Moontrap – Angriffsziel Erde

 
  • Deutscher Titel: Moontrap - Angriffsziel Erde
  • Original-Titel: Moontrap: Target Earth
  • Alternative Titel: Moontrap 2 |
  • Regie: Robert Dyke
  • Land: USA
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    Sarah Butler (Scout), Damon Dayoub (Daniel Allen), Charles Shaughnessy (Richard Kontral), Jennifer Kincer (Nicole), Cara AnnMarie (Mary), D.B. Dickerson (Eli), Chris Newman (Carter), Niki Spiridakos (Mya)


Vorwort

Ein wirrer Traum von einer Frau im Raumanzug auf dem Mond. Scout wacht auf. „Scheiße.“
Daniel hält einen Vortrag über eine Navajo-Skulptur, die hinter ihm auf die Wand projeziert ist. Sie soll älter als die menschliche Geschichte sein. Eine Frage an das Publikum. Aber das Atelier ist fast leer, es sitzt nur Scout dort, alles nur eine Übung. Er umschmeichelt sie, spricht von einem schönen Abend mit Wein, Dinner und Verführung (WDV, hört sich gut an, muss ich mir merken). Doch dann klingelt das Telefon. Kumpel Brian ruft aus einem Steinbruch an, er hat dort nichts geringeres als die größte Entdeckung aller Zeiten gemacht. Aber egal, WDV wartet.
Wir gehen dann rüber zu Brian im Steinbruch, der sich mit einem dubiosen Geschäftspartner trifft. Mr. Kontral, Richard will er genannt werden. Und bei ihm seine „Agentin“ Nicole. Er führt die beiden zu seiner Entdeckung, das größte seit der Erfindung des Mikrowellenpopcorns (und das ist schon wirklich was tolles, newa?). Es entpuppt sich als ein viereckiges Gebilde, wie eine an einer Ecke verzerrte Pyramide. Es ist jetzt nicht besonders groß, lag unter tausenden Tonnen Schutt begraben und ist 14.000 Jahre alt, weist aber keinerlei Kratzer auf. Und dann sind da noch diese Hieroglyphen, die einer unbekannten Sprache entspringen. Brian spinnt das ganze weiter, es sei ganz bestimmt ein fremdes, altes Raumschiff, ein Streitwagen der verfluchten Götter! Dazu scheint es die Umgebung in Schwingungen zu versetzen, als wenn es lebte. Leben, eine Eigenschaft, die Brian darauf nicht mehr beschreibt, denn Nicole pirscht sich rücklings an den Ahnungslosen heran und erwürgt ihn mit einer Klavierseite. Nicht die feine englische Art, wie Richard findet, aber wohl eine Notwendigkeit. Gesagt und sich gleich mal streichelnderweise an das Ding geschmiegt. Also dieses 14.000 Jahre alte, nicht Nicole.
Danach geht für die beiden nominellen Schurken (oder den Schurken und die Schurkin) erstmal zu Scout und Daniel, um sie für die Untersuchung an dem prähistorischen Fundstück zu engagieren. Über Brian wird beiderseits kein Wort verloren. Naja, die Auftragsbeschreibung beinhaltet ja auch groß „Stillschweigen“.
Beim Fundort sind die beiden baff (und nein, sie fragen sich immer noch nicht, was mit Brian passiert ist, der das Ding ja gefunden hat), es kann nicht eruiert werden, mit welchen Werkzeugen es erbaut wurde. Aber das ist ja eigentlich auch zweitrangig, sind sie doch wegen der Hieroglyphen da. Und vor Ort hat Scout noch einen Tagtraum von dem Raumanzug und einer schwarzhaarigen Fremden. Und nächtens zuhause hat sie die Erleuchtung, beim betrachten des Dingens auf der großen Leinwand, kommt sie zur Erkenntnis, dass die Schriftzeichen irdischen Ursprungs sein müssen. Also einfach mal so. Und deswegen stehe fest, dass das Ding von Menschen erschaffen wurde, die damit eine Nachricht überbringen wollten.
