. Richtig: Wie zum Geier kann John Carrie die Bluse ausziehen, wenn sie überhaupt keine anhatte??? Hat Carrie sich extra vor dem Sex extra noch schnell angezogen, damit er sie wieder ausziehen kann? Continuity, hell-ooooo!!! Tja, wie würde Jim Wynorski im Audiokommentar a la Dinosaur Island sagen: „Das kommt davon, wenn zwei Regisseure drehen und der eine nicht weiß, was der andere tut!“.

Pete und Sandra debattieren dieweil über Angela, Sandra kommt auf die Idee, sich bei der „Ladies Night“ umzuhören (obligatorischer running gag, auch Pete weiß nicht, was die „Ladies Night“ ist), bzw. sie würde sich gern umhören, wenn sie wüßte, wo selbige stattfindet (!!! Schmerz! Mir zieht´s die Hirnwindungen zusammen. Kevin hat´s ihr doch vorhin IN DER DISCO erzählt!!!). Ersichtlich ist die „Ladies Night“ aber innerhalb der letzten zwanzig Filmminuten in den Status einer konspirativen Geheimsitzung gerückt, von der offiziell niemand was weiß, weswegen Sandra auf die blöde Idee kommt, Carrie zu fragen (mein Gott, ich hätt´s mir ja noch eingehen lassen, wenn sie noch mal bei Kevin gefragt hätte). Ich hab fast den Eindruck, Sandra ist nur scharf darauf, ein paar Bikini-Bräute zu begutachten. Sicherheitshalber dackelt Pete mit. Carrie ist ob des mittlerweile allgemein bekannten Ablebens Angelas ein wenig emotional beeinträchtigt: „Sogar die Nachrichten in den Staaten berichten drüber!“ (Eh. Ja. Moment. Die Sache macht News in den USA, aber die indonesischen Bullen interessieren sich nicht dafür? In welchem gottverdammten Paralleluniversum spielt dieser Film?). Carrie ist schon fast verdächtig kooperativ und erklärt, dass sich bei der „Ladies Night“ Frauen auf einer „professionellen und geschäftlichen Basis“ treffen (you bet your ass). Erscheinen könne aber da nicht jeder Hinz und Kunz, man müsste schon mal rein grundsätzlich weiblich sein (das leuchtet noch irgendwo ein), außerdem käme man nur auf „Empfehlung“ in den erlauchten Kreis. Als Sandra (warum auch immer, rein ermittlungstechnisch gibt´s nicht den geringsten Hinweis, dass die Ladies Night auch nur ein Fitzelchen mit dem Fall zu tun hat) insistiert, diese Veranstaltung besuchen zu wollen, bietet Carrie ihr an, als ihr Gast mitzukommen. Sandra ist begeistert, aber Carrie warnt – Sandra müsse sich in diesem Falle als Carries „significant other“ ausgeben (Hä? Wieso dat dann? Ist das jetzt doch ´ne Lesbenparty oder was?) und auf jeden Fall nicht cop-mäßig kleiden, oder, wie Carrie hilfreich ausführt, exakt gegenteilig zum Ist-Zustand (klar, so´n Hawaii-Hemd schreit natürlich „Bulle“, wenn nicht „Magnum“).

Als pflichtbewußte Politesse investiert Sandra einen signifikanten Anteil ihres aus bekannten Gründen unverdienten Monatsgehalts in ein fetziges Outfit, das sogar Pete ein anerkennendes „du wirst ´ne Menge Telefonnummern kriegen“ (von Frauen, wohlgemerkt) entlockt. Auch Carrie ist angemessen beeindruckt und nimmt Sandra tatsächlich auf die Party mit. Wenn die jetzt wirklich entschieden heißer sein soll als ein gewöhnlicher Dissentag im Etablissemang, dann entgeht mir das (zumal das mit „Ladies Night“ auch nicht so hinhaut, alldieweil genügend Sackträger auf der Tanzfläche rumhüpfen. Schon scheiße, wenn Drehgenehmigung und -buch kollidieren). Carrie führt Sandra unverblümt als in der Mordsache ermittelnde Ermittlerin ein (bei immerhin einer – in Worten: 1 – an der Bar herumlungernden Blondine). Nachdem die beiden Schicksen doch gut und gerne eine Minute an der Bar stehen, fällt Carrie ein, dass es heiß und verraucht ist und man bzw. frau sich doch besser auf ihre Suite und einen Drink zurückziehen sollte (hm, ist das jetzt eine lesbische Avance seitens Carrie?) Ungeachtet der Tatsache, dass Sandra ja eigentlich kriminaltechnische Erkundigungen (worüber auch immer) einziehen wollte, hält sie das für eine phänomenale Wucht-in-Tüten-Idee. Hä? (Ihr kennt ja das Spiel – Stirn – Tischplatte – BOIN-K-K!! Ich weiß nicht, was Sandra ist, aber irgendwas, das nur ansatzweise mit Personifikation von Polizeiarbeit zu tun hat, jedenfalls nicht. Und vor allen Dingen ist das sooo geil: da wird diese Ladies Night zu einem epochalen plotbewegenden Ereignis hochsterilisiert, und dann ist der ganze schöne Plotpunkt in einer Minute abgefrühstückt und nie wieder erwähnt. Geile Sache. Wer hat dieses Script geschrieben? Kon F. Usius?).

Okay, angesichts der bisherigen filmischen Schilderungen könnte man als normalsterblicher Betrachter dieses Streifens nun wirklich auf die Idee kommen, dass nach dem Köpfen der Weinflasche auf Carries Zimmer nun lesbisch gepoppt wird, bzw. Carrie zumindest ernsthafte Anstrengungen dahingehend unternimmt (oder warum sonst zieht man sich aus einer „heißen und verrauchten Bar“ zurück?). Aber da kennen wir Keule Wynorski schlecht. Wir kommen nämlich jetzt zur großen Schauspiel-Szene. See, Carrie hat auf einmal Angst, weil Angela nicht ins Schema der drogensüchtigen Surf-Schlampen passt, sondern ein an und für sich anständiges Mädel war. Sandra wittert, dass Carrie mehr weiß, als sie bisher gesagt hat (was streng genommen ZILCH-NIX-NADA war) und bittet einfühlsam um Mithilfe. Bevor sie aber klare Aussagen tätigt, beansprucht Carrie ihrerseits die Information, warum Sandra sich eigentlich so in die Sache reinkniet (hm, wenn man wohlwollend davon ausgehen will, dass das, was Sandra bisher gemacht hat, in irgendeiner Form zur Lösung des Falles beitragen könnte). Tragik, nimm deinen Durchlauf. Sandra hatte nämlich eine Schwester, Typ schwarzes Schaf der Familie, dass vor zehn Jahren im Streit Reißaus genommen hatte und viel später tot in einem Gulli wiedergefunden wurde (entsprechende Flashback-Footage vermittelt uns, dass das arme Schwesterlein ein Opfer UNSERES Killers mit dem Bagging-Fimmel wurde. Yep, it´s personal, auch wenn Sandra das natürlich nicht ahnt). Ja, und weil das für Sandra und ihre Family so ein schmerzhafter Verlust war und sie ahnt, dass die Familien der jetzigen Opfer ähnliche Seelenpein durchmachen, mag sie den Mörder zur Strecke bringen (dann würd´ ich langsam mal mit POLIZEIARBEIT anfangen, Dumpfkuh). Diese Ansprache rührt Carrie a) zu Herzen und b) zu einem herzausschüttenden Geständnis.

