- Deutscher Titel: Moontrap - Gefangen in Raum und Zeit
- Original-Titel: Moontrap
- Regie: Robert Dyke
- Land: USA
- Jahr: 1989
- Darsteller:
Walter Koenig (Jason Grant), Bruce Campbell (Ray Tanner), Leigh Lombardi (Mera), Robert Kurcz (Koreman), John J. Saunders (Barnes), Reavis Graham (Haskell), Tom Case (Beck), Doug Childs (Grant’s Son)
Vorwort
1969 betritt der erste Mensch den Mond. Doch nicht nur Millionen von Menschen auf der Erde beäugen gespannt dieses Spektakel, auch vor Ort erhebt sich ein elektronisches Dingsbums mit Visor aus dem Mondstaub, um den Neuankömmling unter die Lupe zu nehmen.
20 Jahre später: Die Astronauten Jason Grant und Ray Tanner überbrücken gerade auf einer ereignislosen Routine-Mission die Zeit mit etwas Smalltalk, als ein unbekanntes Objekt auf ihrem Schirm erscheint. Die Bodenstation erhält widersprüchliche Daten, hält eine Kurskorrektur für unnötig. Dann taucht vor ihnen plötzlich ein unidentifizierbares Etwas auf, man mutmaßt Raumstation oder -schiff. Auf die Frage, ob nicht einer von beiden mal kurz Bock hätte, da näher rüberzulinsen, läßt sich Jason nicht lange bitte. Also rein in den Anzug und raus ins All. Eine Luftschleuse o.ä. ist auf die Schnelle nicht zu finden, doch dieses Riesending ist an einer Stelle etwas lädiert (ein Kratzer vom unvorsichtigen Einparken?), wo er einen Behälter, der aussieht wie eine Mischung aus Handtasche und Football, sowie, schriek!, eine ausgedörrte Leiche rausfischen kann. Zurück auf Mutter Erde fördert man unglaubliches (oder noch unglaublicheres) zutage, die Karbondatierung besagt, dass das nicht verrottete Männchen schlappe 14.000 Jahre alt ist. Die unbekannte Materie, aus der der Behälter besteht, wird dabei eher nebensächlich zur Kenntnis genommen. Doch Geheimdienstler Haskell, der Spielverderber vom Dienst, glaubt, dass die Heinis von der NASA einen Türken gebaut haben, um unberechtigterweise mehr Regierungsgelder für nutzlosen Kram abzugreifen. Empörend, wie unsere beiden Helden und der Wissenschaftler Barnes dann zu Protokoll geben. Jason regt an, eine Mission zum Mond zu starten, um da mal nach dem rechten zu sehen, schließlich habe man seit Jahren eine starklare Landefähre im Keller stehen, wovon Haskell, der die Aktivitäten der NASA zu bewerten hat (eine Ein-Mann-Gremium, und dann noch so ein hirniger Laufbursche?), nicht wirklich überzeugt ist. Da alle schon im Feierabend-Modus sind und ein bisschen chillen, bemerkt keiner, dass sich im Labor der undurchdringbare Behälter öffnet, und wieder ein elektronisches Dingsbums mit Visor zum Vorschein kommt. Das erkundet kurz die Lage und stürzt sich dann auf die vor ihm aufgebaute Technik, was kurze Strom-Fluktuationen im ganzen Gebäude zur Folge hat, aber niemanden wirklich in Alarmbereitschaft versetzt. Doch das kleine Dingsbums hat sich großzügig am technischen Equipment bedient und ist zu einem stattlichen Kampfroboter mutiert. Als Sicherheitskräfte die Übermaschine stellen, ist Wissenschaftler Barnes von deren angriffslustigen Gebaren nicht begeistert und will friedlich Kontakt zu dem furchteinflößenden, mechanischen Riesen-Dingsbums herstellen. Als dieses ihm jedoch einen kleinen Ratscher am Arm verpasst, ist bei ihm Schluss mit Love, Peace’n’Happiness, und er fordert ganz im Sinne von wer nicht hören will, muss fühlen, „diesen gottverdammten Bastard über den Haufen“ zu schießen. Allerdings ist das Elektronik-Dingsbums-Recycled-Killerroboter-Vieh richtig fies wehrhaft und nahezu unkaputtbar. Doch unsere Helden wären nicht unsere Helden, wenn sie nicht auch diese Situation meistern könnten. Das Vieh besteht nämlich zu einem gewissen Teil aus freiliegenden Stromkreisen, und der Einsatz der Sprenkleranlage macht erstmal Ruhe im Karton. Ein Besuch auf den niedlichen Erdtrabanten scheint jetzt unumgänglich (warum eigentlich, wer sagt, dass das Raumschiff dort herkommt?), wie, wann und wer sind aber noch abzuklären. Also hat Jason erst einmal Zeit, sich mit seinem Sohn zu treffen, der leider zu berichten weiß, dass sich der neue Stecher seiner Ex-Frau immer noch bester Gesundheit erfreut (dieses Szene ist wohl in früheren Fassungen des Films wohl nicht enthalten gewesen, Skandal!). Doch die Vater-Sohn-Zweisamkeit wird je von einem Telefonat unterbrochen, in