Mondo Cannibale IV – Nackt unter Wilden

 
  • Deutscher Titel: Mondo Cannibale IV - Nackt unter Wilden
  • Original-Titel: El tesoro de la diosa blanca
  • Alternative Titel: Nackt unter Wilden | Mondo Cannibale - Nackt unter Wilden | Diamonds of Kilimandjaro | The Treasure of the White Goddess |
  • Regie: Jess Franco
  • Land: Spanien
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Liana (Katja Bienert)
    Dan (Dan Villers)
    Matthew (Oliver Mathot)
    Pereira (Antonio Mayans)
    Rofo (Albino Graziani)
    Payton (Javier Maiza)
    Mrs. de Winter (Lina Romay)
    Pilot (Daniel Katz)
    Luis Bongo (J. Garcia)
    Loba (Yolanda Gonzales)
    Mari Carmen Nieto
    Katja Wiener


Vorwort

Es soll Filmbetrachter geben, die bei Anblick der Credit-Zeile „Ein Film von Jess Francö in den Stossseufzer „Oh, Jesus“ ausbrechen (verzeiht mir den Kalauer auf Kosten von Jesus Franco Manera…). Franco ist in seiner nunmehr fast vier Jahrzehnte umspannenden Karriere als Filmemacher bekanntlich ungefähr so öffentlich als unbegabt denunziert wie produktiv und verlässlicher Lieferant von Schund aller Art, kaum ein Genre, in dem sich der Spanier nicht schon versucht hätte. Bis Ende der 70er Jahre allerdings schaffte es Franco allerdings noch, sowas ähnliches wie Schauspieler zu verpflichten (manchmal sogar richtig gute… Klaus Kinski, Jack Palance, Christopher Lee) – irgendwann wurden die Budgets dann aber immer kleiner und die Brötchen, die Franco backen musste, notgedrungen auch. So sprang Franco dann auch folgerichtig auf die Kannibalen-Filmmasche auf (und auch auf das beliebte Slasher-Motiv).

Gut, zugegeben, der Film, den wir uns heute ansehen wollen (ähempt), hat mit Kannibalismus nicht das geringste zu tun und Franco selbst wollte auch nie den Anschein erwecken, aber da der Streifen heutzutage als „vierter Teil“ der MONDO CANNIBALE-Serie vermarktet wird, sei zumindest angemerkt, dass Franco den dritten Teil dieser Pseudo-Reihe (die niemals eine solche wahr, sondern nur durch „clevere“ Verleiher, die völlig unzusammenhängende Filme unter diesem Label „verkauften“, zu einer solchen gemacht wurde) auch zu verantworten hat und das war ein Kannibalen-Film… Nein, das, womit wir es heute wirklich zu tun haben ist, „Blood Edition“ her oder hin, nicht mehr und nicht weniger als ein reinrassiger Dschungel-Abenteuerfilm. Muss nicht unbedingt was schlechtes sind, mind you, aber… „Ein Film von Jess Franco“.


Inhalt

Irgendwo durch den afrikanischen Urwald expediert eine Expedition (wow, ein Weisser plus ein Führer plus zwei Träger… sicherlich generalstabsmässig vorbereitet, das ganze), bzw. wartet auf die „Action“-Rufe des Regisseurs, um sich auf selbige in Bewegung zu setzen bzw. die Macheten zu schwingen. Irgendwo in der Nähe liegt ein fast nacktes junges weisses Mädchen auf einem Baum, lässt sich eine Mango schmecken und unterhält sich recht eloquent mit ihrem Freund, einem kleinen Äffchen.

Unsere Expedition sieht sich plötzlich von wilden Wilden umzingelt, die ihre Speere schwingen und die schwarzen Begleiter vertreiben, so dass nur noch der Weisse übrigbleibt. Selbigen will eine halbnackte Schwarze, offenbar die Anführerin der Gruppe, auch kurzerhand an Ortu nd Stelle umbringen, hat sich der Schurke doch ein paar Steine (Edelsteine, und, wenn man diversen anderen Filmtiteln glauben will, Diamanten, aber im Budget war wohl nicht mal etwas Kandiszucker drin) unter´n Nagel gerissen.

Bevor es dem frechen Eindringling aber an den Kragen gehen kann, schwingt sich unser Dschungelgirl von Liane zu Liane (natürlich auch akustisch mit entsprechender Untermalung) und verhindert schlimmeres. Zum sichtlichen Unwillen (oder sowas ähnlichem) des schwarzen Mädchens ordnet das weisse Mädchen die sofortige Freilassung des Weissen an, stellt sich als Liana (sic!) vor und gibt ihm ein „verschwinde und komm ja nicht wieder, sonst passiert wirklich was“ mit auf den Weg. Der Weisse gibt Fersengeld und die schwarze Dame ist sauer.