Dann ist man eingeladen, den Geldgebern die Ergebnisse zu präsentieren, Kumpel Eli macht den Fahrer. Im (potthäßlichen) Saal einer riesigen Villa wirken die beiden wie Tiere, die den Auftraggebern, die in Logen über ihnen erwartungsvoll stehen, von Strohmann Richard präsentiert werden, der zuerst einmal die vorangegangene Arbeit rekapituliert (der arme Brian ist inzwischen komplett der Vergessenheit anheim gefallen, wäre ja aber auch nicht so passend). Nun tritt Scout vor. Sie beginnt ihren Vortrag damit, dass jede intelligente Kultur in der Lage gewesen wäre, den Text zu übersetzen. Und dass es neben der schnöden „Wort-für-Wort“-Übersetzung natürlich noch eine emotionale Übersetzung gebe, die Rückschlüsse auf die Autorin, die Frau aus ihrem Traum gebe. Und faselt dann noch was über Gott, Liebe und den Fluss der Zeit (Frau halt). Alles schön und gut, man ist wohl allgemein zufrieden mit der geleisteten Arbeit (echt jetzt?), was aber auch heißt, dass hier Schluss für die beiden ist, was Scout überhaupt nicht in den Kram passt. Sie ist der festen Überzeugung, dass diese Entdeckung die Welt in ihren Grundfesten erschüttern wird (oder so). Aber was nicht sein soll…
Eli hat im Atelier derweil eine Feier vorbeireitet (bekommt aber den Schampus nicht auf). Scout begrüßt die Aussicht auf Alkohol, ihr ist aber nicht nach feiern zumute. Als sie und Daniel sich kurz hinter die Leinwand zum knutschen zurückgezogen haben, klingelt es an der Tür. Man mutmaßt, dass es der Reporter für das vereinbarte Fake-Interview für die Fake-News sei (what the…?), aber man unbedingt die Wahrheit verbreiten müsse. Eli, wohl echt mehr Handlanger als Freund, öffnet und wird sogleich von Nicole mit einer Salve aus ihrer Maschinenpistole umgemäht (ich möchte nicht mit den beiden befreundet sein). Sie rattert noch einmal über die Leinwand, die runterkracht, und vergewissert sich, dass keiner mehr lebt. Indem sie nach den beiden ruft (no comment). Sie verschüttet Benzin. Dann ist Zeit für die Kippe danach.
Später beobachten sie Richard und neue Komparsen an der Fundstelle, werden jedoch entdeckt und Daniel von einem Kampfhubschrauber niedergeschossen. Alles wieder nur ein Traum (und sie pennen immer noch im Atelier; hat die Alte vergessen, das Benzin zu entzünden?).
Am nächsten Tag dann ist Daniel wirklich tot. Die Nachrichten (Fake-News?) teilen mit, dass er zerstückelt (nein, wir sehen nichts davon) in seiner Wohnung aufgefunden wurde und die ihn stalkende Scout wegen Mordverdachts gesucht wird. Und alles, was ihr die Kellnerin im Café zu erzählen hat, ist, dass sie ihre Aufgabe zu erfüllen hat. Die hat gut reden. Der Freund tot, die Polizei im Nacken, und wohl auch Nicole, da ist es schlecht mal eben so zum Mond zu kommen, nur weil Tagträume einen das so prophezeien. Oder nicht?