Sie erzählt uns und Sandra zunächst mal eigentlich nix neues, dass sie reichen Klienten diverse ihrer Centerfolds gegen bare Penunze zuführt, was Sandra zu einem empörten „Prostitutions“-Aufschrei veranlaßt (nichts anderes hat dir Carrie gestern am Foto-Set auch gesagt, wenngleich etwas weniger direkt, Superbullette). Niemals, wehrt Carrie schniefend ab, erstens seien die vermittelten Verabredungen reine „Dates“ (noch nie was von „date rape“ gehört?), zweitens checke sie die Applikanten vorab aus (klar, das hilft). Außerdem sei sie für die „introduction“ zuständig. „Kuppelei!“, kreischt Sandra (Hm. Jetzt mal ernstlich. Wo ist der großartige Unterschied und selbst wenn, was ist schlimmer? Zuhältern oder Kuppeln?). Carries fortgeschrittene Heuleritis und Mitleidsnummer schindet jedenfalls Eindruck bei Sandra, die verspricht, sie zu beschützen (das will ich sehen, Kompetenzwuchtbrumme). Unter diesen Umständen rückt Carrie mit der Sprache raus, dass sie just am Mordabend Angela zu einem Date geschickt habe. Raus mit dem Namen, verlangt Sandra, schließlich sei der Typ verrückt. Aber Carrie ist sich gar nicht sicher, ob er denn wirklich usw., aber egal, es handelt sich schließlich um … unseren einzigen ernsthaften Verdächtigen, Surfer-Dude John Jacobs. Surprise. (Gähn).

John wird sofort zu einem informellen Verhör in Stephens Büro einbestellt, wo er sich zwar pseudokooperativ gibt, aber selbstredend abstreitet, Angela abgemurkst zu haben. Sie sei um Mitternacht gegangen, er sei noch mit Freunden in der Disco geblieben. Stephens droht mit der lokalen Autorität und deren wenig zimperlichen Umgang mit Mordverdächtigen, Jacobs weigert sich unter Berücksichtigung seines etwaig einzubüßenden guten Rufens die Namen seiner Freunde preiszugeben (das kann doch jetzt echt nicht schwer rauszufinden sein) und verlangt seinen Anwalt, worauf ihn Stephens freundlich hinweist, dass man als verdächtiges Subjekt in Indonesien keine solchen Rechte habe (dafür weise ich Stephens ebenso freundlich darauf hin, dass er streng genommen null und keine Befugnis hat, Jacobs überhaupt festzuhalten. Er ist ein verdammter Hotelmanager, das schlimmste, was er Jacobs antun kann, ist ihm Hausverbot zu erteilen).

Pete bimmelt bei Barkeep Kevin an und erkundigt sich nach dem Alibi. In der Tat ist Jacobs gut bekannt, aber nicht beleibt. „Der ist zu blöd, ein zweiteiliges Puzzle zusammenzusetzen“, gibt Kevin seine unmaßgebliche Meinung zu Jacobs intellektuellen Fähigkeiten kund (in der O-Ton-Fassung heißt es etwas kryptisch: „too dumb to run a ferris wheel on a hog-calling contest“. Scheint aber ZIEMLICH dumm zu sein). „Wenn ihr ihn wegen etwas cleverem sucht,“ resümmiert Kevin, „ist er nicht euer Mann.“ Zwar stellt Pete berechtigt fest, dass man nicht allzu intellent sein muss, um jemandem eine Tüte über den Kopf zu ziehen, aber des Verdächtigen Alibi kann nicht einfach ignoriert werden (jetzt mal langsam, zum Mitmeißeln. Angela war bis Mitternacht mit Jacobs zusammen, nach dessen Aussage, und wurde danach ermordet. Sandra hat Angela mit Alexa am bewußten Abend gesehen, und wenn ich mir die filmische Abfolge recht in Erinnerung rufen, kann der Mord nicht sehr viel später nach dem Gespräch Sandras mit den beiden Grazien passiert sein. Hallo, Sandra, jemand zuhause? Das allein muss doch schon rein zeitlich klären können, ob Jacobs halbwegs die Wahrheit genuschelt hat). Stephens verordnet eine 24-Stunden-Totalüberwachung des Verdächtigen an. Sandra drängt auf Schutz für Carrie, die ihn ja verpetzt hat, was der sich zusammenreimen können wird. Stephens spielt den Logiker: Wenn ständig jemand Jacobs folgt, ist Carrie damit automatisch geschützt (sofern Jacobs der Killer ist, aber diese kleine Argumentationslücke stört niemanden).

Kaum wäre das geklärt, bimmelt Carlson durch und teilt mit, dass ein gewisser Gast eine Beschwerde über die ihm angediehene Behandlung hat ausrichten lassen. Schön, dass wir drüber gesprochen haben – aber Master P wollte halt auch mal wieder was sagen.

Unsere Helden beratschlagen die Sach- und Rechtslage, sind sich einig darüber, dass Jacobs ihnen kalte Schauer über den Rücken jagt, er trotz des Alibis Verdächtiger Numero Uno ist (Kunststück, von den anderen 11.997 Gästen des Hotels haben wir keinen auch nur als red herring hingeworfen). Pete fragt sich allerdings, wieso Carrie Jacobs verdächtigt (hm, evtl., weil es ein verdammt großer Zufall ist, dass gerade DIE Schlampe ermordet wurde, die ein Date mit ihm hatte? Tschuldigung, aber ich denke mal wieder wie ein achtjähriger Hobbykriminaler, der mal „Cluedo“ gespielt hat [Jacobs, mit der Plastiktüte, im Schlafzimmer]). Die genial-einfältige Lösung unserer gewieften Taktiker für dieses Dilemma: „Wir fragen sie!“ (Ola-Welle!)