Szenenwechsel in ein piekfeines Haus gott-weiss-wo. Eine Dame liegt unüberzeugend krank im Bett (d.h. sie hustet sich in regelmässigen Abständen einen ab… very impressive). An ihrem Lager steht ein Typ, dem „Erbschleicher“ geradezu auf die Stirn tätowiert ist; der Knabe heisst Matthew und seine Frau, die abwechselnd Lisa, Leda und Lida heisst, steht daneben. Die ausgebildete Kranke ist die Mama unseres Dschungelgirls. Matthew hat eine Überraschung – den Knaben aus dem Prolog, der heisst Payton und ihm zur Seite steht ein gewisser Perreira. Die Kranke hält die Typen für nichts weiter als „Strassenräuber“, was man ihr nicht verübeln kann, will aber trotzdem allein mit ihnen reden (ein sehr cleverer Schachzug, wirklich…). Naja, die beiden haben jedenfalls Infos über Liana. Die Dame ist sich nicht sicher, ob sie den Herren trauen kann, aber da sie schon „extra aus den USA rübergekommen“ ist, hört sie sich das Geschwafel an (äääh… moment – „extra aus den USA rübergekommen“? Zwei Screenminuten vorher wusste sie noch nix von der ganzen Angelegenheit. Mann, Jess, selbst DU hast schon intelligentere Scripts geschrieben). Kurzer Rede langer Sinn: Perreira ist nicht entgangen, dass die gute Frau im Geld schwimmt, also soll sie ihm eine Search-and-Rescue-Expedition finanzieren, natürlich „best of“.

Matthew und Leda sind beunruhigt. Sollte Liana tatsächlich wieder zurückgebracht werden, wäre natürlich das Erbe für Matthew, den nächsten in der Reihe, futsch, und solches sollte verhindert werden. Zum Glück ist die gute Mrs. dämlich genug, Matthew und Leda zur Beobachtung der Tunichtgute Perreirea und Payton mit auf die Reise zu schicken. Ob man auch Dan findet? Who da fuck is Dan? Zeit für einen Flashback…

Stock Footage aus „Expeditionen ins Tierreich“ o.ä. informiert uns, dass wir uns irgendwo in der afrikanischen Savanne befinden und ein Kleinflugzeug, bemannt nebst Piloten mit Liana und dem fetten Schotten Dan (jedenfalls trägt er ständig ein gar lustiges kariertes Mützchen mit Bommel), ist heftigst am Notlanden. Die Notlandung endet im Crash (mangels passender Stock Footage natürlich off-screen), die Kiste nagelt sich gegen ein paar herumstehende Palmen, womit der Pilot aus dem Spiel wäre. Dan und Liana sind unverletzt und fallen sofort einem Eingeborenenstamm vor die Füsse, bzw. umgekehrt, denn latürnich sind unsere Helden per se für die Primitivlinge Götter… Dan, das ist damit dann auch geklärt, ist Lianas Papa und damit der mittlerweile reichlich ungeliebte (und ebenso verschwundene) Ehemann des lebenden Hustenreizes.

Später irgendwo in einem Hotel in Afrika. Perreira brieft Payton, dass ihn Liana erst mal zweitrangig interessiert, viel wichtiger sind ihm die Diamanten. Matthew und Leda (letztere natürlich in the nude, schliesslich sind wir in ´nem Jess-Franco-Film) unterhalten sich über ihr Erbe…

Im Dschungel… unser Tarzan-Girl schwingt sich wieder von Ast zu Ast (naja, „wieder“ – ökonomisch, wie ein Jess Franco nunmal denkt, isses immer wieder der selbe Shot) und schliesslich ins Dorf (argh! Wo hat Franco das Beleuchten gelernt? Vielleicht ist es manchmal doch vernünftig, einen Profi als Kameramann anzustellen…). Liana ruft Dan und der Paps wünscht sich erst mal die korrekte Anrede „Grosser Weisser Häuptling“ (gänzlich unbescheiden, der gute Mann). Liana macht ihrem Ärger über das schwarze Mädchen vom Anfang Luft, das wohl die Dorfbewohner tyrannisiert. Der G.W.H. macht klar, dass Loba, so heisst das Teil, als Priesterin des Stammes ein nicht zu unterschätzender Machtfaktor ist, und, so unsere beiden Whities ihr angenehmes Götterleben weiterführen wollen, es am besten ist, wenn Loba zufrieden & glücklich ist, und wenn das ein bissl tyrannisieren einschliesst, soll es halt so sein. Schliesslich will sich der G.W.H. auf keinen Fall von seinem angehäuften Diamanten-Schatz trennen (nein, ich frage nicht, was dem guten Mann das bringt, irgendwo im Busch auf einem Sack voll Diamanten zu brüten).