dem ihn Ray zu einer Geheimkonferenz bittet. Die findet natürlich in einer Bar statt, wo Ray ihm eröffnet, dass die beiden tatsächlich zum Mond fliegen dürfen. Gesagt, getan. Mit Kollege Beck im Schlepptau, der wie einst Michael Collins die beiden Helden nur chauffieren darf, finden die sich schon bald in einem Buggy auf der Mondoberfläche wieder (ehrlich, das kommt einem vor, als wenn das gleich der nächste Morgen wäre!), mit dem man gemütlich durch die Gegend schippert auf der Suche nach, naja, irgendwas. Und sie sind nicht allein (elektronisches Dingsbums mit Visor!), finden etwas großes und darin eine stumme Tussi namens Mera…
Inhalt
„Moontrap“ von 1989 ist ein Surfer auf der Sci-Fi-Horror-Welle, die ausgelöst in den späten 70ern durch „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fernen Welt“, unterstützt durch die allgemeine Verfügbarkeit von Video Home System, Video 2000 oder Betamax, unzählige Nachzügler in die heimischen Videotheken spülte. Und genau dafür ist dieser späte Schnellschuss (seit dem ersten „Alien“ sind da inzwischen 10 Jahre ins Land gegangen) von Shapiro-Glickenhaus Productions auch gedacht gewesen, wenn ich mir die lange Liste an „special thanks“ in der IMDb anschaue, musste man dafür wohl sogar noch Klinkenputzen gehen. Umso erstaunlicher, dass man es damals sogar schaffte, den Film einem französischen Kinoverleiher anzudrehen. Denn dem Ding schwitzt das direct-to-video aus jeder Pore. Die Sets sind zweckmäßig, das Design anderen Produktionen entliehen, was aber quasi auf den gesamten Film zutrifft. Originalität war für die Macher wohl ein Fremdwort, der Film ist ein reines Kommerz-Produkt. Die Story ist aus Versatzstücken erfolgreicher Genre-Vertreter wie „Aliens – Die Rückkehr“ oder „Terminator“ zusammengestoppelt. Das ist bei einem Film für den Videomarkt nicht tragisch, aber er ist beileibe kein „Lifeforce“ oder „Planet des Schreckens“ geworden, er ist noch nicht einmal auf einer Höhe mit einem „Leviathan“. Und die Prioritäten der Prdouktion sind seltsam gesetzt: das elektronische Dingsbums erscheint in insgesamt fünf Variationen, von der die Basis-Version fünfmal auftaucht, alle anderen in jeweils nur einer Szene; die Sets des antiken Mondschiffs und des Inneren des Alien-Schiffes sehen teils hingeschludert aus; bei den Raumanzügen dagegen wurde auf jedes Detail peinlich genau geachtet. Und das alles sieht jetzt nicht hilariös schlecht aus, das könnte einen ja vielleicht sogar noch amüsieren, nein, es ist einfach nur langweilig. Genauso gab es ein riesiges Sound-Department, wohl um jeden Atemzug, jedes Fiepsen in der Funk-Leitung realistisch rüberzubringen; der Film leistet sich sogar den Luxus, im luftleeren Raum auf Geräusche zu verzichten, was eigentlich en detail löblich ist, wenn man nicht dafür permanent mit schier unerträglichem Synthie-Gedudel zugedröhnt würde. Der Film besitzt wohl einen der schlechtesten Scores eines 80s-Videotheken-Heulers, und da gab es sehr viele sehr schlechte. Vor dem kompletten Absturz bewahren den Film nur das Hauptdarsteller-Gespann Bruce Campbell und Walter Koenig (mal ein paar Dollar ordentlich investiert), die in der deutschen Synchronfassung recht launig am rumfrotzeln sind, und das letzte Drittel, dass dann noch einmal so schlecht ist, inklusive einer erbärmlichen Todes- und einer vollkommen unnötigen Liebesszene, und einem hirnzermaternd doofen Finale an Bord des Alienschiffs, dass man fast von annehmbarer Trash-Unterhaltung sprechen könnte. Dass diese Krücke heutzutage unter Kult firmiert, ist mir unbegreiflich, aber die Leute haben schon miesere Scheiße zu Gold erklärt. Doch insgesamt ist der Film weder für den damaligen durchschnittlichen Videothekengänger noch den geneigten Trashfan wirklich ergiebig genug, um gut 86 Minuten über die Runden zu bringen, ohne zu langweilen oder zu nerven. Lustig ist hierbei, dass es am Ende des Abspann noch einen akustischen Nachklapp gibt, in dem Grant das angedeutete böse Ende schon kommen zu sehen scheint, ihm aber kein Gehör seitens des Wissenschaftlers Barnes geschenkt wird. Als wenn sich jemand freiwillig den ganzen Abspann antut (bei mir war’s reiner Zufall, auch Faulheit genannt, gleich wieder umzuschalten oder was anderes in den Player zu hauen).