Inhalt

Da ist er nun also, „Moontrap“. Teil 2. Eine knapp 27 Jahre lange Reise hat endlich ein Ende gefunden, der Quasi-Kultfilm (ich frage mich immer noch, wofür) von 1989 findet seine Fortsetzung. Und hat sich das Warten (so man denn darauf wartete) gelohnt? Ich kürze mal schnöde ab und sage nein. „Moontrap: Target Earth“ (der deutsche Untertitel ist durch seine ungenaue Übersetzung leicht irreführend) entpuppt sich als verworrener, unerträglich uninteressanter Low-Budget-Film, die Fans des ersten Teils, die auf eine richtige Fortsetzung der Ereignisse und Antworten (die der erste Film so einige schuldig blieb) hofften, werden wohl bitter enttäuscht werden. Es gibt den Mond und es gibt auch Roboter zu sehen, soviel sei hier schon mal verraten. Und natürlich ist das Ding im Steinbruch ein Raumschiff. Und da hören schon die Gemeinsamkeiten der beiden Filme auf. Und während „Moontrap“ seinerzeit auf dem Videomarkt noch einigermaßen gut aufgehoben war, wirkt der zweite Teil wie ein SyFy-„Movie of the Week“, nur noch schlechter, und mit Effekten, bei denen sich heutzutage sogar The Asylum schämen würden. Denn beim durchschnittlichen TV-Film hat man althergediente Plots, Charaktere und Konflikte aus der Konserve, von denen man gesichert weiß, dass sie immer halbwegs funktionieren (was diese Filme auch so schrecklich vorhersehbar und langweilig macht). Das wollten Robert Dyke und Tex Ragsdale, die hier wie auch zum Vorgänger das Drehbuch schroben, augenscheinlich nicht, was ja auch nichts schlechtes ist. Doch sie ersetzen all diese Klischees und tausendmal wiedergekäuten Handlungsabläufe durch…nichts. Es gibt schlicht keine originelle Idee, keinen Storykniff im Drehbuch, der die Handlung adäquat ausweitet, es werden nur hanebüchene Plotpoints eingestreut, damit es irgendwie weitergeht. Man hält es auch nicht für nötig, irgendetwas großartig zu erklären. Man weiß nicht, woher Scouts Träume kommen, wer die Leute hinter Kontral sind, noch was sie für Pläne haben und warum, und was dann abgeht, wenn der Film dann endlich mal auf dem Mond landet, davon brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Das könnten wohl nicht einmal die drei Detektive ergründen, und die lösen bekanntlich jeden Fall. Und so bleibt ein fragmentarisches Etwas von einem Film, dass sich zudem noch immer viel zu lange an nichtssagende Dialoge klammert (ansonsten würde man wohl kaum die Ein-Stunden-Marke überschreiten), mit einer weiblichen Hauptfigur, die zwar tough sein soll, aber eigentlich nur zufällig durch die Geschichte stolpert, weil Vorsehung und so, ne?