Die Einsatzbesprechung unserer Expedition bietet Franco die Chance, seine künstlerischen Ambitionen zu zeigen, indem er die erste Hälfte dieser Szene durch die Lehne eines Stuhls (oder sowas ähnliches) zu filmen. Wow, artsy stuff. Perreira stellt klar, dass die Expedition „gefährlich“ wird (ohne Scheiss?), Leda sich gefälligst wie ein Mann zu benehmen habe (logo) und das Motto „kein Sex“ heisst (wetten, dass?). Dann stellt sich noch ein fünfter Spiessgeselle vor, namens Rofo (glaub ich zumindest). Rofo ist der potentielle zweite Dschungelkenner, den Perreira sich ausbedungen hat, aber Rofo stellt klar, dass er nur mitmacht, wenn´s nach seinem Kopf geht. Perreira und Rofo blaffen sich eine Weile an, bis Leda (ENDLICH) entscheidet, dass Rofo mit von der Partie ist und ihretwegen auch der Boss sein soll.

Später sucht Leda Perreira in seinem Zimmer auf (und wieder wird Franco künstlerisch, was Licht- und Schattenspiele angeht… ein wahrer KÖNNER, taucht er doch den jeweils nicht Dialoge murmelnden Akteur in Schatten und den Sprecher in Licht… andererseits, wahrscheinlich wusste Franco wieder nur nicht, wie man die Szene richtig ausleuchtet). Togal, auf jeden Fall weiht Leda den guten Perreira in ihre finsteren Pläne ein, nämlich Liana auf keinen Fall wieder mit in die Heimat zu bringen. „Ich revanchier mich auch,“ meint Leda und wie könnte das wohl nur gemeint sein… schon schmatzen sich die beiden ab (yuck… so eine Klobürste wie Perreira zu küssen; abgesehen davon würde ich mir das als Perreira nicht bieten lassen, schliesslich hat sie ihn gerade vor Rofo reichlich abgekanzelt und ihm de facto die Kontrolle über die Expedition entzogen. Schwaches Kurzzeitgedächtnis, der Typ…).

Stock Footage eines Rhinozeros teilt uns mit, die Expedition is on its way. Sie ist so grossartig ausgerüstet, dass sie genau aus unseren fünf Protagonisten besteht, die alle auch echt dschungelmässig ausgerüstet sind… ganz besonders Matthew in seinem weissen Anzug und Leda in ihrem hübschen hautengen Top, den Hot Pants und den schicken rosa Stiefeletten. Nicht, dass die nominellen „Profis“ viel professioneller aussehen. Innerhalb von fünf Sekunden befindet sich die Gruppe auch schon im Feindesland, spottet ein paar Eingeborene in the distance und Payton knallt völlig unmotiviert einen davon ab. Why? IITS. Na klar, natürlich MUSS Payton ja für einen Grund sorgen, dass die Eingeborenen der Expedition zukünftig feindselig eingestellt sind.

Die Natives sind logischerweise etwas upset und alarmieren ihre Priesterin Loba.

Rofo hängt dieweil im rasch errichteten Camp (äusserst clever, das GENAU DA aufzustellen, wo man den Eingeborenen gekillt hat) den Chef raus, Payton nimmt sich aus der zukünftigen Handlung, indem er krank wird. Matthew hält den Sexentzug nicht mehr aus und will über Leda rübersteigen. Einzelheiten erspart uns der Chronist gnädigerweise.

Ich wünscht, es wär Nacht und die Preussen kämen… na, immerhin wird es Nacht und was macht die Frau von Welt in der Wildnis des Nächtens, von feindlichen Eingeborenen umzingelt? Wenn´s nach Jess Franco geht, reisst sie sich die Klamotten vom Leib und springt in den nächstbesten See zwecks einer kleinen Schwimmeinlage. Blöderweise wird sie von einem Stock-Footage-Krokodil angegriffen, was sie dazu veranlasst, vermutlich den Weltrekord über 100 m Freistil zu brechen, ehe Rofo und Perreira mit vereinten Kräften, aber nicht unbedingt einig in der Meinung, das Kroko killen (bzw. irgendwohin in die Prärie zu ballern, worauf das Stock-Footage-Kroko etwas herumplastscht), das anschliessend von Stock-Footage-Eingeborenen aus dem See gezogen wird (it makes no sense, aber… hey, es ist ein Jess-Franco-Film…).

Der herbeigeilte Matthew erweist sich als wahrer Charmeur, in dem er seinem Eheweib nur vorhält, nackt wie ein Flittchen herumzulaufen. Ein echter Herzensbrecher…

Leda ist zutiefst gekränkt und wirft sich deshalb gleich mal Perreira an den Hals und irgendwo in den Büschen wird sofort ´ne Nummer geschoben, die Liana, neugierig, wie Teenager nu mal sind, genaustens beobachtet, kann man ja noch was lernen bei.