Carrie macht sich eh schon ins Höschen, so bibbert sie vor Jacobs´ fürchterlicher Rache, da kommt ihr der moralische Aufbau-Besuch der Pseudocoptrottel grad recht. Und auskunftsfreudig ist sie auch noch – Pete fragt, ob Jacob sich schon mal auffällig-gewalttätig verhalten hätte. Logi, hat er, in der Nacht nach dem Mord an Angela! So´n Zufall! Er sei von dem Mädel „angewidert“ gewesen (den Part mit dem an-die-Wand-schubsen-und-Carrie-flachlegen lässt sie aber lieber aus). Und natürlich könnte er Julie oder Melinda mal auf ´ner Party oder bei ´nem Fotoshoot kennengelernt haben, no problemo (es ist fast ein wenig zu enthusiastisch, wie Carrie Jacobs in die Scheiße reitet). Und weil die Welt böse und gemein ist, muss Carrie jetzt tatsächlich noch arbeiten (d.h. Bikinimiezen knipsen) und heult ob dieser grausamen Ironie des Schicksals.

Pete verrichtet schmerzliche Denkarbeit und kommt zu dem Schluß, dass ein Serienkiller möglicherweise erneut zuschlagen könnte (that´s why they call them SERIAL killers, brainiac!), außerdem erscheint ihm Carrie (da geb ich ihm sogar recht) mental nicht ganz regensicher abgedichtet, if you catch my drift. „Frauen sind NIE Serienmörder“, behauptet Sandra (ach, und wofür hat Charlize Theron dann ihren Oscar abgestaubt?). „Selten“, korrigiert Pete und brütet ein entsprechendes Carrie-ist-der-Killer-Szenario aus. Dafür gewinnt er zwar m.E. auch keinen Preis, aber bittschön, das isses: Carrie sei eifersüchtig auf die Jugend und Schönheit ihrer Models und fürchte, dass die ihr das Geschäft abnehmen. Voilá. Instant suspect. Sandra kauft die Theorie nicht, dafür passiert das, was ja kommen musste, wenn ein Männlein und ein Weiblein das gleiche Faible für häßliche Hawaii-Hemden haben. Ein zarter Kuss, und dann schmeißt Pete Sandra aufs Bett. Aber wie so oft im Leben kommt´s zu einem klaren Fall von „Er will, sie nicht“. Pete ist ob Sandras Zurückweisung charmant und taktvoll wie ein echter Gentleman: „Klar, das muss hart sein, nachdem, was mit deiner Schwester passiert ist!“ SCHLAPP! Die Ohrfeige hat er sich redlich verdient. Pete wird aus Sandras Domizil geworfen, unsere Heldin schläft sich in den unruhigen Schlaf der Inkompetenten und träumt die Ermordung ihrer Lieblingsschwester.

Irgendwann wacht Sandra aus ihrem gar grausigen Nachtmahr aus und begibt sich for no particular reason whatsoever ins Foyer, wo, man glaubt es kaum (und vor allem: man möchte den Drehbuchautoren mit einer autobahnbaustellenmäßigen Dampfwalze Verstand ins Hirn bleuen), einfach so Alexa (you remember, die Zeugin im Wandschrank) rumsitzt. Klarer Fall, da muss Sandra ein sofortiges knallhartes Verhör durchführen. „Ich weiß gar nichts“, behauptet Lexihexi. „Angela (!!!! In der Tat! Sandra redet die Maid mit dem falschen Namen an!“, fleht Sandra, bittebitte, sag der lieben Tante Polizistin, was du im Schrank gesehen hast, Schutz und Sicherheit im Zeichen der Burg wird mal wieder garantiert.

Da kann Alexa nicht nein sagen und flashbackt. Das Rumfummeln und die im-Schrank-versteck-Nummer kennen wir ja schon. Lustigerweise hat Alexa dort aber eine Videokamera gefunden und sich gedacht, hei, ein Späßchen, die Lesbenkollegin beim Heten-Sex zu filmen, wär doch ´ne lustige Idee (ich glaube, idiotischer ist ein Videoband als Beweismittel NIE in eine Filmhandlung eingeführt worden. Stichwort „einführen“, dem Herrn Schreiberling würd´ ich auch gerne was einführen. Aus Holz, einen Meter lang, baseballschlägerförmig). Richtig gesehen, wer Angela entleibt hat, hat sie zwar nicht, ist sich aber dennoch sicher, auf der Abschußliste des Killers zu landen, wenn bekannt wird, dass sie im Schrank war. Und, herrgottsakra, hat das Mädel dicke Titten. Sandra labert die übliche „vertrau-mir-ich-beschütze-dich-gib-mir-die-Cassette“-Nummer und Alexa ist dämlich genug, der inkompetenten Blödbirne tatsächlich zu vertrauen. „Ich werde dafür sorgen, dass sich jemand um dich kümmert“, verspricht Sandra und ich elender Fiesdenker kann diesen Satz natürlich problemlos ins Gegenteil uminterpretieren, har-har.

Aus dramaturgisch ausgesprochen gewichtigen Gründen nimmt Carrie ein Bad. Die dramaturgisch gewichtigen Gründe sind natürlich Carries Euter, die wir schon mindestens fuffzehn Minuten nicht mehr gesehen haben. Kaum ist Carrie wieder aus der Wanne entstiegen, klopft´s an der Tür. Carrie öffnet – BANG – ein Schuß, ein Tor, Dyna-, verdammt, ich will Gags doch nicht so oft wiederholen, jedenfalls isse hin, die Olle. Tja, Sandra, hattu prima schützi-schützi macht (langsam bin ich nicht mehr in der Lage, intellektuell hochwertigere Sätze von mir zu geben).

Sandra kuckt sich das Tape an. Außer einer vage vorbeihuschenden Männergestalt, die zwischen einem abgebrochenen Gartenzwerg und Arnold Schwarzenegger so ziemlich alles darstellen könnte, ist nix zu sehen, Stephens aber reicht das, um am liebsten die indonesischen Bullen, Nationalgarde und Armee zu alarmieren, um Jacobs aus dem Verkehr zu ziehen. „Warum?“, fragt Pete (völlig die Tatsache vernachlässigend, dass until further notice Jacobs ja unser prime suspect ist). „Wir sind auf Bali, da brauchen wir keinen Grund“, flößt mir Stephens uneingeschränktes Vertrauen in die rechtsstaatlichen Prinzipien Indonesiens ein.