Regisseur Robert Dyke machte seine ersten Schritte im Business wohl, als er in „Tanz der Teufel 2“ mit an den Miniatur-Modellen arbeitete, „Moontrap“ war sein Regie-Debut, er blieb dem Science-Fiction-Film auch danach treu, drehte noch die Zeitreise-Plotte „Timequest“ (2000), den von Walter Koenig verfassten „InAlienable“ (2008), und dieses Jahr das Sequel „Moontrap: Target Earth“ mit B-Film-Heroine Sarah Butler, die niedliche Kleine aus dem „I spit on your grave“-Remake, in der Hauptrolle. Eine kurze, mit lustigen Hintergrund-Bits versehene, Besprechung gibt’s dazu von Torsten Dewi auf seinem Wortvogel-Blog (wortvogel.de). Einfach mal nach „Moontrap 2“ suchen.
Die Hauptrollen sind mit Stars aus der zweiten Reihe, nämlich Bruce „Ash“ Campbell und Walter „Chekov“ Koenig (noch ein paar Jahre, bevor ihn viele Hardcore-Star-Trek-Fans für seine Mitwirkung an „Babylon 5“ nicht mehr wirklich wohlgesonnen waren), besetzt und eigentlich das einzig positive am ganzen Film. Sie allein helfen dabei, dass man, bis einer der beiden Charaktere stirbt (ich verrate mal, nicht wer, falls jemand den Film doch noch sehen möchte, auch wenn das letztlich ziemlich egal ist; die Szene ist auch recht fürchterlich geraten), wenigstens nicht wegschlummert. Ansonsten ist der restliche Cast reichlich unbemerkenswert, abgesehen von Leigh Lombardi, hier als mysteriöse Mondfrau Mera zu sehen, und Robert Kurcz haben alle anderen neben „Moontrap“ vielleicht 4-5 weitere Credits in der Intern Film Datenbank, wenn überhaupt. Das kennt man sonst nur von semi-professionellen Produktionen. Bis auf Reavis Graham (Haskell) und John J. Saunders (Barnes) hat man auch bei laufenden Abspann schon alle wieder vergessen.
Sam Raimis damaligen Haus- & Hofkomponisten Joseph DeLuca („Tanz der Teufel“ 1+2, „Armee der Finsternis“, „Hercules“, „Xena“, später dann „Leverage“ und „The Quest – Die Serie“, unvermeidlich auch „My Name is Bruce“ und „Ash vs. Evil Dead) sollte man für seinen enervierenden Synthie-Score, den er scheinbar komplett auf einem einzigen Gerät (und einem einzigen Tag für ganz wenig Geld; nur ’ne Vermutung) eingespielt hat, teeren, federn und aus der Stadt jagen. Jede billigst produzierte CD mit vermeintlicher Entspannungsmusik, die einem irgendwelche ominösen Händler aus der Jackentasche heraus auf dem Flohmarkt andrehen wollen, ist dagegen akustisches Gold.
Dank seines almost Kult-Status gibt es den Film nach neuer 2K-Abtastung (das Bild ist tatsächlich besser, als er es verdient) in verschiedenen Auflagung, unter anderem in der Platimum Cult Edition von DD (von einem gewissen OK), als günstige Variante in der Classic Cult Edition eines bekannten Grabbeltisch-Labels und sogar in der Variante im Mediabook eines in bestimmten Kreisen verhassten Nischen-Labels. Wer den sucht, wird ihn schon finden.
So oder so bleibt am Ende nur ein unerquicklicher und streckenweise ziemlich langweiliger Sci-Fi-Horrorfilm, dem es an allen Ecken und Enden sichtlich an Geld fehlt, was aber generell zu verschmerzen wäre, wenn das Drehbuch einige zündende aufweisen würde und man auf die Tonspur, anstelle des schrecklichen Scores, einige zünftige Explosionen und Schussgeräusche in den luftleeren Raum gepackt hätte. Ein Film, den die Welt nicht braucht, und an dem hoffentlich die meisten, auch dank des grünen FSK12-Flatschens, vorbeigreifen werden.
BOMBEN-Skala: 6
BIER-Skala: 4