Aus unerfindlichen Gründen (read: das Script will es so) beschliesst die Gruppe, zu Floss weiterzureisen, um um das Eingeborenen-Lager einen Bogen zu machen (Rofo ist der festen Überzeugung, Liana würde die Gruppe finden, nicht umgekehrt). So, wie die Jungs paddeln, ist es zwar fraglich, dass die in hundert Jahren auch nur zehn Meter weiterkommen würden, aber ist ja auch egal. Ein Schrei aus dem Lager verrät, dass der zurückgelassene Payton wohl ein Problem am Hals hat. Genauer gesagt, hat er am Hals NUR NOCH ein Problem und keinen Kopf mehr, denn Loba hat ihn geköpft (off-screen, aber immerhin hält sie ein severed-head-Prop vor die Kamera).

Die Trauer der restlichen Expeditionsteilnehmer hält sich in argen Grenzen (kann man sogar irgendwo verstehen… schliesslich hat Payton sich die Suppe erst mal selber eingebrockt und zweitens ja eh die Warnung, nie wieder aufzutauchen). Rofo lästert über die dschungeltaugliche Kleidung von Leda und Matthews (der Typ wächst einem richtig ans Herz).

So, irgendwann geht man wieder an Land, stellt sich dabei saudämlich an, Loba und ihre Rasselbande sind auf der Pirsch.

Völlig spontan will sich Rofo von der Gruppe trennen, weil er irgendwie-irgendwo-irgendwann Matthew und Leda belauscht hat und messerscharf und nicht verkehrt geschlossen hat, dass die beiden nix besseres vorhaben, als Liana elegant (zur Not auch weniger elegant) um die Ecke zu bringen. Leda erzählt dem guten Rofo einen vom Pferd – natürlich will man Liana nicht umbringen (ach woher denn), aber wenn sie denn lieber im Dschungel bleiben will, mag man sie nicht zwingen, in die beengende Zivilisation zurückzukehren. Rofo ist nicht wirklich überzeugt, Perreira bringt den Faktor Zaster ins Spiel und bei 25.000 Dollar sagt Rofo nicht mehr partout nein, sondern ist zumindest gewillt, mitzuspielen, falls Liana wirklich das Dschungelleben vorziehen sollte.

Weitere Ausdiskutierung erspart uns Franco erfreulicherweise, indem er einen Eingeborenenangriff vortragen lässt, den unsere „Helden“ relativ unproblematisch zurückschlagen. Sogar Rofo geht das etwas zu einfach.

Loba (neben Liane übrigens die einzige Frau im Eingeborenendorf… entweder vermehren die sich durch Zellteilung oder der Stamm ist bei den Taliban in die Lehre gegangen, was Frauen in der Öffentlichkeit angeht) tanzt sich aus unerfindlichen Gründen einen ab, bis sie von ihren Kriegern irgendwohin gerufen wird (ja, es macht alles so viel Sinn… hey, es ist ein Jess-Franco-Film…)

Leda kriegt ihren moralischen, bzw. eher ihren selbstbemitleidenden… „ich will nur überleben“, meint sie. Wer will das nicht? Rofo eiert irgendwo in der Pampa rum und kritzelt irgendwelche unleserlichen Hieroglyphen auf einen Zettel und spiesst den auf einen Ast. Dann will er von hinnen schleichen, aber von Perreira aufgehalten. Roffo verkündet, dass er von seiner Company die Nase voll hat und gedenkt, den Rückweg einzuschalten, da er immer noch der Überzeugung ist, Matthew & Co. wollten Liana killen. Nicht doch, meint Perreira, wir verscherbeln sie nur auf dem Sklavenmarkt. Tolle Alternative, denkt sich nicht nur Rofo, hat aber momentan die schlechteren Karten, da Perreira ihn mit der Knarre im Schach hält. Trotzdem gelingt es ihm, Perreira in einen Kampf zu verwickeln, und Liana schaut zu, wie Rofo Perreira fürchterlich eins auf die Glocke haut (mit den italo-typischen Dampfhammer-Faust-Geräuschen) und den K.O.-Geschlagenen liegen lässt. Lianas Leibstandarte greift sich den Geplätteten und schleppt ihn von hinnen, während Rofo wieder nicht entscheidend weiter kommt, sondern von anderen Eingeborenen mit einem Pfeil gespickt wird. Loba teilt ihm noch die frohe Kunde mit, dass das ein Giftpfeil ist und er sich schon mal den Löffel zum Schmeissen suchen kann. Rofo schleppt sich noch zum Floss und verröchelt dort.