John Jacobs vergnügt sich dieweil mit einer blonden Fummeltrine im Jacuzi und ignoriert konsequent die Durchsage, die ihn zum Aufpicken des weißen Höflichkeitstelefons (uagh, Airplane-Flashbacks in my mind) veranlassen möchte (und wer würde da mit ihm sprechen? Stephens: „Bitte lassen sie sich doch verhaften, Mr. Jacobs, bittebitte“?). Anyway, I liked the Jacuzi-scene better when Jim Wynorski did it in Virtual Desire (abgesehen davon, dass sie in Virtual Desire expliziter war, ist es nämlich so ziemlich das identische Setup).

Naja, irgendwann hat JJ ausgefummelt und geruht, die Hotelmacht (also Stephens, Pete und Sandra) in seiner Suite zu empfangen. Dort eröffnet man ihm den gewaltsamen Abgang Carries, was Jacobs nicht überrascht: „Sie war ´ne Hure!“ Und mit Huren kennt Jacobs sich aus, hält Stephens ihm vor. Jacobs spielt kleines Arschloch und macht Sandra an – vielleicht liegt das Huren-Gen ja in der Familie, so wie bei der… Ta-da-da-tamm… Schwester!! Erwartungsgemäß rastet Sandra auf und haut Jacobs was vor die Freßleiste. Jetzt hat der natürlich einen 1-A-Grund mit Soße für eine milliardenschwere Klage und wirft diabolisch grinsend die Hotelblase raus (hm, wer hat noch mal gleich in einem Hotel das Hausrecht?). Stephens sieht klar – das war pure Absicht von Jacobs, um Sandra zu provozieren (wie kommt er nur darauf?). Pete schwört die üblichen „wir-kriegen-dich-Freundchen“-Schwüre, Jacobs lächelt das übliche „ihr-könnt-mir-nix-weil-ihr-nix-beweisen-könnt“-Lächeln des überheblichen Schurkenhirnis.

Sandra erwischt wenig später Pete beim Glotzen des ominösen Videos. Er hat keine Hinweise gefunden, behauptet Pete, und überhaupt sei dieses Tape wie ein Autounfall – man kann nicht wegsehen (dass das Video IRGENDETWAS zeigt, das selbst den anspruchslosesten Mondo-Fan der Welt zum Hinkucken veranlassen könnte, bestreite ich entschieden). Sandra war nicht untätig (erstmals in dem ganzen Film) und hat sich Jacobs´ FBI-Akte schicken lassen (möchte auch wissen, mit welcher Legitimation ein Hotel-Security-Guard das gebacken kriegt). Und siehe da – Jacobs ist nicht nur wider Erwarten ein echt hochintelligentes Kerlchen, sondern ein solches mit einer Historie der Geisteskrankeheit und schon zweimal institutionalisiert gewesen. Na, da fügt sich doch das Puzzle (welches Puzzle) nahtlos zusammen. „Run-of-the-mill-serial-killer-stuff“, stellt unser cleveres Duo fest – der Kerl will bei Frauen landen, lädt sie ein, findet sie dann aber eklig und killt sie. QED. Case closed. Ende. Abspann.

Nein, nein, nein, geht noch weiter. Man muss den Kerl ja noch überführen. Sandra hat schon einen echt superdollen Plan ausbaldowert (ganz alleine, ehrlich, und wenn Ihr den Plan erfahrt, dann glaubt Ihr auch, dass er auf ihrem Mist gewachsen ist). Zunächst mal soll die Überwachung aufgegeben werden und das soll man Jacobs sogar noch sagen, damit der seine wiedergewonnene Bewegungsfreiheit auch in mörderischer Absicht genießt. Und dann bräuchte man dann noch einen Lockvogel. „Ich hätte genau das richtige Mädchen dafür“, grinst Sandra.

Pop Quiz. Angesichts dieser Dialogzeile – wer wird das Lockvogelgirl sein?

A. Sandra selbst
B. Alexa
C. Eine Schnepfe, die wir zuvor im Film noch nicht gesehen haben.

Drücken Sie bitte JETZT!

Tja, liebe Zuschauer, wenn Sie sich für Antwort A oder B entschieden haben, die ja selbst im beschränkten Kontext dieses Films einen gewissen Sinn ergeben hätten, so muss ich sie leider enttäuschen. Die zehn badmovies.de-Gummipunkte (Remember: 1 Mio. Punkte = aufblasbare Waschmaschine) gehen an diejenigen, die sich für Antwort C entschieden haben.

Genau. Der Film zaubert jetzt ein x-beliebiges blondes Doofchen aus dem Hut (einziger Grund, der mir einfällt: Wynorski stand nach einem weiteren Paar Titten der Sinn. Abwechslung rult), das sich Stephanie nennt und widerstandslos verkabeln lässt. Dann wird das Girl einfach auf Johnnys nächste Party geschubst, wo sie unschwer mit dem Verdächtigen Kontakt aufnimmt. John lädt die Tusse tatsächlich zum Dinner ein und lässt sich, unter dem von ihr vorgeschobenen Vorwand, sich noch schnell restaurantfein zu machen, in ihr Zimmer abschleppen, welches von den ach-so-intellenten Helden unseres Epos kameratechnisch verwanzt wurde. Dort haut Steffi den verblüfften John gleich auf die Bettstatt und geht daran, die finanziellen Arrangements für den Abend zu verhandeln: „1000 Dollar für die erste Stunde!“ (Eh, John, ich würd gehen, da gibt´s besseres für weniger Geld). Die Intention ist klar – Steffi versucht John in dessen vermuteten Nuttenhass zu einer gewalttätigen Reaktion zu provozieren. Reagieren tut John zwar, aber anders als erwartet. Er kriegt einen Heulkrampf, nölt „ich will das nicht“ und „du widerst mich an“, schubst sie memmenhaft aus seinem Dunstkreis und verlässt schniefend das Zimmer.

Das war jetzt nicht ganz die Show, die Sandra und Pete erwartet haben. Sandra, immer noch der festen Überzeugung, JJ müsste der Killer sein (kann man ihr nicht verübeln, andere Verdächtige hat der Film ja nicht wirklich ernstlich aufgebaut) und spekuliert, dass er in etwaiger Kenntnis der Videoüberwachung eine oscarreife Schauspielperformance hingelegt haben könnte. Stephens lässt prophylaktisch die Vollzeitüberwachung wieder aufnehmen.