Ich halte Robert Dyke nicht für einen besonders begabten Regisseur, schon der Erstling krankte daran, das scheinbar jede einzelne Szene für sich stand und nicht alles im Zusammenhang, was Spiel und Tonfall betrifft, inszeniert wurde. So wirkten manche Szenen arg abstrus, vor allem in der Darbietung der Schauspieler, die qualitativ schwankte (wieso fällt mir das erst jetzt wieder ein?). Bei „Moontrap – Angriffsziel Erde“ ist das noch um einiges schlimmer, die meisten Szenen wirken wie in einem Take runtergeleiert. Das mag am straffen Drehplan und mangelnder Vorarbeit mit den Schauspielern liegen, da bei solch billigen Produktionen hier schlicht und einfach das Geld fehlt, um die Leute länger zu bezahlen. Aber einen Grundtenor in der gewollten Darstellung sollte man ja trotzdem im vornherein festlegen. Und so kann man Dyke halt nur eine schlechte Regie-Leistung attestieren. Seine nicht gerade erfolgreiche Film-Karriere hatte ich ja im Review zum Vorgänger durchgenudelt. Die Arbeiten zu seinem nächsten Projekt nach „Moontrap: Target Earth“, ein Sci-Fi-Film namens „Liquid Red“ wurden abgebrochen. In der IMDb ist dazu nicht viel weiteres zu eruieren, außer das wohl fast die gesamte Besetzung seines „Timequest“ (abzüglich Bruce Campbell) mit an Bord war, und es geht um eine Filmemacherin, die plötzlich denkt, ihre Filme hätten für sie prophetischen Charakter.
Co-Writer Tex Ragsdale ist nur für „Moontrap“ und „Moontrap: Target Earth“ in der IMDb kreditiert, aber immerhin mit Foto.
In der Hauptrolle müht sich Sarah Butler, doch die Figur der Scout ist dermaßen underwritten, mehr als Frau und tough war wohl nicht drin. Der Scheck muss überzeugend gewesen sein (in Relation mit der Drehzeit), denn die Frau hat seit „I Spit on Your Grave“ eigentlich eine dankbare Fan-Gemeinde, auch wenn ihr ein richtiger Karriere-Durchbruch trotzdem noch nicht vergönnt scheint. Sie hat keinen Problem, ihren Körper zu zeigen, aber Full-Frontal-Nudity wird ihren Fans (wohl auch wegen des Ratings) hier nicht gegönnt.
Damon Dayoub als Daniel bleibt ziemlich blass. Seine Rolle ist allerdings nur dazu da, um dann zu sterben, eine andere wesentliche Funktion hat er hier nicht. Er schlägt sich sonst mit Gastauftritten in TV-Serien durch, passt also.
Charles Shaughnessy wird für die meisten wohl immer Maxwell Sheffield aus „Die Nanny“ bleiben, das linkische Arschloch bringt er dennoch überzeugend, auch wenn er sich nicht dazu herabläßt, den Film mit mehr als einen Gesichtsausdruck zu würdigen. Sein Mr. Kontral fungiert als Bindeglied zwischen den beiden verschiedenen Story-Elementen, von denen die eine (also die um die Hintermänner) ins Nichts führt, Und dem anderen muss er nachher nur sein Gesicht leihen, wortwörtlich.
In Minor-Roles agieren noch Jennifer Kincer als Nicole (ihre Karriere firmiert unter „ferner liefen“), Niki Spiridakos als schwarzhaarige, mysteriöse Mya aus Scouts Träumen (sie musste für die meisten ihrer wenigen Textzeilen noch nicht einmal die Lippen bewegen), sowie die bedauernswerten Chris Newman als Brian und D.B. Dickerson als Eli. Ihr könnt die beiden auch Marvin nennen.
Mir fällt gerade ein, dass sich Joe LoDucas Musik sich im ersten Film als besonders hassenswert hervorgetan hat. Die gute Nachricht ist hier: Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr an die Musik von Dan Kolton (auch für Raimi bei u.a. „Xena“ und „Hercules“ tätig, allerdings in der zweiten Reihe) erinnern, obwohl das keine 4 Stunden her ist, dass ich den Film gesehen habe. Das könnte man fast Kompliment nennen.

Der Film ist, und das ist doch recht passend, vom Ramsch-Label Great Movies hierzulande auf DVD und Blu-ray erschienen. An der technischen Qualität gibt es dabei nichts zu mäkeln, aber das wäre bei aktuellen Titeln auch verwunderlich. Es prangt ein blauer Flanschen auf der Vorderseite, doch der Hauptfilm ist, wie der Vorgänger auch, „ab zwölf Jahren“ freigegeben. Gibt auch kaum Grobheiten, und wenn, sind die derart offensichtlich ein schlechter Computer-Effekt, damit erschreckt man keinen Grundschüler.

Und was ist abschließend zu sagen? „Moontrap – Angriffsziel Erde“ hat es ohne Probleme in meine persönliche „Flop 5 2017“ geschafft (allerdings nicht ganz an die Spitze; dort hockt unangefochten „Violent Shit – The Movie“), und auch in der ewigen Liste der schlechtesten Filme sollte ein Platz in den Top 50 durchaus erreichbar sein. Ein unrettbar schlechtes Drehbuch, das einem im Regen stehen läßt, Effekte, die schon vor 10 Jahre out-of-date gewesen wären; hier gibt es nichts zum schönreden (außer dem Körper von Sarah Butler freilich), der Film ist einfach kompletter Murks, wie man ihn beileibe nicht alle Tage erlebt. Und selbst, wenn ihr euch fragt, wie schlecht kann der schon sein? Lasst einfach nur die Finger weg, und spart euch diese ansonsten vergeudeten anderthalb Stunden eures Lebens. Denn, wenn nicht, hätte ich diese (und noch mehr) vergeudet.


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 2


mm
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