Liana hat Perreira in ihr Privatquartier schaffen lassen und päppelt den soooo schwer verwundeten mit Melonen hoch. Liana offenbart dem Halbaffen, ihn beim Sex mit Leda beobachtet zu haben und fragt, ob das die Zivilisation ist. Hm, Zivilisation sei, gelegentlich tun und lassen zu können, was man will, erklärt Perreira, was zweifellos unter die, äh, interessantesten Definitionen von „Zivilisation“ fällt. Ist Liana eigentlich auch egal, denn sie will nix anderes als Sex. Schliesslich hatte sie noch nie ´nen Kerl und da in der schmutzigen Fantasie eines Jess Franco nichts anderes wirklich wichtig ist, darf Perreira Liana entjungfern und lässt sich natürlich nicht lange bitten.

Anderswo findet Leda Rofos Farewell-Note und gerät in Panik, aber die Rufe nach Perreira überhört dieser geflissentlich (kenn ich, kenn ich, da kann bei mir das Telefon auch Sturm klingeln…).

Liana und Perreira sind klarerweise umgehend schwer verliebt – Liana bittet Perreira, mit ihr hier im Dschungel zu bleiben (pffz – man merkt, die Gute hat keine Vergleichswerte… dagegen bin ich Adonis). Man stösst auf Leda und Matthews und gurkt zusammen ins Dorf, wo Matthew Dan, den G.W.H., zu sprechen wünscht. Der will aber keine Sau sehen und schon gar nicht seinen Cousin. Eine Flasche Whisky öffnet Türen und die Möglichkeit für heftigstes Chargieren, als Dan und Matthew kurz über eventuelle Rückkehr von Liana „verhandeln“. Dan ist hart wie kruppstahl und schmeisst Matthew mehr oder weniger raus und deutet an, dass ein weiterer „Besuch“ damit enden würde, dass der Besucher diverse Köpfe kürzer würde. Also zieht unser Team unverrichteterdinge wieder ab, man verabschiedet sich (Leda zu Liana: „Lass uns mal telefonieren.“ Jess-Franco-Humor, nehme ich an), Perreira und Liana gehen erst mal beiseite.

Loba echauffiert sich beim G.W.H. über die Fremden und bindet ihm den Bären auf, dass die hinter dem Schatz her wären (war wohl prinzipiell nicht ganz falsch, aber zuletzt hat sich da keiner mehr drum gekümmert), was den G.W.H. ziemlich aufregt. „Halt sie auf!“ Na, das vwollte Loba doch wohl hören, schleicht sie sich doch gleich an das Lager von Matthew und Leda an und zieht ihre Machete…

Liana führt derweil gerade Perreira ihren besten Freund, das Stock-Footage-Nashorn Bamba, vor, Perreira flötet ihr ins Ohr, dass er sie doch gerne mitnehmen würde, aber Liana reist nun mal grundsätzlich nicht ohne ihr Pet-Rhino. Schlechte Karten, Junge (du bist eh eklig…).

Sexuell frustriert streunt Perreira zurück ins Lager und findet dort seine Reisegefährten mit durchgeschnittenen Kehlen (tja, Gorehounds… zu sehen gibt´s nüscht). Wieder mal überwindet Perreira seine Trauer recht flott, „arme Schweine“.

Naja, der Anblick seiner getöteten Compadres scheint übersinnliche Fähigkeiten bei unserem Freund zu triggern, denn in der nächsten Szene wühlt sich Perreira munter durch die Hütte des G.W.H. und sackt den dort gelagerten Diamantenschatz ein. Aaalso… erstmal, woher weiss der davon? Is ja nicht so, dass Perreira irgendwann mal da drin gewesen wäre und Matthew hat´s a) auch nicht gesehen und hatte b) auch keine Gelegenheit, davon zu berichten, wenn er´s denn gewusst hätte. Und wie zum Kuckuck schleicht sich Perreira ungesehen rein & raus aus dem Eingeborenendorf? In die Hütte des Häuptlings? Des Gottes? Hey, G.W.H., feuer deinen Sicherheitschef (mit S.K.I. wär das nicht passiert, hehe). Was soll´s, das Script will es so.

Und es will auch, dass Loba fünf Minuten später den G.W.H. unterrichtet (wo war der gerade? Bei seinem Edelsteinmakler?) und Dan ist verständlicherweise sauer und greift sich höchstselbst sein Gewehr (sicher hat er nach ein paar Jahren in der Wildnis noch massenhaft Munition für das Teil, oder er schnitzt die Patronen selbst).

Perreira wird rasch gestellt, ballert um sich (diverse Natives fallen kreuz & quer durch die Gegend), wird aber doch recht schnell überwältigt. Lianas Leibdiener versucht, selbige über die Angelegenheit zu informieren, droht dem guten Perreira wohl ein unschönes Schicksal, aber Liana (IMMER wieder mit den selben zwei Szenen, entweder auf ihrem Baum sitzend oder an der Liane schwingend, eingeblendet) spielt erst mal lächelnd Verstecken (dummes Gör, andererseits… vielleicht hat sie mittlerweile einen GUTAUSSEHENDEN Kerl gesichtet).