Sandra und Stephens betrachten einmal mehr das Videoband. Die Tussi, die vermutlich nicht mal aus einer offenen Telefonzelle ohne fremde Hilfe herausfinden würde, stellt anhand eines Standbilds, dass qualitativ deutlich einer durchschnittlichen Best-Entertainment-DVD unterlegen ist, fest, dass der dort abgebildette Killer eine „andere Gesichtsstruktur“ als Jacobs habe (ich würde ja schon mal behaupten, dass der Kerl eine völlig andere Frisur als Jacobs hat, aber warum auf die einfachen Sachen achten?). Bevor wir noch triumphierend „AHA! Also war´s doch ein anderer!“ rufen können, ruft auch schon Pete, und zwar an, um Sandra zwecks einer wichtigen Enthüllung, die den Fall knacken wird, in die Disco zu rufen. Jim, Albert, bitte, nein, nicht DIESE Lösung? (Doch. Ist schließlich keine andere mehr greifbar).

Sandra tuckert also in die menschenleere Disco, wo Pete vom DJ-Pult aus die Stroboskop-Lampen einschaltet und sich per PA bei der überraschten Dame meldet. In völliger Verkennung sämtlicher bisher präsentierter Tatsachen meint Pete nämlich allen Ernstes, dass Sandra „die Puzzleteile zu gut zusammengesetzt“ habe und unzweifelhaft schon bald auf die richtige Antwort kommen würde (oh, Pete, you´re such an ASSHOLE. Die blöde Kuh hätte 2097 noch nach dem Killer gesucht!). Ja, hipp-hipp-hurra, let´s praise the author, PETE ist der Killer. Seine schmalbrüstige frauenhassende Motivation: Vater unbekannt, Mutter Nutte. Zack. Instant Psycho. „Ich wollte dich eigentlich leben lassen“, seufzt Pete, „aber wie alle anderen hast du mich zurückgewiesen!“ Tough luck, sucker. Pete verriegelt elektronisch die Disco-Türen, man stalked sich kurz gegenseitig aus, dann haut Pete Sandra zu Boden und macht ernsthafte Anstalten, unsere Heldin, die wir so lieb gewonnen haben, über den Jordan zu schicken. „Nichts persönliches“, versichert Pete treuherzig, und das mit der Schwester (blöd, wie Sandra ist, begreift die natürlich erst jetzt, dass Pete auch die auf dem Gewissen hat), naja, das war halt persönliches Pech, aber irgendwo muss man mit der Killerei ja anfangen, newa. Es kracht ein Schuß – wer tot umfällt, ist aber überraschenderweise Pete. Den finalen Rettungsschuß hat … Kevin, der Barkeeper, abgegeben, der sich wohl in einem Cocktailshaker versteckt hat, um im richtigen Augenblick den Helden spielen zu können. Wahrscheinlich aber auch nur deswegen, damit er den einzigen One-Liner seines Lebens loswerden kann: „Happy Hour´s over!“ Muwa-haa-haaa…

Und natürlich kommt auch this movie nicht ohne ein Epilog aus. Carlson richtet Stephens und Sandra aus, hochzufrieden mit der Art und Weise zu sein, wie der Fall (ohne bad bizzness) gelöst wurde (uff. Na klar, war ja auch ein Ergebnis konzentrierter und professioneller Ermittlunsarbeit). Das nächste Großevent im Hotel wird sicher entspannender – eine Metal-Convention mit 3000 fröhlichen Headbangern als Gästen… JETZT ist Feierabend. Gottseidank, sonst schreib ich hier noch Krieg und Frieden neu…

Bevor wir zur Filmanalyse kommen, erlauben wir uns (bei bislang 13 Seiten Reviewtext ist´s nun auch schon wurscht), einen Gag und untersuchen mal den Wahrheitsgehalt des Covertextes auf der immerhin von einem renommierten Major-Label wie Paramount veröffentlichten DVD. Wie viele faktische Fehler kann ein motivierter Klappentexter in zwei Absätze einbauen? Guess.

„Die 19-jährige Julie Tam wird ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden (FALSCH! Sie wird in ihrem Hotelzimmer aufgefunden). Sie ist bereits das dritte Opfer innerhalb eines Monats (FALSCH! Sie ist entweder das zweite oder dritte Opfer innerhalb eines JAHRES, und das auch nur, wenn man Sandras Schwester von Anfang an mitzählt). Alle drei Frauen arbeiteten in der Porno-Branche (FALSCH! Erstens geht´s nicht um die Porno-Branche, sondern um die Model-Branche, und das ist wider Erwarten NICHT deckungsgleich, zweitens erwähnt der Film mit keinem Wort, dass Sandras Schwester Model oder Porno-Maid gewesen wäre). In der Szene herrscht Panik (FALSCH! In der „Szene“ herrscht maximal geheucheltes Beileidsgemauschel): Wer wird das nächste Opfer sein?

Sandra Marshall von der Mordkommission (FALSCH! Sie ist Security-Frau in einem Hotel) schwört sich: Sie wird den Mördre finden! Ganz auf sich allein gestellt (FALSCH! Ohne fremde Hilfe käme die nicht mal aus ihrem Büro raus), muss sie slebst in die Welt aus Sex und Drogen abtauchen (FALSCH! Sandra taucht weder in Sex, noch in Drogen ab, es sei denn, man zählt ihre bemerkenswerte Trinkfestigkeit zu „Drogen“, aber die hatte sie auch schon vorher): Dabei sit sie nicht nur dem Mörder auf der Spur, sondern muss sich auch den Dämonen aus ihrer eigenen Vergangenheit stellen (FALSCH! Ihre eigene Vergangenheit hat mit dem Fall nicht das geringste zu tun, höchstens die ihrer Schwester, und das scheint sie eigentlich bestenfalls zu motivieren, hat aber nichts mit „Dämonen aus der Vergangenheit“ im Sinne von psychischer Belastung zu tun).“

Acht faktische Fehler in zwei Absätzen. Wow. Nicht schlecht. Gesteht jemand freiwillig, diesen Text geschrieben zu haben?

Na, egal, dumme Covertexte sind wir ja gewohnt, wenn auch nicht unbedingt von den großen Major-Studios. Soll ja den Film an sich nicht tangieren. Was sagen wir also zu More Mercy?

Ich denke, Ihr könnt Euch die Kurzfassung der Antwort anhand der obigen vielen tausend Wörter ganz gut selbst zusammenreimen. „OH MEIN GOTT“, dürfte so ziemlich die treffendste Zusammenfassung sein. Klar, wer von einer Kollaboration Pyun/Wynorski einen ernsthaften, seriösen Serienkiller-Thriller erwartet, glaubt auch noch an den Osterhasen und an den Aufschwung Ost, auch wenn Pyun ja mit Postmortem einen zumindest ehrenhaft gescheiterten Versuch in dem Genre unternahm. Ich vermute eh, dass Pyun das, was ansatzweise nach Thriller aussah, drehte, irgendwann den guten Jim ansah und ihm sagte: „Du, Keule, also, mit dem Script… das wird nix, ich glaub´, ich steig lieber aus“, den verblüfften Wynorski mit ´ner dreiviertel Stunde Material zurückliess und dem armen Mann gar keine andere Wahl blieb, als den Film fertigzudrehen und dafür, weil keine passende Stock Footage zur Verfügung stand, mit der man die Plotte hätte strecken können, auf das bewährte Geheimrezept „boobies galore“ zurückgriff.