Loba lässt Perreira an den nächstbesten Baum binden und ist dabei, ihre Strafmassnahmen durchzuführen, doch da schwingt sich Liana zur Rettung heran, kehrt die Göttin raus und kassiert erst mal den Schatz ein. Mit Perreira dealt sie persönlich, gibt sie der leicht enttäuschten Priesterin zu verstehen.

Perreira spielt die „mann-bin-ich-froh-dich-zu-sehen“-Nummer ab, aber Liana ist angefressen, zückt ihre Machete und lässt den Kerl und das sicherlich wie ein Flitzebogen gespannte Publikum (gääähn) einige suspensehaltige Sekunden (glaubt vermutlich zumindest Franco) im Ungewissen, ob sie den Typen nun meucheln oder befreien wird. Natürlich letztgenanntes. „Nimm deinen blöden Schatz und hau ab, wir haben genug davon,“ schimpft sie, und unterrichtet ihn, dass sie ihn nur leben lässt, weil er nun mal der Liebhaber der Göttin sei (hat also offenbar seine Vorteile). Perreira lässt den angebotenen Schatz Schatz sein (Depp), sondern salbadert, dass Liana viel wichtiger als jeder Schatz für ihn sei (ach? Your actions speak louder than your words, fella!) und sie doch bitte bitte mit ihm in die Zivilisation zurückkehren soll. Liana will davon nichts wissen (ah, common sense setzt ein) und mit eingezogenem Schwanz, aber ohne Schatz (was für ein IDIOT) trollt sich Perreira von hinnen, aber nicht lang, denn da ist der G.W.H. und ballert Perreira über´n Haufen. „Er musste sterben, denn er wäre zurückgekommen,“ erklärt Papa seiner verwirrten Tochter, und „du gehörst zu deinem Volk“. Ja, klar. „Wenn wir gehen würden, würden die Eingeborenen uns töten,“ setzt er noch hinzu. Klar, jeder killt seine Götter gerne mal. Liana ist zufrieden und verschwindet.

Loba ist begeistert. Da wir unsere Handlung abgehandelt haben, ist es laut Jess Franco nun noch Zeit für etwas MESSAGE. „Du hasst alle Weisse,“ stellt Dan fest und Loba stimmt ihm aus tiefstem Herzen zu (nach einem Film wie diesem bin ich geneigt, ebenfalls zuzustimmen). „Der weisse Mann plündert unser Land und tötet unser Volk. Die alten Götter sind tot, wir haben neue weisse Götter. Unser weisser Gott hilft uns gegen den weissen Mann,“ hält sie das Schlussplädoyer (mann, das ist ungefähr so moralisch wie Deodatos CANNIBAL FEROX), und obwohl sich mir irgendwie aufdrängt, dass darauf noch eine Erwiderung folgen müsste, wird dem Zuschauer der ENDE-Schriftzug um die Ohren geschlagen.

Uff. Eh. Ja. Okay, ich gebe zu, ich bin kein Jess-Franco-Experte im absoluten Sinne, ich hab ein paar seiner Filme gesehen (alle KANN man vermutlich ohne bleibenden Dachschaden überhaupt nicht gesehen haben), aber dass dieser geistige Dünnpfiff auf der nach unten offenen Franco-Blödsinns-Skala einen absoluten Spitzenplatz einnehmen muss, ist mir auch ohne hundert Vergleichsfilme klar wie Klossbrühe.

Sagt mal, wo nimmt dieser Kerl eigentlich seine tollen Ideen her? (Ich geb zu, den Satz hab ich von Bertler & Lieber geklaut). Verdammt nochmal, storytechnisch ist das ganze nichts anderes als das, was uns in den 50er Jahren in den LIANE-Filmen und dann noch mal in den 60ern mit Lana,_Königin_der_Amazonen schon bis zur Genüge serviert wurde. Null eigene Ideen, wenn man davon absieht, dass die Brüste der Bienert länger im Bild sind (okay, viel länger) als die von Marion Michael oder Catherine Schell in den alten Kintopp-Schinken. Nichts, keine einzige originelle oder auch halbwegs unoriginelle Idee (hm, vielleicht darf man den „Twist“, dass Liana sich den „bad guy“ als Lover aussucht, als solches werten, aber nein, lieber doch nicht).