Sei´s drum, ich bin recht zuversichtlich, den größten Kübel Häme können wir genüßlich und guten Gewissens über Drehbuchautor Sean McGinly auskippen (verantwortlich für Meisterwerke des Scriptwritings wie Fugitive Mind, Sonic Impact und Venomous, also auch schon ein alter Bekannter auf diesen Seiten), der es ohne größere Schwierigkeiten geschafft hat, die wohl dümmste Killerstory zu schreiben, die jemals das Licht eines Fernsehschirms erblicken durfte. Mir deucht, es ist unnötig, lang und breit nochmals aufzuführen, in welchen Belangen (es sind ja eh quasi alle) die Story stärker saugt als ein 1600-Watt-Siemens-Saugteufel. Da geht drehbuchtechnisch wirklich gar nichts mehr – die Grundidee ist doof, die Charaktere sind ausnahmslos hirnamputierte Hohlbirnen, die Motivationen der Guten wie der Bösen hat McGinly bestenfalls als Spruch in einem Glückskeks gefunden, die Dialoge sind zum schreiend-und-hysterisch-mit-den-Armen-wedelnd-davonlaufen usw. Wirklich bemerkenswert ist, wie konsequent sich das Script selbst in die Scheiße reitet, pardon my french. Sich innerhalb von knapp zwanzig Sekunden und zwei Dialogzeilen offen und für jeden realisierbar zu widersprechen (wie in der sowieso schon völlig idiotischen Szene, in der zunächst Carlson und dann Stephens Sandra eine Frist für ihre Ermittlungen setzen), muss man erst mal schaffen. Ist nicht leicht, denn dazu muss man seinen Denkkasten schon auf Leerlauf schalten. Kann ich z.B. nicht immer… Die Lächerlichkeiten und Idiotien des Scripts sind Legion: ein Hotel mit 12.000 Gästen (!!!), das also über den Daumen gepeilt auch noch so fünf- bis sechstausend Angestellte braucht, damit der Laden läuft… wowinger, davon müsste man doch mal in der Zeitung gelesen oder ´ne Doku im Fernsehen gesehen haben. Noch dümmer als diese eh schon dämliche Prämisse ist aber die Unterstellung des Scripts, dass wir bei konservativ geschätzt 17.000 Personen auf der Anlage genau EINEN Verdächtigen haben (und ebenso dümmlich: dass für die Sicherheit der Anlage ZWEI Schnarchnasen zuständig sind, die noch dazu soooo blöde sind, dass eine Übernahme der Security durch Clever & Smart den Sicherheitsstandard im Hotel um ca. 3000 Prozent steigern würde).

Womit wir bei den Charakteren der Hauptdarsteller wären. Also bitte, wenn Sandra nicht die mit Abstand blödeste Verbrechensbekämpferin (im aller-aller-allerweitesten Sinne des Wortes ist), seit der erste Höhlenmensch seinem Kumpel erstmals die Keule über die Rübe zog, dürft ihr von dieser Sekunde an Schnuffiwuff zu mir sagen. Die dumme Tucke weiß nichts, tut nichts, kann nichts. Es ist herrlich geradezu. Endlich mal ein Filmprotagonist, der von einer gemeinen Hausstaubmilbe intellektuell in die Tasche gesteckt wird. Der Frau muss man vermutlich auch noch erklären, wie man eine Toilette benutzt (sinnloser Demolition Man-Gedächtnis-Gag: „Die weiß nicht, wie man die Muscheln benutzt. Muwaa-ha-haa!“) – sie hat als Hotelsicherheitsbeauftragt keinen Dunst davon, wer an potentiell wichtigen und berühmten Persönlichkeiten in ihrer Baracke absteigt (und das, noch dazu, wo ein wichtiges Event wie die „Surfmeisterschaften“ vor der Tür steht. Da sollte man meinen, der Sicherheitsheinz von Welt legt sich ein paar Dossiers an), weiß nicht, was eine „Ladies Night“ ist, findet ohne fremde Hilfe nicht mal die Disco, und vor allem, die säuft was weg… keine Szene, in der Madame Sandra nicht irgendein hochprozentiges Gesöff in den Pfoten hat. „Saufen im Dienst – ich bin dabei!“ Das flößt Vertrauen ein. Nicht, dass ihr Partner Pete viel cleverer wäre, aber der ist ja schließlich auch der Mörder und muss ja nicht, newa. Seine Killermotivation ist sicherlich die allerälteste der Filmgeschichte, aber wenigstens gibt´s zwei klitzekleine Szenen, die seinen character turn im Finale andeuten (die Bettszene mit Sandra und die Video-Betrachtungsszene; wirkt aber beides so nach nebensächlich hingerotztem red herring, dass es eigentlich nicht ernstzunehmen ist). John Jacobs, or as I like to call him, the single suspect, scheitert schon mal grundsätzlich an der mangelhaften Portraitierung durch den noch zu würdigenden Darsteller, aber auch daran, dass der Charakter doof geschrieben ist. Der Typ wirkt, obwohl hier – vor allem von Sandra und Carrie – zur ultimativ frauenmordenden Bestie aufgebaut, ungefähr so bedrohlich wie ein dreimal im Vollwaschgang spazierengefahrenes Plüschglücksbärchi (und erinnert optisch ein wenig an Gary Daniels zu City Hunter-Zeiten.

Nicht verschweigen möchte ich allerdings, dass das Script sich seine singuläre gute Idee für die entscheidende Enthüllung um Jacobs aufhebt, nein, ich meine nicht Sandras Debil-Plan mit dem noch-nie-vorher-dagewesenen-und-schon-gar-nicht-im-Film-schon-mal-gesehenen Lockvogel, sondern die Art, wie sich Jacobs durchs einen emotionalen Zusammen- und Ausbruch der unerwarteten Weise von der kurzen Verdächtigenliste kratzt. Nett gemacht, aber auch nur, wenn man eben berücksichtigt, was der Rest des Films einem vorzusetzen wagt (Plot-Points ins Nirvana, wie z.B. die „Ladies Night“, deren tatsächlicher Wert für die Storyentwicklung in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zur vorherigen Aufblähung des Events steht… naaa, ich mag nicht noch mal aufzählen, lest oben nach).

Handwerklich-technisch ist der Streifen gar nicht so schlimm, wie man einem „Geteiltes-Leid-ist-halbes-Leid“-Job zweiter Regisseure erwarten könnte. Zwar beeinträchtigt der billige Videolook das kinematische Flair (hüstel), besonders, wenn als establishing shots ein paar bunte farbenprächtige Reiseprospekt-Aufnahmen hawaiianischer, äh, tschuljung, „balinesischer“ Inseln eingestreut werden (ich hab eh den Verdacht, dass Wynorski und Pyun den Streifen so nebenbei bei einem Royal-Oaks-/Phoenician-Betriebsausflug nach Hawaii abgedreht haben und die Story erst danach in Auftrag gegeben wurde). Kameraführung und Schnitt lassen gelegentlich Anflüge von Style und Inspiration erkennen (allerdings nur in der ersten Filmhälfte, schnitt- und kameratechnische Gimmicks werden in der zweiten Hälfte fallen gelassen. Vielleicht ganz gut so, denn die Spielereien, wie einzelne Dialogfetzen aus unterschiedlichen Kameraperspektiven dreimal zu wiederholen, könnten u.U. auf die Dauer auf die Nerven gehen).

Von der filmischen Seite wundert mich eigentlich nur, dass der Film am Rande einer Surfmeisterschaft spielt (bzw. spielen soll), und Meister Wynorski, of all people, es nicht fertig bringt, zwanzig Minuten sinnlose Surfaufnahmen in den Streifen zu schneiden. Mein Gott, wieviel überflüssige Handlung hätte man eliminieren können! Welche Marketing-Möglichkeiten („Point Break 3“?) hätte es gegeben… nein, der Wynorski lässt wirklich nach.

Naja, nicht wirklich, denn für ausführliche Tittenszenen hat Jim-Boy immer noch genügend Zeit. Wie üblich hat Wynorski seine weiblichen Ensemblemitglieder ausschließlich nach Körbchengröße rekrutiert (und bei manchen der Grazien muss man da wohl eher von „Korbgröße“ reden), alas, man kann die Mädels ankucken, wobei eine gewisse Affinität zu Silikon und Melonenform natürlich mitzubringen ist. Die Softcoreeinlagen sind nicht mal semiexplizit, halbwegs unter „erotisch“ ist eigentlich nur die kurze lesbische Nummer abzulegen.

Dank der unblutigen Mordmethode „bagging“ spart die Produktion auch noch das Geld für einen FX-Künstler. Die zweieinhalb uns tatsächlich gezeigten Kills sind vom Setup her unglaublich langweilig. Klarer Fall – hier lag das Schwergewicht (hüstel) auf „boobs“ und nicht auf „blood“.

Die musikalische Untermalung ist relativ gruselig, nämlich ein völlig zusammenhangloses Sammelsurium aus belangloser Instrumentalmucke, drittklassigen Alternative-Popsongs und ein bissl Rap, den Master P vermutlich im Mülleimer seines Studios gefunden hat. Kein Konzept.

Wenden wir uns nun dem immer wieder hochwillkommenen Thema „Du und die Schauspielerei“ zu. Manche Leute sind echt nicht für den Acting-Job geboren und Traci Bingham gehört dazu. Zumindest muss man dem Ex-Baywatch-Babe (und warum sie dort gecastet wurde, dürfte, hüstel, ins Auge stechen) lassen, dass sie mit ihrer gemischt afroamerikanisch-indianisch-italienischen Heritage nicht allerweltsmäßig aussieht (ich musste lange überlegen, warum sie mir irgendwie … anders erschien, aber die Abstammung erklärt natürlich einiges). Spielen kann Miss Bingham natürlich nicht für saure Algengrütze, aber immerhin, und in einem Job wie dem ihren ist das wohl bemerkenswert genug, lässt sie ihre Brüste in der Bluse (ich wittere eine no-nudity-clause. Dass Wynorski überhaupt weiß, was sowas ist??). Zu ihren bisherigen darstellerischen Glanzleistungen zählen die recht dümmlich klingende Roger-Moore-TV-Serie The Dream Team, aufregend klingende filmische Kunstwerke wie Malibooty und Beach Movie sowie die Moderation der TV-Events Battle Bots und Lingerie Bowl. ´nuff said.

Brent Huff ist ja schon seit Jahren (genauer gesagt, seit ich die zweifelhafte Ehre hatte, ihn in der höchst mißratenen, aber zumindest recht lustig anzusehenden Comic-Verfilmung Gwendoline sehen dürfen zu müssen) eines meiner Lieblings-Beispiele für „Schauspieler“, die man ersichtlich aus einem Holzblock geschnitzt hat und demzufolge auch die bei solchen Methoden zu erwartende darstellerische Begabung aufweisen. Mir unerklärlicherweise hat Huff trotz immer wieder präsentiertem Anti-Talent seit über 20 Jahren ein geregeltes Auskommen in der Branche, wobei ihm sicherlich hilft, dass er sich keinerlei Scheuklappen aufsetzt und in amerikanischem Ninja-Murks (Nine Deaths of the Ninja) ebenso unbelastet mitmischt wie italienischen Poliziottos (Cop Game, von Mattei, no less) oder deutschem TV-Kroppzeuch wie Tierärztin Christine. Macht aus Huff zumindest einen der wenigen Menschen, der behaupten kann, mit Sho Kosugi, Bill Cosby, Otfried Fischer und Uschi Glas gespielt zu haben. In den letzten Jahren verdingt sich Huff in der Wynorski/Corman-Budget-Ecke und zierte u.a. den irgendwann noch zu würdigenden Submerged, Scorpio One, Final Examination (damit gehört Huff auch zu denen, die mehrmals mit Fred Olen Ray arbeiteten) oder Black Scorpion (die TV-Serie). In More Mercy hält er sich dank einer anspruchslosen Rolle, die von ihm, obwohl er schlußendlich den Killer gibt, keine gesteigerten darstellerischen Ambitionen verlangt, für seine Verhältnisse ganz wacker (um nicht zu sagen: so gut hab ich den Kerl selten bis nie gesehen), zumindest bis zum „Showdown“, aber da liegt´s auch weniger an ihm als am doofen Script.