Franco-Fans, die dann wenigstens auf ein wenig sicke Gewaltausbrüche hoffen, wie sie der Meister ja desöfteren zu zelebrieren vermochte, werden ebenfalls heftigst enttäuscht werden. ALLES, aber auch alles, was nur halbwegs danach riechen würde, als könnte es potentiell splattrig werden, findet off-screen statt. Hat zur Folge, dass NACKT UNTER WILDEN ungefähr so hart ist wie die erwähnte Lana, sieht man von dem sekundenkurz im Bild befindlichen und ungefähr so realistisch wie eine SPD-Spendenquittung wirkenden Kopf-Requisit und den auch nicht gerade überzeugenden cutted throats absieht, so dass die verkaufsfördernde Etikettierung als „BLOOD EDITION“ und der schicke „Keine Vermietung an Kinder und Jugendliche“-Sticker natürlich nichts anderes als ein marktstrategischer Gag des neuen Anbieters ist, die vermeintlich (und offenbar tatsächlich, wenn ich das Einkaufsverhalten so manches Prols bei der letzten von mir besuchten Filmbörse beurteile) finanzkräftige Klientel der Gorehounds und Splatterfreaks gehörig auszunehmen, so ist natürlich auch die Neubetitetelung mit MONDO CANNIBALE (oder, je nach Menü oder DVD-Beschriftung MONDO CANNIBALEN oder MONDO KANNIBALEN) zu erklären – wie nicht anders zu erwarten (und, wenn man ein bisschen recherchiert, bevor man einkauft, so wie ich, exakt so befürchtet) steht NACKT UNTER WILDEN an Kannibalismujsgehalt weit weit weit hinter z.B. ROBINSON CRUSOE, da entsprechender Inhalt bei NACKT UNTER WILDEN exakt NULL ist, während bei Robinson es ja wenigstens Kannibalen gibt… Na gut, versöhnlich stimmt, dass die DVD auf der Rückseite mit dem vielversprechenden THE LAST HORROR FILM (hierzulande als LOVE TO KILL gelaufen und neuerdings unter MANIAC 2 firmierend) geliefert wird, so dass zumindest in der Hinsicht das „Blood Edition“-Label stimmt. Okay, ich schweife mal wieder ab.

Also könnte NACKT UNTER WILDEN vielleicht wenigstens ein passabler Abenteuerfilm sein? Eeh… wenn ich´s mir recht überlege, gefällt mir LANA nach „Genuss“ von NACKT UNTER WILDEN gleich viel besser. In getreuer Jess-Franco-Tradition schleppt sich der Film über endlose weitgehend sinnfreie (da die, äh, Story, ja selbst innerhalb des Films niemanden wirklich interessiert, mal geht´s um die Erbschaft, mal um Diamanten, mal um die Liebe zwischen Perreira und Liana) Dialoge von vermeintlichem Höhepunkt zu vermeintlichem Höhepunkt, und, ehrlich gesagt, Höhepunkte gibt´s keine, nur einen Tiefpunkt nach dem anderen. Dramaturgisch eine Nullösung erster Kajüte, ohne jeden Anflug von Spannung oder Aktion heruntergekurbelt – ist halt doch irgendwie scheisse, wenn man ALLES selbermachen will, gelle, Jess?

Sollen wir über „Production Values“ reden? Gerne… bekanntlich sind sämtliche wilde Tiere (mit Ausnahme des Äffchens) aus irgendwelchen Natur- oder Tierfilmen entlehnter Stock Footage entsprungen, das Eingeborenendorf sieht aus, als hätte es ein Pfadfindertrupp im ersten Lehrjahr auf die Beine gestellt und der Dschungel sieht mal wieder verdächtig nach dem nächstbesten greifbaren botanischen Garten einer nahegelegen spanischen Grossstadt aus (schliesslich wissen wir alle, dass afrikanischer, vermeintlich unerforschter Dschungel immer wieder gerne von mehreren Meter breiten planierten Sandpisten durchzogen wird). Jaja, unser Jess weiss, wie man Illusion erzeugen kann.

Schauspieler… eh. Nun gut, fangen wir mal damit an, dass Franco sich vermutlich endlose Casting-Sitzungen durchgelitten hat, bis er die beiden hässlichsten männlichen Hauptdarsteller gefunden hatte, die aufzutreiben waren. Ehrlich unappetitlich die beiden. Antonio Mayans sieht aus, als wäre er einem dieser Spencer/Hill-Westernklopper und dort dem nächsten Saloon-Brawl entsprungen (jedenfalls hat Mayans hunderttausend Western, Horror- und Sandalenfilme gedreht, so dass einem die Visage durchaus aus einem dieser Streifen bekannt sein könnte – ich hab mir nicht die Mühe gemacht, das nachzukontrollieren) und hat in etwa die schauspielerischen Fähigkeiten einer Packung Toastbrot, womit er aber noch Lichtjahre über dem steht, was sein Kollege Albino Graziani (mit einer deutlich überschaubareren Lebensleistung, was Filmoutput angeht, gesegnet) abliefert.