Master P alias Percy Miller zählt unerfindlicherweise zu den reichsten Amerikanern mit einem geschätzten Vermögen von so knapp 300 Mio. grüner Steine. Fragt mich bitte nicht, warum, denn obwohl der Kerl ein solides Dutzend Rap-Alben hingelegt hat, glaube ich nicht, dass er den Stellenwert eines Snoop Dogg oder Ice Cube besitzt – wesentlich präsentere Namen, die angeblich weniger Kohle haben. Neben der Rapperei und dem Vorsitz beim eigenen Plattenlabel (gehört beim Gangsta-Rapper von Welt ja zum Image) betreibt Miller professionell das Basketballspiel und hat sogar mal einen NBA-Vertrag bei den Toronto Raptors unterschrieben, nowadays spielt er aber unterklassig. Als Hobby betreibt er die Schauspielerei, wobei eine wichtige Nebenrolle in Hollywood Homicide neben Harrison Ford und Josh Hartnett wohl seinen bedeutendsten Ausflug ins Filmgeschäft darstellt. Der Rest seiner Filmographie sind die üblichen unterbelichteten B- bis D-Movies. Weiß gar nicht, warum ich so viel zu dem Kerl schreibe, schließlich ist der keine drei Minuten im Film (genießt dafür aber zweites Billing), interagiert mit keinem Menschen (er sitzt stets allein in seinem „Büro“ in Vegas – bewährte Pyun-Methode, kennen wir aus Urban Menace etc.) und bemüht sich, den Evil Capitalist raushängen zu lassen. Hätte bequem und mühelos komplett aus dem Film entfernt werden können und keinem wär´s aufgefallen.

Belinda Gavin, die für ein Softsex-Starlet, das erst 2001 mit dem Spaß angefangen hat, schon ziemlich, ich sag´s ja ungern, verbraucht aussieht, als Carrie Sherman erledigt zumindest klaglos die Szenen mit dem stärksten „Körpereinsatz“, ist abseits des Softcore aber auch mit jeglicher dramatischer Darstellkunst überfordert. Fans können sie auch in Final Examination, Countess Dracula´s Orgy of Blood (wuha!) oder Bikini Airways bewundern.

Norbert Weisser, der vermutlich der beste Schauspieler des Ensembles ist, auch wenn er eine haarsträubend blöde Rolle zu spielen hat, ist nicht nur, wie erwähnt, Teutone, sondern auch Albert-Pyun-Busenkumpel und deswegen in folgenden Pyun-Werken zu begutachten: Radioactive Dreams, Down Twisted, Deceit, Captain America, Arcade, Nemesis III, Nemesis 4, Adrenalin, Blast, Omega Doom, Crazy Six, Ticker (dürfte mit Vince Klyn zusammen Rekordhalter für Pyun-Auftritte sein). Auf der Guthabenseite stehen Auftritte in The Thing, Midnight Express, The Road to Wellville und Schindler´s List.

Jason Schnuit, der an der Darstellung des vermeintlichen Psychopathen John Jacobs schmählich scheitert, kommt, wenig überraschend, weniger von der Schauspiel-, denn vielmehr von der Softsex-Seite (er debütierte in Anna Nicole Smiths in gewissen Kreisen legendärem Exposed-Video und zierte dann u.a. die Emmanuelle 2000-Videoreihe). Regina Russell (Angela), zu sehen u.a. in The Mummy´s Kiss, und die gebürtige Nürnbergerin (holla, Lokalpatriotismus!) Julie K. Smith (Sorceress II: The Temptress, The Wasp Woman) spielen ein zumindest hinkuckenswertes Lesbenduo mit unterschieldichen Vorzeichen. Während für Russell der Auftritt hier ein Schritt nach oben auf der Karriereleiter sein müsste, hat Smith schon mal RICHTIGE Filme gedreht (wenn auch bei Corman).

Bildtechnisch kann man nicht meckern. Paramount legt den Streifen in 1.78:1-Widescreen (ca.) vor, wider Erwarten und entgegen der Coverangabe sogar anamorph! Angesichts der Video-Herkunft des Streifens und des neuen Baujahrs wäre alles andere als eine hochansehnliche Bildqualität nicht zu tolerieren, das weiß man auch bei Paramount. Das Bild ist kristallklar, wie üblich bei Video-Produktionen etwas zu scharf, um als „Film“ durchzugehen, besticht durch gute Detail- und Kantenschärfe sowie angenehmen Kontrast und unauffällige Kompression (da gab´s eh nicht viel zu komprimieren). In Ordnung, das.

Akustisch erfreut man uns mit deutschem und englischem Ton, jeweils in Dolby 5.1, wobei ich mich größtenteils mit dem O-Ton beschäftigt habe (in dem sind die Dialoge nach meinem Dafürhalten etwas lustiger). Kein Effektgewitter (woher soll es auch kommen), aber sauber abgemischt und rauschfrei. Nix, um seinen Enkeln drüber zu berichten, aber man muss auch nicht schimpfen. Für beide Tonspuren gibt´s übrigens auch den passenden Untertiteltrack (erfreulicherweise auch beliebig kombinierbar).

Extras gibt´s null und gar keine, in der Tat startet die Disc mit einer Sprachabfrage (Deutsch/Englisch) und dann direkt mit dem Film, Menü gibt´s erst nach dem Abspann wieder.

So, jetzt bin ich hier auf Seite 17 meines Reviews und komme langsam zum Schluß (ich weiß, ich weiß, ich bin der einzige Mensch auf Gottes Erdboden, der sich zu einem Pyun/Wynorski-Film bis hierher 10.744 Wörter aus dem Daumen gelutscht hat und das noch nicht mal bereut). More Mercy ist, das habt Ihr sicher mitbekommen, ein himmelschreiend dämlicher Film, der selbst in Wynorskis eindrucksvoller Vita einen Ehrenplatz als besondere Doofheit verdient (bei Pyun bin ich mir da nicht so sicher, da steht seine Ghetto-Trilogie im Raum…). Hier geht storytechnisch und schauspielerisch nichts mehr (ganz besonders storytechnisch – das ist wirklich das schlimmste Serienkiller-Script, das mir bislang untergekommen ist), allerdings ist der Streifen handwerklich wenigstens solide gewerkelt. Und da der Doc bekanntlich anders tickt als die meisten Mitmenschen, müsste die Schlußfolgerung einleuchten – ich hab mich königlich amüsiert. Inhaltlich steht das Ding beinahe auf einem Level mit Ed Woods Werken (der hätte aber wahnwitzigere Dialoge und tonnenweise Surfer-Stock-Footage eingebaut, da bin ich sicher), haufenweise Babes fahren aus ihren Klamotten und Brent Huff wird erschossen. Who am I to complain? Einer der größten Lachschlager aus der Wynorski-Schmiede – ich glaub, seit Dinosaur Island hat mir keins seiner Werke so großen Spaß bereitet. A trash masterpiece!

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 8


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