An Dan Villers (Dan, der G.W.H.) wundert mich am meisten, dass er es trotz mehrerer Jahre im Dschungel geschafft hat, seine Wampe zu behalten (Götter werden gut gefüttert, hat´s den Anschein) und genau wie Oliver Mathot chargiert er, dass es (k)eine wahre Freude ist.

Der Geier weiss, wer die Leda gespielt hat. Ist eigentlich auch wurscht, obwohl die Frau zumindest einen ansehnlichen Körper hat und vielleicht, im Rahmen dieses Films natürlich, die bsete schauspielerische Leistung bietet.

Na gut, Katja Bienert. Solche Filme sind natürlich schwerlich geeignet, schauspielerisches Talent zu fördern, wenn man eigentlich nicht mehr zu tun hat, als topless durch´s Gewölle zu tollen. Allerdings war NACKT UNTER WILDEN für die damals Sechzehnjährige nicht mal das Filmdebüt, schon mit 13 war sie für diverse „Report“-Filme und das Sexdrama EUGENIE am Start (offenbar recht freidenkende Eltern, das Girl), es folgten noch ein paar weitere Exploitationstreifen. Bienert hat nach einer längeren schöpferischen Pause sogar wieder zurück ins Genre gefunden, 2000 war sie für den ambitionierten (zu „talentiert“ kann ich mangels Sichtung eines seiner Werke nichts sagen) Amateuerfilmer Andreas Bethmann in dessen Videowerk DÄMONENBRUT hauptrollend am Werke. Immerhin – auch im reifen Alter von 36 Jahren scheint die gute Katja ihre Wurzeln im Exploitation-Film nicht verleugnen zu wollen – für ne anderweitige Karriere hat´s halt aber auch nicht gelangt, es sei denn, man rechnet einen bit part in einem POLIZEIRUF 110 zur grossen Filmkunst. Nein, ich will nicht despektierlich klingen, ich respektiere Akteure, die im Exploitation-Film agieren (hell, ich würde meine Grossmutter verkaufen, um in einem mitzuspielen…). Katja Bienert sieht hier gut aus, muss zumindest nicht radebrechen wie ihre Vorläuferinnen (da sie schon Teenager war, als sie im Dschungel abgestürzt ist) und hat halt nur einen ausgesprochen miesen Männergeschmack (zum Glück ist Franco Ästhet genug, um uns Einzelheiten der angedeuteten Sexszene zu ersparen; sonst hätte ich mir da vermutlich mein Mittagessen noch mal durch´n Kopf gehen lassen).

Ach ja, und Mrs. Jess Franco, Lina Romay, bekannt und beliebt aus praktisch allen Franco-Filmen, die ab Mitte der 70er entstanden, gibt sich auch die Ehre als die unüberzeugend todkranke Millionärin (mir kam das Gesicht trotz der Make-up-Einlagen doch gleich bekannt vor). Na gut, spielen konnte Romay auch schon vorher nicht (siehe Ilsa – The Wicked Warden, Lernprozesse sind im Verlaufe einer langjährigen Zusammenarbeit mit Mr. Franco wohl weniger zu erwarten.

Was also ist das Fazit zu NACKT UNTER WILDEN? Ein Film, den kein Mensch braucht… das, was man in Ermangelung einer echten Story „Plot“ nennen will, ist schon zigtausendmal durchgekaut worden und Franco hat gewiss nicht sein absolutes Herzblut vergossen (er KANN es besser, er KANN es besser, nur meistens tut er´s nicht), was an der inszenatorischen Trägheit und gelegentlich einfach Stümperhaftigkeit deutlich abzulesen ist. Sex und Gewalt, das, was man also gemeinhin erwarten darf, wenn man einen Franco-Film ansieht, finden schlicht und ergreifend nicht statt, das ganze wird dann auch noch von Dilettanten dargeboten und verweigert selbst einem wohlmeinenden Trashpublikum (wie mir, der ja eigentlich wusste, was ihn erwartet) durch absolute freiwillige und unfreiwillige Humorfreiheit jeglichen Unterhaltungswert. Mann, obwohl ich Kannibalenfilme nicht mag, hätte ich mir gewünscht, dass irgendwer gefressen würde, damit wenigstens ein bissel Gore die Langeweile auflockert (und es hätte mindestens einen der Akteure aus dem Spiel genommen).

Bleibt für mich nur die Hoffnung, dass die B-Seite der DVD mich etwas ausgeglichener stimmen kann. Sonst verklage ich Laser Paradise, und eigentlich bin ich Labeln wie diesem immer für´s Ausgraben vergessener Schundfilme dankbar, aber NACKT UNTER WILDEN hätte man wirklich begraben lassen können (aber Katja Bienert ist ein cutie, ehrlich – und verdient die mageren drei Biere in der B-Note).

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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